Quelltext der Seite Benutzer:Memorino/Importe/Foweles in the frith

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'''Foweles in the frith''' ist ein kurzes Gedicht mit fünf Versen in [[Mittelenglisch|mittelenglischer Sprache]], dessen Verfasser unbekannt ist. Gemeinsam mit Noten für zwei Stimmen entstammt es einem [[Manuskript]] aus dem [[13. Jahrhundert]] (''Bodley&nbsp;21713''), das zum Großteil juristische Schreiben enthält. Das Gedicht wird zumeist als weltliches [[Liebesgedicht]] aufgefasst, es wird jedoch in der Literatur teilweise auch die Ansicht vertreten, dass es sich stattdessen um ein religiöses Werk handelt.<ref name="Moser 326">Moser, S. 326.</ref>

Das Gedicht ist geprägt von Alliterationen und Reimen.<ref>{{Literatur|Autor=Richard H. Osberg |Titel=A Hand-List of Short Alliterating Metrical Poems in Middle English |Sammelwerk=The Journal of English and Germanic Philology |Band=80 |Nummer=3 |Datum=1981 |Seiten=313–326 |Sprache=en}}</ref> Es ist eines von insgesamt nur relativ wenigen bekannten [[Lyrik|lyrischen]] Werken aus dem 13. Jahrhundert, darunter das einzige Liebesgedicht in Kombination mit Musik. Dabei ist unklar, ob das überlieferte Gedicht vollständig oder nur der [[Refrain|Kehrreim]] eines längeren Gedichts ist; in dem Manuskript sind keine Erklärungen oder andere Gedichte enthalten, die eine Einordnung erlauben würden.

==Text==
<poem>{{lang|enm|Foweles in the frith,
The fisses in the flod,
And I mon waxe wod.
Sulch sorw I walke with
For beste of bon and blod.}}</poem>

== Interpretationen ==
[[Thomas C. Moser]] zufolge wurde das Gedicht bis in die 1960er Jahre weitestgehend als ein weltliches Liebesgedicht verstanden, wobei die letzten zwei Verse im Sinne von „I walk with much sorrow because of a woman who is the best of bone and blood“ aufgefasst wurden.<ref name="Moser 327">Moser, S. 327.</ref>

Anschließend wurden mehr [[Allegorie|allegorische]] Deutungen des Werks vorgeschlagen, insbesondere von Edmund Reiss eine christlich-religiöse Lesart, die sich auf das Wort „beste“ im letzten Vers stützt. Ein vom [[Altes Testament|Alten Testament]] inspirierter Ansatz begreife demnach das mittelenglische ''beste'' in [[Modernes Englisch|modernem Englisch]] als ''beast'', dessetwegen die Menschheit nach dem [[Sündenfall]] „sulch sorw“ erleide, während ein [[Neues Testament|neutestamentlich]] inspirierter Ansatz sich auf [[Jesus Christus]] als „''best'' of living beings“ beziehe.<ref name="Moser 326"/> [[James I. Wimsatt]] fand diese religiöse Interpretation von Reiss überzeugend,<ref>{{Literatur |Autor=James I. Wimsatt |Titel=Reviewed Work(s): ''The Art of the Middle English Lyric: Essays in Criticism'' by Edmund Reiss |Sammelwerk=Speculum |Band=49 |Nummer=2 |Datum=1974 |Seiten=369–371 |Sprache=en}}</ref> John Huber<ref>{{Literatur |Autor=John Huber |Titel=Reviewed Work(s): ''The Art of the Middle English Lyric: Essays in Criticism'' by Edmund Reiss |Sammelwerk=Notre Dame English Journal |Band=9 |Nummer=1 |Datum=1973 |Seiten=34–35 |Sprache=en}}</ref> und Reginald T. Davies<ref>{{Literatur |Autor=R. T. Davies |Titel=Reviewed Work(s): ''Middle English Lyrics: Authoritative Texts, Critical and Historical Backgrounds, Perspectives on Six Poems'' by Maxwell S. Luria and Richard L. Hoffman |Sammelwerk=The Yearbook of English Studies |Band=7 |Datum=1977 |Seiten=196–198 |JSTOR=3507286 |Sprache=en}}</ref> jedoch nicht; letzterer bezeichnete sie als unplausibel. Moser betrachtet die ''beast/best''-Anspielung als beabsichtigtes Wortspiel. Im Mittelenglischen des 13. Jahrhunderts sei ''best'' für beides eine mögliche Schreibweise neben jeweils anderen  gewesen, wobei sich die Aussprache in der Vokallänge unterschieden habe: die Entsprechung des neuenglischen ''best'' mit kurzem und die Entsprechung von ''beast'' mit langem Vokal. Die Vokallänge wurde in der Schrift jedoch gewöhnlich nicht gekennzeichnet, weswegen beide Wörter identisch geschrieben werden konnten.<ref>Moser, S. 334 und Fußnote Nr. 20.</ref>

Reiss sah eine weitere Mehrdeutigkeit im Wort „wod“ im dritten Vers, das gewöhnlich mit dem neuenglischen ''mad'' übersetzt wird. Reiss zufolge setzt es die Aufzählung natürlicher Umgebungen fort, die in den ersten beiden Versen genannt werden – „frith“ (neuenglisch ''forest'', ''game preserve'') und „flod“ (neuenglisch ''flood''). Reiss sieht diese Serie auch in den ersten Substantiven dieser drei Verse: „foweles“, „fisses“, und „I“. „Wod“ weise jedoch in seiner doppelten Bedeutung auf die Entfremdung des Menschen von der Natur nach dem Sündenfall hin.<ref>{{Literatur |Autor=Edmund Reiss |Titel=A Critical Approach to the Middle English Lyric |Sammelwerk=College English |Band=27 |Nummer=5 |Datum=1966 |Seiten=373–379 |JSTOR=373258 |Sprache=en}}</ref> Reginald T. Davies hingegen fand diese Auffassung des Wortes „wod“ nicht überzeugend.<ref>{{Literatur |Autor=R. T. Davies |Titel=Reviewed Work(s): ''The Art of the Middle English Lyric: Essays in Criticism'' by Edmund Reiss; ''Image and Abstraction: Six Middle English Religious Lyrics'' by William Elford Rogers |Sammelwerk=The Yearbook of English Studies |Band=4 |Datum=1974 |Seiten=246–249 |JSTOR=3506703 |Sprache=en}}</ref>

Thomas Moser stellt die verschiedenen vom Alten und Neuen Testament ausgehenden Interpretationsansätze ausführlich dar. Das alttestamentarische Verständnis, welches sich am meisten mit der Schöpfung und der Rolle des Menschen in ihr nach dem Sündenfall beschäftigt, bezieht sich dabei auf die mehrmalige gemeinsame Bezugnahme auf Fische und Vögel im Alten Testament, die typischerweise für die Gesamtheit der Schöpfung steht.<ref>Moser, S. 328.</ref> Das neutestamentliche Verständnis fasst die in der mittelenglischen religiösen Lyrik häufig verwendete Bildsprache des Frühlings als einen Bezug auf [[Ostern]] auf. Dieser Lesart zufolge könnten die ''Foweles'' eine Bezugnahme auf die Worte Jesu in der „Füchse haben Gruben“-Passage im [[Lukas-Evangelium|Lukas-]] {{Bibel|Lk|57-58}} sowie im [[Matthäus-Evangelium]] {{Bibel|Mt|8|18-20}} darstellen.<ref>Moser, S. 328-33.</ref>

Moser argumentiert jedoch, dass letztlich einer rein weltlichen Lesart als Liebesgedicht nichts entgegen steht: der [[Natureingang]] sei für Liebeslyrik üblich, ebenso wie der Bezug auf „blood and bone“, der, wie Moser hinweist, auch in ''The Fair Maid of Ribblesdale'' und in ''Blow Northern Wind'' (beide aus der Gedichtsammlung [[Harley Lyrics]]) vorkomme.<ref>Moser, S. 327-28.</ref> Demnach handelten die ''Foweles'' von einer unglücklichen Person, die sich in einer Frühlingslandschaft befindend an eine andere Person erinnert fühlt, die sie liebt, aber mit der sie nicht zusammen sein kann, was einen Gegensatz zu der Zufriedenheit und Ordnung der natürlichen Welt bilde. Dabei handele es sich wahrscheinlich um einem Mann, der über eine Frau spricht.<ref name ="Moser 327"/>

Stephanie Thumpsen Lundeen argumentiert, das Gedicht ähnele dem weltlichen Liebesgedicht ''The Clerk and the Girl'' aus der Sammlung [[Harley Lyrics]], in welchem der Sprecher, verliebt und unglücklich, ebenfalls befürchtet verrückt zu werden.<ref>{{Literatur |Autor=Stephanie Thompson Lundeen |Titel=The Earliest Middle English Interludes |Sammelwerk=Comparative Drama |Band=43 |Nummer=3 |Datum=2009 |Seiten=379–400 |Sprache=en}}</ref>

== Vertonung ==
Das Manuskript, in dem das Gedicht überliefert ist, enthält auch eine musikalische Vertonung der ''Foweles'' für zwei Gesangsstimmen. Moser beschreibt diese als eine „einfache Melodie im [[Gregorianischer Choral|gregorianischen]] Stil mit [[Discantus]]“.<ref>„simple, plainchant-style tune with descant“ (Moser, S. 328).</ref>

Die ''Foweles'' sind eines von acht mittelalterlichen Gedichten, die [[Benjamin Britten]] in seinem Werk ''Sacred and Profane'' (1975) vertont hat.<ref>{{Literatur |Autor=Peter Evans |Titel=Reviewed Work(s): ''Sacred and Profane: Eight Medieval Lyrics'', Op. 91, for Unaccompanied Voices by Benjamin Britten; ''Four Motets'', Op. 89, for Unaccompanied Voices by John Joubert |Sammelwerk=Music & Letters |Band=59 |Nummer=2 |Datum=1978 |Seiten=237–238 |Sprache=en}}</ref>

== Literatur ==
*{{Literatur|Autor=Thomas C. Moser, Jr.|Titel="And I Mon Waxe Wod": The Middle English "Foweles in the Frith" |Sammelwerk=PMLA |Band=102 |Nummer=3 |Datum=1987 |Seiten=326–337 |JSTOR=462480| Sprache=en}}

== Einzelnachweise ==
<references />

[[:Category:Middle English poems]]