Quelltext der Seite Aktion der Christen für die Abschaffung der Folter

Die '''Aktion der Christen für die Abschaffung der Folter''' (ACAT für '''A'''ction des '''C'''hrétiens pour l’'''A'''bolition de la '''T'''orture) ist eine christliche [[Menschenrechtsorganisation]] in [[Paris]], die sich über Konfessionsgrenzen hinweg gegen Folter und Todesstrafe engagiert. Es gibt mehrere nationale Organisationen. Die Mitglieder sind Laien, Ordensleute und Geistliche in kirchlichen Gruppen, in klösterlichen Gemeinschaften oder auch als Einzelmitglieder.

== Gründung in Frankreich ==
Die Anfänge der Gruppierung liegen in Frankreich. Zwei Frauen der [[Reformierte Kirche von Frankreich|Reformierten Kirche Frankreichs]], Hélène Engel und Edith du Tertre, haben die Arbeit 1974 in Paris auf den Weg gebracht. Zu Beginn stand eine Erschütterung über den Bericht des Pfarrers Tullio Vinay (aus der [[Waldenser#Die italienischen Waldenser seit 1848|Waldenser]] Kirche Italiens), der 1973 von einer Reise aus Vietnam zurückgekehrt war und von den Kriegsgräueln des [[Vietnamkrieg]]es berichtet hatte. Im Dezember 1973 veranstaltete [[amnesty international]] in Paris einen Weltkongress gegen die Folter. Auf diesem Kongress wurden alle soziokulturellen Gruppierungen und die Kirchen aufgerufen, sich dem Problem der sich ausbreitenden Folterpraktiken in der Welt zu stellen und sich für die Abschaffung der Folter einzusetzen.

So initiierten Hélène Engel und Edith du Tertre die Gründung der ersten nationalen ACAT.<ref>Stanislas Maillard: ''Dix ans d’Action des chrétiens pour l’abolition de la torture''. In: ''L’Actualité religieuse dans le monde'', Jg. 1983, Heft 6, S. 4.</ref> ACAT-France wurde im Juni 1974 im Haus der [[Diakonisse]]n in Versailles von etwa 50 Christen gegründet. Darunter befanden sich Protestanten, Katholiken, [[Orthodoxie#Orthodoxie im Christentum|Orthodoxe]] oder [[Quäker]]. Ihr Beruf und sozialer Hintergrund war sehr unterschiedlich. Sie hatten jedoch eine gemeinsame Überzeugung: „Folter darf nach Gottes Willen nicht sein“. Im Laufe der folgenden Jahre entstanden weitere nationale ACAT-Organisationen.<ref>[[Alois Riklin]] (Hrsg.): ''Internationale Konventionen gegen die Folter'' (= ''Schriftenreihe der Schweizerischen Gesellschaft für Aussenpolitik'', Band 6). P. Haupt, St. Gallen 1979, S. 112 ff.</ref>

== Deutschland ==
ACAT-Deutschland e.V., gegründet 1984 in [[Lüdinghausen]], ist ein [[eingetragener Verein]] mit ca. 500 Mitgliedern. Der Verein finanziert sich über Mitgliedsbeiträge und Spenden. Vorsitzender ist z.&nbsp;Zt. Wolfgang Bentrup.

== Italien ==
ACAT Italia wurde 1987 gegründet. Der Verein mit Sitz in Rom ist ökumenisch orientiert und unabhängig von [[Katholische Kirche|kirchlichen]], ökonomischen oder politischen Organisationen.
Er wird geleitet von einem Präsidenten, der von einem Organisationskomitee unterstützt wird und von der Vollversammlung, die alle zwei Jahre zusammentritt, gewählt ist. Die derzeitige Präsidentin ist Maria Assunta Zuzccari.<ref>[http://www.acatitalia.it/?q=node/18 ''Sarà solo una piccola goccia d’acqua, ma se non lo fai tu, non ci sarà nessuno a portarla.'']</ref>

== Schweiz ==
ACAT-Schweiz, gegründet 1981, ist ein [[Vereinsrecht (Schweiz)|Verein]], der sich durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und Sammelaktionen finanziert. Der Verein mit 30 Ortsgruppen aus 10 [[Kanton (Schweiz)|Kanton]]en hatte 2020 1286 Mitglieder. Er ist von der Stiftung [[ZEWO]] (Schweizerische Zertifizierungsstelle für gemeinnützige, Spenden sammelnde Organisationen) zertifiziert.<ref>[https://www.acat.ch/de/ueber_acat/acat-schweiz/ ACAT-Schweiz], abgerufen am 13. April 2019</ref>

== Internationale Zusammenschlüsse ==
Um in die völkerrechtliche Diskussion und Arbeit mehr Einfluss nehmen zu können, schlossen sich im Februar 1987 die ersten 10 nationalen ACATs (Belgien, Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada, Luxemburg, Niederlande, Schweiz und Spanien) zur Internationalen ACAT-Föderation [[Fédération Internationale de l’ACAT]] (FIACAT) zusammen und erhielten schnell den Beraterstatus einer Nichtregierungsorganisation (NRO, [[Nichtregierungsorganisation|NGO]]) in den Menschenrechtsgremien des [[Europarat]]es (1987), bei den [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] (1989) und später auch in der [[Afrikanische Kommission der Menschenrechte und der Rechte der Völker|Afrikanischen Menschenrechtskommission]].

Die 33 nationale Organisationen arbeiten in ihren politischen Aktionen – fußend auf dem Artikel 5 der [[Allgemeine Erklärung der Menschenrechte|Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte]] – eigenverantwortlich im Schulterschluss mit anderen Menschenrechtsorganisationen in ihren jeweiligen Ländern zusammen, wie beispielsweise mit amnesty international, sind aber als Mitglieder der FI.ACAT an eine geistliche Charta gebunden.<ref>[[Deutsche Bischofskonferenz]]. Ständiger Rat (Hrsg.): ''„Das Völkerrecht: ein Weg zum Frieden“: Welttag des Friedens 2004 – 1. Januar 2004'' (= ''Arbeitshilfen'' 173). Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, 2004.</ref>

ACAT-Arbeit besteht jedoch nicht nur aus politischer Aktion, sondern hat auch eine geistliche Dimension. Zur Vertiefung ihres Glaubens treffen sich die Mitglieder regelmäßig in kleinen Gruppen, in nationalen und internationalen Seminaren und theologischen Kolloquien.

== Weblinks ==
* [http://www.fiacat.org/ FIACAT - internationale ACAT-Föderation]
* [http://www.acat-deutschland.de/ ACAT Deutschland]
* [http://www.acat.ch/ ACAT-Schweiz]

== Einzelnachweise ==
<references />

[[Kategorie:Menschenrechtsorganisation]]
[[Kategorie:Christliche Organisation]]
[[Kategorie:Gegründet 1974]]
[[Kategorie:Lüdinghausen]]
[[Kategorie:Religiöser Verein (Nordrhein-Westfalen)]]
[[Kategorie:Religiöser Verein (Schweiz)]]
[[Kategorie:Kampf gegen Folter]]
[[Kategorie:Verein (Bern)]]
[[Kategorie:Verein (Paris)]]
[[Kategorie:Internationale Organisation (Paris)]]