Zoo Heidelberg

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Zoo Heidelberg
Vollständiger Name Tiergarten Heidelberg gGmbH
Ort Heidelberg
Fläche 10,2 Hektar
Eröffnung 20. November 1934
Tierarten 160 Arten[1] (2020)
Individuen 1980 Tiere[2] (2020)
Besucherzahlen 457.730[3] (2018)
Organisation
Leitung Klaus Wünnemann (Zoodirektor) und Frank-Dieter Heck (kfm. Geschäftsführer)
Mitglied bei WAZA, EAZA, VdZ
Heidelberg Tiergarten Haupteingang.JPG

Historisches Eingangsportal

https://www.zoo-heidelberg.de/
Zoo Heidelberg (Baden-Württemberg)

Koordinaten: 49° 24′ 55″ N, 8° 39′ 39″ O

Gedenkstein zur Gründung des „Kurpfälzischen Tiergartens“

Der Zoo Heidelberg wurde 1933 gegründet und am 20. November 1934 offiziell eröffnet. Die Anlage umfasst 10,2 ha und zählte im Jahr 2015 knapp 500.000 Besucher. Der Tierbestand umfasst etwa 2478 Tiere in 155 Arten (Inventurergebnis vom Januar 2019[2]). Der Zoo beteiligt sich an mehreren Europäischen Erhaltungszuchtprogrammen. Zoodirektor ist seit 1998 Klaus Wünnemann. Der Zoo wird als gemeinnützige GmbH geführt (Tiergarten Heidelberg gGmbH).

Geschichte

Der Tiergarten wurde 1934 auf einem Gelände im Westen des Stadtteils Neuenheim eingeweiht. Dort befand sich zuvor der 1914 begonnene, aber nur teilweise fertiggestellte und infolge des Ersten Weltkrieges zum Soldatenfriedhof umgewidmete neue Heidelberger Zentralfriedhof. Er musste aufgegeben werden, da durch die Neckarkanalisation ab Mitte der 1920er Jahre, namentlich den Bau des Neckarseitenkanals, der Schleuse Schwabenheim und des Stauwehrs Wieblingen, der Grundwasserspiegel in den an den Fluss angrenzenden Bereichen soweit angestiegen war, dass sie nicht mehr für Begräbnisse genutzt werden konnten. Statt seiner wurde 1934 der Heidelberger Ehrenfriedhof in Betrieb genommen.[4][5]

Grundlage der Zoogründung war eine Stiftung, die auf Initiative des Studienrates und Ornithologen Otto Fehringer durch Carl Bosch initiiert wurde. Otto Fehringer war von 1933 bis 1938 einer der Geschäftsführer der gemeinnützigen Tiergarten-GmbH. In den Anfangsjahren litt der neu gegründete Zoo unter Geldmangel, der sich nach dem Tod des Stiftungsgründers 1940 und durch die Kriegsjahre weiter verschärfte. Im März 1945 wurde der Tiergarten durch einen Bombenangriff fast vollständig zerstört. In den Jahren danach war der Zoo von der Schließung bedroht und konnte sich auch in den 1950er Jahren trotz beginnender Aufbauarbeiten nur langsam entwickeln.

1972 übernahm Dieter Poley die Leitung[6] und begann mit einer Generalerneuerung und dem Aufbau zahlreicher Anlagen wie Vogelanlage, Robbenanlage (1973, umgebaut 2006), Afrikaanlage (1977), Raubtierhaus (1978) und dem so genannten Bärenschaufenster (1981) die Neuzeit des Tiergartens. Später kamen neue Vogelanlagen (1985), das Menschenaffenhaus (1988) und das Küstenpanorama (1991) hinzu. 1999 entstanden die großen Freiflugvolieren für Waldrapp und Sichler, 2000 wurde eine Kea-Anlage gebaut und 2002 folgten der Umbau des kleinen Affenhauses, die Eröffnung des Yellowstone-Sees und der neuen Tigerfreianlage.

2009 wurde die neue Flugvoliere für die Riesenseeadler eröffnet. Zudem wurden am 9. Juni mit dem ersten Spatenstich durch den Heidelberger Oberbürgermeister Eckart Würzner die Bauarbeiten für das Großprojekt Neubau des Elefantenhauses begonnen,[7] das 2010 eröffnet wurde. Als einziger deutscher Zoo hält er derzeit eine Gruppe junger Elefantenbullen entsprechend der natürlichen Sozialstruktur heranwachsender Bullen in Freiheit.

Im März 2014 wurde eine neue Waschbärenanlage eingeweiht. Auf 540 Quadratmetern ist eine naturnahe Landschaft mit einem etwa 200 Quadratmeter großen Teich entstanden.[8]

Auch weiterhin werden viele der alten Gehege naturnah umgestaltet und die Tierhaltung damit weiter verbessert: Eine vergrößerte Freianlage, die sich Syrische Braunbären und Korsakfüchse teilen, wurde im Juni 2015 eröffnet.[9] Im Juli 2018 wurde die neue Außenanlage der Lemuren eröffnet.[10] Anfang 2018 begannen mit dem symbolischen Spatenstich die Bauarbeiten für eine neue Löwenanlage, die rund ein Jahr dauern sollten. Am 26. Februar 2019 wurde die neue Löwenanlage von Bürgermeister Wolfgang Erichson, Zoodirektor Dr. Klaus Wünnemann, erster Vorsitzender der Tiergartenfreunde Dr. Jan Gradel und Landschaftsarchitekt Markus Rötzer vom Landschaftsarchitekturbüro faktorgruen feierlich eröffnet.[11]

Tierbestand

Der Zoo Heidelberg verfügt über einen Tierbestand mit seltenen Arten. Die Menschenaffen sind mit Flachlandgorillas und Schimpansen in zwei Arten vertreten. Im Affenhaus leben darüber hinaus Spitzhörnchen und Roloway-Meerkatzen. Besonders aus der Familie der Katzen sind mit Asiatischer Goldkatze und Sumatra-Tiger seltene Arten zu sehen. Seit Mai 2016 hält der Zoo auch ein Paar von Berberlöwen.[12] Am Eingangsbereich des Zoos befindet sich eine auch von außerhalb einsehbare Anlage, auf der Syrische Braunbären zusammen mit Korsakfüchsen leben. Weitere Raubtierarten sind Rote Pandas, Waschbären, Erdmännchen und Indische Mungos. Auf einer Afrika-Anlage leben Damara-Zebras, Große Kudus, Blessböcke und Strauße zusammen mit Bronzeputen und Rosapelikanen. Einmalig in Deutschland ist die Haltung einer Gruppe junger Elefantenbullen entsprechend der natürlichen Sozialstruktur heranwachsender Bullen in Freiheit. Die Robben sind durch eine Gruppe Mähnenrobben vertreten, die Beuteltiere werden durch Rote Riesenkängurus repräsentiert. 80 Vogelarten, und damit zahlenmäßig die größte Gruppe im Zoo, werden in Volieren oder auf natürlich gestalteten Weihern gehalten.[2] Eine seltene Nachzucht des bedrohten Mitchell-Lori (Trichoglossus forsteni mitchelii) ist 2021 gelungen. Diese Papageienart ist stark gefährdet, deshalb ist diese Nachzucht relevant für den Artenschutz.[13]

Bilder

Weblinks

Commons: Zoo Heidelberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Inventur 2020 im Zoo Heidelberg Presseinformation Zoo Heidelberg vom 22. Januar 2021.
  2. a b c Inventur 2018 im Zoo Heidelberg Presseinformation Zoo Heidelberg vom 24. Januar 2019.
  3. Bilanz 2018: Heidelberger Zoo vermeldet mehr als 450.000 Besucher. In: Rhein-Neckar-Zeitung. 1. Februar 2019.
  4. Der Ehrenfriedhof auf der Website von Via Monumentum, Verein zur Denkmalpflege Heidelberger Friedhöfe, abgerufen am 25. Mai 2014.
  5. Geschichte der Friedhöfe der Stadt auf der Website des Heidelberger Geschichtsverein (mit Lageplan), abgerufen am 25. Mai 2014.
  6. und Langjähriger Zoo-Direktor Dieter Poley ist tot, Rhein-Neckar-Zeitung 2021
  7. BAZ zum Sonntag vom 4./5. April 2009.
  8. Klettern und Spielen in neuen Dimensionen: Die neue Anlage für die Waschbären ist eröffnet. (Memento vom 20. März 2014 im Internet Archive) Presseinformation Zoo Heidelberg vom 18. März 2014.
  9. Heidelberg hat einen Blickfang mehr (Memento vom 4. Februar 2016 im Internet Archive) Presseinformation Zoo Heidelberg vom 3. Juni 2015.
  10. Neue Außenanlage für die Lemuren eröffnet. Abgerufen am 2. April 2019 (deutsch).
  11. Neue Löwenanlage feierlich eröffnet. In: Presseinformation Zoo Heidelberg. Abgerufen am 26. März 2019 (deutsch).
  12. Umzug eines Königpaares: Im Zoo Heidelberg halten bald zwei Berberlöwen aus Hannover Einzug. Pressemitteilung des Zoo Heidelberg. @1@2Vorlage:Toter Link/www.zoo-heidelberg.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
  13. Eric Diener: Haltung und Zucht des Mitchell-Loris im Zoo Heidelberg. In: PAPAGEIEN. Nr. 6. Arndt-Verlag e.K., Juni 2021, ISSN 0934-327X, S. 210 - 214.