Quelltext der Seite Benutzer:Ianus/Wallonische Region

{{Infobox Belgischer Gliedstaat
|NAME = Wallonische Region
|NAMEFR = Région wallonne
|NAMENL = Waals Gewest
|BILD-FLAGGE = Flag of Wallonia.svg
|INSTITUTION = [[Politische_Gliederung_Belgiens#Die_Regionen|Region]]
|GRÜNDUNG = 
|AMTSSPRACHE = [[Französische Sprache|Französisch]], [[Deutsche Sprache|Deutsch]]
|VERWALTUNGSSITZ = [[Namur]]
|MINISTERPRÄSIDENT = [[Rudy Demotte]]
|FLÄCHE = 16.844
|EINWOHNER = 3.395.942
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Die '''Wallonische Region''' ([[Französische Sprache|Französisch]] ''Région wallonne'', [[niederländische Sprache|niederländisch]] ''Waals Gewest''), oft nur die '''Wallonie''' ([[Wallonische Sprache|Wallonisch]] ''Waloneye'', auch ''Walonreye'', Französisch ''Wallonie'', Niederländisch ''Wallonië''), zuweilen auch '''Wallonien''' genannt, ist eine der drei [[Politisches System Belgiens#Die Regionen|Regionen]] [[Belgien]]s. Die Bevölkerung spricht vorwiegend [[Französische Sprache|Französisch]], im äußersten Osten [[Deutsche Sprache|Deutsch]]. Die Hauptstadt ist [[Namur]], größte Stadt ist [[Charleroi]], das eigentliche kulturelle und wirtschaftliche Zentrum aber ist [[Lüttich]]. Weitere wichtige Städte sind [[Mons]], [[Tournai]], [[Arlon]], [[Bastogne]], [[Wavre]], [[Verviers]], [[Dinant]] und die ehemals [[Preußen|preußischen]] Städte [[Eupen]] und [[Malmedy]]. Die Wallonie umfasst geografisch die südliche Hälfte Belgiens.

== Geschichte ==

Formell wurde die Wallonische Region erst 1980 bei der zweiten belgischen Staatsreform geschaffen. Doch ihre Ursprünge sind weitaus älter.<ref>Die historische Zusammenfassung ist einlesbar in [http://www.crisp.be/wallonie/fr/pouvoirs/creation.html französischer] oder [http://www.crisp.be/wallonie/en/pouvoirs/creation.html englischer] Sprache auf der Webseite des CRISP (Centre de recherche et d'information socio-politiques).</ref>

Als Belgien 1830 gegründet wurde, beschlossen die [[Brüssel]]er [[Elite]]n, die die [[Belgische Revolution]] ausgelöst hatten, dass Belgien ein französischsprachiger [[Einheitsstaat]] werden sollte. Früh nach der Unabhängigkeit entstand in der nördlichen Hälfte des Landes die sogenannte „[[Flämische Bewegung]]“, die einen verstärkten Gebrauch des Niederländischen in [[Flandern]] durchsetzen wollte. Im südlichen Teil gab es vorerst keine entsprechenden Forderungen für den Schutz der [[Wallonische Sprache|wallonischen Sprache]].

Erst Ende des Neunzehnten Jahrhunderts gab es erste Zeichen der „Wallonischen Bewegung“, die als Reaktion auf die Flämische Bewegung und das „Gleichheitsgesetz“ vom 18. April 1898, das Belgien offiziell in einen zweisprachigen Staat verwandelte (siehe auch: ''[[Sprachgesetzgebung in Belgien]]''), entstanden war.<ref>Lesoir.be: Saga Belgica (6/30): ''[http://archives.lesoir.be/saga-belgica-6-30--le-mouvement-wallon-est-ne_t-20080530-00G943.html Le mouvement wallon est né (… à Bruxelles, dites donc)]'' (30. Mai 2008) (frz.).</ref><ref>F. Joris: ''[http://www.wallonie-en-ligne.net/1995_Wallonie_Atouts-References/1995_ch02-1_Joris_Freddy.htm Les étapes du combat wallon]'' (3 parties), Institut Jules Destrée, 1995 (frz.).</ref> Nach einem ersten Wallonischen Kongress im Jahre 1890, vereinten sich die verschiedenen wallonischen Versammlungen und riefen unter dem Vorsitz von [[Jules Destrée]] den zweiten Wallonischen Kongress im Jahre 1912 aus. Im gleichen Jahr wies Destrée in einem Brief an den König [[Albert I. (Belgien)|Albert I.]] auf den entstandenen [[Flämisch-wallonischer Konflikt|flämisch-wallonischen Konflikt]] hin.<ref>Lesoir.be: Saga Belgica (8/30): ''[http://archives.lesoir.be/saga-belgica-8-30--destree-et-l%26%238217-horrifiante_t-20080602-00GA1Y.html Destrée et l’horrifiante vérité]'' (2. Juni 2008) (frz.).</ref>

{{Zitat|Il n'y a pas de Belges, mais des Wallons et des Flamands.|Übersetzung=Es gibt keine Belgier, sondern Wallonen und Flamen.|Autor=Jules Destrée, ''Brief an den König'', 1912}}

Nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] wurden die Rufe nach einer [[Föderalismus|Föderalisierung]] Belgiens von flämischer Seite lauter. Aber auch in der Wallonischen Region gab es mancherseits besonders nach Einsetzen der „Kohlekrise“ ein Bestreben nach mehr Eigenverantwortung. Der [[Zweiter Weltkrieg|Zweite Weltkrieg]] und die darauffolgende „[[Leopold_III._(Belgien)#Die_.E2.80.9EK.C3.B6nigsfrage.E2.80.9C|Königsfrage]]“ vertiefte den Graben zwischen Wallonen und Flamen. Weitere Wallonische Kongresse folgten ab 1945.

Schließlich wurde in den Jahren 1962-63 die sogenannte [[Sprachgesetze_in_Belgien#Die_Festlegung_der_Sprachgrenze|Sprachgrenze]] in Belgien festgelegt; der Norden wurde niederländischsprachig, der Süden französischsprachig. Für Brüssel wurde eine zweisprachige Lösung gefunden, während im Osten die deutschsprachige Minderheit erste Anerkennung erhielt.<ref>Lesoir.be: Saga Belgica (18/30): ''[http://archives.lesoir.be/saga-belgica-18-30--le-pays-se-coupe-en-quatre-pour_t-20080613-00GGM1.html Le pays se coupe en quatre pour rester uni]'' (13. Juni 2008) (frz.).</ref> Während auf dem zweisprachigen Gebiet [[Region Brüssel-Hauptstadt|Brüssel-Hauptstadt]] die Partei „[[Front démocratique des francophones]]“ (FDF) für die Belange der französischsprachigen Brüsseler kämpfte, wurde zu dieser Zeit in der Wallonie die Partei „[[Rassemblement Wallon]]“ (RW) gegründet. Persönlichkeiten wie [[François Perin]], [[Jean Gol]] oder später [[Paul-Henry Gendebien]] gehörten der Partei bis zu ihrer Auflösung im Jahr 1985 an.

Bei der ersten belgischen Staatsreform 1970 wurden die Kulturgemeinschaften, Vorgängerinnen der heutigen [[Politisches_System_Belgiens#Die_Gemeinschaften|Gemeinschaften]], und die [[Politisches_System_Belgiens#Die_Regionen|Regionen]] in die Verfassung aufgenommen.<ref>Lesoir.be: Saga Belgica (21/30): ''[http://archives.lesoir.be/saga-belgica-21-30-requiem-ouverture-_t-20080617-00GJE0.html Requiem (ouverture)]'' (17. Juni 2008) (frz.).</ref> Während jedoch die Kulturgemeinschaften sofort arbeitsfähig waren, bekamen die Regionen nur eine provisorische Anerkennung. Man beschloss vorerst eine vorbereitende Regionalisierung durchzuführen, mit Regionalräten, die aus [[Belgischer Senat|Senatoren]] bestanden und nur eine beratende Funktion besaßen. Ende der Siebzieger Jahre wurde das sogenannte „Egmont-Stuyvenberg-Abkommen“ unterzeichnet, das die Schaffung von Regionen vorsah, doch das Problem um die Brüsseler Region löste eine politische Krise aus, die mit dem Rücktritt des [[Premierminister]]s [[Leo Tindemans]] im Jahre 1978 ihren Höhepunkt erreichte.<ref>Lesoir.be: Saga Belgica (22/30): ''[http://archives.lesoir.be/saga-belgica-22-30-un-desaccord-grandiose-_t-20080618-00GK4L.html Un désaccord grandiose]'' (18. Juni 2008) (frz.).</ref>

Schließlich gab man von frankophoner Seite nach und einigte sich darauf das Brüsseler Problem vorerst unangetastet zu lassen. Bei der zweiten Staatsreform 1980 wurde die Verfassung abgeändert und die Regionen bekamen eigene Institutionen und Zuständigkeiten. Die Wallonische Region erhielt ihr erstes Parlament (damals noch „Rat“) und unter [[Jean-Maurice Dehousse]] ihre erste Regierung (damals noch „Exekutive“).<ref>Lesoir.be: Saga Belgica (24/30): ''[http://archives.lesoir.be/saga-belgica-24-30-requiem-moderato--presse-_t-20080620-00GL7R.html Requiem (moderato)]'' (20. Juni 2008) (frz.).</ref><ref>Für eine besonders detaillierte Beschreibung der ersten Jahre der Wallonischen Region, siehe: P. Destatte: ''[http://www.wallonie-en-ligne.net/1995_Wallonie_Atouts-References/1995_ch03-1_Destatte_Philippe.htm Histoire politique de la Wallonie 1970-1994. Du rêve autonomiste à la souveraineté internationale]'' (4 parties), Institut Jules Destrée, 1995 (frz.).</ref> Bedingt durch ihre Demographie ist seit der Schaffung der Wallonischen Region die [[Parti Socialiste (Belgien)|Sozialistische Partei]] (PS), die sich auf eine starke Arbeiter- und Gewerkschaftlerbasis berufen kann, in der Regierung der Wallonischen Region vertreten. Die Zuständigkeiten der Regionen beschränkten sich, grob gesehen, auf alles, was den Boden betrifft (Raumordnung, Städtebau, Umwelt, Wohnungswesen, aber auch Wirtschaft etc.). Ein Fusion der regionalen Institutionen mit denen der [[Französische Gemeinschaft Belgiens|Französischen Gemeinschaft]], so wie dies in Flandern der Fall war, wurde abgelehnt. Bei der Schaffung der [[Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens|Deutschsprachigen Gemeinschaft]] im Jahr 1983 sah man die Möglichkeit vor, dass die Gemeinschaft Zuständigkeiten von der Wallonischen Region übernehmen könnte. 

Die Achtziger Jahre waren vor allem durch den Kampf der Wallonen in der Gemeinde [[Voeren]] (frz. ''Fourons'') geprägt, die sich unter dem Sozialisten [[José Happart]] für einen Anschluss der Gemeinde an die Wallonische Region einsetzten. Eine erneute Regierungskrise und der Rücktritt des Premierministers [[Wilfried Martens]] war die Folge (siehe auch: [[Sprachgesetzgebung in Belgien]]). Darauf folgte die dritte Staatsreform von 1988, bei der einerseits das Problem Voeren und andererseits das Problem Brüssel durch die Schaffung der Region Brüssel-Hauptstadt vorerst behoben wurden. Bei dieser Staatsreform erhielten die Regionen weitere Zuständigkeiten vom Föderalstaat (öffentliches Verkehrswesen, öffentliche Arbeiten und Regionalisierung gewisser Wirtschaftszweige).<ref>Lesoir.be: Saga Belgica (26/30): ''[http://archives.lesoir.be/saga-belgica-26-30--requiem-allegretto--flandre_t-20080623-00GMK1.html Requiem (allegretto)]'' (23. Juni 2008) (frz.)</ref> Innerhalb der Wallonischen Region ist vor allem die Ermordung des mächtigen Präsidenten der [[Parti Socialiste (Belgien)|Parti Socialiste]] und Vorkämpfer der Wallonischen Bewegung, [[André Cools]], am 18. Juli 1991 zu erwähnen. Bis heute gibt es noch wilde Spekulationen über die Ursachen dieser Ermordung (politischer Mord, [[Mafia]], Machtkämpfe, etc.).<ref>Institut Jules Destrée: ''[http://www.wallonie-en-ligne.net/1995_Cent_Wallons/Cools_Andre.htm Cent wallons du siècle. André Cools]'' (1995) (frz.).</ref>

Es war die vierte Staatsreform ([[1994]]), die Belgien definitiv in einen [[Bundesstaat]] (oder Föderalstaat) verwandelte. Die Regionen erhielten wiederum neue Zuständigkeiten (Außenbeziehungen innerhalb ihrer Kompetenzen etc.).<ref>Lesoir.be: Saga Belgica (27/30): ''[http://archives.lesoir.be/saga-belgica-27-30-requiem-fortissimo--palais-_t-20080624-00GN3F.html Requiem (fortissimo)]'' (24. Juni 2008) (frz.).</ref> Nach der Teilung der ehemaligen [[Brabant (Provinz)|Provinz Brabant]], erhielt die Wallonische Region mit der Provinz [[Wallonisch Brabant]] eine fünfte Provinz. Im Anschluss an diese Staatsreform wurde der Wallonischen Region auch erlaubt, gewisse Zuständigkeiten von der Französischen Gemeinschaft (Tourismus, Schülertransport etc.), die sich in großen finanziellen Schwierigkeiten befand, zu übernehmen. In Brüssel wurden diese Kompetenzen dann von der [[Region_Br%C3%BCssel#Die_franz.C3.B6sische_Gemeinschaftskommission|COCOF]] ausgeübt.

Die fünfte und vorerst letzte Staatsreform von 2001 erweiterte den Zuständigkeitsbereich der Regionen erneut (gewisse Steuerhoheit, Landwirtschaft, Außenhandel, lokale Behörden etc.).<ref>Lesoir.be: Saga Belgica (29/30): ''[http://archives.lesoir.be/saga-belgica-29-30-requiem-con-forza--partis-_t-20080626-00GPCM.html Requiem (con forza)]'' (26. Juni 2008) (frz.).</ref> Besonders seit dieser Staatsreform ist die politische Aktualität in der Wallonischen Region weniger durch äußere Faktoren, als durch innere Angelegenheiten beeinflusst worden. Ein politischer Skandal entstand im Jahr 2005, nachdem sich herausgestellt hatte, dass verschiedene Lokalpolitiker der [[Parti Socialiste (Belgien)|Sozialistischen Partei]] (PS) in [[Charleroi]] öffentliche Gelder veruntreut hatten („Carolorégienne-Affäre“).<ref>Lalibre.be: ''[http://www.lalibre.be/index.php?view=article&art_id=240010 Démissions à la tête de la Carolorégienne]'' (16. September 2005) (frz.).</ref> Dies hatte zur Folge, dass der amtierende wallonische Ministerpräsident [[Jean-Claude Van Cauwenberghe]] zurücktreten musste.<ref>Lalibre.be: ''[http://www.lalibre.be/index.php?view=article&art_id=242857 Van Cauwenberghe démissionne]'' (30. September 2005) (frz.)</ref> Auch andere Persönlichkeiten der PS, wie der Bürgermeister von Charleroi [[Charles Van Gompel]], der ehemalige wallonische Ministerpräsident und Bürgermeister von [[Namur]] [[Bernard Anselme]] oder die Bürgermeisterin von [[Huy]] [[Anne-Marie Lizin]], wurden daraufhin verdächtigt, organisierten [[Klientelismus]] in ihren Gemeinden zu betreiben.

== Sprachen ==

[[Amtssprache]] in der Wallonischen Region ist [[Französische Sprache|Französisch]]. Amtssprache im äußersten Osten, im Gebiet der sogenannten [[Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens|Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens]], die der Wallonischen Region politisch angeschlossen ist, ist [[Deutsche Sprache|Deutsch]]. Aufgrund der Größe der Bevölkerungsgruppen dominiert in Parlament und Regierung der Wallonischen Region zwar das Französische, alle Regionalgesetze müssen aber auch in einer deutschsprachigen Version veröffentlicht werden und Schreiben an deutschsprachige Bürger müssen auf Deutsch verfasst sein.

Wichtigste Mundart in der Wallonie ist das dem Französischen verwandte [[Wallonische Sprache|Wallonisch]], das einige Linguisten als eigenständige Sprache betrachten.
Im westlichen Teil der Wallonie werden die dem Französischen verwandten [[Picardische Sprache|picardisch]]en Mundarten gesprochen. Ihre Sprecher betrachten sie als eigenständige Sprache. Als ''Regionalsprache'' genießt sie eine begrenzte (offizielle) Anerkennung. An den südlichen Rändern der Wallonie pflegt man noch das [[Lothringisch (Romanisch)|Lothringische]] und [[Luxemburgische Sprache|Luxemburgische]].

Neben Französisch und Deutsch wird in der Wallonie und ihren Randgebieten von einer Minderheit [[Niederländische Sprache|Niederländisch]] gesprochen. In den Gemeinden [[Comines-Warneton]] (Komen-Waasten), [[Enghien (Belgien)|Enghien]] (Edingen), [[Flobecq]] (Vloesberg) und [[Mouscron]] (Moeskroen) gibt es gewisse sprachliche Erleichterungen für die niederländischsprachigen Einwohner (s. [[Fazilitäten-Gemeinde]]). Die Gemeinden [[Baelen]] (Balen), [[Plombières]] (Bleyberg/Bleiberg) und [[Welkenraedt]] (Welkenrath/Welkenraat) haben für ihre niederländischsprachigen Einwohner 1966 diese Möglichkeit gleichfalls bekommen, jedoch bis heute davon in der Verwaltung keinen Gebrauch gemacht.

== Politik ==

Wie die anderen Gemeinschaften und Regionen des Landes besitzt die Wallonische Region ein Parlament ([[Legislative]]) und eine Regierung ([[Exekutive]]). Sie üben die Zuständigkeiten der Regionen auf dem französischen und deutschen Sprachgebiet aus. Des Weiteren ist die Wallonische Region in fünf Provinzen unterteilt.

=== Das Wallonische Parlament ===

{| class="wikitable" align="right"
|+ style="padding-bottom:1em;" | Die Zusammensetzung des Parlamentes
|-
| colspan=2 align="center" valign="top" | '''Partei'''
| valign="top" | '''Sitze'''<br>
|-
| bgcolor="red" | <span style="color:#FFFFFF; font-size:140%;">•</span> ||  [[Parti Socialiste (Belgien)|Parti Socialiste (PS)]]
| align="right" | 29
|-
| bgcolor="blue" | || [[Mouvement Réformateur|Mouvement Réformateur (MR)]]
| align="right" | 19
|-
| bgcolor="green" | <span style="color:#FFFFFF; font-size:140%;">•</span> || [[Ecolo]]
| align="right" | 14
|-
| bgcolor="orange" | <span style="color:#FFFFFF; font-size:140%;">•</span> || [[Centre Démocrate Humaniste|Centre Démocrate Humaniste (cdH)]]
| align="right" | 13
|-
| colspan=2 rowspan="1" | &nbsp;'''Total'''<br>
| align="right" | '''75'''
|-
| colspan=3 style="font-size:80%" | Regierungsparteien sind mit einem Punkt (•) gekennzeichnet
|}
Das ''Parlament der Wallonischen Region'' (oder ''Wallonisches Parlament''), früher „Rat der Wallonischen Region“, zählt 75 Abgeordnete, die in den dreizehn Wahlbezirken der Wallonischen Region für fünf Jahre gewählt werden. Die Abgeordneten, die im französischen Sprachgebiet gewählt wurden sind gleichzeitig Mitglieder des Parlamentes der [[Französische Gemeinschaft Belgiens|Französischen Gemeinschaft]]. Die Abgeordneten des deutschen Sprachegebietes (zurzeit 2) sind ebenfalls beratende Mandatare im Parlament der [[Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens|Deutschsprachigen Gemeinschaft]].

[[Datei:Namur JPG06.jpg|thumb|left|200px|Der Sitz des Wallonischen Parlamentes in [[Namur]]]]
Das Wallonische Parlament stimmt über sogenannte Dekrete ab, die im belgischen Föderalstaat auf dem Gebiet der Wallonischen Region Gesetzeskraft haben. Da das Wallonische Parlament über die sogenannte „konstitutive Autonomie“ verfügt, kann es mittels einer [[Zweidrittelmehrheit]] auch über Sonderdekrete abstimmen, mit denen es teilweise seine eigene Funktionsweise abändern kann (Art. 118, §2 der Verfassung) (siehe auch: ''[[Gesetzgebungsverfahren (Belgien)]]''). Solche Sonderdekrete sind auch notwendig, wenn das Parlament Zuständigkeiten von der Französischen Gemeinschaft übernehmen will (Art. 138 der Verfassung), oder wenn es die Ausübung gewisser Zuständigkeiten an die Deutschsprachige Gemeinschaft abtreten will (Art. 139 der Verfassung).

Das Parlament hat seinen Sitz in [[Namur]]. Eine Besonderheit des Plenarsaales ist, dass sich [[Mehrheit]] und [[Opposition]], ähnlich wie im [[Britisches Parlament|Britischen Parlament]], gegenübersitzen. Präsidentin des Parlamentes in der [[Legislaturperiode]] 2009-2014 ist [[Emily Hoyos]] ([[Ecolo]]).

=== Die Wallonische Regierung ===

Die ''Regierung der Wallonischen Region'' (oder ''Wallonische Regierung''), früher „Exekutive der Wallonischen Region“, ist das ausführende Organ in der Wallonischen Region. Sie führt die Dekrete des Parlamentes durch Regierungserlasse aus. Dabei wird sie von der Verwaltung, dem [[Service public de Wallonie|Öffentlichen Dienst der Wallonie]] (frz. ''Service public de Wallonie'', SPW), unterstützt.

Die Regierung zählt seit den Regionalwahlen von 2009 neben dem [[Ministerpräsident]]en 7 weitere Minister. Der aktuelle Ministerpräsident [[Rudy Demotte]] ([[Parti Socialiste (Belgien)|PS]]) ist gleichzeitig auch Ministerpräsident der [[Französische Gemeinschaft Belgiens|Französischen Gemeinschaft]]. 

[[Datei:Elizete wi.jpg|thumb|200px|right|Der Sitz der Wallonischen Regierung („L'Élysette“) in [[Namur]]]]
[[Datei:Région_wallonne_building_in_Jambes.jpg|thumb|200px|right|Der Hauptsitz des SPW in [[Namur|Jambes]]]]
{| class="wikitable left"
|+ style="padding-bottom:1em;" | Liste der wallonischen Ministerpräsidenten
|- 
! Name !! Beginn der Amtszeit !! Ende der Amtszeit !! Partei
|- 
|[[Jean-Maurice Dehousse]] (I)|| [[22. Dezember]] [[1981]] || [[26. Januar]] [[1982]] || [[Parti Socialiste (Belgien)|PS]]
|- 
|[[André Damseaux]] || [[26. Januar]] [[1982]] || [[25. Oktober]] [[1982]] || [[Mouvement Réformateur|PRL]]
|- 
|[[Jean-Maurice Dehousse]] (II)|| [[25. Oktober]] [[1982]] || [[11. Dezember]] [[1985]] || PS
|- 
|[[Melchior Wathelet]] || [[11. Dezember]] [[1985]] || [[3. Februar]] [[1988]] || [[Centre Démocrate Humaniste|PSC]]
|- 
|[[Guy Coëme]] || [[3. Februar]] [[1988]] || [[9. Mai]] [[1988]] || PS
|- 
|[[Bernard Anselme]] || [[11. Mai]] [[1988]] || [[7. Januar]] [[1992]] || PS
|- 
|[[Guy Spitaels]] || [[7. Januar]] [[1992]] || [[25. Januar]] [[1994]] || PS
|- 
|[[Robert Collignon]] || [[25. Januar]] [[1994]] || [[15. Juli]] [[1999]] || PS
|- 
|[[Elio Di Rupo]] (I)|| [[15. Juli]] [[1999]] || [[4. April]] [[2000]] || PS 
|- 
|[[Jean-Claude Van Cauwenberghe]] || [[4. April]] [[2000]] || [[30. September]] [[2005]] || PS
|- 
|[[André Antoine]] (''kommissarisch'')|| [[30. September]] [[2005]] || [[6. Oktober]] [[2005]] || [[Centre Démocrate Humaniste|CDH]]
|- 
|[[Elio Di Rupo]] (II)|| [[6. Oktober]] [[2005]] || [[20. Juli]] [[2007]] || PS
|- 
|[[Rudy Demotte]] (I + II) || [[20. Juli]] [[2007]] || amtierend || PS
|}

=== Zuständigkeiten ===

[[Datei:Tournai pan.jpg|thumb|150px|Die unter Denkmalschutz stehende [[Kathedrale in Tournai]]]]
[[Datei:paysage du pays de Herve.jpg|thumb|150px|Das [[Herver Land]] zählt viele Natura 2000-Gebiete]]
[[Datei:Bus TEC.jpg|thumb|right|150px|Ein Linienbus der [[Transport en Commun|TEC]]]]
[[Datei:Aeroport de Charleroi Bruxelles Sud.jpg|thumb|150px|Der Flughafen [[Flughafen Brüssel-Charleroi|Charleroi Bruxelles-Sud]]]]
[[Datei:Port de Lieja - Moll interior.jpg|thumb|150px|Der [[Hafen von Lüttich|Binnenhafen von Lüttich]]]]
Die Zuständigkeiten der Wallonischen Region (und der Regionen im Allgemeinen) sind in Artikel 6, 6''bis'' und 7 des Sondergesetzes vom 8. August 1980 zur Reform der Institutionen festgehalten:

* [[Raumordnung]], d.h. vor allem
** Raumordnung und [[Städtebau]]
** Bodenpolitik
** Städtische Erneuerung
** [[Denkmalschutz]]
* [[Umwelt]]- und [[Wasser]]politik, d.h. vor allem
** [[Umweltschutz]]
** [[Abfall|Abfallpolitik]], außer für [[Radioaktivität|radioaktive]] Abfälle
** [[Wasserversorgung]]
* Ländliche Erneuerung und [[Naturschutz]], d.h. vor allem
** Grüngebiete, insbesondere [[Natura 2000]]-Gebiete
** [[Wald]]- und Forstpolitik
** [[Fischzucht]]
* [[Wohnung]]swesen
* [[Agrarpolitik]]
* [[Wirtschaft]], d.h. vor allem
** Wirtschaftspolitik
** [[Außenhandel]], einschließlich Export von [[Waffe]]n (z.B. von der [[Fabrique Nationale d’Armes de Guerre|FN]] in [[Herstal]])
** nicht das [[Öffentlicher Auftrag|öffentliche Auftragswesen]], der [[Verbraucherschutz]], die [[Währung]]spolitik oder das [[Gesellschaftsrecht]], die föderal bleiben
* Regionale [[Energiepolitik]], d.h. vor allem
** [[Stromversorgung|Strom-]] und [[Erdgas|Gasversorgung]]
** [[Erneuerbare Energien]]
** nicht die [[Kernkraftwerk]]e, die unter föderaler Aufsicht bleiben
* Untergeordnete Behörden, d.h. vor allem
** die Gesetzgebung über die Gemeinden, Provinzen und Interkommunalen
** Kirchenfabriken, Grabstätten und [[Bestattung]]en
** die Finanzierung der untergeordneten Behörden
* [[Beschäftigung]]spolitik, d.h. vor allem
** [[Arbeitsbeschaffung]]smaßnahmen
* Öffentliche Arbeiten und [[Verkehrspolitik]], d.h. vor allem
** das [[Straßennetz]] und die [[Wasserwege]], einschließlich der [[Autobahn]]en
** der [[Öffentlicher Nahverkehr|öffentliche Nahverkehr]] (d.h. die [[Transport en Commun|TEC]])
** die Binnenhäfen (z.B. der [[Hafen von Lüttich]]) und die regionalen Flughäfen (z.B. die Flughäfen [[Flughafen Brüssel-Charleroi|Brüssel-Charleroi]] oder [[Flughafen Lüttich|Lüttich-Bierset]])
* [[Wissenschaft|Wissenschaftliche Forschung]] in den oben erwähnten Gebieten
* Aufsicht über die untergeordneten Behörden

Dazu hat die Wallonische Region seit 1993 in Ausführung von Artikel 138 der Verfassung eine Anzahl von Zuständigkeiten von der [[Französische Gemeinschaft Belgiens|Französischen Gemeinschaft]] übernommen:

* Sportinfrastrukturen
* [[Tourismus]]
* Soziale Förderung (u.a. Behindertenpolitik)
* Berufliche Umschulung und Fortbildung
* [[Schülerverkehr]]
* gewisse Aspekte der Gesundheitspolitik
* gewisse Aspekte des Personenbeistands

Dagegen übt die Wallonische Region gewisse Zuständigkeiten nicht mehr auf dem deutschen Sprachgebiet aus. Diese wurden in Ausführung von Artikel 139 der Verfassung an die Deutschsprachige Gemeinschaft übertragen. Für die Angelegenheiten des [[Denkmalschutz|Denkmal-]] und [[Landschaftsschutz]]es (1994), der [[Archäologie|archäologischen Ausgrabungen]] und der [[Arbeitspolitik|Beschäftigungspolitik]] (2000) sowie der [[Kommunalaufsicht|Gemeindeaufsicht]] und -finanzierung (2005) war dies bis heute der Fall.

=== Politische Gliederung ===

Die Wallonische Region ist in fünf [[Politisches_System_Belgiens#Die_Provinzen|Provinzen]] gegliedert (Art. 3 der belgischen Verfassung). Diese Provinzen stellen die Zwischenebene zwischen der Wallonischen Region und den 262 wallonischen [[Politisches_System_Belgiens#Die_Gemeinden|Gemeinden]] dar. Die Provinzen kümmern sich laut der Verfassung um alles, was von „provinzialem Interesse“ ist (Art. 162). Sie unterstehen Dabei aber immer noch der Verwaltungsaufsicht der Wallonischen Region. Auch kann die Region die reine Ausübung gewisser regionaler Zuständigkeiten an die Provinzen abgeben. Die Provinzgouverneure sind die Kommissare der Wallonischen Regierung vor Ort.

[[Bild:WalloniëProvincies.png|thumb|300px|Die fünf wallonischen Provinzen]]

{| class="wikitable"
|-class="hintergrundfarbe8"
!
!Provinz
!Hauptstadt
!Einwohner
!Stand
|-
|1.
| {{BE-WBR}} (''Brabant Wallon'') 
| [[Wavre]]
| 373.492 ||<small>1. Januar 2008</small>
|-
|2.
| {{BE-WHT}} (''Hainaut'')
| [[Mons]]
| 1.300.097||<small>1. Januar 2008</small>
|-
|3.
| {{BE-WLG}} (''Liège'')
| [[Lüttich]] (''Liège'') 
| 1.053.722 ||<small>1. Januar 2008</small>
|-
|4.
| {{BE-WLX}} (''Luxembourg'')
| [[Arlon]]
| 264.084||<small>1. Januar 2008</small>
|-
|5.
| {{BE-WNA}} (''Namur'')
| [[Namur]]
| 465.380 ||<small>1. Januar 2008</small>
|}

== Wirtschaft ==

Die Wirtschaft wurde, begünstigt durch [[Kohle]]vorkommen nahe Charleroi, Mons und Lüttich, bis in das 20. Jahrhundert hinein weitgehend von [[Schwerindustrie]] bestimmt. Tatsächlich war die Wallonie die erste Region [[Kontinentaleuropa]]s, die von einer durchgreifenden [[Industrialisierung]] erfasst wurde. Bereits 1720 hatte in Lüttich die erste [[Dampfmaschine]] auf dem europäischen Festland, ein Modell von [[Thomas Newcomen]], ihren Betrieb aufgenommen.<ref>Europäische Route der Industriekultur: [http://de.erih.net/index.php?pageId=120 Industriegeschichte Belgiens]</ref>

Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] und dem Niedergang dieser Industriezweige verlor die Wallonie jedoch ihre Funktion als wirtschaftliche Antriebskraft Belgiens an die nördliche Nachbarregion [[Flandern]]. 

Im Vergleich mit dem [[BIP]] der [[EU]] ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreicht die Wallonie einen Index von 85.0 (EU-25:100) ([[2003]]), deutlich niedriger als der belgische Durchschnitt von 118.1.<ref>Eurostat News Release 63/2006: Regional GDP per inhabitant in the EU 25[http://epp.eurostat.cec.eu.int/pls/portal/docs/PAGE/PGP_PRD_CAT_PREREL/PGE_CAT_PREREL_YEAR_2006/PGE_CAT_PREREL_YEAR_2006_MONTH_05/1-18052006-EN-AP.PDF] </ref>

== Siehe auch ==
*[[Flämisch-wallonischer Konflikt]]
*[[Rexisten]]

== Weblinks ==
{{Wikiquote|Belgische Sprichwörter|Wallonische Sprichwörter}}
*[http://www.wallonie.be/de/home.shtml Portal der Wallonischen Region]
*[http://www.opt.be/Langue/de/index.htm Internetseite Tourismus Wallonie]

== Quellen ==
<references/>

{{Navigationsleiste Gemeinschaften und Regionen in Belgien}}