Quelltext der Seite Gerichtsbezirk Gablonz an der Neiße

{{Infobox Gerichtsbezirk
|Karte           = 
|Name            = Gablonz an der Neiße
|Zweitsprache    = [[Tschechische Sprache|tschechisch]]
|Zweitsprache Name = soudní okres Jablonec nad Nisou
|Kronland        = [[Böhmen]]
|Bezirk          = [[Bezirk Gablonz an der Neiße|Gablonz an der Neiße]]
|Bezirk2         = 
|Gerichtssitz    = [[Jablonec nad Nisou|Gablonz an der Neiße]] (Jablonec nad Nisou)
|Kennziffer      = 
|Landesgericht   = [[Landesgericht Reichenberg|Reichenberg]]
|Fläche          = 113.51
|FlächeJahr      = 1910
|Auflösungsdatum = 1919
|Abgetreten an1  = [[Tschechoslowakei]]
|Einwohner       = 67309
|EinwohnerJahr   = 1910
}}
Der '''Gerichtsbezirk Gablonz an der Neiße''' ([[Tschechische Sprache|tschechisch]]: ''soudní okres Jablonec nad Nisou'') war ein dem [[Bezirksgericht Gablonz an der Neiße]] unterstehender [[Gerichtsbezirk (Österreich)|Gerichtsbezirk]] im Kronland [[Böhmen]]. Er umfasste Gebiete im Norden Böhmens. Zentrum und Gerichtssitz des Gerichtsbezirks war die Stadt [[Jablonec nad Nisou|Gablonz an der Neiße]] (Jablonec nad Nisou). Das Gebiet gehörte seit 1918 zur neu gegründeten [[Tschechoslowakei]] und ist seit 1991 Teil der [[Tschechien|Tschechischen Republik]].

== Geschichte ==
Die ursprüngliche [[Patrimonialgericht]]sbarkeit wurde im [[Kaisertum Österreich]] nach den [[Revolution von 1848/49 im Kaisertum Österreich|Revolutionsjahren 1848/49]] aufgehoben. An ihre Stelle traten die Bezirks-, Landes- und Oberlandesgerichte, die nach den Grundzüge des Justizministers geplant und deren Schaffung am 6. Juli 1849 von Kaiser [[Franz Joseph&nbsp;I.]] genehmigt wurde.<ref>[https://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=lbo&datum=1849&page=138&size=45 Landes-Gesetz- und Regierungs-Blatt für das Kronland Böhmen (Dritte Abtheilung des Ergänzungs-Bandes)] 1849, Nr. 110: „Organisirung der Gerichte in dem Kronlande Böhmen.“</ref> Der Gerichtsbezirk Gablonz an der Neiße gehörte zunächst zum [[Bunzlauer Kreis]] und umfasste 1854 die 18 Katastralgemeinden Dalleschic, Gablonz, Gränzendorf, Grünwald, Johannesberg, Josefsthal, Kukan, Labau, Marschowic, Maxdorf, Neudorf, Pulečnej, Radl, Reichenau, Reinowic, Seidenschwanz und Wiesenthal.<ref>[https://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=lbo&datum=1854&page=860 Landes-Regierungs-Blatt für das Königreich Böhmen] 1854, I. Abtheilung, XLVII. Stück, Nr. 277: „Verordnung der Ministerien des Inneren, der Justiz und der Finanzen vom 9. Oktober 1854, betreffen die politische und gerichtliche Organisirung des Königreichs Böhmen“</ref> Der Gerichtsbezirk Gablonz an der Neiße bildete im Zuge der Trennung der politischen von der judikativen Verwaltung<ref>[https://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=rgb&datum=1868&page=83 Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich.] Jahrgang 1868, XVII. Stück, Nr. 44. „Gesetz vom 19. Mai 1868 über die Einrichtung der politischen Verwaltungsbehörden in den Königreichen ...“</ref> ab 1868 gemeinsam mit dem Gerichtsbezirk [[Gerichtsbezirk Tannwald|Tannwald]] (Tanvald) den [[Bezirk Gablonz an der Neiße]].<ref>[https://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=rgb&datum=1868&page=317 Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich.] Jahrgang 1868, XLI. Stück, Nr. 101: Verordnung vom 10. Juli 1868, die Durchführung des Gesetzes vom 19. Mai 1868 (Reichs-Gesetz-Blatt Nr. 44) in Böhmen, Dalmatien, Oesterreich unter und ob der Enns, Steiermark, Kärnthen, Bukowina, Mähren, Schlesien, Tirol und Vorarlberg, Istrien, Görz und Gradiska betreffend.</ref>

Im Gerichtsbezirk Gablonz an der Neiße lebten 1869 31.328 Menschen<ref>Böhmische k. k. Statthalterei (Hrsg.): ''Orts-Repertorium des Königreiches Böhmen. Mit Benützung der von der k .k. statistischen Central-Commission zusammengestellten Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1869 herausgegeben.'' Prag 1872, S. 7</ref> 1900 waren es 55.318 Personen.<ref>C.k. místodržitelství (Hrsg.): Seznam míst v Království českém. K rozkazu c. k. místodržitelství na základě úřadních udání sestaven. Prag 1907, S. 131</ref>

Der Gerichtsbezirk Gablonz an der Neiße wies 1910 eine Bevölkerung von 67.309 Personen auf, von denen 62.795 [[Deutsche Sprache|Deutsch]] (93,3 %) und 3.175 [[Tschechische Sprache|Tschechisch]] (4,7 %)<ref>In der Volkszählung wurden Personen mit ''böhmischer, mährischer und slowakischer Umgangssprache'' zusammengefasst</ref> als Umgangssprache angaben. Im Gerichtsbezirk lebten zudem 1.121 Anderssprachige oder Staatsfremde.<ref>[[Statistik Austria|k. k. Statistische Zentralkommission]] (Hrsg.): ''Spezialortsrepertorium von Böhmen. Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910.'' Wien 1915, S. 103</ref>

Durch die Grenzbestimmungen des am 10. September 1919 abgeschlossenen [[Vertrag von Saint-Germain|Vertrages von Saint-Germain]] kam der Gerichtsbezirk Gablonz an der Neiße vollständig zur neugegründeten [[Tschechoslowakei]], wobei die Gerichtseinteilung bis 1938 im Wesentlichen bestehen blieb. Nach dem [[Münchner Abkommen]] wurde das Gebiet dem [[Landkreis Gablonz an der Neiße]] zugeschlagen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte das Gebiet zum [[Okres Jablonec nad Nisou]], dessen Behörden jedoch im Zuge einer Verwaltungsreform 2003 ihre Verwaltungskompetenzen verloren. Diese werden seitdem von den Gemeinden bzw. dem [[Liberecký kraj]], zudem das Gebiet um Gablonz an der Neiße seit Beginn des 21. Jahrhunderts gehört, wahrgenommen.

== Gerichtssprengel ==
Der Gerichtssprengel umfasste Ende 1914 die 23 Gemeinden [[Dalešice|Dalleschitz]] (Dalešice), [[Jablonec nad Nisou|Gablonz an der Neiße]] (Jablonec), [[Mšeno nad Nisou|Grünwald bei Gablonz an der Neiße]] (Mšeno), [[Jindřichov nad Nisou|Hennersdorf]] (Jindřichov), [[Janov nad Nisou|Johannesberg]] (Janov), [[Josefův Důl u Jablonce nad Nisou|Josefsthal]] (Josefův Důl), [[Kokonín|Kukan]] (Kokonín), [[Huť|Labau]] (Huť), [[Loučná nad Nisou|Lautschnei]] (Loučná), [[Lukášov|Luxdorf]] (Lukášov), [[Maršovice u Jablonce nad Nisou|Marschowitz]] (Maršovice), [[Nová Ves nad Nisou|Neudorf]] (Nová Ves nad Nisou), [[Horní Maxov|Obermaxdorf]] (Horní Maxov), [[Proseč nad Nisou|Proschwitz]] (Proseč), [[Pulečný|Puletschnei]] (Pulečný), [[Rádlo|Radl]] (Rádlo), [[Rychnov u Jablonce nad Nisou|Reichenau]] (Rychnov), [[Rýnovice|Reinowitz]] (Rýnovice), [[Jablonecké Paseky|Schlag]] (Jablonecké Paseky), [[Krásná-Jistebsko|Schumburg-Gistei]] (Krásná-Jistebsko), [[Vrkoslavice|Seidenschwanz]] (Vrkoslavice), [[Dolní Maxov|Untermaxdorf]] (Dolní Maxov) und [[Lučany nad Nisou|Wiesenthal an der Neiße]] (Lučany).

== Einzelnachweise ==
<references />

== Literatur ==

* [[Statistik Austria|k. k. Statistische Zentralkommission]] (Hrsg.): ''Spezialortsrepertorium von Böhmen. Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910.'' Wien 1915 (Spezialortsrepertorien der österreichischen Länder)
* Alfred Hübner: ''[[Ortsfamilienbuch|Familien]] von Labau und Kukan im Sudetenland (Katholische Kirchgemeinde Gablonz). Kopie der [[Kirchenbuchverkartung|Familienkarten]]''. Leipzig: [[Deutsche Zentralstelle für Genealogie]] 1995; 450 Familien im Zeitraum 1670–1930 laut Bestandsverzeichnis Teil IV Deutsche Zentralstelle für Genealogie, S. 377

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[[Kategorie:Ehemaliger Gerichtsbezirk (Böhmen)|Gablonz an der Neisse]]
[[Kategorie:Jablonec nad Nisou]]