Quelltext der Seite Kalksteinbruch Salzgitter-Salder

{{Coordinate |NS=52.12443 |EW= 10.3295|type=landmark |region=DE-NI|map=right|maplevel=adm1st|maptype=relief|mapsize= x250|dim=1500|name=Steinbruch Salzgitter-Salder}}
Der '''Kalksteinbruch Salzgitter-Salder''' (oft kurz ''Steinbruch Salder'' oder auch ''Steinbruch am Hasselberg'' genannt) ist ein [[Auflassung|auflässiger]] [[Steinbruch]] südlich des [[Salzgitter]]aner Stadtteils [[Salder]] im südöstlichen [[Niedersachsen]]. Als [[Typlokalität]] der Untergrenze ([[Global Stratotype Section and Point]], GSSP) des [[Coniacium|Coniac]] ist er von herausragender geologischer Bedeutung.

== Lage und Ausdehnung ==
Der Steinbruch liegt rund 600 m südlich von Salder im nordöstlichen Teil des Hasselbergs, einer kleinen Anhöhe am östlichen Nordrand der [[Lichtenberge]], dem nördlichen, in Ost-West-Richtung verlaufenden Abschnitt des [[Salzgitter-Höhenzug]]es. Der Steinbruch erstreckt sich auf einer Fläche von rund 12 Hektar, bei knapp 750&nbsp;Meter maximaler Längenausdehnung parallel zum lokalen [[Streichen (Geologie)|Streichen]] der Schichten (westnordwest-ostsüdost) und rund 320&nbsp;Meter quer zum Streichen (südsüdwest-nordnordost). Der gesamte nordwestliche Teil des Bruches ist allerdings bereits relativ stark bewachsen und nur noch schwer zugänglich.

== Geologie ==
=== Allgemeines ===
[[Datei:Salder limestone quarry W.jpg|hochkant=2.5|mini|Blick auf die Westwand des Steinbruches Salzgitter-Salder. Der Grenzbereich vom Mittel- zum Oberturon und damit der Übergangsbereich zur Salder-Formation liegen im zweiten Bildviertel von links, unterhalb der Basis der ersten massigen Kalksteinbank. Das Turon-Coniac-Grenzintervall befindet sich im tieferen Teil der Erwitte-Formation („Grau-Weiße-Wechselfolge“) ganz rechts im relativ stark bewachsenen und stufenartig nach Westen zurückschreitenden Teil der Wand. Man beachte auch das steile Einfallen der Schichten.]]
Der Steinbruch wurde in [[Kalkstein]]&shy;schichten der [[Oberkreide]] angelegt. Da der Lichtenberger Höhenzug seine Entstehung dem Aufdringen von [[Steinsalz|Salz]] aus dem tiefen Untergrund in Richtung Oberfläche verdankt ([[Halokinese]]), das die über ihm liegenden Ablagerungen stark aufgewölbt hat, sind die dort aufgeschlossenen Schichten steilgestellt, wobei sie aufgrund der Lage an der Nordflanke des [[Schmalsattel|Salzsattels]] bzw. am Südrand der benachbarten [[Lesse (Salzgitter)|Lesser]] Kreidemulde mit ungefähr 70° nach Norden bis Nordnordosten [[Fallen (Geologie)|einfallen]].<ref name="walaszczyk_&_wood_98:397">Walaszczyk & Wood: ''Inoceramids and biostratigraphy at the Turonian/Coniacian boundary.'' 1998 (siehe [[#Literatur|Literatur]]), S.&nbsp;397</ref><ref>Eickhoff: ''Wiedererkennbarkeit primärer Tonschichten in versenkungsdiagenetisch überprägten Kalk-Ton-Wechsellagerungen.'' 2002 (siehe [[#Literatur|Literatur]]), S.&nbsp;25</ref> Des Weiteren befindet sich im Untergrund nördlich von Salder das südliche Ende der [[Geomorphologie|morphologisch]] weitgehend unauffälligen Broistedt-Wendeburger Salzstruktur, das von Nordosten in den südöstlichen Teil der Lesser Mulde hineinragt.

Bei den [[Aufschluss (Geologie)|aufgeschlossenen]] Gesteinen handelt es sich um eine ca. 200 Meter mächtige Abfolge aus feinkörnigen, relativ reinen (82 bis 92 % [[Calciumcarbonat|CaCO<sub>3</sub>]]), hellen Kalksteinen („Plänerkalke“) in Wechsellagerung mit dunkleren Kalk[[mergel]]- und/oder Tonmergelsteinlagen (24 bis 67 % CaCO<sub>3</sub>).<ref>Eickhoff: ''Wiedererkennbarkeit primärer Tonschichten in versenkungsdiagenetisch überprägten Kalk-Ton-Wechsellagerungen.'' 2002 (siehe [[#Literatur|Literatur]]), S.&nbsp;46</ref> Anteil und Mächtigkeit von Kalk- und Mergellagen schwanken im Verlauf der Abfolge z.&nbsp;T. stark, wobei insgesamt die Kalksteine in der Abfolge deutlich dominieren. Allerdings sind in Salder sowohl der primäre Tongehalt in den Kalksteinen als auch die [[Mächtigkeit (Geologie)|Mächtigkeit]] des aufgeschlossenen Intervalls generell höher als im Norden der Lesser Mulde (Raum [[Söhlde]]). Dies wird auf eine lokal größere Wassertiefe im Ablagerungszeitraum infolge einer verstärkten halokinetischen Senkenbildung (permanent erhöhte Schaffung von [[Akkommodationsraum]]), ausgelöst durch die Abwanderung von Salz aus dem Untergrund in Richtung der beiden benachbarten Salzstrukturen, zurückgeführt.<ref name="wood_et_al_1983">Christopher J. Wood, Gundolf Ernst, Gabriele Rasemann: ''The Turonian-Coniacian stage boundary in Lower Saxony (Germany) and adjacent areas: the Salzgitter-Salder Quarry as a proposed international standard section.'' Bulletin of the Geological Society of Denmark. Bd.&nbsp;33, Nr.&nbsp;1–2, 1984, S.&nbsp;225–238 ([http://2dgf.dk/xpdf/bull33-01-02-225-238.pdf PDF] 1,0&nbsp;MB)</ref>

Aufgrund ihrer [[Fossil]]&shy;führung können die Kalk- und Mergelsteine [[Chronostratigraphie|chronostratigraphisch]] den [[Stufe (Geologie)|Stufen]] [[Turonium|Turon]] und [[Coniacium|Coniac]] (genauer: Mittel-Turon bis Unter-Coniac) zugeordnet werden, das heißt, sie haben ein numerisches Alter zwischen {{Erdzeitalter/Beginn|fmt=1|Turonium}} und {{Erdzeitalter/Ende|fmt=1|Coniacium}} Millionen Jahren. [[Lithostratigraphie|Lithostratographisch]] gehören sie der Salder-Formation und Erwitte-Formation an. Ganz im Süden des Steinbruchs stehen zudem noch als „Weißpläner“ ausgebildete laterale Äquivalente der Oberen Rotpläner der Söhlde-Formation an.{{FN|*}} Die Gesteine von Salder sind aus mehr oder weniger [[tonmineral]]&shy;reichen Hochsee-[[Schlamm|Karbonatschlämmen]] hervorgegangen und bezeugen, dass Norddeutschland in der [[Warmklima|Treibhauswelt]] der älteren Oberkreide von einem vergleichsweise tiefen [[Epikontinentalmeer]] bedeckt war.
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  {{FNZ|*|<small>vgl. Wiese et al. (2006–2018)<ref>Frank Wiese, Martin Hiss, Silke Voigt: ''[https://litholex.bgr.de/pages/Einheit.aspx?ID=10000019 Salder-Formation.]'' LithoLex. Version vom 3. September 2018, abgerufen am 13. Dezember 2020</ref> sowie stratigraphische Schemata in Abb. 3 und 4 in Wiese et al. (2004)<ref>Frank Wiese, Christopher J. Wood, Ulrich Kaplan: ''20 years of event stratigraphy in NW Germany; advances and open questions.'' Acta Geologica Polonica. Bd.&nbsp;54, Nr.&nbsp;4, 2004, S.&nbsp;639–656 ([https://geojournals.pgi.gov.pl/agp/article/view/10305/8817 online])</ref> und in Abb. 5 in Wiese (2009)<ref>Frank Wiese: ''The Söhlde Formation (Cenomanian, Turonian) of NW Germany: Shallow marine pelagic red beds.'' S. 153–170 in: Hu Xiumian, Wang Chengshan, Robert W. Scott, Michael Wagreich, Luba Jansa (Hrsg.): ''Cretaceous Oceanic Red Beds: Stratigraphy, Composition, Origins, and Paleoceanographic and Paleoclimatic Significance.'' SEPM Special Publication 91. SEPM (Society for Sedimentary Geology), Tulsa (OK) 2009, [[doi:10.2110/sepmsp.091.153]] (alternativer Volltextzugriff: [https://www.researchgate.net/publication/236949998 ResearchGate]).</ref></small>}}
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=== Fossilien ===
[[Datei:Hyphantoceras reussianum fragment (O-Turon, Salder).jpg|miniatur|Beschädigtes Fragment des heteromorphen Ammoniten ''Hyphantoceras reussianum'' aus dem Ober-Turon des Steinbruches Salder (Länge des Maßstabsbalkens: 1&nbsp;cm)]]
[[Datei:Salder inoceramids.jpg|miniatur|Typische Vertreter der Inoceramenfauna des Steinbruches Salder, u.&nbsp;a. mit dem Indextaxon der Coniac-Basis, ''Cremnoceramus deformis erectus''&nbsp;(d)]]
Der Steinbruch verfügt über eine der reichhaltigsten und stratigraphisch durchaltendsten Überlieferungen von [[Inoceramen|inoceramiden]] [[Muscheln]] in Europa.<ref name=walaszczyk_et_al_2010:446>Walaszczyk et al.: ''The Salzgitter-Salder Quarry (Lower Saxony, Germany) and Słupia Nadbrzeżna river cliff section (central Poland).'' 2010 (siehe [[#Literatur|Literatur]]), S.&nbsp;446</ref> Diese zeigt u.&nbsp;a. den für den Turon-Coniac-Grenzbereich typischen drastischen Wechsel von einer Muschelfauna, die durch die Gattung ''Mytiloides'' dominiert ist, hin zu einer Fauna, die durch die Gattung ''Cremnoceramus'' dominiert ist.<ref name="walaszczyk_&_wood_98:399">Walaszczyk & Wood: ''Inoceramids and biostratigraphy at the Turonian/Coniacian boundary.'' 1998 (siehe [[#Literatur|Literatur]]), S.&nbsp;399</ref> Die ?inoceramide<!-- sic! Das Fragezeichen steht für die unsichere Zuordnung zu den Inoceramen --> Gattung ''Didymotis'', die auf das Ober-Turon und unterste Coniac beschränkt ist, ist in Salder ebenfalls häufig. Neben Muscheln kommen, wenngleich deutlich weniger häufig, [[Armfüßer|Brachiopoden]] (u.&nbsp;a. ''Orbirhynchia''), irreguläre [[Seeigel]] aus der Gruppe der [[Herzigel|Herzseeigel]] (Spatangoida, u.&nbsp;a. ''Sternotaxis'' und ''Micraster'') sowie heteromorphe [[Ammoniten]] (u.&nbsp;a. ''Hyphantoceras'' und ''Scaphites'') vor.<ref name="wood_et_al_1983" /> Die häufigsten Wirbeltierreste sind isolierte [[Knochenfische|Knochenfisch]]&shy;zähne und -schuppen. Theoretisch sind auch Funde von Hai- oder sogar [[Mosasaurier]]&shy;zähnen möglich.

=== GSSP des Coniac ===
Der Kalksteinbruch Salzgitter-Salder wurde 1995 von den Mitgliedern der entsprechenden Arbeitsgruppe der Kreide-Subkommission der [[International Commission on Stratigraphy]] (ICS) zum Hauptkandidat für den „globalen Grenzstratotypus“ ([[Global Stratotype Section and Point]], GSSP) des [[Coniacium|Coniac]], der dritten [[Stufe (Geologie)|Stufe]] der [[Oberkreide]] bestimmt. Im Zuge dessen wurde als primäres [[Biostratigraphie|biostratigraphisches]] Kennzeichen der Coniac-Untergrenze das erste Auftreten ({{enS|first appearance date}}, FAD) der [[Inoceramen|inoceramiden]] Muschel ''Cremnoceramus deformis erectus'' ({{Person|Meek}}, 1877), seinerzeit ''Cremnoceramus rotundatus'' (''sensu'' [[Karl-Armin Tröger|{{Person|Tröger}}]] ''non'' [[Kurt Fiege|{{Person|Fiege}}]]){{FN|**}} festgelegt.<ref name=walaszczyk_et_al_2010:446 /> Als Vorzüge von Salder galten damals der Umstand, dass die Abfolge keine offensichtlichen [[Hiatus (Geologie)|Schichtlücken]] aufwies, dass es sich um den am besten untersuchten aller bis dahin vorgeschlagenen Aufschlüsse handelte, für den daher eine Fülle von feinstratigraphischen Informationen dokumentiert war, dass der Steinbruch in der näheren Zukunft zugänglich bleiben sollte sowie die außergewöhnlich vollständige geologische Überlieferung der Inoceramenfaunen. Als nachteilig galten die relativ starke [[Diagenese|diagenetische]] Überprägung des primären, weit überwiegend karbonatischen Sediments, die sich ungünstig auf die Erhaltung von [[Mikrofossil]]ien ausgewirkt hat, sowie die relative Armut an [[Ammoniten]], den wichtigsten Makro[[leitfossil]]ien des [[Mesozoikum]]s.<ref name=walaszczyk_et_al_2010:446 />

In den 2000er Jahren war eine im Steilufer der [[Weichsel]] in [[Tarłów|Słupia Nadbrzeżna]] ([[Polen]]) aufgeschlossene Schichtenfolge des [[Turonium|Turon]]-Coniac-Grenzintervalls eingehender untersucht worden, wobei sich herausstellte, dass, während in Salder das FAD von ''Cremnoceramus deformis erectus'' in Form eines Massenauftretens (engl.: {{lang|en|flood occurence}}), des sogenannten ''erectus''-I-Events vorliegt, sich an der Weichsel das ''erectus''-I-Event etwa 1,5 Meter oberhalb dem FAD von ''C.&nbsp;d.&nbsp;erectus'' befindet. Dies bedeutet, dass das Grenzintervall in Salder wahrscheinlich doch lückenhaft ausgebildet („kondensiert“) ist.<ref name="walaszczyk_et_al_2010_nopage">Walaszczyk et al.: ''The Salzgitter-Salder Quarry (Lower Saxony, Germany) and Słupia Nadbrzeżna river cliff section (central Poland).'' 2010 (siehe [[#Literatur|Literatur]]), div.&nbsp;S.</ref> Da die Aufschlussverhältnisse in Słupia Nadbrzeżna zu schlecht sind, um als alleiniger GSSP in Frage zu kommen, war 2010 eine Kombination aus den Aufschlüssen von Salder und Słupia Nadbrzeżna als GSSP vorgeschlagen worden („composite Global Boundary Stratotype Section and Point“).<ref name="walaszczyk_et_al_2010_nopage" /> Dieser Vorschlag fand unter den übrigen Mitgliedern der Arbeitsgruppe für den Coniacium-GSSP weitgehende Zustimmung, jedoch galt ein einzelner Aufschluss weiterhin als die erstrebenswerteste Variante. In diesem Zusammenhang wurden seit 2013 mehrere Aufschlüsse in Nordamerika (vgl. [[Western Interior Seaway]]) und Kasachstan untersucht, von denen einer in [[Coahuila]] ([[Mexiko]]) als vielversprechend eingestuft wurde. Wegen politisch instabiler Verhältnisse in dieser Region sollte jedoch versucht werden, eine Ausweichlokalität im [[Big Bend National Park]] im nördlich benachbarten [[Texas]] zu finden.<ref>''Subcommission on Cretaceous stratigraphy. Annual Report 2015.'' International Commission on Stratigraphy (ICS) ([http://cretaceous.stratigraphy.org/wp-content/uploads/2017/02/ICS2015_Report_Creta.pdf PDF] 332&nbsp;kB), S.&nbsp;7</ref> Ein einst als GSSP-Option gehandelter Bahneinschnitt nördlich des [[Pueblo (Colorado)|Pueblo]]-Stausees am Oberlauf des [[Arkansas River]] in [[Colorado]],<ref>Ireneusz Walaszczyk, William A. Cobban: ''The Turonian-Coniacian boundary in the United States Western Interior.'' Acta Geologica Polonica. Bd.&nbsp;48, Nr.&nbsp;4, 1998, S.&nbsp;495–507 ([https://geojournals.pgi.gov.pl/agp/article/view/10212 online]), S.&nbsp;496&nbsp;ff.</ref> in dessen unmittelbarer Nachbarschaft sich bereits der GSSP für das Turon befindet,<ref>William J. Kennedy, Ireneusz Walaszczyk, William A. Cobban: ''The Global Boundary Stratotype Section and Point for the base of the Turonian Stage of the Cretaceous: Pueblo, Colorado, U.S.A.'' Episodes. Bd.&nbsp;28, Nr.&nbsp;2, 2005, S.&nbsp;93–104 ([http://www.stratigraphy.org/GSSP/Turonian.pdf PDF] 4,0&nbsp;MB)</ref> stand seinerzeit wegen bedeutender Schichtlücken schon nicht mehr in der engeren Auswahl.

Nach einer Neubearbeitung der Kohlenstoffisotopen- und Biostratigraphie des Turon-Coniac-Grenzintervalls im Steinbruch Salder Ende der 2010er Jahre<ref>Silke Voigt, Tobias Püttmann, Jörg Mutterlose, André Bornemann, Ian Jarvis, Martin Pearce, Ireneusz Walaszczyk: ''Reassessment of the Salzgitter-Salder section as a potential stratotype for the Turonian–Coniacian boundary: stable carbon isotopes and cyclostratigraphy constrained by calcareous nannofossils and palynology.'' Newsletters on Stratigraphy. Bd.&nbsp;54, Nr.&nbsp;2, 2021, S.&nbsp;209–228, [[doi:10.1127/nos/2020/0615]]</ref> entschied sich die Coniac-GSSP-Arbeitsgruppe letztendlich doch für diesen Standort. Der Vorschlag wurde daraufhin zur Diskussion und Abstimmung an die höheren Instanzen (Subkommission für Kreidestratigraphie der ICS, ICS sowie Exekutivkomitee der [[International Union of Geological Sciences]], IUGS) weitergereicht. Im Frühjahr 2021 beschloss das IUGS-Exekutivkomitee schließlich die Ratifizierung des Vorschlags.<ref>[https://cretaceous.stratigraphy.org/news/coniacian-gssp Coniacian GSSP ratified by IUGS.] News-Rubrik der Webpräsenz der Subcommission on Cretaceous Stratigraphy, abgerufen am 28. Juli 2021.</ref>

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  {{FNZ|**|<small>Einige Autoren sind jedoch nach wie vor der Auffassung, dass ''Cremnoceramus rotundatus'' wohl „als basale Form von ''Cremnoceramus deformis erectus''“ abgegrenzt werden könne.<ref>Karl-Armin Tröger, Birgit Niebuhr: ''Inoceramide Muscheln.'' S.&nbsp;169–199 in: Birgit Niebuhr, Markus Wilmsen (Hrsg.): ''Kreide-Fossilien in Sachsen, Teil 1.'' Geologica Saxonica. Bd.&nbsp;60, Nr.&nbsp;1, 2014, ([http://www.senckenberg.de/files/content/forschung/publikationen/geologicasaxonica/60_1/06_geologica-saxonica60-1_2014_troeger_niebuhr.pdf PDF] 5,9&nbsp;MB) S.&nbsp;196&nbsp;f.</ref></small>}}
}}

== Geschichte und Nachnutzungskonzept ==
Der Kalksteinabbau am Hasselberg begann 1885. Der heutige Steinbruch war bis 1992 aktiv und befand sich seinerzeit im Besitz der Fels-Werke Peine Salzgitter GmbH. Der Kalkstein wurde für die [[Zement]]&shy;herstellung, als Zuschlagstoff für die [[Eisenverhüttung]] sowie als Baumaterial für den Damm- und Straßenbau verwendet. Mehr als 10 Jahre nach seiner [[Auflassung]], im März 2005, kaufte die Stiftung Naturlandschaft des [[Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland|BUND]]-Landesverbandes Niedersachsen den Steinbruch.<ref>Zellmer & Röber: ''Geotope im Spannungsfeld zwischen Schutz und Nutzung.'' 2008 (siehe [[#Literatur|Literatur]]), S.&nbsp;38</ref> Im Rahmen des Projekts „Geotope im Spannungsfeld zwischen Schutz und Nutzung“ wurde von der BUND-Kreisgruppe Salzgitter in Zusammenarbeit mit dem [[Freilicht- und Erlebnismuseum Ostfalen]] (FEMO) ein Konzept für die Zukunft des Steinbruches erarbeitet. Dieses beinhaltet u.&nbsp;a. die regelmäßige Durchführung von Maßnahmen, die die natürliche [[Sukzession (Biologie)|Sukzession]] verhindern, sodass der relativ ausgedehnte ([[Pionierpflanze|Pionier-]])Kalk[[magerrasen]] im Südteil des Steinbruches (siehe [[#Flora und Fauna (rezent)|unten]]) erhalten bleibt. Dies dient zum einen dem Naturschutz, da derartige offene Standorte überdurchschnittlich vielen [[Rote Liste gefährdeter Arten|Rote-Liste]]-Arten einen Lebensraum bieten, und zum anderen kommt es dem Interesse an einer [[Geotourismus|geotouristischen]] und [[Geowissenschaften|geowissenschaftlichen]] Nachnutzung entgegen, da so die leichte Zugänglichkeit der entsprechenden Steinbruchbereiche erhalten bleibt.<ref>Zellmer & Röber: ''Geotope im Spannungsfeld zwischen Schutz und Nutzung.'' 2008 (siehe [[#Literatur|Literatur]]), S.&nbsp;30&nbsp;ff.</ref> So ist der Steinbruch Salzgitter-Salder mittlerweile ein „Geopunkt“ des [[Geopark Harz – Braunschweiger Land – Ostfalen|''Geoparks Harz&nbsp;– Braunschweiger Land&nbsp;– Ostfalen'']]<ref>''[http://geopark-hblo.de/standorte/geopunkte/steinbruch-salder/ Steinbruch Salder.]'' Webpräsenz des Geoparks Harz&nbsp;– Braunschweiger Land&nbsp;– Ostfalen, abgerufen am 12. September 2017</ref> und wird von mehreren Universitäten seit vielen Jahren für Lehrexkursionen/Geländeübungen im Rahmen von Geologie-Studiengängen genutzt. Seit 2021 ist er zudem [[#GSSP des Coniac|GSSP des Coniac]].

== Flora und Fauna (rezent) ==
Seit der endgültigen Einstellung des Kalksteinabbaus im Jahr 1992 hat sich auf dem Steinbruchgelände weitgehend natürlich ein Mosaik aus Klein[[biotop]]en mit einer hohen Artenvielfalt entwickelt, das als „einzigartig“ und in dieser Form besonders schützenswert beschrieben wird. Die im Zuge des Projektes „Geotope im Spannungsfeld zwischen Schutz und Nutzung“ im Jahr 2005 durchgeführte [[Biotopkartierung]] unterscheidet neun bis zehn verschiedene Biotoptypen und -subtypen. Als besonders bedeutend gelten die verschiedenen Formen von Kalk[[magerrasen]] im Südteil des Steinbruchs, und zwar sowohl hinsichtlich der relativ großen Fläche, die sie einnehmen, als auch hinsichtlich der seltenen und/oder bedrohten Pflanzenarten, denen sie als Standorte dienen (u.&nbsp;a. dem [[Gewöhnlicher Fransenenzian|Gewöhnlichen Fransenenzian]], ''Gentianopsis ciliata''),<ref name="bund_SZ_web">[http://www.bund-salzgitter.net/index.php?id=25 ''Steinbruch Salder.''] Webpräsenz der BUND-Kreisgruppe Salzgitter, abgerufen am 12. September 2017</ref> sowie das von Verlandung bedrohte Feuchtbiotop im Ostteil. Im Nordwesten des Steinbruches, wo die [[Sukzession (Biologie)|Sukzession]] schon relativ weit fortgeschritten ist, finden sich unter den Gehölzen [[Neophyt]]en wie der [[Tatarischer Hartriegel|Tatarische Hartriegel]] (''Cornus alba''), die [[Fächer-Zwergmispel]] (''Cotoneaster horizontalis''), der [[Europäischer Pfeifenstrauch|Große Pfeifenstrauch]] (''Philadelphus ''cf.'' coronarius'') und der [[Essigbaum]] (''Rhus hirta''), was zeigt, dass die „Rückeroberung“ des Steinbruches durch die Natur nicht gänzlich unbeeinflusst vom Menschen ablief: Vermutlich gelangten diese Pflanzenarten durch die Entsorgung von Gartenabfällen oder dergleichen dorthin.<ref name="zellmer&röber2008:26ff">gesamter Absatz, wo nicht anders vermerkt, nach Zellmer & Röber: ''Geotope im Spannungsfeld zwischen Schutz und Nutzung.'' 2008 (siehe [[#Literatur|Literatur]]), S.&nbsp;26&nbsp;ff.</ref>

Eine 2005 in Auftrag gegebene spezielle „faunistisch-ökologische Untersuchung zur Erfassung der Fauna der [[Webspinnen]] und [[Weberknechte]]“ erbrachte, dass im Untersuchungszeitraum 150 solcher Arten im Steinbruch lebten, von denen 23 in der [[Rote Liste gefährdeter Arten|Roten Liste]] Niedersachsens (davon 21 % als stark bedroht kategorisiert) oder Deutschlands aufgeführt waren. Für [[Thermophilie|wärmeliebende]] Insekten wie Ameisen sind insbesondere die Magerrasenhabitate und die Kalksteinfelsen ein bedeutender Lebensraum. Des Weiteren sind im Steinbruch zahlreiche [[Libellen]]&shy;arten beheimatet, u.&nbsp;a. die [[Südliche Binsenjungfer]] (''Lestes barbarus''). Auch sind in den Jahren „2009 und 2010 […] mehr als 200 Exemplare der gesetzlich streng geschützten [[Blauflügelige Sandschrecke|blauflügligen Sandschrecke]]<!-- sic! Fehler im Original, wörtliches Zitat --> (''Sphingonotus caerulans'') erfolgreich in den Steinbruch Salder“<ref name="bund_SZ_web" /> umgesiedelt worden. Ein weiteres hervorzuhebendes Element der Wirbellosenfauna ist die in Deutschland seltene [[Quendelschnecke]] (''Candidula unifasciata''). Aufgrund der Habitatdiversität weist der Steinbruch zudem eine vielfältige Vogelfauna auf. So wurden u.&nbsp;a. [[Neuntöter]] (''Lanius collurio'') beobachtet. Außerdem brütet, mit Unterbrechungen, ein [[Uhu]]&shy;pärchen (''Bubo bubo'') in den Kalksteinfelsen.<ref name="bund_SZ_web" /><ref name="zellmer&röber2008:26ff" />
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Steinbruch Salder.jpg
Steinbruch Salder1.jpg
Steinbruch Salder2.jpg
</gallery>

== Siehe auch ==
* [[Liste der Geotope in Salzgitter]]
* [[Wetteldorfer Richtschnitt]] (erster verbindlich festgelegter [[Global Stratotype Section and Point|GSSP]] in Deutschland)

== Literatur ==
* Ina Eickhoff: ''Wiedererkennbarkeit primärer Tonschichten in versenkungsdiagenetisch überprägten Kalk-Ton-Wechsellagerungen.'' Dissertation. Fachbereich Geowissenschaften und Geographie, Universität Hannover 2002 ([http://edok01.tib.uni-hannover.de/edoks/e01dh01/354681753.pdf PDF] 3,6&nbsp;MB)
* Ireneusz Walaszczyk, Christopher J. Wood, Jackie A. Lees, Danuta Peryt, Silke Voigt, Frank Wiese: ''The Salzgitter-Salder Quarry (Lower Saxony, Germany) and Słupia Nadbrzeżna river cliff section (central Poland): a proposed candidate composite Global Boundary Stratotype Section and Point for the Coniacian Stage (Upper Cretaceous).'' Acta Geologica Polonica. Bd.&nbsp;60, Nr.&nbsp;4, 2010, S.&nbsp;445–477 ([https://geojournals.pgi.gov.pl/agp/article/view/9962 online])
* Ireneusz Walaszczyk, Christopher J. Wood: ''Inoceramids and biostratigraphy at the Turonian/Coniacian boundary; based on the Salzgitter-Salder Quarry, Lower Saxony, Germany, and the Słupia Nadbrzeżna section, Central Poland.'' Acta Geologica Polonica. Bd.&nbsp;48, Nr.&nbsp;4, 1998, S.&nbsp;395–434 ([https://geojournals.pgi.gov.pl/agp/article/view/10214 online])
* Henning Zellmer, Stefan Röber: ''Geotope im Spannungsfeld zwischen Schutz und Nutzung – Naturschutz und Besucherlenkung in ausgewählten Geotopen des Nationalen GeoParks Harz, Braunschweiger Land, Ostfalen.'' Freilicht- und Erlebnismuseum Ostfalen e.V. (FEMO), Königslutter 2008 ([https://www.dbu.de/ab/DBU-Abschlussbericht-AZ-22284.pdf PDF] 8,1&nbsp;MB), S.&nbsp;24–38

== Einzelnachweise ==
<references />

== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* [https://www.scinexx.de/news/geowissen/gesteinsformation-bei-salzgitter-wird-goldener-nagel/ Gesteinsformation bei Salzgitter wird "Goldener Nagel" – Steinbruch wird weltweite Referenz für den Übergang zweier geologischer Stufen der Kreidezeit] – scinexx.de
{{Alternativbezeichnungen|Kalksteinbruch Salder; Steinbruch Salzgitter-Salder; Kalkbruch Salder; Steinbruch am Hasselberg}}
{{Coordinate |NS=52.124400 |EW=10.328830 |type=landmark |region=DE-NI}}

[[Kategorie:Kalksteingrube]]
[[Kategorie:Kreide (Geologie)]]
[[Kategorie:Geographie (Salzgitter)]]
[[Kategorie:Fossillagerstätte]]
[[Kategorie:Chronostratigraphie]]
[[Kategorie:Geotop in Niedersachsen]]
[[Kategorie:Steinbruch in Niedersachsen]]