Quelltext der Seite Hochstift Lübeck

{{Infobox Territorium im Heiligen Römischen Reich
|Wappen = [[Bild:Lübeck-bistum.PNG|100px]]
|Karte = [[Bild:Map SLH-1650.png|220px]]
|Bildtext = Schleswig und Holstein um 1650. Das Territorium des Hochstifts Lübeck (grün) befand sich weitgehend zwischen den Städten Plön und Lübeck.
|Alternativnamen = 
|Vorläufer = 1180 herausgebildet aus [[Stammesherzogtum Sachsen|Herzogtum Sachsen]]
|Regierungsform = Wahlfürstentum/[[Ständestaat]]
|Staatsoberhaupt = [[Fürstbischof]], [[Administrator (Katholische Kirche)|Administrator]] oder in [[Vakanz]]: [[Domkapitel]]
|Region-ISO = [[DE-SH]]
|Reichstag = 
|Reichsmatrikel = 2 Reiter, 13 Fußsoldaten, 60 Gulden
|Reichskreis = [[Niedersächsischer Reichskreis|niedersächsisch]]
|Kreistag = 
|Hauptstädte/Residenzen = [[Eutiner Schloss|Eutin]]
|Dynastien = ab 1586: [[Schleswig-Holstein-Gottorf]]
|Konfession/Religion = bis zur Reformation [[römisch-katholisch]], ab 16. Jh. [[evangelisch]]
|Sprache/n = [[Deutsche Sprache|Deutsch]]
|Fläche = 
|Einwohner = 
|Währung = 
|Nachfolger = [[Oldenburg (Land)|Oldenburg]]/[[Fürstentum Lübeck]] (1803)
|Siehe auch = 
|Lage =
}}
[[Datei:Eutiner Schloss 2007.JPG|mini|hochkant=1.4|Das [[Eutiner Schloss]], fürstbischöf&shy;li&shy;che Re&shy;si&shy;denz seit 1350]]

Das '''Hochstift Lübeck''' (auch '''Fürstbistum Lübeck''') war ein [[Reichsstand]] des [[Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation|Heiligen Römischen Reiches]] im heutigen [[Schleswig-Holstein]]. Es war der weltliche Besitz des [[Liste der Bischöfe von Lübeck|Bischofs von Lübeck]] sowie des [[Domkapitel]]s. Ab 1500 war es Teil des [[Niedersächsischer Reichskreis|Niedersächsischen Reichskreises]].

== Geschichte ==
Das Gebiet des [[Hochstift]]es Lübeck umfasste die Liegenschaften des [[Bischof]]s, des [[Domkapitel]]s sowie des [[Kollegiatstift Eutin|Kollegiatstifts Eutin]]. Diese befanden sich im Wesentlichen rund um die Stadt [[Eutin]], die Residenz des Bischofs sowie am Unterlauf der [[Trave]] rund um [[Bad Schwartau]]. In der Stadt [[Lübeck]] selbst gehörten nur der [[Chor (Architektur)|Chorraum]] des [[Lübecker Dom]]s und einige Grundstücke um den Dom, auf denen sich die Domherrenkurien befanden, dazu. Die Bischöfe, deren Einfluss in der Handelsstadt Lübeck gering blieb, verlegten im Spätmittelalter (endgültig um 1350) ihre Residenz nach Eutin in das dortige [[Eutiner Schloss|Schloss]].

Während das als geistlicher Aufsichtsbezirk der [[katholische Kirche|römisch-katholischen Kirche]] wesentlich größere [[Bistum Lübeck]] in der [[Reformation]] unterging, blieb das [[Hochstift]] als [[Gebietskörperschaft (Deutschland)|Gebietskörperschaft]] erhalten, weil sich das [[Domkapitel]] [[1586]] verpflichtete, als [[Fürstbischof|Fürstbischöfe]]/[[Administrator (Evangelische Kirche)|Administratoren]] Mitglieder aus dem Hause [[Schleswig-Holstein-Gottorf]] zu wählen. Durch geschickte Verhandlungen seiner Vertreter [[David Gloxin (Politiker, 1597)|David Gloxin]] und [[Christian Cassius (Jurist, 1609)|Christian Cassius]] gelang es Fürstbischof [[Johann X. von Schleswig-Holstein-Gottorf]], diese Konstruktion auch im [[Westfälischer Frieden|Westfälischen Frieden]] von 1648 zu sichern. Dadurch wurde das Hochstift/Fürstbistum Lübeck zum einzigen [[protestantisch]]en geistlichen Reichsstand. Im [[Hochstift Osnabrück]] wechselte die Herrschaft zwischen katholischen und lutherischen [[Fürstbischof|Bischöfen]], das [[Erzstift Magdeburg]] wurde 1680 säkularisiert.

Diese (zumindest zeitweise protestantischen) geistlichen Fürstentümer wurden auf dem [[Reichstag (HRR)|Reichstag]] in [[Regensburg]] entsprechend nicht auf der (römisch-katholischen) geistlichen Bank platziert, sondern im rechten Winkel vom Kaiser aus gesehen vorne rechts (der Lübecker Vertreter saß, wenn Osnabrück katholisch war, alleine). Zu den Besonderheiten zählte auch, dass vier der [[Domherr]]enstellen weiterhin durch den [[Papst]] besetzt wurden.

Die Bindung des Bischofsamtes an das Haus Holstein-Gottorp führte zu andauernden Unstimmigkeiten mit dem [[Liste der Könige Dänemarks|dänischen Königshaus]]. Zeitweilig gab es konkurrierende [[Koadjutor]]en. Nach dem Tod des Fürstbischofs [[August Friedrich von Schleswig-Holstein-Gottorf]] kam es zu einer militärischen Auseinandersetzung um seine Nachfolge, die zu Weihnachten 1705 in der Belagerung und Besetzung von [[Schloss Eutin]] durch die Dänen gipfelte. Dabei wurde der dänische General [[Hartwig von Passow (General)|Hartwig von Passow]] tödlich verwundet. Schließlich wurde der Koadjutor der dänischen Partei, Prinz [[Carl von Dänemark|Karl von Dänemark]], durch diplomatisches Eingreifen der englischen Königin [[Anne (Großbritannien)|Anne]] sowie der [[Generalstaaten]] und nach Zusicherung einer Rente zur Aufgabe seines Anspruches gebracht, so dass der Koadjutor der gottorfischen Partei, [[Christian August von Schleswig-Holstein-Gottorf]] die Nachfolge antreten konnte.<ref>Eduard Vehse: ''Geschichte der kleinen deutschen Höfe seit der Reformation.'' 14. Teil: ''Die geistlichen Höfe'', Band 4, Hamburg: Hoffmann & Campe 1860, S. 85.</ref> 1707 wurde auf Druck des schwedischen Königs [[Karl XII.]] im Artikel II der [[Altranstädter Konvention]] der Bischofswahlmodus und damit die Gottorfer Herrschaft auch reichsrechtlich anerkannt.

[[Katharina II.]] von [[Russland]], welche die Vormundschaft über den Großfürsten [[Paul I. (Russland)|Paul Petrowitsch]], den Erbherzog von Holstein-Gottorp, innehatte<ref>Die ältere Linie des Hauses Holstein-Gottorp regierte seit 1762 als [[Haus Romanow-Holstein-Gottorp]] in Russland.</ref>, tauschte nach Verhandlungen von 1767 im Mai 1773 die holstein-gottorpischen Erblande gegen die dänischen Grafschaften [[Oldenburg (Land)|Oldenburg]] und [[Grafschaft Delmenhorst|Delmenhorst]]; diese trat Großfürst Paul durch den [[Vertrag von Zarskoje Selo]] Ende 1773 dem Fürstbischof von Lübeck, [[Friedrich August (Oldenburg)|Friedrich August]], dem führenden Mitglied der in Holstein verbliebenen jüngeren Linie des Hauses Holstein-Gottorp, ab. Durch diesen Vorgang entsagte Russland allen Ansprüchen an das Herzogtum Schleswig, das nun vollständig in dänischen Besitz kam, des Weiteren wurde das Fürstbistum Lübeck mit Oldenburg, das Ende 1774 durch Reichsdekret zum Herzogtum erhoben wurde, faktisch in Personalunion vereinigt.

Im [[Reichsdeputationshauptschluss]] 1803 wurde das [[Hochstift]] letztendlich in ein erbliches weltliches [[Fürstentum]] umgewandelt und als [[Fürstentum Lübeck]] den [[Herzogtum Oldenburg|Herzögen von Oldenburg]] zugesprochen.

Die zum Zeitpunkt der [[Säkularisation]] bestehenden Kanonikate und die mit ihnen verbundenen Privilegien und Einkünfte blieben bis zum Lebensende ihrer Inhaber bestehen. Der letzte [[Domdechant]], [[Friedrich Ludwig von Moltke]], lebte noch bis 1824, und der letzte Domherr starb erst 1871. Es war [[Carl von Stenglin|Karl Freiherr von Stenglin]] (* 12. August 1791 in Kiel; † 15. März 1871 in Genf), der schon als Kind Domherr geworden war. Er war mit Karoline Gräfin Hessenstein (1804–1891), der jüngsten Tochter von Kurfürst [[Wilhelm I. (Hessen-Kassel)|Wilhelm I. von Hessen-Kassel]] und [[Karoline von Schlotheim]], verheiratet.

1804 einigte sich der Herzog von Oldenburg [[Peter I. (Oldenburg)|Peter Friedrich Ludwig]] in einem [[Vergleich (Recht)|Vergleich]] mit der Hansestadt Lübeck auf eine Verteilung der Stiftsgrundstücke in der Stadt und der Ländereien des Domkapitels, so dass wechselseitig eine arrondierende Gebietsabgrenzung besonders bei den [[Historische Lübecker Exklaven|Lübecker Exklaven]] erfolgte.

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1640 sitzung-des-immerwaehrenden-reichstags-regensburg-stich-merian 1-1560x1100.jpg|Sitzordnung auf dem Reichs&shy;tag zu Regens&shy;burg
Wilhelm Carl Ferdinand Ahlefeldt-Laurvigen (1769-1852) 01.jpg|Domherr [[Wilhelm Carl Ferdinand von Ahlefeldt|Wilhelm Carl Fer&shy;di&shy;nand von Ah&shy;le&shy;feldt]] († 1852) mit Ka&shy;pi&shy;tels&shy;kreuz
</gallery>

== Siehe auch ==
* [[Bistum Lübeck]]
* [[Liste der Lübecker Domherren]]
* [[Liste der Bischöfe von Lübeck|Liste der Bischöfe und Fürstbischöfe von Lübeck]]

== Literatur ==
* [[Oliver Auge]]/Anke Scharrenberg (Hrsg.): ''Auf dem Weg zum „Weimar des Nordens“? Die Eutiner Fürstbischöfe und ihr Hof im 18. Jahrhundert'', Eutiner Landesbibliothek, Eutin 2019 (Eutinger Forschungen, Band 15), ISBN 978-3-939643-21-0.
* Eckhard Hübner: ''Kampf um die Selbständigkeit. Das Fürstbistum Lübeck zwischen 1647 und 1803.'' In: Frank Baudach (Hrsg.): ''Wirken und Bewahren. Beiträge zur regionalen Kulturgeschichte und zur Geschichte der Eutiner Landesbibliothek''. Festschrift für Ingrid Bernin-Israel, (Eutiner Forschungen, Bd. 8), Eutin 2003, ISBN 3-9808529-1-1, S. 285–300.
* [[Everhard Illigens]]: ''Geschichte der Lübeckischen Kirche von 1530 bis 1896, das ist Geschichte des ehemaligen katholischen Bistums und der nunmehrigen katholischen Gemeinde sowie der katholischen Bischöfe, Domherren und Seelsorger zu Lübeck von 1530 bis 1896''. Paderborn 1896 ([https://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/urn/urn:nbn:de:hbz:6:1-119806 Digitalisat]).
* Volker Jacobsen: ''Das Fürstbistum und die Freie Reichsstadt Lübeck (1586–1803/04).'' In: Jahrbuch für Heimatkunde Eutin 41 (2007), S. 53–91.
* [[Wolfgang Prange]]: ''Herrscherwechsel im Hochstift Lübeck.'' In: ders.: ''Beiträge zur schleswig-holsteinischen Geschichte''. Neumünster 2002, S. 487–508.
* Ernst-Günther Prühs: ''Zur Entstehung des frühmodernen Staates im Fürstbistum Lübeck.'' In: ''Jahrbuch für Heimatkunde'' Eutin 29 (1995) S. 10–16.
* ''Das geistliche Personal des Domstifts Lübeck.'' Bearbeitet von der Redaktion der [[Germania Sacra]] (Germania Sacra. Prosopographische Studien 2) Göttingen 2021 {{doi|10.26015/adwdocs-1897}}

== Weblinks ==
* [https://portal.dnb.de/opac.htm?query=Hochstift+L%C3%BCbeck&method=simpleSearch&cqlMode=true Suche nach Hochstift Lübeck] im Katalog der [[Deutsche Nationalbibliothek|Deutschen Nationalbibliothek]]
* {{DDB-Suche|"Hochstift Lübeck"}}

== Einzelnachweise ==
<references />

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