Quelltext der Seite Ibn al-ʿArabī al-Maʿāfirī

[[Datei:Das Grab.JPG|miniatur|Das Grab von Ibn al-'Arabi; Innenansicht]]
'''Ibn al-ʿArabī al-Maʿāfirī''' ({{arS|ابن العربي المعافري|d=Ibn al-ʿArabī al-Maʿāfirī}}), auch bekannt als '''Abū Bakr ibn al-ʿArabī''' ({{arF|أبو بكر بن العربي|d=Abū Bakr b. al-ʿArabī}}), [[Nasab]] {{arF|محمد بن عبد الله بن محمد|d=Muḥammad b. ʿAbdallāh b. Muḥammad}}, [[Nisba]] {{arF|الإشبيلي|d=al-Išbīlī}} (* [[1076]] in [[Sevilla]]; †[[1148]] in [[Fès]]) war ein [[Malikiten|malikitischer]] Rechtsgelehrter und islamischer Theologe [[Al-Andalus|andalusischen Ursprungs]].

== Leben ==
Eine detaillierte Biographie über ihn verfasste sein Zeitgenosse [[al-Qādī ʿIyād|ʿIyād ibn Mūsā]], der berühmte [[Malikiten|malikitische]] Gelehrte und Qādī von [[Ceuta|Sabta]] (gest. 1149).<ref>''The Encyclopaedia of Islam''. New Edition. Brill, Leiden. Bd. 4, S. 289</ref> Er studierte zunächst in seiner Heimatstadt Sevilla (arabisch: {{arF| إشبيلية|w=Ischbīlīya|d=Išbīlīya}}), dann bei namhaften Gelehrten in [[Córdoba (Spanien)|Córdoba]]. Mit seinem Vater reiste er nach dem Orient und studierte in [[Syrien]], [[Bagdad]], wo er an den Vorlesungen von [[al-Ghazālī]] teilnahm, ferner in [[Mekka]] und [[Ägypten]].

[[Datei:Fes November 2008-16.JPG|miniatur|Die Grabanlage von Ibn al-ʿArabī in Fès]]
Nach dem Tod seines Vaters 1099–1100 in [[Alexandria]] – gemäß [[adh-Dhahabī]] in seiner Gelehrtenbiographie in [[Jerusalem]]<ref>Bd. 20, S. 199</ref> – kehrte er in sein heimatliches Sevilla zurück, wo er einige Zeit das Amt des [[Ober-Qādī]]s bekleidete und einen großen Schülerkreis hatte, zu denen auch [[Ibn Baschkuwāl]] gehörte. Die Studenten des [[Fiqh]] beendeten ihre Juristenausbildung mit der Lektüre einer der bekanntesten Rechtsfallsammlungen andalusischer Provenienz, ''al-Aḥkām al-kubrā'' von [[ʿĪsā ibn Sahl]] (gest. 1093), dem Qādī von Córdoba.<ref>Christian Müller: ''Gerichtspraxis im Stadtstaat'' Córdoba. Zum Recht der Gesellschaft in einer mālikitisch-islamischen Rechtstradition des 5./11. Jahrhunderts. Brill, Leiden 1999. S. 17</ref> In seinem Amt als Richter war Ibn al-ʿArabī sehr gefürchtet, weil er rigoros gegen Missetäter vorging. Wie er selbst in seinem Werk ''al-ʿAwāṣim min al-qawāṣim'' berichtet, sollen sich eines Tages aufgrund seiner harten Urteile verschiedene Rechtsbrecher zusammengerottet und ihn in seinem Haus belagert haben. Nach einer Überlieferung, die [[al-Maqqarī]] in seinem Geschichtswerk ''Nafḥ aṭ-ṭīb'' anführt, war es Ibn al-ʿArabīs Rigorosität, die schließlich auch zu seiner Entlassung aus dem Richteramt führte. Die Entlassung erfolgte demzufolge, nachdem er dem Spieler eines Blasinstruments die Kinnbacken hatte durchbohren lassen.<ref>Vgl. al-Madġirī 25.</ref> Nach der Eroberung von Sevilla durch die [[Almohaden]] wurde Ibn al-ʿArabī nach [[Marrakesch]] verbannt, wo er ein Jahr im Gefängnis saß. Auf seinem Weg von Marrakesch nach Fès verstarb er im September 1148.

Er ist außerhalb der Stadtmauer am Bāb al-Mahrūq von Fès beigesetzt worden. Sein Grab ist heute noch ein beliebter Wallfahrtsort und der gesamte Friedhof ein begehrter Bestattungsort in der Gegenwart.
[[Datei:Friedhof, Fes.JPG|miniatur|Zeitgenössische Gräber in der Nähe des Grabes von Ibn al-ʿArabī]]
Von seinen ausgedehnten Studienreisen brachte Ibn al-ʿArabī rund 50 Werke auf dem Gebiet des Hadith, Fiqh und der [[Islamische Geschichtsschreibung|islamischen Geschichtsschreibung]] nach Sevilla mit und unterrichtete sie in seiner Heimatstadt.<ref>Siehe die Liste in: ''An-Nāsiḫ wa-ʾl-mansūḫ fī ʾl-Qurʾān al-karīm.'' Hrsg. ʿAbd al-Kabīr al-ʿAlawī al-Madġirī. Bd. 1 (Einleitung) Rabat 1988, S. 89–109</ref> Seine Zeitgenossen schätzten ihn als glaubwürdigen Gelehrten; nur [[Ibn Hadschar al-ʿAsqalānī]] bezeichnete ihn als „schwachen“ (daʿīf) Traditionarier.<ref>''The Encyclopaedia of Islam''. New Edition. Bd. 3, S. 707</ref> Er war wohlhabend und ließ die Stadtmauer von Sevilla, so adh-Dhahabī,<ref>Bd. 20, S. 201</ref> auf seine Kosten neu errichten.

== Werke ==
Ibn al-ʿArabī verfasste mehrere Werke auf dem Gebiet des [[Fiqh]], der [[Koranexegese]], des [[Hadith]], der [[Ilm al-Kalam|Theologie]] und [[Mystik]], die heute nur zum Teil erhalten sind. In den andalusischen Gelehrtenbiographien werden 88 Werktitel aufgezählt.<ref>Siehe die Liste seiner Schriften: ''An-Nāsiḫ wa-ʾl-mansūḫ fī ʾl-Qurʾān al-karīm.'' Hrsg. ʿAbd al-Kabīr al-ʿAlawī al-Madġirī. Bd. 1 (Einleitung) Rabat 1988, S. 115–129</ref> Seine Schriften sind grundlegende Quellen der malikitischen Rechtsschule. Einige von ihnen zitiert er in seinem Kommentar zum [[Muwattaʾ]].<ref>''al-Qabas fī šarḥ Muwaṭṭaʾ Ibn Anas''. Bd. 1, S. 25–30 (Einleitung der Herausgeber)</ref>

* Ahkām al-Koran {{arF| أحكام القرآن|d=Aḥkām al-Qurʾān |b=Die Rechtsvorschriften des Koran }} ist keine Koranexegese im klassischen Sinne, sondern die Zusammenfassung und Erläuterung derjenigen [[Sure|Koranverse]], die in der islamischen Jurisprudenz malikitischer Prägung allgemeine Gültigkeit haben. Auf Wunsch von [[Mulai Abd al-Hafiz]], dem Sultan der [[Alawiden]] in Marokko, ist das Werk durch seine Finanzierung erstmals im Jahre 1912 in Kairo erschienen. Eine weitere, aber nur teilweise verbesserte Auflage folgte im Jahr 1958 in Kairo und 1972 in Beirut. Die vollständige ''Einleitung'' zum Werk ist nach bisher unbekannten Handschriften erst im Jahre 2011 erschienen.<ref>ʿAbd ar-Razzāq Harmās: ''Muqaddima Aḥkām al-Qurʾān li-Ibn al-ʿArabī allatī fuqida sāʾiru-hā min ṭabʿāt al-kitāb''. Agadir 2011</ref>

* An-Nāsich wal-mansūch {{arF| الناسخ والمنسوخ|d=an-nāsiḫ wa-ʾl-mansūḫ |b= Das Abrogierende und das Abrogierte }} behandelt diejenigen Koranverse, die nach Meinung der [[Ashab al-hadith|Traditionarier]] und Koranexegeten durch andere Verse des Korans in ihrer juristischen oder theologischen Gültigkeit [[Abrogation (Islam)|aufgehoben]] bzw. eingeschränkt sind. Das Werk ist erst 1988 im Druck erschienen.<ref>''An-Nāsiḫ wa-ʾl-mansūḫ fī ʾl-Qurʾān al-karīm''. Hrsg. ʿAbd al-Kabīr al-ʿAlawī al-Madġirī. 2 Bände. Rabat 1988</ref>

[[Datei:Al-Qabas.JPG|miniatur|Eine Seite aus dem K. Al-Qabas in andalusischem Duktus; 12. Jahrhundert]]

* Qānūn at-taʾwīl fī-t-tafsīr {{arF| قانون التأويل في التفسير| |b=Das Gesetz der Interpretation in der Koranexegese }} ist in Handschriften in [[Kairo]] erhalten.<ref>Carl Brockelmann, Bd. 1, S. 525</ref>

* Al-Masālik fī scharh Muwattaʾ Mālik {{arF|المسالك في شرح موطأ مالك |d=al-masālik fī šarḥ Muwaṭṭaʾ Mālik |b= Methoden zur Erläuterung des Muwatta' von Malik}}. Dieser Kommentar zum Muwatta' des [[Mālik ibn Anas]] ist in zwei Bänden in einer marokkanischen Handschriftenbibliothek erhalten.<ref>Siehe: ''An-Nāsiḫ wa-ʾl-mansūḫ fī ʾl-Qurʾān al-karīm.'' Hrsg. ʿAbd al-Kabīr al-ʿAlawī al-Madġarī. Bd. 1 (Einleitung) Rabat 1988, S. 126; C. Brockelmann, Supplement 1, S. 298; S. 733; Fuat Sezgin (1967), S. 461 (Nr. 10) mit weiteren Angaben. Gedruckt in acht Bänden in der Edition von Muḥammad ibn al-Ḥusain as-Sulaimānī und ʿĀʾiša bint al-Ḥusain as-Sulaimānī. Dār al-Gharb al-Islāmī. Beirut 2007 (Mit einem Vorwort von [[Yusuf al-Qaradawi|Yūsuf al-Qaraḍāwī]])</ref>

* Al-Qabas fī Scharh Muwattaʾ Ibn Anas {{arF|القبس في شرح موطأ ابن أنس|d=al-Qabas fī šarḥ Muwaṭṭaʾ Ibn Anas |b=Bearbeitung der Erläuterung des Muwattaʾ von (Mālik) ibn Anas }} ist ebenfalls ein Kommentar zum Muwattaʾ, in dem der Verfasser die im Grundwerk überlieferten Hadithe inhaltlich erläutert und oft auf die Lehren anderer [[Madhhab|Rechtsschulen]], zu denen er auf seiner Studienreise Kontakt hatte, zurückgreift. Das Werk liegt seit 1998 im Druck vor.<ref>Fuat Sezgin (1967), S. 462 (Nr. 11). Gedruckt in 4 Bänden in Beirut. Dar al-kutub al-'ilmiya. 1. Auflage. 1998</ref>

== Literatur ==
* Carl Brockelmann: ''Geschichte der arabischen Litteratur.'' Zweite den Supplementbänden angepasste Auflage. Brill, Leiden 1943. Bd. 1, S. 525; ''Supplementband'' 1, Brill, Leiden 1937. S.&nbsp;632–633; S. 732–733.
* ʿAbd al-Kabīr al-ʿAlawī al-Madġirī: ''An-Nāsiḫ wa-l-mansūḫ fī l-Qurʾān al-karīm''. Teil 1 ''ad-Dirāsa''. Rabat 1988.
* J. Robson: Art. "Ibn al-ʿArabī" in [[The Encyclopaedia of Islam. New Edition]] Bd. III, S. 707.
* Fuat Sezgin: ''Geschichte des arabischen Schrifttums''. Brill, Leiden 1967. Bd. 1, S. 461–462

== Einzelnachweise ==
<references />

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[[Kategorie:Mann]]

{{Personendaten
|NAME=Ibn al-ʿArabī al-Maʿāfirī
|ALTERNATIVNAMEN=Ibn-al-ʿArabī, Abū-Bakr Muḥammad Ibn-ʿAbdallāh
|KURZBESCHREIBUNG=islamischer Rechtsgelehrter und Theologe
|GEBURTSDATUM=1076
|GEBURTSORT=[[Sevilla]]
|STERBEDATUM=1148
|STERBEORT=[[Fès]]
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