Quelltext der Seite Bergstraße

{{Begriffsklärungshinweis}}
[[Datei:Bergstrasse.png|mini|Deutschlandkarte, Bergstraße hervorgehoben]]
[[Datei:Bergstraße(gwz).jpg|mini|Blick über die Bergstraße nach Norden. Im Vordergrund [[Leutershausen an der Bergstraße|Leutershausen]], im Hintergrund der [[Melibokus]], am linken Bildrand die Silhouette des [[Hoher Taunus|Hohen Taunus]]]]

'''Bergstraße''' ist der Name der Straße, die von [[Darmstadt]] in [[Südhessen]] über [[Heidelberg]] nach [[Wiesloch]] in Nord[[Baden (Land)|baden]] führt. Sie verläuft heute zumeist im Rahmen der [[Bundesstraße 3|Bundesstraße&nbsp;3]] auf 68&nbsp;Kilometer Länge am Übergang von der [[Oberrheinische Tiefebene|Oberrheinischen Tiefebene]] zu [[Odenwald]] und [[Kleiner Odenwald|Kleinem Odenwald]].

Nach dieser Straße sind außerdem der Naturraum Bergstraße (siehe weiter unten bei → [[#Naturräumliche Gliederung|Naturräumliche Gliederung]]), der südhessische [[Kreis Bergstraße]], das (selbstständige) [[Weinbaugebiet]] [[Hessische Bergstraße]] und der (unselbstständige) [[Bereich (Weinbau)|Weinbaubereich]] [[Badische Bergstraße]] des Weinbaugebietes [[Baden (Weinbaugebiet)|Baden]] benannt.

== Verlauf ==
Die ''Bergstraße'' verläuft in Nord-Süd-Richtung am Fuß von Odenwald und Kleinem Odenwald und zumeist etwas oberhalb der [[Oberrheinische Tiefebene|Rheinebene]]. In der Vorzeit hatten sich Rhein und Neckar sowie die Zuflüsse aus dem Odenwald –&nbsp;wie [[Lauter (Rhein, Gernsheim)|Lauter]], [[Modau]] und [[Weschnitz]]&nbsp;– immer wieder neue Wege gesucht, sodass die Ebene ursprünglich für die Anlage einer Straße zu feucht war. Deshalb wurde die Trasse über weite Strecken in die Hänge und Ausläufer der Berge gelegt und erhielt so ihren Namen. Ihr Verlauf entspricht weitgehend Abschnitten der heutigen [[Bundesstraße 3|Bundesstraße&nbsp;3]].

Die Bergstraße beginnt in [[Darmstadt-Eberstadt]] und teilt sich hinter dessen Ortsausgang in die „Alte Bergstraße“ und die etwas weiter westlich verlaufende „Neue Bergstraße“ auf. Bei [[Zwingenberg (Bergstraße)|Zwingenberg]] vereinigen sich beide Zweige. Man kann jedoch annehmen, dass die Wegeführung in der Entstehungszeit sich dicht an der geographischen Trasse des Odenwaldes entlangzog, da der Granit des [[Vorderer Odenwald|Vorderen Odenwaldes]] sich am Fuß der Gebirgskette noch etwa 1&nbsp;bis 1,5&nbsp;km in die Ebene stemmt.

In [[Lützelsachsen]] zweigt wiederum eine neue Bergstraße von der alten ab und verläuft westlich der alten Trasse bis zum Ortseingang [[Heidelberg-Handschuhsheim]], wo sich beide Trassen wieder vereinigen. Der weitere Verlauf jenseits des [[Neckar]]s von Heidelberg bis [[Nußloch]] mit maximaler Ausdehnung bis nach [[Wiesloch]] wird meist auch noch als Bergstraße bezeichnet, obwohl die landschaftliche und klimatische Besonderheit in diesem Abschnitt weniger stark ausgeprägt ist.

Die Bergstraße durchzieht drei [[Landkreis]]e und zwei kreisfreie Städte: [[Darmstadt]], [[Landkreis Darmstadt-Dieburg]], [[Kreis Bergstraße]], [[Heidelberg]] und den [[Rhein-Neckar-Kreis]]. Der nördliche Abschnitt zählt zu [[Hessen]], der südliche zu [[Baden-Württemberg]]. Die Landesgrenze liegt zwischen [[Heppenheim (Bergstraße)|Heppenheim]] und [[Laudenbach (Bergstraße)|Laudenbach]].

== Geschichte ==
Die Bergstraße wurde bereits in [[Römisches Reich|römischer Zeit]] als [[Handelsweg|Handels-]] und [[Militärstraße|Heerstraße]] benutzt (→&nbsp;[[Römerstraße]]). Der Name ist seit dem Jahre 1165 („bergstrasen“) belegt. Der Name ''strata montana'' (als latinisierte Form von „Bergstraße“) stammt demgegenüber nicht von den Römern, sondern aus der Zeit des [[Humanismus]]. Aus früherer Zeit sind die Namen ''strata publica''&nbsp;(795), ''platea montium''&nbsp;(819) und ''montana platea''&nbsp;(1002) überliefert.

Unter anderem aufgrund oben genannter Veränderungen von Fließgewässerverläufen hat sich die Straßenführung im Lauf der Jahrhunderte mancherorts leicht verändert.

In Heppenheim wurden im Jahre 1955 bei Kanalarbeiten Reste der alten römischen Pflasterstraße entdeckt und in die ''Ferdinand-Feuerbach-Anlage'' (Ecke ''Karlstraße''/''Karl-Marx-Straße'') umgebettet. Seit Ende 2021 kann die Straße im Stadtpark (Am Graben) besichtigt werden (Fläche ca.&nbsp;20&nbsp;m²).

== Ortschaften ==
[[Datei:Bergstrasse-Karte.png|mini|300px|Städte und Gemeinden an der Bergstraße]]
[[Datei:Heidelberg corr.jpg|mini|Blick vom [[Philosophenweg (Heidelberg)|Philosophenweg]] auf die Heidelberger [[Heidelberger Altstadt|Altstadt]] mit [[Heidelberger Schloss|Schloss]], [[Heiliggeistkirche (Heidelberg)|Heiliggeistkirche]] und [[Alte Brücke (Heidelberg)|Alter Brücke]] über den [[Neckar]]]]
Die Bergstraße verläuft durch folgende Städte und Gemeinden (von Nord nach Süd):

in '''Hessen''':
* [[Darmstadt]]
** Darmstadt
** [[Darmstadt-Eberstadt]]
*:''[[Modau]]''
* [[Seeheim-Jugenheim]] ''(Alte Bergstraße)''
** Malchen
** Seeheim
** [[Jugenheim (Seeheim-Jugenheim)|Jugenheim]]
* [[Alsbach-Hähnlein]] ''(Alte Bergstraße)''
** Alsbach
* [[Bickenbach (Bergstraße)|Bickenbach]] ''(Neue Bergstraße)''
* [[Zwingenberg (Bergstraße)|Zwingenberg]]
* [[Bensheim]]
** [[Auerbach (Bensheim)|Auerbach]]
** Bensheim
*:''[[Lauter (Rhein, Gernsheim)|Lauter]]''
* [[Heppenheim (Bergstraße)|Heppenheim]]
in '''Baden-Württemberg''':
* [[Laudenbach (Bergstraße)|Laudenbach]]
* [[Hemsbach]]
* [[Weinheim]]
** [[Sulzbach (Weinheim)|Sulzbach]]
*:''[[Weschnitz]]''
** Weinheim
** [[Lützelsachsen]]
** [[Hohensachsen]]
* [[Hirschberg an der Bergstraße|Hirschberg]]
** [[Großsachsen]]
** [[Leutershausen an der Bergstraße|Leutershausen]]
* [[Schriesheim]]
* [[Dossenheim]]
* [[Heidelberg]]
** [[Heidelberg-Handschuhsheim]]
** [[Heidelberg-Neuenheim]]
*:''[[Neckar]]''
** Heidelberg
** [[Heidelberg-Rohrbach]]
* [[Leimen (Baden)|Leimen]]
* [[Nußloch]]
* [[Wiesloch]]
<br />{{Großes Bild|Bergstrasse 01.jpg|2400|Die Bergstraße bei [[Heppenheim (Bergstraße)|Heppenheim]] zwischen dem [[Hemsberg]] (links), der [[Hubenhecke]] (Bildmitte) und der [[Starkenburg (Burg)|Starkenburg]] (rechts)}}

== Berge und Erhebungen ==
Folgende Erhebungen und Höhenburgen des Naturraums Bergstraße, nahe gelegene Berge des [[Odenwald]]es („→“) und Flusstäler („↓“) flankieren, von Norden nach Süden, die Bergstraße –&nbsp;mit Höhe in [[Meter]] (m) über [[Normalhöhennull]] (NHN; wenn nicht anders genannt laut<ref name="BFN-Karten" />):

* [[Ludwigshöhe (Darmstadt)|Ludwigshöhe]] ({{Höhe|242.1}}), unmittelbar südlich [[Darmstadt]]s; mit [[Ludwigsturm (Ludwigshöhe)|Ludwigsturm]] ([[Aussichtsturm|AT]])
* [[Prinzenberg]] ({{Höhe|241.0}})
* ''Wolfhart'' ({{Höhe|224}})
* → ''Bordenberg'' ({{Höhe|257.0}})
* ↓ [[Modau]] mit [[Darmstadt-Eberstadt]]
* → [[Frankensteinmassiv]]
** → ''Kohlberge'' ({{Höhe|270.0}})
** → Schloßberg/''Frankenstein'' (ca. {{Höhe|370}}), zwischen [[Malchen]] (W) und [[Nieder-Beerbach]] (O); mit [[Burg Frankenstein (Odenwald)|Burg Frankenstein]]
** → [[Langenberg (Odenwald)|Langenberg]] (ca. 430 m), zwischen Seeheim (SW) und Nieder-Beerbach (NO), Landkreis Darmstadt-Dieburg, Hessen:
*** → Nordkuppe: [[Ilbes-Berg]] (419,7<!--BfN--> m); mit [[Magnetsteine]]n
*** → Mittlere Kuppe (ca. 430<!--DE-Viewer; oberste, beschriftete Höhenlinie--> m), mit Berggipfel
*** → Südkuppe (421,6<!--BfN--> m)
* ↓ [[Elsbach (Landbach)|Elsbach]] mit [[Seeheim (Seeheim-Jugenheim)|Seeheim]]
* → [[Tannenberg (Seeheim-Jugenheim)|Tannenberg]] (339,5 m), ostnordöstlich Jugenheims; mit [[Burg Tannenberg (Seeheim-Jugenheim)|Burg Tannenberg]] (Ruine)
* → Heiligenberg (215 m), unmittelbar östlich [[Jugenheim (Seeheim-Jugenheim)|Jugenheims]]; mit [[Klosterruine Heiligenberg|Klosterruine]] und hinter einer Senke am Schlossteich [[Schloss Heiligenberg (Jugenheim)|Schloss Heiligenberg]] ({{Höhe|218}})
* → [[Marienberg (Seeheim-Jugenheim)|Marienberg]] ({{Höhe|331.6}}), ost-ostsüdöstlich Jugenheims
* [[Burg Jossa]] (Ruine; ca. 290&nbsp;m), auf einem Nordwestsporn des Darsbergs
* → ''Darsberg'' (''Dagsberg''; {{Höhe|373.9}}), östlich Alsbachs, aber noch auf Jugenheimer Gemarkung
* [[Alsbacher Schloss]] ({{Höhe|257}}), unmittelbar südöstlich [[Alsbach-Hähnlein|Alsbachs]], am Nordwesthang des Melibikus
* → [[Melibokus]] (517,4&nbsp;m), östlich [[Zwingenberg (Bergstraße)|Zwingenbergs]]; mit Aussichtsturm, Gaststätte, ehem. Radarturm der US-Streitkräfte
* → [[Auerberg (Auerbach)|Auerberg]] (345,9 m), bei [[Auerbach (Bensheim)|Auerbach]], Südausläufer des Melibokus; mit [[Schloss Auerbach]] (Burgruine), Sendeturm
* [[Kirchberg (Bensheim)|Kirchberg]] (220,6 m), unmittelbar nordöstlich Bensheims; mit Kirchberghäuschen (Gaststätte); auf Südwestsporn des [[Felsberg (Odenwald)|Felsbergs]]
* ↓ [[Lauter (Rhein, Gernsheim)|Lauter]] mit [[Bensheim]]
* ↓ [[Meerbach (Weschnitz)|Meerbach]] mit [[Bensheim]]
* [[Hohberg (Bensheim)|Hohberg]] (185,6 m), unmittelbar östlich Bensheims; mit Sendemast/-turm
* [[Hemsberg]] (262,2 m), südöstlich Bensheims; mit [[Bismarckturm (Bensheim)|Bismarckturm]] (z.&nbsp;T. bewirtschaftet), mit Sendemast/-turm
* [[Hubenhecke]] (269,1 m), zwischen Heppenheim (SW) und [[Hambach (Heppenheim)|Hambach]] (NO)
* [[Steinkopf (Heppenheim)|Steinkopf]] (201,0 m),<ref name="UQ" /> bei Heppenheim; mit Sendemast/-turm
* [[Schloßberg (Heppenheim)|Schloßberg]] (294,6 m), unmittelbar nördlich der Altstadt von Heppenheim; mit [[Starkenburg (Burg)|Starkenburg]] und [[Jugendherberge]]
* ↓ [[Stadtbach (Weschnitz)|Stadtbach]] mit [[Heppenheim (Bergstraße)|Heppenheim]]
* ''Wilhelmshöhe'' ({{Höhe|284.0}}), unmittelbar östlich der Heppenheimer Altstadt
* ''Essigkamm'' ({{Höhe|230.5}}), unmittelbar südöstlich der Heppenheimer Altstadt
* ''Steinberg'' ({{Höhe|294.0}}), südöstlich Heppenheims und nordöstlich Laudenbachs
* → ''Steinkopf'' ({{Höhe|402.1}}), nordöstlich Laudenbachs
* ''Ehrenberg'' {{Höhe|279.0}}, unmittelbar nordöstlich [[Laudenbach (Bergstraße)|Laudenbachs]]; Westsüdwestausläufer des Steinkopfes
* → ''Bocksberg'' ({{Höhe|347.3}}), ostsüdöstlich [[Hemsbach]]s; mit [[Waldnerturm]] (AT) am Nordostsporn
* → [[Saukopf (Odenwald)|Saukopf]] (348,2 m), nordöstlich Weinheims; mit [[Saukopftunnel]] und [[Hirschkopfturm]] (AT) am Südausläufer [[Hirschkopf (Baden)|Hirschkopf]] ({{Höhe|345.7}})
* ↓ [[Weschnitz]] mit [[Weinheim]]
* → [[Wachenberg (Weinheim)|Wachenberg]] (ca. 400 m<!--mit Höhenangabe „399,5“ nordöstlich des Gipfels-->), östlich Weinheims; mit [[Wachenburg]] (314 m), Sendemast/-turm
* [[Schlossberg (Weinheim)|Schlossberg]] (220,5 m),<ref name="UQ" /> unmittelbar östlich der Weinheimer Altstadt; mit [[Burg Windeck (Weinheim)|Burg Windeck]] (Burgruine); auf einem Südwestsporn des Wachenbergs
* → [[Geiersberg (Lützelsachsen)|Geiersberg]] ({{Höhe|340.6}}), östlich von [[Lützelsachsen]]
* → [[Hohe Waid]] (455,1 m), südöstlich von [[Leutershausen]] und nordöstlich von Schriesheim
* ↓ [[Kanzelbach]] mit [[Schriesheim]]
* [[Strahlenburg]] ({{Höhe|210}}) auf Nordwestsporn (''Schlossberg'') des Ölbergs, unmittelbar östlich Schriesheims
* → [[Ölberg (Odenwald)|Ölberg]] (449,7 m), südöstlich Schriesheims
* → [[Weißer Stein (Odenwald)|Weißer Stein]] (548,1 m), deutlich östlich von [[Dossenheim]] und der Bergstraße; mit [[Weisser-Stein Turm]] (AT), Gaststätte, Fernmeldeturm, Sendeturm
* → [[Hoher Nistler]] (495,8 m); Südwestausläufer des Weißen Steins nordöstlich [[Handschuhsheim]]s
* → [[Heiligenberg (Heidelberg)|Heiligenberg]] (439,9 m), nordöstlicher Stadtberg Heidelbergs; mit Ringwall, [[Heidenloch (Heidelberg)|Heidenloch]], [[Michaelskloster (Heidelberg)|Michaelskloster]], [[Thingstätte (Heidelberg)|Heidelberger Thingstätte]], [[Bismarckturm (Heidelberg)|Bismarckturm]]
* → [[Michelsberg (Heidelberg)|Michelsberg]] (''Michaelsberg''; 375,5 m), bei Heidelberg, Vorgipfel des Heiligenbergs; mit [[Stephanskloster (Heidelberg)|Stephanskloster]] und [[Heiligenbergturm]] (AT)
* ↓ [[Neckar]] mit [[Heidelberg]]
* [[Heidelberger Schloss]] (um {{Höhe|200}}) am Nordwesthang des deutlich zurück versetzten [[Königstuhl (Odenwald)|Königstuhls]] ({{Höhe|567.8}}); [[Heidelberger Bergbahn]]; mehrere Fernmeldetürme
* → [[Gaisberg (Heidelberg)|Gaisberg]] (''Geißberg''; {{Höhe|375.6}}); südöstlicher Stadtberg Heidelbergs; mit [[Gaisbergturm]] (AT)

== Naturräumliche Gliederung ==
Der ''[[Naturraum]] Bergstraße'' umfasst die dem Odenwald westlich vorgelagerten Hänge mit Höhenlagen von {{Höhe|120}} bis {{Höhe|220|DE-NHN}},<ref name="Blatt 151" /> die in Einzelerhebungen auch bis knapp {{Höhe|300|DE-NHN}} erreichen. Die erstmals im [[Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands]] (3.&nbsp;Lieferung 1956; Kartierung 1954, 1960 korrigiert)<ref name="HNGD" /> ausgewiesene ''Haupteinheit'' wird wie folgt zugeordnet und gegliedert:<ref name="Blatt 151" /><ref name="Blatt 161" />

* ''(zu 20–23 [[Oberrheinisches Tiefland]])''
** ''(zu 22 Nördliches Oberrheintiefland)''
*** '''226 Bergstraße''' (88,4&nbsp;km²)<ref name="HNGD" />, von Nord nach Süd:
**** 226.7 [[Bessunger Hang]]
**** 226.6 [[Eberstädter Becken]]
**** 226.5 Nördliche Bergstraße
**** 226.4 Mittlere Bergstraße
**** 226.3 Südliche Bergstraße<ref name="AnmerkBlatt161" />
**** 226.2 [[Heidelberger Taltrichter]]
**** 226.1 [[Gaisbergfuß]]

Die eigentliche Kernlandschaft zieht sich von südlich [[Darmstadt-Eberstadt]] bis zum Talkessel des Neckars bei [[Heidelberg]]. Sein sehr schmaler Nordteil um [[Seeheim (Seeheim-Jugenheim)|Seeheim]] endet im Süden unmittelbar nordwestlich des [[Melibokus]]. Am Mittelteil liegen insbesondere die Städte [[Bensheim]] und [[Heppenheim (Bergstraße)|Heppenheim]]; er endet unmittelbar vor dem Austritt der [[Weschnitz]] aus dem Mittelgebirge bei [[Weinheim]], der bereits den Südteil einleitet.

Südlich des Heidelberger Kessels flankiert der Gaisbergfuß noch bis etwa [[Wiesloch]] den [[Kleiner Odenwald|Kleinen Odenwald]].

== Landschaft ==
Nach der Bergstraße ist auch die Landschaft in deren unmittelbaren Umgebung benannt. Sie zeichnet sich durch ein besonders mildes und sonniges Klima (ca.&nbsp;1500 Sonnenstunden jährlich) und den frühesten Frühlingsbeginn Deutschlands aus. Das Zusammentreffen mit günstigen Bodenverhältnissen (fruchtbarer Lößboden) macht die Bergstraße zu einem der reichsten Fruchtgärten Deutschlands mit Weinbau, Obst, Mandeln, Edelkastanien und Walnüssen. Als Weinbaugebiet ist die Bergstraße zweigeteilt, in einen nördlichen [[Hessische Bergstraße|hessischen]] und einen südlichen [[Badische Bergstraße|badischen]] Abschnitt. Berühmt ist die Bergstraße für ihre [[Mandel]]bäume, die hier gedeihen und im März bereits blühen. Aber auch andere [[Mittelmeerklima|mediterrane]] Pflanzen wie [[Echte Feige|Feigen]] und [[Olivenbaum|Ölbäume]] wachsen hier.

[[Joseph II. (HRR)|Kaiser Joseph&nbsp;II.]]&nbsp;(1765–1790) soll deshalb, als er auf der Rückreise von Frankfurt an der Bergstraße Halt machte, ausgerufen haben: „Hier fängt Deutschland an, Italien zu werden“.

Die Bergstraße ist als Teil des Ballungsgebietes Rhein-Main-Neckar hoch entwickelt und industrialisiert. Daneben hat der Tourismus eine Bedeutung. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten neben der Landschaft selbst sind Heidelberg mit [[Heidelberger Schloss]] und [[Heidelberger Altstadt]], das Jugendstilzentrum Darmstadt mit [[Mathildenhöhe]] und [[Darmstädter Künstlerkolonie]], die Kette der Burgen am Westrand des Odenwaldes –&nbsp;[[Burg Frankenstein (Odenwald)|Burg Frankenstein]] bei Darmstadt-Eberstadt, die [[Burg Tannenberg (Seeheim-Jugenheim)|Burgruine Tannenberg]] und die Mauerreste der [[Burg Jossa]] bei Seeheim-Jugenheim, das [[Schloss Alsbach|Alsbacher Schloss]] über Alsbach, das [[Schloss Auerbach|Auerbacher Schloss]] über Auerbach, die [[Starkenburg (Burg)|Starkenburg]] über Heppenheim, die [[Wachenburg]] und die [[Burg Windeck (Weinheim)|Burg Windeck]] über Weinheim, die [[Strahlenburg]] über Schriesheim, die [[Schauenburg (Dossenheim)|Ruine Schauenburg]] über Dossenheim&nbsp;– sowie die malerischen Altstadtkerne in vielen Städten und Gemeinden, vor allem die (mit Ausnahme der Stadtmauern) fast völlig erhaltene Altstadt von Heppenheim mit prächtigem Rathaus, Marktplatz, „Dom der Bergstraße“ und zahlreichen mittelalterlichen Fachwerkbauten; ferner die Altstadtkerne von [[Zwingenberg (Bergstraße)|Zwingenberg]] (mit Resten der alten Stadtmauer), Bensheim und Weinheim, ebenso das kleine [[Schloss Heiligenberg (Jugenheim)|Schloss Heiligenberg]] über Jugenheim, welches der Familie von Battenberg gehörte, welche nun mit anglisiertem Namen Mountbatten dem englischen Königshaus angehört, sowie das [[Fürstenlager]], eine der ersten Kuranstalten im Tal über Auerbach.

Eine herausragende Sehenswürdigkeit nahe der Bergstraße ist die aus karolingischer Zeit stammende Torhalle des untergegangenen [[Kloster Lorsch|Klosters Lorsch]], die zum [[Weltkulturerbe]] zählt.

{{Großes Bild|Bergstrasse zw hp und bensheim 04 2009 wp wv ds.jpg|1000|Blick von der Bergstraße zwischen [[Bensheim]] und [[Heppenheim (Bergstraße)|Heppenheim]]. Links ist in der Rheinebene Bensheim zu erkennen. Vorne etwas links der Bildmitte liegt der [[Hemsberg]]. Rechts dahinter sind der [[Melibokus]] sowie der [[Felsberg (Odenwald)|Felsberg]] zu sehen.}}

== Besiedlungsgeschichte ==
Der Bergsträßer Raum war schon früh besiedelt. Die zahlreichen Ausgrabungsfunde reichen bis in die Zeit der [[Ackerbau]] und [[Tierproduktion|Viehzucht]] treibenden [[Linearbandkeramische Kultur|Band-]] und [[Schnurkeramische Kultur|Schnurkeramiker]] (ca.&nbsp;2500 bis 1500&nbsp;v.&nbsp;Chr.) zurück. In römischer Zeit wurde die Besiedelung weiter vorangetrieben und unterschiedlich große Landgüter ''([[Villa rustica|villae rusticae]])'' angelegt, die zwischen 120 und 260 nach Christus die dominierenden Wirtschaftseinheiten des Gebirgsrandes der Bergstraße darstellten. Die bedeutendste Ausgrabung einer villa rustica an der Bergstraße befindet sich in [[Hirschberg an der Bergstraße|Hirschberg]]. Hier wurde in den Jahren 1984 bis 1987 der komplette Grundriss eines aufwändig ausgestatteten römischen Bades sowie das Hauptgebäude mit mehrteiligem Raumprogramm und einem Zierteich ausgegraben. Am Hemsberg zwischen Bensheim und Heppenheim wurden ebenfalls Reste einer römischen Villa entdeckt. Dauerhafte städtische Siedlungen entstanden jedoch in der Römerzeit an der Bergstraße noch nicht, wohl aber in der näheren Umgebung ([[Lopodunum]]/[[Ladenburg]] und [[Borbetomagus]]/[[Worms]]). Dagegen war die Bergstraße schon früh ein Zentrum der seit dem 5.&nbsp;Jahrhundert vordringenden [[Franken (Volk)|Franken]], aus deren Zeit die ersten urkundlichen Erwähnungen fast aller Städte und Gemeinden an der Bergstraße stammen (die ältesten für Heppenheim und Weinheim in der Urkunde vom 17.&nbsp;Juli&nbsp;755).

== Natürlich Bergstraße ==
[[Datei:Natürlich Bergstraße.jpg|miniatur|''Natürlich Bergstraße'' (autofreier Sonntag)]]
Alle zwei Jahre war die Hessische Bergstraße von Darmstadt-Eberstadt bis Heppenheim an einem Sonntag von 10&nbsp;bis 18&nbsp;Uhr für den Autoverkehr gesperrt. Unter dem Motto ''Natürlich Bergstraße'' gehörte die [[Bundesstraße 3|Bundesstraße&nbsp;3]] dann Radfahrern, Wanderern und Inline-Skatern. Über 100 lokale Vereine, Gruppen, Institutionen, Einzelhändler, Winzer und Gastronomen sorgten auf der etwa 30&nbsp;Kilometer langen Strecke für Unterhaltung und Versorgung. Erstmals fand die Veranstaltung 1993 statt. Ursprünglich im jährlichen Rhythmus fand sie zuletzt im Zwei-Jahresrhythmus im Monat Mai statt. Die letzten Termine waren:
* am 22. Mai 2005
* am 6. Mai 2007
* am 17. Mai 2009
* am 15. Mai 2011
Aus finanziellen Gründen findet die Veranstaltung seitdem nicht mehr statt.<ref name="MW27092012" />

== Literatur ==
* Alexander Boguslawski: ''Die Bergstraße –&nbsp;Nachts in Rothschilds Garten.'' Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2012, ISBN 978-3-89735-723-5.
* Alexander Boguslawski: ''Weit, hoch, herrlich der Blick. Kleine Ausflüge in die Geschichte der Bergstraße.'' Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2009, ISBN 978-3-89735-590-3.
* Manfred Giebenhain: ''Kleines ABC der Bergstraße.'' Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum 2013, ISBN 978-3-89876-657-9.
* [[Paul-Joachim Heinig]]: ''Die Bergstraße und Kurmainz im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit''. In: ''[[Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte]]'' 55 (2003), 59–82.
* [[Ernst Pasqué]]: ''Es steht ein Baum im Odenwald. Eine Erzählung von der Bergstrasse.'' Nachdruck, B.&nbsp;Beutel, Darmstadt-Eberstadt 1990, ISBN 3-9808869-0-5.
* Ernst Pasqué: ''Die Bergstrasse: von Jugenheim bis Auerbach.'' Nachdruck der Ausgabe Füssli, Zürich 1884; Beutel, Darmstadt-Eberstadt 2005, 41&nbsp;S., Illustrationen, kartoniert, ISBN 3-9808869-2-1.
* Volker Rödel: ''Land und Kirche – Kirche und Land an der Bergstraße''. In: ''Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte'' 55 (2003), 83–102.

== Filme ==
* ''Expedition in die Heimat. Unterwegs an der Bergstraße.'' Dokumentarfilm, Deutschland, 2016, 44:45 Min., Moderation: Anna Lena Dörr, Buch und Regie: Jo Müller, Produktion: [[SWR]], Reihe: ''Expedition in die Heimat'', Erstsendung: 8.&nbsp;April 2016 bei SWR, [http://programm.ard.de/TV/Programm/Sender/?sendung=2811317157206232 Inhaltsangabe] von [[ARD]] und [http://www.ardmediathek.de/tv/Expedition-in-die-Heimat/Unterwegs-an-der-Bergstra%25C3%259Fe/SWR-Fernsehen/Video%3FbcastId%3D9946790%26documentId%3D34577600 online-Video] verfügbar bis 8.&nbsp;April 2017; mit Flugaufnahmen per [[Unbemanntes Luftfahrzeug|Drohne]].
* ''Entdeckungen zwischen Odenwald und Bergstraße.'' Dokumentarfilm, Deutschland, 2015, 89:04 Min., Buch und Regie: Volker Janovsky, Produktion: [[Hessischer Rundfunk]], Reihe: ''Themenwoche Heimat'', Erstsendung: 4.&nbsp;Oktober 2015 bei [[hr-fernsehen]], [http://programm.ard.de/TV/Themenwoche-2015/Programmkalender/?sendung=2810815675874636 Inhaltsangabe] von [[ARD]] und [http://www.ardmediathek.de/tv/Erlebnis-Hessen/Entdeckungen-zwischen-Odenwald-und-Bergs/hr-fernsehen/Video?bcastId=30384088&documentId=30914238 online-Video] verfügbar bis 4.&nbsp;Oktober 2016.
* ''[[Fahr mal hin]]. Mandelblüte an der Bergstraße –&nbsp;Dem Frühling auf der Spur.'' Dokumentarfilm, Deutschland, 2013, 29 Min., Buch und Regie: Daniel Richter, Produktion: AV Medien, SWR, Reihe: ''Fahr mal hin'', Erstsendung: 12.&nbsp;März 2013 bei SWR, [http://www.swr.de/fmh/dem-fruehling-auf-der-spur-mandelbluete-an-der-bergstrasse/-/id=100722/did=10946462/nid=100722/1c44pwl/index.html Inhaltsangabe] von SWR.
* ''Frühlingsreise an die blühende Bergstraße.'' Dokumentarfilm, Deutschland, 2012, 43:30 Min., Moderation: [[Annette Krause]], Buch und Regie: Gerd Ries, Produktion: [[SWR]], Reihe: ''Frühlingsreise'', Erstsendung: 28.&nbsp;Mai 2012 bei SWR, [http://programm.ard.de/?sendung=2823117419006513 Inhaltsangabe] von [[ARD]].
* ''So war das alte Hessen –&nbsp;Die Bergstraße.'' Dokumentarfilm, Deutschland, 2010, 30 Min., Buch und Regie: Jörg Adrian Huber, Produktion: [[Hessischer Rundfunk]], Reihe: ''So war das alte Hessen'', Erstsendung: 13.&nbsp;September 2011 bei [[hr-fernsehen]], [http://programm.ard.de/TV/hrfernsehen/so-war-das-alte-hessen---bergstrasse/eid_281089912565248?list=now Inhaltsangabe] von [[ARD]].

== Weblinks ==
{{Commons|Bergstraße}}
{{Wikivoyage}}
* {{LAGIS|ref=nein|DB=OA|ID=88|titel=Erinnerungsblatt mit 13 Ansichten der Bergstraße, 1849}}
* [http://www.diebergstrasse.de/ ''die Bergstrasse''] (Tourismus Service Bergstrasse e.&nbsp;V.), auf diebergstrasse.de
* [http://www.kreis-bergstrasse.de/ ''Kreis Bergstrasse''], auf kreis-bergstrasse.de
* [http://www.rhein-neckar-kreis.de/255925.html ''Rhein-Neckar-Kreis''], auf rhein-neckar-kreis.de

== Einzelnachweise und Anmerkungen ==
<references>
{{GeoQuelle|DE|BFN-Karten|REF-NAME="BFN-Karten"}}

<ref name="HNGD">[[Emil Meynen]], [[Josef Schmithüsen]] et al.: ''[[Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands]].'' Bundesanstalt für Landeskunde, Remagen/Bad Godesberg 1953–1962 (9 Lieferungen in 8 Büchern, aktualisierte Karte 1:1.000.000 mit Haupteinheiten 1960).</ref>

<ref name="UQ">Berghöhe – diverse Berge laut unbekannte / nicht recherchierte Quelle</ref>

<ref name="Blatt 151">Otto Klausing: ''Geographische Landesaufnahme: [[Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands#Einzelblätter|Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 151]] Darmstadt.'' Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1967. →&nbsp;[http://geographie.giersbeck.de/karten/151.pdf Online-Karte] (PDF; 4,3&nbsp;MB)</ref>

<ref name="Blatt 161">[[Josef Schmithüsen]]: ''Geographische Landesaufnahme: [[Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands#Einzelblätter|Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 161]] Karlsruhe.'' Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1952. →&nbsp;[http://geographie.giersbeck.de/karten/161.pdf Online-Karte] (PDF; 5,1&nbsp;MB)</ref>

<ref name="AnmerkBlatt161">Blatt Karlsruhe bezeichnet diesen Abschnitt, der zur Südhälfte in dessen Blattbereich liegt, als „Weinheimer Bergstraße“. Jedoch ist diese Bezeichnung etwas irreführend, da Weinheim am Nordrand liegt –&nbsp;was zum Zeitpunkt der Erstellung von Blatt Karlsruhe jedoch noch nicht fest stand.</ref>

<ref name="MW27092012">{{Internetquelle|url=http://www.morgenweb.de/region/bergstrasser-anzeiger/region-bergstrasse/autofreie-bergstrasse-fallt-im-jahr-2013-aus-1.739911 |titel=Autofreie Bergstraße fällt im Jahr 2013 aus |autor= |werk=morgenweb.de |datum=2012-09-27 |zugriff=2015-12-26}}</ref>
</references>

{{Navigationsleiste Burgen und Schlösser entlang der Bergstraße}}
{{Normdaten|TYP=g|GND=4005697-1}}

{{SORTIERUNG:Bergstrasse}}
[[Kategorie:Bergstraße| ]]
[[Kategorie:Ferienstraße in Baden-Württemberg]]
[[Kategorie:Ferienstraße in Hessen]]
[[Kategorie:Baden (Weinanbaugebiet)]]
[[Kategorie:Weinbau in Hessen]]
[[Kategorie:Region in Europa]]
[[Kategorie:Region in Hessen]]
[[Kategorie:Südhessen]]
[[Kategorie:Naturraum im Oberrheinischen Tiefland|! Wetterau]]