Quelltext der Seite Mondkalender (Altes Ägypten)

<templatestyles src="Vorlage:Ägyptologie/styles.css" />
{{Infobox Hieroglyphen Zweispaltig
|TITEL = Mondkalender
|NAME = <hiero>M4:X1-W4:Z2-N35-N10:N35:W3</hiero><br />Renpet-hebu-en-heb-en-pesdjenetiu<br />''Rnpt-ḥbw-n-ḥb-psḏntjw''<br />''Jahr der Feiern vom [[Neumond]]fest''
|NAME-ERWEITERT = [[Altes Reich (Ägypten)|Altes Reich]]
|BILD1 = Lunar libration with phase Oct 2007.gif
|BILD1-BREITE = 250px
|BILD1-BESCHREIBUNG = Animation der [[Mondphase]]n
}}

Die '''Mondkalender im [[Altes Ägypten|Alten Ägypten]]''', also jene unter den gleichzeitig gebräuchlichen [[Ägyptischer Kalender|ägyptischen Kalendern]], deren Monatsanfang stets durch die jeweils selbe Mondphase definiert war, waren in allen dokumentierten Fällen [[Gebundener Lunarkalender|gebundene Lunarkalender]]. Den Beginn eines Kalenderjahres sollte dabei vorzugsweise der Beginn der [[Nilschwemme]] darstellen. Sie wurde sehr früh mit dem Auftauchen des [[Sirius|Sothis]] am Nachthimmel in Verbindung gebracht. Daher wählen die ältesten belegten Kalender Ägyptens auch dieses Ereignis zur Bestimmung des Jahresbeginns. So ist auch vom '''Sothis-Mondkalender''' die Rede.

Als Monatsanfang galt in Ägypten stets der Beginn der Nichtsichtbarkeit des Mondes vor Sonnenaufgang, ein Monat endete nach dem [[Altlicht]]. Damit unterschieden sich die ägyptischen Mondkalender von denen vieler anderer Kulturen, in denen ein neuer Monat zumeist mit dem [[Neulicht]] begann.<ref name="Monatsbeginn">{{Ankerlink|Parker 1950|o|d|The Calendars of Ancient Egypt}}, Seite&nbsp;9, §&nbsp;25.</ref>
<div class="Box" style="clear:right">
{|
!colspan="2" |Der Mond als Gott
|-
| class="hiero" |<hiero>Aa1:N35:O34-M23-G43</hiero>
|[[Chons]]<br/>''Ḫnsw''<ref>{{Ankerlink|LGG|o|d}} Band 8, S. 456.</ref>
|-
!colspan="2" |Sothis als Göttin
|-
| class="hiero" |<hiero>S29-M44-Q3:D46-X1:N14</hiero>
|[[Sopdet]]<br/>''Spd.t''<ref>Die Altaegyptischen Pyramidentexte nach den Papierabdrucken und Photographien des Berliner Museums, 1908, in Kopien der University of Chicago Library, online ressource: [http://www1.lib.uchicago.edu/cgi-bin/eos/eos_page.pl?DPI=100&callnum=PJ1553.A1_1908_cop3&object=97 (Spruch 216. Schluss)] 151b.</ref>
|-
!colspan="2" |Das Jahr (auch eine Göttin)<ref>{{Literatur |Titel=The Complete Gods and Goddesses of Ancient Egypt |Autor=[[Richard H. Wilkinson]] |Datum=2003 |Verlag=Thames & Hudson |Ort=London |Online=https://archive.org/details/completegodsgodd00wilk_0/page/164 164–6 |Sprache=en |ISBN=0-500-05120-8}} Seite 164, Lemma: Renpet.</ref>
|-
| class="hiero" |<hiero>rnp:t</hiero>
|Renpet<br/>''rnp:t''
|}
</div>

== Grundlagen der Zeitrechnung ==
Allgemeiner Konsens besteht darin, dass die Konzepte von Tag und (lunarem) Monat vor dem des Jahres entwickelt wurden.<ref>{{Ankerlink|Parker 1950|o|d|The Calendars of Ancient Egypt}}, Seite 10, §33.</ref> Ein [[Tag (Altes Ägypten)|Tag]] begann im alten Ägypten stets mit Sonnenaufgang.<ref name="Assmann2005-115">{{Ankerlink|Assmann 2005|o|d|Der Ursprung der Geschichte}}, Seite 115.</ref> Damit lagen die Ereignisse, die der Tages- und Monatszählung zugrunde lagen, stets vor dem Tag bzw. Monat, der dadurch definiert wurde:
* Die Nacht, in der der Mond vor Sonnenaufgang zum [[Neumond]] wurde, war die letzte im [[#Der Monat|Monat]].
* Der [[heliakisch]]e Aufgang des Sirius fand stets am Ende des Jahres statt. Das neue Jahr begann danach mit Monatsbeginn.
Die Ereignisse fielen dabei in der Regel in die 12. Nachtstunde, wobei jede Nacht, genau wie der [[Lichter Tag|lichte Tag]], stets genau 12 Stunden hatte. Die Länge der Stunden änderte sich dementsprechend mit den Jahreszeiten.<ref name="Assmann2005-115" />

Stündlich bemühte man sich in allen Sonnenheiligtümern mit rituellen Lobpreisungen den Sonnenlauf in Gang zu halten, zumindest aber einen bestimmten, prozesshaft gedachten Sinnzusammenhang nicht abreißen zu lassen.<ref>{{Ankerlink|Assmann 2005|o|d|Der Ursprung der Geschichte}}, Seite 116.</ref> Dieser Sinnzusammenhang liegt wohl in der Regelmäßigkeit. In {{Ankerlink|Assmann 2005|o|d|Der Ursprung der Geschichte}} heißt es dann auch: {{Zitat| Text=Anders als in Mesopotamien und anderen Divinationskulturen galt die auf den Kosmos gerichtete Aufmerksamkeit nicht den Ausnahmen, sondern den Regeln. In der zyklischen Regelhaftigkeit seiner Prozesse offenbarte sich dem Ägypter die Göttlichkeit des Kosmos.|ref=<ref>{{Ankerlink|Assmann 2005|o|d|Der Ursprung der Geschichte}}, Seite 113.</ref>}} So verwundert es nicht, dass beispielsweise der 15. Tag unabhängig von der astronomischen Exaktheit stets als der Vollmondtag gezählt wurde.<ref>{{Ankerlink|Parker 1950|o|d|The Calendars of Ancient Egypt}}, Seite 9, §27</ref>

== Varianten des Mondkalenders ==
Seit Beginn der ägyptischen Zeitrechnung wurde auch der Mondkalender weiterentwickelt.

=== Der ursprüngliche Mondkalender ===
Die ältesten belegten Erwähnungen von Mondkalenderdaten finden sich ab etwa 2350&nbsp;v.&nbsp;Chr. in den [[Pyramidentexte]]n.<ref name="B47" /> Die Verwendung von [[Astronomie|astronomischen]] Aufzeichnungen ist jedoch bereits unter König [[Wadji]] um 2880&nbsp;v.&nbsp;Chr. dokumentiert.

<div class="Box">
{| style="width:210px;"
!colspan="2" |Öffner des Jahres
|-
| class="hiero" |<hiero>F14</hiero> auch <hiero>F15</hiero> |
|[[Wepet-renpet]]<br/>''Wpt-rnp.t''
|-
!colspan="2" |Neujahr
|-
| class="hiero" |<hiero>T8-rnp-t:Z1-X4</hiero> ||''tpy rnp:t''
|-
!colspan="2" |Sothis und Wepet-renpet
|-
|colspan="2" class="hiero" |<hiero>R8-M44-N14:X1*H8-Z9*X1*H8:V30-F13-M4</hiero>
|-
|colspan="2" |"Sothis die Große,<br />Herrin von Wepet renpet."<ref>{{Ankerlink|Parker 1950|o|d}}: The Calendars of Ancient Egypt, Seite&nbsp;33, §&nbsp;168.</ref>
|-
|colspan="2" style="text-align: center;" |{{Annotiertes Bild | image = Sirius A and B Hubble photo.jpg | image-width = 210 | image-left = 0 | image-top = -50 | width = 210 | height = 150 | noframe = 1 | outer-css = margin:0;}} Sirius, der Signalgeber für das neue Mondjahr im Sothis-Mondkalender
|}</div>
Der ursprüngliche Mondkalender muss allein auf Beobachtungen beruht haben.<ref>{{Ankerlink|Assmann 2005|o|d|Der Ursprung der Geschichte}}, S. 113.</ref> Zu diesen Beobachtungen gehörte in jedem Fall die des [[heliakisch]]en Aufgangs des Sothis. Dieses Ereignis wurde „Öffner des Jahres“ genannt. Dieser Name wurde dann auch für den 12. Monat im '''Sothisjahr''' verwendet, selbst wenn das Ereignis erst danach stattfand. Der erste Monat des neuen Jahres begann dann nach diesem Ereignis mit dem Sonnenaufgang, vor dem der Mond erstmals wieder nicht sichtbar war. Hieraus resultiert eine auf Beobachtungen basierte Schaltjahresregelung, bei der jeweils ein 13. Monat eingeschaltet wurde. In {{Ankerlink|Parker 1950|o|d|The Calendars of Ancient Egypt}} wurde dazu die Vermutung geäußert, dass dies genau dann geschah, wenn der Folgemonat weniger als 12 Tage nach dem Wepet-renpet-Ereignis begann. In diesem Fall wäre der Monat, der nach Wepet-renpet begann, ein interkalarer 13. Monat<ref>{{Ankerlink|Parker 1950|o|d|The Calendars of Ancient Egypt}}, Seite&nbsp;31, §&nbsp;151.</ref> Er hätte mit einer solchen Festlegung sichergestellt, dass das Ereignis eben doch stets in den gleichnamigen Monat fiel.

Belege dafür, dass der Beginn eines Monats berechnet wurde, konnten jedoch bislang nicht gefunden werden. Infolge dessen wurde dann aber von etlichen Wissenschaftlern der Versuch unternommen, auf Basis [[Astronomie|astronomischer]] Berechnungen auf exakte Kalenderdaten im [[proleptisch]]en [[Julianischer Kalender|julianischen Kalender]] zu schließen. Tatsächlich ist dies aber nicht möglich. Stattdessen muss von Fehlern in der Mondbeobachtung ausgegangen werden:
* Algorithmen zur Berechnung der Sichtbarkeit des [[Altlicht]]es folgten Daumenregeln und erwiesen sich in der Mehrzahl der Fälle als inkorrekt. Selbst bessere, neuere Vorhersagen liegen in etwa 20 %, also in 2–3 von 12–13 Fällen, falsch.
* Wolken konnten die Erkennbarkeit des Neumondes verhindern.
* Weitere Fehlerquellen können einer Abschätzung der historischen Sichtung im Wege stehen.<ref>{{Ankerlink|Schaefer 2000|o|d|The heliacal rise of Sirius and ancient Egyptian chronology}}, Seite 153.</ref><ref>Siehe auch Thomas Schneider: ''Das Ende der kurzen Chronologie: Eine kritische Bilanz der Debatte zur absoluten Datierung des Mittleren Reiches und der Zweiten Zwischenzeit.'' In: ''Ägypten und Levante.'' Nr. 18, 2008, S. 288f.</ref>
Wenn auch Bradley E. Schaefer ausführt, dass „die gegenwärtig großen Unsicherheiten in der Vorhersage der Mondsichtbarkeit keine mögliche astronomische Lösung absoluter ägyptischer Chronologie mit Monddaten erlauben“,<ref>{{Ankerlink|Schaefer 2000|o|d|The heliacal rise of Sirius and ancient Egyptian chronology}}, Seite 154.</ref> hindert das andere Wissenschaftler nicht daran, in der Richtung weiter zu forschen. So werden inzwischen bei der Abschätzung der Sichtbarkeit vom Aufgang des Sirius die optische Dichte und vermutete historische Staubbelastung der Luft berücksichtigt.<ref>{{Literatur |Titel=The Helical Rising of Sirius |Autor=Teije De Jong |Datum=2006-01 |Hrsg=Erik Hornung, Rolf Krauss, und David A. Warburton |Sammelwerk=Handbook of Oriental Studies |Band=83 |Verlag=Brill |Ort=Leiden |WerkErg=Section 1 The Near and Middle East |Sprache=en |DOI=10.1163/9789047404002_029}}</ref>

Allgemeinen eng eingegrenzten Angaben über die Lage der Monate des Mondkalenders relativ zu unserem [[Gregorianischer Kalender|gregorianischen Kalender]] steht zusätzlich im Weg, dass die Lage der Mondmonate im [[Siderisches Jahr|siderischen Jahr]] bedingt durch die Monatslänge und die wiederholte Einschaltung eines [[ Einschaltung (Zeitrechnung)|interkalaren]], dreizehnten Monats schwankt. Dennoch lässt sich eine grobe Abschätzung angeben:

{| class="zebra center"
|-
!colspan="5"|Jahreszeitliche Lage der ägyptischen Monate im Vergleich zu Mitteleuropa
|-
!colspan="4" style="border-bottom:none;"|Monatsname (Mondkalender)
!rowspan="2"|Jahreszeit<br />(Mitteleuropa)
|-
!colspan="2" style="border-top:none;"|jahreszeitlich
!colspan="2" style="border-top:none;"|neues Reich<ref>{{Ankerlink|Parker 1950|o|d|The Calendars of Ancient Egypt}}, Seite 45 Tabelle 7.</ref>
|-
! {{Ägyptologie TblHighlight 2}} colspan="5"| Jahreszeit: [[Achet]] (Überschwemmung)
|-
| class="hiero" |<hiero>N11:Z1 SA:x*t N5</hiero>
|1-nu-achet <br /> ''1-nw-3ḫt''
| class="hiero" |<hiero>X1:Aa1-Z4:W3</hiero>
|[[Techi]]<br />''Tḫj''
|Sommerbeginn (Juni / Juli)
|-
| class="hiero" |<hiero>N11:Z1*Z1 SA:x*t</hiero>
|2-nu-achet<br />''2-nw-aḫt''
| class="hiero" |<hiero>Y5:N35 Aa1:X1-S27</hiero>
|[[Menchet (Monat)|Menchet]]<br />''Mnḫt''
|Sommer (Juli / August)
|-
| class="hiero" |<hiero>N11:Z1*Z1*Z1 SA:x*t</hiero>
|3-nu-achet<br />''3-nw-aḫt''
| class="hiero" |<hiero>O6:X1-D2:D21</hiero>
|[[Hut-heru (Monat)|Hut-heru]]<br />''ḥwt-ḥrw''
|Spätsommer (August / September)
|-
| class="hiero" |<hiero>N11:Z1*Z1*Z1*Z1 SA:x*t</hiero>
|4-nu-achet<br />''4-nw-aḫt''
| class="hiero" |<hiero>D28:Z1 D2:Z1-D28:Z1-W3:N5</hiero>
|[[Ka-her-ka]]<br />''Kˁ-ḥr-kˁ'',<br />''Hb-kˁ-kˁ-n-Ḥr.(w)''
|Herbst (September / Oktober)
|-
! {{Ägyptologie TblHighlight 2}} colspan="5"| Jahreszeit: [[Peret (Altes Ägypten)|Peret]] (Aussaat / Winter)
|-
| class="hiero" |<hiero>N11:Z1 pr-D21:X1</hiero>
|1-nu-peret<br />''1-nw-prt''
| class="hiero" |<hiero>S*:I9 M34-t-Z1</hiero>
|[[Schef-bedet]]<br />''šf-bdt''
|Herbst (Oktober / November)
|-
| class="hiero" |<hiero>N11:Z1*Z1 pr-D21:X1</hiero>
|2-nu-peret<br />''2-nw-prt''
| class="hiero" |<hiero>r:k-V28 G36:r</hiero>
|[[Rekeh-wer]]<br />''Rkḥ-wr''
|Spätherbst (November / Dezember)
|-
| class="hiero" |<hiero>N11:Z1*Z1*Z1 pr-D21:X1</hiero>
|3-nu-peret<br />''3-nw-prt''
| class="hiero" |<hiero>O6:X1-D2:D21</hiero>
|[[Rekeh-nedjes]]<br />''Rkḥ-nds''
|Winter (Dezember / Januar)
|-
| class="hiero" |<hiero>N11:Z1*Z1*Z1*Z1 pr-D21:X1</hiero>
|4-nu-peret<br />''4-nw-prt''
| class="hiero" |<hiero>r:n-Z7-t:t</hiero>
|[[Renutet]]<br />''Rnwtt''
|Hochwinter (Januar / Februar)
|-
! {{Ägyptologie TblHighlight 2}}colspan="5"| Jahreszeit: [[Schemu]] (Ernte / Sommer)
|-
| class="hiero" |<hiero>N11:Z1 S-N35B</hiero>
|1-nu-schemu<br />''1-nw-šmw''
| class="hiero" |<hiero>Aa1:N35-M23-Z7</hiero>
|[[Chonsu (Monat)|Chonsu]]<br />''ḫnsw''
|Winter (Februar / März)
|-
| class="hiero" |<hiero>N11:Z1*Z1 S-N35B</hiero>
|2-nu-schemu<br />''2-nw-šmw''
| class="hiero" |<hiero>W18-F32:X1 N5</hiero>
|[[Chenti-chet]]<br />''Ḫntj-ẖt''
|Frühling (März / April)
|-
| class="hiero" |<hiero>N11:Z1*Z1*Z1 S-N35B</hiero>
|3-nu-schemu<br />''3-nw-šmw''
| class="hiero" |<hiero>O6:X1-D2:D21</hiero>
|[[Ipet-hemet (Monat)|Ipet-hemet]]<br />''jpt-ḥmt''
|Frühling (April / Mai)
|-
| class="hiero" |<hiero>N11:Z1*Z1*Z1*Z1 S-N35B</hiero>
|4-nu-schemu<br />''4-nw-šmw''
| class="hiero" |<hiero>F15</hiero>
|[[Wepet-renpet]]<br />''Wpt-rnp.t''
|Frühling (Mai / Juni)
|-
! {{Ägyptologie TblHighlight 2}}colspan="5"| Interkalar
|-
| colspan="2" | (nicht zum Jahr gehörend)
| class="hiero" |<hiero>G26-X1*X1:W3</hiero>
|[[Thot]]<br />''Ḏḥwtyt'' <ref name="ParkerTab7">{{Ankerlink|Parker 1950|o|d|The Calendars of Ancient Egypt}}, Seite 45, §230 / Tabelle 7.</ref><br/>''ḏḥwtt''<ref>{{Literatur |Titel=Die Sprache der Pharaonen |Autor=Rainer Hannig |Sammelwerk=Kulturgeschichte der antiken Welt |Band=86 |Verlag=von Zabern |Ort=Mainz |Datum=2000 |TitelErg=Großes Handwörterbuch Deutsch-Ägyptisch (2800–950 v. Chr.) |ISBN=3-8053-2609-2}}, Seite 1288, Lemma: Thot, (3).</ref>
| ungefähr im Juni
|}

{{Anker|Sothis-Mondkalender}}Belegt ist der Sothis-Mondkalender derweil bereits im Mittleren Reich. Die Kenntnis der konstanten Festtage des [[Altes Reich (Ägypten)|Alten Reichs]], die unverändert auch in späterer Zeit fortbestanden und an den Sothis-Mondkalender gekoppelt waren, lassen eine Existenz vor der [[Frühdynastische Zeit (Ägypten)|frühdynastischen Zeit]] möglich erscheinen, obwohl [[Archäologie|archäologische Beweise]] dafür fehlen.<ref>Rolf Krauss: ''Sothis- und Monddaten: Studien zur astronomischen und technischen Chronologie Altägyptens.'' Hildesheim 1985, S.&nbsp;16.</ref>

=== Der spätere Mondkalender ===
Ein zweiter lunarer Kalender ist durch den [[Demotische Schrift|demotischen]] Papyrus Carlsberg 9 belegt. Dieses Dokument beschreibt 25-Jahres-Zyklen in der Zeit von 9 bis 144 n. Chr. ([[Ägypten in griechisch-römischer Zeit|griechisch-römische Zeit]]). Dabei setzt es als Konkordanz den Mond- und den Verwaltungskalender miteinander in Beziehung.<ref>{{Ankerlink|Assmann 2005|o|d|Der Ursprung der Geschichte}}, Seite&nbsp;114.</ref>

[[Lunisolarkalender]] haben naturgemäß nicht immer 12, sondern oft auch 13 Monate im Jahr. Jahre mit 13 Monaten waren dem Papyrus zufolge das 1., 3., 6., 9., 12., 14., 17., 20. und 23. Jahr in jedem Zyklus. Diese Jahre wurden als „große“ Jahre bezeichnet.<ref>{{Ankerlink|Parker 1950|o|d|The Calendars of Ancient Egypt}}, §&nbsp;50.</ref><!-- Beleg fehlt für: Diese Bezeichnung ist aber bereits aus dem mittleren Reich bezeugt. --> Daraus ergab sich dann eine Gesamtzahl von 309 Monaten pro Zyklus. Das entspricht einer durchschnittlichen Monatslänge von 29,5307443 Tagen. Der heute gemessene Wert liegt bei 29,530589 Tagen. Über lange Zeiträume hinweg musste hier jedoch mit nicht ganz konstanten Werten gearbeitet werden. In nachfolgender Tabelle werden durchschnittliche Werte auf den jeweiligen Zeitraum bezogen angegeben:

{| class="zebra center"
|-
!colspan="5"|25-Jahreszyklus im Mondkalender (Zeitraum 3000 bis 1 v. Chr.)
|-
!Zeitraum
!durchschnittliche Monatslänge
!astronomische Zyklusdauer
!Abweichung pro&nbsp;Zyklus
!Verschiebung um 1&nbsp;Tag erst nach
|-
|3000–1500 v. Chr.
|29,530603&nbsp;Tage
|9.124,9563 Tage<ref name="M194">Jean Meeus: ''Astronomical algorithms''. Willmann-Bell, Richmond 2002, ISBN 0-943396-61-1, S.&nbsp;194.</ref>
| 0,0437 Tage<br />(1&nbsp;h&nbsp;3&nbsp;min)
|572,44 ägyptischen Jahren
|-
|1500–1 v. Chr.
|29,530597&nbsp;Tage
|9.124,9545 Tage<ref name="M194" />
|0,0455 Tage<br />(1&nbsp;h&nbsp;5&nbsp;min)
|549,45 ägyptischen Jahren
|-
|3000–1 v. Chr.
|29,5306&nbsp;Tage
|9.124,9554 Tage<ref name="M194" />
| 0,0446 Tage<br />(1&nbsp;h&nbsp;4&nbsp;min)
|560,54 ägyptischen Jahren
|-
|}

[[Datei:Grab des Ramses IX. Monat Thot.JPG|mini|Astronomische Einträge im Grab von [[Ramses IX.]] in einer Abschrift von [[Karl Richard Lepsius]]]]

Im Ergebnis fielen die Mondmonatstage im 26. Verwaltungsjahr wieder genau wie im ersten. Die Abweichung war so gering, dass eine Änderung von einem Tag erst im 23.&nbsp;Zyklus auftrat. Die Astronomen mussten damit nur einmalig für die ersten 25&nbsp;Jahre die Beobachtungen aufzeichnen, um mindestens für die nächsten 21&nbsp;Zyklen ein Berechnungsschema zu besitzen.<ref>Rolf Krauss: ''Sothis- und Monddaten: Studien zur astronomischen und technischen Chronologie Altägyptens.'' Hildesheim 1985, S.&nbsp;27.</ref> Im Ergebnis war jedoch damit dieser neue Mondkalender nicht mehr an den Jahreszyklus gebunden, sondern an den Verwaltungskalender. Dieser Wechsel fand unabhängig von einer möglicherweise erst später vorgenommenen Formalisierung vermutlich bereits im 14. Jahrhundert vor Christus statt.<ref>{{Literatur |Titel=The Calendars and the Year-counts of Ancient Egypt |Autor=Leo Depuydt |Hrsg=Association Egyptologique Reine Élisabeth |Sammelwerk=Chronique d’Égypte |Band=XCII |Datum=2017-07 |Seiten=279 |Sprache=en |DOI=10.1484/J.CDE.5.115207}}</ref>

== Feste im Jahreslauf ==
<div class="Box">
{|
!colspan="2"|Die Nährende
|-
| class="hiero" |<hiero>r:n-Z7-t:t</hiero>
|[[Renutet]]<br/>''Rnwtt''
|}
</div>
In Ägypten wurden die Monate mit Göttern in Verbindung gebracht, die zumindest ursprünglich an entsprechenden Festtagen gewürdigt wurden.

Im Laufe der Geschichte wurden Annahmen aus {{Ankerlink|Parker 1950|o|d|The Calendars of Ancient Egypt}} zufolge einige Feste nachträglich im Verwaltungskalender fixiert. So war beispielsweise Renutet ursprünglich ein Vollmondfest im gleichnamigen (neunten) Monat und wurde demzufolge am 15. dieses Monats gefeiert. Für spätere Zeiten wurde eine Feier dieses Festes im achten Monat nachgewiesen. Aber auch Wepet-renpet wurde zum Namen des Neujahrstages im Verwaltungskalender und verschob sich dort durch die Jahreszeiten.<ref>{{Ankerlink|Parker 1950|o|d|The Calendars of Ancient Egypt}}, Seite&nbsp;9, §289.</ref> Generell fielen die Feste, die nur ein mal im Jahr gefeiert wurden, auf Dauer in das Wandeljahr des Verwaltungskalenders. Das galt auch für solche, deren Datum „der Neumond bringt“.<ref>{{Ankerlink|Schott 1950|o|d|Altägyptische Festdaten}}, Seite&nbsp;(46), ''Das astronomische Jahr''.</ref>

== Der Monat ==
<div class="Box">
{| style="width:300px;"
|- {{Ägyptologie TblHighlight}}
!colspan="3" |Die Tage des Mondmonats<ref>{{Ankerlink|Parker 1950|o|d|The Calendars of Ancient Egypt}}, Tabelle 2 / Seite&nbsp;9.</ref>
|-
| 1. || class="hiero" |<hiero>N10-G4-W3</hiero>
| [[Neumond]]tag <!-- Beleg fehlt für: (monatlich) „Tod und Tag der Erneuerung“ des Horus -->
|-
| 2. || class="hiero" |<hiero>D1-N11:N14</hiero>
| Tag des neuen Halbmondes <!-- Beleg fehlt für: (monatlich) Geburt des Horus -->
|-
| 3. || class="hiero" |<hiero>F31-Q3:D21-W3</hiero>
| Ankunftstag
|-
| 4. || class="hiero" |<hiero>O1:D21-X1-S29-G17-W3</hiero>
| Tag des voranschreitens des [[Sem (Priester)]]
|-
| 5. || class="hiero" |<hiero>Aa1:X1-D2:Z1-R2-W3</hiero>
| Tag des Altaropfers
|-
| 6. || class="hiero" |<hiero>S29-T22-N35:X1-Z2:Z2-W3</hiero>
| "Der sechste"
|-
| 7. || class="hiero" |<hiero>D46:N35-M17-X1-W3</hiero>
| Teiltag: Tag des ersten Viertels
|-
| 8. || class="hiero" |<hiero>D1*D12:W3</hiero>||
|-
| 9. || class="hiero" |<hiero>F19-Q3:W3</hiero>||
|-
| 10. || class="hiero" |<hiero>S29-M17-I9:D52-W3</hiero>||
|-
| 11. || class="hiero" |<hiero>F29-N8-Z2:W3</hiero>||
|-
| 12. || class="hiero" |<hiero>N31:D53-N31:D53-W3</hiero>||
|-
| 13. || class="hiero" |<hiero>D12-D12-U1-A59-W3</hiero>||
|-
| 14. || class="hiero" |<hiero>S32-G1-Z7-W3</hiero>||
|-
| 15. || class="hiero" |<hiero>D1-N13</hiero> || [[Vollmond]]tag
|-
| 16. || class="hiero" |<hiero>F31-Q3:D21-Z1*Z1:W24-W3</hiero>
| Tag der zweiten Ankunft
|-
| 17. || class="hiero" |<hiero>S32-G1-Z7-W3</hiero>||
|-
| 18. || class="hiero" |<hiero>M17-V28-N12-W3</hiero>
| Tag des Mondes
|-
| 19. || class="hiero" |<hiero>F21-S43-S43-S43-I9:W3</hiero>||
|-
| 20. || class="hiero" |<hiero>U21:Q3-W3</hiero>||
|-
| 21. || class="hiero" |<hiero>Aa20-D21:G43-W3</hiero>||
|-
| 22. || class="hiero" |<hiero>F22-M44-X1:W3</hiero>||
|-
| 23. || class="hiero" |<hiero>D46:N35-M17-X1:V11-W3</hiero>
| Teiltag: Tag des letzten Viertels
|-
| 24. || class="hiero" |<hiero>V31:N35-V28-G43-N2-W3</hiero>||
|-
| 25. || class="hiero" |<hiero>F29-N8-Z2:W3</hiero>||
|-
| 26. || class="hiero" |<hiero>O1:D21-X1:W3</hiero>||
|-
| 27. || class="hiero" |<hiero>G43-N37-D58-W3</hiero>||
|-
| 28. || class="hiero" |<hiero>O23-W24*X1:N1-W3</hiero>
| Jubiläum der [[Nut (ägyptische Mythologie)|Nut]]
|-
| 29. || class="hiero" |<hiero>P6-A47-W3</hiero>||
|-
| 30. || class="hiero" |<hiero>O1:D21-X1:D54-O34:R12:X1*Z4-W3</hiero>
| Tag des voranschreitens der [[Min (ägyptische Mythologie)|Min]]
|}
<div style="float: right; width: 200px">Für verschiedene angegebene Tage werden in {{Ankerlink|Parker 1950|o|d|The Calendars of Ancient Egypt}} und anderer Fachliteratur weitere Namensdar&shy;stellungen angegeben.</div>
Anmerkung:
</div>
<!-- Belege fehlen für:
Die ägyptische Bezeichnung für Monate lautete „pesdjenet“. Jeder Monat erhielt eine [[Ordinalzahl]], beispielsweise „pesdjenet 1“. Neben den zwölf Hauptmonaten erfolgte die Einfügung eines dreizehnten [[Schaltjahr|Schaltmonats]], falls der erste Monat vor dem Neujahr des bürgerlichen Kalenders oder dem heliakischen Aufgang von Sirius begann. -->
Der altägyptische Mondmonat begann analog zum [[Tag (Altes Ägypten)|altägyptischen Tag]] immer mit [[Sonnenaufgang]], wobei zumeist die erstmalige Nichtsichtung der Mondsichel nach dem letzten Altlicht in die zwölfte Nachtstunde des vergangenen Tages fiel. Bereits in der darauffolgenden Nacht zum zweiten Tag des Monats wurde das Neulicht sichtbar.

{| class="zebra center" style="width:310px;"
|-
!colspan="5" |Nichtsichtbarkeit des Mondes
zwischen Altlicht und Neulicht

Neumonddauer in der Region Memphis
|-
|Januar || 23 Std. || rowspan="6" style:"width:2px"| || Juli || 22&nbsp;Std.
|-
|Februar || 26 Std. || August || 20 Std.
|-
|März || 30 Std. || September || 17 Std.
|-
|April || 33 Std. || Oktober || 16 Std.
|-
|Mai || 29 Std. || November || 17 Std.
|-
|Juni || 26 Std. || Dezember || 20 Std.
|}

=== Festtage ===
Während der Verwaltungskalender die Grundlage der Jahresrechnung bildete und für Verwaltungsfragen, sogar in der Landwirtschaft, relevant war und darüber hinaus auch alle „Feste der Zeitläufe“ bestimmte, war der Mondkalender die Grundlage besonderer Tage, die die Ägypter allmonatlich als Mondfeste feierten. [[Priesterastronom|Astronomen]] hatten dazu die Aufgabe, „die Himmelsfeste zu beobachten“.<ref>{{Ankerlink|Schott 1950|o|d|Altägyptische Festdaten}}: ''Altägyptische Festdaten.'' Mainz/ Wiesbaden, S.&nbsp;(47).</ref> Nach {{Ankerlink|Assmann 2005|o|d|Der Ursprung der Geschichte}} vollzogen nur sie die hierauf bezogenen Riten, mit denen sie die zyklische Zeit durch „Unterstützung des Mondlaufs“ in Gang zu halten trachteten.<ref>{{Ankerlink|Assmann 2005|o|d|Der Ursprung der Geschichte}}, S.&nbsp;116.</ref>

<!-- hier fehlen weitere Belege! -->
* 1. Tag: Neumond, „Tod und Tag der Erneuerung“ des Horus
* 2. Tag: Geburt des Horus
* 6. Tag: Tag vor Halbmond („[[Senut]]“)<ref>Rainer Hanig: ''Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch: (2800–950 v. Chr.)''. von Zabern, Mainz 2006, ISBN 3-8053-1771-9, S.&nbsp;774.</ref>
* 7. Tag: Halbmond
* 15. Tag: [[Vollmond]] („[[Vereinigungsfest der beiden Stiere|Vereinigungsfest]]“)
* 22. Tag: Halbmond

=== Mythologie ===
So wie sich der [[Sonnengott]] [[Re (ägyptische Mythologie)|Re]] in der Nacht seiner Unsichtbarkeit „[[Reinkarnation|erneuerte]]“, [[symbol]]isierte in der [[Ägyptische Mythologie|altägyptischen Mythologie]] auch der erste Mondmonatstag den „Tag der Erneuerung des [[Horus]]“ mit der sich anschließenden „Geburt“, die mit der ersten Nacht des ersten Mondmonatstages begann und mit Sonnenaufgang des zweiten Mondmonatstages vollzogen war. Die letztmalige Sichtung des Altlichts repräsentierte somit im Normalfall immer den letzten Mondmonatstag.

In den [[Sargtexte]]n gilt der zweite Mondmonatstag als „Tag, an dem der Mond klein ist“. Ein [[Ptolemäer|ptolemäischer Text]] aus dem [[Chons|Chonsu-Tempel]] in [[Karnak]] beschreibt die beiden ersten Mondmonatstage: „Der Mond wird am Tag der Nichtsichtbarkeit empfangen und am zweiten Mondmonatstag geboren.“<ref>Winfried Barta In: ''Studien zur altägyptischen Kultur.'' (SAK) Band 8, Buske, Hamburg 1980, S.&nbsp;39.</ref><ref>{{Ankerlink|Parker 1950|o|d|The Calendars of Ancient Egypt}}, Seite&nbsp;12, §&nbsp;38.</ref> Aus den [[Pyramidentexte]]n des [[Altes Reich (Ägypten)|Alten Reiches]] geht hervor, dass der zweite Mondmonatstag mit dem „[[Himmelsaufstieg (Altes Ägypten)|Himmelsaufstieg des verstorbenen Königs]]“ als „Krönungs- und Erscheinungstag“ verbunden war: „Dein Erscheinen gehört dem zweiten Mondmonatstag“.<ref name="B47">PT 794B; 1260A; 1711B; Winfried Barta In: ''Studien zur altägyptischen Kultur.'' (SAK) Band 8, Hamburg 1980, S.&nbsp;47.</ref>

=== Astronomische Grundlagen ===
[[Datei:Earthshine 2005-09-01.jpg|mini|Sogenanntes Altlicht: Die Mondsichel 63 Stunden vor Neumond. Der dunkle Teil des Mondes ist deutlich sichtbar; die schmale Mondsichel ist überbelichtet.]]

Die Länge des Zeitraums zwischen Alt- und Neulicht ist unter anderem von der [[Geographie|geografischen Lage]] des Beobachtungsortes abhängig. In südlichen [[Geographische Breite|Breiten]] der Nordhalbkugel ist die Dauer der Nichtsichtbarkeit des Mondes kürzer als in nördlichen Breiten, was zu längeren Beobachtungsphasen des Mondes in südlichen Gebieten gegenüber nördlichen Regionen führt.

Die Beobachtungszeitpunkte waren zudem von verschiedenen anderen Faktoren abhängig: Je flacher die [[Ekliptik]], desto früher erreicht der [[Mond]] die Mindesthöhe und wird unsichtbar; je höher die Ekliptik, desto später der Zeitpunkt der Unsichtbarkeit. Als weiterer Faktor kommt die gegen die Ekliptik geneigte [[Mondbahn]] hinzu. Die heutige Mondbahn weicht um 5,2° von der Ekliptik ab. Die Schnittpunkte der Mond- und Sonnenbahn wandern entgegengesetzt zu der Eigenbewegung des Mondes. Diese Beobachtung wurde auch im damaligen Ägypten gemacht.<ref name="K22">Rolf Krauss: ''Sothis- und Monddaten: Studien zur astronomischen und technischen Chronologie Altägyptens.'' Hildesheim 1985, S.&nbsp;22–23.</ref> Die Ekliptik erreicht in der [[Nildelta]]region mit 83,7° zum [[Äquinoktium#Tagundnachtgleichen|Herbstäquinoktium]] die größte Neigung, den niedrigsten Wert mit 36,3° im Frühjahrsäquinoktium. Die Mittelwerte von etwa 60° fallen auf die Monate [[Januar]] und [[Juli]]. Damit verbunden ist zwischen Ende [[September]] und Ende [[Oktober]] die Dauer der Nichtsichtbarkeit des Mondes am kürzesten; in Umrechnung auf die kürzeste Unsichtbarkeitsdauer zwischen dem letzten sichtbaren Altlicht und dem Neumond ergeben sich in der Nildeltaregion etwa 16&nbsp;Stunden, in [[Elephantine]] etwa 10&nbsp;Minuten weniger. Der längste Zeitraum liegt zwischen Mitte [[März]] und Mitte [[April]], in der Nildeltaregion etwa 33&nbsp;Stunden.

Wenn der Neumond im September und Oktober auf eine Zeit um 22:00&nbsp;Uhr fällt, ist am Morgen des gleichen Tages teilweise noch die Sichtung des Altlichts in der Morgendämmerung gegeben, bei Neumonden vor 22:00&nbsp;Uhr konnte das letzte Altlicht zumeist nur am Morgen des Vortags beobachtet werden. Tritt dagegen zur Zeit der [[Sonnenwende|Winter- und Sommersonnenwende]] der tatsächliche Neumond etwa um 22:00&nbsp;Uhr ein, kann am gleichen Tag keine Mondsichel gesehen werden. Der erste Monatstag im altägyptischen Mondkalender konnte auch auf dem Tag nach Neumond liegen.<ref name="K22" /> In mehreren [[Papyrus|Papyri]] sind daher einunddreißigtägige Mondmonate belegt.
<!-- Belege fehlen für:

=== Verfälschungstendenzen bei Monddaten ===
Im Alten Ägypten sind absichtliche Fälschungen von kalendarischen Mondbeobachtungen nicht bekannt, da an gewisse [[Mondphase]]n keine unbequemen kultischen Gesetzmäßigkeiten geknüpft wurden. Hinweise auf Einschaltung von einzelnen Zusatztagen zur Kalenderkorrektur liegen nicht vor und waren in den ägyptischen Kalendern bis zum [[Kanopus-Dekret]] unbekannt. Es fehlen auch Belege für falsche Angaben in den Kalendern, um besondere religiöse Ereignisse nachträglich mit wichtigen Mondphasen zu verbinden. Vermutungen, dass das Datum der [[Schlacht bei Megiddo|Megiddo-Schlacht]] unter [[Thutmosis III.]] nachträglich auf den Neumondtag verlegt wurde, konnten bislang nicht bewiesen werden und lassen sich auch nicht mit den vorliegenden Mondtabellen vereinbaren. -->

== Rezeption ==
[[Geminos von Rhodos]] beschrieb etwa 70&nbsp;v.&nbsp;Chr. den altägyptischen Mondkalender als „eigentümliches Prinzip, was die Ägypter im Gegensatz zu anderen Kulturen nicht für die Anzeige ihres Jahres nutzen. Ihnen sind die heiligen Feste wichtig. Darauf richten sich ihre Kalender“.<ref>[http://www.wilbourhall.org/index.html#geminus Geminus, ''Isagoges''], S.&nbsp;107.</ref> Die Erklärung von Geminos zeigt treffend die [[Ägyptische Mythologie|mythologische]] Rolle der altägyptischen Mondkalender, deren zentrale Funktion auf die Datierung der [[Himmelsfeste (Altes Ägypten)|Himmelsfeste]] beschränkt war, während der [[Ägyptischer Verwaltungskalender|ägyptische Verwaltungskalender]] als Jahreskalender fungierte.

== Altägyptische Aufzeichnungen und Monddatenauswertung ==

=== Monddaten der Al-Lahun-Papyri ===
In [[Al-Lahun]] fanden Einheimische bruchstückhaft erhaltene [[Lahunpapyri|Papyri]], die sie im Jahr 1899 auf dem Kunstmarkt [[Ludwig Borchardt]] zum Kauf anboten, der die Aufzeichnungen kurze Zeit später im Auftrag des [[Ägyptisches Museum Berlin|Ägyptischen Museums in Berlin]] erwarb. Auf den Papyri sind unter anderem Daten des Mondkalenders niedergeschrieben, die Borchardt kurze Zeit später als [[Papyrus Berlin 10012|Papyrus Berlin]] teilweise veröffentlichte. Aufgrund der Namensnennung von Königen und Beamten konnten die Papyri auf die späte [[12. Dynastie]] im [[Mittleres Reich (Ägypten)|Mittleren Reich]] datiert werden.

Neben der Angabe des heliakischen Aufgangs von Sirius im siebten Regierungsjahr von [[Sesostris III.]] sind Einträge von Festdaten in Verbindung von Mondmonatseinträgen aus Tempeltagebüchern erhalten geblieben. Das Sirius-Datum ermöglichte die Zuweisung der Monddaten an die Könige Sesostris III. und [[Amenemhet III.]], weshalb die Al-Lahun-Papyri in ihrer Rolle als sichere chronologische Stütze der altägyptischen Geschichte von großer Bedeutung sind.

=== Sonstige Nennungen von Monddaten ===
Im [[Neues Reich|Neuen Reich]] sind verschiedene Monddaten im altägyptischen Verwaltungskalender bekannt; seltener dagegen die Tage des Neumonds. [[Thutmosis III.]] nennt beispielsweise während seiner Vorbereitungen auf die [[Schlacht bei Megiddo]] den „Tag des Neumondfestes“. Ergänzend sind vereinzelte Monddaten von [[Krönung (Pharao)|Krönungs-]] und Himmelsfesten belegt. In Verbindung von Regierungsjahraufzeichnungen der jeweiligen Könige sind die protokollierten Monddaten zwar hilfreich, ohne jedoch zuverlässig ein bestimmtes Jahr in der bisher vorliegenden Chronologie des Neuen Reiches bestätigen zu können, wenn anderweitige Parallelnennungen von Ereignissen fehlen.

In der [[Spätzeit (Ägypten)|Spät-]] und [[Ägypten in griechisch-römischer Zeit|griechisch-römischen Zeit]] lassen sich dagegen genaue zeitliche Zuordnungen vornehmen, da durch kalendarische Neumondeinträge anderer Kulturen die entsprechenden altägyptischen Monddaten bestätigt werden; beispielsweise für das Jahr 432&nbsp;v.&nbsp;Chr. eine [[Meton-Zyklus#Geschichte|Parapegma]]-Erwähnung in Verbindung des [[Attischer Kalender|attischen Kalenders]].

=== Astronomische Monddaten ===
[[Datei:CompareTropicalYears.png|mini|Längen des tropischen Jahres (Sonnenjahr).]]
[[Datei:Praezession.svg|mini|Präzessionsbewegung der Erde]]

Die [[Präzession]] und die Verlangsamung der [[Erdrotation]] bewirken die Veränderung der Dauer eines [[Synodische Periode|synodischen Monats]] sowie eines [[Tropisches Jahr|Sonnenjahres]], weshalb die gegenwärtigen Werte nicht in historische Berechnungen übernommen werden können. [[Mathematiker]] und [[Astronom]]en wie beispielsweise [[Jean Meeus]], [[Fred Espenak]] sowie zuletzt L.V. Morrison und F.R. Stephenson konnten aufgrund von historischen Auswertungen genauere Berechnungen durchführen.<ref>[http://www.shpltd.co.uk/jhacont2004.html L. V. Morrison, F. R. Stephenson: ''Historical Values of the Earth’s Clock Error Delta T and the Calculation of Eclipses''. S.&nbsp;327–336.]</ref> Gegenüber früheren Datierungsmodellen ergaben sich Abweichungen, die als „[[Astronomie|astronomisches]] [[Delta T]]“ bezeichnet werden. Die veränderten Werte werden inzwischen bereits auch in den Berechnungsprogrammen der [[National Aeronautics and Space Administration|NASA]] verwendet.<ref>[http://eclipse.gsfc.nasa.gov/SEhelp/uncertainty2004.html NASA: Berechnungswerte Delta T von Jean Meeus, Fred Espenak, L. Morrison und F. R. Stephenson].</ref>

Die altägyptische Chronologie fußt in nicht unerheblichem Maß auf kalendarische Zuordnungen der [[Sirius|Sothis-]] und Monddaten. Als [[Bezugsort der kalendarischen Sothis-Aufgänge|Bezugsort]] wird von den meisten Ägyptologen [[Memphis (Ägypten)|Memphis]] neben dem [[Censorinus]]-Datum im [[Sothis-Zyklus]] als Berechnungsgrundlage gewählt. Damit einhergehend wurden die Monddaten in das [[Ägyptischer Kalender|altägyptische Kalendersystem]] übertragen, dessen Einteilung ebenfalls nur auf Grundlage des Bezugsortes Memphis und den Censorinus-Aufzeichnungen vorgenommen wurde. Eine weitere mögliche „Fehlerquelle“ stellt die Tageszuordnung des ersten Mondmonatstages dar. In der [[Ägyptologie]] werden gegenwärtig zumeist noch die alten Berechnungsmodelle beziehungsweise Berechnungswerte aus Aufzeichnungen verschiedener [[Ägyptologe]]n übernommen, deren Erstveröffentlichungen bis in das Jahr 1937 zurückreichen können.

Winfried Barta publizierte 1980 mehrere Neumondwerte; beispielsweise den astronomischen Neumond für den 22.&nbsp;November (julianisches Datum) im Jahr 1353&nbsp;v.&nbsp;Chr. für 6:48&nbsp;Uhr, ohne jedoch die veränderten Mondaufgangszeiten zu berücksichtigen. Barta nahm die Ergebnisse seiner Berechnungen zum Anlass, den Tag des astronomischen Neumonds als „ersten Mondmonatstag“ zu [[Axiom|postulieren]].<ref>Winfried Barta In: ''Studien zur altägyptischen Kultur.'' (SAK) Band 8, Hamburg 1980, S.&nbsp;42.</ref> Gemäß neuen Ermittlungen von [[Rita Gautschy]] treffen die Berechnungen Bartas bezüglich des astronomischen Neumonds zu. Allerdings lag für den Vortag nur ein sehr knapper Sichtbarkeitszeitraum von einigen Minuten vor. Eine sichere Altlichtsichtung kann daher für diesen Tag nicht bestätigt werden. Möglicherweise fungierte bereits der 21.&nbsp;November als erster Mondmonatstag. Die letzte zweifelsfreie Altlichtsichtung kann nur für den 20.&nbsp;November bestätigt werden.<ref>Rita Gautschy: ''Projekt Monddaten und Finsternisse: Anwendung astronomischer Chronologie in den Altertumswissenschaften'' ''([http://www.gautschy.ch/~rita/archast/mond/mond.html#download Monddaten aus dem Archiv von Illahun: Chronologie des Mittleren Reiches])''. In: ''Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde.'' Band 178, Nr. 1. 2011.</ref> Die Berechnungsdifferenzen anderer Ägyptologen liegen für den Zeitraum des 14.&nbsp;Jahrhunderts&nbsp;v.&nbsp;Chr. etwa im Bereich von neun Stunden<ref>{{Webarchiv | url=http://eclipse.gsfc.nasa.gov/phase/phases-1399.html | wayback=20080323103154 | text=NASA-Werte}}.</ref> und führen in einigen Fällen zu fehlerhaften Zuordnungen der Neumondtage, was wiederum eine falsche Ansetzung einer Regentschaftszeit bewirken kann. Hinzu kommt, dass in älterer Fachliteratur öfter der Tagesbeginn mit der Morgendämmerung vor Sonnenaufgang gleichgesetzt wird, obwohl in der ägyptischen Mythologie die [[Zwölfte Nachtstunde (Altes Ägypten)|zwölfte Nachtstunde]] den [[heliakisch]]en Aufgängen zugeordnet ist. Daneben wird der Beginn der [[Erste Tagesstunde (Altes Ägypten)|ersten Tagesstunde]] unter anderem im [[Nutbuch]] definiert:

{{Zitat|So entsteht [der Befehl], dass er (Re) sich zum Himmel entfernt, in der ‚Stunde, die zufriedenstellt‘ (1.&nbsp;Tagesstunde). So wird seine Gestalt stark und groß. Bei Nacht gehen die ([[Baktiu|Dekansterne]] als) [[Ba (ägyptische Mythologie)|Bas]] beim Fahren am Himmel hervor. Die Dekansterne folgen Re bei seinem Aufgang in der „Stunde, die zufriedenstellt“. Am Tag sind sie nicht sichtbar für die Menschen.|Nutbuch, [[Sethos I.|Sethos-I.]]-Schrift:<ref>Alexandra von Lieven: ''Grundriss des Laufes der Sterne.'' Kopenhagen 2007, S.&nbsp;55–57.</ref>}}

Aufgrund unklarer Aussagen im [[Almagest]] interpretierten in der älteren Fachliteratur zahlreiche Ägyptologen die dortigen Hinweise als Beweis, dass der erste Mondmonatstag mit der Morgendämmerung zu verbinden sei. Neuere Untersuchungen stützen sich zusätzlich auf andere altägyptische Texte, die, wie beispielsweise [[Alexandra von Lieven]] feststellte, den Beginn des ersten Mondmonatstages auf den Zeitpunkt des Sonnenaufgangs legen. Die in der Fachliteratur unterschiedlichen Berechnungsmethoden führen teilweise zu unterschiedlichen Datierungen des ersten Mondmonatstages. [[Siegfried Schott]] und Rolf Krauss verweisen in diesem Zusammenhang auf mögliche Änderungen des Kalendersystems und betonen, dass die bisherigen älteren chronologischen Monddatenzuweisungen ihre Gültigkeit verlieren können, was zu teilweisen Änderungen der Regierungsjahransetzungen der altägyptischen Könige führt.

== Siehe auch ==
* [[Liste der Kalendersysteme#Lunistellare und sonstige kombinierte Kalender]]

== Literatur ==
* {{Ankerlink|Assmann 2005|d|o}} - {{Literatur |Titel=Der Ursprung der Geschichte: archaische Kulturen, das alte Ägypten und das frühe Griechenland |Hrsg=[[Jan Assmann]], Klaus E. Müller |Verlag=Klett-Cotta |Ort=Stuttgart |Datum=2005 |ISBN=3-608-94128-2}}
* [[Leo Depuydt]]: ''The demotic mathematical Papyrus Carlsberg 9 reinterpreted.'' In: Willy Clarysse, Antoon Schoors, Harc Willems: ''Egyptian religion: The last thousand years; Studies dedicated to the memory of Jan Quaegebeur (Festschrift).'' Peeters, Leuven 1998, ISBN 90-429-0669-3.
* [[Rolf Krauss]]: ''Sothis- und Monddaten: Studien zur astronomischen und technischen Chronologie Altägyptens.'' Gerstenberg, Hildesheim 1985, {{Falsche ISBN|3-8067-8086-X}}.
* {{Ankerlink|LGG|d|o}} - {{Literatur |Titel=[[Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen]] |Band=1|Hrsg=Christian Leitz |Verlag=Peeters |Ort=Leuven |Datum=2002 |ISBN=2-87723-644-7}}
* [[Alexandra von Lieven]]: ''Grundriss des Laufes der Sterne – Das sogenannte Nutbuch.'' The Carsten Niebuhr Institute of Ancient Eastern Studies, Kopenhagen 2007, ISBN 978-87-635-0406-5.
* [[Jean Meeus]], Denis Savoie: ''The history of the tropical year.'' In: ''The journal of the British Astronomical Association.'' Band 102, Nr. 1, 1992 ({{bibcode|1992JBAA..102...40M}}).
* Jean Meeus: ''More Mathematical Astronomy Morsels.'' 1st English edition, Willmann-Bell, Richmond VA 2002, ISBN 0-943396-74-3.
* [[Otto Neugebauer]]: ''A history of ancient mathematical astronomy.'' (Nachdruck von Ausgabe 1975), Springer, Berlin 2006, ISBN 3-540-06995-X, S.&nbsp;563–565.
* {{Ankerlink|Parker 1950|d|o|The Calendars of Ancient Egypt}} - {{Literatur|Titel=The Calendars of Ancient Egypt |Autor=Richard Anthony Parker |Sammelwerk=Studies in Ancient Oriental Civilization |Band=26 |Verlag=The University of Chicago Press |Ort=Chicago (Illinois) |Datum=1950 |Sprache=en }}
* [[Richard Anthony Parker]]: ''Egyptian Astronomy, Astrology and calendrical reckoning.'' In: Charles-Coulson Gillispie: ''Dictionary of scientific Biography'' (= ''American Council of Learned Societies.'' Band 15, Supplement 1). (= Roger Adams, Ludwik Zejszner: ''Topical essays.'') Scribner, New York 1978, ISBN 0-684-14779-3, S.&nbsp;709–710.
* {{Ankerlink|Schaefer 2000|d|o}} - {{Literatur |Titel=The heliacal rise of Sirius and ancient Egyptian chronology |Autor=B. E. Schaefer |Sammelwerk=Journal for the History of Astronomy |Band=31 |Datum=2000-05-01 |Sprache=en |DOI=10.1177/002182860003100204}}
* {{Ankerlink|Schott 1950|d|o}} - {{Literatur |Titel=Altägyptische Festdaten |Autor=Siegfried Schott |Hrsg=Akadermie der Wissenschaften und der Literatur |Sammelwerk=Abhandlungen der geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse |Nummer=10 |Ort=Mainz |Datum=1950}}

== Weblinks ==
* Joachim Friedrich Quack: ''[https://core.ac.uk/download/pdf/35120251.pdf Zwischen Sonne und Mond - Zeitrechnung im Alten Ägypten]'', Originalveröffentlichung in: H. Falk (Hrsg.), ''Vom Herrscher zur Dynastie. Zum Wesen kontinuierlicher Zeitrechnung in Antike und Gegenwart'', Bremen 2002, S. 27–67, pdf.

== Einzelnachweise ==
<references responsive />

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{{Lesenswert|2. Juli 2009|61781416}}

[[Kategorie:Ägyptischer Kalender (Altertum)]]
[[Kategorie:Astronomie im Alten Ägypten]]
[[Kategorie:Astronomische Datensammlung]]
[[Kategorie:Historisches Werk (Astronomie)]]
[[Kategorie:Mondkult]]
[[Kategorie:Astronomischer Kalender]]
[[Kategorie:Chronologie des Alten Ägypten]]