Quelltext der Seite Guggenbacher Maschinenpapier-Fabrik Adolf Ruhmann


Die '''Guggenbacher Maschinenpapier-Fabrik Adolf Ruhmann''' war ein in der Papierproduktion tätiges Unternehmen im Besitz und unter der Leitung der Großindustriellen-Familie Ruhmann.

== Überblick ==

Namensgebend für das im Jahre 1853 von [[Adolf Ruhmann]] gegründete Unternehmen war die [[Guggenbacher Papierfabrik|Papierfabrik in Guggenbach]] in der Steiermark. Das Unternehmen zählte zuletzt insgesamt zwölf Betriebe, beschäftigte rund 1600 Mitarbeiter und es wurden rund 60 % des für die in Österreich gedruckten Zeitungen und Zeitschriften benötigten Papiers erzeugt. Die Firmenzentrale war am Papierhandelsplatz in Wien XX angesiedelt, die technische Leitung erfolgte von [[Gugging]] aus. Im Jahr 1938 wurde das Unternehmen im Rahmen der „[[Arisierung]]“ unter Druck verkauft.

== Geschichte ==

Die Ursprünge des Familienunternehmens gehen auf [[Adolf Ruhmann]] zurück, der einen [[Hader (Textilie)|Hadern]]-Groß- und -Detailhandel für die damaligen Papiererzeugungs-Manufakturen eröffnete und unter anderem die [[Guggenbacher Papierfabrik|Papiermanufaktur Guggenbach]] belieferte. 1853 gründete er in Guggenbach seine erste Papierfirma unter dem Namen „Adolf Ruhmann – Papierfabrik“. 1876 kaufte er die insolvent gewordene größere Maschinenpapierfabrik von Leopold Sommer dazu. Mit diesen Fabriken setzte er seine Vision, Papier nur aus Holz und ohne Hadern herzustellen, erfolgreich um. Er erwarb dazu die Exklusivrechte für ein diesbezügliches Patent vom Erfinder Friedrich Gottlieb Keller für [[Österreich-Ungarn]] und setzte die Erfindung erfolgreich um. Die Firma errang mit dem neuartigen kostengünstigen Papier viel Anerkennung und zahlreiche Auszeichnungen, wie 1879 bei der [[Weltausstellung]] in Sydney oder 1880 bei Gewerbeausstellungen in Wien und Graz. Bis ins Jahr 1904 leitete der Firmengründer Adolf Ruhmann das Unternehmen selbst.

Zwei seiner Söhne, Moritz (1858–1936) und Otto Ruhmann (1866–1938), traten nach 1880 in die väterliche Papierfirma ein und trieben die Firmenerweiterung voran. Man kaufte weitere Holzschleifen und Papierwerke in der Obersteiermark in St. Michael, Liesingtal, Madstein und Waldstein. Dann kamen in der Mittelsteiermark Sukdull und 1897 die [[Trattenmühle in Wildon|Trattenmühle bei Wildon]] dazu. In [[Wildon]] wurde das repräsentative [[Herrenhaus (Gebäude)|Herrenhaus]] regelmäßig als Feriendomizil von der Familie Moritz Ruhmanns genutzt. 1903 erfolgte der Erwerb der Zellulosefabrik in Krems bei [[Voitsberg]]. Der Firmenbestand wuchs so auf insgesamt zwölf Unternehmensteile in der Steiermark wie Papierfabriken (Guggenbach, Wildon), Holzschleifen (Guggenbach, Peggau, Waldstein, St. Michael, Liesingtal, Madstein, Sukdull, Wildon), eine Zellulosefabrik (Krems), Schloss Kleintal und eine Zentrale in Wien-[[Brigittenau]].

Über die Zeit von 1914 bis 1919 gibt es wenige Firmeninformationen. Die firmeneigenen Ökonomien in Guggenbach und Wildon werden als für die Ernährung der Mitarbeiterschaft wie der Familie Ruhmann öfters als besonders wichtig erwähnt. Im Jahr 1928 wurden 60 % der österreichischen Zeitungen auf Ruhmann-Papier gedruckt. Im selben Jahr erfolgte die Verleihung des ''„[[Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1922)|Großen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich]]“'', das durch den [[Michael Hainisch|Bundespräsidenten Hainisch]] an Moritz Ruhmann überreicht wurde. Bis zur großen Weltwirtschaftskrise im Herbst 1929 lief das Geschäft zufriedenstellend; ab 1932 kam das Unternehmen als Folge der Weltwirtschaftskrise und der politischen Situation wirtschaftliche Schwierigkeiten.

=== Ende ===

Ab der Wirtschaftskrisenzeit und der bald folgenden [[Tausend-Mark-Sperre]] wurde das Umsatz- und Gewinnbild stark beeinträchtigt, und es mussten von der Firma größere Kredite aufgenommen werden. Der Patriarch Moritz Ruhmann schied 1936 aus dem Unternehmen aus und verstarb, der zweite Seniorchef, Otto Ruhmann, verschied Anfang 1938. Die drei Ruhmann-Brüder [[Franz Ruhmann|Franz]], [[Alfred Ruhmann|Alfred]] und [[Karl Ruhmann|Karl]] führten nun das Familienunternehmen, dessen Wert 1937 auf rund 30 Mio. Schilling beziffert wurde.

Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 unterstellte man den Ruhmann-Brüdern „Nicht-Arier“ zu sein. Unter dem Eindruck der „Arisierung“ wurde die Familie Ruhmann zum Verkauf des kompletten Unternehmens gezwungen.<ref>[https://books.google.de/books?id=DMM9YKC-2wgC&pg=PA318&lpg=PA318&dq=%22Dr.+adolf+Sandner%22&source=bl&ots=lEpUEvqdxn&sig=tNiWV30i0fcc5HmEmztOQLxXJ6Q&hl=de&ei=v8_QTcm3Ec3dsgaEnoC6Cw&sa=X&oi=book_result&ct=result&redir_esc=y#v=onepage&q=%22Dr.%20adolf%20Sandner%22&f=false Alfred Ableitinger: ''Steiermark: die Überwindung der Peripherie''; Böhlau, Wien 2002; S.318.] ISBN 3-205-99217-2</ref> Als Käufer fungierte am 28. Juni 1938 Adolf Sandner.<ref>[https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-28955046.html Auspacken in Österreich]; in: Der Spiegel 5/1954 (abgefragt am 16. Mai 2011)</ref><ref>[https://books.google.de/books?id=cYjsAAAAMAAJ&q=%22Adolf+Ruhmann%22&dq=%22Adolf+Ruhmann%22&hl=de&ei=brboTeCdJMfEswaw0-nnCg&sa=X&oi=book_result&ct=result Ulrike Felber: ''Ökonomie der Arisierung, Band 2'', Verlag Oldenbourg, 2004], ISBN 3-7029-0516-2</ref>

== Weblinks ==

*[https://books.google.de/books?id=gpl3tK0zprIC&pg=PA120&dq=Adolf+Ruhmann&hl=de&ei=sbToTZjhEYbG-Qat9bXHDw&sa=X&oi=book_result&ct=result#v=onepage&q=Adolf%20Ruhmann&f=false zur Geschichte: Ute Georgeacopol-Winischofer: ''Baudenkmäler der Technik und Industrie in Österreich: Steiermark, Kärnten'', Böhlau Verlag Wien, 1991], ISBN 3205052021

== Einzelnachweise ==
<references />

[[Kategorie:Ehemaliger Papierhersteller]]
[[Kategorie:Ehemaliges Unternehmen (Österreich)]]
[[Kategorie:Arisiertes Unternehmen]]
[[Kategorie:Gegründet 1853]]