Wilfried Koch

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Wilfried Koch (2009)

Wilfried Koch (* 24. Januar 1929 in Duisburg; † 9. August 2022[1]) war ein deutscher Maler, Kunsthistoriker, Grafiker, Lehrer, Bildhauer, Musiker und Belletrist. Er lebte ab 1971 mit seiner Frau Hilde in Rietberg-Varensell im Kreis Gütersloh.

Schaffen

Als Kunsthistoriker wurde Wilfried Koch einem breiten internationalen Publikum durch seine Kleine Stilkunde der Baukunst (1967) und die große Baustilkunde – Europäische Baukunst von der Antike bis zur Gegenwart (1982) bekannt. Das Standardwerk für Architekten („Der Koch“) gilt auch für Laien als verständlich. Es enthält 2800 Architektur-Federzeichnungen des Autors. Die beiden Bücher wurden bisher insgesamt mehr als 80-mal in deutscher Sprache aufgelegt und in mehr als 20 Sprachen übersetzt, darunter ins Russische, Chinesische und Japanische. Die Gesamtauflage übersteigt eine Million.

Bronzeskulptur Der gescheiterte Varus von Wilfried Koch. Die Skulptur steht in Haltern am See.
Skulptur Frieden: Der Sturz der apokalyptischen Reiter, Lippisches Landesmuseum Detmold.

Wilfried Koch malte und zeichnete über 1000 Porträts und widmete sich ab 1982 intensiv der Bildhauerei. Er schuf zahlreiche Bronzestatuen nach dem Wachsausschmelzverfahren. In seinen überlebensgroßen Skulpturen gestaltete er Menschen in ihren emotionalen Grenzsituationen und behandelte vor allem Themen aus der Musik, der Mythologie und der christlichen Ikonografie. Zu seinen charakteristischen Ausdrucksmitteln gehörten offene Schalen, aus denen er Rumpf, Arme, und Beine formte. An den Leib setzte er so markante und ausdrucksstarke Träger von Mimik und Gestik: Gesicht, Hände und Füße. Die markanten „Koch-Hände“ sind zu einem Stilbegriff seiner Arbeiten geworden.[2] Die bekanntesten Skulpturen sind: Frieden: Der Sturz der Apokalyptischen Reiter, Schauspieler, Esther, Erdmann, Klagender, Zeitbalance, Seher, Franziskus, Prophet, dreifach gekrönter Kruzifixus, Varus, Narr, Adam-Lilith-Eva.[3]

Als professioneller konzertanter Blockflötist und als Pionier der Wiedererweckung dieses Instruments hatte er sich schon seit den frühen 1950er-Jahren durch Rundfunkaufnahmen und Konzerte im In- und Ausland einen Namen gemacht.

1997 wurde Koch zum Dr.-Ing. E. h. der Universität Kaiserslautern ernannt. 2002 wurde er in die Europäische Akademie der Wissenschaften und Künste berufen.

Wilfried Koch begründete zusammen mit seiner Frau Hilde die „Stiftung Dr. Wilfried und Hilde Koch“. Sie enthält den künstlerischen und wissenschaftlichen Nachlass. 2007 übergab das Ehepaar den gesamten Fundus der Rietberger Sparkassen-Stiftung als Zustiftung. Die Stadt Rietberg kaufte den Klostergarten des ehemaligen Franziskanerklosters. Mit elf Bronzeskulpturen wurde er zum „Skulpturenpark Wilfried Koch“.

In der Nähe erstand die Stadt das Gebäude für das Museum Wilfried Koch. Darin werden mehr als 100 Gemälde, über 700 Zeichnungen sowie der wissenschaftliche und literarische Nachlass in jährlich sechs Wechselausstellungen gezeigt. Acht Bronzeskulpturen stehen in den Museumsgärten.[4]

Weitere Stiftungen von Skulpturen befinden sich unter anderem an der Technischen Universität Kaiserslautern, der Orthodoxen Akademie Kreta sowie dem Kazantzakis-Museum Kreta.

Werke

  • Kleine Stilkunde der Baukunst. 1967.
  • Baustilkunde – Das Standardwerk zur europäischen Baukunst von der Antike bis zur Gegenwart. 32. Auflage. Prestel, München, London, New York 2014, ISBN 978-3-7913-4997-8 (528 S.).
  • Das Märchen vom guten Menschen. 1965, 3. Auflage 2010, ISBN 978-3-924088-12-5.

Literatur

  • Wolfgang Morisse: Vater der »Baustilkunde«, in: Westfalenspiegel, Ausgabe 3/2011, S. 56–57.

Weblinks

Commons: Wilfried Koch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Traueranzeige. In: Die Glocke, 16. August 2022, abgerufen am 16. August 2022.
  2. Menschenbilder von Dr. Wilfried Koch. Thematik, Gestaltung, Stilmittel. Erklärungs-Text der Wilfried-Koch-Stiftung, abgerufen im Januar 2020.
  3. Führer durch Skulpturenpark und Museum in Rietberg.
  4. Rietberg: Lebenswerk von Wilfried Koch bleibt für immer in der Emsstadt (Archivversion). 20. April 2007, archiviert vom Original am 2. Mai 2007; abgerufen am 18. Januar 2015.