Quelltext der Seite Adolf Eichmann

[[Datei:Adolf Eichmann at Trial1961.jpg|mini|hochkant|Adolf Eichmann während des [[Eichmann-Prozess|Prozesses gegen ihn]] in Jerusalem (Mai 1961)]]
[[Datei:Adolf Eichmann (signature).svg|rahmenlos|rechts|hochkant|Unterschrift von Adolf Eichmann]]
'''Otto Adolf Eichmann'''<ref name="nizkor-ftp-archive" /> (* [[19. März]] [[1906]] in [[Solingen]]; † [[1. Juni]] [[1962]] in [[Ramla]] bei [[Tel Aviv]], [[Israel]]) war ein [[Deutschland|deutscher]] [[SS-Obersturmbannführer]]. Während der [[Zeit des Nationalsozialismus]] und des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] leitete er in Berlin das „[[Eichmannreferat]]“. Diese zentrale Dienststelle des [[Reichssicherheitshauptamt]]es (RSHA, mit dem [[Eichmannreferat|Kürzel IV B 4]]) organisierte die [[Judenverfolgung|Verfolgung]], [[Vertreibung]] und [[Deportation#Deportationen während des Nationalsozialismus|Deportation]] von Juden und war mitverantwortlich für die [[Holocaust|Ermordung]] von schätzungsweise sechs Millionen Menschen im weitgehend vom [[NS-Staat]] besetzten Europa. Im Mai 1960 wurde er von israelischen [[Agent (Nachrichtendienst)|Agenten]] aus [[Argentinien]] entführt und nach Israel gebracht, wo [[Eichmann-Prozess|ihm ein öffentlicher Prozess]] gemacht wurde. Er wurde [[Todesstrafe|zum Tode verurteilt]] und in der Nacht vom 31.&nbsp;Mai auf den 1.&nbsp;Juni 1962 durch [[Hängen]] [[Hinrichtung|hingerichtet]].

== Leben ==
=== Jugend und Ausbildung ===
[[Datei:MariaEichmann Todesanzeige crop.jpg|mini|Todesanzeige für Adolf Eichmanns Mutter (26. August 1916 in der ''[[Tages-Post (Linz)|Linzer Tages-Post]]'')]]
Eichmanns Vater Karl Adolf zog im Jahre 1914 mit seiner Frau Maria geb. Schefferling<ref name="19160826TPT">{{ANNO|tpt|26|08|1916|10|(Todesanzeige Maria Eichmann)}}</ref> und den sechs Kindern von Solingen, wo er als Buchhalter für die [[Stadtwerke Solingen (Versorgungsabteilung)|Elektrizitäts]]- und [[Stadtwerke Solingen (Verkehrsbetrieb)|Straßenbahngesellschaft]] tätig war, ins [[österreich]]ische [[Linz]] in die Bischofstraße 1. Dort starb seine Frau am 24. August 1916.<ref name="19160826TPT" /> Er heiratete in zweiter Ehe Maria Zawrzel, die zwei weitere Söhne in die Ehe mitbrachte.<ref>[http://www.bbc.co.uk/history/worldwars/genocide/eichmann_01.shtml Lebenslauf Eichmanns beim BBC], abgerufen am 13. Januar 2011.</ref> Die kirchliche Trauung fand am 22. August 1918 in der [[Christuskirche (Gallneukirchen)|evangelischen Kirche von Gallneukirchen]] statt.<ref>{{ANNO|tpt|21|08|1918|4|Vermählungen}}</ref> Adolf sen. wurde am 28. November 1922 in den [[Aufsichtsrat]] der neu gegründeten ''E.B.G. (Oberösterreichische Elektro-Bau-Aktien-Gesellschaft)'' gewählt; zugleich war er Stellvertreter des Direktors.<ref>{{ANNO|tab|02|12|1922|6|Volkswirtschaft. Gründung der E.-B.-G., Oberösterreichischen Elektro-Bau-Aktien-Gesellschaft}}</ref> Anfang 1923 spendete er 200.000&nbsp;[[Österreichisch-ungarische Krone|K]] für das [[Ruhrbesetzung|besetzte Ruhrgebiet]] (''Ruhrhilfe'').<ref>{{ANNO|tpt|13|03|1923|6|Oberösterreichischer Ausschuß für die Ruhrhilfe}}</ref> Später wurde Adolf sen. kaufmännischer Leiter der ''Elektrizitäts- und Straßenbahn-Gesellschaft Linz''. Am 30. April 1924 schied er „im freundschaftlichen Einvernehmen mit dieser aus den Diensten der Gesellschaft“. Man sprach ihm „wärmsten Dank und die Anerkennung […] für seine langjährige, erfolgreiche Tätigkeit“ aus, verbunden mit den besten Glückwünschen für seine neue Tätigkeit, der „Leitung einer von ihm gegründeten Bergbau-Gesellschaft“.<ref>{{ANNO|tpt|03|05|1924|6|Elektrizitäts- und Straßenbahngesellschaft Linz}}</ref> Dieser Firma gelang 1924 die Erschließung von [[Ölschiefer]] im [[Untersberg]].<ref>{{ANNO|svb|26|11|1924|5|Der Salzburger Ölschiefer}}</ref> Am 4. November 1924 wurde Adolf sen. beim Linzer [[Handelsgericht]] als Gesellschafter der Maschinen- und Mühlenbauanstalt ''Aigner, Eichmann & Co.'' eingetragen.<ref>{{ANNO|tab|17|11|1925|6|Vom Handelsgericht}}</ref>

Adolf Eichmann verließ als einziger (und ältester) Sohn das [[Bundesrealgymnasium Linz Fadingerstraße]] ohne [[Schulabschluss|Abschluss]], während alle seine Geschwister die Realschule erfolgreich beendeten.<ref>Hannah Arendt: ''Eichmann in Jerusalem.'' München 2020, S. 101.</ref> Als sein Vater die österreichische Staatsbürgerschaft erhielt, war Adolf schon volljährig. Dadurch blieb er im Gegensatz zu seinen jüngeren Geschwistern deutscher Staatsbürger.<ref>Heinz Niederleitner: ''In weiter Ferne so nah. Der Eichmann-Prozeß in drei oberösterreichischen Parteizeitungen.'' In: Gesellschaft für Landeskunde (Hrsg.): ''Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines.'' Band 146/1, Linz 2001, S. 629–667, hier S. 641 ({{ZOBODAT|pfad=pdf/JOM_146a_0629-0667.pdf}});<br />Robert Heinrich Drechsler: ''Gedenkbuch Simon Wiesenthal 1908–2005.'' Dokumente zur Zeitgeschichte, Wien 2005, S. 127;<br />[https://ausstellung.de.doew.at/b126.html ''Adolf Eichmann.''] Website des [[Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes|Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes]], abgerufen am 16. Mai 2021.</ref>

Während seiner Schulzeit lernte er [[Ernst Kaltenbrunner]] kennen, der später als Chef des [[Hauptamt Sicherheitspolizei|Hauptamts Sicherheitspolizei]] und des [[Sicherheitsdienst des Reichsführers SS|SD]] sein Vorgesetzter wurde. Auch [[Adolf Hitler]] hatte diese Schule besucht, allerdings von 1900 bis 1904.<ref>[http://www.fadi.at/schule/schulgeschichte.html ''Die Geschichte der Fadingerstraße.''] Website des BRG Linz Fadingerstraße, abgerufen am 2. Mai 2019.</ref> Eichmann begann 1921 eine Ausbildung zum [[Mechaniker]] an der ''Höheren Bundeslehranstalt für Elektrotechnik, Maschinenbau und Hochbau'' in Linz.

Eichmann verließ die Bundeslehranstalt im Jahre 1921 wiederum ohne einen Abschluss und war ab 1923 zunächst Arbeiter in der ''Untersberger Bergbaugesellschaft'', in der auch sein Vater arbeitete, von 1925 bis 1927 Verkäufer für die ''Oberösterreichische Elektrobau AG'' und schließlich bis zum Frühjahr 1933 Vertreter für das Bundesland [[Oberösterreich]] bei der [[Socony-Vacuum Oil|Vacuum Oil Company AG]], einer Tochterfirma von [[Standard Oil]].

Am 21. März 1935 heiratete er Vera Liebl (1909–1997), mit der er vier Söhne hatte (Klaus, * 1936 in [[Berlin]], Horst Adolf, * 1940 in [[Wien]], Dieter Helmut, * 1942 in [[Prag]], und [[Ricardo Eichmann|Ricardo Francisco]], * 1955 in [[Buenos Aires]]).

Adolf Eichmanns Bruder Helmut (* um 1910) fiel am 3. März 1942 an der [[Deutsch-Sowjetischer Krieg|Ostfront]].<ref>{{ANNO|tpt|21|04|1942|6|(Todesanzeige Helmut Eichmann)}}</ref>

=== Positionen und Funktionen in NSDAP und SS ===
==== Laufbahn vor 1941 ====
[[Datei:EichmannSSdoc.jpg|mini|Eigenhändiger [[Lebensgeschichte|Lebenslauf]] (Juli 1937)]]

Eichmann trat im Jahre 1927 der [[Frontkämpfervereinigung Deutsch-Österreichs]] bei, im April 1932 wurde er Mitglied der österreichischen [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] ([[Liste der NSDAP-Mitgliedsnummern|Mitgliedsnummer]] 889.895)<ref>Peter Krause: ''Der Eichmann-Prozeß in der deutschen Presse.'' Campus, Frankfurt&nbsp;a.&nbsp;M. 2002, ISBN 3-593-37001-8, S.&nbsp;21.</ref> und der SS (SS-Nr. 45.326). Als am 19.&nbsp;Juni 1933 die NSDAP und alle ihre Gliederungen in Österreich [[Geschichte Österreichs#Politische Polarisierung|verboten]] wurden, ging er im Juli nach Bayern, wo er als Mitglied der [[Österreichische Legion|Österreichischen Legion]] zunächst in [[Klosterlechfeld]] und später in Dachau eine vierzehnmonatige paramilitärische Ausbildung bei der SS absolvierte. Hier meldete er sich im Oktober 1934 freiwillig zum [[Sicherheitsdienst des Reichsführers SS|Sicherheitsdienst]] (SD) der SS nach Berlin.

Zunächst arbeitete er dort als Hilfskraft in der SD-Abteilung II 111, die unter anderem für den Aufbau einer sogenannten ''Freimaurerkartei'' zuständig war. Im Juni 1935 wurde Eichmann in die neugeschaffene Abteilung II&nbsp;112 ''(Juden)'' versetzt, in der er das Referat ''(Zionisten)'' leitete.<ref>[[Saul Friedländer]]: ''Das Dritte Reich und die Juden: die Jahre der Verfolgung 1933–1939. Die Jahre der Vernichtung 1939–1945.'' Durchgesehene Sonderausgabe. C.H. Beck, München 2007, S. 216&nbsp;f.</ref> In enger Zusammenarbeit mit der [[Geheime Staatspolizei|Gestapo]] war er hier zunächst vor allem darum bemüht, die damals so genannte ''Auswanderung''&nbsp;– d.&nbsp;h. Vertreibung&nbsp;– der Juden aus Deutschland voranzutreiben. Sein Vorgesetzter war bis Ende 1936 [[Leopold von Mildenstein]], der ihn auch in das Amt geholt hatte, und ab 1937 [[Herbert Hagen]].<ref>Günter Schubert: ''Erkaufte Flucht. Der Kampf um den [[Haavara-Abkommen|Haavara-Transfer]].'' Metropol, Berlin 2006, S. 136.</ref> Eine im Januar 1937 vorgelegte Denkschrift ''Zur Judenfrage'' stammt wahrscheinlich von Eichmann. Darin erklärte er das Judentum zu einer [[Nation]], die „ein ewiger Feind des Nationalsozialismus“ sei. Die daher nötige „‚Entjudung Deutschlands‘“ könne „nur erfolgen, wenn den Juden in Deutschland die Lebensbasis, d. h. die wirtschaftliche Betätigungsmöglichkeit, genommen wird“. Eichmann schlug eine systematische [[Arisierung]] vor. Ergänzend riet er zu wenngleich illegalen [[Pogrom]]en wie dem [[Kurfürstendamm-Krawall von 1935]]: „Das wirksamste Mittel, um den Juden das Sicherheitsgefühl zu nehmen, ist der Volkszorn, der sich in Ausschreitungen ergeht“. Insgesamt gelte es, „Auswanderung nach Gebieten, wo die Juden dem Reich nicht schaden können, zu fördern“, das heißt in Länder, die auf keiner hohen [[Kulturstufe]] stünden und wo sie „nur unter entbehrungsreicher Arbeit sich erhalten“ könnten. Als solche Länder sah er einige Staaten [[Südamerika]]s sowie [[Palästina (Region)|Palästina]] an und empfahl eine „Zentralstelle“, um die jüdische Auswanderung in diese Gebiete zu fördern.<ref>[[Michael Wildt]]: (Hrsg.): ''Die Judenpolitik des SD 1935 bis 1938. Eine Dokumentation.'' Oldenbourg, München 1995, ISBN 3-486-64571-4, S. 95–105; zitiert bei Alan E. Steinweis: ''Kristallnacht 1938.'' Harvard University Press, Cambridge 2009, ISBN 978-0-674-03623-9, S. 50 (abgerufen über [[Verlag Walter de Gruyter|De Gruyter]] Online).</ref> Auf eine Einladung zionistischer Funktionäre reiste Eichmann gemeinsam mit Hagen 1937 nach Palästina. Dort besuchten sie [[Haifa]] und wanderten durch das [[Karmel (Gebirge)|Karmel-Gebirge]]. Nach wenigen Tagen wurden Eichmann und Hagen jedoch von der [[Palestine Police|britischen Mandatspolizei]] nach [[Ägypten]] abgeschoben.<ref>Hannah Arendt: ''Eichmann in Jerusalem.'' München 2020, S. 141f.</ref>

Nach dem [[Anschluss Österreichs]] im Jahre 1938 wurde Eichmann als SD-Führer zum ''SS-Oberabschnitt Donau'' versetzt. In Wien kommandierte er, entgegen seiner Behauptung und dem Urteil im späteren Prozess, während der [[Novemberpogrome 1938|„Kristallnacht“]] Zerstörungs-Einheiten.<ref>{{Literatur |Autor=[[Claude Lanzmann]] |Titel=[[Der letzte der Ungerechten]] |Verlag=DOR Film / Le Pacte |Ort=Rom, Paris, Wien |Datum=2013 |ISBN=978-2-07-010670-7 |Sprache=de |Kommentar=Minute 52:50—55:30 |Originaltitel=Le Dernier des injustes |Zitat=Ich habe Eichmann gesehen am zehnten November (1938). Er ist in mein Büro eingebrochen mit dem Revolver in der Hand. (…) Im Tempel Seitenstettengasse, wo ich eine Truppe vorfand, die mit einem Eifer dabei war, alles zu zerstören. (…) Und kommandiert das Ganze hat gerade Herr Eichmann. Er war dort. (…) Damals hat er zerhaut die Einrichtungsgegenstände im Tempel, Eichmann selbst.}}</ref>

Er baute zusammen mit seinem Stellvertreter [[Alois Brunner]] die ''[[Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien]]'' auf, welche die erzwungene Ausreise der jüdischen Bevölkerung aus Österreich betrieb.<ref>{{Literatur |Autor=Christian Faludi |Titel=Die „Juni-Aktion“ 1938. Eine Dokumentation zur Radikalisierung der Judenverfolgung |Verlag=Campus |Ort=Frankfurt am Main/New York |Datum=2013 |ISBN= |Seiten=35–45}}</ref> Um Juden aus Wien bei der Flucht ins Ausland zu helfen, mussten Einrichtungen wie die [[Schwedische Israelmission in Wien]] mit Eichmann zusammenarbeiten. Im März 1939 wurde er mit der Errichtung einer [[Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Prag|Auswanderungsbehörde in Prag]] nach demselben Modell wie in Wien beauftragt. Ende 1939/Anfang 1940 wurde Eichmann anstelle von [[Heinrich Müller (Gestapo)|Heinrich Müller]] Geschäftsführer der zuvor von [[Hermann Göring]] eingerichteten ''[[Reichszentrale für jüdische Auswanderung]]'' in Berlin und wurde Leiter des Referats IV&nbsp;D&nbsp;4 (Räumungsangelegenheiten und Reichszentrale für jüdische Auswanderung) beim [[Reichssicherheitshauptamt]] (RSHA) in Berlin. Die „Wiener Erfolge“ (in ca. 18 Monaten wurden 150.000 Juden vertrieben) ließen sich in dieser Form&nbsp;– unter anderem wegen des Kriegsbeginns und weil immer weniger Staaten bereit waren, die Flüchtlinge aufzunehmen&nbsp;– nicht mehr wiederholen. Auch die Pläne zur Judenvertreibung nach [[Madagaskarplan|Madagaskar]] und [[Nisko-Plan|Nisko]] scheiterten.

==== Eichmann und die industrielle Menschenvernichtung ====
Im Juli 1941 wurde Eichmanns Referat im Zuge einer Umstrukturierung des RSHA und infolge des Auswanderungsverbots für Juden (Herbst 1941) in IV&nbsp;B&nbsp;4 (Juden- und Räumungsangelegenheiten) umbenannt. Als Leiter des Referats IV&nbsp;D&nbsp;4 bzw. IV&nbsp;B&nbsp;4 war Adolf Eichmann für die gesamte Organisation der [[Deportation von Juden aus Deutschland]] und den besetzten europäischen Ländern zuständig. Ihm unterstand die Koordination sämtlicher Transporte, er sorgte für die Einhaltung der Fahrpläne und die Zusammenstellung und Auslastung der Eisenbahnzüge, welche die Menschen in die [[Ghetto]]s und [[Konzentrationslager]] transportierten. Er war somit direkt mitverantwortlich für die Enteignung, Deportation und Ermordung von rund sechs Millionen Juden.

Die Reisen Eichmanns, bei denen er sich über die Umsetzung von Deportationen und Morden informierte, rekonstruierte der Historiker [[Götz Aly]] mit Zitaten aus Eichmanns ''Götzen'' betitelten Aufzeichnungen:<ref>[http://www.schoah.org/shoah/eichmann/goetzen.htm schoah.org: ''Götzen'']</ref>
{{Zitat
 |Text=Im Herbst 1941 besuchte er eine Massenerschießung in Minsk, später – vermutlich im November – das noch im Bau befindliche [[Vernichtungslager Bełżec]], die [[Vernichtungslager Chełmno|Gaswagenstation Chełmno (Kulm)]] nördlich von [[Łódź]] inspizierte er während des Vernichtungsbetriebs im Januar und erst danach, ‚im Frühjahr 1942‘, das Vernichtungszentrum Auschwitz: ‚[[Rudolf Höß|Höß]], der Kommandant, sagte mir, daß er mit [[Cyanwasserstoff|Blausäure]] töte. Runde Pappfilze waren mit diesem Giftstoff getränkt und wurden in die Räume geworfen, worin die Juden versammelt wurden. Dieses Gift wirkte sofort tödlich.‘
 |ref=<ref>Götz Aly: ''Adolf Eichmanns späte Rache.'' In: ''Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften.'' 11, 2000, Heft 1, S. 186–191, hier S. 190 (Zitate im Zitat von Adolf Eichmann; [https://journals.univie.ac.at/index.php/oezg/article/view/5137/5021 online]; PDF; 2,0&nbsp;MB).</ref>}}

[[Datei:Adolf Eichmann, 1942.jpg|mini|hochkant|Adolf Eichmann in der Uniform des SS-Obersturmbannführers (ca. 1942)]]

Eichmann soll alle größeren Vernichtungslager besucht und Ermordungen in Augenschein genommen haben. Er verschaffte sich so den Überblick über die industrielle Vernichtung von Menschen nach 1941, um Methode und Logistik der Vernichtung vom Schreibtisch aus rationalisieren zu können.

Für die [[Wannseekonferenz]] am 20. Januar 1942, auf der die bereits vorher beschlossene sogenannte ''[[Endlösung der Judenfrage]]'' koordiniert wurde, verfasste Eichmann die Redevorlagen für Heydrichs Vortrag und war verantwortlich für die Protokollführung.<ref>Stangneth: ''Eichmann vor Jerusalem.'' Anmerkung 665 auf S. 589.</ref>

Als am 19. März 1944 mit dem [[Unternehmen Margarethe]] die deutsche Besetzung Ungarns begann, war das sogenannte [[Eichmann-Kommando]] hauptverantwortlich für die Massendeportation [[Juden in Ungarn|ungarischer Juden]] in die Vernichtungslager. Gleichzeitig verhandelte er im Auftrag [[Heinrich Himmler]]s gemeinsam mit [[Kurt Becher]] mit dem jüdischen Hilfskomitee in Budapest über den Freikauf einzelner jüdischer Gefangener.

Trotz seiner besonderen Stellung innerhalb der SS begegnete Eichmann [[Adolf Hitler]] nie persönlich.

==== Gerüchte über Eichmann als Hebraist ====
Seit den späten 1930er-Jahren stand Eichmann im Ruf, besondere Kenntnisse der [[Jüdische Kultur|jüdischen Kultur]] und der [[Jüdische Sprachen|jüdischen Sprachen]] zu besitzen. Damit verbunden war die Annahme, Eichmann sei in der Nähe von [[Tel Aviv]] geboren; seine Eltern seien Deutsche gewesen, die in der von der [[Tempelgesellschaft]] unterhaltenen Siedlung [[Tempelgesellschaft#Sarona|Sarona]] am Fluss [[Jarkon]] gelebt hätten. Weiter wurde vermutet, Eichmann könne fließend [[jiddisch]] und [[Hebräische Sprache|hebräisch]] sprechen, sei mit den jüdischen Riten vertraut und könne sich unbemerkt unter Juden bewegen.<ref>Vgl. Aufbau, Artikel vom 6. Dezember 1940, zitiert nach Stangneth: ''Eichmann vor Jerusalem.'' S. 48&nbsp;f.</ref>

Diese Gerüchte wurden vermehrt seit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs in deutsch-jüdischen Exil-Zeitungen veröffentlicht, darunter im New Yorker [[Aufbau (jüdische Zeitung)|Aufbau]] oder in der [[Pariser Tageszeitung]]. Der ''Aufbau'' bezeichnete Eichmann im Dezember 1940 als „perfekten [[Hebraistik|Hebraisten]]“. Auch unter den in Deutschland lebenden Juden waren diese Gerüchte verbreitet. Sie hielten sich noch über das Ende des Zweiten Weltkriegs hinaus; 1947 äußerten mehrere jüdische Tageszeitungen die Vermutung, es sei Eichmann aufgrund seiner besonderen Fähigkeiten gelungen, unerkannt nach Palästina einzuwandern, wo er versteckt unter Juden lebe.

Diese Gerüchte entsprachen nicht der Realität. [[Benjamin Murmelstein]], der Eichmann jahrelang zuarbeitete, berichtet, dass dieser noch nicht einmal wusste, dass die [[hebräische Schrift]] von rechts nach links gelesen wird.<ref>{{Literatur |Autor=[[Claude Lanzmann]] |Titel=[[Der letzte der Ungerechten]] |Verlag=DOR Film / Le Pacte |Ort=Rom, Paris, Wien |Datum=2013 |ISBN=978-2-07-010670-7 |Kommentar=Ab Minute 50:50 |Originaltitel=Le Dernier des injustes |Zitat=Einmal hat er von mir verlangt irgendeine Übersetzung und ich habe gesehen, dass er nicht weiss, von welcher Seite den Text in die Hand zu nehmen. Er hat keine Ahnung gehabt.}}</ref> Eichmann hatte keine Beziehung zur Templersiedlung von Sarona und konnte weder Hebräisch noch Jiddisch sprechen. Gesichert ist lediglich, dass er sich zunächst im [[Autodidakt|Selbststudium]] und 1937 anlässlich einer gemeinsamen Reise mit [[Herbert Hagen]] nach Haifa und Kairo<ref>[http://aldeilis.net/german/reisebericht-von-adolf-eichmann-nach-palaestina/ ''Reisebericht von Adolf Eichmann nach Palästina.'' Berlin, dem 4. November 1937]</ref> einige Grundkenntnisse im Hebräischen angeeignet und „einzelne Sprachversatzstücke“ aufgenommen hatte.<ref>Stangneth: ''Eichmann vor Jerusalem.'' S. 51.</ref> Außerdem hatte er seitens seiner Stiefmutter angeheiratete jüdische Verwandte, denen er nach seiner Aussage im [[Eichmann-Prozess]] inoffiziell die Ausreise in die [[Schweiz]] ermöglicht hatte.

Forscher gehen heute davon aus, dass Eichmann die Gerüchte um seine Person gezielt verbreitete oder von seinem Mitarbeiter [[Dieter Wisliceny]] verbreiten ließ. Dabei soll er zwei Ziele verfolgt haben: Einerseits sei es ihm darum gegangen, „den jüdischen Gemeinden (in Deutschland) Angst zu machen“<ref>Stangneth: ''Eichmann vor Jerusalem.'' S. 50.</ref> und die Ausreisebereitschaft angesichts einer Situation zunehmender Unsicherheit zu erhöhen. Andererseits wollte Eichmann bei deutschen Behörden als Experte für jüdische Kultur anerkannt werden und dadurch seine Machtbasis innerhalb der Verwaltung stärken.

=== Kriegsgefangenschaft, Untertauchen und Flucht ===
[[Datei:WP Eichmann Passport.jpg|mini|hochkant|Der Rotkreuz-Ausweis, mit dem Eichmann 1950 unter falschem Namen nach Argentinien einreiste. Ausgestellt von [[Leo Biaggi de Blasys]].]]

Im Frühjahr 1945 trennte sich Eichmann im österreichischen [[Altaussee]] von seiner Familie und den letzten verbliebenen Mitarbeitern. Unter dem Namen ''Adolf Barth'' und im angeblichen Rang eines [[Dienstgrade der Wehrmacht#Mannschaften 2|Obergefreiten]] der [[Luftwaffe (Wehrmacht)|Luftwaffe]] geriet er in [[Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg|US-Kriegsgefangenschaft]]. Aufgrund seiner [[Blutgruppentätowierung]], die ihn eindeutig als SS-Mitglied auswies, bezeichnete er sich jedoch bald als [[SS-Untersturmführer]] ''Otto Eckmann''. Man [[Internierung|internierte]] ihn im Gefangenenlager [[Oberdachstetten]]. Nachdem er gegenüber einigen Mitgefangenen seine wahre Identität preisgegeben hatte, erhielt er von dem ehemaligen SS-Offizier [[Hans Freiesleben]] im Januar 1946 ein Empfehlungsschreiben, das ihm ein Untertauchen in der kleinen Ortschaft [[Altensalzkoth]] in der [[Lüneburger Heide]] ermöglichen sollte. Im Februar floh Eichmann aus dem Lager und gelangte mit der Unterstützung alter Seilschaften über [[Hamburg]] zu diesem neuen Zufluchtsort. Auf seinem Weg dorthin konnte er sich gefälschte Papiere beschaffen, die ihn als Kaufmann ''Otto Heninger'' aus Prien, geboren in Breslau, auswiesen. Unter diesem Namen nahm er in der Kloster-Revierförsterei [[Kohlenbach (Bergen)|Kohlenbach]] eine Arbeit als Holzfäller und Waldarbeiter an.

Bereits am 3. Januar 1946 hatte Dieter Wisliceny vor dem [[Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher|Nürnberger Prozess]] ausgesagt, Eichmann habe ihm gegenüber im Februar 1945 seinen [[Suizid]] im Falle einer deutschen Niederlage mit den Worten angekündigt: „Ich werde lachend in die Grube springen, denn das Gefühl, fünf Millionen Menschen auf dem Gewissen zu haben, ist außerordentlich befriedigend.“<ref>{{ANNO|wku|04|01|1946|1|Himmlers Adjutant sagt aus}}</ref>

Als 1948 sein Arbeitgeber, die Firma Burmann, den Betrieb einstellen musste, mietete er sich auf einer Hofstelle in Altensalzkoth für eine monatliche Miete von zehn [[Reichsmark|Mark]] ein 18-m²-Zimmer, kaufte etwa hundert Hühner und lebte vom Verkauf von Eiern und Geflügel<ref>[http://www.abendblatt.de/hamburg/article107827145/Tuer-an-Tuer-mit-dem-NS-Verbrecher-Adolf-Eichmann.html ''Tür an Tür mit Adolf Eichmann: Hamburger Abendblatt, 24. Juli 2010.'']</ref><ref>[http://www.nwzonline.de/hintergrund/eichmann-unerkannt-im-heidedorf_a_1,0,1784739085.html Karsten Krüger: ''Unerkannt im Heidedorf.'' In: NWZ Online, vom 20. September 2002]</ref><ref>[https://www.spiegel.de/geschichte/untergetauchter-kriegsverbrecher-a-946564.html Eike Frenzel: ''Mein Nachbar, der Massenmörder.''] einestages – Zeitgeschichten auf [[Der Spiegel|Spiegel-Online]], 6. August 2010. Ein Gruppenfoto einer Hochzeitsgesellschaft vom 12. September 1947 zeigt Eichmann an diesem Ort: [https://www.mopo.de/hamburg/historisch/ns-verbrecher-adolf-eichmann-mein-kumpel--der-massenmoerder-32630198 Hamburger Morgenpost], 1. Juni 2019</ref> sowie von Gelegenheitsarbeiten. Mit Hilfe des [[Sterzing]]er Pfarrers Johann Corradini gelangte er über die österreichische Grenze nach Südtirol, wo er im [[Franziskanerkloster Bozen]] untergebracht wurde.<ref>[[Gerald Steinacher]]: ''Adolf Eichmann: Ein Optant aus Tramin.'' S. 329 [http://digitalcommons.unl.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=1138&context=historyfacpub →online als Digitalisat der University of Nebraska – Lincoln] (PDF, abgerufen am 26. September 2014).</ref> Im Jahr 1950 hatte er ausreichende Ersparnisse, mit Hilfe deutsch-katholischer Kreise um den österreichischen Bischof [[Alois Hudal]] im [[Vatikanstadt|Vatikan]] über Italien entlang der sogenannten [[Rattenlinien]] nach Argentinien auszuwandern. Eichmann gab sich als ''Ricardo Klement'' aus. Dieser Name stand auch im Flüchtlingspass des [[Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung|Internationalen Komitees vom Roten Kreuz]] in [[Genf]].<ref>[http://polpix.sueddeutsche.com/polopoly_fs/1.1370045.1355316699!/httpImage/image.jpg_gen/derivatives/900x600/image.jpg Visumstempel vom 14. Juni 1950 für ''Ricardo Klement''] (abgerufen am 26. September 2014).</ref><ref>[http://www.spiegel.de/panorama/zeitgeschichte/0,1518,485728,00.html ''Eichmanns gefälschter Pass entdeckt.''] Der Spiegel, 30. Mai 2007.</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://avarchives.icrc.org/Picture/18433 |titel=Justificatif du titre de voyage de Adolf Eichmann alias Riccardo Klement. |hrsg=ICRC Audiovisual Archives |sprache=en |abruf=2021-01-11}}</ref> Einige Zeit später holte er seine Familie nach. Sie lebten in relativ bescheidenen Verhältnissen. 1955 wurde der Sohn [[Ricardo Eichmann]] geboren, der nach dem nun vom Vater verwendeten Namen benannt wurde. Eichmann fand schließlich eine Anstellung als Elektriker im Lkw-Werk von [[Daimler-Benz]] in [[González Catán]].

=== Hinweise auf Eichmanns Aufenthaltsort ===
Der hessische [[Generalstaatsanwalt]] [[Fritz Bauer]] erhielt 1957 einen Brief des mit ihm befreundeten deutschen Juden und [[KZ Dachau|KZ]]-Überlebenden [[Lothar Hermann]] aus [[Buenos Aires]], dessen Tochter Sylvia Eichmanns ältesten Sohn kennengelernt und sich über dessen [[Geschichte des Antisemitismus seit 1945|antisemitische]] Äußerungen gewundert hatte. Fritz Bauer informierte die israelische Regierung, denn es bestand [[Haftbefehl]] und er fürchtete, dass ein deutsches [[Auslieferung (Recht)|Auslieferungsbegehren]] Eichmann warnen würde. Die Regierung von [[David Ben Gurion]] hatte jedoch kein Interesse an der Verfolgung von Naziverbrechern, weil sie nach dem [[Luxemburger Abkommen]] ihre Beziehungen zur [[Kabinett Adenauer III|Regierung Adenauer]] nicht gefährden wollte. Ein eigens angereister [[Mossad]]-Agent soll nach der Besichtigung von Eichmanns Wohnung in der Calle Chacabuco zu der Einschätzung gekommen sein, ein so wichtiger Nationalsozialist könne nicht in so ärmlichen Verhältnissen leben. Aber Lothar Hermann mobilisierte die deutsch-jüdische Gemeinschaft in Buenos Aires und schrieb schließlich im März 1960 einen Brief an die israelischen Behörden: „Wie es scheint, haben Sie kein Interesse, Eichmann zu fassen.“<ref>Gaby Weber: [http://www.deutschlandfunk.de/der-held-aus-quirnbach-die-spate-ehrung-des-lothar-herman.media.36277ed04e1e4d5b1232e0e97e9de7e8.pdf ''Der Held aus Quirnbach – Die späte Ehrung des Lothar Herman.''] PDF, Text eines Features vom Deutschlandfunk, 26. Februar 2013.</ref>

Wie im August 2021 bekannt wurde, stammte der entscheidende Hinweis samt Belegen auf Eichmanns Aufenthaltsort in Buenos Aires, der den Zugriff des Mossad auslöste, von dem deutschen Geologen und Historiker [[Gerhard Klammer]], dem Adolf Eichmann zwischen 1950 und 1953 bei einer Baufirma in der [[Provinz Tucumán]] im Nordwesten Argentiniens als ‚Landvermesser‘ zugearbeitet hatte. Bei einem weiteren Argentinien-Aufenthalt Klammers im Herbst 1959 kam es zu einer Zufallsbegegnung mit Eichmann an dessen neuer Wirkungsstätte in Buenos Aires, bei der Klammer Kenntnis von Eichmanns genauem Aufenthaltsort erlangte. Unter Mitwirkung seines Göttinger Studienfreundes Giselher Pohl, Militärpfarrer in Unna, und von dessen Vorgesetztem [[Hermann Kunst]], dem ersten evangelischen Militärbischof der Bundeswehr, gelangte diese Information samt Belegen im November 1959 an Fritz Bauer. Als Bauer dem Mossad im Dezember 1959 in Jerusalem Klammers Belege übermittelte, ohne seinen Informanten preiszugeben, ordnete Ben Gurion kurz darauf die Ergreifung Eichmanns an.<ref>[[Bettina Stangneth]], [[Willi Winkler (Autor)|Willi Winkler]]: ''Der Mann, der Adolf Eichmann enttarnte''. In: Süddeutsche Zeitung, Nr. 192. 21./22. August 2021, S. 11–13 ([https://projekte.sueddeutsche.de/artikel/gesellschaft/der-mann-der-adolf-eichmann-enttarnte-e114499/ zahlpflichtig])</ref><ref>siehe auch [https://projekte.sueddeutsche.de/artikel/gesellschaft/the-man-who-exposed-adolf-eichmann-e933572/ englische Fassung]</ref>

Anfang 2011 wurde durch erst zu jenem Zeitpunkt freigegebene [[Bundesnachrichtendienst|BND]]-Akten bekannt, dass der westdeutsche Auslandsgeheimdienst ([[Organisation Gehlen]], ab 1956 BND) bereits 1952 sichere Kenntnis vom Aufenthaltsort Eichmanns hatte.<ref>Sarah Judith Hofmann: [http://www.dw.com/de/die-akte-eichmann/a-16931123 ''Geschichte: Die Akte Eichmann.''] Deutsche Welle, 3. September 2013.</ref><ref>Der Eintrag im BND-Archiv aus dem Jahre 1952 lautete: „Standartenführer EICHMANN befindet sich nicht in Ägypten, sondern hält sich unter dem falschen Namen CLEMENS in Argentinien auf. Die Adresse von E. ist beim Chefredakteur der deutschen Zeitung in Argentinien ‚[[Der Weg. Monatshefte zur Kulturpflege und zum Aufbau|Der Weg]]‘ bekannt.“ Dienstgrad und Deckname Eichmanns sind jedoch fehlerhaft. [http://www.bild.de/BILD/news/2011/01/08/adolf-eichmann/bnd-kannte-versteck-von-nazi-monster.html ''Bild liefert letzten Beweis: BND kannte Versteck von Nazi-Monster Eichmann.''] Bild, 7. Januar 2011</ref> Die Journalistin [[Gaby Weber]] klagte 2010 erfolgreich vor dem [[Bundesverwaltungsgericht (Deutschland)|Bundesverwaltungsgericht]] auf Freigabe der Akten, die zuvor mit einer [[Sperrerklärung]] des [[Bundeskanzleramt (Deutschland)|Bundeskanzleramtes]] versehen waren.<ref>[[Heribert Prantl]]: [http://www.sueddeutsche.de/politik/akten-was-nicht-in-der-welt-ist-1.3028598 ''Akten – Was nicht in der Welt ist.''] Süddeutsche Zeitung, 10. Juni 2016. Weber reichte auch in Karlsruhe Verfassungsbeschwerde ein, um an amtliche Akten zu kommen, die der Privatisierung anheimgefallen sind.</ref><ref>[[Willi Winkler (Autor)|Willi Winkler]]: [http://www.sueddeutsche.de/politik/adolf-eichmann-und-der-bnd-beide-augen-zu-1.1046367 ''Adolf Eichmann und der BND: Beide Augen zu.''] Süddeutsche Zeitung, 14. Januar 2011.</ref> Bereits im Juni 2006 hatten erstmals zugängliche [[Central Intelligence Agency|CIA]]-Akten Hinweise darauf geliefert, dass Eichmanns Aufenthaltsort der CIA sowie dem BND und damit vermutlich auch der Bundesregierung bereits seit 1958 bekannt war.<ref>Scott Shane: [http://www.nytimes.com/2006/06/07/world/americas/07nazi.html ''„C.I.A. Knew Where Eichmann Was Hiding“, Documents Show.''], The New York Times, 7. Juni 2006.</ref> Nach der Einschätzung des Historikers Timothy Naftali deutet das Material darauf hin, dass es in westdeutschen Geheimdienstkreisen Befürchtungen in Bezug auf mögliche Aussagen Eichmanns über [[Hans Globke]] gab:<ref name="Naftali">Timothy Naftali: [http://www.fas.org/sgp/eprint/naftali.pdf New ''Information on Cold War CIA Stay-Behind Operations in Germany and on the Adolf Eichmann Case.''] [[Federation of American Scientists]], 6. Juni 2006, S. 4 ff. (PDF; 721&nbsp;kB)</ref> Der damalige Chef des Bundeskanzleramts war während der Nazi-Zeit Herausgeber eines Kommentars zu den [[Nürnberger Gesetze|Nürnberger Rassengesetzen]] gewesen.<ref>[[Jürgen Bevers]]: ''Der Mann hinter Adenauer Hans Globkes Aufstieg vom NS-Juristen zur Grauen Eminenz der Bonner Republik.'' Berlin 2009, S. 186.</ref> Naftali spricht von einer „Eichmann-Krise in der Bonner Regierung“.<ref name="Naftali" /> Weder diese noch die CIA informierten [[Israel]] über ihren Kenntnisstand, obwohl der Staat seit Jahren nach Eichmann suchte.<ref name="Naftali" />

=== Festnahme in Argentinien und Entführung nach Israel ===
Eichmann fühlte sich in Argentinien sehr sicher und gab sogar Interviews. Aber soweit er je stillen Schutz aus den USA oder Westdeutschland hatte, verlor er ihn, als er versuchte, sich in Interviews mit [[Willem Sassen]], einem niederländischen SS-Mann und [[Nationalsozialistische Propaganda|NS-Propagandisten]], durch die Belastung Dritter reinzuwaschen, und Sassen Teile der Interviews an das ''[[Life (Magazin)|Life]]''-Magazin verkaufen wollte. CIA-Chef [[Allen Dulles]] meldete am 20.&nbsp;September 1960, ''Life'' wolle die Fluchterinnerungen Eichmanns drucken.<ref>Joachim Riedl: [http://www.zeit.de/2006/25/Unter_Freunden/komplettansicht ''Wie Geheimdienste Eichmann jahrelang deckten.''] Die Zeit, 14. Juni 2006.</ref>

Am 11.&nbsp;Mai 1960 gelang einer [[Zielfahndung|Zielfahndergruppe]] des Mossad (u.&nbsp;a. [[Peter Malkin]], [[Zvi Aharoni]] und [[Rafi Eitan]]) der [[Zugriff (Polizei)|Zugriff]] auf Eichmann in San Fernando, einem Stadtteil von [[Buenos Aires]]. Argentinien hatte zu der Zeit kein [[Auslieferungsabkommen]] mit Israel, so dass die Operation ohne Einbeziehung der örtlichen Behörden ausgeführt wurde. Die Zielperson „Attila“ (Eichmann) wurde sodann mit einem Flugzeug der [[El Al]] – als Flugbesatzungsmitglied getarnt und so an den argentinischen Flughafenkontrollen vorbeigeschmuggelt – am 22.&nbsp;Mai direkt von Buenos Aires nach [[Israel]] verbracht. Premierminister [[David Ben-Gurion|David Ben Gurion]] gab am 23.&nbsp;Mai bekannt, dass Eichmann sich in Israel in Haft befinde.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www1.wdr.de/stichtag/stichtag-266.html |titel=23. Mai 1960 – Entführung von Adolf Eichmann bekannt gegeben |werk=wdr.de |datum=2015-05-23 |abruf=2020-05-22}}</ref>

Am 23. Mai 1960 erließ der Distriktrichter in [[Haifa]] den Haftbefehl gegen Eichmann. Auf Antrag Argentiniens befasste sich auch der [[Sicherheitsrat der Vereinten Nationen]] mit dem Vorfall. Er stellte nach einer Anhörung Israels mit der Resolution&nbsp;138 vom 23.&nbsp;Juni 1960 fest, dass ein Vorgehen wie das in Betracht stehende im Wiederholungsfall den internationalen Frieden und die Sicherheit gefährden könne, und verlangte von Israel die Leistung angemessener Wiedergutmachung.<ref>[http://www.un.org/en/ga/search/view_doc.asp?symbol=S/RES/138(1960) Resolution 138 vom 23. Juni 1960 (S/4349)], engl./frz., Abruf am 8. April 2021</ref> In einer gemeinsamen Erklärung vom 3. August 1960 ließen Argentinien und Israel verlautbaren, übereingekommen zu sein, die Angelegenheit, die auf ein Vorgehen israelischer Staatsbürger zurückgehe, das fundamentale Rechte des argentinischen Staates verletzt habe, als erledigt zu betrachten.<ref>«[…] resuelven considerar concluido el incidente originado en la accion cometida por nacionales israelies en perjuicio de derechos fundamentales del Estado argentino», zitiert im Urteil gegen Eichmann {{Webarchiv |url=http://www.ess.uwe.ac.uk/genocide/Eichmannd.htm |text=Judgment in the Trial of Adolf Eichmann – Part 4 |wayback=20040906181825}}</ref>

[[Lothar Hermann]], der erste Hinweisgeber, wurde 1961 in Argentinien verhaftet und misshandelt. Erst 1972 erhielt er heimlich die von der israelischen Regierung ausgelobte Belohnung. Im Jahr 2012 wurde er von der jüdischen Gemeinde Buenos Aires geehrt.<ref name="dr1992314">[http://www.dradio.de/dlf/sendungen/dasfeature/1992314/ ''Der Held von Quinbach – Die späte Ehrung des Lothar Hermann.''] Deutschlandfunk, 26. Januar 2013.</ref>

=== Prozess und Hinrichtung ===
{{Hauptartikel|Eichmann-Prozess}}
[[Datei:Adolf Eichman in Ramle Prison1961.jpg|mini|hochkant|Adolf Eichmann im Hof des [[Ajalon-Gefängnis]]ses in Israel (April 1961)]]
[[Datei:1961-04-13 Tale Of Century - Eichmann Tried For War Crimes.ogv|mini|Fernsehbericht über A. Eichmanns Gerichtsverhandlung in Israel 1961 (englisch)]]

Eichmann war der erste Nationalsozialist, der in Israel nach dem [[Gesetz zur Bestrafung von Nazis und Nazihelfern]] angeklagt wurde.<ref>{{Literatur |Autor=Felix Bohr |Titel=(S+) Todesurteil gegen Adolf Eichmann: Als die Deutschen den Holocaust nicht länger verdrängen konnten |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2021-12-15 |ISSN=2195-1349 |Online=https://www.spiegel.de/geschichte/todesurteil-gegen-adolf-eichmann-1961-konnten-die-deutschen-den-holocaust-nicht-laenger-verdraengen-a-11ef854f-ebb9-4102-b68a-6f3a4d0d0c89 |Abruf=2021-12-15}}</ref> Der [[Eichmann-Prozess]] vor dem Jerusalemer Bezirksgericht (Aktenzeichen 40/61) begann am 11.&nbsp;April 1961 und endete am 15.&nbsp;Dezember des Jahres mit dem [[Todesstrafe|Todesurteil]]. Das Urteil wurde am 29.&nbsp;Mai 1962 durch das Berufungsgericht bestätigt.

Eichmanns Zelle hatte eine Größe von drei mal vier Metern. Die Sicherungsmaßnahmen waren enorm, da die israelische Regierung fürchtete, Eichmann könne [[Suizid]] begehen. Ein Wachmann saß rund um die Uhr in seiner Zelle, hinter der Zellentür ein zweiter, der durch ein Guckloch seinen Kollegen beobachtete. Ein weiterer Wachposten stand hinter der Tür zum Ausgang. In der Zelle brannte Tag und Nacht Licht, und ein Polizeiarzt untersuchte Eichmann zweimal täglich.

Die von dem israelischen Generalstaatsanwalt [[Gideon Hausner]] ausgearbeitete Anklageschrift umfasste fünfzehn Punkte, unter anderem „Verbrechen gegen das jüdische Volk“, „[[Verbrechen gegen die Menschlichkeit]]“, „[[Kriegsverbrechen]]“ und die „Mitgliedschaft in einer [[Verbrecherische Organisation|verbrecherischen Organisation]]“.<ref>Christian Hofmann: [http://www.zukunft-braucht-erinnerung.de/der-eichmann-prozess-in-jerusalem/ ''Der Eichmann-Prozess in Jerusalem 1961''], Arbeitskreis Zukunft braucht Erinnerung, 5. Oktober 2004.</ref>

Im Verlauf des Verfahrens wurden mehr als einhundert Zeugen aufgerufen und Tausende von Dokumenten als Beweismaterial vorgelegt. Insbesondere die Zeugenaussagen der Überlebenden der [[Konzentrationslager]] trugen mit dazu bei, dass die Schrecken der Verfolgung und Vernichtung der europäischen Juden einer breiten Öffentlichkeit ins Bewusstsein gerufen wurden. Die internationalen Medien berichteten ausführlich über diesen spektakulären Prozess, und Adolf Eichmann wurde rasch zum Stereotyp eines NS-[[Schreibtischtäter]]s. Vor allem auch in der deutschen Öffentlichkeit stieß der „Fall Eichmann“ auf großes Interesse. Alle großen deutschen Tageszeitungen sowie das Fernsehen berichteten ausführlich und nahezu täglich über den Jerusalemer Prozess. Sein [[Strafverteidiger (Deutschland)|Strafverteidiger]] war der Deutsche [[Robert Servatius]].

Eichmann beharrte vom Beginn des Prozesses bis zum Schluss und auch noch in seinem späteren Gnadengesuch darauf, dass er im juristischen Sinne unschuldig sei, und berief sich auf einen vermeintlichen [[Befehlsnotstand]].<ref>{{cite web|url=https://www.youtube.com/watch?v=X098U8_oU1Q|title=The Spielberg Jewish Film Archive: Witnesses of the Eichmann Trial (englisch)|last=Eichmann|first=Adolf|orig-year=1999|website=Youtube|access-date=2021-04-08|quote=Ein Offizier hat einen Fahneneid geleistet. Wenn dieser Fahneneid gebrochen wird, ist dieser Mann ein Lump. Ich habe hier einen Eid geleistet, dass ich die Wahrheit sage, und ich bin befleißigt und prüfe mich jeden Abend: Habe ich die Wahrheit gesagt oder habe ich ein einziges Mal die Unwahrheit gesagt? Genauso habe ich auf dem Standpunkt gestanden zu jeder Zeit: Eid ist Eid.}} (ab Minute 38:43)</ref><ref>Zitat Eichmanns vor Gericht (1961): „In jener Zeit lebte man in einer Zeit der von Staats wegen legalisierten Verbrechen und es ist die Verantwortung der Befehlsgeber gewesen.“ In: Film-Mitschnitt von [[Leo Hurwitz]] (1961) aus dem Gerichts-Saal in: [[Eyal Sivan]]: ''Un spécialiste. Portrait d'un criminel moderne.'' (1999), Blaqout / Univers Ciné / CNC, dort ab 1:39:45</ref><ref>Nach umfangreichen Recherchen und Quellenstudien gelangt die Zeithistorikerin [[Bettina Stangneth]] in ihrem Buch ''Eichmann vor Jerusalem. Das unbehelligte Leben eines Massenmörders'' (Zürich 2011) zu der Einsicht, dass es Eichmann gelang, sich selbst vor Gericht als pedantischen „Schreibtischtäter“ und Befehlsempfänger, als „Rädchen im Getriebe“ darzustellen – eine konstruierte Legende. In Wahrheit war er, Stangneth zufolge, das vorausschauend-planende Gehirn des Massenmordes an den Juden. Vgl. [https://www.welt.de/print/wams/kultur/article13053660/Eichmann-hat-eine-perfide-Show-abgezogen.html ''Eichmann hat eine perfide Show abgezogen.''] Interview mit Bettina Stangneth. Von [[Alan Posener]], Die Welt, 3. April 2011.</ref> Menschlich habe er sich durch die Mitwirkung an der Deportation aber schuldig gemacht. Gleichzeitig bot er an, öffentlich Suizid zu begehen, da Reue nur etwas für kleine Kinder sei, Sühne aber so möglich wäre. Ein persönlich an den israelischen Präsidenten [[Jizchak Ben Zwi]] gerichtetes Gnadengesuch Eichmanns wurde abgelehnt.<ref>Torsten Teichmann: [https://www.tagesschau.de/ausland/eichmann-gnadengesuch-101.html ''Zum Holocaust-Gedenktag Israel veröffentlicht Eichmanns Gnadengesuch.''] bei ARD, 27. Januar 2016</ref> Das Todesurteil, [[Hängen]], wurde am 1.&nbsp;Juni 1962 0:02&nbsp;Uhr im [[Ajalon-Gefängnis]] von [[Ramla]] [[Hinrichtung|vollstreckt]].<ref>William Lovell Hull: ''The struggle for a soul.'' 1st ed., [[Doubleday (Verlag)|Doubleday]], New York City, 1963, [https://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=mdp.39015065795596&view=1up&seq=178 S.160]. Abgerufen am 12. April 2021 (englisch).</ref> Er ist der bislang einzige Mensch, der nach einem Gerichtsverfahren der israelischen Justiz zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde.

== Mitarbeiter Eichmanns ==
Als Mitarbeiter Eichmanns wurden, besonders durch ihre Tätigkeit als [[Judenreferent]] in verschiedenen SD-Dienststellen, bekannt:
* [[Franz Abromeit]] (1907–1964) seit 1942 im Reichssicherheitshauptamt Referat IV B 4 tätig
* [[Friedrich Boßhammer]] (1906–1972), im Januar 1942 ins RSHA Referat IV&nbsp;B&nbsp;4 versetzt
* [[Alois Brunner]] (* 1912 – formal für tot erklärt 2021), sein Stellvertreter, seit November 1938 Zentralstelle Wien
* [[Theodor Dannecker]] (1913–1945), seit 1937 im Sicherheitsdienst Abt.&nbsp;II&nbsp;112
* [[Rolf Günther (SS-Mitglied)|Rolf Günther]] (1913–1945), ebenfalls als Stellvertreter, ab Juli 1938 in der Zentralstelle, Wien
* [[Hermann Krumey]] (1905–1981), sein Stellvertreter in Ungarn, 1944 dem Reichssicherheitshauptamt Referat IV&nbsp;B&nbsp;4 zugeteilt

== Rezeption ==
=== Sassen-Interview ===
In Argentinien fand Eichmann Kontakt zu einer Gruppe um [[Eberhard Fritsch]], der in seinem Dürer-Verlag die rechtsextreme Zeitschrift ''[[Der Weg. Monatshefte zur Kulturpflege und zum Aufbau|Der Weg]]'' erscheinen ließ. Man traf sich von April bis November 1957 an den Wochenenden im Haus von [[Willem Sassen]], einem ehemaligen SS-Kriegsberichterstatter und Autor des Dürer-Verlags. Auch [[Ludolf-Hermann von Alvensleben]] nahm regelmäßig teil. Die Treffen sollten Veröffentlichungen vorbereiten, mit denen man zur Rehabilitierung des Nationalsozialismus den millionenfachen Judenmord widerlegen oder relativieren wollte. Eichmann leugnete jedoch nichts, sondern bestätigte den Ausrottungsplan:
{{Zitat
 |Text=Ich muß Ihnen ganz ehrlich sagen, hätten wir von den 10,3 Millionen Juden, die [[Richard Korherr|Korherr]], wie wir jetzt nun wissen, ausgewiesen hat, 10,3 Millionen Juden getötet, dann wäre ich befriedigt und würde sagen, gut, wir haben einen Feind vernichtet.
 |ref=<ref>{{Literatur |Autor=Bettina Stangneth |Titel=Nein, das habe ich nicht gesagt |TitelErg=Eine kurze Geschichte der Argentinien-Papiere |Sammelwerk=Einsicht: Bulletin des Fritz Bauer-Instituts |Nummer=5 |Verlag=Wochenschau-Verlag |Ort=Schwalbach |Datum=2011 |ISSN=1868-4211 |Seiten=18 |Online={{Digitalisat |1=https://www.fritz-bauer-institut.de/fileadmin/editorial/publikationen/einsicht/einsicht-05.pdf}} |Abruf=2011-04-21}}</ref>}}
{{Zitat
 |Text=Ich war kein normaler Befehlsempfänger, dann wäre ich ein Trottel gewesen, sondern ich habe mitgedacht, ich war ein Idealist gewesen.
 |ref=<ref>Irmtrud Wojak: ''Eichmanns Memoiren. Ein kritischer Essay.'' Fischer TB, Frankfurt 2004, ISBN 3-596-15726-9, S. 195 mit Anm. 15 (Verweis auf Sassen-Interview im Bundesarchiv).</ref><ref>Offenbar aus dem Gedächtnis zitiert; der originale Wortlaut lautet: Auf Nachfrage: „Sie waren ein Trottel? Sie haben nicht mitgedacht?“ — Eichmann: „Mitgedacht? Ja, mitgedacht habe ich selbstverständlich.“ (Auf weitere Nachfrage) „Ein Idealist war ich. Ich war ein Befehlsempfänger. Und ich habe diese jüdische Angelegenheit mit Idealismus solange gemacht, solange es sich um aufbauende Werte handelte, nicht ab dem Augenblick, als es sich um abbauende Werte handelte.“ Film-Mitschnitt von [[Leo Hurwitz]] (1961) aus dem Gerichtssaal in: [[Eyal Sivan]]: ''Un spécialiste.  Portrait d'un criminel moderne.'' (1999), Blaqout / Univers Ciné / CNC, dort ab 1:22:25</ref>}}

Als „Sassen-Interviews“ werden die entstandenen handschriftlichen Notizen, Kommentare und die Abschriften von über 72 Tonbändern auf rund eintausend Seiten bezeichnet. Wie ein Vergleich mit den wenigen erhaltenen Tonbändern zeigt, sind die [[Transkription (Schreibung)|Transkriptionen]] teilweise gekürzt, nicht vollständig und nicht ohne Eingriffe, aber keinesfalls eine Redaktion, gewollte Verfälschung oder Verzerrung.<ref>Bettina Stangneth: ''Eichmann vor Jerusalem. Das unbehelligte Leben eines Massenmörders.'' Zürich/Hamburg 2011, S. 322/323.</ref> Als Eichmann in Israel inhaftiert war, bearbeitete Sassen das Material, entfernte Interviews mit anderen Teilnehmern sowie den Inhalt der Tonbänder 6 bis 10, in denen allzu deutliche Israel-Kritik stand, und ließ das Transkript mit einem Vortrag Eichmanns in Band 67 enden, der sich wie ein Schlusswort las. Dieses Material bot er unter anderen den Zeitschriften ''[[Life (Magazin)|Life]]'', ''[[Der Spiegel]]'' und dem ''[[Stern (Zeitschrift)|Stern]]'' an, der am 25.&nbsp;Juni 1960 erste biografische Teile daraus veröffentlichte.

In diesen Interviews äußerte Eichmann:
{{Zitat
 |Text=Unsere Aufgabe für unser Blut und für unser Volk und für die Freiheit der Völker hätten wir erfüllt, hätten wir den schlauesten Geist der heute lebenden menschlichen Geister vernichtet. Denn das ist’s, was ich [[Julius Streicher|Streicher]] sagte, was ich immer gepredigt habe, wir kämpfen gegen einen Gegner, der durch viel viel tausendjährige Schulung uns geistig überlegen ist.
 |ref=<ref>zit. nach [[Michael Blume]]: ''Verschwörungsmythen. Woher sie kommen, was sie anrichten, wie wir ihnen begegnen können.'' Patmos, Ostfildern 2020, S. 79</ref>}}

Der Generalstaatsanwalt [[Gideon Hausner]] verfügte lediglich über Kopien von 713 getippten Seiten von 67 Tonmitschnitten und 83 handgeschriebenen Seiten bzw. Seitenteilen, ohne zu wissen, dass dieses Konvolut unvollständig war: Es fehlten fünf Tonband-Abschriften, handschriftliche Kommentare und rund einhundert Seiten mit Notizen. Eichmann versuchte, grundlegende Zweifel an der Verlässlichkeit der Quelle zu säen: Es habe sich um „Wirtshausgespräche“ gehandelt und Sassen habe ihm bestimmte Aussagen in den Mund gelegt. Die von Eichmann eigenhändig korrigierten Auszüge ließ das Jerusalemer Bezirksgericht aber gleichwohl als Beweismittel im [[Eichmann-Prozess]] zu.<ref>Kopie des Beweismittels: [https://documents.yadvashem.org/index.html?language=en&&TreeItemId=10623184 ''Texts of the tapes of the interview held by Willem Sassen with Eichmann in Argentina, Part Three, 1956-1957''] Aus Yad Vashem Documents Archive</ref>

Im März 1961 trafen sich [[Hermann Langbein]] aus Wien, [[Thomas Harlan]] aus Warschau und [[Henry Ormond]] aus Frankfurt und machten [[Fritz Bauer]] ein umfangreicheres Exemplar der Argentinien-Papiere zugänglich. Eine Veröffentlichung und ein Abgleich mit dem Material in Jerusalem unterblieb: Das Konvolut war Eichmanns Bruder Robert durch einen gezielten Einbruch entwendet worden.<ref>Bettina Stangneth: ''»Nein, das habe ich nicht gesagt.« Eine kurze Geschichte der Argentinien-Papiere.'' In: Einsicht 05 (Bulletin des Fritz Bauer Instituts) 3 (2011), {{ISSN|1868-4211}}, S. 22.</ref>

1979 verkaufte Eichmanns Verteidiger [[Robert Servatius]] seine Unterlagen an das [[Bundesarchiv (Deutschland)|Bundesarchiv]]. Sassen übergab die noch erhaltenen Original-Papiere und seine restlichen Tonbandaufnahmen von 29 Stunden Dauer an die Familie Eichmann, die diese an einen Schweizer Verlag veräußerte, ehe sie an das Bundesarchiv Koblenz gelangten.<ref>Bettina Stangneth: ''„Die Argentinien-Papiere“ Verteilungsgeschichte und heutiger Bestand. Annotiertes Findbuch zu den Beständen des Bundesarchivs.'' Unveröffentlichtes Manuskript, Hamburg 2011 / Kopie im Archiv des Fritz-Bauer-Instituts.</ref>

=== Hannah Arendt über Adolf Eichmann ===
Die Politologin [[Hannah Arendt]], die den Nationalsozialisten knapp über Frankreich nach New York entkommen war, schrieb über den Prozess ursprünglich im Auftrag der Zeitschrift ''[[The New Yorker]]'' Reportagen. In ihrem Buch ''[[Eichmann in Jerusalem]]'' taucht der Begriff der „Banalität des Bösen“ auf, der eine große Kontroverse unter Intellektuellen auslöste. Arendt betonte, dass es sich um einen Bericht handele und die mögliche Banalität des Bösen nur auf der Ebene des Tatsächlichen liege. Eichmann sei einer der „größten Verbrecher“ seiner Zeit gewesen. Sie beschrieb Eichmann als „Hanswurst“,<ref>[https://www.rbb-online.de/zurperson/interview_archiv/arendt_hannah.html ''Günter Gaus im Gespräch mit Hannah Arendt. Was bleibt? Es bleibt die Muttersprache.''] [[Rundfunk Berlin-Brandenburg|RBB]], Sendung vom 28. Oktober 1964.</ref> „schier gedankenlos“, „realitätsfern“ und ohne [[Phantasie|Fantasie]], dem man „beim besten Willen keine teuflisch-dämonische Tiefe abgewinnen“ könne. Die Lektion des Prozesses sei, dass ein solcher Mensch derart viel Unheil angerichtet habe. Hinzu kam die Art des Verbrechens, die nicht einfach kategorisierbar sei. Was in [[KZ Auschwitz-Birkenau|Auschwitz]] geschah, sei ein beispielloser „industrieller [[Massenmord]]“ gewesen. Zwar übte sie Kritik an der Durchführung des Prozesses in Israel&nbsp;– sie hätte ein internationales Gremium vorgezogen&nbsp;–, das Todesurteil jedoch befürwortete sie.

Insbesondere wegen ihrer Kritik an der Durchführung des Prozesses durch die israelische Justiz sowie am Verhalten einzelner Vertreter jüdischer Organisationen während des „Dritten Reiches“ wurde ihr Bericht über den Eichmann-Prozess sowohl in Israel als auch innerhalb eines großen Teils der jüdischen Gemeinschaft deutlich abgelehnt.

Hannah Arendt lag bei der Verfassung ihrer Eichmann-Texte lediglich ein vom Gericht als Beweisstück angenommenes Schriftstück von Eichmann selbst vor, obwohl ihr vom stellvertretenden Ankläger [[Gabriel Bach]] Einsicht in sämtliche Unterlagen angeboten wurde.<ref>{{Literatur |Autor=Ron Ulrich, Gabriel Bach|Titel = „Er war so besessen, dass er sich sogar über Hitler hinwegsetzte“|Sammelwerk=[[Die Zeit]]|Ort=Hamburg|Datum=2019-04-11 |ISSN=0044-2070 |Online = https://www.zeit.de/kultur/2019-04/gabriel-bach-prozess-adolf-eichmann-kindheit-flucht/komplettansicht|Abruf=2019-04-17 }}</ref> Das waren Notizen über seine Tätigkeit: „Betrifft: Meine Feststellungen zur Angelegenheit  Judenfragen und Maßnahmen der nationalsozialistischen deutschen Reichsregierung zur Lösung dieses Komplexes in den Jahren 1933 bis 1945.“<ref>Irmtrud Wojak, 2004, S. 68.</ref> Daher kannte sie das vollständige Sassen-Interview, in dem Eichmann seine Freude über seine Verbrechen ausdrückt, nicht. Sie erwähnt lediglich die im ''Life''-Magazin abgedruckte Version, die aus Gründen der besseren Vermarktung gekürzt und vor allem (durch Sassen und die Familie Eichmann) bereinigt worden war.

Nach Ansicht [[Bettina Stangneth]]s täuschte sich Hannah Arendt in ihrem Urteil, da sie auf Grundlage weniger Aussagen im Verhör und Prozess urteilte und die früher getätigten Äußerungen nicht kannte. Tatsächlich konnte Eichmann schlagkräftig argumentieren, und er sei „mit [[Philosophie|philosophischen]] Ideen vertraut gewesen, die man keineswegs zur Allgemeinbildung rechnet“.<ref>Bettina Stangneth: ''Eichmann vor Jerusalem …'' S. 288.</ref> Das Urteil von Stangneth trifft sich mit dem vieler anderer Historiker wie [[David Cesarani]], [[Yaacov Lozowick]] oder [[Irmtrud Wojak]]. Nach Ansicht einiger Arendt-Verteidiger haben sie übersehen, dass Eichmann von Arendt viel radikaler kritisiert worden sei, als es die Zuschreibung, Eichmann habe aus [[Antisemitismus]] gehandelt, sein könne. Arendts Analyse des neuen Verbrechertypus zeige vielmehr, dass Eichmann von einer „Ideologie der Sachlichkeit“ durchdrungen war, die die vollständige Zerstörung jeglichen Urteilsvermögens, jeglichen lebendigen Denkens einschloss. Und diese Zerstörung des Denkens sei in ihrer politischen Theorie des Antisemitismus bereits angelegt. Damit sei in der Banalität des Bösen der Antisemitismus in seiner radikalen Ausformulierung anzutreffen.<ref>Julia Schulze Wessel: ''Ideologie der Sachlichkeit – Hannah Arendts politische Theorie des Antisemitismus.'' Frankfurt 2006, S. 11.</ref> Die „Ideologie der Sachlichkeit“ ging mit einer Begeisterung für [[Adolf Hitler|Hitler]] einher. Mit dem verinnerlichten „Willen des Führers“<ref>Julia Schulze Wessel: ''Ideologie der Sachlichkeit.'' S. 207–220.</ref> arbeitete Eichmann begeistert an dem Vernichtungsprojekt. Seine Initiativkraft und diese Begeisterung für die Arbeit hat Arendt nicht in Abrede gestellt, wenn sie auch Eichmanns Bildung bezweifelte und entsprechende Äußerungen für einen lächerlichen Versuch hielt, wie ein [[Bildungsbürgertum|Bildungsbürger]] zu wirken. Einige Arendt-Verteidiger beharren aber darauf, dass es ihr nicht darum ginge, Eichmann als historische Figur zu beschreiben&nbsp;– ihr Buch sei vielmehr ein Bestandteil ihrer politischen Theorie.

In einer Vorlesungsreihe ''([[Über das Böse]])'' reflektiert sie 1965 nochmals das Verhalten von Eichmann.

=== Eichmanns Apologie ===
Zu Beginn seiner Haftzeit verfasste Eichmann handschriftlich zwei Texte: Ein erstes Manuskript trug den Titel ''Meine Memoiren''. Dieser [[Apologetik|apologetische]] Text fand wenig Interesse bei der Forschung und in den Medien, bis er 1999 von der Tageszeitung ''[[Die Welt]]'' als angebliche Neuentdeckung veröffentlicht wurde und die Freigabe des zweiten, wesentlich umfangreicheren Manuskripts ''Götzen'' in Rede stand.<ref>Irmtrud Wojak: ''Eichmanns Memoiren. Ein kritischer Essay.'' Frankfurt 2004, S. 44.</ref> Im März 2000 gab das israelische Staatsarchiv das zweite Eichmann-Manuskript frei. Die Fassung von 676 maschinenschriftlich transkribierten Blättern trägt den Titel ''Götzen'', mit dem Eichmann ausdrücken wollte, dass er die NS-Führer lange [[Vergötterung|vergöttert]] habe.<ref name="AlyRache">Götz Aly: [https://www.studienverlag.at/bookimport/oezgArchiv/media/data0097/ozg_1_00_artikel8.pdf ''Adolf Eichmanns späte Rache.''] ''Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften'' 11, 2000, Heft 1, S. 186–191, hier S. 186, (PDF; 1,4&nbsp;MB).</ref>

Im ersten von drei Teilen berichtet Eichmann über die Judenpolitik in Deutschland, Österreich, [[Protektorat Böhmen und Mähren|Böhmen und Mähren]], dem [[Annexion|annektierten]] und [[Deutsche Besetzung Polens 1939–1945|besetzten Polen]] und seine Selbstsicht als Befehlsempfänger. Den zweiten Teil beschrieb Eichmann als {{" |Deportationsangelegenheiten in 12 europäischen Ländern}},<ref name="AlyRache" /> den dritten als inneren Monolog nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Eichmann wiederholt und variiert dabei vielfach seine Verteidigung im Jerusalemer Prozess und beruft sich auf zahlreiche Dokumente, die auch darin verwendet wurden. Daher gehen seine Einlassungen im Wesentlichen nicht über seine Aussagen im Prozess hinaus, {{" |wirken wie verzweifelte Nachträge des Angeklagten für seine realen Richter, die die Beweisaufnahme zwar abgeschlossen, aber weder den Schuldspruch noch das Strafmaß verkündet hatten.}}<ref name="AlyRache" /> Den Stil des am 6.&nbsp;September 1961 für im Wesentlichen abgeschlossen erklärten Manuskriptes nennt [[Götz Aly]] berichtend und schubweise kitschig-literarisierend. Seinen Wert für die [[Holocaustforschung]] schätzt Aly als eng begrenzt ein, da Eichmanns Aussagen nur dort neue Informationen enthalten, wo er andere Täter belastet, die sich zuvor unter Verweis auf Eichmann reingewaschen hatten. {{" |Wo es um seine eigentliche Tätigkeit geht, lügt Eichmann, verschweigt, schwindelt sich an der Wahrheit entlang, beruft sich auf Befehle oder weicht auf anekdotisches Spielmaterial aus}}.<ref name="AlyRache" /> Vor Gericht gab sich Eichmann teils einsichtig, sprach vom „kapitalsten Verbrechen in der Menschheitsgeschichte“<ref>{{cite web|url= http://www.schoah.org/shoah/eichmann/goetzen.htm|title=Götzen. I. Teil, Seite 3|author=Adolf Eichmann|date=1961|website=Schoah.Org|access-date=2021-04-10|quote=… das Geschehen mit den Juden, welches die damalige deutsche Reichsregierung während der Jahre des letzten großen Krieges in‘s Werk setzte, das kapitalste Verbrechen in der Menschheitsgeschichte darstelle.}}</ref> und sagte aus:
{{Zitat
 |Text=Es ist mir heute klar, dass jeder Nationalismus in seiner überspitzten Form zum krassen Egoismus führt, und von dort aus ist es zum Radikalismus nicht mehr sehr weit.
 |ref=<ref>Film-Mitschnitt von [[Leo Hurwitz]] (1961) aus dem Gerichts-Saal in: [[Eyal Sivan]]: ''Un spécialiste.  Portrait d'un criminel moderne.'' (1999), Blaqout / Univers Ciné / CNC, dort ab 1:40:35</ref>}}

Eichmann behauptete, die Vernichtungs-Maschinerie sei „automatisch“, ohne „Aktionsbesprechungen“ und nur auf Befehl Himmlers abgelaufen, bestätigte aber gleichzeitig und vorbehaltlos auf Nachfrage des Gerichtes die sowohl feldzugartige als auch täuschende Kriegsführung durch Irreführung (so die Formulierungen des Richters) gegen Juden: 
{{Zitat
 |Text=‚… diese Judenräte als Instrumente der deutschen Judenpolitik erleichterten doch sehr die Ausführung der Maßnahmen gegen die Juden (…) sie einzuspannen in den Dienst ihrer eigenen Vernichtung?‘ — Eichmann: „Jawohl.“
 |ref=<ref>Film-Mitschnitt von [[Leo Hurwitz]] (1961) aus dem Gerichts-Saal in: [[Eyal Sivan]]: ''Un spécialiste. Portrait d’un criminel moderne'' (1999), Blaqout / Univers Ciné / CNC, dort ab 1:43:00, Befragung im Original beidseitig in deutscher Sprache</ref>}}

[[Datei:Eichmannreferat BusStop3 2009.jpg|mini|Mahn-Ort-Bushaltestelle in der Berliner Kurfürstenstraße (2009)]]

=== Mahnmal ===
Die als [[Mahnmal]] gestaltete Bushaltestelle ''Schillstraße'' in der [[Kurfürstenstraße (Berlin-Tiergarten)]] erinnert an das 1961 abgerissene Haus des jüdischen ''Brüdervereins'' Kurfürstenstraße 115/116, das 1941 vom sogenannten [[Eichmannreferat]] des Reichssicherheitshauptamts bezogen worden war.

== Film und Ton ==
=== Dokumentarmaterial ===
* [[Stefan Aust]]: ''Die Jagd auf Adolf Eichmann'' (2 Teile). 2012, 115 Min. Mit Interviews von an der Suche Beteiligten wie [[Zvi Aharoni]].
* ''Ein Spezialist.'' Dokumentarfilm von [[Eyal Sivan]], 128 Min. Frankreich, Deutschland, Österreich, Belgien, Israel 1998.<ref>{{IMDb|tt0189172|Ein Spezialist}}. Lit. zum Film siehe Abschnitt [[#Literatur|Literatur]].</ref>
* ''Operation Eichmann.'' Beitrag zur Sendereihe [[100 Jahre – Der Countdown]] von [[Guido Knopp]], 9 Min, ZDF 1999.
* ''Adolf Eichmann – Begegnungen mit einem Mörder.'' TV-Dokumentation, NDR/BBC 2003.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.imdb.com/title/tt0395314 |titel=Adolf Eichmann – Begegnungen mit einem Mörder |hrsg=[[Internet Movie Database]] |sprache=en |abruf=2015-06-08}}</ref>
* [[Jo Brauner]], [[Julia Westlake]], [[Noah Sow]], [[Hannah Arendt]]: ''Laut gegen Nazis.'' Hörbuch. Teil 1. Verhörprotokolle von A. Eichmann. Universal Family Entertainment, Berlin 2007, ISBN 978-3-8291-1972-6.
* [https://www.youtube.com/watch?v=X098U8_oU1Q&p=2C21B85E1656FFE3&playnext_from=PL&index=28 ''Videos von Zeugenaussagen beim Eichmann-Prozess.''] auf der Seite des ''Steven Spielberg Jewish Film Archive''.
* [https://www.youtube.com/user/EichmannTrialEN Videokanal: ''The Eichmann Trial.'' („Der Eichmann-Prozess“)] von [[Yad Vashem]].<!-- Es werden nach und nach 200 Stunden eingestellt http://orf.at/stories/2052464/ -->
* [[Noam Brusilovsky]], Ofer Waldman: [https://www.deutschlandfunkkultur.de/dokumentarhoerspiel-ueber-den-eichmann-prozess-adolf.3692.de.html Adolf Eichmann. Ein Hörprozess.]. RBB/Deutschlandfunk, Ursendung 2021.

=== Spielfilme und Serien ===
* ''[[Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss]].'' 1978 ([[Tom Bell]] als Eichmann)
* ''[[Die Wannseekonferenz (1984)|Die Wannseekonferenz]].'' 1984 ([[Gerd Böckmann]])
* ''[[Der Mann, der Eichmann jagte]].'' 1996 ([[Robert Duvall]])
* ''[[Die Wannseekonferenz (2001)|Die Wannseekonferenz]].'' 2001 ([[Stanley Tucci]])
* ''[[Eichmann (2007)|Eichmann]].'' 2007 ([[Thomas Kretschmann]])
* ''[[Eichmanns Ende – Liebe, Verrat, Tod]].'' 2010 ([[Herbert Knaup]])
* ''[[Hannah Arendt (Film)|Hannah Arendt: Ihr Denken veränderte die Welt]].'' 2012 ([[Margarethe von Trotta]])
* ''[[Der Staat gegen Fritz Bauer]].'' 2015 ([[Michael Schenk (Schauspieler)|Michael Schenk]] als Eichmann)
* ''Der Fall Eichmann.''<ref>{{Internetquelle |url=http://www.imdb.com/title/tt4163668/ |titel=The Eichmann Show |abruf=2019-04-04}}</ref> 2015
* ''[[Die Akte General]].'' 2016
* ''[[Operation Finale]].'' 2018
* ''[[Die Wannseekonferenz (2022)|Die Wannseekonferenz]].'' 2022 ([[Johannes Allmayer]])

=== Theater ===
* ''Eichmann'' von [[Rainer Lewandowski]] mit [[Franz Froschauer]] als Eichmann. Uraufführung<ref>[https://dorftv.at/video/22237 dorfTV: Aufzeichnung der Uraufführung], abgerufen am 21. Jänner 2017.</ref> am 26. Februar 2015 im [[Pregarten#Kultur und Sehenswürdigkeiten|Kulturhaus Bruckmühle]] in [[Pregarten]].
* ''Q&A – Questions & Answers'' von [[Hans-Werner Kroesinger]], [[Akademie Schloss Solitude]] Stuttgart; [[Podewil]], Berlin (1996)
* ''Bruder Eichmann'' von [[Heinar Kipphardt#Stücke|Heinar Kipphardt]] (posthume Uraufführung 1983, mit [[Hans-Michael Rehberg]] als Adolf Eichmann)

== Literatur ==
* [[Zvi Aharoni]], [[Wilhelm Dietl]]: ''Der Jäger. Operation Eichmann. Was wirklich geschah.'' [[Deutsche Verlagsanstalt|DVA]], Stuttgart 1996, ISBN 3-421-05031-7.
* [[Günther Anders]]: ''Wir Eichmannsöhne. Offener Brief an Klaus Eichmann.'' 2., durch einen weiteren Brief ergänzte Aufl., C. H. Beck, München 1988, ISBN 3-406-33122-X (zuerst ohne den zweiten Brief 1964).
* [[Hannah Arendt]]: ''Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen.'' Piper, München 1986, ISBN 3-492-20308-6.
* [[David Cesarani]]: ''Adolf Eichmann. Bürokrat und Massenmörder.'' Übers. Klaus-Dieter Schmidt, Propyläen, Berlin 2004, ISBN 3-549-07186-8 Neuaufl. (Engl. Original ''Eichmann. His Life and Crimes.'' Heinemann, London 2004 ISBN 0-434-01056-1) ([http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2005-1-106 Rezension]).
** dsb.: ''Becoming Eichmann. Rethinking the Life, Crimes, and Trial of a „Desk Murderer“.'' Da Capo Press 2006, ISBN 0-306-81476-5.
* Die Tageszeitung ''[[Die Welt]]'' brachte 1999 in mehreren Folgen „bisher unveröffentlichte Erinnerungen“ Adolf Eichmanns in zwanzig Folgen, die erste [https://www.welt.de/print-welt/article580239/Ein-Leben-bestimmt-durch-Befehle.html am 12. August 1999], den Schluss [https://www.welt.de/print-welt/article582793/Eichmanns-Memoiren-Der-Schluss.html am 4. September 1999]. Begleitet wurde die Serie von Kommentaren prominenter Autoren wie [[Harry Mulisch]] und [[Tom Segev]].
* [[Siegfried Einstein]]: ''Eichmann, Chefbuchhalter des Todes.'' Röderberg Verlag, Frankfurt am Main 1961.
* [[Tuviah Friedman]] (Hrsg.): ''Die drei verantwortlichen SS-Führer für die Durchführung der Endlösung der Judenfrage in Europa: [[Reinhard Heydrich|Heydrich]] – Eichmann – [[Heinrich Müller (Gestapo)|Müller]]. Eine dokumentarische Sammlung von SS- und Gestapo-Dokumenten über die Vernichtung der Juden Europas 1939–1945.'' Institute of Documentation in Israel for the Investigation of Nazi War Crimes, Haifa 1993.
** Eichmann-Teil separat: ''The Hunter.'' Anthony Gibbs & Phillips, London 1961; wieder Kessinger Reprints, ebd. 2010, ISBN 1-163-81713-9.
* Christina Große: ''Der Eichmann-Prozeß zwischen Recht und Politik.'' Lang, Frankfurt am Main u.&nbsp;a. 1995, ISBN 3-631-46673-0.
* Gideon Hausner: ''Gerechtigkeit in Jerusalem.'' Kindler, München 1967.
* ''[[Karl Jaspers]] zum Eichmann-Prozess. Ein Gespräch mit Luc Bondy.'' in: [[Der Monat]] Jg. 13, 1961, Heft 152, S. 15–19.
* [[Rudolf Kasztner|Rudolf Kastner]]: ''Der Kastner-Bericht über Eichmanns Menschenhandel in Ungarn.'' Vorw. Carlo Schmid. Kindler, München 1961.
* Robert M. W. Kempner: ''Eichmann und Komplicen.'' Zürich u.&nbsp;a. 1961.
* [[Heinar Kipphardt]]: ''[[Bruder Eichmann]]: Schauspiel und Materialien.'' Hamburg 1986.
* Eugen Kogon: ''[[Der SS-Staat]]. Das System der deutschen Konzentrationslager.'' Vlg. der [[Frankfurter Hefte]], Berlin 1947 (Druckhaus Tempelhof); (letzte Auflage Nikol, Hamburg 2009 ISBN 978-3-86820-037-9).
* Peter Krause: ''Der Eichmann-Prozess in der deutschen Presse.'' Campus, Frankfurt 2002, ISBN 3-593-37001-8 (Wissenschaftliche Reihe des [[Fritz Bauer Institut]]s, Bd. 8).<ref>[http://www.fritz-bauer-institut.de/publikationen/buecher/wiss-reihe_8.htm ''Kurzfassung Online''] auf fritz-bauer-institut.de.</ref>
* Friedrich A. Krummacher (Red.): ''Die Kontroverse Hannah Arendt, Eichmann und die Juden.'' Nymphenburger Verlags-Handlung, München 1964.
* Hans Lamm: ''Der Eichmann-Prozeß in der deutschen öffentlichen Meinung. Eine Dokumentensammlung.'' Frankfurt am Main 1961.
* [[Jochen von Lang]] (Hrsg.): ''Das Eichmann-Protokoll. Tonbandaufzeichnungen der israelischen Verhöre.'' Severin und Siedler, Berlin 1982. ISBN 3-88680-036-9 (mit einem Nachwort von [[Avner Werner Less]]).
* Avner W. Less (Hrsg.): ''Schuldig. Das Urteil gegen Adolf Eichmann.'' Athenäum, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-610-08432-4.
* Yaakov Lozowick: ''Hitlers Bürokraten. Eichmann, seine willigen Vollstrecker und die Banalität des Bösen.'' Aus dem Engl. v. Christoph Münz. Pendo, Zürich 2000, ISBN 3-85842-390-4.<ref>Vgl. die Rezension zu Yaacov Lozowick: ''Hitler’s Bureaucrats: The Nazi Security Police and the Banality of Evil.'' Übersetzt von Haim Watzman, Continuum, London/New York 2002: George C. Browder [http://www1.yadvashem.org/download/about_holocaust/studies/browder.pdf ''No Middle Ground for the Eichmann Männer?''] auf yadvashem.org.il (PDF; 260&nbsp;kB).</ref>
* [[Harry Mulisch]]: ''Strafsache 40/61. Eine Reportage über den Eichmann-Prozess.'' Tiamat, Berlin 1987, ISBN 3-7466-8016-6.
* Bernd Nellessen: ''Der Prozeß von Jerusalem. Ein Dokument.'' Düsseldorf 1964.
* Moshe Pearlman: ''Die Festnahme des Adolf Eichmann.'' Aus dem Engl. von Margaret Carroux und Lis Leonard, S. Fischer, Frankfurt 1961.
* Robert Pendorf: ''Mörder und Ermordete. Eichmann und die Judenpolitik des Dritten Reiches.'' Rütten & Loening, Hamburg 1961.
* Quentin James Reynolds, Ephraim Katz, Zwy Aldouby: ''Minister of death. The Adolf Eichmann story.'' Viking Press, 1960 (englisch); in Deutsch ''Adolf Eichmann.'' Diana, Konstanz 1961.
* [[Hans Safrian]]: ''Eichmann und seine Gehilfen.'' Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-596-12076-4.
* Hans Safrian: ''Adolf Eichmann – Organisator der Judendeportationen.'' In: [[Ronald Smelser]], [[Enrico Syring]] (Hrsg.): ''Die SS: Elite unter dem Totenkopf.'' Paderborn 2000, ISBN 3-506-78562-1.
* Dov B. Schmorak (Hrsg.): ''Sieben sagen aus. Zeugen im Eichmann-Prozeß.'' Einleitung Peter Schier-Gribowoski, Berlin 1962.
** Dov B. Schmorak (Hrsg.): ''Der Eichmann-Prozeß. Dargestellt anhand der in Nürnberg und in Jerusalem vorgelegten Dokumente und Gerichtsprotokolle.'' Wien u.&nbsp;a. 1964.
* [[Bettina Stangneth]]: ''Eichmann vor Jerusalem: Das unbehelligte Leben eines Massenmörders.'' Arche, Zürich 2011, ISBN 978-3-7160-2669-4.
* [[Simon Wiesenthal]]: ''Ich jagte Eichmann.'' [[Bertelsmann|Sigbert Mohn]], Gütersloh 1961.
* [[Irmtrud Wojak]]: ''Eichmanns Memoiren. Ein kritischer Essay.'' Campus, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-593-36381-X.

== Weblinks ==
{{Commonscat}}
{{Wikiquote}}
* {{DNB-Portal|118529447}}
* {{DHM-HdG |Bio=adolf-eichmann |Titel=Adolf Eichmann}}
* [http://www.zukunft-braucht-erinnerung.de/der-eichmann-prozess-in-jerusalem ''Dokumentation des Eichmann-Prozesses in Jerusalem.''] Arbeitskreis [[Zukunft braucht Erinnerung]]
* [http://www.fritz-bauer-archiv.de/index.php/genocidium/eichmann-vor-gericht ''Genocidum – Eichman vor Gericht.''] Fritz Bauer Archiv
* [http://www.fritz-bauer-archiv.de/index.php/genocidium/der-fall-globke ''Genocidum – Der Fall Globke.''] Fritz Bauer Archiv
* {{Webarchiv |url=http://www.nizkor.org/ftp.cgi/people/e/eichmann.adolf/transcripts/Exhibits/List-of-Exhibits |text=Findbuch aller offiziell eingebrachten Prozess-Unterlagen |archive-is=20130415110003}}, mit Kurzbeschreibung der Quelle auf Englisch (1430 Positionen)
* Anette Weinke: [http://www.lexikon-der-politischen-strafprozesse.de/glossar/eichmann-adolf/ ''Eichmann, Adolf.''] In: [[Kurt Groenewold]], Alexander Ignor, Arnd Koch (Hrsg.): ''[[Lexikon der Politischen Strafprozesse]].'' Online, Stand Mai 2018.
* [https://invenio.bundesarchiv.de/invenio/direktlink/1f9acbc7-b568-47cc-9198-f1deeb7a41d6/ ''Nachlass Bundesarchiv N 1497.'']
* Robert Wolfe: [https://www.archives.gov/iwg/declassified-records/rg-263-cia-records/rg-263-eichmann.html ''Detailed Report, Adolf Eichmann'', Freigegebene CIA-Dokumente – Record Group 263]: Records of the [[Central Intelligence Agency]].<ref>Wolfe war Archivar und Historiker  der [[National Archives and Records Administration|National Archives and Records Administration, US-Nationales Archiv - NARA]], Arlington. Er fasst in dem Bericht die Aktenlage über Eichmann im Archiv zusammen.
</ref>

== Einzelnachweise ==
<references responsive>
<ref name="nizkor-ftp-archive">
{{Internetquelle
 |url=http://www.nizkor.org/ftp.cgi/people/e/eichmann.adolf/transcripts/Judgment/Judgment-011
 |titel=The First Stage: The Persecution of the Jews in Germany
 |werk=Shofar FTP Archive
 |hrsg=[[Nizkor Project]]
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</ref>
</references>

{{Normdaten|TYP=p|GND=118529447|LCCN=n50036722|NDL=00438717|VIAF=27073567}}

{{SORTIERUNG:Eichmann, Adolf}}
[[Kategorie:Adolf Eichmann| ]]
[[Kategorie:NSDAP-Mitglied]]
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[[Kategorie:Deutscher Emigrant in Argentinien]]
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[[Kategorie:Geboren 1906]]
[[Kategorie:Gestorben 1962]]
[[Kategorie:Mann]]

{{Personendaten
|NAME=Eichmann, Adolf
|ALTERNATIVNAMEN=Eichmann, Adolf Otto (vollständiger Name); Henninger, Otto (Falschname); Barth, Adolf (Falschname); Eckmann, Otto (Falschname); Klement, Ricardo (Falschname)
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher SS-Obersturmbannführer und Leiter des Referats Auswanderung
|GEBURTSDATUM=19. März 1906
|GEBURTSORT=[[Solingen]], [[Rheinprovinz]], [[Preußen]]
|STERBEDATUM=1. Juni 1962
|STERBEORT=[[Ramla]], Tel Aviv, Israel
}}