Quelltext der Seite Bataillon der Verteidiger der Sprache

Das '''Bataillon der Verteidiger der Sprache'''<ref>vgl. [[Marion Aptroot]]; [[Roland Gruschka]], S. 137: „Brigade der Verteidiger der [hebräischen] Sprache in Israel“ (eckige Klammer im Original); andere Namensformen sind: ''Brigade der Verteidigung der Sprache'', ''Bataillon der Sprachverteidiger'' (Claudia Boujeddayn, S. 65), ''Brigade der Verteidiger der Sprache'' ([[Michael Brenner (Historiker)|Michael Brenner]])<!--;  Sprachverteidigerbataillon-->; ''Battalion for the Defence of the Language'', ''Brigade of the Defenders of the Language'' usw.</ref> (hebr. ''Gedud Meginei HaSafa''; engl. ''Battalion for the Defence of the Language'') war eine kleine, aber militante Körperschaft, die in den 1920er Jahren<ref>Gegründet "um 1923" nach Marion Aptroot; Roland Gruschka, S. 137.</ref> von jüdischen Schülern des [[Hebräisches Herzlia-Gymnasium|Hebräischen Herzlia-Gymnasiums]] in [[Tel Aviv]], [[Völkerbundsmandat für Palästina|Palästina]], gegründet wurde, um die Juden im [[Jischuw]] zu ermutigen, ausschließlich [[Hebräische Sprache|Hebräisch]] zu verwenden.<ref>Frank, 2005, S. 37; Meyers, 2002; [[Tom Segev|Segev]], 2000, S. 264.</ref>
[[Datei:Herzliya Hebrew Gymnasium, Tel Aviv.jpg|mini| [[Hebräisches Herzlia-Gymnasium|Gymnasium Herzlia]] (1936)]]
[[Datei:Hebraization of surnames.jpg|mini|„Wer Schwierigkeiten hat, seinen Nachnamen in Hebräisch zu ändern, soll sich an das Bataillon der Sprachverteidiger wenden.“ Ankündigung in Tel Aviv, 1926]]

== Geschichte ==
Die Gruppe widersetzte sich unter dem Motto „Hebräer [d.h. Jude], sprich Hebräisch!“ ({{heS|עברי, דבר עברית}}) der Verwendung anderer Sprachen. Ihre prominentesten Unterstützer waren [[Mordecai ben Hillel Hacohen]]<ref>hebräisch מרדכי בן הלל הכהן<!--https://www.wikidata.org/wiki/Q12409484--></ref>  (1856–1936), ein jüdischer Schriftsteller, [[Zionismus|Zionist]] und einer der Gründer von [[Tel Aviv]], und [[Zwi Jehuda Kook]], der Sohn des [[Oberrabbiner]]s [[Abraham Isaak Kook]].<ref>Segev, 2000, S. 264; Segev, 2009.</ref>

Die jüdische Presse neigte dazu (meist auf [[Jiddisch]]), die Gruppe als „eine Bande fanatischer, unverschämter Ganoven“ darzustellen, und obwohl sie gelegentlich in Gewaltakte verwickelt war, habe sie sie meistens „wie ein patriotischer Wachhund, der laut bellt und die Zähne fletscht, aber nur selten wirklich zubeißt“, gehandelt.<ref>Segev, 2000, S. 264.</ref>

Den [[Jiddistik|Jiddisten]] [[Marion Aptroot]] und [[Roland Gruschka (Jiddist)|Roland Gruschka]] zufolge versuchte die Gruppe, {{Zitat|Drucker und Kioskbetreiber, die sich an Herstellung und Vertrieb jiddischer Zeitschriften beteiligten, durch Brandstiftungen einzuschüchtern und unerwünschte Veranstaltungen gewaltsam zu stören.<ref>Marion Aptroot; Roland Gruschka, S. 137 f.</ref>}}

Am 15. August 1929, dem jüdischen Trauertag [[Tischa beAv]], erhoben sich 300 junge Menschen, angeführt von [[Jeremiah Halpern]], die hauptsächlich der Gruppe entstammten, mit einigen aus [[Betar]] und anderen Jugendbewegungen, hielten politische Reden, hissten die zionistische Flagge und sangen die zionistische Hymne an der Mauer. Eine muslimische Gegendemonstration am nächsten Tag wurde von Gewaltausbrüchen begleitet und führte in der Folge zum [[Massaker von Hebron (1929)]].<ref>Segev, 2000, S. 310.</ref>

Der Autor [[Michael Brenner (Historiker)|Michael Brenner]] merkt zu der Gruppe an: {{Zitat|Ihre Mitglieder nahmen es dem Philosophen [[Martin Buber]] ebenso übel, daß er einen Vortrag auf [[Deutsche Sprache|Deutsch]] hielt, wie sie die Initiative der Einrichtung eines Lehrstuhls für Jiddisch mit Steinwürfen auf [[Hebräische Universität Jerusalem|die Universität]] beantworteten.<ref>[https://www.welt.de/print-welt/article558675/Die-Auserwaehlten.html Die Auserwählten] (Michael Brenner)</ref>}}

1935 war der [[Jiddischer Schriftsteller- und Journalistenverband|Jiddische Schriftsteller- und Journalistenverband]] (mit seinerzeit etwa 20 Mitgliedern) in Tel Aviv von randalierenden Eiferern aus dieser Gruppe überfallen worden.<ref>Marion Aptroot; Roland Gruschka, S. 137 f.</ref>

== Siehe auch ==
* [[Jiddischismus]]
* [[Hebräische Sprache#Modernes Hebräisch (Ivrit)|Wiederbelebung des Hebräischen]]<ref>englisch ''Revival of the Hebrew language''</ref>

== Literatur ==
* [[Marion Aptroot]]; [[Roland Gruschka (Jiddist) |Roland Gruschka]]: ''Jiddisch. Geschichte und Kultur einer Weltsprache'' (= ''[[Beck’sche Reihe]].'' [[Liste von Bänden der Beck’schen Reihe|Band 1621]]). Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-52791-3.
* Claudia Boujeddayn: ''[https://ediss.sub.uni-hamburg.de/bitstream/ediss/9133/1/Dissertation_Endversion_inkl._Disputationstermin.pdf „Dieses Palästina ist unser Schicksal“ – Ein deutschsprachiges linksintellektuelles Milieu in Palästina 1933–1948]''. Dissertation zur Erlangung des Grades der Doktorin der Philosophie (Dr. phil.) an der Fakultät für Geisteswissenschaften der Universität Hamburg. Hamburg im Jahr 2020

* Mitch Frank: ''Understanding the Holy Land: Answering Questions About the Israeli-Palestinian Conflict''. Viking. 2005, ISBN 978-0-670-06032-0
* Tom Segev: ''One Palestine Complete: Jews and Arabs Under the British Mandate''. Abacus 2000, ISBN 978-0-349-11286-2
** (dt.) ''Es war einmal ein Palästina. Juden und Araber vor der Staatsgründung Israels''. Übersetzt von Doris Gerstner, Siedler, München 2005, ISBN 3-88680-805-X ([https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-7858 Rezension])
* Tom Segev: [https://web.archive.org/web/20090523225936/http://tlv100.haaretz.com/news.asp?p=497 When Tel Aviv was a wilderness]. ''Haaretz'', 10 May 2009
* Nechemia Meyers: Yiddish Lives – A Language That Refuses to Die. ''The World and I'', February 1 2022

== Weblinks ==
* [https://www.welt.de/print-welt/article558675/Die-Auserwaehlten.html Die Auserwählten] ([[Michael Brenner (Historiker)|Michael Brenner]])
* [https://www.kedem-auctions.com/en/content/two-publications-battalion-defence-language Two Publications of the Battalion for the Defence of the Language]

== Einzelnachweise und Fußnoten ==
<references />

{{SORTIERUNG:Bataillon der Verteidiger der Sprache}}
[[Kategorie:Geschichte Palästinas]]
[[Kategorie:Zionistische Organisation]]
[[Kategorie:Gegründet in den 1920er Jahren]]
[[Kategorie:Sprachpolitik]]
[[Kategorie:Hebräisch]]
[[Kategorie:Diskriminierung nach Gruppen]]
[[Kategorie:Jüdische Geschichte]]