Quelltext der Seite Buschtěhrader Eisenbahn

[[Datei:Buschtiehrader Eisenbahn.png|mini|hochkant=1.5|Streckennetz der Buschtěhrader Eisenbahn]]
[[Datei:Buschtěhrader Eisenbahn 1870.jpg|mini|Genuss-Schein der Buschtěhrader Eisenbahn vom 1. Juli 1870]]
Die '''Buschtěhrader Eisenbahn''', kurz: '''B.E.B.''' (tschechisch: ''Buštěhradská dráha''; BD) war eine private [[Eisenbahngesellschaft]] in [[Österreich]] und dessen Nachfolgestaat [[Tschechoslowakei]]. Die Gesellschaft betrieb von 1855 bis 1922 ein Streckennetz in Nordwestböhmen. Durch die Bahngesellschaft wurden das [[Erzgebirge]] und der [[Egergraben]] mit [[Prag]] verbunden.

== Geschichte ==
[[Datei:Grenzbahnhof Weipert.jpg|mini|Grenzbahnhof der Buschtěhrader Eisenbahn in Weipert ([[Vejprty]])]]
[[Datei:Krimov abolished line to reitzenhain.jpg|mini|Bahnhof Křimov, stillgelegte Strecke nach Reitzenhain (2007)]]
[[Datei:Bierwagen pivovar krusovice.jpg|mini|Die [[Königliche Brauerei Krušovice|Brauerei Krušovice]] beförderte ihr Bier in Kühlwagen der B.E.B. ([[Eisenbahnmuseum Lužná u Rakovníka]]; 2008)]]
Der Aufschwung des Kohlebergbaus im Raum [[Kladno]] in der Mitte des 19. Jahrhunderts machte an Stelle der [[Pferdebahn Prag–Lana]] ein zeitgemäßes Verkehrsmittel für den Abtransport der Kohle erforderlich. Aus diesem Grunde konstituierte sich 1852 die ''Buschtěhrader Eisenbahngesellschaft'' (tschechisch: ''Buštěhradská železniční společnost''), der am 1. Januar 1855 die Konzession zum Betrieb einer Dampfeisenbahn erteilt wurde. Ihr Name leitete sich von dem seinerzeit den [[Fürstenhaus Fürstenberg|Fürstenbergern]] gehörigen und gesellschaftlich bedeutsamen [[Schloss Buštěhrad]] bei [[Buštěhrad|Buckov]] her.

Die Gesellschaft nahm am 5. November 1855 ihre erste Strecke in Betrieb, die von Alt-Kladno (Staré Kladno) über 20,5 km nach Nordosten bis [[Kralupy nad Vltavou|Kralup an der Moldau]] führte, von wo aus eine Verschiffung auf der [[Moldau (Fluss)|Moldau]] und [[Elbe]] möglich wurde. Gleichzeitig wurde die alte Trasse der Pferdebahn zwischen Alt-Kladno und Vejhybka (Kladno–Výhybka) übernommen und ausgebaut. 1863 erhielt die Gesellschaft auch die Konzession zum Umbau des Teilstücks der Pferdebahn zwischen Prag und Vejhybka auf Dampfbetrieb, der 1867 noch die für den Streckenabschnitt Vejhybka–[[Lány u Rakovníka|Lana]] folgte. Dabei wurde der Trassenverlauf teilweise neu konzipiert.

Auf Grund des Bedarfs einer Eisenbahnanbindung der Zuckerfabriken und Hopfenproduzenten im Raum [[Žatec|Saaz]] und [[Louny|Laun]], als auch der aufkommenden Braunkohlengruben im nordböhmischen Becken entwickelte sich die Bahn zu einem regionalen Verkehrsunternehmen, das bald auch das böhmische Erzgebirge erschloss. Am 4. Februar 1871 erweiterte die Bahngesellschaft ihr Streckennetz mit der zweigleisigen Verbindung zwischen Lana über [[Březno u Chomutova|Priesen]] bis [[Chomutov|Komotau]] mit einer Länge von 83,8 km maßgeblich und stellte damit eine Direktverbindung zwischen Prag und Komotau her. In Komotau entstand ein eigener Bahnhof, der gemeinsam mit der [[Aussig-Teplitzer Eisenbahn]] genutzt wurde.

Die nächste Strecke der Buschtiehrader Eisenbahn war die am 1. August 1872 eingeweihte eingleisige Verbindung über 57,7 km auf den Kamm des Erzgebirges von Komotau nach [[Vejprty|Weipert]] ([[Bahnstrecke Chomutov–Vejprty/Reitzenhain]]) mit der in [[Křimov|Krima]]-[[Nová Ves (Hora Svatého Šebestiána)|Neudorf]] anschließenden Strecke (''Zweigbahn'' bzw. ''Flügelbahn'') über [[Hora Svatého Šebestiána|Sebastiansberg]] zum [[Königreich Sachsen|sächsischen]] [[Liste der Eisenbahnstrecken in Sachsen|Eisenbahnnetz]] in [[Reitzenhain (Marienberg)|Reitzenhain]].<ref>''Gesetz vom 28. Juni 1872, in Betreff der Herstellung einer von der Hauptlinie der privilegirten Buschtěhrader Eisenbahn bei Krima abzweigenden, an die böhmisch-sächsische Gränze bei Raizenhain führenden Eisenbahnlinie.'' [http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?apm=0&aid=rgb&datum=18720004&seite=00000332&zoom=2 R. G. Bl. Nr. 100/1872]</ref><ref>''Concessionsurkunde vom 12. November 1872, für die Locomotiv-Eisenbahn von Krima an die böhmisch-sächsische Gränze bei Raizenhain.'' [http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=rgb&datum=18730004&seite=00000001 R. G. Bl. Nr. 1/1873]</ref> Der Bau dieser äußerst kurvenreichen Verbindung gilt wegen des am steilen Südhang des Gebirges zu bewältigenden Höhenanstieges als eine technische Meisterleistung.

Am 1. März 1873 erfolgte die Inbetriebnahme der 12 km langen Strecke von Komotau nach [[Kadaň|Kaaden]]-[[Prunéřov|Brunnersdorf]].

Auch in den Folgejahren erfuhr das Streckennetz der Gesellschaft ständige Erweiterungen. Es erreichte 1891 mit 465 km seine größte Ausdehnung.

Schon vor dem Ersten Weltkrieg war eine Verstaatlichung der BEB vorgesehen gewesen. Nach 1918 lagen die Strecken der BEB auf dem Staatsgebiet der neugegründeten [[Tschechoslowakei]], die eine möglichst schnelle Verstaatlichung aller privaten Bahnen favorisierte.

Am 1. Januar 1923 wurde die Buschtěhrader Eisenbahn per Gesetz verstaatlicht und Teil der [[Československé státní dráhy|Tschechoslowakischen Staatsbahnen]] ČSD. Der Buschtěhrader Bahnhof in Komotau verschmolz mit den Bahnhöfen weiterer ehemaliger Privatbahnen zum Komotauer Hauptbahnhof und ist der heutige Personenbahnhof.

== Fahrbetriebsmittel ==
Einige Lokomotiven der Buschtěhrader Eisenbahn blieben bis heute als Exponate des [[Technisches Nationalmuseum in Prag|Technischen Nationalmuseums in Prag]] erhalten. Die Lokomotive ''KLADNO'' von 1855 ist heute die älteste erhaltene Lokomotive in Tschechien. Die ehemalige IIIa 272 (ČSD 324.391) sowie die Ia 419 (ČSD 300.619) sind als nicht betriebsfähige Museumslokomotive im [[Eisenbahnmuseum Lužná u Rakovníka]] ausgestellt.

{| class="wikitable"  width="100%"
|--
! colspan="7" style="color:white; background:darkred" |  '''Dampflokomotiven der BEB'''
|--
| '''Reihe''' || '''Bahn-Nr.'''  || '''[[Bauartbezeichnung von Triebfahrzeugen|Bauart]]''' || '''Baujahr''' || '''Hersteller''' || '''[[ČSD]]-Nr.''' || '''Bild'''
|-
| [[BEB I|I]]       || 101–105 || C2' n2t || 1855–1861 || [[Lokomotivfabrik der StEG]] ||      || [[Datei:Lokomotiva kladno.jpg|100px]]
|-
| [[BEB Ia|Ia]]     || 401–422 || C n2t  || 1890–1906 || [[Wiener Neustädter Lokomotivfabrik|Wiener Neustadt]], [[Lokomotivfabrik Floridsdorf|Floridsdorf]], [[Böhmisch-Mährische Maschinenfabrik]] || 300.601–623 ||[[Datei:BEB I a 2013 Luzna.jpg|100px]]
|-
| [[BEB II|II]]     || 106–112 || C n2   || 1863–1868 || [[Lokomotivfabrik der StEG]] ||   ||
|-
| [[BEB III|III]]   || 113–170 || C n2   || 1870–1873 || [[Lokomotivfabrik der StEG]], [[Lokomotivfabrik Floridsdorf|Floridsdorf]] || 322.201–254 ||
|-
| [[BEB IIIa|IIIa]] || 180–277 || C n2   || 1887–1907 || [[Wiener Neustädter Lokomotivfabrik|Wiener Neustadt]], [[Lokomotivfabrik der StEG]] || 324.301–396 || [[Datei:BEB IIIa.jpg|100px]]
|-
| [[BEB IV|IV]]     || 201–203 <small>(bis 1887)</small><br /> 301–306 || D n2   || 1884, 1890 || [[Wiener Neustädter Lokomotivfabrik|Wiener Neustadt]] || 412.001–006 ||
|-
| [[BEB IVa|IVa]]   || 351–355 || D n2   || 1909        || [[Böhmisch-Mährische Maschinenfabrik]] || 413.101–105 || [[Datei:BEB IVa 351.jpg|100px]]
|-
| [[BEB V|V]]       || 1–20    || 1B n2  || 1870–1872 || [[Sächsische Maschinenfabrik]]/[[Chemnitz]]||  232.201–220 || [[Datei:BEB V 10.jpg|100px]]
|-
| [[BEB Va|Va]]     || 501–506 || 1'E1' n2t|| 1918        || [[Böhmisch-Mährische Maschinenfabrik]] || 524.101–106 || [[Datei:Lok 524.jpg|100px]]
|-
| [[BEB VI|VI]]     || 81–84   || 1B n2  || 1873        || [[Maschinenfabrik Esslingen|Kessler]]/[[Karlsruhe]] ||    ||
|-
| [[BEB VII|VII]]   || 90–96   || 2'B n2  || 1887–1897 || [[Wiener Neustädter Lokomotivfabrik|Wiener Neustadt]] || 253.301–307 ||
|-
| [[BEB VIII|VIII]] || 51–73   || 2'C n2  || 1898–1914 || [[Lokomotivfabrik der StEG]] || 354.425–447 || [[Datei:BEB VIII 67.jpg|100px]]
|-
|-
|}

== Strecken der Buschtěhrader Eisenbahn ==
{| class=wikitable width="100%"
|- style="color:white;"
! width=30% style="background-color:#8B0000;" | Strecke

! width=10%    style="background-color:#8B0000;" | Baulänge<ref>Geschichte der Eisenbahn der österreichisch-ungarischen Monarchie, IV. Band, k.u.k. Hofbuchhandlung & k.u.k. Hofbuchdruckerei Karl Prochaska, Wien-Techen-Leipzig, 1899, Seiten&nbsp;331–332</ref><br />(in km)
! width=15%  style="background-color:#8B0000;" | erste<br />Eröffnung
! width=15%  style="background-color:#8B0000;" | Fertig-<br />stellung
! width=30%  style="background-color:#8B0000;" | Anmerkung
|- bgcolor=#FFFFFF
| Dubny–Alt Kladno || align=center | {{0}}{{0}}2,690 || colspan="2" align=center | 5. November 1855 || <small>nur Güterverkehr; Lokalbahnbetrieb</small>
|- bgcolor=#E1E1E1
| [[Bahnstrecke Kladno–Kralupy nad Vltavou|Wejhybka (Kladno)–Kralupp]] || align=center | {{0}}24,813 || align=center | 23. Februar 1856 || align=center | 23. Februar 1872 || <small>&nbsp;</small>
|- bgcolor=#FFFFFF
| [[Bahnstrecke Praha–Chomutov|Prag (Bubna)–Komotau]] <br />[[Bahnstrecke Chomutov–Cheb|Komotau–Eger]] || align=center | 237,819 || align=center | 4. November 1863 || align=center | 1. März 1873 || <small>&nbsp;</small>
|- bgcolor=#E1E1E1
| [[Bahnstrecke Lužná u Rakovníka–Rakovník|Lužna-Lischan–Rakonitz]] || align=center | {{0}}{{0}}9,394 || align=center | 5. Juni 1871 || align=center | 5. März 1873 || <small>Lokalbahnbetrieb</small>
|- bgcolor=#FFFFFF
| [[Bahnstrecke Březno u Chomutova–Kadaň-Prunéřov|Priesen–Kaaden-Brunnersdorf]] || align=center | {{0}}10,251 || colspan="2" align=center | 9. November 1871 || <small>&nbsp;</small>
|- bgcolor=#E1E1E1
| [[Bahnstrecke Tršnice–Františkovy Lázně|Tirschnitz–Franzensbad]] || align=center | {{0}}{{0}}4,129 || colspan="2" align=center | 9. Dezember 1871 || <small>&nbsp;</small>
|- bgcolor=#FFFFFF
| [[Bahnstrecke Praha-Smíchov–Hostivice|Prag (Smíchov)–Hostivice]] || align=center | {{0}}19,334 || colspan="2" align=center | 3. März 1872 || <small>Lokalbahnbetrieb</small>
|- bgcolor=#E1E1E1
| [[Bahnstrecke Chomutov–Vejprty/Reitzenhain|Komotau–Krima–Grenze (–Reitzenhain)]] || align=center | {{0}}36,243 || align=center | 12. Mai 1872 || align=center | 23. August 1875 || <small>Strecke Grenze–Reitzenhain im Eigentum der [[Königlich Sächsische  Staatseisenbahnen|Kgl. Sächs. Staatseisenbahnen]], gepachtet </small>
|- bgcolor=#FFFFFF
| [[Bahnstrecke Chomutov–Vejprty/Reitzenhain|Krima–Weipert–Grenze]] || align=center | {{0}}35,144 || colspan="2" align=center | 12. Mai 1872 || <small>Lokalbahnbetrieb; Strecke Weipert–Grenze an [[Königlich Sächsische  Staatseisenbahnen|Kgl. Sächs. Staatseisenbahnen]] verpachtet</small>
|- bgcolor=#E1E1E1
| [[Bahnstrecke Sokolov–Klingenthal|Falkenau–Grenze (–Klingenthal)]] || align=center | {{0}}27,786 || align=center | 1. Juni 1876 || align=center | 1. Oktober 1886 || <small>Lokalbahnbetrieb; Strecke Grenze–Klingenthal im Eigentum der [[Königlich Sächsische  Staatseisenbahnen|Kgl. Sächs. Staatseisenbahnen]]</small>
|- bgcolor=#FFFFFF
| [[Bahnstrecke Krupá–Kolešovice|Krupa–Kolleschowitz]] || align=center | {{0}}12,311 || colspan="2" align=center | 15. September 1883 || <small>Lokalbahn</small>
|- bgcolor=#FFFFFF
| '''Summe:''' || align=center | '''419,914'''  ||  || || <small>um 1910 betrug die gesamte Betriebslänge einschließlich der Kohlen- und Industriebahnen (61,50 km) '''~481 km'''</small>
|}

== Für Rechnung der Eigentümer betriebene Strecken ==
* [[Lokalbahn Wickwitz–Gießhübl-Sauerbrunn]] (* 1. Februar 1895)

== Siehe auch ==
* [[Eisenbahnmuseum Lužná u Rakovníka]]

== Literatur ==
* Walter Rollmann: ''Eisenbahngeographie der Sudetenländer.'' Zahn & Jaensch, Dresden 1935, {{DNB|36218139X}} (Zugleich [[Dissertation]] an der [[Karls-Universität Prag|Universität Prag]], philosophische Fakultät [http://katzoom.onb.ac.at/DB2/nkn/m002/z007/h014/b1061341.gif ÖNB]).
* Siegfried Bufe, Heribert Schröpfer: ''Eisenbahnen im Sudetenland.'' Bufe-Fachbuchzentrum, München 1991, ISBN 3-922138-42-X.

== Weblinks ==
* {{Röll|3|164 ff.}}
* [http://www.mestobustehrad.cz/historie/draha.php Buštěhradská dráha] (tschechisch)
* [http://www.komotau.de/bahnhof.htm Komotauer Hauptbahnhof]
* Reichsgesetzblatt Nr. 16 aus 1867 (S. 29ff): [http://alex.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?apm=0&aid=rgb&datum=18670004&zoom=2&seite=00000029&x=14&y=11 „Concessionsurkunde vom 11.&nbsp;Jänner 1867“ für den Bau der Strecken „Prag–Wejhybka“ und „Kladno–Kralup“] (abgerufen am 18.&nbsp;Februar 2009)
* Reichsgesetzblatt Nr. 138 aus 1869 (S. 399ff): [http://alex.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?apm=0&aid=rgb&datum=18680004&zoom=2&seite=00000399&x=19&y=6 „Concessionsurkunde vom 1.&nbsp;Juli 1868“ für den Bau der Strecke „Prag (Smichow)–Saaz–Kommotau–Weipert–königlich sächsische Gränze“] (abgerufen am 18.&nbsp;Februar 2009)
* Reichsgesetzblatt Nr. 43 aus 1874 (S. 79ff): [http://alex.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?apm=0&aid=rgb&datum=18740004&seite=00000079&zoom=2 „Concessionsurkunde vom 30.&nbsp;October 1874“ für den Bau der Strecke „Falkenau–böhmisch-sächsische Gränze bei Graßlitz“] (abgerufen am 18.&nbsp;Februar 2009)

== Einzelnachweise ==
<references />

[[Kategorie:Bahngesellschaft (Österreich)]]
[[Kategorie:Bahngesellschaft (Tschechoslowakei)]]
[[Kategorie:K.k. privilegiertes Unternehmen]]
[[Kategorie:Gegründet 1852]]