Quelltext der Seite Der süße Brei

[[Datei:Stamps of Germany (DDR) 1985, MiNr 2992.jpg|mini|Briefmarke der Deutschen Post, mit einer Szene des Märchens (1985)]]
{{Dieser Artikel|beschreibt das Märchen. Für den deutschen Märchenfilm von Frank Stoye siehe [[Der süße Brei (2018)]].}}
'''Der süße Brei''' ist ein [[Märchen]] ([[Aarne-Thompson-Uther-Index|ATU]] 565). Es steht in den ''[[Grimms Märchen|Kinder- und Hausmärchen]]'' der [[Brüder Grimm]] an Stelle 103 (KHM 103). Bis zur 2. Auflage lautete der Titel ''Vom süßen Brei''.

== Inhalt ==
[[Datei:Otto Ubbelohde - Der süße Brei.jpg|mini|Illustration von [[Otto Ubbelohde]], 1909]]
Ein Kind, das allein mit seiner armen Mutter zusammenlebt, geht um Essen betteln. Eine alte Frau schenkt ihm einen Zaubertopf, der auf das Kommando „Töpfchen, koch“ süßen [[Hirse]]brei zubereitet und bei den Worten „Töpfchen, steh“ wieder damit aufhört. Von da an müssen sie nie wieder hungern. Eines Tages ist das Mädchen aus dem Haus, und die Mutter befiehlt dem Topf „Töpfchen, koch“, und der Topf kocht Brei. Den zweiten Spruch hat sie sich nicht gemerkt, und er hört also nicht wieder damit auf. Die ganze Stadt ist bereits unter Brei begraben, als das Kind nach Hause kommt und zu ihm „Töpfchen, steh“ sagt. Da hört es auf zu kochen.

== Herkunft ==
Grimms Anmerkung notiert „Aus Hessen“ (von [[Henriette Dorothea Wild]]), vergleicht eine „uralte Fabel“ vom nie versiegenden Krug, den nur Unschuld kontrollieren kann, eine indische Erzählung bei „Polier 2, 45“ vom Topf, der aus einem Reiskorn endlos kocht, sowie [[Johann Wolfgang von Goethe|Goethes]] ''[[Der Zauberlehrling]]''. Brei stehe wie Brot für Nahrung allgemein, „vergl. [[Aristophanes]] ''[[Die Frösche|Frösche]]'' 1073“, und wurde in Thüringen zu Fasching gegessen, damit das Jahr kein Mangel herrsche, „s. [[Johannes Praetorius (Schriftsteller)|Prätorius]] Glückstopf S. 260“. Zu einem Fest des süßen Breis als Arbeiterlohn nennen sie [[Peter Christen Asbjørnsen|Asbjörnsen]] Thl. 2 „von der Mühle, die alles malt.“

''Der Süsse Brey'' heißt eine Geschichte über Armenspeisung in [[Erasmus Francisci]]s ''Der Höllische Proteus'', den die Brüder Grimm kannten. Zu dem armen frommen Mädchen vergleiche KHM 153 ''[[Die Sterntaler]]'', zu der Wundergabe KHM [[Tischchen deck dich, Goldesel und Knüppel aus dem Sack|36]], [[Einäuglein, Zweiäuglein und Dreiäuglein|130]], [[Das Märchen vom Schlauraffenland|158]], [[Das Dietmarsische Lügenmärchen|159]]. [[Hans Sachs]] publizierte 1530 die bekannte Vision vom Hirseberg am Eingang zum [[Schlaraffenland]].<ref>{{BibISBN|9783110194418|Seite=232–234}}</ref>

[[Lutz Röhrich]] bemerkt, dass die Erwähnung von Hirse in Märchen anscheinend von der mittelalterlichen Nahrungsgewohnheit der Unterschicht geblieben ist. Bei magischen Formeln kommt es auf die Bewahrung des genauen Wortlauts an.<ref>Lutz Röhrich: ''Märchen und Wirklichkeit.'' Steiner, Wiesbaden 1956, S. 76, S. 103.</ref>

== Zur Interpretation ==
Das Motiv des Märchens war ehedem wohlbekannt, weit verbreitet und bitter: [[Hunger]]. Das Märchen ist auch älter als der erste Import von erschwinglichem (Rohr-)[[Zucker#Daten zur Kulturgeschichte des Zuckers|Zucker]], und vorher war Süßendes ([[Honig]], [[Sirup]], Süßkirsche o.&nbsp;ä.) außerordentlich knapp – so macht die natürliche Süße der gekochten Hirsekörner den Brei besonders wunderbar. Außerdem ist die Quellfähigkeit von Hirse ähnlich groß wie die des [[Reis]]es.

Nur ein [[Wunder]] kann manchmal helfen – das ist das „[[Trost]]“-Motiv, um dessentwillen solche Märchen sich lange [[mündliche Überlieferung|mündlich]] gehalten haben. Das vergnüglich-groteske Bild der Stadt voller Brei könnte die Lehre mittransportieren: Wunder würden jemandem anvertraut – man sollte eine besondere Gabe dem Beschenkten nicht hinterrücks entziehen, nicht einmal eine Mutter ihrem Kind. Das bringt Unsegen. Nur das Kind beherrscht sie – eine kleine Stärkung kindlichen [[Selbstbewusstsein#Umgangssprachliche Begriffsverwendung|Selbstbewusstseins]].

Das kochende Gefäß der alten Frau ist die nahrungsspendende Funktion des [[Mutterarchetyp]]s.<ref>Hedwig von Beit: ''Symbolik des Märchens.'' Francke, Bern 1952, S. 167–168.</ref> [[Friedel Lenz]] geht von der altindischen Bedeutung von Sonne und Mond als himmlische Breikessel aus, die nur das kindliche Seelenleben wieder zu fassen lernt.<ref>{{BibISBN|3878381484|Seite=66–68}}</ref> Auch Rudolf Geiger betont die verjüngte Weisheit kindlicher Zuversicht gegenüber der alten, wobei [[Walter Scherf]] kritisiert, dass dies nicht der Konstellation anderer Fassungen entspricht, meistens geht es um einen armen und einen reichen Bruder. Als Leitfassung dient ''Die Mühle, die auf dem Meeresgrunde mahlt'' nach [[Jørgen Moe]].<ref>{{BibISBN|3406399118|Seite=1167–1168 |Band=2}}</ref>

== Kulturgeschichtliche Überformungen ==
Bei [[Janosch]] (1983) heiratet erst die Mutter, dann auch die Tochter. Zu viert bauen sie eine Breifabrik und steigern ihren Luxus immer mehr. Darüber vergessen sie das Wort zum Stoppen des Topfes und werden unter dem Brei begraben.<ref>Janosch: ''Der süße Brei.'' In: ''Janosch erzählt Grimm's Märchen. Fünfzig ausgewählte Märchen, neu erzählt für Kinder von heute. Mit Zeichnungen von Janosch.'' 8. Auflage. Beltz und Gelberg, Weinheim und Basel 1983, ISBN 3-407-80213-7, S. 183–191.</ref>

2018 wurde ''[[Der süße Brei (2018)|Der süße Brei]]'' mit Elementen des modernen [[Fantasyfilm|Fantasyfilms]] für die ZDF-Reihe ''[[Märchenperlen]]'' verfilmt.<ref>[https://presseportal.zdf.de/pressemitteilung/mitteilung/zdf-und-mdr-drehen-maerchenfilm-der-suesse-brei/ ''ZDF und MDR drehen Märchenfilm "Der süße Brei"''] vom 10. April 2018 bei presseportal.zdf.de; abgerufen am 4. Dezember 2018.</ref> Regie führte Frank Stoye, die Hauptfiguren verkörperten [[Svenja Jung]] und [[Merlin Rose]]. Da es sich um das kürzeste Märchen der Grimms handelt, wurden in die Verfilmung etliche neue Aspekte eingefügt, z.&nbsp;B. ist der Topf einst zerbrochen und das Mädchen „Jola“ muss die Scherben zusammenfügen.

Siehe auch den Film ''[[Die drei Holzfäller]]''.

== Literatur ==
* {{BibISBN|3150031931|Seite=195–196, 486}}
* {{BibISBN|9783110194418|Seite=232–234}}

== Einzelnachweise ==
<references />

== Weblinks ==
{{Wikisource}}
* [http://www.maerchenlexikon.de/at-lexikon/at565.htm Märchenlexikon.de zu ''Die magische Mühle'' AaTh 565]
* [http://www.maerchenatlas.de/deutsche-maerchen/grimms-marchen/der-suesse-brei Märchenatlas.de zu ''Der süße Brei'']
* [https://www.maerchen.pushpak.de/sueszer_brei.html Interpretation von Undine & Jens zu ''Der süße Brei'']
* [https://grimmbilder.fandom.com/de/wiki/Der_s%C3%BC%C3%9Fe_Brei_(Illustrationen) Illustrationen]

{{SORTIERUNG:Susse Brei #Der}}
[[Kategorie:Grimms Märchen]]
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