Quelltext der Seite Heinrich Karl Jaup

[[Datei:Carl Jaup.jpg|mini|Heinrich Karl Jaup]]

'''Heinrich Karl Jaup''' (* [[27. September]] [[1781]] in [[Gießen]]; † [[5. September]] [[1860]] in [[Darmstadt]]) war ein [[Großherzogtum Hessen|großherzoglich-hessischer]] Beamter und Politiker. 1848 bis 1850 war er hessischer Ministerpräsident.

== Familie ==
Er war der Sohn des Staatsrechts-Professors [[Helwig Bernhard Jaup]]<ref group="Anm.">{{Meyers Online|9|176|spezialkapitel=Jaup |kapiteltext=Jaup, Heinrich Karl |retrobID=108755}} Gemäß ''Meyers Konversationslexikon'' ist der Name ''Helferich Bernhard Jaup''. In der ADB ist der Vater unter ''Helwig'' selbst verzeichnet. {{ADB|13|736|737|Jaup, Helwig Bernhard|[[Albert Teichmann]]|ADB:Jaup, Helwig Bernhard}} Im Eintrag zu ''Heinrich Karl Jaup'' wird er wiederum ''Helferich'' genannt.</ref> und dessen Frau, Karoline Friederike Philippine, geborene Sturz (1755–1809), Tochter des [[Pfalz-Zweibrücken|Herzoglich Pfalz-Zweibrückener]] Geheimen Legationsrats Karl Sturz.

Heinrich Karl Jaup heiratete Charlotte Jakobäa* (Jacquette) Louise Bansa (1786–1840), Tochter von Johann Conrad Bansa (1759–1825), Rat und [[Amtmann]] des [[Deutscher Orden|Deutschen Ordens]] in [[Friedberg (Hessen)|Friedberg]], später Hofkammerrat in Gießen. [[Georg Christian Strecker]] war sein Schwager. Aus der Ehe gingen unter anderem hervor:
* Karl Konrad Jaup<ref group="Anm.">Karl Konrad Jaup studierte Rechtswissenschaft, in der er auch promovierte, war Pächter des von [[Rau von Holzhausen|Rau’schen]] Familiengutes in [[Dorheim (Friedberg)|Dorheim]], wo er auch Bürgermeister wurde, und wandert mit Familie 1850 nach [[Cincinnati]] in [[Ohio]] aus.</ref>
* Bernhard Jaup, Ministerialrat im [[Regierung des Großherzogtums Hessen#Innenministerium|Ministerium des Inneren]] des Großherzogtums Hessen
* Louise Theodora Karoline Jaup heiratete den Verleger und Hofdruckereibesitzer [[Karl Theodor von Zabern]] in Mainz.
* Karoline Jaup heiratete den [[Komponist]]en und [[Dirigent]]en [[Carl Amand Mangold]], Hofmusikdirektor in Darmstadt.<ref>Lagis (Weblinks).</ref>

== Karriere ==
=== Vormärz ===
Heinrich Karl Jaup studierte von 1798 bis 1803 an den Universitäten [[Universität Gießen|Gießen]] und [[Universität Göttingen|Göttingen]] [[Rechtswissenschaft]]en. 1803 [[Promotion (Doktor)|promovierte]] er in Gießen und arbeitete bis 1804 als Privatdozent. 1804 wurde er außerordentlicher, 1806 als Nachfolger auf dem Lehrstuhl seines Vaters ordentlicher Professor der Rechte in Gießen.<ref>Lagis und Arcinsys (Weblinks).</ref> 1808 erklärte Großherzog [[Ludwig I. (Hessen-Darmstadt)|Ludewig I.]] den [[Code civil|Code Napoléon]] in seinem Großherzogtum einführen zu wollen.<ref>[https://books.google.de/books?id=M2dJAAAAYAAJ&pg=PA155&q=gericht#v=onepage&q=gericht&f=false ''Edict, die Einführung des Code Napoléon im Großherzogthum betreffend'']. In: Großherzoglich Hessische Verordnungen. 1. Heft: Von August 1806 bis Ende des Jahres 1808. Invalidenanstalt, Darmstadt 1811, S. 155.</ref> Jaup bildete zusammen mit [[Karl Ludwig Wilhelm von Grolman]] eine Kommission, die bewerten sollte, wie das praktisch umgesetzt werden könne. Sie vertraten die Auffassung, den ''Code Civil'' komplett zu übernehmen, zuvor aber die Rechtsverhältnisse anzupassen, damit das funktioniere. Dazu beteiligten sie sich an der [[Gießener Konferenz]]. Das Projekt scheiterte aber an politischen Widerständen und dem Untergang [[Napoleon Bonaparte]]s. Ab 1808 war Jaup auch publizistisch für staatsrechtliche Zeitschriften tätig, unter anderem gemeinsam mit [[August Friedrich Wilhelm Crome]] Herausgeber von ''Germanien, Zeitschrift für Staatsrecht, Politik und Statistik'' und ''Germanien und Europa''.

1813 wurde er kommissarischer Regierungsrat, 1814 Beigeordneter der [[Kaisertum Österreich|Kaiserlich-Österreichischen]] [[Gesandter|Gesandtschaft]] zur [[Bundestag (Deutscher Bund)|Bundesversammlung]].<ref>Lagis (Weblinks).</ref>

1815 wurde er „Referendar“ (Referent) im großherzoglich-hessischen [[Regierung des Großherzogtums Hessen|Staatsministerium]] in Darmstadt, 1820 „Geheimer Staatsrat“. Die damals entstandene Gemeindeordnung für das Großherzogtum und das „Staatsdiener-Edikt“ (Beamtengesetz) stammen wesentlich von ihm und auch an der [[Verfassung des Großherzogtums Hessen]] vom Dezember 1820 arbeitete er mit.<ref>Horre, S. 16.</ref> Als in der darauf folgenden Verwaltungsreform 1821 das Gesamtministerium in drei selbständige Ministerien aufgeteilt wurde, ging er ins [[Regierung des Großherzogtums Hessen#Außenministerium|Ministerium des Äußeren und des Großherzoglichen Hauses]] und wurde Mitglied des [[Staatsrat des Großherzogtums Hessen|Staatsrats]], der sich allerdings erst 1823 konstituierte. 1824 wurde er – wahrscheinlich, weil er als zu liberal galt – im Ministerium kaltgestellt und damit beauftragt, die Gesetzgebungskommission des Großherzogtums zu leiten.<ref>Horre, S. 16.</ref> Ebenfalls ab 1824 gehörte er dem Präsidium des [[Provisorischer Kassations- und Revisionsgerichtshof für die Provinz Rheinhessen|Provisorischen Kassations- und Revisionsgerichtshofs für die Provinz Rheinhessen]] an und amtierte ab 1828 als dessen Präsident. Auch hier fiel er mit einer eher liberalen Haltung auf.<ref>Horre, S. 17.</ref> 1832 wurde das Gericht aufgelöst<ref>Art. 1 {{HessAmtsBL|typ=HRBL |hrsg=Großherzog von Hessen und bei Rhein |titel=Verordnung, Auflösung des bisherigen provisorischen Cassations- und Revisions-Gerichtshofes für die Provinz Rheinhessen und die Übertragung der Attributionen an das Ober-Appellations-Gericht betr. |nr-text=51½ |jahr=1832 |datum=1832-06-26 |seite=325 |seiten=338<sup>a</sup> |fundstelle= |kbytes=2940}}</ref>, seine Aufgaben dem Oberappellationsgericht übertragen.<ref>Art. 2 {{HessAmtsBL|typ=HRBL |hrsg=Großherzog von Hessen und bei Rhein |titel=Verordnung, Auflösung des bisherigen provisorischen Cassations- und Revisions-Gerichtshofes für die Provinz Rheinhessen und die Übertragung der Attributionen an das Ober-Appellations-Gericht betr. |nr-text=51½ |jahr=1832 |datum=1832-06-26 |seite=325 |seiten=338<sup>a</sup> |fundstelle= |kbytes=2940}}</ref>

Politisch war er zwar [[Liberalismus|liberal]] eingestellt, zugleich aber Anhänger der [[Konstitutionalismus|konstitutionellen Monarchie]].<ref>Stahl, S. 228.</ref> Das war unter dem leitenden Minister [[Karl du Thil]] aber nicht staatstragend genug: 1832 wurde Heinrich Karl Jaup als oppositioneller Abgeordneter für den Wahlkreis [[Friedberg (Hessen)|Friedberg]] in die [[Landstände des Großherzogtums Hessen]] gewählt, mittels Urlaubsverweigerung seitens der Regierung aber daran gehindert, sein Mandat auszuüben. Ein Jahr später, 1833 wurde er dagegen aus politischen Gründen zwangsbeurlaubt: in den Ruhestand versetzt<ref>Lagis und Arcinsys (Weblinks).</ref>, aber selbst im Ruhestand verweigerte ihm die Regierung – obwohl er noch drei Mal gewählt wurde – die Annahme des Mandats für die Landstände.<ref>Horre, S. 17.</ref> Er arbeitete nun an einer Reihe von Projekten unterschiedlicher Art mit:
* Von 1831 bis 1848 war er Abgeordneter im Gemeinderat von Darmstadt.
* Er schrieb Beiträge für die ersten beiden Auflagen des [[Rotteck-Welckersches Staatslexikon]]s.
* Er war Mitarbeiter sowie Mitglied des Ehrenrats der [[Deutsche Zeitung (1847–1850)|Deutschen Zeitung]].
* 1833 wurde er Mitglied des [[Großherzogtum Hessen#Eisenbahn|Darmstädter Eisenbahnkomitees]]<ref>Lagis (Weblinks).</ref>, ein Projekt das allerdings 1838 scheiterte.
* 1833 bis 1836 amtierte er als Präsident des „Vereins für Verbesserung des Zustandes der Israeliten“.<ref>Lagis (Weblinks).</ref>
* 1846 und 1847 nahm er an den [[Germanistentag]]en in [[Frankfurt am Main]] und [[Lübeck]] teil.

=== 1848 ===
Nach Ausbruch der [[Märzrevolution]] 1848 wurde er in das hessische [[Märzregierung|Märzministerium]] berufen, von März bis Juni als Präsident des Staatsrats, ab dem 16. Juli als [[Regierung des Großherzogtums Hessen#Innenministerium|Innenminister]] und Vorsitzender des Gesamtministeriums (Ministerpräsident). Ihm gelang es, die meisten Forderungen der [[Revolution von 1848 im Großherzogtum Hessen]] – auch gegen erhebliche Widerstände, z.&nbsp;B. der [[Standesherr (Großherzogtum Hessen)|Standesherren]] – umzusetzen.

Ebenfalls im März 1848 wurde Jaup als Vertrauensmann für die 16. [[Kuriatsstimme]] ([[Liechtenstein]], [[Hohenzollern]], [[Fürstenhaus Reuß|Reuß]], [[Lippe (Land)|Lippe]] und [[Waldeck]]) Mitglied des [[Siebzehnerausschuss]]es, der im Auftrag des [[Deutscher Bund|Deutschen Bundes]] eine neue Verfassung für Deutschland entwerfen sollte. Ende März war er Teilnehmer am [[Vorparlament]] und gründete kurz darauf den ''Vaterländischen Verein'' in Darmstadt.

Vom 18. Mai 1848 bis zum 18. August 1848 vertrat er als Abgeordneter den 2.&nbsp;hessischen Wahlkreis in [[Groß-Umstadt|Umstadt]] in der [[Frankfurter Nationalversammlung]]<ref>Lagis (Weblinks).</ref>, wo er dem [[Casino (Fraktion)|Casino]] angehörte.<ref>Stahl, S. 228.</ref>

1849 und 1850 gehörte er sowohl der ersten, wie auch der zweiten Kammer der [[Landstände des Großherzogtums Hessen]] an.

In der politisch völlig verfahrenen Situation im Sommer 1850 (die liberale Mehrheit in beiden Kammern des Landtages blockierte den Staatshaushalt), entließ Großherzog [[Ludwig III. (Hessen-Darmstadt)|Ludwig III.]] Heinrich Karl Jaup am 30. Juni 1850 und ersetzte ihn durch [[Reinhard Carl Friedrich von Dalwigk]], dem es in den folgenden Monaten gelang, die Landstände auszuschalten und der [[Reaktionsära|Reaktion]] zum Durchbruch zu verhelfen. Heinrich Karl Jaup wurde auf den Posten des zweiten Präsidenten des [[Oberkonsistorium der Evangelischen Landeskirche Hessen|Oberkonsistoriums der Evangelischen Landeskirche Hessen]] (oberste Kirchenbehörde) abgeschoben und erhielt den Titel eines [[Geheimrat|Wirklichen Geheimen Rates]]. 1853 wurde er Präsident der Behörde, nachdem die Stelle durch den Tod von [[Johann Matthäus von Lehmann]] freigeworden war. Weiter publizierte er politische und juristische Schriften. 1854 wurde er zusätzlich Direktor des [[Hessisches Landesmuseum Darmstadt|Museums in Darmstadt]]. 1860 ging es in den Ruhestand.<ref>Lagis (Weblinks).</ref>

== Literatur ==
* Otto Horre: ''Die Präsidenten des Oberkonsistoriums (Landeskirchenamtes) in Darmstadt. Ein Rückblick anläßlich dessen 100jährigen Bestehens 1832–1932''. C. F. Winter, Darmstadt 1932, S. 15–19.
* {{NDB|10|369|370|Jaup, Carl|Friedrich Knöpp|117089443}}
* [[Jochen Lengemann]]: ''MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index'' (= ''Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen.'' Bd. 14 = ''Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen.'' Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 200.
* [https://www.retrobibliothek.de/retrobib/seite.html?id=108755#Jaup ''Jaup, Heinrich Karl''.] In: ''[[Meyers Konversations-Lexikon]]'' 1885–1892, Band 9, S. 176.
* Klaus-Dieter Rack, Bernd Vielsmeier: ''Hessische Abgeordnete 1820–1933. Biografische Nachweise für die Erste und Zweite Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen 1820–1918 und den Landtag des Volksstaats Hessen 1919–1933'' (= ''Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen.'' Bd. 19 = ''Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission.'' NF Bd. 29). Hessische Historische Kommission, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-88443-052-1, Nr. 403.
* Patricia Stahl u. a.: ''Die Frankfurter Nationalversammlung 1848/49. Ein Handlexikon der Abgeordneten der deutschen verfassungsgebenden Reichs-Versammlung''. Kunz, Kelkheim, 1989. ISBN 3-923420-10-2
* {{ADB|13|733|736|Jaup, Heinrich Karl|Karl Wippermann|ADB:Jaup, Carl}}

== Weblinks ==
* [https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction.action?detailid=v1628562 ''Jaup, Heinrich Karl'']. In: [[Hessisches Staatsarchiv Darmstadt]]: Bestand S 1. In: [[Arcinsys]]
* {{fnv}}
* {{LAGIS|ref=nein|DB=HBN|ID=117089443|titel=Jaup, Heinrich Carl|datum=2019-11-21}}

== Anmerkungen ==
<references group="Anm." />

== Einzelnachweise ==
<references responsive />

{{NaviBlock
|Navigationsleiste Regierungschefs von Hessen (Darmstadt)
|Navigationsleiste Innenminister von Hessen (Darmstadt)
|Navigationsleiste Abgeordnete des Wahlbezirks Michelstadt
|Navigationsleiste Abgeordnete des Wahlbezirks Friedberg-Stadt}}

{{Normdaten|TYP=p|GND=117089443|VIAF=40146750}}

{{SORTIERUNG:Jaup, Heinrich Karl}}
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Mitglied der Ersten Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen]]
[[Kategorie:Mitglied der Zweiten Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen]]
[[Kategorie:Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung]]
[[Kategorie:Staatsminister des Großherzogtums Hessen]]
[[Kategorie:Innenminister des Großherzogtums Hessen]]
[[Kategorie:Politiker (19. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Präsident (Oberkonsistorium Darmstadt)]]
[[Kategorie:Geboren 1781]]
[[Kategorie:Gestorben 1860]]
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Mitglied des Vorparlaments]]
[[Kategorie:Absolvent der Justus-Liebig-Universität Gießen]]

{{Personendaten
|NAME=Jaup, Heinrich Karl
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=großherzoglich-hessischer Beamter und Politiker und Ministerpräsident
|GEBURTSDATUM=27. September 1781
|GEBURTSORT=[[Gießen]]
|STERBEDATUM=5. September 1860
|STERBEORT=[[Darmstadt]]
}}