Quelltext der Seite Denkmalschutzgesetz (Baden-Württemberg)

{{Infobox Gesetz
| Titel=Gesetz zum Schutz der Kulturdenkmale
| Kurztitel=Denkmalschutzgesetz
| Abkürzung=DSchG
| Art=[[Landesrecht#Deutschland|Landesgesetz]]
| Geltungsbereich=[[Baden-Württemberg]]
| Rechtsmaterie=[[Denkmalschutz]], [[Baukultur|Kulturschutzrecht]]
| FNA=[http://www.landesrecht-bw.de/jportal/portal/t/188s/page/bsbawueprod.psml?doc.hl=1&doc.id=jlr-DSchGBW1983rahmen%3Ajuris-lr00&documentnumber=1&numberofresults=39&showdoccase=1&doc.part=R&paramfromHL=true#focuspoint BWGültV Sachgebiet 2139]
| DatumGesetz=25. Mai 1971<br />([[Gesetzblatt|GBl.]] S. 209)
| Inkrafttreten=1. Januar 1972
| Neubekanntmachung=6. Dezember 1983<br />(GBl. S. 797)
| Neufassung=
| InkrafttretenNeufassung=
| LetzteÄnderung=Art. 10 VO vom 25. April 2007<br />(GBl. S. 252 f.)
| InkrafttretenLetzteÄnderung=16. Juni 2007<br />(Art. 140 VO vom 25. April 2007)
| Außerkrafttreten=
}}
Das '''Gesetz zum Schutz der Kulturdenkmale''' des Landes [[Baden-Württemberg]] in der Fassung vom 6. Dezember 1983 ist die Grundlage des [[Denkmalrecht]]s in diesem Bundesland.<ref>http://www.landesrecht-bw.de/jportal/?quelle=jlink&query=DSchG+BW&psml=bsbawueprod.psml&max=true&aiz=true#jlr-DSchGBW1983rahmen</ref> Das Gesetz wird in der Regel mit der Abkürzung '''DSchG BW''' zitiert. Es ist eines der Denkmalschutzgesetze in [[Deutschland]].

== Kulturdenkmal ==
Ein [[Kulturdenkmal]] im Sinne des [[Gesetz]]es ist eine Sache, Sachgesamtheit oder Teil von Sachen, an deren Erhaltung aus wissenschaftlichen, künstlerischen oder heimatgeschichtlichen Gründen ein [[öffentliches Interesse]] besteht.<ref>§&nbsp;2 DSchG BW</ref> Die Denkmaleigenschaft eines Objekts ergibt sich mit dieser Definition automatisch durch das Gesetz und ist nicht davon abhängig, ob es in eine Denkmalliste eingetragen ist oder nicht (deklaratives System, ipso-jure-System).

== Behörden und Einrichtungen ==
=== Denkmalschutzbehörden ===
Oberste [[Denkmalschutzbehörde]] ist das [[Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg]].<ref>§&nbsp;3 Nr. 1 DSchG BW</ref> Es entscheidet über alle grundsätzlichen Angelegenheiten des [[Denkmalschutz]]es und der [[Denkmalpflege]].<ref>§&nbsp;3 Nr. 2 DSchG BW</ref> Höhere Denkmalschutzbehörde sind die [[Regierungspräsidium|Regierungspräsidien]]. Die Unteren Denkmalschutzbehörden sind die Unteren Baurechtsbehörden gem. §&nbsp;46 [[Bauordnungen (Deutschland)|Landesbauordnung BW]]. Diese werden durch das [[Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg|Landesamt für Denkmalpflege]], das dem [[Regierungspräsidium Stuttgart]] angegliedert ist, beraten. Es hat seine Zentrale in Esslingen und auswärtige Dienstsitze in Freiburg, Karlsruhe und Tübingen. In Esslingen befinden sich auch die zentralen Dienste der [[Bodendenkmalpflege]], etwa die [[Restaurierung]]swerkstatt. Die unteren Denkmalschutzbehörden entscheiden erst nach der Anhörung des Landesamtes für Denkmalpflege.<ref>§&nbsp;3 Nr. 4 DSchG BW. Mit</ref> Das [[Landesarchiv Baden-Württemberg]] ist als Landesoberbehörde für den Denkmalschutz im Archivwesen zuständig.<ref>§&nbsp;3 Nr. 1 DSchG BW</ref>

=== Denkmalräte ===
Die höheren Denkmalschutzbehörden bilden jeweils einen [[Denkmalbeirat|Denkmalrat]].<ref>§&nbsp;4 Nr. 1 DSchG BW</ref> Die höhere Denkmalschutzbehörde beruft die Mitglieder des Denkmalrats, dessen Mitgliederzahl bis zu 40 Personen betragen kann, auf die Dauer von 5 Jahren. Diese sind ehrenamtlich tätig.<ref>§&nbsp;4 Nr. 2 DSchG BW</ref>
Der [[Regierungspräsident (Deutschland)|Regierungspräsident]] oder sein Vertreter führt in den Sitzungen den Vorsitz.<ref>§&nbsp;4 Nr. 3 DSchG BW</ref>

== Maßnahmen für Denkmale ==
=== Erhaltungspflicht ===
Nach §&nbsp;6 DSchG BW sind die Eigentümer und Besitzer von Kulturdenkmalen verpflichtet, ihr [[Denkmal (Zeugnis)|Denkmal]] im Rahmen des Zumutbaren pfleglich zu behandeln. Es besteht die Möglichkeit, Zuschüsse des Landes Baden-Württemberg zu beantragen.<ref>§&nbsp;6 DSchG BW</ref>

=== Schutz von Denkmalen ===
Wer ein [[Kulturdenkmal]] zerstören, beseitigen, aus seiner Umgebung entfernen oder in seinem Erscheinungsbild beeinträchtigen will, benötigt dafür die [[Erlaubnis|Genehmigung]] der unteren Denkmalschutzbehörde.<ref>§&nbsp;8 Nr. 1 DSchG BW</ref> Dies gilt für alle Kulturdenkmäler, für bewegliche Kulturdenkmäler nur, wenn sie sichtbar oder zugänglich sind.

=== Kulturdenkmale von besonderer Bedeutung ===
Einen besonderen Schutz genießen Kulturdenkmale von besonderer Bedeutung. Sie werden von der höheren Denkmalschutzbehörde im [[Denkmalbuch]] geführt. Zu den Kulturdenkmalen von besonderer Bedeutung zählen z.&nbsp;B. Denkmale von überörtlicher Bedeutung, wenn sie zum Kulturbereich des Landes besondere Beziehungen aufweisen oder national wertvolles Kulturgut.<ref>§&nbsp;12–18 DSchG BW</ref>

Kommentierte Listen ''raumbedeutsamer Kulturdenkmale'' hat das Landesamt für Denkmalpflege in Zusammenarbeit mit den sechs [[Regionalverbände in Baden-Württemberg|Regionalverbänden]] Heilbronn-Franken,<ref>{{Literatur |Titel=Regional bedeutsame Kulturdenkmale in der Region Heilbronn-Franken |Hrsg=Regionalverband Heilbronn-Franken |Ort=Heilbronn |Datum=2003 |Reihe=Schriftenreihe / Verband Region Stuttgart |BandReihe=27 |Umfang=122 |OCLC=176651158}}</ref> Ostwürttemberg,<ref>{{Literatur |Titel=Regional bedeutsame Kulturdenkmale in Ostwürttemberg |Hrsg=Regionalverband Ostwürttemberg |Ort=Schwäbisch Gmünd |Datum=2004-12 |Umfang=80 |OCLC=315238886 |Online=https://www.ostwuerttemberg.org/fileadmin/user_upload/Regionalbedeutsame_Kulturdenkmale_Ostwuerttemberg.pdf |Format=pdf |KBytes=8800 |Abruf=2022-02-18}}</ref> Stuttgart,<ref>{{Literatur |Titel=Kulturdenkmale und Kulturlandschaften in der Region Stuttgart |Hrsg=Verband Region Stuttgart, Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart |Ort=Stuttgart |Datum=2009-12 |Reihe=Schriftenreihe / Verband Region Stuttgart |BandReihe=27 |Umfang=133 |OCLC=699874750 |Online=https://www.region-stuttgart.org/index.php?eID=dumpFile&t=f&f=1949&token=c4976a75ac815cc674b90d9f42e1b1ba8c44bb24 |Format=pdf |KBytes=2700 |Abruf=2022-02-18}}</ref> Donau-Iller,<ref>{{Literatur |Titel=Kulturlandschaften und für die Regionalplanung bedeutsame Denkmale in der Region Donau-Iller |Hrsg=Regionalverband Donau-Iller, Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege |Ort=Ulm |Datum=2015-12 |Reihe=Schriftenreihe / Verband Region Stuttgart |BandReihe=27 |Umfang=193 |OCLC=951230052 |Online=https://www.rvdi.de/fileadmin/regionalentwicklung/kultur_denkmale/RVDI_Kulturlandschaften_Denkmale.pdf |Format=pdf |KBytes=13200 |Abruf=2022-02-18}}</ref> Mittlerer Oberrhein<ref>{{Literatur |Titel=Regional bedeutsame Kulturdenkmale und Kulturlandschaftsbereiche in der Region Mittlerer Oberrhein |Hrsg=Regionalverband Mittlerer Oberrhein, Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart |Ort=Karlsruhe und Esslingen am Neckar |Datum=2020-09 |Reihe=Reinhard-Baumeister-Reihe |BandReihe=22 |Umfang=122 |ISBN=978-3-9819387-2-2 |Online=https://www.region-karlsruhe.de/fileadmin/user_upload/6_Service/64_Veroeffentlichungen/200930_Broschuere_BedKulturdenkmale_web.pdf |Format=pdf |KBytes=8200 |Abruf=2022-02-18}}</ref> und Südlicher Oberrhein<ref>{{Literatur |Titel=Raumbedeutsame Kulturdenkmale in der Region Südlicher Oberrhein |Hrsg=Regionalverband Südlicher Oberrhein, Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart |Auflage=2 |Ort=Freiburg und Esslingen am Neckar |Datum=2021-07 |Umfang=193 |OCLC=1250354943 |Online=https://www.rvso.de/wAssets-de/docs/veroeffentlichungen/Kulturdenkmale_Publikation.pdf |Format=pdf |KBytes=135000[sic!] |Abruf=2022-02-18}}</ref> veröffentlicht.

== Bodendenkmale ==
=== Zufällige Funde ===
Der zufällige [[Befund (Archäologie)|Fund]] von [[Bodendenkmal]]en oder Teilen davon, bei denen vermutet werden kann, dass sie [[Heimatgeschichte|heimatgeschichtlich]], [[Kunst|künstlerisch]] oder [[wissenschaft]]lich für das öffentliche Interesse von Bedeutung sind, muss unverzüglich einer Denkmalschutzbehörde oder der [[Gemeinde]] gemeldet werden.<ref>§&nbsp;20 Nr. 1 DSchG BW</ref> Gemeinden müssen über ihnen gemeldete Funde die höhere [[Denkmalschutzbehörde]] informieren. Die höhere Denkmalschutzbehörde besitzt das [[Recht]], die Funde zu bergen, auszuwerten und für wissenschaftliche Zwecke in [[Besitz]] zu nehmen.<ref>§&nbsp;20 Nr. 2 DSchG BW</ref>

=== Nachforschen nach Bodendenkmalen ===
Wer nach Bodendenkmalen forschen möchte, im Besonderen mit dem Ziel Kulturdenkmale zu entdecken, braucht dazu eine Genehmigung.<ref>§&nbsp;21 DSchG BW</ref>

=== Grabungsschutzgebiete ===
Wenn die Vermutung nahe liegt, dass Gebiete Kulturdenkmale von besonderer Bedeutung bergen, ist die untere Denkmalschutzbehörde ermächtigt, durch [[Rechtsverordnung]] das entsprechende Areal zum [[Grabungsschutzgebiet]] zu erklären.<ref>§&nbsp;22 Nr. 1 DSchG BW</ref> In Grabungsschutzgebieten dürfen Arbeiten nur mit der Erlaubnis der höheren Denkmalschutzbehörde vorgenommen werden. Jedoch bleibt die bisherige land- und forstwirtschaftliche Nutzung unberührt.<ref>§&nbsp;22 Nr. 2 DSchG BW</ref>

== Geschichte ==
Das Gesetz trat in seiner ursprünglichen Fassung am 1. Januar 1972 in Kraft. Eine neue Fassung wurde zum 1. Januar 1984 gültig. Eine wesentliche Änderung brachte das ''Gesetz zur Neuorganisation der Naturschutzverwaltung und zur Änderung des Denkmalschutzgesetzes'' vom 16. März 2001, das bei der Abstimmung zwischen den Unteren Denkmalbehörden und der Denkmalfachbehörde (Landesamt für Denkmalpflege) die bisher gültige Einvernehmensregelung durch die Anhörungsregelung ersetzte.<ref>Heinz Strobl, Heinz Sieche: Denkmalschutzgesetz für Baden-Württemberg, Kommentar und Vorschriftensammlung, 3. Aufl., Kohlhammer, Stuttgart 2010, S. 3. [https://www.kohlhammer.de/wms/instances/KOB/data/pdf/978-3-17-020474-4_L.pdf Online]. Heinz Sieche: ''Devolutiveffekt, Dissensverfahren und Denkmalschutz. Gründe und Auswirkungen einer Gesetzesänderung'' Denkmalpflege in Baden-Württemberg 2.2001, S. 58–62. [https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/nbdpfbw/article/viewFile/12524/6358. Online] Allgemein zu Einvernehmen, Benehmen und Anhörung in der verwaltungsinternen Mitwirkung vgl.: Dimitrij Davydov: ''Geteilte Verantwortung – Halbe Verantwortung? Behördliches  Zusammenwirken im denkmalrechtlichen Verfahren'', in: Denkmalpflege in Westfalen-Lippe 1.14, S. 4–8, hier S. 5. [https://www.lwl.org/302a-download/PDF/DWL/2014-1.pdf Online]</ref> Das bedeutet, dass die Untere Denkmalschutzbehörde das Landesamt nur anhören muss, jedoch ihre Entscheidung nicht im Konsens (Einvernehmen) mit dem Landesamt treffen muss, womit die Position der Fachbehörde im denkmalrechtlichen Verfahren geschwächt wurde. Ziel war es, das Verwaltungsverfahren zu beschleunigen. Die in der Novelle von 2001 noch vorgesehene Möglichkeit, dass der Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege im Fall eines Dissenses die Entscheidung der Unteren Denkmalbehörde der höheren Denkmalbehörde (Regierungspräsidium) zur Überprüfung vorlegt, wurde später aufgehoben und auf eine reine Informationspflicht der Unteren Denkmalschutzbehörde gegenüber dem Landesamt reduziert.

== Literatur ==
* Heinz Strobl, Heinz Sieche: ''Denkmalschutzgesetz für Baden-Württemberg, Kommentar und Vorschriftensammlung'', 3. Aufl., Kohlhammer, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-17-020474-4
* Gerd Hager, Felix Hammer, Dagmar Zimdars, Dimitrij Davydov, Dieter J. Martin: ''Denkmalrecht Baden-Württemberg. Kommentar''. Kommunal- und Schul-Verlag, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-8293-0974-5
* Dieter J. Martin, Stefan Mieth, Jörg Spennemann: ''Die Zumutbarkeit im Denkmalrecht. Eigentumsgrundrecht und Denkmalschutz in der Praxis.'' Kohlhammer, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-17-023332-4

== Weblinks ==
* [http://www.landesrecht-bw.de/jportal/?quelle=jlink&query=DSchG+BW&psml=bsbawueprod.psml&max=true&aiz=true ''Gesetz zum Schutz der Kulturdenkmale'' beim Landesrecht BW Bürgerservice]

== Einzelnachweise ==
<references />

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{{Rechtshinweis}}
{{Normdaten|TYP=w|GND=4211189-4|LCCN=n/89/667693|VIAF=199025072}}

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