Quelltext der Seite Negidalen

{{Positionskarte|Russland|caption=Lage des Siedlungsgebietes der Negidalen in Russland|float=right|mark=Blue pog.svg|marksize=10|lat=52.75|long=138.25|type=landmark|dim=100000|region=RU-KHA}}
Die '''Negidalen''' ({{RuS|Негидальцы}}/Negidalzy; abgeleitet von [[Ewenkische Sprache|ewenkisch]] {{lang|evn|нге гида}}/{{lang|evn-Latn|nge gida}}, „Küsten-“ bzw. „Niederungsbewohner“; [[Negidalische Sprache|negidalisch]]e Eigenbezeichnung {{lang|neg|элькан бэйэнин}}/{{lang|neg-Latn|elkan bejenin}}, „Einheimische“) sind ein kleines [[Tungusische Völker|tungusisches Volk]], das traditionell am Mittel- und Unterlauf des linken [[Amur]]-Nebenflusses [[Amgun]] im [[Ferner Osten (Föderationskreis)|Fernen Osten]] [[Russland]]s, dem heutigen [[Rajon imeni Poliny Ossipenko]] der [[Region Chabarowsk]] siedelt.

Bei der letzten Volkszählung im Jahre 2010 gab es in Russland 513 Negidalen, von denen noch 74 (14 %; 1970 noch 53 %<ref name="redbook">''Rotes Buch der Ethnien der Russischen Föderation'', s. Weblinks</ref>) das Negidalische beherrschen, eine dem Ewenkischen ähnliche [[Tungusische Sprachen|nord-tungusische]] Sprache.<ref>Ergebnisse der Volkszählung 2010, [http://www.gks.ru/free_doc/new_site/perepis2010/croc/vol4pdf-m.html Band 4] (russisch)</ref> Als Umgangssprache wurde das Negidalische weitgehend vom Russischen verdrängt. Im Verlauf des letzten Jahrhunderts ist die Anzahl der Negidalen annähernd stabil auf niedrigem Niveau (1897: 423; 1926: 683 (ohne „[[Assimilation (Soziologie)|assimilierte]]“ 426), 1959: 350, 1970: 537, 1979: 504, 1989: 622, 2002: 567).<ref name="redbook" /><ref>[http://www.demoscope.ru/weekly/2004/0165/tema03.php Volkszählungsdaten den kleinen indigenen Völker] bei ''demoscope.ru'' für die gesamte UdSSR (russisch); 1989 lebten davon 35 Negidalen außerhalb der [[Russische SFSR|RSFSR]]; bei den Zählungen 1939 (Angabe fehlt) und 1959 (Schätzung) wurden die Negidalen als Ewenken miterfasst</ref>

Nach lokalen Unterschiedenen in Kultur, Lebensweise und Sprache im Bereich des Siedlungsgebietes können [[Flusslängsprofil#Unterlauf|Unterlaufs]]- (russisch ''nisowskije'') und Oberlaufs-Negidalen (russisch ''werchowskije'', bezogen auf den Fluss Amgun) unterschieden werden. Bei den Niederlaufs-Negidalen überwiegt als traditionelle Hauptlebensgrundlage der Fischfang gegenüber der Jagd; wichtigstes Transportmittel sind (Schlitten-)Hunde; sie lebten sesshaft, im Winter in beheizbaren [[Blockhaus|Blockhütten]], im Sommer in Hütten aus Baumrinde. Bei den Oberlaufs-Negidalen spielt die Jagd als Lebensgrundlage, das [[Ren]]tier als Transportmittel die größere Rolle; sie lebten in transportablen [[Tschum]]s. Ihre Bekleidung nähten die Negidalen ursprünglich aus Fischhaut und Tierfellen, später auch aus Stoffen [[Mandschurei|mandschurischer]], [[Kaiserreich China|chinesischer]] und [[Russisches Kaiserreich|russischer]] Herkunft.

Seit langem stehen die Negidalen in engem kulturellen Kontakt zu anderen [[Indigene kleine Völker des russischen Nordens|kleinen indigenen Völkern]] des Amurgebietes, wie [[Niwchen]], [[Ultschen]] und [[Hezhen|Nanai]].

Russen trafen erstmals im 17.&nbsp;Jahrhundert auf Negidalen; enger wurden die Kontakte erst ab Mitte des 19.&nbsp;Jahrhunderts. In dieser Zeit wurde auch das Ethnonym „Negidale“ von [[Alexander Theodor von Middendorff]] eingeführt.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.raipon.org/%D0%9D%D0%B0%D1%80%D0%BE%D0%B4%D1%8B/%D0%9D%D0%B0%D1%80%D0%BE%D0%B4%D1%8B%D0%A1%D0%B5%D0%B2%D0%B5%D1%80%D0%B0%D0%A1%D0%B8%D0%B1%D0%B8%D1%80%D0%B8%D0%B8%D0%94%D0%B0%D0%BB%D1%8C%D0%BD%D0%B5%D0%B3%D0%BE%D0%92%D0%BE%D1%81%D1%82%D0%BE%D0%BA%D0%B0%D0%A0%D0%A4/%D0%9D%D0%B5%D0%B3%D0%B8%D0%B4%D0%B0%D0%BB%D1%8C%D1%86%D1%8B/tabid/386/Default.aspx |wayback=20110609194239 |text=Negidalen   }} auf der [[RAIPON]]-Webseite (russisch)</ref> In Folge übernahmen die Negidalen Haustypen und Kleidung der russischen Siedler und begannen mit dem Betreiben von Ackerbau. Sie galten offiziell als zum [[Russisch-Orthodoxe Kirche|orthodoxen Glauben]] bekehrt; bis heute sind aber traditionelle Vorstellungen und Bräuche des ursprünglichen [[Sibirischer Schamanismus|sibirischen Schamanismus/Animismus]] verbreitet. In der [[Sowjetunion|Sowjetzeit]] waren die Negidalen zusammen mit den russischen Einwohnern des Gebietes in Fischfang-, Jagd- und Ackerbaukollektivwirtschaften ([[Kolchos]]en) organisiert.

Die Negidalen sind in der ''Russischen Vereinigung der Indigenen Völker des Nordens'' ([[RAIPON]]) vertreten.

== Einzelnachweise ==
<references />

== Literatur ==
* {{Literatur|Titel=Narody Rossii : ėncyklopedija|Ort=Moskau|Verlag=Bolʹšaja rossijskaja ėncyklopedija|Jahr=1994|ISBN=5-85270-082-7|Kommentar=''Völker Russlands : Enzyklopädie''; russisch}}

== Weblinks ==
* [http://www.eki.ee/books/redbook/negidals.shtml Negidalen] im ''Roten Buch der Ethnien der Russischen Föderation'' (englisch)
*[https://web.archive.org/web/20151222123835/http://de.sputniknews.com/german.ruvr.ru/radio_broadcast/17350884/18447587/ Die Udegejzen, Negidalzen, Orotschen und Tasen] Reportage des Radiosenders „Stimme Russlands“

[[Kategorie:Mandschu-Tungusische Ethnie]]
[[Kategorie:Indigenes Volk in Russland]]
[[Kategorie:Ethnie in Asien]]
[[Kategorie:Region Chabarowsk]]