Quelltext der Seite Gedenkstein des Bischofs Bernward

[[Datei:Inschriftenstein St. Michael Hildesheim.jpg|mini|Gedenkstein Bernwards in St.&nbsp;Michael, Hildesheim]]
Der '''Gedenkstein des Bischofs Bernward''' in der [[St. Michael (Hildesheim)|Michaeliskirche]] in [[Hildesheim]] ist eine [[Gedenktafel]] [[Bernward von Hildesheim|Bernwards von Hildesheim]] aus rötlichem [[Sandstein]] mit einer [[latein]]ischen Inschrift. Er wird in das 2.&nbsp;Jahrzehnt des 11.&nbsp;Jahrhunderts datiert.

== Anbringung ==
Der ursprüngliche Platz der Tafel ist unbekannt. Für das 18.&nbsp;Jahrhundert ist bezeugt, dass sie sich an der Außenseite des Westchors, der Grabanlage Bernwards, befand; diesen Platz hatte sie bis zur Zerstörung der Kirche im Zweiten Weltkrieg. Beim Wiederaufbau nach 1945 wurde die Tafel im Inneren der Kirche an der Südwand des Ostquerhauses angebracht. 

== Beschreibung ==
Die rechteckige Steinplatte ist 1,07&nbsp;m hoch und 89&nbsp;cm breit. Ein erhöhter Rahmen umgibt das Schriftfeld. Der Text in [[Lateinisches Alphabet|lateinischen]] Großbuchstaben ist in sieben Zeilen zu je neun<ref>bei Zählung der [[Ligatur (Typografie)|Ligaturen]] als ein Zeichen</ref> Buchstaben aufgeteilt ohne Rücksicht auf die Worteinheiten und ohne Trennung zwischen ihnen. Vorausgestellt ist ein [[Kreuz (Christentum)|Kreuz]]. Die Eintiefungen der Buchstabenlinien sind im Querschnitt rechteckig, nicht spitz. Sie waren vielleicht ursprünglich farbig ausgefüllt.

Die Inschrift, durch Kriegseinwirkungen stellenweise beschädigt, aber zuverlässig dokumentiert, lautet:
{|
|
<poem>
† VENITE CONCI
VES NOSTRI
DEVM ADORA
TE VESTRIQ;<ref>[[Abbreviatur (Paläografie)|Abbreviatur]] für „vestrique“</ref>
PRAESVLIS
BERNWARDI
MEMENTOTE
</poem>
|
<poem>
„Kommt, unsere
Mitbürger,
betet Gott an,
und eures
Vorstehers
Bernward
gedenkt!“
</poem>
|}

== Deutung ==
Für die Deutung stellt sich die Frage, wer hier spricht. Traditionell wird Bernward selbst als Subjekt der Aufforderung angenommen. Er redet die Umwohner als „unsere<ref>[[Pluralis Majestatis]] oder [[Pluralis Modestiae]]</ref> Mitbürger“ an und ruft sie auf, in seine von ihm selbst erbaute Grabeskirche zu kommen, Gott dort anzubeten und seiner, ihres verstorbenen Bischofs, zu gedenken. Neuerdings<ref>Bernhard Gallistl: ''Erzähltes Welterbe: Zwölf Jahrhunderte Hildesheim''. Hildesheim 2015, [https://books.google.de/books?id=z7LoCQAAQBAJ&pg=PA116&lpg=PA116&dq=venite+concives+nostri+gallistl&source=bl&ots=2806dOf_fY&sig=T9dya9Ef-JKZJ5TgqyMbJ9Y3QRc&hl=de&sa=X&ved=0CCMQ6AEwAGoVChMIhdPSuPfExwIVy_5yCh3mOQld#v=onepage&q&f=false S. 116]</ref> wurde vorgeschlagen, im Kontext der Engelskirche und der Engelschorschranken die [[Engel]] als Auffordernde zu verstehen, deren „Mitbürger“ die Menschen in der Kirche seien. Weitgehender Konsens besteht darüber, dass Bernward selbst den Text verfasste und an oder in der Kirche anbringen ließ. Das [[Memento (Totengedächtnis)|Memento]], um das er darin bittet, ist nicht respektvolle Erinnerung, sondern fürbittendes Gebet um die himmlische Vollendung des Verstorbenen ([[Memorialwesen|Memoria]]). Vielleicht haben die Zahlen Sieben ([[Sieben#Die Sieben im Christentum|Zahl der Vollendung]]) und Neun ([[Neun Chöre der Engel]]) in der Textgestaltung Symbolbedeutung.

== Datierung ==
Inhalt, Sprache, Schriftform und Skulpturtechnik machen eine Entstehung der Tafel im letzten Lebensjahrzehnt Bernwards (†&nbsp;1022), das zugleich die Zeit der intensivsten Bautätigkeit an St.&nbsp;Michael war, wahrscheinlich.

== Weblinks ==
* [http://www.inschriften.net/hildesheim/inschrift/nr/di058-0016.html ''Inschriftenkatalog: Stadt Hildesheim Nr. 16'']

== Einzelnachweise ==
<references />

[[Kategorie:Bernward von Hildesheim]]
[[Kategorie:Kultur (Hildesheim)]]
[[Kategorie:Totenkult]]
[[Kategorie:Gedenkstein]]
[[Kategorie:Lateinische Inschrift]]
[[Kategorie:Christentum (11. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Inschrift in Deutschland]]