Quelltext der Seite Adolf Metzner (Leichtathlet)

'''Adolf Metzner''' (* [[25. April]] [[1910]] in [[Frankenthal (Pfalz)]]; † [[5. März]] [[1978]] in [[Hamburg]]) war ein [[deutsche]]r [[Leichtathletik|Leichtathlet]] und [[Olympische Sommerspiele|Olympia]]&shy;teilnehmer, der sich nach seiner Ausbildung zum Arzt auch als [[Innere Medizin|Internist]], [[Kardiologie|Kardiologe]] und [[Sportmedizin]]er einen Namen machte. Postum erfuhr er hohe Ehrungen wegen einer von ihm [[testament]]arisch verfügten [[Stiftung]] zugunsten seiner Heimatstadt Frankenthal, auf deren [[Parkfriedhof (Frankenthal)|Parkfriedhof]] er auch beigesetzt wurde.<ref name="ft-07/2009" />

Erst Jahrzehnte nach seinem Tod wurde bekannt, dass er in seinem [[Vita|Lebenslauf]] seine Aktivitäten während der [[Zeit des Nationalsozialismus]] verschwiegen und mit Erfolg den Anschein erweckt hatte, ein bloßer [[Mitläufer]] gewesen zu sein.<ref name="juden-in-frankenthal" /><ref name="rheinpfalz_2010-04-17" />

== Familie und Ausbildung ==
Adolf Metzner war der Sohn des Frankenthaler [[Brauerei]]&shy;besitzers Otto Daniel Metzner und dessen Frau Hedwig Marie Elisabeth. Am privaten [[Gymnasium Weierhof]] in der [[Nordpfalz|nordpfälzischen]] Gemeinde [[Bolanden]] am [[Donnersberg]] legte er das Abitur ab<ref name="ft-07/2009" /> und studierte dann [[Studium der Medizin|Medizin]] in [[Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main|Frankfurt am Main]]. 1935 schloss er das Studium mit dem Examen ab<ref name="zeit_1970-05-01" /> und [[Promotion (Doktor)|promovierte]] anschließend zum [[Doktor der Medizin]]. Bei der [[Innere Medizin|internistischen]] Aus- und Weiterbildung spezialisierte er sich auf Kardiologie und Sportmedizin.

== Sport ==
Während des Studiums und in seinen ersten Berufsjahren betätigte sich Metzner erfolgreich in der Leichtathletik, vor allem im [[400-Meter-Lauf]], aber auch auf der [[100-Meter-Lauf|100-Meter-Strecke]] und in den beiden [[Staffellauf|Staffeln]]. Seine Stärken waren ein schneller Start und eine überragende Beschleunigung. Seine Schwäche, der Endspurt, zeigte sich vor allem über 400&nbsp;m und resultierte aus seinem im Verhältnis zur Körpergröße (1,80&nbsp;m) relativ hohen Gewicht von 79&nbsp;kg.

Seine vorrangigen sportlichen Erfolge waren:
* 1931 [[Deutscher Meister]] über 400 m
* 1932 Deutscher Meister über 400 m, [[Olympische Sommerspiele 1932|Olympiateilnehmer]] über 400 m
* 1934 Deutscher Meister über 400 m, [[Leichtathletik-Europameisterschaften 1934|Europameister]] über 400 m (47,9&nbsp;s), Europameister über 4&nbsp;× 400&nbsp;m (gemeinsam mit [[Helmut Hamann]], [[Hans Scheele]] und [[Harry Voigt]]; 3:14,1&nbsp;min)
* 1936 Deutscher Meister über 4×100 m, [[Olympische Sommerspiele 1936|Olympiateilnehmer]] über 400 m
* 1937 Deutscher Meister über 4×100 m

== Sportfunktionär ==
Am 4. Dezember 1938 übernahm Metzner zusammen mit dem Fußballer [[Rudolf Gramlich]] das Amt des Vereinsführers bei [[Eintracht Frankfurt]]. In der Amtszeit der beiden wurde der Prozess der Integration in das nationalsozialistische Verbandssystem abgeschlossen. Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] leitete ein vierköpfiges Gremium den Verein kommissarisch.<ref name="aigner" />

== Beruf ==
Metzner machte ab 1947 in der sportmedizinischen Forschung Karriere in Hamburg. Dort entwickelte er am 1925 gegründeten ''Institut für Leibesübungen'' der [[Universität Hamburg|Universität]] zusammen mit dem drei Jahre jüngeren [[Ernst Gadermann]] die Grundlagen der ersten [[Telemetrie|telemetrischen Messungen]] des [[Elektrokardiogramm|EKG]] bei Sportlern. Daneben half er ab 1961<ref name="zeit_1970-05-01" /> mit, bei der Wochenzeitung [[Die Zeit]] eine Sportredaktion aufzubauen, in der er anschließend jahrelang mitarbeitete. 1971 erhielt er eine [[Professor|Professur]] am Hamburger ''Institut für Sportmedizin'', 1972 trat er in den Ruhestand.

== Ehrungen ==
Gemäß testamentarischer Bestimmung Metzners wurde 1982 in Frankenthal mit einem anfänglichen Grundkapital von 1&nbsp;Million DM, was [[inflation]]s&shy;bereinigt in heutiger Währung {{Inflation|DE|1|1982}}&nbsp;Million&nbsp;Euro entspricht,<ref name="Vorlage-Inflation" /> die ''Adolf-Metzner-Stiftung'' ins Leben gerufen.<ref name="ft-07/2009" /> Sie hat sich zum Ziel gesetzt, [[kultur]]elle und [[sozial]]e Einrichtungen der Stadt zu fördern. U.&nbsp;a. schreibt sie den [[Adolf-Metzner-Musikpreis]] aus, welcher der Förderung junger Talente auf dem Gebiet der [[Musik]] dient und seit 1999 im Zwei-Jahres-Turnus vergeben wird.

Der 1985 geschaffene ''Adolf-Metzner-Park'' zwischen Foltzring und Schmiedgasse wurde zwischen 1999 und 2004 erheblich umgestaltet und teilweise etwas nach Westen verlegt. Der zweischalige [[Brunnen]] mit einer von Bildhauer [[Fritz Fleer]] gegossenen [[Bronzeguss|Bronze]]&shy;[[skulptur]], die Metzner als Staffelläufer darstellt, steht wieder an zentraler Stelle des Parks.

== Politik ==
2009/2010 stieß der ''Förderverein für jüdisches Gedenken in Frankenthal'' auf die vorher nicht bekannte politische Betätigung Metzners während der Zeit des Nationalsozialismus und veröffentlichte anschließend folgende Erkenntnisse:

Mit 23 Jahren trat Metzner am 1.&nbsp;September 1933 als Mitglied Nr. 244.740 in die [[Schutzstaffel|SS]] ein.<ref name="gerhard-nestler" /> Am 4.&nbsp;Juli 1937 beantragte er die Aufnahme in die [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei]] (NSDAP) und wurde rückwirkend zum 1. Mai aufgenommen (Mitgliedsnummer 4.929.068).<ref name="juden-in-frankenthal" /> Kurz nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Metzner am 7.&nbsp;Oktober 1939 als SS-Untersturmführer in die [[Waffen-SS]] einberufen und war dort bis Kriegsende in verschiedenen Einheiten und Einrichtungen tätig.<ref name="juden-in-frankenthal" /> Am 1.&nbsp;August 1940 wurde er zum SS-Obersturmführer und am 9.&nbsp;November 1942 zum [[SS-Hauptsturmführer]] befördert, ein Rang, der dem eines [[Hauptmann (Offizier)|Hauptmanns]] in der Wehrmacht entsprach.<ref name="juden-in-frankenthal" />

Bei der [[Entnazifizierung]] durch die [[Alliierte]]n nach dem Zweiten Weltkrieg verschwieg Metzner seine Aktivitäten in SS und NSDAP.<ref name="juden-in-frankenthal" /> Durch die Spruchkammer in [[Fritzlar]] (Hessen) wurde er am 7.&nbsp;März 1949 als „Mitläufer“ eingestuft und ihm eine „Geldsühne“ von 50 Mark auferlegt.<ref name="juden-in-frankenthal" /> Als Metzner sich 1953 für die Stelle eines Sportarztes an der [[Universität Hamburg]] bewarb, gab er in seinem handgeschriebenen Lebenslauf vom 8.&nbsp;März 1953 an, er sei vom „7. Oktober<ref name="Anm1" /> bis Kriegsende Soldat beziehungsweise Sanitätsoffizier“ gewesen, in seinem Personalbogen schrieb er entsprechend „Wehrmacht von 7. Oktober 1939 bis Kriegsende“.<ref name="juden-in-frankenthal" />

== Zitate ==
{{Zitat|Der Sport ist seinem Ursprung nach nordisch. Völkerpsychologisch betrachtet ist es klar, dass nur ein kämpferischer, aktiver, nordischer Menschenschlag den Sport schaffen konnte.|Adolf Metzner 1933 in einem Zeitungsartikel |ref=<ref name="gerhard-nestler" />}}

{{Zitat|Der Glanz des [[Faschismus]]'' (erstrahle in sportlicher Hinsicht nur in Norditalien,) ''…wo noch im Volkskörper [[Blut-und-Boden-Ideologie|germanische Blutströme]] sichtbar sind.|Adolf Metzner im Juni 1935 als Kommentator in einer Sportzeitschrift |ref=<ref name="rheinpfalz_2010-05-07" /><ref name="gerhard-nestler" />}}

{{Zitat|Der baumlange [[Nigger]] mit den Siebenmeilenstiefeln, ein hochgeschossener athletischer Typ mit einem winzigen eiförmigen Kopf, in dem kaum genügend Hirn für ein bißchen<!-- sic! alte Rechtschreibung --> taktisches Denken Platz hat…|Autor=Adolf Metzner 1936 bei seiner journalistischen Berichterstattung über den 800-m-Olympiasieger von Berlin, [[John Woodruff (Leichtathlet)|John Woodruff]] |ref=<ref name="rheinpfalz_2010-05-07" /><ref name="gerhard-nestler" />}}

== Literatur ==
* {{Literatur |Autor=Maximilian Aigner |Titel=Adolf Metzner (1910–1978) |Hrsg=Maximilian Aigner |Sammelwerk=Vereinsführer. Vier Funktionäre von Eintracht Frankfurt im Nationalsozialismus |Reihe=Studien zur Geschichte und Wirkung des Holocaust |BandReihe=4 |Verlag=Wallstein |Ort=Göttingen |Datum=2020 |ISBN=978-3-8353-3844-9 |Seiten=121–196}}

== Weblinks ==
* {{Olympedia|70410}}

== Einzelnachweise und Anmerkungen ==
<references>
 <ref name="ft-07/2009">
{{Literatur |Titel=Arzt, Leichtathlet, Weltenbummler und Mäzen |Sammelwerk=Frankenthaler – das Stadtmagazin |Datum=2009-07}}</ref>
 <ref name="juden-in-frankenthal">
{{Internetquelle |url=http://juden-in-frankenthal.de/frankenthal-in-der-ns-zeit/ss-mann-adolf-metzner/ |titel=„Hauptschuldige, Belastete, Minderbelastete, Mitläufer und Nichtbelastete – Entnazifizierung in Deutschland“. SS-Mann Adolf Metzner |hrsg=Förderverein für jüdisches Gedenken in Frankenthal |abruf=2020-12-22}}</ref>
 <ref name="rheinpfalz_2010-04-17">
{{Literatur |Autor=Stephan Pieroth |Titel=„Da muss man nachhaken“ |Sammelwerk=[[Die Rheinpfalz]], Lokalausgabe Frankenthaler Zeitung |Ort=Ludwigshafen |Datum=2010-04-17}}</ref>
 <ref name="aigner">
{{Literatur |Autor=Maximilian Aigner |Titel=Adolf Metzner (1910–1978) |Datum=2020 |Seiten=121–196}}</ref>
 <ref name="zeit_1970-05-01">
{{Internetquelle |url=http://www.zeit.de/1970/18/adolf-metzner-60 |titel=Adolf Metzner 60 |datum=1970-05-01 |werk=[[Die Zeit]], Nr. 18 |abruf=2010-05-07}}</ref>
 <ref name="Vorlage-Inflation">
Diese Zahl wird bei jedem Seitenaufruf [[Vorlage:Inflation|automatisch ermittelt]], ist auf volle Millionen Euro gerundet und bezieht sich auf den vergangenen Januar.</ref>
 <ref name="Anm1">
Anmerkung: Gemeint ist der 7. Oktober des Jahres 1939.</ref>
 <ref name="rheinpfalz_2010-05-07">
{{Literatur |Autor=Stephan Pieroth |Titel=Kontroverse Debatte um Metzner |Sammelwerk=[[Die Rheinpfalz]], Lokalausgabe Frankenthaler Zeitung |Ort=Ludwigshafen |Datum=2010-05-07 |Kommentar=Zitiert durch die Zeitung: Recherche-Ergebnisse Gerhard Nestlers, des Stadtarchivars von Frankenthal}}</ref>
 <ref name="gerhard-nestler">
{{Internetquelle |autor=Gerhard Nestler |url=http://juden-in-frankenthal.de/frankenthal-in-der-ns-zeit/ss-mann-adolf-metzner/ |titel=Adolf Metzner – eine deutsche Biographie |hrsg=Förderverein für jüdisches Gedenken in Frankenthal |abruf=2020-12-22 |kommentar=ganz unten öffnen: ''Vortrag Adolf Metzner Stand 31.12.2010.doc''}}</ref>
</references>

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[[Kategorie:Mann]]

{{Personendaten
|NAME=Metzner, Adolf
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Leichtathlet, Olympiateilnehmer; Sportmediziner und Journalist
|GEBURTSDATUM=25. April 1910
|GEBURTSORT=[[Frankenthal (Pfalz)]]
|STERBEDATUM=5. März 1978
|STERBEORT=[[Hamburg]]
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