Quelltext der Seite Berliner Stadtbahn

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Die '''Berliner Stadtbahn''' ist eine [[Eisenbahnstrecke]], die&nbsp;– weitgehend auf gemauerten [[Viadukt]]bögen, den sogenannten [[Stadtbahnbögen (Berlin)|Stadtbahnbögen]]&nbsp;– in Ost-West-Richtung durch die [[Historische Mitte (Berlin)|historische Mitte]] und das [[City West (Berlin)|westliche Zentrum]] [[Berlin]]s verläuft. Sie führt mit einer Länge von 11,2&nbsp;Kilometern vom [[Berlin Ostbahnhof|Ostbahnhof]] über [[Bahnhof Berlin Alexanderplatz|Alexanderplatz]], [[Bahnhof Berlin Friedrichstraße|Friedrichstraße]], [[Berlin Hauptbahnhof|Hauptbahnhof]] und [[Bahnhof Berlin Zoologischer Garten|Zoologischer Garten]] zum [[Bahnhof Berlin-Charlottenburg|Bahnhof Charlottenburg]] und wird ausschließlich im Personenverkehr genutzt. Zwei der vier Gleise werden von Regional- und [[Schienenpersonenfernverkehr|Fernverkehrszügen]], die beiden anderen von der [[S-Bahn Berlin]] genutzt.

Die Stadtbahntrasse zwischen Berlin Ostbahnhof und der Holtzendorffstraße westlich des Bahnhofs Charlottenburg steht unter [[Denkmalschutz]].

== Rahmenbedingungen ==
<div class="tright" style="clear:none;">
[[Datei:T2-Savignyp.jpg|mini|Berliner Stadteisenbahn: [[Bahnhof Berlin Savignyplatz|Bahnhof Savignyplatz]] mit Lokomotive der Gattung [[Preußische T 2|T&#8239;2]]]]
</div>

Ab 1871 endeten acht [[Hauptbahn]]linien in Berlin ([[Bahnstrecke Berlin-Magdeburg|Potsdamer Bahn]], [[Bahnstrecke Berlin–Halle|Anhalter Bahn]], [[Bahnstrecke Berlin–Szczecin|Stettiner Bahn]], [[Niederschlesisch-Märkische Eisenbahn|Schlesische Bahn]], [[Bahnstrecke Berlin–Hamburg|Hamburger Bahn]], [[Bahnstrecke Berlin–Görlitz|Görlitzer Bahn]], [[Preußische Ostbahn|Ostbahn]] und [[Bahnstrecke Berlin–Lehrte|Lehrter Bahn]]), die jeweils einen eigenen [[Bahnhof#Endbahnhof|Endbahnhof]] ([[Kopfbahnhof]]) am Rand oder außerhalb des Stadtgebietes besaßen. Zur Weiterfahrt von einem anderen Bahnhof war eine umständliche [[Droschke]]nfahrt durch die Stadt nötig.

Ebenfalls ab dem Jahr 1871 wurden die großen Berliner Fernbahnhöfe sukzessive durch die [[Berliner Ringbahn]] miteinander verbunden, zunächst in Form eines östlichen Halbkreises, der erst während des Baus der Stadtbahn zu einem Ring um die ganze Stadt geschlossen wurde.

Vor diesem Hintergrund wurde eine Eisenbahnstrecke durch die Stadt zur schnelleren Verbindung zwischen den Kopfbahnhöfen geplant.

== Baugeschichte ==
[[Datei:Db-101xxx-01.jpg|mini|Die Strecke der Berliner Stadtbahn führt über die [[Museumsinsel (Berlin)|Museumsinsel]]]]

Im Jahr 1872 beantragte die ''[[Deutsche Eisenbahnbaugesellschaft]]'' in Berlin den Bau einer „Stadtbahn“ vom damaligen Frankfurter Bahnhof (heutiger [[Berlin Ostbahnhof|Ostbahnhof]]) über [[Bahnhof Berlin-Charlottenburg|Charlottenburg]] bis [[Potsdam]]. Im Dezember 1873 beteiligten sich das [[Königreich Preußen]] sowie die privaten [[Berlin-Potsdam-Magdeburger Eisenbahngesellschaft|Berlin-Potsdamer]], [[Magdeburg-Halberstädter Eisenbahn|Magdeburg-Halberstädter]] und [[Berlin-Hamburger Bahn|Berlin-Hamburger]] Eisenbahngesellschaften daran und gründeten mit der Deutschen Eisenbahnbaugesellschaft die ''[[Berliner Stadteisenbahngesellschaft]]''.

Der Bau der Stadtbahn begann 1875. Drei Jahre später wurde die Deutsche Eisenbahnbaugesellschaft zahlungsunfähig. Daraufhin übernahm 1878 das Königreich Preußen die Kosten für Bau und Betrieb der Berliner Stadtbahn unter finanzieller Beteiligung der vier ausgeschiedenen Gesellschafter und der an die neue Strecke anschließenden Bahnen. Das Engagement des preußischen Staates folgte dabei dem Ansinnen des [[Generalstab#Deutsches Kaiserreich|Großen Generalstabs]], einen Aufmarsch gegen Frankreich zu erleichtern.

Die [[Bauleitung]] wurde am 15. Juli 1878 der neu gegründeten ''Königlichen Direktion der Berliner Stadteisenbahn'' unter der Leitung von [[Ernst Dircksen]] übertragen. Diese unterstand ihrerseits zunächst dem preußischen [[Liste der preußischen Handelsminister|Handelsministerium]], später dem daraus ausgegliederten [[Ministerium der öffentlichen Arbeiten]].

Am 6. Februar 1882, einen Tag vor der offiziellen Eröffnung, befuhr Kaiser [[Wilhelm I. (Deutsches Reich)|Wilhelm&nbsp;I.]] in einem Sonderzug die Strecke, wobei alle Unterwegsbahnhöfe besichtigt wurden.<ref>Peter Bock, [[Alfred B. Gottwaldt]]: ''Regierungszüge. Salonwagen, Kaiserbahnhöfe und Staatsfahrten in Deutschland.'' München 2006, ISBN 3-7654-7070-8, S.&nbsp;38&nbsp;ff.</ref> Am 7. Februar 1882 wurde die Stadtbahn dann für den Stadtverkehr, und am 15.&nbsp;Mai desselben Jahres für den [[Schienenpersonenfernverkehr|Fernverkehr]] eröffnet. Die Baukosten betrugen insgesamt (unter Einschluss des Grunderwerbs) fünf Millionen [[Mark (1871)|Mark]] pro Kilometer (kaufkraftbereinigt in heutiger Währung: rund {{Inflation|DE|5|1882}}&nbsp;Millionen Euro pro Kilometer).

<gallery class="center" caption="Holzstiche aus der Veröffentlichung „Auf der Berliner Stadtbahn“ von 1882">
  Holzstich G. Heuer, Am Bahnhof Zoologischer Garten, 1882.jpg|Am [[Bahnhof Berlin Zoologischer Garten|Bahnhof Zoo]]<ref>H. Rudolf: ''Auf der Berliner Stadtbahn'' in ''[[Westermanns Monatshefte|Westermann’s illustrirte deutsche Monats-Hefte]]'', Heft 309</ref>
  Holzstich G. Heuer, Die Spreeufer mit der Stadtbahn bei Bellevue, 1882.jpg|Viadukt der Stadtbahn bei [[Bahnhof Berlin Bellevue|Bellevue]]
  Holzstich G. Heuer, Die Herkulesbrücke am Bahnhof Börse, 1882.jpg|Am Bahnhof Börse (heute: [[Bahnhof Berlin Hackescher Markt|Hackescher Markt]])
  Holzstich G. Heuer, Übergang am Bahnhof Friedrichstraße, 1882.jpg|[[Bahnhof Berlin Friedrichstraße|Bahnhof Friedrichstraße]]
  Holzstich G. Heuer, Am Bahnhof Alexanderplatz, 1882 01.jpg|[[Bahnhof Berlin Alexanderplatz|Bahnhof Alexanderplatz]]
</gallery>

== Streckenführung ==

=== Verlauf ===
[[Datei:Berlin view from Park Inn 02.jpg|mini|Berliner Stadtbahn in [[Berlin-Mitte|Mitte]] vom [[Park Inn by Radisson Berlin Alexanderplatz|Park Inn Alexanderplatz]] gesehen, hinten links die Station [[Bahnhof Berlin Hackescher Markt|Hackescher Markt]]]]
[[Datei:Stadtbahn-mit-S-Savignyplatz.jpg|mini|Berliner Stadtbahn in [[Berlin-Charlottenburg|Charlottenburg]] vom Neuen Kranzler-Eck mit der Station [[Bahnhof Berlin Savignyplatz|Savignyplatz]]]]

Während die Ringbahn vorrangig für den Güterverkehr konzipiert war, sollte die Stadtbahn eine kurze Verbindung zwischen den Personenbahnhöfen schaffen. Mehrere Anschlussstrecken boten Anschluss zu weiteren aus Berlin führenden Bahnen.

Je zwei Gleise der viergleisigen Stadtbahn sollten dem [[Schienenpersonenfernverkehr|Fern-]] und dem [[Schienenpersonennahverkehr|Personennahverkehr]] dienen. Damit wurde die Stadtbahn auch zum zentralen Strang im Netz der Vorortstrecken.

In der dicht bebauten Hauptstadt war es nicht leicht, Platz für die Strecke zu bekommen. Ein ursprünglich geplanter Verlauf der Stadtbahn entlang der [[Leipziger Straße (Berlin)|Leipziger Straße]] wurde verworfen, weil die Grundstückspreise zu hoch waren.

Somit wurde der [[Festung Berlin|Berliner Festungsgraben]] (Teil der Stadtbefestigung aus dem 17.&nbsp;Jahrhundert) zwischen den heutigen Bahnhöfen [[Bahnhof Berlin Hackescher Markt|Hackescher Markt]] und [[Bahnhof Berlin Jannowitzbrücke|Jannowitzbrücke]] zugeschüttet und als in öffentlicher Hand befindliches Bauland für den Streckenverlauf herangezogen. Das erklärt den kurvenreichen Streckenverlauf insbesondere zwischen den Bahnhöfen Alexanderplatz und Jannowitzbrücke.

=== Trassierung ===
Bautechnisch ist die Stadtbahnstrecke größtenteils als [[Hochbahn]] mit acht Kilometer gemauerten Viadukten (mit ursprünglich 731 gemauerten Viaduktbögen), zwei Kilometer eisernen Brücken und der Rest bei einer Gesamtlänge von zwölf Kilometern als Dammschüttung mit und ohne [[Futtermauer]]n ausgeführt. Auf der Strecke befinden sich 64&nbsp;Brücken, unter anderem auch die 240&nbsp;Meter lange [[Humboldthafenbrücke]]. Die meisten breiteren Eisenbrücken besaßen [[Hartungsche Säule]]n als [[Stab (Statik)|Pendelstützen]], die für die Berliner Eisenbahnarchitektur der Jahre 1880 bis 1910 stilprägend waren.

Damit unterschied sich die Stadtbahnstrecke deutlich von der vormaligen, [[Höhenfreiheit#Höhengleichheit|höhengleich]] auf den Straßen angelegten ersten ''[[Berliner Verbindungsbahn|Königlichen Bahnhofs-Verbindungsbahn]]'' von 1851, von der erhebliche Beeinträchtigungen ausgingen. Der anfangs angewandte [[Oberbau (Eisenbahn)|Oberbau]] aus eisernen Lang[[Bahnschwelle|schwellen]] ([[System Haarmann]]) wurde zu Beginn des 20.&nbsp;Jahrhunderts durch hölzerne Querschwellen ersetzt.

=== Bahnhöfe ===
[[Datei:Berlin Hauptbahnhof Ostseite HDR.jpg|mini|[[Berlin Hauptbahnhof|Hauptbahnhof]]]]
Die ursprünglich angelegten Bahnhöfe von Ost nach West waren

* ''Schlesischer Bahnhof'', 1987–1998: ''Berlin Hauptbahnhof'', 1950–1987 und seit 1998: [[Berlin Ostbahnhof|Ostbahnhof]]
* [[Bahnhof Berlin Jannowitzbrücke|Jannowitzbrücke]]
* [[Bahnhof Berlin Alexanderplatz|Alexanderplatz]]
* ''Börse'', 1951–1992: ''Marx-Engels-Platz'', seit 1992: [[Bahnhof Berlin Hackescher Markt|Hackescher Markt]]
* [[Bahnhof Berlin Friedrichstraße|Friedrichstraße]]
* ''[[Berlin Lehrter Stadtbahnhof|Lehrter Stadtbahnhof]]'', heute: [[Berlin Hauptbahnhof]]
* [[Bahnhof Berlin Bellevue|Bellevue]]
* [[Bahnhof Berlin Zoologischer Garten|Zoologischer Garten]]
* [[Bahnhof Berlin-Charlottenburg|Charlottenburg]]

Eingefügt wurden später zwischen Bellevue und Zoologischen Garten sowie zwischen Zoologischen Garten und Charlottenburg die Bahnhöfe
* [[Bahnhof Berlin-Tiergarten|Tiergarten]] (am 5.&nbsp;Januar 1885) und
* [[Bahnhof Berlin Savignyplatz|Savignyplatz]] (am 1. August 1896)

<gallery class="center">
  Ostbahnhof B-Friedrichshain 08-2017.jpg|[[Berlin Ostbahnhof|Ostbahnhof]]
  Berlin - S-Bahnhof Jannowitzbruecke.jpg|[[Bahnhof Berlin Jannowitzbrücke|Bahnhof Jannowitzbrücke]]
  2009-07-26-berlin-by-RalfR-48.jpg|[[Bahnhof Berlin Alexanderplatz|Bahnhof Alexanderplatz]]
  Bahnhof Berlin Friedrichstraße - Detailansicht.jpg|[[Bahnhof Berlin Friedrichstraße|Bahnhof Friedrichstraße]]
  Berlin Zoo Station at night 2.JPG|[[Bahnhof Berlin Zoologischer Garten|Bahnhof Zoologischer Garten]]
</gallery>

=== Weiterführende Strecken ===
Im Schlesischen Bahnhof geht die Stadtbahn in die [[Niederschlesisch-Märkische Eisenbahn|Schlesische Bahn]] über. Von ihr bestehen Verbindungen zur [[Preußische Ostbahn|Ostbahn]] sowie für den S-Bahn-Verkehr zur [[Berliner Ringbahn]] in Richtung Süden. 1882 wurden an diesen Kurven Bahnsteige gebaut und der Bahnhof Stralau-Rummelsburg, der spätere [[Bahnhof Berlin Ostkreuz|Bahnhof Ostkreuz]] eröffnet. Die Verbindung zur Ringbahn in Richtung Norden wurde 2006 stillgelegt.

Die westliche Verlängerung der Ferngleise in Charlottenburg bilden die [[Bahnstrecke Berlin–Blankenheim|Wetzlarer Bahn]] in Richtung [[Bahnhof Berlin-Wannsee|Wannsee]] und der [[Hamburger Stadtbahnanschluss]] in Richtung [[Bahnhof Berlin-Spandau|Spandau]]. Der Lehrter Stadtbahnanschluss in Richtung Spandau ging zwischen Charlottenburg und der Ringbahn 1945 außer Betrieb. Für den S-Bahn-Verkehr besteht eine heute nur noch in Tagesrandlage sowie für Überführungen genutzte Verbindungsstrecke in Richtung [[Bahnhof Berlin-Halensee|Halensee]]. Eine nördliche Verbindungskurve nach [[Bahnhof Berlin-Westend|Westend]] ging 1945 außer Betrieb.

=== Kilometrierung ===
Die [[Kilometrierung]] der Strecke beginnt in Berlin Ostbahnhof sowohl für die S-Bahn- als auch die Fernbahnstrecke. Die Kilometrierung bei der S-Bahn setzt sich westlich des Bahnhofs Charlottenburg sowohl in Richtung Potsdam als auch Richtung Berlin-Spandau (über die [[Spandauer Vorortbahn]]) fort. Bei der Fernbahn wird die Kilometrierung über den [[Hamburger Stadtbahnanschluss]] bis in den östlichen Teil des Bahnhofs Spandau fortgeführt. Betrieblich werden die Strecken Berlin Ostbahnhof – Berlin-Charlottenburg – Berlin-Spandau (Fernbahn) unter der [[Streckennummernsystem in Deutschland#STREDA-Streckennummer (VzG-Streckennummer)|Streckennummer]] 6109 und Berlin Ostbahnhof&nbsp;– Berlin-Charlottenburg&nbsp;– Potsdam Hbf (S-Bahn) unter der Nummer 6024 zusammengefasst.

== Betrieb und Ausbau ==
[[Datei:DBPB 1971 379 Vorortbahn 1925.jpg|mini|Vorortbahn 1925 auf einer Briefmarke der Deutschen Bundespost Berlin von 1971]]

Bereits 1905 wurde auf der Strecke eine [[Zugfolgezeit]] von zweieinhalb Minuten realisiert.<ref name="db-2001-04">[[DB Projekt Verkehrsbau]] GmbH (Hrsg.): ''Drehscheibe Berlin. Pilzkonzept''. 24-seitige Broschüre mit Stand von November 2001, S.&nbsp;10&nbsp;f.</ref>

=== Vorortverkehr ===
Die nur auf den Stadtgleisen fahrenden Vorortzüge und Halbringzüge (als Nordring oder Südring) wurden in den ersten Jahrzehnten mit [[Dampflokomotive]]n bespannt, beispielsweise der [[Preußische T 12|preußischen T&#8239;12]]. Zur Feuerung nutzte man [[Koks]], um die Ruß- und Geruchsbelästigung zu beschränken. Die Türen der [[Abteilwagen]] (ohne Seiten- oder Mittelgang) mussten von den Reisenden selbst geöffnet werden. Ein Ausrufen von Stationen fand nicht statt. Der Betrieb ging seinerzeit bereits von vier Uhr morgens bis ein Uhr nachts. Die Züge hatten typischerweise neun Waggons und verkehrten je nach Tageszeit im Takt von zwei, drei und fünf Minuten. Die Fahrpreise betrugen Anfang des 20.&nbsp;Jahrhunderts 10&nbsp;[[Pfennig]] in der III.&nbsp;Klasse und 15&nbsp;Pfennig in der II.&nbsp;Klasse. 

Der Vorortverkehr endete im Bahnbetriebswerk Charlottenburg, wo die Lokomotiven neu versorgt wurden.<ref>[https://www.bahnstatistik.de/Bw/Chab.htm ''Bahnbetriebswerk Berlin-Charlottenburg Zeittafel: Bauliche Anlagen – Bezeichnungen – Beheimatungen'']</ref>

=== Güterverkehr ===
Der Güterverkehr zur [[Zentralmarkthalle Berlin|Zentralmarkthalle]] am Alexanderplatz wurde durch sieben besondere Zuführungszüge bedient, von denen vier in der Nacht, zwei während des Tages und einer am Abend verkehrten. Darüber hinaus gab es auf der Stadtbahn keinen regulären Güterverkehr. Der übrige Güterverkehr wurde über die Ringbahn mit ihren Güterbahnhöfen [[Bahnhof Berlin-Moabit|Moabit]], [[Bahnhof Berlin-Wedding|Wedding]], [[Bahnhof Berlin Greifswalder Straße|Weißensee]], [[Zentralvieh- und Schlachthof|Zentralviehhof]], [[Bahnhof Berlin Frankfurter Allee|Frankfurter Allee]], [[Bahnhof Berlin-Neukölln|Rixdorf]], [[Bahnhof Berlin-Tempelhof|Tempelhof]], [[Bahnhof Berlin Bundesplatz|Wilmersdorf-Friedenau]], [[Bahnhof Berlin-Halensee|Halensee]] und [[Güterbahnhof Berlin-Charlottenburg]] abgewickelt.

=== Fernverkehr ===
In den Anfangsjahren wurden viele Züge, die bisher im [[Berlin Lehrter Bahnhof|Lehrter Bahnhof]], [[Görlitzer Bahnhof]] oder [[Bahnhof Berlin Potsdamer Platz|Potsdamer Bahnhof]] endeten, auf die Stadtbahn geführt. Diese Maßnahme ermöglichte es, die anderen Kopfbahnhöfe wegen des dadurch geringeren Betriebes zu erweitern. Bis zum Ende des 19.&nbsp;Jahrhunderts mussten aber die meisten Züge wegen des gestiegenen Verkehrsaufkommens, zum Teil aber zum Bau von getrennten Fern- und Vorortgleisen auf den Zulaufstrecken wieder in die alten Kopfbahnhöfe zurückverlagert werden.

Auf der Stadtbahn verblieben somit die [[Schnellzug|Schnellzüge]] nach [[Hannover]] und [[Köln]] über die [[Berlin-Lehrter Eisenbahn|Lehrter Bahn]], die Züge der [[Bahnstrecke Berlin–Blankenheim|Kanonenbahn]] nach [[Dessau]], die Züge der [[Preußische Ostbahn|Ostbahn]] nach [[Danzig]] und [[Königsberg (Preußen)|Königsberg]] sowie die Züge Richtung [[Frankfurt (Oder)]]–[[Posen]] und [[Breslau]]–[[Katowice|Kattowitz]]. Hinzu kam der Vorortverkehr Richtung [[Berlin-Spandau|Spandau]] und Richtung [[Strausberg]], der bis 1928 ebenfalls auf den Ferngleisen der Stadtbahn abgewickelt wurde.

Die Züge Richtung Westen begannen ihren Lauf im Schlesischen Bahnhof, die in Richtung Osten in Charlottenburg. In [[Berlin-Rummelsburg|Rummelsburg]], damals als Lok-„[[Bahnbetriebswerk|Bw]] Karlshorst“ firmierend, und [[Berlin-Grunewald|Grunewald]] gab es dafür große Lok- und Wagenbehandlungsanlagen.

=== Bahnhofserweiterungen und Viaduktverstärkung ===
Bereits ab 1914 wurde der [[Bahnhof Berlin Friedrichstraße|Bahnhof Friedrichstraße]] umgebaut, der Fernbahnteil auf vier Gleise erweitert und die Halle in der Form neu gebaut, wie sie bis heute besteht.

Von 1922 bis 1932 fanden an den Stadtbahnviaduktbögen umfangreiche Sanierungsarbeiten statt. Hierzu wurden die gemauerten Bögen durch zusätzliche Betonbögen verstärkt, die Stahlbrücken wurden ebenfalls verstärkt oder ausgetauscht. Ziele waren, die inzwischen bereits 50&nbsp;Jahre alte Stadtbahnstrecke zu modernisieren und die schweren Schnellzuglokomotiven der [[DR-Baureihe 01|Baureihe 01]] mit 20&nbsp;[[Tonne (Einheit)|Tonnen]] [[Achslast]] auch auf der Berliner Stadtbahn einsetzen zu können.

In diesem Zusammenhang erfolgte auch die Auswechslung der Halle des [[Bahnhof Berlin Alexanderplatz|Bahnhofs Alexanderplatz]] sowie der Nordhalle des [[Berlin Ostbahnhof|Schlesischen Bahnhofs]]. Auf der Vorortstrecke wurden die Bahnsteige auf 96&nbsp;Zentimeter Höhe über Schienenoberkante zur Vorbereitung des S-Bahn-Betriebs mit den elektrischen Triebwagen des in großen Stückzahlen angeschafften Typs [[DR-Baureihe ET 165|ET&#8239;165]] angehoben.

Der [[Bahnhof Berlin Zoologischer Garten|Bahnhof Zoo]] wurde von 1934 bis 1940 umgebaut und erhielt dabei einen zweiten Fernbahnsteig und zwei neue Hallen, die aber erst in den 1950er Jahren verglast wurden. Dabei wurde auch der bekannte Terrassenvorbau errichtet.

=== Elektrischer Betrieb auf dem Gleispaar des Stadt- und Vorortverkehrs ===
Am 11. Juni 1928 war die Vorortstrecke [[Potsdam]]–Stadtbahn–[[Erkner]] mit Stromschienen versehen und mit [[Gleichstrom]] versorgt. Insgesamt nahmen fünf Zugpaare neuer elektrischer Bauart ([[DR-Baureihe ET&#8239;165]] – Bauart Stadtbahn) den Verkehr noch im Plan zwischen Dampfzügen auf. Bis November 1928 waren alle Zulaufstrecken aus [[Berlin-Kaulsdorf|Kaulsdorf]], [[Berlin-Spandau|Spandau]] und [[Berlin-Grünau|Grünau]] und vom [[Berliner Ringbahn|Ring]] elektrifiziert. Der Spandauer Vorortverkehr wurde nun ebenfalls auf die Stadtgleise verlagert. Die letzten Dampfzüge verschwanden erst 1929, als der Ring ebenfalls vollelektrisch befahren wurde. Die Halbringzüge gab es damit nur noch im Berufsverkehr. Im Dezember 1930 wurde die Bezeichnung ''S-Bahn'' und das Symbol eines weißen „S“ auf grünem Grund für die Stadt-, Ring- und Vorortbahnen eingeführt.

== Nachkriegszeit ==
[[Datei:Transitzug Bahnhof Zoo.jpg|mini|Transitzug im [[Bahnhof Berlin Zoologischer Garten|Bahnhof Zoo]], 1976]]
[[Datei:19861202a Charlottenburg.jpg|mini|links|hochkant|Stadtbahn am [[Bahnhof Berlin-Charlottenburg|Bahnhof Charlottenburg]], Blickrichtung [[Savignyplatz]], 1986]]
[[Datei:19861001a Lehrter Stadtbhf.jpg|mini|Zwei Züge überqueren den [[Humboldthafen]] und damit die Grenze zwischen West- und Ost-Berlin, 1986]]

Durch [[Luftangriffe der Alliierten auf Berlin|Bombentreffer]] im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] war die Stadtbahn an mehreren Stellen beschädigt, wurde aber sehr schnell wieder aufgebaut. Für die Anreise des unter [[Flugangst]] leidenden [[Sowjetunion|sowjetischen]] Diktators [[Josef Stalin]] zur [[Potsdamer Konferenz]] per Sonderzug aus Moskau musste im Juli 1945 auch ein Ferngleis der Stadtbahn auf die [[Breitspur|russische Spurweite]] von 1524&nbsp;Millimetern umgespurt werden.<ref>{{LuiseBMS |Autor=[[Gerhard Keiderling]] |Titel=Die Großen Drei in Berlin |ID=prod |Nr=12 |Jahr=2000 |Seite=19–26}}</ref><ref>Zu Stalins Flugangst siehe Frank Bauer, [[Tony Le Tissier]]: ''Die Konferenz im Schloß Cecilienhof''. In: [[Chronos Media|Chronos-Film]] (Hrsg.): ''Schloss Cecilienhof und die Potsdamer Konferenz 1945. Von der Hohenzollernwohnung zur Gedenkstätte''. Chronos, Potsdam 1995, ISBN 3-931054-02-0, S.&nbsp;193.</ref> Die Bedeutung im Fernverkehr war mit dem Verlust der [[Ostgebiete des Deutschen Reiches|deutschen Ostgebiete]] gesunken. Es fuhren nur wenige Züge in die Westzonen, einige Züge aus der Ostzone endeten auf der Stadtbahn.

Während der [[Berlin-Blockade]] war der Fernverkehr fast ganz zum Erliegen gekommen. Inzwischen hatte sich aber der S-Bahnbetrieb wieder etabliert. Neue Ziele waren [[Königs Wusterhausen]], [[Strausberg]]-Nord, [[Bahnhof Berlin-Staaken|Staaken]] und [[Falkensee]].

Nachdem am 18. Mai 1952 die Reichsbahn die Berliner Kopfbahnhöfe, die alle in [[West-Berlin]] lagen oder über West-Berliner Gebiet zu erreichen waren, geschlossen hatte, verblieb als einzige Fernverkehrsverbindung West-Berlins der  [[Bahnhof Berlin Zoologischer Garten|Stadt- und Fernbahnhof Zoo]] (später wurden Berlin-Spandau und -Wannsee wiedereröffnet). Der letzte Fernzug des [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]]-Binnenverkehrs fuhr 1953 über die Stadtbahn.

=== Unterbrechung durch die Berliner Mauer ===
Der Bau der [[Berliner Mauer]] am 13. August 1961 bedeutete das Ende der Stadtbahn als durchgehender Verbindung. Die aus Osten bzw. Westen kommenden Züge fuhren nicht länger durch den Bahnhof Friedrichstraße, sondern dieser wurde zur Endstation der jetzt separaten S-Bahn-Strecken Richtung Westen und Osten sowie zur [[Berliner Grenzübergänge|Grenzübergangsstelle]] nach Ost-Berlin. West-Berliner Fahrgäste konnten im Bahnhof Friedrichstraße, der in Ost- und Westbereich aufgeteilt und durch Stahlwände getrennt war, zwischen der Stadtbahn, der S-Bahn der [[Nord-Süd-Tunnel|Nord-Süd-Bahn]] und der [[U-Bahn-Linie U6 (Berlin)|Linie&nbsp;U6]] der [[U-Bahn Berlin|Berliner U-Bahn]] umsteigen, ohne in die DDR einzureisen. Der Bahnhof Friedrichstraße wurde Abfahrtsbahnhof der [[Interzonenzug|Interzonenzüge]] von Berlin durch die DDR in die [[Bundesrepublik Deutschland|Bundesrepublik]]. Der [[Berlin Ostbahnhof|Ostbahnhof]] war der einzige Bahnhof an der Stadtbahn, der dem Fernverkehr innerhalb der DDR verblieben war. Durchgehende Züge zwischen Bahnhof Zoo und Ostbahnhof gab es nur im internationalen Verkehr beispielsweise von [[Paris]] nach [[Warschau]]. Ab 1962 gab es Zubringerzüge im [[Skandinavien]]verkehr (nach [[Trajekt Warnemünde–Gedser|Kopenhagen]], [[Königslinie|Stockholm]]) und an den Schnelltriebwagen [[Vindobona (Zug)|Vindobona]] nach [[Wien]], später auch [[Kurswagen]].

{| style="float:right;" border="1" cellspacing="0" cellpadding="4"
!colspan="3"| Fahrpreis und Preisstufe in [[West-Berlin]]
|-
| ab 1. Juli 1966 || PS 2 || 0,30 [[Deutsche Mark|DM]]
|-
| ab 1. Sep. 1972 || PS 3 || 0,50 DM
|-
| ab 1. Juli 1976 || PS 4A || 0,80 DM
|-
| ab 1. Nov. 1977 || PS 5 || 1,00 DM
|-
| ab 1. Nov. 1979 || PS 8 || 1,30 DM
|-
| ab 1. Aug. 1981 || PS S || 1,50 DM
|-
| ab 1. Aug. 1982 || PS S || 1,80 DM
|-
| ab 1. Okt. 1983 || PS S || 2,00 DM
|}

Im Nahverkehr wirkte sich der durch die West-Berliner Politik betriebene [[S-Bahn-Boykott]] aus. Es gab Aufrufe gegen die Nutzung, Hinweise auf die S-Bahn wurden entfernt, konkurrierende [[Berliner Verkehrsbetriebe|BVG]]-Buslinien verstärkt oder neu eingeführt und sogar U-Bahn-Strecken parallel zur S-Bahn geplant und gebaut. Allerdings blieb die Stadtbahn auch für den Westen wichtig, weil sie den Bahnhof Zoo mit dem Grenzübergang im Bahnhof Friedrichstraße verband. Die Fahrpreise der S-Bahn in West-Berlin lagen bis in die 1970er Jahre weit unter den Tarifen der BVG, dann folgte eine rasche Tarifanpassung, um das stark angewachsene Defizit zu verringern. In Ost-Berlin galt bis 1991 im Bereich der Stadtbahn die Preisstufe&nbsp;1 (20&nbsp;Pfennig).

=== Sanierungsarbeiten vor 1989 ===
Dennoch verbesserten die Betreiber das Streckennetz und erneuerten den auf Sumpfland befindlichen Bahnhof Westkreuz mit großem Aufwand. Nach dem Reichsbahnerstreik September 1980 wurden in West-Berlin nur noch drei Linien betrieben.

Nach der Übernahme der S-Bahn in West-Berlin durch die [[Berliner Verkehrsbetriebe]] BVG am 9.&nbsp;Januar 1984 begannen im Herbst Verhandlungen mit der DDR zur Sanierung der Stadtbahn in West-Berlin sowie der umfassenden Modernisierung des Bahnhofs Zoo. In Ost-Berlin begannen die gleichen Arbeiten an der Stadtbahn, zudem wurde der Ostbahnhof zum neuen Hauptbahnhof umgebaut. Hintergrund war die [[750 Jahre Berlin|750-Jahr-Feier Berlins]] im Jahr 1987.

=== Nach dem Mauerfall: Neue Fernverbindungen ===
Mit dem [[Berliner Mauer#Mauerfall|Fall der Berliner Mauer]] begann eine neue Blütezeit der Stadtbahn. 1990 verkehrte der erste [[Interregio (Deutschland)|Interregio]]-Zug nach [[Köln]]. Ab 1991 fuhren [[Intercity (Deutschland)|Intercity]]-Züge (IC) nach [[Karlsruhe]] und Köln über die Stadtbahn sowie nach [[Hamburg]]. 1992 wurde die Hamburger Linie nach [[Dresden]] und [[Prag]] verlängert. Die Münchner Schnellzüge, die noch aus Zeiten des [[Transitverkehr (DDR)|Transitverkehrs]] stammten, wurden ebenfalls in IC-Züge umgewandelt und verkehrten über die Stadtbahn. Am 16.&nbsp;Juni 1993 wurde das [[Elektronisches Stellwerk|Elektronische Stellwerk]] Wannsee zur Steuerung der S-Bahn in Betrieb genommen, am 24.&nbsp;Juni für die Fernbahn.<ref name="etr-1993-78-429">Meldung ''ICE fährt in Berlin zum Zoo.'' In: ''[[Eisenbahntechnische Rundschau]]''. 42, Nr.&nbsp;7/8, 1993, S.&nbsp;429</ref> Ab Juli 1993 war die Stadtbahnstrecke bis zum Bahnhof Zoo von Westen her unter Fahrdraht, der den Ostbahnhof von Osten bereits 1987 erreicht hatte. Ab 3.&nbsp;Juli 1993 wurde der Bahnhof Zoo planmäßig von ICE-Zügen bedient. Damit entfiel der zuvor eingerichtete Shuttle-Verkehr vom provisorischen ICE-Bahnhof [[Michendorf]] mit dem provisorischen Endbahnhof [[Bahnhof Berlin-Lichtenberg|Berlin-Lichtenberg]].<ref name="etr-1993-78-429" />

=== 1994 bis 1998: Sanierung und Elektrifizierung von Zoo bis Ostbahnhof===
[[Datei:19950310a Hackescher Markt.jpg|mini|Behelfsbahnsteig der S-Bahn westlich des Bahnhofs [[Bahnhof Berlin Hackescher Markt|Hackescher Markt]] am Ferngleis Richtung Osten, 1995]]

Im September 1994 begannen erneut umfangreiche Sanierungsarbeiten an der gesamten Stadtbahnstrecke: Auf den 530 Viaduktbögen wurde eine 18&nbsp;m breite und 25&nbsp;cm starke Stahlbetonplatte eingebaut, die nun die Last der vier Gleise gleichmäßig verteilt. Auf 7,6&nbsp;Kilometern Länge wurde eine [[Feste Fahrbahn]] eingebaut. 27 Brücken wurden instand gesetzt, 25 neu gebaut. Auch die Fernbahngleise zwischen Bahnhof Zoo und Ostbahnhof wurden nun elektrifiziert. Darüber hinaus wurden 78 Weichen, 410 Oberleitungsmaste und 800&nbsp;Kilometer Kabel eingebaut.<ref name="db-2001-10">DB Projekt Verkehrsbau GmbH (Hrsg.): ''Drehscheibe Berlin. Pilzkonzept.'', 24-seitige Broschüre mit Stand von November 2001, S.&nbsp;10.</ref> Der Fernverkehr war zwischen Zoo und Ostbahnhof unterbrochen; die S-Bahn fuhr provisorisch über die Ferngleise.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.s-bahn-berlin.de/aktuell/2007/038_stadtbahngeschichte.htm |text=Information der S-Bahn Berlin |wayback=20081016182049}} abgerufen am 9. Juni 2008</ref> Im Jahr 1996 wurde die S-Bahn auf die ursprüngliche Trasse zurückverlegt. 1998 wurde die Sanierung der Stadtbahn-Stammstrecke abgeschlossen.<ref name="db-2001-10" /> Insgesamt wurden 779&nbsp;Millionen Euro investiert.<ref name="db-2006-47">Deutsche Bahn (Hrsg.): ''Bahnstadt Berlin: Ausbau der Infrastruktur von 1990 bis 2015''. Berlin 2006, S.&nbsp;47.</ref>

=== Weitere Sanierungen und Modernisierungen ===
Am 24. Februar 2003 begann die Sanierung des 2,4&nbsp;Kilometer langen S-Bahn-Abschnitts zwischen den Bahnhöfen Zoo und Charlottenburg. Neben einer umfassenden baulichen Erneuerung wurde mit neuer Signaltechnik die minimale [[Zugfolgezeit]] in diesem Abschnitt von zweieinhalb auf eineinhalb Minuten gesenkt. Die Fernbahngleise blieben von den Arbeiten zunächst unberührt.<ref name="eri-2003-147">''Probleme bei Stadtbahnsanierung.'' In: ''[[Eisenbahn-Revue International]]'', Heft 4/2003, S.&nbsp;147.</ref> Am 19. April 2004 konnte der durchgehende Betrieb wieder aufgenommen werden. Infolge eines dreimonatigen Streits zwischen DB und dem Berliner Senat war es zu Verzögerungen gekommen.<ref name="eri-2004-246">''S-Bahn-Sperrung beendet.'' In: ''[[Eisenbahn-Revue International]]'', Heft 6/2004, S.&nbsp;246.</ref>

Auf der westlichen Stadtbahn im Abschnitt Hauptbahnhof – Westkreuz ging Ende Oktober 2016 das neue [[Zugbeeinflussungssystem S-Bahn Berlin]] (ZBS) in Betrieb. Um nicht mit ZBS ausgerüstete Züge weiterhin von der Ringbahn ableiten zu können, bleiben im S-Bahnhof Charlottenburg am südlichen Bahnsteiggleis sowie in den westlichen Kehrgleisen zusätzlich die Fahrsperren in Betrieb.<ref>{{Literatur |Titel=Kurzmeldungen – S-Bahn |Sammelwerk=[[Berliner Verkehrsblätter]] |Nummer=12 |Datum=2016 |Seiten=242}}</ref>

=== Entwicklung seit der Wiedereröffnung der Ferngleise 1998 ===
[[Datei:19901002a Lehrter Stadtbhf.jpg|mini|Der [[Denkmalschutz|denkmalgeschützte]] [[Berlin Lehrter Stadtbahnhof|Lehrter Stadtbahnhof]] musste 2002 dem neuen [[Berlin Hauptbahnhof|Hauptbahnhof]] weichen.]]

Seit dem 24. Mai 1998 stehen die Ferngleise der Stadtbahn dem Zugverkehr wieder durchgehend zur Verfügung. Die Betriebsaufnahme mit 360 Zügen pro Tag war von zahlreichen Problemen geprägt, nachdem die Stellrechner des elektronischen Stellwerks abgestürzt waren und die Inbetriebnahme unter Zeitdruck erfolgte. Fernzüge erlitten zumeist Verspätungen von zwei bis drei Stunden, manche Züge saßen bis zu 90&nbsp;Minuten auf der Stadtbahn ohne Ausstiegsmöglichkeiten für Reisende fest.<ref name="eri-1998-291">Christian Tietze: ''Schwieriger Start auf der sanierten Berliner Stadtbahn.'' In: ''[[Eisenbahn-Revue International]]'' ({{ISSN|1421-2811}}), Jg.&nbsp;1998, Heft 7/8, S.&nbsp;291–295.</ref>

Neben den zwei, später drei ICE- und IC-Linien, wurden fünf [[Regional-Express|RegionalExpress]]-Linien über die Stadtbahn eingerichtet. Nach der Eröffnung zeigte sich, dass die Fernbahngleise die Grenze ihrer Belastbarkeit erreicht hatten. Geringfügige Verspätungen einzelner Züge führten zu Folgeverspätungen im gesamten Netz.<ref name="eri-2000-524">Christian Tietze: ''Schrumpfkonzept für Berliner Fernbahnkreuz?'' In: ''[[Eisenbahn-Revue International]]'', Heft 11/2000, {{ISSN|1421-2811}}, S.&nbsp;524–527.</ref> Die RE-Linien dienen auch dem innerstädtischen Verkehr zwischen Ostbahnhof und Wannsee bzw. Spandau.

Zwischen 1998 und 2006 war die Stadtbahn die einzige Durchgangsstrecke für Fernzüge durch Berlin. Diese hielten in den Bahnhöfen Zoologischer Garten und Ostbahnhof (der seit 1998 wieder so hieß). Mit dem am 28.&nbsp;Mai 2006 eröffneten [[Berlin Hauptbahnhof|Hauptbahnhof]] und der [[Nord-Süd-Fernbahn]] verringerte sich die überregionale Bedeutung der Strecke. Die verbliebenen Fernzüge in Ost-West-Richtung halten nur noch am Hauptbahnhof sowie am Ostbahnhof. Mit dem Bau des Hauptbahnhofs erfolgte auch die bisher einzige Trassenverlegung der Stadtbahn, sie verläuft dort etwas südlicher als ursprünglich gebaut. Heute verkehren täglich etwa 600&nbsp;S-Bahnen und 300&nbsp;Regional- und Fernzüge über die Stadtbahn. Laut Angaben der Deutschen Bahn nutzten Anfang 2007 täglich etwa 600.000&nbsp;Menschen die S-Bahn zwischen Ostbahnhof und Charlottenburg.<ref>[http://www.punkt3.de/cms/files/2007-11_punkt3.pdf Information der S-Bahn Berlin] (PDF; 4,1&nbsp;MiB), In: ''[[punkt 3]]'', 11/2007.</ref> Dies entspreche einem Zuwachs von 20&nbsp;Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens wurden die Ferngleise zwischen Ostbahnhof und Charlottenburg am 18. Dezember 2013 zum [[überlasteter Schienenweg|überlasteten Schienenweg]] erklärt.<ref name="db-2022-08-11">{{Internetquelle | url=https://fahrweg.dbnetze.com/resource/blob/8712430/588525f1acb62a0686bbae217f2a6572/20220811_PEK_Berliner-Stadtbahn_Entwurf_zur-Stellungnahme-data.pdf |titel=Plan zur Erhöhung der Schienenwegkapazität (PEK) für den als überlastet erklärten Schienenweg Berliner Stadtbahn (Strecke 6109, Berlin Ostbahnhof – Berlin-Charlottenburg) |hrsg=DB Netz |werk=fahrweg.dbnetze.com |datum=2022-08-11 |archiv-url= |archiv-datum= | abruf=2022-08-27 |format=PDF |seiten=4, 29 |offline=}}</ref> Ab Dezember 2015 wurde die ICE-Linie 10 Köln–Berlin von der Stadtbahn abgezogen, sie verkehrt seitdem über die Lehrter Bahn und bedient den unteren Teil des Hauptbahnhofs.<ref name="BZ-2015-01-25" /> 2026 soll ein doppelter Gleiswechsel im Westkopf des Hauptbahnhofs in Betrieb gehen. Eine weitere Entlastung soll eine dichte Blockteilung mit [[European Train Control System|ETCS]] in den 2030er Jahren bringen.<ref name="db-2022-08-11" />

2018 war der Abschnitt zwischen Friedrichstraße und Hackescher Markt, mit ca. 230.000 Fahrgästen täglich, der meistbefahrene Abschnitt der Berliner S-Bahn.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tagesspiegel.de/berlin/bilanz-2018-berliner-s-bahn-befoerdert-eine-halbe-milliarde-fahrgaeste/24173166.html |titel=Berliner S-Bahn befördert eine halbe Milliarde Fahrgäste |werk=[[Der Tagesspiegel]] |datum=2018-04-03 |abruf=2018-04-04}}</ref>

Weitere Informationen zum S-Bahn-Verkehr auf der Stadtbahn finden sich im Artikel [[S-Bahn Berlin]].

== Tarifbezeichnung ==
Bis Mai 2006 gab es die Tarifbezeichnung ''Berlin Stadtbahn'', seitdem nur noch ''Berlin''. Eisenbahnfahrkarten zu oder von Bahnhöfen der Stadtbahn werden für Entfernungen über 100&nbsp;Kilometer mit dieser Zielbezeichnung ausgegeben. Diese Fahrkarten erlauben dann die Reise mit der S-Bahn ab oder bis zum gewünschten Bahnhof der Stadtbahn sowie innerhalb des S-Bahn-Rings (ostwärts sogar bis zum [[Bahnhof Berlin-Lichtenberg]]). Die Tarifentfernung wurde in solchen Fällen immer bezogen auf den Bahnhof Berlin-Friedrichstraße berechnet. Dieses Verfahren wird als [[tarifliche Gleichstellung]] bezeichnet.

== Zusammenhang zwischen der Berliner Stadtbahn und dem Begriff S-Bahn ==
Der heute weithin verwendete Begriff „[[S-Bahn]]“ für den [[Schienenpersonennahverkehr]] in deutschsprachigen Großstädten und Ballungsgebieten ist keine Abkürzung für die Berliner Stadtbahn. Die Begrifflichkeit „S-Bahn“ entstand, als im Dezember 1930 die Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen unter einer gemeinsamen „Marke“ und dem bekannten Logo zusammengefasst wurden.<ref>Peter Bley: ''Berliner S-Bahn.'' 5.&nbsp;Auflage, Alba, Düsseldorf 1991, ISBN 3-87094-343-2, S.&nbsp;19.</ref> Es ist nicht eindeutig geklärt, wofür der Buchstabe „S“ stehen sollte. Vermutlich hat er seinen Ursprung im bereits 1930 für den Begriff ''Stadtschnellbahn'' nachweisbaren Kürzel „SS“.<ref>[http://www.stadtschnellbahn-berlin.de/geschichte/logo/ Geschichte und Geschichten rund um die Berliner S-Bahn]: Das Wort „S-Bahn“ und das S-Bahn-Signet</ref><ref>Hans D. Reichardt: ''Berliner S-Bahn.'' 1.&nbsp;Auflage, Alba, Düsseldorf 1974, ISBN 3-87094-307-6, S.&nbsp;22.</ref>

== Literatur ==
* ''Die Berliner Stadt-Eisenbahn''. In: ''[[Zeitschrift für Bauwesen]]'',
** 34. Jahrgang 1884, Sp.&nbsp;1–24, 113–140, 225–240, 349–376, Tafel&nbsp;1–21
** 35. Jahrgang 1885, Sp.&nbsp;1–16, 297–332, 441–506, Tafel&nbsp;1–18. ([http://opus.kobv.de/zlb/abfrage_collections.php?coll_id=1579&la=de Digitalisat])
* Berliner S-Bahn-Museum (Hrsg.): ''Die Stadtbahn. Eine Baugeschichte von 1875 bis heute.'' 2. Auflage, GVE, Berlin 2002, ISBN 3-89218-046-6.
* Bernd Kuhlmann: ''Bahnknoten Berlin''. GVE, Berlin 2000, ISBN 3-89218-099-7.
* Falko Krause: ''Die Stadtbahn in Berlin. Planung, Bau, Auswirkungen.'' Diplomica Verlag, Hamburg 2014, ISBN 978-3-95850-546-9.
* [[Waldemar Suadicani]]: ''Berliner Stadtbahn.'' In: Röll (Hrsg.): ''Enzyklopädie des Eisenbahnwesens.'' Berlin / Wien 1915. ([http://www.zeno.org/Roell-1912/A/Berliner+Stadtbahn?hl=suadicani Digitalisat])
* Larissa Sabottka: ''Die eisernen Brücken der Berliner S-Bahn. Bestandsdokumentation und Bestandsanalyse.'' Gebr. Mann, Berlin 2003, ISBN 3-7861-2463-9.
* Kurt Pierson: [https://www.diegeschichteberlins.de/geschichteberlins/berlin-abc/stichworteot/701-s-bahn.html ''S-Bahn. Als die "S-Bahn" noch dampfte. Erinnerungen zu ihrem 100. Geburtstag''.] [[Verein für die Geschichte Berlins]]. Aus: ''Der Bär von Berlin. Jahrbuch 1971''. Eingescannt von J. Kluge, 9/2011.
* [[Werner Lorenz (Historiker)|Werner Lorenz]], Roland May, Hubert Staroste, unter Mitwirkung von Ines Prokop: ''Ingenieurbauführer Berlin.'' Michael Imhof Verlag, Petersberg 2020, ISBN 978-3-7319-1029-9, S.&nbsp;26–29.

== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* {{LDLBerlin|09011323|ja}}
* [http://www.beefland.de/berlin/verbindungsbahnen/stadtbahn/index.html Die Stadtbahn auf Berliner-Bahnen.de]
* [https://stadtschnellbahn-berlin.de/strecken/01/ Die Stadtbahn auf stadtschnellbahn-berlin.de]
* Suche nach  [https://portal.dnb.de/opac.htm?query=%22Berliner+Stadtbahn%22&method=simpleSearch&cqlMode=true Berliner Stadtbahn] im Katalog der [[Deutsche Nationalbibliothek|Deutschen Nationalbibliothek]]
* {{DDB-Suche|title:(Stadtbahn AND (Berlin OR Berliner))|Berliner Stadtbahn}}
* {{Spk-digital|title:(Stadtbahn AND Berlin)|NAME=Berliner Stadtbahn}}

== Einzelnachweise ==
<references responsive>
<ref name="BZ-2015-01-25">
{{Internetquelle |autor=Peter Neumann |url=http://www.berliner-zeitung.de/3217610 |titel=ICE-Zugverkehr in Berlin: Am Ostbahnhof halten künftig noch weniger Fernzüge |werk=[[Berliner Zeitung]] |datum=2015-01-25 |abruf=2017-08-04}}
</ref>
</references>

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