Quelltext der Seite Göltzschtalbrücke

{{Dieser Artikel|behandelt die Eisenbahnbrücke. Zur gleichnamigen Autobahnbrücke siehe [[Göltzschtalbrücke (A 72)]].}}

{{Infobox Brücke
|BEZEICHNUNG= Göltzschtalbrücke
|BILD= Göltzschtalbrücke 2012.jpg
|BILDTEXT= Luftaufnahme der Göltzschtalbrücke
|OFFIZIELLERNAME= 
|NUTZUNG= [[Bahnverkehr]]
|ÜBERFÜHRT= [[Bahnstrecke Leipzig–Hof]]<br />([[Sachsen-Franken-Magistrale]])
|QUERUNG= [[Göltzsch]]tal
|UNTERFÜHRT= 
|ORT= [[Reichenbach im Vogtland]], [[Netzschkau]]<br />{{DE-SN}}
|UNTERHALT= 
|ID= 
|KONSTRUKTION= [[Bogenbrücke]]
|LÄNGE= 574 m
|BREITE= 7,93–23 m
|ÖFFNUNGEN= 29 (in der obersten Etage)
|SPANNE= 
|PFEILERACHSABSTAND= 
|LICHTEWEITE= 11,34–14,16 m (von unten nach oben), Oberer Mittelbogen 30,87 m<ref name="BIK">Peter Beyer, Jürgen Stritzke: ''Die Göltzschtalbrücke'' (= ''Historische Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland.'' Bd.&nbsp;2). Bundesingenieurkammer, Berlin 2009, ISBN 978-3-941867-00-0.</ref>{{rp|S. 66–67}}
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|HÖHE= 78 m
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|BAUKOSTEN= 
|BAUBEGINN= 31. Mai 1846
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|ERÖFFNUNG= 15. Juli 1851
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|PLANER= [[Johann Andreas Schubert]]
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[[Datei:Göltzschtalbrücke von der Mühle aus 0654.jpg|mini|300px|Blick auf die Göltzschtalbrücke]]
Die '''Göltzschtalbrücke''' im [[Sachsen|sächsischen]] [[Vogtlandkreis]] ist die größte [[Backstein|Ziegelstein]]-[[Brücke]] der Welt. Das [[Viadukt]] mit insgesamt 98&nbsp;[[Bogen (Architektur)|Bögen]] gilt als [[Wahrzeichen]] des [[Vogtland]]s und überspannt zweigleisig auf der [[Bahnstrecke Leipzig–Hof]] das [[Tal]] der [[Göltzsch]] zwischen den Orten [[Reichenbach im Vogtland]] (Ortsteil [[Mylau]]) und [[Netzschkau]].

Gemeinsam mit der ähnlichen, aber kleineren [[Elstertalbrücke]] begann 1846 die [[Sächsisch-Bayerische Eisenbahn-Compagnie]] mit dem Bau der 78&nbsp;Meter hohen [[Bogenbrücke]]. Im folgenden Jahr übernahm die [[Königlich Sächsische Staatseisenbahnen|Sächsisch-Bayerische Staatseisenbahn]] den Weiterbau und stellte am 15.&nbsp;Juli 1851 beide Brücken gleichzeitig fertig. Sie gehören damit zu den ältesten Zeugnissen der [[Geschichte der Eisenbahn in Deutschland|Eisenbahngeschichte in Deutschland]].

Die Brücke war Namensgeberin für die 1895 eröffnete Station Mylau Haltestelle, die 1903 in [[Bahnhof Göltzschtalbrücke]] umbenannt wurde. Dort endeten zwei Nebenstrecken, die von [[Bahnstrecke Reichenbach–Göltzschtalbrücke|Reichenbach Oberer Bahnhof]] und von [[Bahnstrecke Lengenfeld–Göltzschtalbrücke|Lengenfeld (Vogtland)]] kamen.

== Geschichte ==
=== Planung und Bau ===
[[Datei:Album der Sächsischen Industrie Band 2 0121.jpg|mini|Göltzschtalbrücke mit Amerikanischer Mühle und Brodfabrik F. A. Ketzel, 1856]]
Bei dem Bau der [[Bahnstrecke Leipzig–Hof]], die als [[Sachsen-Franken-Magistrale]] von [[Leipzig]] über [[Plauen]] und [[Hof (Saale)|Hof]] bis nach [[Nürnberg]] führt, musste als eine der größten Herausforderungen das Tal der [[Göltzsch]] überwunden werden. Da die Sächsisch-Bayerische Eisenbahngesellschaft nur über wenig Geld verfügte, wurde versucht, am 27.&nbsp;Januar 1845 mittels eines Wettbewerbs in allen großen deutschen Zeitschriften mit 1000&nbsp;[[Taler]]n Preisgeld eine günstige Möglichkeit für den Brückenbau zu finden. Es gingen 81&nbsp;Vorschläge ein, jedoch konnte keiner davon mittels [[Statische Berechnung|statischer Berechnungen]] nachweisen, den Belastungen des geplanten Eisenbahnverkehrs gewachsen zu sein. Das Preisgeld wurde daraufhin auf vier Vorschläge aufgeteilt, aber keiner davon tatsächlich realisiert.

<gallery mode="packed" caption="Wettbewerbsvorschläge">
Göltzschtalbrücke Entwurf dreistöckig.jpg|Dreistöckiger Entwurf von Wilhelm F. Götze
Göltzschtalbrücke Entwurf Pfeiler.jpg|Entwurf mit weit gespannten Bögen, Holzkonstruktion und gemauerten Pfeilern
Göltzschtalbrücke Entwurf.jpg|alt=Wettbewerbsidee: Projekt mit eingebauter Gefängnisanstalt|Wettbewerbsidee: Projekt mit eingebauter Gefängnisanstalt
</gallery>

Der Leiter der Prüfungskommission, Professor [[Johann Andreas Schubert]], entwarf daraufhin unter Berücksichtigung seiner eigenen Erfahrungen mit statischen Berechnungen vor allem beim Bau des bereits im Sommer 1845 fertiggestellten [[Viadukt]]es in [[Leubnitz (Werdau)|Leubnitz]]<ref>Uwe Mühlhausen: {{Webarchiv |url=https://www.erzgebirge.de/freizeit/kultur-tradition/leubnitzer-viadukt-besitzt-grosse-schwester-artikel8045746.php |text=''Leubnitzer Viadukt besitzt große Schwester. 172 Meter langes Bauwerk diente als Vorbild für den Bau der Göltzschtalbrücke im Vogtland.'' |wayback=20130531100303}}. In: ''erzgebirge.de'', 2010.</ref> selbst eine Lösungsmöglichkeit und verwendete dabei auch einzelne Anregungen aus den eingegangenen Vorschlägen. Seine Berechnung erfolgte auf der Grundlage der neuen, mathematisch begründeten [[Stützlinie]]ntheorie. Damit wurde die Brücke die erste statisch berechnete der Welt. Der Planer sah – damals sehr außergewöhnlich – als hauptsächlichen [[Baustoff]] [[Backstein|Ziegel]] vor, weil in der Region große [[Lehm]]vorkommen vorhanden waren und somit Ziegel kostengünstig und schnell beschafft werden konnten. Nur an einigen besonders stark beanspruchten Stellen plante er die Verwendung von [[Granit]].

[[Datei:Göltzschtalbrücke 0631.jpg|mini|Detailaufnahme mit Übergang von Werkstein- auf Ziegelmauerwerk]]
Die [[Grundsteinlegung]] fand am 31. Mai 1846 in der Baugrube des ersten Pfeilers rechts der Göltzsch statt.<ref>{{ANNO|izl|27|06|1846|2|Die Grundsteinlegung der Göltzschtalbrücke}}</ref> Nach Baubeginn musste die Planung geändert werden, da einige technische Schwierigkeiten auftauchten. Unter anderem war der vorgefundene Baugrund im Tal nicht so fest wie vorher angenommen, weshalb die ursprünglich geplanten gleichmäßigen Bögen nach einem Entwurf von Oberingenieur Robert Wilke durch einen mittigen und wesentlich größeren Bogen ersetzt wurden. Wilke, dessen Quartier sich in Reichenbach befand, hatte als Oberbauleiter nach dem von ihm mitgeschaffenen Entwurf die Ausführungszeichnungen, die Material- und Kostenberechnungen sowie den Bauablauf zu fertigen. Die Bauleitung vor Ort übernahm der Ingenieur Ferdinand Dost.<ref name="BIK" />{{rp|S. 21–22}} An Stelle von [[Segmentbogen|Segment]]- bzw. Halbkreisbögen wurden die beiden mittleren Bögen als statisch günstigere [[Korbbogen|Korbbögen]] ausgebildet.<ref name="BIK" />{{rp|S. 29}}

Die Göltzschtalbrücke war eine für ihre Zeit außergewöhnliche Großbaustelle. Für den Bau wurden täglich 50.000 Ziegel im ungewöhnlichen Dresdner Format = {{Bruch|11|3|4}}″&nbsp;×&nbsp;{{Bruch|5|3|4}}″&nbsp;×&nbsp;{{Bruch|2|3|4}}″ (in [[Alte Maße und Gewichte (Sachsen)#Längenmaße|Sächsischem Zoll]] = 2,36&nbsp;cm; das entspricht 27,73&nbsp;cm × 13,57&nbsp;cm × 6,49&nbsp;cm) von fast 20&nbsp;Ziegeleien entlang der Bahnstrecke gebrannt. Das Baugerüst verbrauchte 23.000 Bäume,<ref name="Eisenbahnen im Vogtland">Wilfried Rettig: ''Die Eisenbahnen im Vogtland.'' Band 2: ''Neben- und Schmalspurstrecken, Bahnanlagen, Unfälle und Anekdoten.'' EK-Verlag, Freiburg (Breisgau) 2002, ISBN 3-88255-687-0.</ref> andere sprechen von 230.000 Baumstämmen.<ref>[[Karl-Eugen Kurrer]]: ''Geschichte der Baustatik.'' Korrigierter Nachdruck. Ernst & Sohn, Berlin 2003, ISBN 3-433-01641-0, S.&nbsp;50–52, {{Google Buch |BuchID=s7QBCk7EFn4C |Seite=PA51}}.</ref> Insgesamt waren 1736 Arbeiter mit dem Bau beschäftigt. Während des Baus starben bei Unfällen 31 Arbeiter.<ref name="db-museum-2005-50">{{Literatur |Hrsg=[[Verkehrsmuseum Nürnberg|DB Museum]] |Titel=Ein Jahrhundert unter Dampf: Die Eisenbahn in Deutschland 1835–1919 |Reihe=Geschichte der Eisenbahn in Deutschland |BandReihe=1 |Ort=Nürnberg |Datum=2005 |ISBN=3-9807652-1-0 |Seiten=50}}</ref> 1302 Personen mussten ärztlich behandelt werden.<ref name="BIK" />{{rp|S. 47}}

Bis zur Fertigstellung im Jahre 1851 wurden ca. 26 Millionen Ziegel verbaut, an Spitzentagen 150.000.

Am 14. September 1850 führte der König [[Friedrich August II. (Sachsen)|Friedrich August II.]] die traditionellen Hammerschläge bei der Schlusssteinsetzung des oberen großen Bogens aus. Am 12. Juli 1851 war die Belastungsprobe.

Die Einweihungsfeier folgte am 15. Juli 1851.<ref>{{ANNO|fdb|18|07|1851|2|Tages-Neuigkeiten}}</ref> Zur Eröffnung des letzten Teilstücks der Bahnstrecke von Leipzig nach Hof, Reichenbach–Plauen mit der Elstertal- und der Göltzschtalbrücke, fuhr ein Festzug, gezogen von der Lokomotive Göltzschtal der [[Sächsische Maschinenfabrik|Sächsischen Maschinenfabrik]], von Leipzig nach Plauen. Zu den Fahrgästen gehörten der Fürst von Reuß-Greiz und der sächsische [[Albert (Sachsen)|Prinz Albert von Sachsen]], in Vertretung für den durch eine Italienreise verhinderten König. Die als Staatsakt gestaltete Veranstaltung hatte rund 200 Teilnehmer, davon waren 59 aus Dresden.<ref name="BIK" />{{rp|S. 43}} Auf dem Damm dicht vor der Göltzschtalbrücke hielt der Zug inmitten einer großen Volksmenge. Dort überreichte Wilke Prinz Albert eine Zeichnung der Göltzschtalbrücke. Der Festzug fuhr weiter über die Brücke bei Musik und Böllerschüssen bis zur Elstertalbrücke, wo die eigentliche Einweihungsfeier stattfand; dabei wurden Ansprachen gehalten von Finanzminister [[Johann Heinrich August von Behr]], der auf die Bedeutung des Tages hinwies, und dem großen Baumeister dankte und dem Direktor der Sächsisch-Bayerischen Staatseisenbahn, Regierungsrat Schill, der über die Bedeutung der nun vollendeten Bauwerke sprach. Prinz Albert zeichnete den Major Wilke mit dem [[Zivilverdienstorden (Sachsen)|Ritterkreuz]] und den Ingenieur Dost mit dem [[Zivilverdienstorden (Sachsen)|Kleinkreuz des Verdienstordens]] aus.<ref name="DAZ">{{ANNO|dea|17|07|1851|3|Königreich Sachsen}}</ref> Professor Schubert, der Ende August 1847 von seiner Mitarbeit entpflichtet worden war, erhielt keinen Orden.

{{Zitat
 |Text=Der Oberingenieur Major Wilken übergab den Riß der Göltzschtalbrücke zu Händen des Prinzen Albert, welcher ihn dem Staatsminister [[Johann Heinrich August von Behr|Behr]] und dieser wiederum dem Direktor der Sächsisch-Baierschen Staatseisenbahn, Regierungsrath Schill, aushändigte, worauf Staatsminister Behr den Gefühlen für den König von Sachsen erhebenden Ausdruck verlieh und die Anwesenden ein dreifaches in den Bergen widerhallendes Hoch auf den König ausbrachten. Unter dem Klange der Musik und der [[Knallkörper|Böllerschüsse]] und dem Jubel der von allen Seiten auf das zahlreichste herbeiströmenden Zuschauer überschritt der Zug die Brücke.
 |Quelle=Zeitgenössischer Bericht in der [[Deutsche Allgemeine Zeitung (1843–1879)|Deutschen Allgemeinen Zeitung]] vom 17. Juli 1851
 |ref=<ref name="DAZ" />}}

Vier Personenzüge und zwei Güterzüge verkehrten über die Brücke nach dem ersten Fahrplan, der am 16. Juli 1851 in Kraft trat.<ref>''[https://www.nzz.ch/article89KYO-1.406764 Die grösste Ziegelsteinbrücke der Welt.]'' In: ''[[Neue Zürcher Zeitung|NZZ]]'', 5.&nbsp;Juli 2002.</ref> Bei ihrer Fertigstellung war die Göltzschtalbrücke die höchste Eisenbahnbrücke der Welt; sie gilt als die weltweit größte Ziegelbrücke.

=== Beteiligte Personen ===
* [[Johann Andreas Schubert]] (1808–1870) – Leiter der Prüfungskommission, Entwurf der Brücke und Berechnung der Statik. Nach dem Ende des [[Dresdner Maiaufstand]]es 1849 war Schubert bei Sachsens Regierung in Ungnade gefallen. Er wurde von seinen Aufgaben entbunden und zur Einweihung am 15. Juli 1851 nicht eingeladen. Erst 1958 wurde Schubert durch eine Gedenktafel aus Bronze an der Göltzschtalbrücke rehabilitiert.<ref>Antje Ullrich: ''[https://www.tag24.de/nachrichten/regionales/sachsen/nachrichten-vogtland/vor-175-jahren-begann-der-bau-der-goeltzschtalbruecke-der-koloss-im-zahlen-check-2001187 Vor 175 Jahren begann der Bau der Göltzschtalbrücke – Auf diesen Koloss zählt man noch heute.]'' In: ''[[Tag24]]''&nbsp;/ ''Morgenpost am Sonntag.'' Dresden, 13.&nbsp;Juni 2021, S.&nbsp;12–13, mit historischen Aufnahmen.</ref>
* Oberingenieur [[Robert Wilke (Ingenieur)|Robert Wilke]] (1804–1889) – Ausführungsplanung und Oberbauleitung
* Ingenieur [[Ferdinand Dost]] (1810–1888) – [[Bauleiter]]
* [[Apotheker]] und [[Chemiker]] [[Heinrich Carl]] – Mörtelentwicklung
* bis zu 1736 Arbeiter gleichzeitig, davon verloren 31 beim Bau der Brücke ihr Leben

=== Weitere Geschichte ===
[[Datei:Stamps of Germany (DDR) 1976, MiNr 2166.jpg|mini|25-[[Mark (DDR)|Pf.]]-[[Sondermarke]] der [[Briefmarken-Jahrgang 1976 der Deutschen Post der DDR|DDR-Post 1976]]]]
[[Datei:Stamp Germany 1999 MiNr2082 Göltzschtalbrücke.jpg|mini|110 Pf., Briefmarke der Deutschen Post, Ausgabetag 14. Oktober 1999.]]
1930 wurde mithilfe einer neuen Fahrbahnwanne aus Stahlbeton der Gleisabstand auf vier Meter vergrößert und die Brücke bei einer Vergrößerung des lichten Abstandes zwischen den Brüstungen von 7,9 Meter auf 9,0 Meter mit einer neuen Brüstung versehen.

Die in den letzten Kriegstagen des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] von der [[Wehrmacht]] bereits geplante Sprengung fand nicht mehr statt.

Von 1955 bis 1958 wurde das Mauerwerk saniert, bis 1977 wurden dann noch kleinere Arbeiten wie das Anbringen von Stahlblechabdeckungen durchgeführt.<ref name="Eisenbahnen im Vogtland" />

=== Aktuelles ===
[[Datei:Netzschkau - Göltzschtalbrücke 2009 1 (aka).jpg|mini|Panorama der Göltzschtalbrücke]]
Die Göltzschtalbrücke ist heute ein Teil der sogenannten [[Sachsen-Franken-Magistrale]]. Sie erlaubt [[Neigetechnik]]zügen, die kurvenreiche Strecke mit bis zu 160&nbsp;km/h zu befahren, ansonsten mit 120&nbsp;km/h.

Entlang der Brücke winden sich beschilderte Wege, auf denen sich die Größe des Bauwerks erleben lässt. In der Nähe der Brücke befand sich bis 2013 ein [[Fesselballon]], der bis auf 150&nbsp;Metern Höhe steigen konnte. Von dort aus reichte der Blick bis zum nahegelegenen [[Schloss Netzschkau]] und zur [[Burg Mylau]]. Der Ballonbetrieb, der ab Mitte August 2007 eingestellt war, wurde im Juli 2011 wieder aufgenommen und steht nun wieder still (Stand: 2015). Eine Wiederaufnahme des Betriebes ist derzeit nicht geplant. Am Fuße der Brücke befinden sich zwei Biergärten.

Die Freifläche vor der Brücke wird teilweise für Open-Air-Veranstaltungen wie Philharmonic Rock, Rock für ein buntes Vogtland usw. genutzt. Die Brücke bietet, vor allem in den Abendstunden mit Beleuchtung, eine beeindruckende Kulisse.

Berüchtigt ist die Brücke deshalb, weil sich in der über 150-jährigen Geschichte immer wieder Menschen durch einen Sprung in die Tiefe das Leben nahmen. Im August 2001 stürzten sich drei aus dem nahegelegenen [[Reichenbach im Vogtland]] stammende Jugendliche in den Tod. Der 2002 erschienene [[Dokumentarfilm]] ''Teuflische Spiele'' zeigt das Leben der hinterbliebenen Freunde und ihre Versuche, das Geschehene zu verstehen. Nach acht [[Suizid]]en in acht Monaten im Jahr 2002 wird die Brücke heute verstärkt von der [[Bundespolizei (Deutschland)|Bundespolizei]] überwacht.

In den Jahren 2006 bis 2008 wurde eine neue Befahranlage für Wartungsarbeiten errichtet. Die [[DB Netz]] investierte 2,2&nbsp;Millionen Euro.

Im Juni 2009 wurde die Brücke von der [[Bundesingenieurkammer]] nach dem [[Schiffshebewerk Niederfinow]] (2007) zum zweiten [[Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland|Historischen Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst]] erklärt.<ref>hdr/[[Deutsche Presse-Agentur|dpa]]: ''[http://www.n-tv.de/wissen/Titel-fuer-Goeltzschtalbruecke-article379985.html „Wahrzeichen der Baukunst“: Titel für Göltzschtalbrücke.]'' In: ''[[n-tv]].de'', 24.&nbsp;Juni 2009.</ref><ref>[[Peter Beyer (Historiker)|Peter Beyer]], [[Jürgen Stritzke]]: ''[http://wahrzeichen.ingenieurbaukunst.de/ausgezeichnete-bauwerke/die-goeltzschtalbruecke/ Die Göltzschtalbrücke].'' 2. Auflage. Juni 2011, ISBN 978-3-941867-00-0. In: ''wahrzeichen.ingenieurbaukunst.de''.</ref>

Im Zuge der Elektrifizierung des Abschnitts Reichenbach – Hof war die Brücke von Mitte 2010 bis Anfang 2012 nur eingleisig befahrbar.<ref name="db-2010-07-01">DB Mobility Logistics AG (Hrsg.): ''[http://www.bahnaktuell.net/?p=37981 Startschuss für Elektrifizierung der Strecke Reichenbach – Hof: Bauarbeiten beginnen am 10.&nbsp;Juli 2010.]'' Presseinformation vom 1.&nbsp;Juli 2010.</ref> Bei den Arbeiten erfolgte zur Vergrößerung der lichten Breite zwischen den Geländern von 9,0&nbsp;Meter auf 10,6&nbsp;Meter der Einbau eines neuen Gleistragwerkes, das mit 650&nbsp;[[Stahlbeton]]-Halbfertigteilen und einer Ortbetonergänzung hergestellt wurde. Die 22&nbsp;Fahrleitungsmaste wurden auf dem Gleistragwerk in den Pfeilerachsen angeordnet und durch gestaltete Kanzeln betont. Zur Vermeidung von [[Schneeverwehung]]en im Winter wurde ein mit Gitterrostelementen gefülltes Geländer errichtet, das aus der Entfernung betrachtet den Eindruck einer geschlossenen Brüstung vermittelt. Für die Bauarbeiten wurde ein bis zu 78&nbsp;Meter hohes und 800&nbsp;Tonnen schweres Arbeits- und Schutzgerüst installiert.<ref name="projektbau-2014">{{Literatur |Hrsg=DB ProjektBau GmbH |Titel=Elektrifizierung Reichenbach – Hof |Sammelwerk=Infrastrukturprojekte 2014: Bauen bei der Deutschen Bahn |Verlag=DVV Media Group / Eurailpress |Ort=Hamburg |Datum=2014 |ISBN=978-3-87154-505-4 |Seiten=52–53}}</ref>

Im Juli 2020 beschloss der [[Stadtrat]] der Großen Kreisstadt [[Reichenbach im Vogtland]] einstimmig die Bewerbung der Göltzschtalbrücke als [[UNESCO-Welterbe]]. Sie wäre damit nach der [[Montanregion Erzgebirge]] und dem [[Fürst-Pückler-Park Bad Muskau]] die dritte Welterbestätte im [[Freistaat Sachsen]].<ref>{{Webarchiv |url=https://www.mdr.de/sachsen/chemnitz/vogtland/goeltzschtalbruecke-antrag-weltkulturerbestaette-unesco-100.html |text=''Göltzschtalbrücke: Bewerbung für UNESCO-Weltkulturerbe beschlossen.'' |wayback=20200706215156}}. In: ''[[Mitteldeutscher Rundfunk|MDR]]'', 6.&nbsp;Juni 2020.</ref><ref name="Welterbe 2021">[https://www.freiepresse.de/vogtland/reichenbach/sachsen-meldet-goeltzschtalbruecke-fuer-unesco-welterbe-an-artikel11739435 Benennung der Welterbeanmeldung aus der Freien Presse]</ref><ref name="Welterbe 2022">[https://www.travelbook.de/attraktionen/architektur/goeltzschtalbruecke-sachsen Benennung der Welterbeanmeldung aus travelbook]</ref>

== Ausblick vom Fesselballon ==
{{Panorama|2012-08-19 Göltschtalbrücke Panorama.jpg|2000|360-Grad-Blick vom Fesselballon an der Göltzschtalbrücke}}

== Weitere Technische Daten ==
[[Datei:Göltzschtalbrücke Größenvergleich mit Auto.jpg|mini|hochkant|Größenvergleich mit einem Pkw]]
{| class="wikitable"
| colspan="2" | '''Höhe'''
| 78&nbsp;m in teilweise 4&nbsp;[[Etage]]n mit 98&nbsp;[[Gewölbe]]n
|-
| rowspan="3" | '''Breite'''
| '''Überbau'''
|
* bei Bau: 7,70&nbsp;m
* ab 1930: 9&nbsp;m
* seit 1970ern 9,30&nbsp;m
* ab 2011 11,92&nbsp;m<ref name="eisenbahn-magazin">Hans-Jürgen Barteld: ''Göltzschtalviadukt unter Strom.'' In: ''Eisenbahn-Magazin.'' Bd. 49, Nr. 8, 2011, S. 36–38, hier S. 38.</ref>
|-
| '''vierte Bogenetage'''
| 7,93&nbsp;m
|-
| '''unten'''
| 23&nbsp;m, 76&nbsp;Quergewölbe
|-
| colspan="2" | '''Anzahl Ziegel'''
| 26.021.000 im ''Dresdner Format'' (27,7 cm × 13,6 cm × 6,5 cm)
|-
| colspan="2" | '''Sandverbrauch'''
| 17.089&nbsp;m³
|-
| rowspan="4" | '''Volumen<br />des<br />Mauerwerks'''
| '''Ziegelmauerwerk'''
| 71.671&nbsp;m³ (52 %)
|-
| '''Werksteinmauerwerk'''
| 48.261&nbsp;m³ (36 %)
|-
| '''Bruchsteinmauerwerk'''
| 15.745&nbsp;m³ (12 %)
|-
| '''Gesamt'''
| 135.676&nbsp;m³
|-
| colspan="2" | '''Baukosten'''
| ca. 2,2&nbsp;Millionen&nbsp;Taler<br />(6,6&nbsp;Millionen&nbsp;[[Mark (1871)|Goldmark]])
|}

== Varia ==
[[Datei:Sternquell-Plauen-Pilsner-Goeltzschtalbrücke-Etikett-2.jpg|mini|Sternquell-Pilsner mit der Göltzschtalbrücke auf dem Etikett, April 2021]]
* Die Bierflaschen-Etiketten der [[Sternquell-Brauerei]] zeigen aktuell (Stand: April 2021) eine Abbildung der Göltzschtalbrücke (die jedoch nicht namentlich erwähnt wird) – und werben mit der Bekanntheit dieses vogtländischen Wahrzeichens.

== Siehe auch ==
* [[Liste der Brücken in Sachsen]]
* [[Himbächel-Viadukt]]

== Literatur ==
* Hans-Jürgen Barteld: ''Umbau eines Denkmals: Göltzschtalviadukt unter Strom.'' In: ''Eisenbahn Magazin.'' Bd. 49, Nr. 8, 2011, {{ISSN|0342-1902}}, S.&nbsp;36–38.
* [[Peter Beyer (Historiker)|Peter Beyer]]: ''Der Bau der Göltzschtal- und Elstertalbrücke 1846 bis 1851. Seine Beziehungen zu den Produktivkräften und der Umwelt im sächsischen Vogtland und dessen Nachbargebieten.'' In: ''[[Sächsische Heimatblätter]].'' Bd.&nbsp;30, Heft 1, 1984, S.&nbsp;1–16.
* Peter Beyer: ''Das Entstehen der Eisenbahnverbindung zwischen Sachsen-Bayern mit den Großbrücken im Göltzsch- und Elstertal 1836–1851.'' In: ''Sächsische Heimatblätter.'' Bd. 47, Heft 3, 2001, S.&nbsp;139–155.
* Peter Beyer, [[Jürgen Stritzke]]: ''Die Göltzschtalbrücke'' (= ''Historische Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland.'' Bd.&nbsp;2). [[Bundesingenieurkammer]], Berlin 2009, ISBN 978-3-941867-00-0.
* Friedrich Kohl: ''Beschreibung der Göltzsch- und Elsterthal-Überbrückung im sächsischen Voigtlande, sowie der [[Britanniabrücke|Britannia-Röhrenbrücke]] und der über denselben Meeresarm führenden Kettenbrücke in England und der schiefen Ebene in Baiern.'' Verlag von August Schröter, Plauen 1854, {{Google Buch |BuchID=1KDN1-6e-8oC |Linktext=Digitalisat}}.
* Herbert Pönicke: ''Johann Andreas Schubert, Der Erbauer der ersten Deutschen Lokomotive.'' Leipzig 1935.

== Film ==
* ''Das Wunder vom Göltzschtal.'' Dokumentarfilm, Deutschland, 2017, 29:35 Min., Buch und Regie: Stephan Heise, Produktion: [[Mitteldeutscher Rundfunk|MDR]], Reihe: ''Der Osten – Entdecke wo du lebst'', Erstsendung: 9.&nbsp;Januar 2018 bei MDR, [https://www.mdr.de/entdecke/das-wunder-vom-goeltzschtal-die-bruecke-als-achtes-weltwunder100.html Inhaltsangabe] von MDR.

== Weblinks ==
{{Commons}}
{{Wikisource|Die amerikanische Mühle und Brodfabrik von F. A. Ketzel an der Göltzschthalbrücke}}
* [http://www.goeltzschtalbruecke.de/ goeltzschtalbruecke.de] – Private Seite mit Bildern und Informationen zur Brücke
* Video: [https://www.youtube.com/watch?v=lVLgkV4jOVg Erneuerung und Elektrifizierung der Göltzschtalbruecke.] In: ''YouTube.'' 2010, 11:20&nbsp;Min.
* {{structurae |Typ=bauwerke |ID=20000639}}
* Johann Andreas Schubert: ''[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=abz&datum=1846&page=402&size=45 Die Überbrückung des Göltzsch-und Elstertals auf der Sächsisch-bayerischen Eisenbahn.]'' In: ''[[Allgemeine Bauzeitung (1836–1918)|Allgemeine Bauzeitung]].'' Wien 1846, S.&nbsp;382–392, in [[ANNO – AustriaN Newspapers Online|ANNO]].

== Einzelnachweise ==
<references responsive />

{{Normdaten|TYP=g|GND=4665233-4|LCCN=sh2018001046|VIAF=247842060}}

{{SORTIERUNG:Goltzschtalbrucke}}
[[Kategorie:Bogenbrücke]]
[[Kategorie:Steinbrücke]]
[[Kategorie:Brücke im Vogtlandkreis]]
[[Kategorie:Eisenbahnbrücke in Sachsen]]
[[Kategorie:Technisches Denkmal in Sachsen]]
[[Kategorie:Kulturdenkmal in Netzschkau]]
[[Kategorie:Kulturdenkmal in Reichenbach im Vogtland]]
[[Kategorie:Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland]]
[[Kategorie:Brücke in Europa]]
[[Kategorie:Erbaut in den 1850er Jahren]]