Wolfgang Wieland

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Wolfgang Wieland (2009)

Wolfgang Wieland (* 9. März 1948 in Berlin) ist ein ehemaliger deutscher Politiker (Bündnis 90/Die Grünen). Er war von 2005 bis 2013 Mitglied des Deutschen Bundestages und von 2001 bis 2002 Bürgermeister und Senator für Justiz des Landes Berlin.

Leben und Beruf

Nach dem Abitur 1966 in Frankfurt am Main absolvierte Wieland ein Studium der Rechtswissenschaft an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt und der Freien Universität Berlin, welches er 1973 mit dem ersten juristischen Staatsexamen beendete. Nach dem Referendariat legte er 1976 das zweite Staatsexamen ab.

1973 erhielt Wieland ein mehrjähriges Einreiseverbot in die DDR, da er anlässlich der Weltfestspiele der Jugend und Studenten versucht hatte, Flugblätter in die DDR zu schmuggeln.[1] Seit 1977 ist Wieland als selbständiger Rechtsanwalt tätig. Seiner Kanzlei gehört auch die ehemalige Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Renate Künast, als Anwältin an. Zu Wielands Mandanten gehörte auch der türkische Asylbewerber Cemal Altun, der sich 1983 aus Furcht vor der Abschiebung in die türkische Militärdiktatur mit einem Sprung aus dem Fenster des sechsten Stocks des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg das Leben nahm.

Seit 2009 engagiert sich Wieland im Vorstand der Deutschen Gesellschaft e.V. Darüber hinaus ist er stellvertretender Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge.[2]

Im Oktober 2020 übernahm er die Aufgabe eines ehrenamtlichen Ombudsmannes für das Landesamt für Einwanderung Berlin. In dieser Funktion soll er Einwanderer durch Information und Beratung unterstützen und Ansprechpartner für die Mitarbeiter etwa für Verbesserungsvorschläge sein.[3]

Wieland ist verheiratet.

Politik

Wieland war bei der Demonstration am 2. Juni 1967 in West-Berlin gegen den Schah von Persien dabei[4], bei der die Polizei Demonstranten verprügelte und der Beamte Karl-Heinz Kurras den Studenten Benno Ohnesorg von hinten erschoss. Später wandte sich Wieland zeitweise der maoistischen KPD/AO zu[5].

Im Jahr 1978 gehörte Wieland zu den Mitbegründern der Alternativen Liste (AL) in Berlin. Von 1987 bis 1989 sowie von 1990 bis 2004 gehörte Wieland dem Abgeordnetenhaus von Berlin an und war dort von 1987 bis 1989, von 1993 bis 1995, von 1999 bis 2001 sowie letztmals von 2002 bis 2004 Vorsitzender der Fraktion der AL bzw. von Bündnis 90/Die Grünen. Im Jahr 2004 war Wieland Spitzenkandidat der Grünen für die Landtagswahl in Brandenburg. Bei dieser Wahl konnten die Grünen zwar einen Stimmenzuwachs von 1,7 % der Stimmen erreichen, scheiterten mit einem Ergebnis von 3,6 % jedoch an der Fünf-Prozent-Hürde.

Von 2005 bis 2013 war er als Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen für innere Sicherheit Mitglied des Deutschen Bundestages. Wolfgang Wieland war über die Landesliste Berlin in den Bundestag eingezogen. Bei der Bundestagswahl 2009 kandidierte Wieland wie schon 2005 für den Bundestagswahlkreis Berlin-Mitte. Dort erreichte er 21,5 Prozent der Stimmen und landete auf dem dritten Platz knapp hinter der SPD-Kandidatin Eva Högl (26,0 Prozent) und dem CDU-Kandidaten Christian Burholt (22,0 Prozent). Er war in der 17. Wahlperiode Mitglied des Bundestags-Innenausschusses und Mitglied im Untersuchungsausschuss zur Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund. Bei den Wahlen zum 18. Deutschen Bundestag am 22. September 2013 trat er nicht erneut an.

Öffentliche Ämter

Nach dem Bruch der Großen Koalition in Berlin im Sommer 2001 kam es zur Bildung einer auf Duldung durch die PDS angewiesenen rot-grünen Koalition unter dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Wieland wurde daraufhin am 16. Juni 2001 zum Bürgermeister und Justizsenator des Landes Berlin gewählt. Nachdem die SPD nach der vorgezogenen Abgeordnetenhauswahl eine Koalition mit der PDS einging, schied Wieland am 17. Januar 2002 aus dem Amt.

In der 18. Wahlperiode des Deutschen Bundestages (2013 bis 2017) war Wieland stellvertretendes Mitglied der G 10-Kommission.

Im November 2020 wurde er von den Obleuten des Wirecard-Untersuchungsausschusses des 19. deutschen Bundestages als Sonderermittler bestellt, der die Geheimdienstverstrickungen des Unternehmens aufklären helfen soll[6].

Kabinett

Literatur

  • Werner Breunig, Andreas Herbst (Hrsg.): Biografisches Handbuch der Berliner Abgeordneten 1963–1995 und Stadtverordneten 1990/1991 (= Schriftenreihe des Landesarchivs Berlin. Band 19). Landesarchiv Berlin, Berlin 2016, ISBN 978-3-9803303-5-0, S. 394.

Weblinks

Commons: Wolfgang Wieland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikinews: Wolfgang Wieland – in den Nachrichten

Einzelnachweise

  1. Vgl. Webseiten der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus von Berlin: Veranstaltungsbericht: Schön war die Zeit...? Der Einfluss der Stasi auf die West-Berliner Parteien (Memento vom 31. Juli 2015 im Internet Archive), eingesehen am 29. April 2010.
  2. Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge: frieden, Oktober 2017
  3. Innensenator Geisel ernennt Ombudsmann für Einwanderer. Abgerufen am 6. Oktober 2020.
  4. Webseite der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen: Zwischen Alternativer Szene und Polizei (Memento vom 14. Mai 2010 im Internet Archive) am 25. August 2006
  5. Peter Zolling: K-GRUPPEN: Wende-Genossen. In: Focus Online. 8. September 1997, abgerufen am 14. Oktober 2018.
  6. Schweigende Wirtschaftsprüfer verärgern Politik und Kollegen. Abgerufen am 24. November 2020.