Quelltext der Seite Dnepr-Karpaten-Operation

{{Infobox Militärischer Konflikt
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|BESCHREIBUNG = Sowjetische Offensiven an der Ostfront von Dezember 1943 bis April 1944
|DATUM        = 24. Dezember 1943
|DATUMBIS     = 17. April 1944
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{{Linkbox Deutsch-Sowjetischer Krieg}}
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Die '''Dnepr-Karpaten-Operation''' war eine große Offensive der [[Rote Armee|Roten Armee]] im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]], die vom 24.&nbsp;Dezember 1943 bis zum 17.&nbsp;April 1944 dauerte.

== Vorgeschichte ==
[[Datei:Map of dnieper battle grand.jpg|mini|links|Lageentwicklung an der Ostfront von Juli bis Dezember 1943]]
Im südlichen Teil der Ostfront befand sich die [[Rote Armee]] seit dem Fehlschlag des deutschen [[Unternehmen Zitadelle|Unternehmens Zitadelle]] im Juli 1943 ständig in der Offensive gegen die [[Wehrmacht]], die mit ihren dezimierten und desorganisierten Truppen vergeblich versuchte, stabile Verteidigungslinien zu bilden. Innerhalb weniger Monate war die Rote Armee vom [[Siwerskyj Donez|Donez]] und [[Mius]] zum [[Dnepr]] und zur [[Molotschna]] vorgestoßen und hatte das [[Donezbecken]] befreit. Die an diesen Flüssen im Bau befindliche [[Panther-Stellung]] konnte in der [[Schlacht am Dnepr]] an mehreren Stellen durchbrochen werden. Zwischen den Heeresgruppen [[Heeresgruppe Mitte|Mitte]] und [[Heeresgruppe Süd|Süd]] hatte sich im Bereich der [[Pripjetsümpfe]] eine über 150 Kilometer breite Lücke (das „[[Wehrmachtsloch]]“) gebildet, in der [[sowjetische Partisanen]] beinahe ungehindert operieren konnten. Ende Oktober/Anfang November gelang es der [[4. Ukrainische Front|4. Ukrainischen Front]] im Süden, die Linien der deutschen [[6. Armee (Wehrmacht)|6. Armee]] zu durchbrechen und die Mündung des Dnepr bei [[Cherson]] zu erreichen, womit die [[Krim]] abgeschnitten war. Die [[2. Ukrainische Front]] überschritt im November den Dnepr zwischen [[Tscherkassy]] und [[Dnipro|Dnepropetrowsk]] auf breiter Front und bedrohte die in einem spitz zulaufenden Frontvorsprung in der großen Dneprschleife stehenden deutschen Truppen mit der Abschneidung. Die [[1. Ukrainische Front]] schlug zu dieser Zeit die [[Schlacht um Kiew (1943)|Schlacht um Kiew]] gegen die deutsche [[4. Panzerarmee (Wehrmacht)|4. Panzerarmee]], die mit der Befreiung der ukrainischen Hauptstadt endete. Ihr weiteres Vordringen nach Westen in Richtung [[Schitomir]] und [[Korosten]] konnte im Dezember nur mit Mühe aufgehalten werden.

Die Situation an der Ostfront wurde dadurch weiter kompliziert, dass sich die Heeresgruppe Mitte Ende 1943 ebenfalls ständigen sowjetischen Angriffen ausgesetzt sah und dass [[Adolf Hitler|Hitler]] in seiner „Weisung Nr. 51“ vom 3. November 1943 eine weitere Schwächung der zur Abwehr einer alliierten Landung im Westen bereitgehaltenen Truppen ausgeschlossen hatte. Dies hatte zur Folge, dass die Heeresgruppen an der Ostfront mit den vorhandenen, stark abgekämpften Divisionen auskommen mussten und Frontlücken kaum noch geschlossen werden konnten. Zudem bestand Hitler immer wieder darauf, aussichtslose Positionen bis zuletzt zu verteidigen, Brückenköpfe an den Flussläufen zu halten und die Krim unter keinen Umständen aufzugeben. Notwendige Rückzüge wurden meist zu spät genehmigt, was zu nicht mehr zu ersetzenden Verlusten an Menschen und Ausrüstung führte.

== Verlauf ==
=== Gesamtlage der Heeresgruppe Süd ===
Nach dem [[Schlacht um Kiew (1943)|Verlust von Kiew]] an die [[1. Ukrainische Front]] unter Armeegeneral [[Nikolai Fjodorowitsch Watutin|Watutin]] stand die deutsche [[4. Panzerarmee (Wehrmacht)|4. Panzerarmee]] Ende Dezember mit dem rechten Flügel noch am Dnepr. Tscherkassy war erst am 14. Dezember durch das 73. Schützenkorps (Generalmajor [[Pawel Fjodorowitsch Batizki|Batizki]]) der 52. Armee befreit worden. Bei [[Kaniw|Kanew]] hielt das [[XXIV. Panzerkorps (Wehrmacht)|XXIV. Panzerkorps]] die Verbindung zum [[XXXXII. Armeekorps (Wehrmacht)|XXXXII. Armeekorps]], dem linken Flügel der [[8. Armee (Wehrmacht)|8. Armee]] aufrecht. Von Kiew etwa 45 km den Dnjepr entlang abwärts, bog die Front scharf nach Westen auf [[Fastiw|Fastow]] ab, wo die Front vom [[VII. Armeekorps (Wehrmacht)|VII.]] und [[XIII. Armeekorps (Wehrmacht)|XIII. Armeekorps]] bis in den Raum nördlich Schitomir gehalten wurde. Nördlich davon abgesetzt, mit Front nach Osten, war das [[LIX. Armeekorps (Wehrmacht)|LIX. Armeekorps]] im Raum [[Korosten]] konzentriert. Die [[1. Panzerarmee (Wehrmacht)|1. Panzerarmee]] und die [[6. Armee (Wehrmacht)|6. Armee]] standen gegenüber der [[3. Ukrainische Front|3. Ukrainischen Front]] noch immer weit nach Osten vorgelagert, am unteren Bogen des Dnepr und hielten Brückenköpfe bei [[Kriwoi Rog]] und [[Nikopol (Ukraine)|Nikopol]]. Nach dem Verlust der Nogaischen Steppe waren auch die Truppen der [[4. Ukrainische Front|4. Ukrainischen Front]] auf breiter Font zum unteren Dnepr aufgeschlossen, der dort befehlenden [[Heeresgruppe A]] war dadurch die Landverbindung mit der noch auf der Halbinsel [[Krim]] haltenden [[17. Armee (Wehrmacht)|17. Armee]] verloren gegangen.

=== Schitomir-Berditschewer Operation (24. Dezember 1943 – 14. Januar 1944) {{Anker|Schitomir-Berditschewer Operation}} ===
[[Datei:Zitomir 43-44.jpg|mini|Sowjetische Panzerkolonne im Vorgehen auf Schitomir]]

Die sowjetische Großoffensive wurde am 24. Dezember 1943 durch die [[1. Ukrainische Front]] im Westen und Südwesten von Kiew aus dem großen Brückenkopf am rechten Ufer des Dnepr zwischen [[Radomyschl]] und [[Brussyliw|Brusiłów]] eingeleitet. Watutins Front zählte etwa 800.000 Mann, 11.400 Geschütze und Granatwerfer, 1125 Panzer und Selbstfahrlafetten. Im Einzelnen führten den Angriff nach Nordwesten auf Korosten die 13. und [[60. Armee (Rote Armee)|60. Armee]], die 1. Gardearmee und die [[18. Armee (Rote Armee)|18. Armee]] stieß in westlicher Richtung auf Schitomir, die 27., 38. und [[40. Armee (Rote Armee)|40. Armee]] operierte nach Süden, während die 1. Panzer- und die [[3. Gardepanzerarmee]] erst am zweiten Tag der Offensive in der Hauptstoßrichtung eingeführt wurden.

Am 25. Dezember gelang den Sowjets der operative Durchbruch, die [[1. Gardearmee (Rote Armee)|1. Gardearmee]] ([[Andrei Antonowitsch Gretschko|Gretschko]]) und die [[1. Panzerarmee (Rote Armee)|1. Panzerarmee]] ([[Michail Jefimowitsch Katukow|Katukow]]) brachen mit 14 Schützendivisionen, vier Panzer- und einem mechanischen Korps unterhalb der Straße Schitomir-Kiew in südwestlicher Richtung auf [[Berdytschiw|Berditschew]] und [[Kosjatyn|Kasatin]] durch. Die strategische Bedrohung am linken Flügel der Heeresgruppe Süd war stärker als je zuvor. Beim Glücken des sowjetischen Angriffplanes drohte die Abschneidung aller deutschen Truppenteile zwischen Dnjepr und [[Dnjestr]]. Nach einem drohenden Ausfall der verbündeten Rumänen wäre auch die Versorgung der Heeresgruppe A unmöglich zu bewerkstelligen gewesen. Die Eisenbahnstrecken Lublin-Kowel-Schepetowka-Berditschew-Kasatin und etwa fünfzig Meilen weiter südlich, die etwa parallel verlaufende Strecke [[Bahnstrecke Krasne–Odessa|Lemberg-Tarnopol-Proskurow-Schmerinka]] waren bedroht. Watutin erweiterte den Angriff auch im Norden bis in den Raum nördlich von Schitomir.

Bis zum 26. Dezember glaubte der Befehlshaber der [[Heeresgruppe Süd]], [[Generalfeldmarschall]] [[Erich von Manstein|von Manstein]] noch daran, durch Gegenangriffe des [[XXXXVIII. Panzerkorps (Wehrmacht)|XXXXVIII. Panzerkorps]], den sowjetischen Durchbruch in Richtung Berditschew und Kasatin stoppen zu können. General der Panzertruppen [[Erhard Raus|Raus]], der Oberbefehlshaber der 4. Panzerarmee, trat dafür ein, den sowjetischen Stoß im Norden zum [[Prypjat (Fluss)|Pripjet]] vorerst zu ignorieren und zuerst die sowjetischen Angriffsspitzen nach Fastow aufzuhalten. Am 27. Dezember wollte Manstein seine Truppen zurückziehen; dies wurde von Hitler abgelehnt. Die 60. Armee unter General [[Iwan Danilowitsch Tschernjachowski|Tschernjachowski]] war bei Radomyschl durchgebrochen und wurde nördlich von Korostyschew durch deutsche Gegenangriffe festgehalten. Drei deutsche Panzerdivisionen – die [[8. Panzer-Division (Wehrmacht)|8.]], [[19. Panzer-Division (Wehrmacht)|19. Panzer-Division]] und die [[SS-Verfügungsdivision|2. SS-Panzer-Division „Das Reich“]] versuchten am 28. Dezember vergeblich den Durchbruch auf Schitomir zu verhindern. Derweil riss die sowjetische 1. Gardearmee im Zusammenwirken mit der 18. Armee (General [[Konstantin Nikolajewitsch Lesselidse|Lesselidse]]) eine 30 Kilometer breite Lücke im Abschnitt zum westlich haltenden [[XIII. Armeekorps (Wehrmacht)|XIII. Armeekorps]] auf. Die Sowjets befreiten am 28. Dezember [[Kasatin]], Korosten fiel am 29. Dezember an die [[13. Armee (Rote Armee)|13. Armee]] und Schitomir am 31. Dezember. Bis zum 30. Dezember erweiterten die Sowjets den Durchbruch auf 300 km Breite und 100 km Tiefe und konnten die neue Linie [[Riwne|Rowno]]-Schepetowka-Schmerinka-[[Winniza]]-Hristinowka-[[Uman]] erreichen. Eine zweite Lücke zwischen dem VII. und XXXXII. Armeekorps war aufgerissen. Am 3. Januar 1944 befreiten die Sowjets [[Nowohrad-Wolynskyj|Nowograd-Wolynski]], am 4. Januar [[Bila Zerkwa|Belaja Zerkow]] und am 5. Januar [[Berdytschiw|Berditschew]].

Anfang Januar 1944 war an der am nördlichen Abschnitt klaffenden Lücke zur [[Heeresgruppe Mitte]] das schwache LIX. Armeekorps bis an die ehemalige polnische Grenze beiderseits Nowograd-Wolynski zurückgedrängt worden. Von [[Schepetiwka|Schepetowka]] nordwärts bis zum Pripjet klaffte eine weitere Lücke beim dort eingesetzten XIII. Armeekorps, das bei der verlustreichen Abwehr auf die Stärke einer schwachen Division zusammengeschmolzen war. Manstein flog zu einer direkten Aussprache in [[Adolf Hitler|Hitlers]] Hauptquartier in [[Berchtesgaden]], konnte aber seine Vorschläge auf gründliche Änderung der Kriegsführung nicht durchsetzen. Der Umgruppierung der [[1. Panzerarmee (Wehrmacht)|1. Panzerarmee]] mit drei Panzerdivisionen vom südlichen Abschnitt der Heeresgruppe Süd nach Schitomir wurde aber stattgegeben. Die Krise der Heeresgruppe Süd wurde noch katastrophaler, als die Sowjets auch am unteren Dneprbogen ([[Nikopol (Ukraine)|Nikopol]] und [[Kriwoi Rog]]) zum Angriff übergingen.

=== Kirowograder Operation (5.–16. Januar 1944) ===
[[Datei:Bundesarchiv Bild 101I-090-3912-05A, Russland, Panzer IV im Schnee.jpg|mini|[[Panzer IV]] und Infanterie im Januar 1944]]
Die [[2. Ukrainische Front]] unter [[Iwan Stepanowitsch Konew|Iwan Konew]] sollte die deutsche [[8. Armee (Wehrmacht)|8. Armee]] im Raum [[Kropywnyzkyj|Kirowograd]] angreifen. Insgesamt verfügte die sowjetische Front über 59 Schützen- und 3 Kavallerie-Divisionen mit 550.000. Mann, 265 Panzer und 127 Selbstfahrlafetten, 7.136 Geschütze und 777 Flak sowie 500 Kampfflugzeuge. Unterstützt wurde sie von einem Kavallerie- und drei mechanischen Korps sowie zwei Panzerkorps.

Am 5.&nbsp;Januar 1944 begann die Offensive gegen das deutsche [[III. Armeekorps (Wehrmacht)|III.]] und [[XXXXVII. Armeekorps (Wehrmacht)|XXXXVII. Panzerkorps]]. Auf dem rechten Flügel unterstützten die sowjetische 52. Armee (Generalleutnant K. A Korotejew) und die [[4. Gardearmee (Rote Armee)|4. Garde-Armee]] (General Ryschow) die Operation. Gegen das nördliche Vorfeld der Stadt wurde im Abschnitt der [[53. Armee (Rote Armee)|53. Armee]] (Generalleutnant I. V. Galanin) das 5. Garde-Kavalleriekorps eingesetzt. Vom Nordwesten her, stieß das 7. mechanische Korps (Generalmajor [[Fjodor Grigorjewitsch Katkow|Fjodor G. Katkow]]) im Verband der [[5. Gardearmee (Rote Armee)|5. Gardearmee]] unter Generalleutnant [[Alexei Semjonowitsch Schadow|Schadow]] frontal gegen die Stadt vor. Im Süden erfolgte zusätzlich der Hauptstoß durch die [[5. Garde-Panzerarmee]], welche im Abschnitt der [[7. Gardearmee (Rote Armee)|7. Garde-Armee]] (General [[Michail Stepanowitsch Schumilow|Schumilow]]) eingeführt wurde. Die 53. und 5. Gardearmee, die aus dem Gebiet südwestlich von Znamenka angriffen, konnten bereits am Abend des ersten Tages zwischen 4 und 24&nbsp;km tief in die deutschen Linien eindringen. Die Front der [[2. Fallschirmjäger-Division (Wehrmacht)|2. Fallschirmjäger-Division]] und der [[10. Panzer-Grenadier-Division|10. Panzergrenadier-Division]] wurde durchbrochen und deren Reste mit der [[14. Panzer-Division (Wehrmacht)|14. Panzerdivision]] und der [[376. Infanterie-Division (Wehrmacht)|376. Infanterie-Division]] nördlich von Kirowograd abgedrängt und eingeschlossen. Im Süden entwickelte sich der Angriff der 7. Gardearmee langsamer, erst nach dem Einführen des 18. und 29. Panzerkorps wurde der Durchbruch beim deutschen [[LII. Armeekorps (Wehrmacht)|LII. Armeekorps]] erzwungen. Die Eingreifreserven der deutschen 11. und [[13. Panzer-Division (Wehrmacht)|13. Panzerdivision]] stoppten die sowjetischen Panzerspitzen durch Gegenangriffe.

Bis zum 7.&nbsp;Januar wurde Kirowograd vom Norden, Süden und Westen umgangen und die Rückzugswege für die deutsche Truppen wurden abgeschnitten. Am Morgen des nächsten Tages wurde die Stadt von drei sowjetischen Armeen im Zusammenwirken mit dem 29. Panzerkorps (Generalmajor [[Iwan Fjodorowitsch Kiritschenko|I. F. Kiritschenko]]) nach erbitterten Kämpfen eingenommen. Das 18. Panzerkorps stieß derweil über Fedorowka weiter westlich nach Nowo-Pawlowka durch. Mit den Panzern drangen Teile der 297. Schützendivision (Oberst A. I. Kowtun-Stankewitsch) und die 50. Schützendivision (Generalmajor N. F. Lebedenko) in die Stadt ein. In den folgenden Tagen mussten die deutschen Truppen weiter zurückweichen.
Deutsche Gegenschläge der [[Panzer-Grenadier-Division Großdeutschland]] und die [[3. Panzer-Division (Wehrmacht)|3.]] und [[11. Panzer-Division (Wehrmacht)|11. Panzer-Division]] konnten den Vorstoß der Roten Armee am 10.&nbsp;Januar endlich stoppen und konnten westlich der Stadt die Front stabilisieren. Zum Ende der Operation am 16.&nbsp;Januar verlief die Front auf der Linie östlich von [[Smila|Smela]], westlich von Kirowograd und nördlich von Nowgorodka. Die [[Rote Armee]] war rund 40–50&nbsp;km vorgestoßen und hatte die Voraussetzungen für den Kessel bei Tscherkassy geschaffen.

=== {{Anker|Kessel von Tscherkassy|Kessel von Korsun}}Korsun-Schewtschenkowsker Operation: (24. Januar bis 17. Februar 1944) ===
{{Hauptartikel|Kesselschlacht von Tscherkassy}}
[[Datei:Bundesarchiv Bild 141-1280, Russland, Kessel Tscherkassy.jpg|mini|Deutscher Feldflugplatz bei Korsun (Januar 1944)]]

Der linke Flügel der [[1. Ukrainische Front]] unter [[Armeegeneral]] [[Nikolai Fjodorowitsch Watutin]] und die Masse der [[2. Ukrainische Front|2. Ukrainischen Front]] unter Generaloberst [[Iwan Stepanowitsch Konew]] stellten zusammen etwa 336.000 Soldaten (in der ersten Angriffsphase befanden sich nach sowjetischen Quellen etwa 255.000 Mann im Kampf) bereit, dazu ein [[Mechanisiertes Korps (Rote Armee)|Mechanisiertes Korps]] und vier Panzerkorps mit etwa 600 Panzer und Selbstfahrlafetten, 5.300 Geschütze und Granatwerfer sowie 772. Flugzeuge unterstützen den Doppelangriff. Ihnen gegenüber stand die deutsche [[8. Armee (Wehrmacht)|8. Armee]] unter [[General der Infanterie]] [[Otto Wöhler]]. Sie bestand aus 14 Divisionen (davon drei Panzer-Divisionen und eine motorisierte Brigade) mit etwa 170.000 Soldaten, 2.600 Geschütze und 310 Panzer, darunter die die [[5. SS-Panzer-Division „Wiking“]] und die [[28. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Wallonien“|5. SS-Freiwilligen-Sturmbrigade „Wallonien“]].

[[Datei:OEF-map-6.jpg|mini|Angriff der sowjetischen Fronten]]
[[Datei:OEF-map-7.jpg|mini|Deutscher Entsatzangriff und der Ausbruch Richtung Südwest]]

Am 24. Januar 1944 griff die 2. Ukrainische Front mit der [[4. Gardearmee (Rote Armee)|4. Gardearmee]] und der [[5. Gardepanzerarmee]] aus dem Osten in Richtung auf [[Schpola]] an, der Angriff der 1. Ukrainische Front vom Westen her erfolgte am 26. Januar mit der [[6. Panzerarmee (Rote Armee)|6. Panzerarmee]] (General [[Andrei Krawtschenko|Krawtschenko]]) in südwestlicher Richtung auf [[Swenyhorodka|Swenigorodka]]. Vor dem Angriff der 6. Panzerarmee musste die 27. und 40. Armee die Front durchbrechen. Die 4. Garde- und [[53. Armee (Rote Armee)|53. Armee]] erhielten im Osten die gleiche Aufgabe, dann wurde die 5. Garde-Panzerarmee eingeführt. Die sowjetische 52. Armee sicherte an der nördlichen Flanke des sowjetischen Angriffskeiles, nach dem Durchbruch der Truppen des Generals [[Konstantin Apollonowitsch Korotejew|Korotejew]] wurde das 5. Garde-Kavalleriekorps (General [[Alexei Gordejewitsch Seliwanow|Seliwanow]]) zum Nachstoßen eingesetzt. Die deutsche [[389. Infanterie-Division (Wehrmacht)|389. Infanterie-Division]] wurde bei diesem Angriff großteils zerschlagen, deren Reste von der am [[Tjasmyn]]-Abschnitt bei [[Smila|Smela]] haltenden [[72. Infanterie-Division (Wehrmacht)|72. Infanterie-Division]] aufgenommen. Auch im Westen gelang den sowjetischen Truppen bei Bojarka der Durchbruch, die beiderseits des Gniloi Tikisch eingesetzte deutsche [[198. Infanterie-Division (Wehrmacht)|198. Infanterie-Division]] wurde geschlagen und das deutsche [[VII. Armeekorps (Wehrmacht)|VII. Armeekorps]] nach Südwesten abgedrängt. Die deutsche [[88. Infanterie-Division (Wehrmacht)|88. Infanterie-Division]] wurde nach Osten auf Boguslaw zurückgeworfen, [[Medwyn (Bohuslaw)|Medwin]] und Bojarka fielen am 26. Januar in sowjetische Hände.
Ab 27.&nbsp;Januar begannen von Süden her, erste ungenügend angesetzte Gegenangriffe des [[III. Panzerkorps (Wehrmacht)|III.]] (General [[Hermann Breith|Breith]]) und [[XXXXVII. Armeekorps (Wehrmacht)|XXXXVII. Panzerkorps]] (General [[Nikolaus von Vormann|Vormann]]) gegen die Flanke der Roten Armee, um den Durchbruch aufzuhalten. Vor Beginn der sowjetischen Offensive waren die [[11. Panzer-Division (Wehrmacht)|11.]] und [[14. Panzer-Division (Wehrmacht)|14. Panzerdivision]] aus dem Kampfraum abgezogen worden und südlicher in den Raum von [[Nowomyrhorod|Nowomirgorod]] verlegt worden.

Am Morgen des 28.&nbsp;Januar erfolgte die Vereinigung der sowjetischen Angriffskeile: Die Vorhut der 6. Panzerarmee, die 233. Panzerbrigade des 5. mechanisierten Korps (Generalleutnant M. W. Wolkow) traf nördlich von Swenigorodka auf Einheiten des 20. Panzerkorps (Generalleutnant [[Iwan Gawrilowitsch Laszarew|Laszarew]]) der 5. Garde-Panzerarmee. Es gelang etwa sechs deutsche Divisionen (XI. und [[XXXXII. Armeekorps (Wehrmacht)|XXXXII. A.K.]]) in einem Kessel westlich von [[Tscherkassy]] im Raum um [[Korsun-Schewtschenkiwskyj|Korsun]] und [[Bohuslaw|Boguslaw]] einzuschließen. Nach sowjetischen Angaben befanden sich 80.000 Soldaten im Kessel, nach deutschen Angaben waren es 56.000 Mann.

[[Datei:Wreckedtruckserickson.jpg|mini|alt=Many destroyed or damaged trucks scattered around a field. Snow and dirt cover everything.|Zerstörte deutsche Fahrzeuge nach dem versuchten Ausbruch aus dem Kessel von Korsun]]

Anfang Februar war im Süden des Kessel die neue Front der [[1. Panzerarmee (Wehrmacht)|1. Panzerarmee]] und 8. Armee mit zehn Divisionen entstanden, darunter die [[3. Panzer-Division (Wehrmacht)|3.]], [[17. Panzer-Division (Wehrmacht)|17.]], [[11. Panzer-Division (Wehrmacht)|11.]] und [[13. Panzer-Division (Wehrmacht)|13. Panzerdivision]], die [[34. Infanterie-Division (Wehrmacht)|34.]], 198., [[167. Infanterie-Division (Wehrmacht)|167.]], [[320. Infanterie-Division (Wehrmacht)|320.]] und [[376. Infanterie-Division (Wehrmacht)|376. Infanterie-Division]] sowie 4 Sturmgeschütz-Brigaden. Zwischen dem 4. und 10. Februar waren auch die [[1. Panzer-Division (Wehrmacht)|1.]] und [[16. Panzer-Division (Wehrmacht)|16. Panzerdivision]], die [[1. SS-Panzerdivision]], die [[106. Infanterie-Division (Wehrmacht)|106. Infanteriedivision]] sowie 4 Panzerbataillone und 3 Sturmgeschütz-Brigaden eingetroffen. Vom Brückenkopf [[Nikopol (Ukraine)|Nikopol]] war auch die kampfkräftige [[24. Panzer-Division (Wehrmacht)|24. Panzerdivision]] am 29. Januar in [[Nowoukrajinka|Nowo Ukrainka]] eingetroffen. [[General der Artillerie]] [[Wilhelm Stemmermann]], [[Kommandierender General]] des [[XI. Armeekorps (Wehrmacht)|XI. Armeekorps]] erhielt das Kommando über die Anfang Februar zwischen [[Schenderiwka (Korsun-Schewtschenkiwskyj)|Schenderowka]] und [[Korsun-Schewtschenkiwskyj|Korsun]] zusammengedrängten Truppen.

In den folgenden Tagen konnten die sowjetischen Truppen alle deutschen Angriffe abwehren und ihrerseits den Kessel immer weiter zusammendrücken. Ab 6. Februar griff im Westen auch die [[2. Panzerarmee (Rote Armee)|2. Panzerarmee]] an der Seite der Panzerarmee Krawtschenko in die Schlacht ein. Dennoch lehnte Stemmermann am 8.&nbsp;Februar den sowjetischen Aufruf zur [[Kapitulation]] ab. Diesem waren intensive Appelle des [[Nationalkomitee Freies Deutschland|Nationalkomitees Freies Deutschland]] und des [[Bund Deutscher Offiziere|Bundes Deutscher Offiziere]] an die eingeschlossenen Truppen und ihre Führer vorangegangen, die aber weitgehend wirkungslos blieben.

Am 11.&nbsp;Februar begann der deutsche Entsatzangriff mit bis zu acht Divisionen (darunter die [[1. Panzer-Division (Wehrmacht)|1.]], [[16. Panzer-Division (Wehrmacht)|16.]] und [[17. Panzer-Division (Wehrmacht)|17.]] Panzer-Division) auf Lysjanka; auf Befehl Hitlers sollte allerdings nur eine Verbindung zum Kessel hergestellt werden, während dieser selbst vollständig zu halten war. Als sich abzeichnete, dass sich der deutsche Angriff wenige Kilometer vor dem Kessel festlaufen würde, befahl Manstein am 15.&nbsp;Februar ohne vorherige Verständigung mit Hitler den Ausbruch. Die eingeschlossenen Divisionen wurden nach Südwesten umgruppiert um bei [[Lysjanka]] über den [[Hnylyj Tikytsch|Gniloi Tikisch]] auszubrechen. Südöstlich von Chilki und nördlich des Dorfes Komarowka wurde die [[Korps-Abteilung B]], 72. Infanterie-Division und [[5. SS-Panzer-Division „Wiking“|SS Wiking]] zum Angriff bestimmt. Die Nachhut bildete östlich von Schenderowka die [[88. Infanterie-Division (Wehrmacht)|88. Infanterie-Division]], [[57. Infanterie-Division (Wehrmacht)|57. Infanterie-Division]] und die 5. SS-Freiwilligen-Sturmbrigade „Wallonien“.

Nach deutschen Angaben gelang 40.000 Soldaten der Ausbruch, 19.000 Soldaten starben oder blieben im Kessel zurück, wo sie in Gefangenschaft gerieten. Nach sowjetischen Angaben wurden hingegen 55.000 deutsche Soldaten im Kessel getötet und 18.000 gerieten in Gefangenschaft; während der ganzen Operation waren es demnach nach sowjetischen Angaben 82.000 Tote und 20.000 Gefangene. Insgesamt mussten die sechs eingeschlossenen deutschen Divisionen große Verluste hinnehmen und bei ihrem Ausbruch das gesamte schwere Kriegsgerät zurückgelassen.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.rustrana.ru/article.php?nid=21662 |text=Korsun-Schewtschenkowskier Operation in ''Russische Zivilisation'', auf rustrana.ru |wayback=20090804011827}} (russisch)</ref><ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46273715.html Spiegel 1965]</ref>

Iwan Konew wurde für seine Verdienste in dieser Schlacht zum [[Marschall der Sowjetunion]] ernannt.

=== Rowno-Luzker Operation (27. Januar bis 11. Februar 1944) ===
[[Datei:Bundesarchiv Bild 101I-278-0898-04, Russland, Panzerhaubitze "Hummel".jpg|mini|Panzerhaubitze [[Hummel (Panzer)|Hummel]] auf einem Feld in Russland]]
Nach der [[#Schitomir-Berditschewer Operation|Schitomir-Berditschewer Operation]] sollte die rechte Flanke der [[1. Ukrainische Front|1. Ukrainischen Front]] unter [[Nikolai Watutin]] gegen sechs Infanterie- und vier Panzer-Divisionen der 4. Panzerarmee unter General Raus vorrücken. Die deutsche Verteidigung gegenüber der sowjetischen 13. und [[60. Armee (Rote Armee)|60. Armee]] war schwach, weil eine Offensive in dieser Gegend mit zahlreichen Wäldern und Sümpfen und in schlechten Wetterverhältnissen (Schlammwetter und Hochwasser) unmöglich schien. Das deutsche LIX. Armeekorps ([[291. Infanterie-Division (Wehrmacht)|291.]] und 96. Infanteriedivision) hatte nach Rückzug aus dem Raum [[Korosten]] am 3. Januar auch den Straßenknoten [[Nowohrad-Wolynskyj|Nowograd Wolynski]] räumen müssen, so dass den Sowjets jetzt zwei Hauptstraßen offen standen, eine nach Westen auf [[Riwne|Rowno]], die andere nach Südwesten, nach [[Schepetiwka|Schepetowka]]. Die deutsche Verteidigung am [[Horyn|Goryn]]-Abschnitt und im Raum Rowno war dem [[XIII. Armeekorps (Wehrmacht)|XIII. Armeekorps]] übertragen worden, welches aus der [[208. Infanterie-Division (Wehrmacht)|208.]] und [[340. Infanterie-Division (Wehrmacht)|340. Infanterie-Division]], der [[Korps-Abteilung C]] (Kampfgruppen 183., 217. und 339. Inf.Div.) und der [[454. Sicherungs-Division (Wehrmacht)|454. Sicherungs-Division]] gebildet war. Im Raum [[Ljubar]] bis [[Starokostjantyniw|Starokonstantinow]] war das [[XXXXVIII. Panzerkorps (Wehrmacht)|XXXXVIII. Panzerkorps]] mit der [[2. SS-Panzer-Division "Das Reich"|2. SS-Division]], der [[371. Infanterie-Division (Wehrmacht)|371. Infanterie]]- sowie der [[8. Panzer-Division (Wehrmacht)|8.]] und [[19. Panzer-Division (Wehrmacht)|19. Panzerdivision]] konzentriert. Die [[7. Panzer-Division (Wehrmacht)|7. Panzerdivision]] fungierte als Reserve der 4. Panzerarmee im Raum [[Dubno]].

Die Hauptrolle des sowjetischen Angriffes wurde der 13. Armee unter Generalleutnant [[Nikolai Pawlowitsch Puchow|Puchow]] zugewiesen, zusammen 8 Schützen- und 6 Kavallerie-Divisionen. Den [[Hauptschlag]] sollte das 76. Schützenkorps aus dem Raum [[Sarny]] nach Westen führen, das 1. und 6. Garde-Kavalleriekorps hatten eine weitreichende Umfassung durchzuführen und die Städte Luzk und Rowno vom Nordwesten her zu erobern. Auf der rechten Flanke der 13. Armee hatte das 77. Schützenkorps die Aufgabe mit der 397. Schützendivision auf [[Stolin]] vorzurücken, während die 143. Schützendivision zusammen mit den 76. Schützenkorps den Goryn-Abschnitt überschreiten sollte. Die südlich davon angreifende 60. Armee (General [[Iwan Tschernjachowski|Tschernjachowski]]) verfügte über zusammen 9 Schützendivisionen, dazu kamen das 4. Garde- und 25. Panzerkorps (unter Generalmajor [[Fedor Georgjewitsch Anikuschkin|F. G. Anikuschkin]]). Das am rechten Flügel eingesetzte 23. Schützenkorps sollte [[Ostroh|Ostrog]] einnehmen. Der linke Flügel der 60. Armee (15. und 30. Schützenkorps, 4. Garde- und 25. Panzer-Korps) hatte die im Raum Ljubar liegenden deutschen Truppen, samt den dort festgestellten starken Panzerkräften, zu binden.

Am 27.&nbsp;Januar begann die Offensive. Sowjetische Kavallerie drang schnell 40–50 km in die gegnerische Verteidigung ein und rückte fast unauffällig ins deutsche Hinterland vor. Mit Hilfe von Partisanen passierten die Reiter die fast unzugänglichen Waldwege und Sümpfe und erreichten im Raum [[Rafaliwka|Rawalowka]] den [[Styr]]-Abschnitt. Das 1. Garde-Kavalleriekorps unter Generalleutnant [[Viktor Kirillowitsch Baranow|Baranow]] wurde in den Bezirk Rafalowka und [[Staryj Tschortoryjsk|Czartorijsk]] von der nachgezogenen 143. Schützendivision freigemacht. Etwas später wurde auch die 181. Schützendivision dem nachgezogenen 77. Infanteriekorps unterstellt, um die erreichte Styr-Linie zwischen Czartorijsk und [[Kolky|Kolki]] zu sichern.

Das 6. Garde-Kavallerie-Korps unter Generalleutnant [[Sergei Wladimirowitsch Sokolow|Sokolow]] hatte die Aufgabe, südwestlich in Richtung auf [[Klewan]] durchzubrechen und Rowno von Nordwesten her anzugreifen. Auf der linken Flanke der 13. Armee bei [[Tutschyn|Tutschin]] überquerte das 24. Schützenkorps (Generalleutnant [[Nikolai Iwanowitsch Kirjuchin|Kirjuchin]]) erfolgreich den Goryn-Abschnitt, drang 4 bis 6 Kilometer tief vor, um von Südosten her in Rowno einzudringen. Der 287. Schützendivision (Generalmajor Josif N. Pankratow) gelang noch am ersten Tag der Offensive die Befreiung der Stadt Ostrog. Teile der 226. Schützen-Division (Oberst W. J. Petrenko) befreiten [[Slawuta]].

Am 2.&nbsp;Februar musste das deutsche XIII. Armeekorps Rowno vor dem 6. Garde-Kavallerie-Korps räumen, die 6. Garde-Schützendivision war zusätzlich aus dem Osten und die 112. Schützendivision vom Süden her, in die Stadt eingedrungen. Am gleichen Tag befreite das 1. Garde-Kavalleriekorps zusammen mit Einheiten des 76. Schützenkorps die Stadt [[Luzk]]. Am 3.&nbsp;Februar nahm die 13. Armee den wichtigen Eisenbahn-Knotenpunkt [[Sdolbuniw|Sdolbunow]] ein, und am 11.&nbsp;Februar wurde Schepetowka von Truppen der 60. Armee befreit. Ab dem 9. Februar begannen schwere Kämpfe um [[Dubno]], die sowjetische Führung hatte dazu das 25. Panzerkorps herangeführt, die Stadt wurde aber noch bis zum 17. März von den deutschen Truppen behauptet. Die sowjetischen Truppen fügten der [[Wehrmacht]] eine schwere Niederlage zu und schufen die Voraussetzungen für den Angriff ins Hinterland der [[Heeresgruppe Süd]] und für den Angriff auf [[Kowel]].

Am 25. Februar wurde Armeegeneral Watutin bei einem Überfall der [[Ukrainische Aufständische Armee|Ukrainischen Aufständischen Armee]] (UPA) schwer verwundet, daraufhin übernahm Schukow die Führung der 1. Ukrainischen Front.

=== Nikopol-Kriwoi Roger Operation (30. Januar bis 29. Februar 1944) ===
[[Datei:Bundesarchiv Bild 101I-277-0846-13, Russland, Panzer VI (Tiger I).jpg|mini|[[Tiger (Panzer)|Tiger-Panzer]] und Infanterie]]
Die [[6. Armee (Wehrmacht)|6. Armee]] der [[Heeresgruppe A]] hatte 540.000 Mann, 2416 Geschütze und Mörser, 327 Panzer und 700 Flugzeuge. Zwei sowjetische Fronten (die [[3. Ukrainische Front|3. Ukrainische]] unter [[Rodion Malinowski]] und die [[4. Ukrainische Front|4. Ukrainische]] unter [[Fjodor Tolbuchin]]) hatten 705.000 Mann, 7796 Geschütze und Mörser, 238 Panzer und 1333 Flugzeuge. Das deutsche [[IV. Armeekorps (Wehrmacht)|IV.]], [[XVII. Armeekorps (Wehrmacht)|XVII.]] und [[XXIX. Armeekorps (Wehrmacht)|XXIX. Armeekorps]] befand sich noch in einem östlichen Frontvorsprung an der Dnjepr-Linie.

Um die [[Wehrmacht]] von der Richtung eines Hauptangriffes aus dem Raum 40 Kilometer nordwestlich von [[Saporischschja]] abzulenken, begann am 30.&nbsp;Januar von Süden her durch die [[5. Stoßarmee]] eine neue Offensive gegen den Nikopoler Brückenkopf. Um diesen Stoß aufzuhalten, wurden zwei deutsche Panzerdivisionen dorthin verlegt, ein Umstand der bald dem sowjetischen Hauptangriff nützte. Nachdem der Fehler erkannt wurde, wurden die [[9. Panzer-Division (Wehrmacht)|9. Panzer-Division]] zurückverlegt, doch der sowjetische Hauptstoß hatte derweil die Verbindung zu dem bei [[Krywyj Rih|Kriwoi Rog]] stehenden [[XXX. Armeekorps (Wehrmacht)|XXX. Armeekorps]] abgeschnitten. Am 5.&nbsp;Februar befreite die sowjetische [[46. Armee (Rote Armee)|46. Armee]] (General [[Wassili Wassiljewitsch Glagolew|Glagolew]]) die Kleinstadt [[Apostolowe|Apostolowo]], rechts von ihr spaltete die [[8. Gardearmee (Rote Armee)|8. Gardearmee]] (General [[Wassili Tschuikow|Tschuikow]]) die 6. Armee in zwei Teile. General [[Karl-Adolf Hollidt|Hollidt]] befahl daraufhin seinen abgeschnittenen Armeeteilen den Rückzug. Die 4. Ukrainische Front, die am 31.&nbsp;Januar eine Offensive begann, eroberte mit der [[3. Gardearmee (Rote Armee)|3. Gardearmee]] (General [[Dmitri Danilowitsch Leljuschenko|Leljuschenko]]) den Nikopoler Brückenkopf und befreite am 8.&nbsp;Februar zusammen mit Teilen der [[6. Armee (Rote Armee)|6. Armee]] der 3. Ukrainischen Front die am nördlichen Dnjepr-Ufer liegende Stadt [[Nikopol (Ukraine)|Nikopol]]. Am 11.&nbsp;Februar begann ein Gegenschlag des XXXX. Panzerkorps in Richtung auf Apostolowo, um den noch offenen Korridor entlang des rechten Dneprufers für die zurückweichenden deutsche Truppen zu halten. Die sowjetischen Truppen wurden zwar verlangsamt, aber die zurückgehenden Einheiten der Wehrmacht erlitten hohe Verluste. Am 17.&nbsp;Februar setzte die 3. Ukrainische Front ihre Offensive fort, die sowjetische 37. und 46. Armee befreiten am 22.&nbsp;Februar Kriwoi Rog und erreichte zum 29.&nbsp;Februar den Fluss [[Inhulez (Fluss)|Ingulez]].

Die Rote Armee zerschlug zwölf deutsche Divisionen (darunter drei Panzer-Divisionen und eine motorisierte) und eroberte die [[Mangan|Mangan-]] und [[Eisenerz]]vorkommen.

=== Proskurow-Czernowitzer Operation (4. März bis 17. April 1944) ===
{{Hauptartikel|Proskurow-Czernowitzer Operation}}
[[Datei:Bundesarchiv Bild 101I-090-3949-19A, Russland, Gruppe deutscher Soldaten.jpg|mini|Gruppe deutscher Soldaten in einem Dorf im März 1944]]
Nachdem Marschall Watutin Ende Februar bei den Kämpfen tödlich verwundet wurde, übernahm Marschall [[Georgi Konstantinowitsch Schukow|Schukow]] auf Anweisung der Stawka den Oberbefehl der [[1. Ukrainische Front|1. Ukrainischen Front]], welche über 56 Schützen-Divisionen, 6 Kavallerie-Divisionen, 7 Panzer- und 3 mechanisierte Korps verfügte und aus etwa 800.000 Mann, 11.900 Geschütze, 1.400 Panzer und 477 Flugzeuge bestand.<ref>Anatoli Nikolajewitsch Grylew (A. H. Грылев): [http://militera.lib.ru/h/grylev_an/03.html Днепр-Карпаты-Крым], Nauka-Verlag, Moskau 1970, siehe auch Tabellen im Anhang</ref>
Am 4. März begann die 1. Ukrainische Front eine neue Offensive gegen die deutsche [[Heeresgruppe Süd]] (ab 1.&nbsp;April umbenannt in [[Heeresgruppe Nordukraine]]) unter [[Erich von Manstein]] (ab 31.&nbsp;März unter [[Walter Model]]). Zum 7.–10.&nbsp;März erreichte die Rote Armee die Linie [[Ternopil|Ternopol]]–[[Chmelnyzkyj|Proskurow]] und unterbrach die wichtigste Versorgungslinie im Süden der deutschen Ostfront –&nbsp;die Eisenbahnlinie [[Lwiw|Lemberg]]–[[Odessa]]. Die [[Wehrmacht]] führte hier einige Gegenschläge durch und setzte dabei neun Panzer- und sechs Infanterie-Divisionen ein. Die [[Hauptquartier des Kommandos des Obersten Befehlshabers|STAWKA]] stoppte ihre Truppen, um die Gegenangriffe abzuwehren. Zum 21.&nbsp;März befreiten sowjetische Truppen Proskurow, [[Winnyzja|Winniza]] und [[Schmerynka|Schmerinka]] und warfen die deutschen Truppen nach [[Kamjanez-Podilskyj|Kamenez-Podolski]] zurück. Die 13. Armee erreichte die Zugänge nach [[Brody (Ukraine)|Brody]].

Am 21.&nbsp;März wurde die Offensive in die Hauptrichtung fortgeführt, wobei zum ersten Mal während des Krieges drei sowjetische Panzerarmeen eingesetzt wurden. Am 23.&nbsp;März wurde [[Tschortkiw|Czortków]] befreit, am 24.&nbsp;März überquerten die sowjetischen Truppen den [[Dnestr]] und betraten zum ersten Mal ausländischen Boden (Rumänien), am 29.&nbsp;März überquerten sie den [[Pruth]] und besetzten am gleichen Tag [[Czernowitz]]. Am 26.&nbsp;März befreite die sowjetische 4. Panzerarmee Kamenez-Podolski. Nördlich dieser Stadt wurde die deutsche [[1. Panzerarmee (Wehrmacht)|1. Panzerarmee]] eingeschlossen ([[Kesselschlacht von Kamenez-Podolski|Kessel von Kamenez-Podolski]]). Entgegen allen Erwartungen wendete sich die Armee als „wandernder Kessel“ westwärts. Bei [[Butschatsch|Buczacz]] in Galizien wurde der Kessel am 7.&nbsp;April von außen aufgebrochen und die Armee wieder in die Abwehrfront eingegliedert. Es waren deutsche Verbände, die südöstlich von [[Lwiw|Lemberg]] einen Gegenstoß durchführten. Das [[Oberkommando der Wehrmacht|OKW]] verlegte dazu Truppen aus Frankreich ([[II. SS-Panzerkorps]]), dem Reich, Jugoslawien und Ungarn (die 1. ungarische Armee). Am 17.&nbsp;April, nach dem Stillstand der deutschen Gegenangriffe, schlossen auch die sowjetischen Truppen die Operation ab. Während des Ausbruchs der deutschen 1. Panzerarmee wurden 399 sowjetische Panzer und Sturmgeschütze, sowie 280 Geschütze zerstört. Die Verluste der deutschen Truppen beliefen sich auf 2311 Gefallene, 3567 Vermisste und 8364 Verwundete.<ref>[[Karl-Heinz Frieser]]: ''Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg'' Band 8 – Stuttgart 2007, S. 432 f.</ref>

Die Rote Armee stieß bei dieser Operation 80–350&nbsp;km nach Westen und Süden vor, erreichte die [[Karpaten]] und zerschnitt somit die deutsche Ostfront in zwei Teile. Die Heeresgruppe Süd, inzwischen Heeresgruppe Nordukraine, erlitt ungeachtet der gelungenen Befreiung der 1. Panzerarmee insgesamt eine schwere Niederlage (20 Divisionen verloren zum Teil mehr als die Hälfte ihres Bestandes).

=== Uman-Botoșaner Operation (5. März bis 17. April 1944) ===
Die [[2. Ukrainische Front]] unter Marschall Iwan Konew begann gleichzeitig zur westlicher laufenden Proskurow-Czernowitzer Operation einen Angriff gegen die deutsche 8. Armee unter General der Infanterie [[Otto Wöhler]]. Konews Truppen zählten 691.000 Mann, 8.890 Geschütze und Granatwerfer(einschließlich 836 Flak), 670 Panzer und Selbstfahrlafetten sowie 551 Flugzeuge. Marschall Konews Absicht war es die neue Offensive mit vier Armeen (27., 40., 52., und 4. Gardearmee) und drei Panzerarmeen (5. Garde-, 2. und 6 Panzerarmee) im Raum Uman auf [[Gaissin]] durchzubrechen. Daneben war auch das 5. Garde-Kavalleriekorps, das 7. und 8. mechanisierte Korps verfügbar. Der Südliche Bug sollte dabei überwunden und der [[Dnjestr]] erreicht werden. Als Nebenangriff war geplant, den linken Flügel der Front mit der 53. Armee, sowie die 5. und 7. Gardearmee über [[Nowoukrajinka|Nowo-Ukrainka]] von Norden und Süden vorgehen zu lassen.

Am 5.&nbsp;März begann die Offensive. Am Abend des zweiten Angriffstages war die deutsche Verteidigung auf 60 km Breite durchbrochen und die vorgehenden Formationen bis 25 km Tiefe vorgedrungen. Am 7.&nbsp;März überquerten sowjetische Truppen den Fluss [[Hirskyj Tikytsch|Gorni Tikitsch]]. Erst am 8. März begannen Truppen der [[5. Gardearmee (Rote Armee)|5.]] und [[7. Gardearmee (Rote Armee)|7. Gardearmee]] (General [[Michail Stepanowitsch Schumilow|Schumilow]]) ihre Offensive aus dem Raum südwestlich von [[Kirowograd]] und konnten im Kampf mit dem deutschen LII. Armeekorps vorerst auf 12 km Breite bis zu 7 km Tiefe vordringen.

Am Abend des 10.&nbsp;März brach das 29. Panzerkorps der [[5. Garde-Panzerarmee]] (General [[Pawel Rotmistrow|Rotmistrow]]) den Widerstand des deutschen [[VII. Armeekorps (Wehrmacht)|VII. Armeekorps]] und drang in den südöstlichen Stadtrand von [[Uman]] ein. Am selben Tag eroberten die Truppen der [[2. Panzerarmee (Rote Armee)|2. Panzerarmee]] (General [[Semjon Iljitsch Bogdanow|Bogdanow]]) in Zusammenwirken mit dem 5. Garde-Panzerarmee und der [[52. Armee (Rote Armee)|52. Armee]] (Generalleutnant [[Konstantin Apollonowitsch Korotejew|Korotejew]]) die Stadt Uman vollständig, wobei fast 350 Geschütze vernichtet oder erbeutet werden konnten.

Die am rechten Flügel der 2. Ukrainischen Front anschließende [[38. Armee (Rote Armee)|38. Armee]] der 1. Ukrainischen Front gelang es am 15.&nbsp;März den Südlichen Bug bei [[Winniza]] zu überschreiten und südlich davon einen Brückenkopf anzulegen. Dieser Erfolg erleichterte der südlicher vorgehenden [[40. Armee (Rote Armee)|40. Armee]] das parallel dazu angestrebte Vordringen über den Fluss. Sowjetische Truppen überquerten infolge den [[Südlicher Bug|Südlichen Bug]] auf breiter Front. In der Nacht des 19. März überquerte die Vorhut der [[6. Panzerarmee (Rote Armee)|6. Panzerarmee]] (General [[Andrei Krawtschenko|Krawtschenko]]) in der Gegend von Serebrja bereits den [[Dnestr]], wo es der [[4. Gardearmee (Rote Armee)|4. Gardearmee]] (General Ryschow) am 17.&nbsp;März gelang, einen Brückenkopf bei [[Jampol]] zu errichten. [[Mohyliw-Podilskyj|Mogilow-Podolski]] wurde am 19. März durch Einheiten des 35. Schützenkorps (Generalmajor Viktor G. Sholudew) der [[27. Armee (Rote Armee)|27. Armee]] im Zusammenwirken mit dem 5. Panzerkorps (Generalleutnant [[Michail Wassiljewitsch Wolkow|Wolkow]]) der [[6. Panzerarmee (Rote Armee)|6. Panzerarmee]] befreit.

Am 17. März konnten Teile der 5. Gardearmee und die 16. mechanisierte Brigade des 7. mechanisierte Korps [[Nowoukrajinka|Nowo-Ukrainka]] befreien. Nach drei Tagen schwerer Kämpfe drangen Teilen des 32. Garde-Schützenkorps (Generalleutnant [[Alexander Rodimtzev|A. I. Rodimtzev]]) in [[Perwomajsk (Mykolajiw)|Perwomaisk]] ein und errichteten einen Brückenkopf am westlichen Bug-Ufer.
Erfolgreich entwickelte sich nördlich davon auch die Offensive der [[53. Armee (Rote Armee)|53. Armee]] (Generalleutnant [[Iwan Mefodjewitsch Managarow|I.M. Managarow]]), Teile der 25. und 94. Garde-Schützendivision überschritten den [[Kodyma (Fluss)|Kodyma]]-Abschnitt und befreiten am 29. März die Stadt [[Balta]]. Am gleichen Tag hatten die Armeen des linken Flügels der 2. Ukrainischen Front (53., 5. und 7. Garde-Armee) den Befehl erhalten, die Dnjestr-Übergänge bei [[Rîbnița|Rybniza]] und [[Dubăsari]] zu besetzen und weiter direkt auf [[Bender (Stadt)|Bender]] vorzudringen. Angriffstruppen der 6. Panzerarmee drangen währenddessen über Mogilow-Podolski am südlichen Dnjestr-Ufer weiter nach Westen bis [[Chotyn]] vor und versperrten der deutschen Korpsgruppe [[Hans Gollnick|Gollnick]] der 1. Panzerarmee erfolgreich den Rückzugsweg nach Süden über den Dnjestr.

Infolge dieser Offensive die gleichzeitig mit der [[Proskurow-Czernowitzer Operation]] der [[1. Ukrainische Front|1. Ukrainischen Front]] durchführt wurde, konnte die deutsche 8. Armee erfolgreich von der [[1. Panzerarmee (Wehrmacht)|1. Panzerarmee]] getrennt werden.
In der Nacht zum 28.&nbsp;März überquerten Teile der 2. Ukrainischen Front (40. und 27. Armee, 7. Gardearmee) den [[Pruth]] auf breiter Front. Bis zum 17.&nbsp;April erreichten sowjetische Truppen nach dem [[Sereth]]-Übergang die [[Ostkarpaten]], die 40. Armee eroberte [[Botoșani]] und die 52. Armee erlangte am Pruth die Zugänge zu [[Iași|Jassy]] und [[Chișinău|Kischinew]]. Die Rote Armee stieß 200–250&nbsp;km vor, zerschlug die 8. Armee sowie Teile der 1. Panzerarmee (10 Divisionen verloren 50–75 % ihrer Männer und fast das gesamte schwere Kriegsgerät).
Nach sowjetischen Angaben fielen 62.000 Mann der [[Achsenmächte]] und weitere 18.763 wurden gefangen genommen.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.russiantext.com/russian_library/memo/russian/konev/05.html |text=Archivierte Kopie |wayback=20080510112615}}.</ref> Die sowjetischen Truppen verloren 266.000 Mann (66.000 davon Tote, Vermisste und Gefangene).<ref>{{Webarchiv |url=http://velikvoy.narod.ru/bitvy/1944/umansko-botoshan.htm |text= |wayback=20040501182803}}</ref>

=== Beresnegowatoje-Snigirjower Operation (6. bis 18. März 1944) ===
{{Hauptartikel|Beresnegowatoje-Snigirjower Operation}}
[[Datei:Bundesarchiv Bild 101I-711-0410-33, Russland, Schützenpanzer in Fahrt.jpg|mini|Deutsche Schützenpanzer in Fahrt im Frühjahr 1944]]

Die [[3. Ukrainische Front]] unter [[Rodion Malinowski]] hatte gegen die 6. Armee und die rumänische [[3. Rumänische Armee|3. Armee]] der [[Heeresgruppe A]] unter [[Ewald von Kleist (Generalfeldmarschall)|Ewald von Kleist]] vorzugehen.

Am 6.&nbsp;März begann die Offensive gegen den Abschnitt des deutschen [[XXX. Armeekorps (Wehrmacht)|XXX. Armeekorps]]. Im Verband der sowjetischen 8. Gardearmee (General Tschuikow) wurde die Mechanische Kavalleriegruppe des Generalleutnant [[Issa Plijew|Plijew]] mit dem 4. Garde mechanischen Korps (100 Panzer und 23 Selbstfahrlafetten) und dem 4. Garde-Kavallerie-Korps eingeführt, welche den Hauptstoß über [[Nowyj Buh|Nowy Bug]] in den Rücken der deutschen Verteidigung vortrug. Nördlich davon operierte im Verband der sowjetischen 46. Armee (Generalleutnant Glagolew) das 23. Panzerkorps (102 Panzer und 16 Selbstfahrlafetten) unter General [[Jefim Grigorjewitsch Puschkin|Puschkin]]. Das deutsche [[LVII. Armeekorps (Wehrmacht)|LVII. Panzerkorps]] und das [[XXIX. Armeekorps (Wehrmacht)|XXIX. Armeekorps]] konnte den sowjetischen Druck am Fluss [[Inhulez (Fluss)|Ingulez]] nicht lange standhalten. Sechs Tage lang konnte die [[3. Gebirgs-Division (Wehrmacht)|3. Gebirgsdivision]] im Raum Gorodowatka feindliche Angriffe abweisen. Ein Stoß der sowjetischen 46. Armee brach in die Front der [[16. Panzergrenadier-Division (Wehrmacht)|16. Panzergrenadier-Division]] ein. Die zur Hilfe eilende [[24. Panzer-Division (Wehrmacht)|24. Panzerdivision]] wurde ebenfalls nach Westen abgedrängt. Bei diesen schweren Kämpfen wurden auch die Reste der [[23. Panzer-Division (Wehrmacht)|23. Panzerdivision]] und [[15. Infanterie-Division (Wehrmacht)|15. Infanterie-Division]] zerschlagen.

Bis zum 12.&nbsp;März erreichten sowjetische Truppen den Raum südlich von [[Snihuriwka|Snigirjowka]] und schnitten dadurch die Rückzugswege der deutschen 6. Armee nach Westen ab. Zugleich wurden die deutsche Truppen von Osten und Südosten heftig angegriffen. Etwa 13 Divisionen des deutschen XXIX., [[XVII. Armeekorps (Wehrmacht)|XVII.]], LII., [[IV. Armeekorps (Wehrmacht)|IV.]] und [[XXXXIV. Armeekorps (Wehrmacht)|XXXXIV. Armeekorps]] sahen sich im Raum westlich von Beresnegowatoe–Snigirjowka zwischen Ingulez und Ingul abgeschnitten. Während von Osten der sowjetische Druck durch die 8. Gardearmee, die 6. Armee und [[5. Stoßarmee]] aufrecht blieb, konnte im Westen die Kavalleriegruppe Plijew ihre Linien nicht vollständig verstärken. Generaloberst Hollidt befahl der Masse seiner 6. Armee rechtzeitig den Ausbruch nach Westen. Die Masse rettete sich hinter den Fluss [[Südlicher Bug]] in Richtung auf [[Mykolajiw|Nikolajew]], der Großteil der Artillerie und wichtiges Kriegsmaterial ging verloren.

Auch der rechte Flügel der 3. Ukrainischen Front hatte erfolgreich operiert. Am 12. März wurde der Bahnknotenpunkt [[Dolynska|Dolinskaja]] und am 16. März [[Bobrynez|Bobrinez]] besetzt. Am 16.–18.&nbsp;März erreichten sowjetische Truppen die Zugänge nach Nikolajew, überquerten den [[Südlicher Bug|Südlichen Bug]] und bildeten Brückenköpfe. Das 31. Garde-Schützenkorps ging westlich von [[Nowa Odessa|Nowaja Odessa]] über den Fluss, das nachgezogene 27. Schützenkorps ging erst am 26. März bei Beloussowka auf das westliche Ufer. Die [[Rote Armee]] stieß auf der 200&nbsp;km breiten Front bis zu 140&nbsp;km vor, zerschlug acht deutsche Divisionen (diese verloren 50 % ihres Personals und fast die gesamte Technik) und erreichten günstige Positionen für die folgende Odessaer Operation.

=== Polesier Operation (15. März bis 5. April 1944) ===
{{Hauptartikel|Polesier Operation}}

=== Odessaer Operation (26. März bis 14. April 1944) ===
[[Datei:Bundesarchiv Bild 101I-711-0421-07, Russland, Panzer IV.jpg|mini|[[Panzer IV]] beim Durchqueren eines Bachs in der Ukraine]]

Die [[3. Ukrainische Front]] unter [[Rodion Jakowlewitsch Malinowski|Malinowski]] verfügte Ende März über 57 Schützen- und 3 Kavallerie-Divisionen, dazu mehrere Panzer- und mechanisierte Korps – zusammen etwa 470.000 Menschen, 12.678 Geschütze und Granatwerfer, 435 Panzer und Selbstfahrlafetten sowie 436 Kampfflugzeuge. Die Front sollte zusammen mit der Schwarzmeerflotte zwei deutsche Armeen der [[Heeresgruppe A]] (6. Armee und rumänische 3. Armee) zerschlagen und die Stadt [[Odessa]] zurückerobern. Die ''Heeresgruppe A'' wurde ab dem 1.&nbsp;April 1944 in [[Heeresgruppe Südukraine]] umbenannt, neuer Befehlshaber wurde Generaloberst [[Ferdinand Schörner|Schörner]].

Die 3. Ukrainische Front begann in der Nacht zum 27. März 1944, die Brückenköpfe am Fluss [[Südlicher Bug]] zu erweitern. Die mechanische Kavallerie Gruppe des General [[Issa Plijew]] (4. Garde-Kavalleriekorps und 4. Garde-mechanisches Korps) ging zunächst im Verband der [[46. Armee (Rote Armee)|46. Armee]] zusammen mit dem 23. Panzerkorps (ab 12. März unter Generalmajor [[Alexei Osipowitsch Achmanow|A. O. Achmanow]]) im Raum nordöstlich von Odessa vor. Vom 20. bis 23. März verteidigte die deutsche [[15. Infanterie-Division (Wehrmacht)|15. Infanterie-Division]] noch einen östlichen Bug-Brückenkopf bei [[Wosnessensk]]. Die Truppen der [[57. Armee (Rote Armee)|57.]] und [[37. Armee (Sowjetarmee)|37. Armee]] konnten den feindlichen Widerstand am rechten Ufer des Südlichen Bugs schnell überwinden und den eigenen 45 km breiten Brückenkopf bis 28. März auf 4 bis 25 km Tiefe erweitern. Darauf wurde beschlossen die Gruppe Plijew sofort bei der 57. und 37. Armee in der Nähe von Alexsandrowka zu konzentrieren und den Fluss bei Wosnessensk zu überqueren.

Gleichzeitig kämpften sich die Truppen der 6. Armee (General [[Iwan Timofejewitsch Schljomin|Schljomin]]), der 5. Stoßarmee und der 28. Armee (Generalleutnant [[Alexei Alexandrowitsch Gretschkin|A. A. Gretschkin]]) nach [[Mykolajiw|Nikolajew]] vor. Am Abend des 28. März konnte die 61. Garde-Schützendivision (Generalmajor [[Leonid Nikolajewitsch Losanowitsch|L. N. Losanowitsch]]) und die 243. Schützen-Division (Oberst M. I. Togolew) unter schweren feindlichen Feuer den [[Ingul]] überqueren und vom Norden her in Nikolajew eindringen.
Zur gleichen Zeit überquerte auch die 5. Stoßarmee (General [[Wjatscheslaw Dmitrijewitsch Zwetajew|Zwetajew]]) mit der 130. Schützen-Division (Oberst K. V. Sychew) den Fluss Ingul und drang zusammen mit anderen Divisionen der Armee vom Osten her in die Stadt ein, vom Süden rückten auch Teile der 28. Armee vor. Im Hafen der Stadt wurde vorher zusätzlich ein 67 Mann starkes Marinekommando unter Oberleutnant K. F. Olshansky abgesetzt, welche bei der Befreiung unterstützte. Die deutsche [[5. Luftwaffen-Felddivision]], die [[302. Infanterie-Division (Wehrmacht)|302.]] und [[304. Infanterie-Division (Wehrmacht)|304. Infanterie-Division]] wurden unter schweren Verlusten am Westufer des Bug zurückgeworfen. Am 28.&nbsp;März war Nikolajew vollständig von den sowjetischen Truppen befreit.

Die deutsche 6. Armee und die rumänische 3. Armee zogen sich auf den [[Dnjestr]] zurück, um nicht abgeschnitten zu werden. Bei diesen Rückzugskämpfen wurde das deutsche XXIX. Armeekorps im Raum zwischen Ponjatowka und Bakalowo durch den Durchbruch der sowjetischen 37. Armee auf [[Rosdilna|Rasdelnaja]] kurzfristig eingekesselt. Unter Führung der Gruppe [[August Wittmann|Wittmann]] (3. Gebirgsdivision) gelang der deutschen [[258. Infanterie-Division (Wehrmacht)|258.]], [[294. Infanterie-Division (Wehrmacht)|294.]], [[17. Infanterie-Division (Wehrmacht)|17.]] und [[302. Infanterie-Division (Wehrmacht)|302. Infanterie-Division]] (General Bleyer, von Eichstädt, Brückner und von Bogen) der Ausbruch über den Kutschurgan-Abschnitt zum Dnjestr.<ref>Paul Klatt: 3. Gebirgsdivision, Podzun Verlag 1958, S. 267 f.</ref>

Am 30.&nbsp;März wurde [[Otschakiw|Otschakow]] durch Landungskräfte der Schwarzmeer-Flotte und Teilen der 5. Stoßarmee befreit und der sowjetische Angriff auf Odessa begann. Der [[Dnister-Liman]] wurde erreicht und die Odessaer Besatzung begann zu flüchten, um der Einkesselung zu entgehen, und wurde dabei von der [[Schwarzmeerflotte (Russland)|Schwarzmeerflotte]] angegriffen. Die 8. Gardearmee unter Generaloberst Tschuikow umging Odessa von Nordwesten. Am 9.&nbsp;April drang die 6. Armee und 5. Stoßarmee vom Norden her nach [[Odessa]] ein und befreite zusammen mit Partisanen die Stadt. Bis zum Morgen des 10.&nbsp;April 1944 drangen die 86. Garde-, die 248, 320. und die 416. Schützen-Division in Odessa ein. Der Rückzug der rumänischen 14. und 21. Division und der deutschen [[370. Infanterie-Division (Wehrmacht)|370. Infanterie-Division]] erfolgte nach [[Bilhorod-Dnistrowskyj|Akkermann]] und weiter zum Pruth.

Das 57. Schützenkorps (Generalmajor [[Fjodor Afanassjewitsch Ostaschenko|Ostaschenko]]) der [[37. Armee (Rote Armee)|37. Armee]] und das 82. Schützenkorps (Generalmajor [[Pawel Grigorjewitsch Kusnezow|Pawel G. Kusnezow]]) befreiten im Kampf mit dem [[XXXXIV. Armeekorps (Wehrmacht)|XXXXIV. Armeekorps]] am 12.&nbsp;April [[Tiraspol]] und eroberten am 14. einen Brückenkopf am westlichen Dnjestr-Ufer.

Die [[Rote Armee]] zerschlug die deutsche 6. Armee und die rumänische 3. Armee<ref name="victory_105">{{Webarchiv |url=http://victory.mil.ru/war/oper/105.html |text= |wayback=20080505230808}}</ref> und befreite die [[Oblast Nikolajew]], die [[Oblast Odessa]] und besetzte große Teile [[Moldawien]]s.<ref name="victory_105" />

== Folgen und Verluste ==
Die [[Heeresgruppe Süd]] wurde wegen neuer Lokalitäten am 1. April in [[Heeresgruppe Nordukraine]] umbenannt, der Generalfeldmarschall von Manstein war bereits ab 31. März auf Weisung Hitlers durch Generaloberst [[Walter Model]] abgelöst worden. Die Rote Armee stieß auf der 1300 bis 1400&nbsp;km breiten Front etwa 250 bis 450&nbsp;km nach Westen vor, betrat nach dem Übergang über den [[Dnestr]] mit [[Rumänien]] zum ersten Mal ausländischen Boden und hatte mit etwa 1.110.000 Soldaten (270.000 Tote), 7.500 Geschützen, 4.700 Panzern und 700 Flugzeugen beinahe so hohe Verluste an Menschen wie in der [[Schlacht am Dnepr]].<ref name="soldat">{{Webarchiv |url=http://www.soldat.ru/doc/casualties/book/chapter5_10_1.html#5_10_32 |text=Dnepr-Karpaten Operation in ''Soldat.ru'' |wayback=20100330193710}} (russisch)</ref><ref>[http://wwii-soldat.narod.ru/OPER/ARTICLES/023-ukraine-003.htm Dnepr-Karpaten Operation in ''Soldaty 20 weka''] (russisch)</ref> 34 Divisionen und 4 Brigaden der Wehrmacht wurden vom Westen nach Osten verlegt.<ref name="soldat" /><ref>[http://wwii-soldat.narod.ru/OPER/ARTICLES/023-ukraine-003.htm. wwii-soldat.narod.ru]</ref> Zehn Divisionen und eine Brigade der Wehrmacht wurden vollständig vernichtet, weitere sechzig, darunter 12 Panzer- und 3 motorisierte Divisionen, verloren 50 % ihrer Personalstärke, weitere zehn Divisionen verloren 70 % und fünf wurden wegen hoher Verluste aufgelöst. Die deutschen Verluste betrugen insgesamt 500.000 Mann.<ref>[http://militera.lib.ru/h/grylev_an/05.html. militera.lib.ru]</ref><ref>[http://militarymaps.narod.ru/oper_1943.html#43 militarymaps.narod.ru]</ref>

== Literatur ==
* John Erickson: ''The Road To Berlin. (Stalin's war with Germany, Vol. 2.)'' Cassel, London 2003, ISBN 978-0-304-36540-1.
* [[Earl F. Ziemke]]: ''Stalingrad to Berlin: The German Defeat in the East.'' (Army Historical Series). Office of the Chief of Military History, U.S. Army, Washington D.C. 1987. ([http://www.ibiblio.org/hyperwar/USA/USA-EF-Defeat/index.html Online])
* [[Ilja Borissowitsch Moschtschanski|Илья Борисович Мощанский]]: "1944-й От Корсуни до Белграда" Вече, Moskau 2008.

== Weblinks ==
{{Commonscat|Dnieper–Carpathian Offensive|Dnepr-Karpaten-Operation}}
* [http://militarymaps.narod.ru/oper_1944.html Operationen der Roten Armee im Jahre 1944] auf ''militarymaps.narod.ru'' (russisch)
* {{Webarchiv |url=http://victory.mil.ru/war/oper/68.html |text=Korsun-Schewtschenkiwskyjer Operation |wayback=20080505230944}} auf ''victory.mil.ru'' (russisch)
* {{Webarchiv |url=http://victory.mil.ru/war/oper/105.html |text=Odessaer Operation |wayback=20080505230808}} auf ''victory.mil.ru'' (russisch)
* {{GSE|110972}}
* [https://coollib.com/b/178300/read Илья Борисович Мощанский: "Освобождение Правобережной Украины" Вече, Moskau 2010]

== Einzelnachweise ==
<references />

[[Kategorie:Militärische Operation des Deutsch-Sowjetischen Krieges]]
[[Kategorie:Deutsche Besetzung der Ukraine 1941–1944]]
[[Kategorie:Dnepr]]
[[Kategorie:Konflikt 1943]]
[[Kategorie:Konflikt 1944]]