Quelltext der Seite Gotteskasten

{{QS-Religion}}
[[Datei:Hanstorf Kirche Gotteskasten.jpg|mini|Gotteskasten in der [[Dorfkirche Hanstorf]]]] 	
[[Datei:Gotteskastenordnung von 1528 aus St. Nikolai in Hamburg.jpg|mini|Gotteskastenordnung von 1528 aus St. Nikolai in Hamburg. Hamburg, Staatsarchiv, Sign. 512–3 = X III 1 St. Nikolai]]
Der '''Gotteskasten''', aus dem ''[[Oblation (Opfer)|Oblationarium]]'' hervorgegangen, war im [[Mittelalter]] ein Aufbewahrungsort für das Vermögen einer [[Kirchengemeinde]]. Der Gotteskasten wurde auch zur Aufbewahrung wichtiger vermögensrechtlicher Urkunden von Privatpersonen verwendet. Der Urkunde wurde dann ein so genannter ''[[Denarius Dei]]'' beigelegt. Seit dem Ende des Mittelalters bezeichnete  ''Gotteskasten'' zunehmend nur noch im übertragenen Sinne das Vermögen einer Gemeinde.<ref>{{Deutsches Wörterbuch|Titel=Gotteskasten, m.|Band=8|Sp=1264–1265|lemid=GG23749}}</ref>

== Bedeutungsentwicklung nach Martin Luther ==
[[Martin Luther]] hat in seiner [[Lutherbibel|Bibelübersetzung]] das Wort ''Gotteskasten''<ref>Wilhelm Thomas: ''Der Gotteskasten''. In: ''[[Quatember (Zeitschrift)|Quatember]]'' 1955, S. 31 ([http://www.quatember.de/J1955/q55030.htm online-Version des Textes])</ref> als Übersetzung des Wortes {{grcS|γαζοφυλάκιον|gazophylákion}} benutzt, welches die Bedeutung ''Schatzkammer'' hat. 

Es kommt vor allem in der Geschichte von der armen Witwe vor, die nur zwei „[[Scherflein]]“ als [[Almosen]] geben kann ({{B|Mk|12|41–44|LUT}}). Dort ist es zunächst eine Ortsangabe innerhalb des [[Jerusalemer Tempel]]s, danach aber auch die Bezeichnung für eine Einrichtung zum Einwurf von Geldspenden,<ref>{{Literatur| Autor=Walter Grundmann| Titel=Das Evangelium nach Markus| Auflage=5| Verlag=Evangelische Verlagsanstalt| Ort=Berlin| Datum=1971| Seiten=258}} Dort steht: „Jesus sitzt im Tempel, und zwar im Frauenvorhof gegenüber der allen Tempelbesuchern zugänglichen Schatzkammerhalle, in der die 13 posaunenförmigen Geldbehälter für gesetzliche und freiwillige Abgaben standen. Der Ausdruck γαζοφυλακεῖον bezeichnet die Schatzkammer. […] [Jesus] sieht, wie Geld […] eingeworfen wird. Wenn dabei erneut von der Schatzkammer gesprochen wird, so ist das Wort wahrscheinlich auf den in der Schatzkammer stehenden Geldbehälter zu beziehen.“</ref> die heute als [[Opferstock]] bezeichnet wird. So bekam ''Gotteskasten'' die zusätzliche Bedeutung ''Opferstock''. An einer anderen Stelle ({{B|Mt|27|6|LUT}}, [[Lutherbibel#Lutherbibel von 2017|seit 2017]] „Tempelschatz“) bezeichnet ''Gotteskasten'' den [[Tempelschatz von Jerusalem|Tempelschatz]] (hebr./griech. ''korban'' = Opfer).

Der Gotteskasten nach Luther wurde in Kirchen aufgestellt, um Geld für die Armen zu sammeln, statt Geld für die Vergebung von Sünden zu bezahlen. In Hamburg wurde diese Entwicklung des Gotteskastens durch Johannes Bugenhagen, Luthers Weggefährten, angetrieben, somit galt der Gotteskasten als Hamburgs erste „Sozialbehörde“.<ref>{{Internetquelle |autor=Günter Wasserberg, Sabine Henning |url=https://www.hamburger-reformation.de/hier-heute/aus-alt-mach-neu |titel=Aus alt mach’ neu |werk=Hamburger Reformation |hrsg=Ev.-luth. Kirche in Hamburg und Umgebung |zugriff=2018-11-12}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Daniel Kaiser |url=https://www.ndr.de/903/Fakten-ueber-Martin-Luther-und-die-Reformation,luther290.html |titel=5 Fakten über Martin Luther und die Reformation |werk=NDR |datum=2017-10-31 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20181009211726/https://www.ndr.de/903/Fakten-ueber-Martin-Luther-und-die-Reformation,luther290.html |archiv-datum=2018-10-09 |zugriff=2018-11-12}}</ref>

== Erweiterte Bedeutung ==
Eine von der ursprünglichen Bedeutung abgeleitete Bezeichnung als ''Lutherischer Gotteskasten'' meinte eine Reihe von Vereinen, die sich der Unterstützung lutherischer Christen in der [[Christliche Diaspora|Diaspora]] widmeten.<ref>{{Meyers-1905|12|876|spezialkapitel=Lutherischer Gotteskasten}}</ref><ref>[[Walter Caspari (Theologe)|Walter Caspari]]: ''Die geschichtliche Grundlage des gegenwärtigen Evangelischen Gemeindelebens, aus den Quellen im Abriss dargestellt.'' A. Deichert, Leipzig 1908, S. 275 ({{archive.org|diegeschichtlic00caspgoog|Blatt=n286}}).</ref> Schon 1900 wurde das Diasporawerk der [[Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche|SELK]] gegründet, das inzwischen den Namen „Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche –Gotteskasten– e.&nbsp;V.“ trägt.<ref>[http://diasporawerk-selk.com/index.php/ueber-uns/geschichte Internetpräsentation „Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche –Gotteskasten– e.&nbsp;V.“]</ref>

{{Siehe auch|Martin-Luther-Bund}}

== Einzelnachweise ==
<references />

[[Kategorie:Kirchenzubehör]]
[[Kategorie:Geldbehälter]]