Quelltext der Seite Johann Christoph Jauch

'''Johann Christoph Jauch''', auch ''Johann Christopher Jauch'' (*  [[13. September]] [[1669]] in [[Güstrow]]; † [[21. Januar]] [[1725]] in [[Lüneburg]]) war ein evangelischer Geistlicher und [[barock]]er Textdichter.

== Leben ==

=== Familie ===
Jauch war das zweite von vierzehn Kindern des „Ersten Lacquays und Taffeldeckers“ des [[Erbprinz]]en [[Karl zu Mecklenburg (1664–1688)|Karl]] von [[Mecklenburg-Güstrow]], [[Jauch (Hanseatengeschlecht)#In Diensten von Mecklenburg-Güstrow|Christian Jauch d. Ält.]] (1638–1718), und der Ingborg Nicolai, [[Kammerzofe|Kammerjungfer]] und Vertraute der Herzogin [[Magdalena Sibylla von Schleswig-Holstein-Gottorf|Magdalena]] von Mecklenburg-Güstrow.<ref>Ingborg Jauch noch 1745 erwähnt bei Johann Stieber: ''Merckwürdige und erbauliche Lebensbeschreibung der … Fürstin Magdalena Sibylla, verwitwete regierende Fürstin zu Mecklenburg.'' Rostock 1745; Stiebers Bezeichnung als „regierende Fürstin“ entspricht nicht den staatsrechtlichen Gegebenheiten in Mecklenburg – es ist lediglich ein zeitgenössisches courtoises Kürzel für (Herzogin und) Gemahlin des regierenden Herzogs. Vgl. insofern Petra Dollinger: ''Frauen am Ballenstedter Hof. Beiträge zur Geschichte von Politik und Gesellschaft an einem Fürstenhof des 19. Jahrhunderts.'' Band 2. 1999, S. 33</ref>

Jauchs jüngster Bruder war der Königlich-Polnische Generalmajor und Barockbaumeister [[Joachim Daniel von Jauch]] (1688–1754), sein Schwager war der Kurfürstlich-Sächsische Oberst und Baudirektor des Kurfürstentums Sachsen [[Johann Christoph von Naumann]] (1664–1742).

Jauch heiratete Anna Margaretha Meier (1669–1750), Tochter des vormaligen Politologen an der philosophischen Fakultät der [[Universität Wittenberg]]<ref>Schriften unter {{Webarchiv |url=http://www.philso.uni-augsburg.de/web2/Politik1/meier.html |text=Georg Meier (1632–1695) |wayback=20070720050835 }} philso.uni-augsburg.de, 31. Dezember 2010. [http://stabikat.sbb.spk-berlin.de/DB=1/FRM=Fromme%2BGnostologica/IMPLAND=Y/LNG=DU/LRSET=1/SET=1/SID=e9640404-3/TTL=1/MAT=/NOMAT=T/REL?PPN=081554826 stabikat.sbb.spk-berlin.de]</ref> und Vice-Superintendenten zu Lüneburg Georg Meier, der durch seinen Kampf gegen die Irrlehren des in der Folge amtsenthobenen Superintendenten [[Johann Wilhelm Petersen (Theologe)|Johann Wilhelm Petersen]] hervorgetreten war. Mit seinen Söhnen Ludolph Friedrich (1698–1764), [[Hauptpastor]] an [[St. Michaelis (Lüneburg)|St. Michaelis]] zu Lüneburg, und dem Juristen Tobias Christoph Jauch (1703–1776), Stadt-Secretarius bei dem [[Magistrat (Deutschland)|Magistrat]] von Lüneburg,<ref>Urban Friedrich Christoph Manecke: ''Kurze Beschreibung und Geschichte der Stadt Lüneburg.'' 1816, S.&nbsp;43</ref> erlosch dieser Zweig der Jauch.

=== Ausbildung ===
[[Datei:Frederiksborg Slotskirke 20090818 25.JPG|mini|In der Schlosskirche zu Kopenhagen predigte Jauch 1694 vor Prinz Karl von Dänemark]]
Jauch besuchte zunächst die [[Domschule Güstrow|Güstrower Domschule]], an der er 1689 in lateinischer Sprache die Festrede anlässlich des Geburtstages von Herzog Gustav Adolf hielt.<ref>''Qvandoqvidem Jam, Gestiente Plaudenteqve Tota Provincia, Serenissimi Principis Ac Domini, Dn. Gustavi Adolphi, Ducis Meclenburgici … Qvinqvagesimus Septimus … Natalis Adest; Praestantissimus Juvenum, Johannes Christophorus Jauch, Gustroviensis … Serenitati Ejus, Oratione Latina … Submississime Eo Nomine Gratulaturus Est: Omnes Ergo … Ad Hanc Panegyrin, In Majori Nostri Athenaei Auditorio Instituendam … Invito / M. Johannes Mantzel/ Rector.'' Spierling, Güstrow 1689 - Einladungsprogramm der Güstrower Domschule zur Festrede des Schülers Johann Christoph Jauch anlässlich des Geburtstages des Herzogs Gustav Adolf von Meckl.-Güstrow.</ref> Auch besuchte er die Schulen in [[Schwerin]] und [[Wismar]]. Später war Jauch als „praestantissimus juvenum“ – der vorzüglichste der jungen Männer – [[Stipendium|Stipendiat]] des Herzogs. Er studierte Theologie an den Universitäten [[Universität Rostock|Rostock]],<ref>Siehe dazu die [http://matrikel.uni-rostock.de/gnd/117088900 Einträge von Johann Christopher Jauch] im [[Rostocker Matrikelportal]]</ref>  wo er Schüler von [[Johannes Fecht]] war, [[Universität Jena|Jena]] und [[Universität Leipzig|Leipzig]]. 1694 unternahm er eine „Preußische Reise“,<ref>G. Kohfeldt: ''Eine akademische Ferienreise von Rostock bis Königsberg im Jahre 1694.'' In: ''Baltische Studien.'' Band IX, 1905, S. 1–54</ref> auf der er in [[Berlin]] –&nbsp;als einer der letzten Besucher&nbsp;– ausgiebig „bey dem Herrn [[Samuel von Pufendorf|Baron Puffendorf]] gewesen.“ Im selben Jahr unternahm er eine Studienreise nach [[Skandinavien]] und predigte auf Einladung des Prinzen [[Carl von Dänemark|Karl von Dänemark]], eines Sohnes von [[Christian V. (Dänemark und Norwegen)|Christian V.]] in der [[Schloss Frederiksborg|Schlosskirche]] zu [[Kopenhagen]]. 1695 wurde Jauch [[Magister]].

=== Wirken ===
==== Priesterliche Tätigkeit ====
[[Datei:Lünerburg St. Lamberti bis 1703.jpg|mini|Großer Sturm von 1703 mit dem Einsturz des Turms von St. Lamberti]]
[[Datei:St. Johannis Lüneburg - Orgel.jpg|mini|Brabanter Orgel von [[Hendrik Niehoff]] in St. Johannis]]
Von Oktober 1694 bis in das Jahr 1695 nahm Jauch die vakante Funktion eines Herzoglich Mecklenburg-Güstrowschen Hof- und Schlosspredigers in Güstrow wahr, letzter vor dem Erlöschen des Hauses Mecklenburg-Güstrow 1695,<ref>In mecklenburgischen Pastorenverzeichnissen findet sich sein Name nicht. Siehe jedoch Johann Georg Bertram: ''Das Evangelische Lüneburg.'' Braunschweig 1719.</ref> und avancierte damit zu einem der engeren Vertrauten, Ratgeber und Gesprächspartner des Herzogs und der Herzogin.<ref>[[Peter Bahl]]: ''Der Hof des Großen Kurfürsten.'' 2001, S. 70 zur herausgehobenen Stellung der Hofprediger</ref>

1696 wechselte er, nachdem er von Herzog Gustav Adolf 1695 „nach gehaltener Abschieds-Predigt in der [[Güstrower Dom|Schlosskirche]] gnädigst dimittiret“,<ref>Johann Georg Bertram: ''Das evangelische Lüneburg.'' 1719, S.&nbsp;287</ref> als [[Archidiakon (evangelische Kirchen)|Archidiakon]] an [[St. Lamberti (Lüneburg)|St. Lamberti zu Lüneburg]]. 1698 unterbrach er seine Tätigkeit in Lüneburg und war Prediger der Kurfürstin von Sachsen und Königin von Polen [[Christiane Eberhardine von Brandenburg-Bayreuth|Christiane Eberhardine]] (1671–1727) an der Hofkirche in [[Pretzsch (Elbe)]]. Der sächsische Hof war, damit Christiane Eberhardines Mann [[August II. (Polen)|August der Starke]] König von Polen werden konnte, 1697 [[römisch-katholische Kirche|katholisch]] geworden. Jauch bestärkte die Königin, die sich auf Schloss Pretzsch zurückgezogen hatte, dem König nicht zu folgen und den [[Evangelisch-Lutherische Kirchen|evangelischen]] Glauben zu behalten. Christiane Eberhardine avancierte in der Folge in den Augen ihrer sächsischen Untertanen zur alleinigen Bewahrerin des lutherischen Glaubens. Diese Stilisierung fand ihren sprechenden Ausdruck in der Bezeichnung Christiane Eberhardines als „Sachsens Betsäule“.

Im [[Großer Sturm von 1703|Großen Sturm von 1703]] musste Jauch den Einsturz des Turms seiner Kirche St. Lamberti erleben: „Anno 1703 den 8. December Vormittages zwischen 10 und 11 Uhr warff der ungemeine und einem Orcan nicht ungleiche Sturmwindt aus Südwesten die Spitze des Lambertithurmes bis auff das Gemauer herunter auff den Kirchhoff, mit nicht geringen Schaden der daran stehenden Kirch&nbsp;…“<ref>[http://www.stadtarchaeologie-lueneburg.de/grab/st-lam2.htm stadtarchaeologie-lueneburg.de] 31. Dezember 2010</ref>

Ehrende Rufe an [[St.-Jacobi-Kirche (Hamburg)|St. Jacobi]] in Hamburg und die [[Marktkirche (Hannover)|Marktkirche]] in Hannover schlug Jauch aus. 1709 wurde er [[Hauptpastor]] an [[Nikolaikirche (Lüneburg)|St. Nicolai zu Lüneburg]]. Von 1714 bis zu seinem Tod 1725 wirkte er als [[Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg|Königlich Großbritannischer und Kurfürstlich Braunschweig-Lüneburgischer]] [[Superintendent]] zu Lüneburg und Hauptpastor an [[St. Johannis (Lüneburg)|St. Johannis]].

==== Inspektor des Johanneums Lüneburg ====
Zugleich war Jauch [[Schulinspektor|Inspektor]] des [[Johanneum Lüneburg|Johanneums]] und damit nach der Lüneburger Schulordnung jener Zeit der eigentliche Leiter der Schule. Er war der unmittelbare Vorgesetzte des Lehrerkollegiums, entschied wichtige Disziplinarfälle und befand über den Lehrplan. Zugleich war der Inspektor Mitglied der Versetzungskonferenzen.<ref name="göneb">Wilhelm Görres, August Nebe: ''Geschichte des Johanneums zu Lüneburg.'' Lüneburg 1907, S. 41 ff.</ref>

Jauch übernahm die Leitung der Schule in einer Phase der Erholung. Nach Jahrzehnten des Krieges herrschte von 1713 bis 1740 Frieden. Aus dem Herzogtum war ein Kurfürstentum geworden und der Kurfürst von Hannover hatte den englischen Thron bestiegen. 1716 feierte die Schule unter Jauchs Leitung aufwendig den Geburtstag des Landesherrn.<ref name="göneb" />

Nachdem bereits 1647 an St. Johannis die lateinische Liturgie durch die deutsche ersetzt wurde, schritt unter Jauch Deutsch auch als Schulsprache voran. An dem festlich begangenen Gedenktag zur [[Reformation]] 1717 wurde in acht Akten der Verlauf der Reformation aufgeführt, wobei die Aufführung zunächst in lateinischer und dann in deutscher Sprache erfolgte. 1721 hielt Rektor Paulus Kraut bereits vollständig deutsche Vorlesungen.<ref name="göneb" />

==== Künstlerisches Schaffen ====
Lüneburg war bereits durch das Wirken des 1697 verstorbenen Organisten [[Christian Flor (Komponist)|Christian Flor]], zu dem Jauch ein freundschaftliches Verhältnis unterhielt, zu einem bedeutenden Musikzentrum Norddeutschlands geworden. Während seiner Zeit an St. Johannis arbeitete Jauch zusammen mit dem namhaften spätbarocken Komponisten [[Georg Böhm (Komponist)|Georg Böhm]], der dort als Nachfolger Flors von 1698 bis 1733 Organist war. In die Amtszeit Jauchs fiel die Fertigstellung des Umbaus der Brabanter [[Orgel#Renaissance|Renaissanceorgel]] an St. Johannis in die heute bekannte [[Orgel#Barock|Barockorgel]].

Jauch ist verschiedentlich als Textdichter barocker Gedichte und [[Kantate]]n hervorgetreten. Ihm wird der Text zu Böhms verschollener [[Passion (Musik)|Lukaspassion]] zugeschrieben. Bleibenden Wert haben die von ihm 1700 in dritter Auflage herausgegebenen geistlichen Lieder des Hamburger Pastors [[Heinrich Elmenhorst]] in der Vertonung von [[Johann Wolfgang Franck]], die einen Gipfel der deutschen [[Lied]]kunst bilden. Jauch vermehrte das Werk um Lieder in der Vertonung von Georg Böhm und [[Petrus Laurentius Wockenfuß]]. Die maßgebliche Liedsammlung hat zahlreiche Neuauflagen, zuletzt im Jahr 2000, erfahren.
[[Datei:Devise der Jauch.jpg|mini|Amtseinführung Jauchs als Superintendent 1714 mit der Devise der Jauch aus Psalm 73, Vers 24]]

== Sonstiges ==
Jauchs [[Wahlspruch|Devise]] von 1683, [[Psalm]] 73, [[Vers (Bibel)|Vers]] 24 entnommen, lautete: „HERR, DU LEITEST MICH NACH DEINEN RATH“. Sie wurde von seinem Neffen Johann Christian Jauch (1702–1778), [[Kanoniker|Erster Domherr]] des [[Landtag (historisch)|landtagsfähigen]] [[Stift (Kirche)|Domstifts]] [[Dom zu Bardowick St. Peter und Paul|Bardowick]], in das für 1749 nachgewiesene Wappen, das die Devise bildlich wiedergibt, übernommen.

== Werke ==
* Johann Wolfgang Franck, Heinrich Elmenhorst: ''Geistliche Lieder'', herausgegeben von Johann Christopher Jauch, Lüneburg 1700, Reprint Hildesheim 2000, ISBN 3-487-11039-3 (= Denkmäler Deutscher Tonkunst 1. Folge, Band 45, Wiesbaden 1961)
* Johann Christoph Jauch: (''De laico confessore'') ''Dissertatio de laico confessore: qui in conclio Niceaeno oecumenico l. philosophum disputatorem sine disputatione convicisse fertur; disputationis legitimae vindice ac patrono.'' Rostock 1695; (lat.)

== Literatur ==
* Johann Georg Bertram: ''Das Evangelische Lüneburg.'' Braunschweig 1719

== Weblinks ==
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== Einzelnachweise ==
<references />

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[[Kategorie:Familienmitglied des Hanseatengeschlechts Jauch|Johann Christopher]]
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[[Kategorie:Lutherischer Geistlicher (17. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Lutherischer Geistlicher (18. Jahrhundert)]]
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[[Kategorie:Geboren 1669]]
[[Kategorie:Gestorben 1725]]
[[Kategorie:Mann]]

{{Personendaten
|NAME=Jauch, Johann Christoph
|ALTERNATIVNAMEN=Jauch, Johann Christopher
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher evangelischer Geistlicher und Dichter barocker Musiktexte
|GEBURTSDATUM=13. September 1669
|GEBURTSORT=[[Güstrow]]
|STERBEDATUM=21. Januar 1725
|STERBEORT=[[Lüneburg]]
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