Quelltext der Seite Immaterieller Schaden

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Als '''immaterieller Schaden''' (auch '''Nichtvermögensschaden''') ist ein [[Schaden]] definiert, der kein [[Vermögensschaden]] ist, also nicht [[Vermögen (Recht)|geldwerte Rechtsgüter]], sondern beispielsweise Körper, Freiheit oder Ehre betrifft.

== Deutschland ==
Im deutschen Recht sind immaterielle Schäden nur zu ersetzen, wenn das Gesetz für diesen Fall es ausdrücklich bestimmt ({{§|253|bgb|juris}} Abs.&nbsp;1 [[Bürgerliches Gesetzbuch|BGB]]). Immaterielle Schäden sind sowohl bei der Haftung aus [[vertrag]]lichen und [[Deliktsrecht (Deutschland)|deliktischen]] Ansprüchen als auch bei der [[Gefährdungshaftung]] ersatzfähig. Reines [[Affektionsinteresse]] hat der Schädiger hingegen grundsätzlich nicht zu ersetzen.

Wichtigster Anwendungsfall für immaterielle Schäden ist das [[Schmerzensgeld]], das als Anspruch bei der Verletzung höchstpersönlicher Rechtsgüter wie Leben, Körper, Gesundheit oder der sexuellen Selbstbestimmung in Betracht kommt (§&nbsp;253 Abs.&nbsp;2 BGB).

Zu beobachten ist allerdings eine zunehmende Kommerzialisierung von Nichtvermögensgütern. So wird bisweilen gefordert: Ist jemand mit gültiger und vorab bezahlter Eintrittskarte auf dem Weg zu einer Theatervorstellung und wird dabei durch einen fremdverschuldeten Unfall so geschädigt, dass er den Arzt aufsuchen muss und deswegen die Theatervorstellung verpasst, solle der entgangene durch die Theatervorstellung vermittelte Genuss – insbesondere auch die Veranstaltung von einem bestimmten Platz aus zu sehen – nicht durch §&nbsp;253 Abs.&nbsp;2 BGB gedeckt sein. Der Preis der Karte drücke den Wert aus, das immaterielle Gut sei also kommerzialisiert.<ref>[[Dieter Medicus (Rechtswissenschaftler)|Dieter Medicus]]: ''Bürgerliches Recht. Eine nach Anspruchsgrundlagen geordnete Darstellung zur Examensvorbereitung.'' Heymanns, Köln 1968. 23., neu bearbeitete Auflage mit [[Jens Petersen (Jurist, 1969)|Jens Petersen]]: Vahlen, München 2015, ISBN 978-3-8006-3908-3, Rnr. 822–833.</ref> Der [[Bundesgerichtshof]] hat diese Tendenz im sogenannten „Seereisefall“,<ref>[[Bundesgerichtshof|BGH]] [[Neue Juristische Wochenschrift|NJW]] 1956, 1234.</ref> bei der Entschädigung für Nutzungsentgang<ref>[[Entscheidungen des Bundesgerichtshofes in Zivilsachen|BGHZ]] 40, 345; 45, 212.</ref> und „vertanem Urlaub“<ref>BGHZ 63, 98.</ref> bereits aufgegriffen.

== Österreich ==
Im österreichischen Recht besteht hierfür die Rechtsgrundlage in §{{§|1293|ABGB|RIS-B|DokNr=NOR12019035}}&nbsp;ff. [[ABGB]], welche jedoch ebenso restriktive Einschränkungen zum Ersatz des immateriellen Schaden vorsehen.

Einen Durchbruch beim Ersatz immaterieller Schäden stellte das Urteil des [[Europäischer Gerichtshof|Europäischen Gerichtshofs]]<ref>EuGH, 12. März 2002, Rs. {{CELEX|62000CJ0168|C-168/00}}, ''Simone Leitner gegen [[TUI Deutschland]] GmbH & Co. KG''</ref> im Vorabentscheidungsersuchen des [[Landesgericht Linz|Landesgerichts Linz]] dar. Erstmals war auch in Österreich, basierend auf der [[EU-Richtlinie]] RL 90/314/[[Europäische Wirtschaftsgemeinschaft|EWG]] des Rates vom 13. Juni 1990,<ref>{{EU-Richtlinie|1990|314}}</ref> der Ersatz des immateriellen Schadens wegen entgangener Urlaubsfreude möglich.

== Literatur ==
* Johannes Ady: ''Ersatzansprüche wegen immaterieller Einbußen''. Mohr Siebeck, Tübingen 2004, ISBN 3-16-148510-6 (zugl.: Universität Erlangen-Nürnberg, Dissertation 2003).
* [[David von Mayenburg]]: ''Die Bemessung des Inkommensurablen: Wege zur Bestimmung des Ersatzes immaterieller Schäden am Beispiel des Schmerzensgelds''. Duncker & Humblot, Berlin 2012, ISBN 978-3-428-83750-2.
* [[Claudia Schubert (Juristin)|Claudia Schubert]]: ''Die Wiedergutmachung immaterieller Schäden im Privatrecht''. Mohr Siebeck, Tübingen 2013, ISBN 978-3-16-150767-0 (zugl.: Universität Kiel, Habilitationsschrift 2010).

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Rechtshinweis}}
[[Kategorie:Schuldrecht (Deutschland)]]
[[Kategorie:Schuldrecht (Österreich)]]