Quelltext der Seite Helmut Recknagel

{{Infobox Skispringer
<!-- Allgemeine Informationen -->
| kurzname = Helmut Recknagel
| bild = Bundesarchiv Bild 183-37342-0004, Oberwiesenthal, Oster-Skispringen, Helmut Recknagel.jpg
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| bildbeschreibung = Recknagel beim Oster-Skispringen in Oberwiesenthal
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| nation = {{GDR}}
| geburtstag = 20. März 1937
| geburtsort = [[Steinbach-Hallenberg]]
| geburtsland = [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|Deutsches Reich]]
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<!-- Karriere -->
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| verein = [[SC Motor Zella-Mehlis]]
| trainer =[[Hans Renner (Skispringer)|Hans Renner]] 
| nationalkader =1955 
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| status = z
| karriereende = 1964
<!-- Medaillen -->
| Medaillenspiegel = 
{{Medaillenspiegel |Olympische Medaillen |1|0|0}}
{{Medaillenspiegel |WM-Medaillen |2|0|2}}
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{{Medaillen Wintersport| Wo = Olympische Winterspiele
| Gold | [[Olympische Winterspiele 1960/Ski Nordisch|1960 Squaw Valley]] | Normalschanze
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{{Medaillen Wintersport | Wo = Nordische Skiweltmeisterschaften
| Bronze | [[Nordische Skiweltmeisterschaften 1958|1958 Lahti]] | Normalschanze
| Gold | [[Olympische Winterspiele 1960/Ski Nordisch|1960 Squaw Valley]] | Normalschanze
| Gold | [[Nordische Skiweltmeisterschaften 1962|1962 Zakopane]] | Großschanze
| Bronze | 1962 Zakopane | Normalschanze
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{{Medaillen Wintersport | Wo = DDR-Meisterschaften (Skispringen)
| Silber | [[DDR-Skimeisterschaften 1958|1958 Altenberg]] | Einzel
| Gold | [[DDR-Skimeisterschaften 1959|1959 Lauscha]] | Einzel
| Gold | [[DDR-Skimeisterschaften 1962|1962 Schmiedefeld]] | Einzel
| Gold | [[DDR-Skimeisterschaften 1963|1963 Klingenthal]] | Einzel
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<!-- Weltcup -->
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'''Helmut Recknagel''' (* [[20. März]] [[1937]] in [[Steinbach-Hallenberg]]) ist ein ehemaliger [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]]-[[Skispringen|Skispringer]]. Er gilt als einer der erfolgreichsten deutschen Sportler dieser Disziplin. Er gewann dreimal die [[Vierschanzentournee]].

== Sportliche Karriere ==
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-53391-0001, Altenberg, Nordische Kombination, Recknagel, Glass und Lesser.jpg|mini|links|Von links: Helmut Recknagel, [[Harry Glaß]] und [[Werner Lesser]] in Altenberg]]
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-28603-0034, Oberhof, Helmut Recknagel.jpg|mini|links|Helmut Recknagel bei der DDR-Meisterschaft im Januar 1955 in [[Oberhof]]]]
Recknagel wurde im Sommer 1954 von [[Hans Renner (Skispringer)|Hans Renner]] als Skispringer angeworben und nahm das Angebot aufgrund des Rats seines Vaters an.<ref>Recknagel: ''Eine Frage der Haltung.'' 2012, ISBN 978-3-360-02146-5, S. 32.</ref> Erst wurde er in [[Zella-Mehlis]] und danach in [[Oberhof]] ausgebildet. Im März 1955 nahm er an seinem ersten Turnier in [[Oberstdorf]] an der Skiflugwoche teil. Er belegte bei diesem Turnier den 27.&nbsp;Rang.<ref>Recknagel: ''Eine Frage der Haltung.'' 2012, S. 38.</ref>

Seinen ersten großen internationalen Erfolg feierte der für den [[SC Motor Zella-Mehlis]] startende Recknagel am 3. März 1957 auf dem traditionellen [[Holmenkollbakken]] in [[Oslo]]. Dort durfte er als noch 19-jähriger Springer nur mit einer Ausnahmegenehmigung starten. Bei dichtem Nebel siegte er als erster Nicht-Skandinavier auf dieser Schanze. Er betrachtet dies als wichtigsten Sieg seiner Laufbahn.

[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-89855-0003, Thüringer Dreischanzentournee, Helmut Recknagel.jpg|mini]]
Während der Eröffnungszeremonie für die [[Olympische Winterspiele 1960|Olympischen Winterspiele 1960]] im US-amerikanischen [[Squaw Valley (Placer County)|Squaw Valley]], bei denen eine [[Gesamtdeutsche Olympiamannschaft|gesamtdeutsche Mannschaft]] antrat, trug mit Recknagel erstmals ein [[Liste der Fahnenträger der deutschen Mannschaften bei Olympischen Spielen|deutscher Skispringer die Fahne]]. Im Wettbewerb gewann er die Goldmedaille mit dem damals noch üblichen Stil, die Arme in „[[Superman]]-Pose“ nach vorne ausgestreckt. Damit war er nach fünf norwegischen und einem finnischen Springer der erste deutsche [[Liste der Olympiasieger im Skispringen|Olympiasieger im Skispringen]]. Im selben Jahr erhielt er die [[Holmenkollen-Medaille]] und war damit der erste Preisträger, der nicht aus einem der [[Nordische Länder|nordischen Länder]] Norwegen, Schweden oder Finnland kam.

1962 siegte Recknagel in [[Zakopane]] überlegen bei der Skisprung-Weltmeisterschaft und wurde zum [[Sportler des Jahres (DDR)|DDR-Sportler des Jahres]] gewählt. Er wandte damals offensichtlich Trainingsmethoden an, welche erst danach von anderen Springern (vor allem aus anderen Ländern) übernommen wurden, denn er trainierte im Sommer auf Kunststoffmatten.<ref>{{AZ|So überlegen gewann noch kein Skispringer|1962|2|27|11}}</ref>  Eine Woche nach der WM gewann er zum fünften Mal die internationale Skiflugwoche am Kulm bei Tauplitz - Bad Mitterndorf mit einer persönlichen Bestweite von 136 Metern. Er siegte bereits bei den Flugwochen 1958<ref>{{AZ|Ergebnisübersicht unter dem Titel »In wenigen Zeilen«|1958|3|25|8}}</ref> und 1961 in Oberstdorf sowie 1957 und 1960 in Planica. 1959 wurde er Zweiter der Skiflugwoche am Kulm und 1963 in Planica Vierter der Gesamtwertung.1964 startete Recknagel nochmals bei den [[Olympische Winterspiele 1964|Olympischen Winterspielen]] in [[Innsbruck]] und belegte die Plätze sechs (Normalschanze) und sieben (Großschanze).

Recknagel gewann außerdem dreimal (1958, 1959 und 1961) die prestigeträchtige [[Vierschanzentournee]], was nach ihm nur [[Bjørn Wirkola]], [[Jens Weißflog]] (vier Siege), [[Janne Ahonen]] (fünf Siege) und [[Kamil Stoch]] schafften. 1959, 1962 und 1963 gewann er zudem die DDR-Meisterschaften.<ref>[http://www.sport-komplett.de/sport-komplett/sportarten/s/ski_nordisch/skispringen/hst/21.html Übersicht über die DDR-Meisterschaften] bei www.sport-komplett.de, abgerufen am 6. Januar 2013.</ref>

Seinen letzten Sprunglauf bestritt er im März 1964 beim „Freie Presse“-Pokal in [[Oberwiesenthal]]. Damals ahnte er noch nicht, dass dies sein letzter Wettkampf sein sollte. Nach einem Gespräch mit seinem Trainer Hans Renner entschied er sich im Mai 1964 seine Karriere zu beenden.

Recknagel spielte vor 1954 auch Fußball in der Jugendmannschaft der [[Grün-Weiß Steinbach-Hallenberg|Sportgemeinschaft Steinbach-Hallenberg]].<ref>Recknagel: ''Eine Frage der Haltung.'' 2012, S. 27.</ref> Ein Angebot, in der Oberligamannschaft des [[BSG Turbine Halle]] zu spielen, lehnte er aber ab, da er lieber in Westdeutschland für den 1. FC Kaiserslautern spielen wollte.<ref>Recknagel: ''Eine Frage der Haltung.'' 2012, S. 21.</ref>

== Beruflicher Werdegang ==
Recknagel wurde in [[Steinbach-Hallenberg]] als Sohn eines Zangenmachers geboren.<ref>Recknagel: ''Eine Frage der Haltung.'' 2012, S. 15.</ref> Im Sommer 1951 erlernte er den Beruf eines [[Werkzeugmacher]]s in [[Herges-Hallenberg]].<ref>Recknagel: ''Eine Frage der Haltung.'' 2012, S. 26.</ref> Am 29. August 1953 erhielt er sein Facharbeiterzeugnis.<ref>Urkunde auf derselben Seite</ref> Er war danach als Messtechniker bei der Thüringer Kugellagerfabrik angestellt.<ref name="frage144">Recknagel: ''Eine Frage der Haltung.'' 2012, S. 144.</ref> Noch während seiner aktiven Zeit als Skispringer bestand er die Sonderreifeprüfung bei der [[Arbeiter-und-Bauern-Fakultät]] an der [[Deutsche Hochschule für Körperkultur|deutschen Hochschule für Körperkultur]] (DHfK) in [[Leipzig]]. Danach begann er ein Studium an der DHfK, welches er jedoch vorzeitig abbrach, da er nicht mehr Diplomsportlehrer bzw. Trainer werden wollte.<ref name="frage144" />

== Beruflicher Werdegang nach der Sportkarriere ==
Nach seiner Sportkarriere begann er [[Veterinärmedizin]] zu studieren und schloss das Studium am 20. März 1970 mit der Note „gut“ ab.<ref>Urkunde auf: Recknagel: ''Eine Frage der Haltung.'' 2012, S. 152.</ref> Am 1. April 1971 erfolgte die [[Approbation (Heilberufe)|Approbation]] als Tierarzt. Nach Pflichtassistenzen in [[Gorgast]] und [[Berlin]] promovierte er 1973 mit einer pharmakologischen Untersuchung an Albino-Ratten.<ref>Recknagel: ''Eine Frage der Haltung.'' 2012, S. 147 f.</ref> Seit April 1974 leitete er die Veterinärhygiene-Inspektion im [[Kreis Fürstenwalde]].<ref>Recknagel: ''Eine Frage der Haltung.'' 2012, S. 151 f.</ref>

Er war von 1970 bis 1990 Mitglied des [[Nationales Olympisches Komitee der DDR|NOK der DDR]], 1990 des NOK für Deutschland. In dieser Funktion war er von 1973 bis 1995 internationaler Sprungrichter. Am  1.&nbsp;November 1990 wurde er als Hygienetierarzt in [[Fürstenwalde/Spree|Fürstenwalde]] entlassen<ref>Recknagel: ''Eine Frage der Haltung.'' 2012, S. 185.</ref> und arbeitete nach längerer Arbeitslosigkeit für eine Versicherung im Westteil Berlins.<ref>Recknagel: ''Eine Frage der Haltung.'' 2012, S. 190.</ref> Am 31.&nbsp;Oktober 1996 eröffnete er ein [[Sanitätshaus]] in [[Berlin-Prenzlauer Berg]],<ref>Recknagel: ''Eine Frage der Haltung.'' 2012, S. 196.</ref> welches er bis 2009 selbst betrieb.<ref>Recknagel: ''Eine Frage der Haltung.'' 2012, S. 199.</ref> Seit 1962 ist Helmut Recknagel verheiratet; er hat eine Tochter, zwei Enkelkinder und lebt in [[Berlin-Friedrichshain]].

Helmut Recknagel war in der DDR ein Sportidol, so z.&nbsp;B. für [[Hans-Georg Aschenbach]] und [[Jens Weißflog]]. Spätere kommerzielle Entwicklungen im Skispringen sah er kritisch und bemerkte im Bezug auf [[Sven Hannawald]]: „Er war ein einzigartiges, begnadetes Talent. Zugleich aber sah ich, wie der Erwartungsdruck stetig stieg. [...] Da waren die Medien, und da waren die Sponsoren, die ihre Firmenabzeichen auf jede freie Stelle am schmächtigen Körper, an Helm und Bretter pappten. Sie verwandelten den Sportler zur lebenden Litfaßsäule.“<ref>Helmut Recknagel: ''Eine Frage der Haltung.'', [[Das Neue Berlin]], Berlin 2007, ISBN 978-3-360-01298-2, S. 109.</ref>

Im Frühjahr 2007 feierte Recknagel seinen 70. Geburtstag, zu dem auch seine Autobiografie erschien. Im selben Jahr beging er auch den 50. Jahrestag seines Erfolgs in Oslo. Zu diesem Anlass war er im März Ehrengast beim Springen am Holmenkollen und übergab dem dortigen Skimuseum die Sprungski, mit denen er 1957 seinen Erfolg errang.

== Weitere Erfolge ==
* Sieg am 9. Januar 1960 beim Internationalen Springen in [[Oberwiesenthal]]<ref>«Internationales Springen in Ostdeutschland»; «Sport Zürich», Nr. 4 vom 11. Januar 1960, Seite 3, Spalte 4.</ref>

=== Schanzenrekorde ===
{| class="wikitable" style="text-align:center"
|- class="hintergrundfarbe5"
! width="205px" | Schanze !! width="80px" | Ort !! width="110px" | Land !! width="70px" | Weite !! width="125px" | aufgestellt am !! width="115px" | Rekord bis
|-
| style="text-align:left" | [[Bloudkova Velikanka|Bloudkova velikanka]] (K120) || style="text-align:left" | [[Bloudkova Velikanka|Planica]] || style="text-align:left" | {{SVN}} || 120,0 m || align=right|8. März 1957 &nbsp; || align=right|9. März 1957 &nbsp; 
|-
| style="text-align:left" | Bloudkova velikanka (K120) || style="text-align:left" | Planica || style="text-align:left" | {{SVN}} || 124,0 m || align=right|9. März 1957 &nbsp; || align=right|25. März 1960 &nbsp; 
|-
| style="text-align:left" | Bloudkova velikanka (K120) || style="text-align:left" | Planica || style="text-align:left" | {{SVN}} || 124,5 m || align=right|25. März 1960 &nbsp; || align=right|27. März 1960 &nbsp; 
|-
| style="text-align:left" | Bloudkova velikanka (K120) || style="text-align:left" | Planica || style="text-align:left" | {{SVN}} || 127,5 m || align=right|25. März 1960 &nbsp; || align=right|25. März 1966 &nbsp;
|}

== Ehrungen ==
Recknagel erhielt mehrmals den [[Vaterländischer Verdienstorden|Vaterländischen Verdienstorden der DDR]], darunter erstmals 1958 in Bronze, 1962 in Silber und 1970 in Gold.<ref>Recknagel: ''Eine Frage der Haltung.'' 2012, S. 235.</ref>

Am 20. Mai 2011 wurde Helmut Recknagel in die [[Hall of Fame des deutschen Sports]] aufgenommen.<ref>[http://www.taz.de/Schanzenheld-Helmut-Recknagel-/!71015/ ''Gefeiert und bespitzelt.''] In: ''Taz.'' 19. Mai 2011.</ref><ref>Vorwort zu: H. Recknagel: ''Eine Frage der Haltung.'' 2012.</ref>

Am 20.&nbsp;Mai 2017 hat der [[Bad Freienwalde]]r Wintersportverein seine Schanze im Beisein des Namensgebers in ''Kurstadtschanze „Helmut Recknagel“'' umgetauft. Es ist die erste Schanzenanlage, die den Namen des mehrfachen [[Olympiasieger]]s, [[Weltmeisterschaft|Weltmeisters]] und [[Vierschanzentournee]]-Siegers trägt.<ref>(kth): ''Skisprunglegende erhält Titel'' in [[Märkische Oderzeitung]] vom 22.&nbsp;Mai 2017, S.&nbsp;8</ref>

== Autobiographie ==
* ''Eine Frage der Haltung''. [[Das Neue Berlin]], Berlin 2007, ISBN 978-3-360-01298-2. (2. korrigierte Auflage. Das Neue Berlin, Berlin 2012, ISBN 978-3-360-02146-5)

== Literatur ==
* {{WWW-DDR|id=helmut-recknagel|lemma=Recknagel, Helmut|autor=[[Volker Kluge]], Olaf W. Reimann|band=2|idNum=2774}}
* Joachim Ret: ''Der Sieger von Squaw Valley''. Kinderbuchverlag, Berlin 1970.

== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* {{FISDB|JP|50156}}
* {{Olympedia|96757}}
* {{Hall of Fame des deutschen Sports}}
* {{DNB-Portal|118743651}}
* {{DDB|Person|118743651}}

== Einzelnachweise ==
<references />

{{NaviBlock
|Navigationsleiste Olympiasieger im Skispringen von der Großschanze
|Navigationsleiste Weltmeister im Skispringen (Großschanze)
|Navigationsleiste Sieger der Vierschanzentournee
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{{SORTIERUNG:Recknagel, Helmut}}
[[Kategorie:Skispringer (DDR)]]
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[[Kategorie:Teilnehmer der Olympischen Winterspiele 1964]]
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