Quelltext der Seite Persische Sprache

{{Weiterleitungshinweis|Persisch}}
{{Lückenhaft|1=Phonetik und Phonologie}}
{{Infobox Sprache
| Sprache         = Persisch (''Fārsī'')
| Länder          = Heute (als Muttersprache und Lingua franca):
{{IRN}}<br />{{AFG}}<br />{{TJK}}<br />{{UZB}}<ref>T. M. Masti︠u︡gina, Lev Perepelkin, Vitaliĭ Vi͡a︡cheslavovich Naumkin, „An Ethnic History of Russia: Pre-Revolutionary Times to the Present“,Greenwood Publishing Group, 1996. [http://books.google.de/books?id=xd3ZnfyRgncC&pg=PA80&lpg=PA80&dq=tats+iranian+origin&source=bl&ots=XH-6bF4AjD&sig=Qp_JV5s6tj2JmhlPtsNsYyn4b-c&hl=en&sa=X&ei=KrYtUNi_GuOJ6gH_woCYCA&redir_esc=y#v=onepage&q=tats%20iranian%20origin&f=false p. 80]:""The Iranian Peoples (Ossetians, Tajiks, Tats, Mountain Judaists)"</ref>

Historisch (als Elite-Sprache und in Poesie benutzt):

{{TKM}}<br />{{BHR}}<br />{{AZE}}<ref name="Windfuhr">Gernot Windfuhr: ''The Iranian Languages.'' Routledge 2009, S.&nbsp;418.</ref><br />{{PAK}}<br />{{IND}}<ref>Bozorg Alavi, Manfred Lorenz: ''Lehrbuch der persischen Sprache.'' Langenscheidt, Leipzig usw. 1967; 7. Auflage ebenda 1994, S. 15.</ref><br />{{TUR}}<ref>DIE HISTORISCHE UND GEOGRAPHISCHE LITERATUR IN PERSISCHER SPRACHE, BERTOLD SPULER</ref><br />{{IRQ}}<ref>{{Internetquelle |url=http://www.iranicaonline.org/articles/iraq |titel=Iraq |abruf=2014-11-07}}</ref>
| Sprecher        = geschätzte 60 bis 70 Millionen Muttersprachler, 50 Millionen Zweitsprachler
| Klassifikation  = *[[Indogermanische Sprachen]]
*: [[Indoiranische Sprachen]]
*:: [[Iranische Sprachen]]
| KSprache        = Persisch
| Amtssprache     = {{AFG}} ([[Dari-Persisch|Darī]])<ref group="A">Kurzform von ''Fārsī-yi darī'', offizielle Bezeichnung für die persische Sprache in Afghanistan.</ref><br />{{IRN}} (Fārsī)<br />{{TJK}} ([[Tadschikische Sprache|Tādschīkī]])
| ISO1            = fa
| ISO2B           = per
| ISO2T           = fas
| ISO3            = fas
}}
Die '''persische Sprache''' (persisch {{fa|زبان فارسی&lrm;|DMG=zabān-e fārsī}}) oder '''Persisch''' ist eine [[plurizentrische Sprache]] in [[Zentralasien|Zentral-]] und [[Vorderasien]]. Sie gehört zum [[Iranische Sprachen|iranischen]] Zweig der [[Indogermanische Sprachen|indogermanischen Sprachfamilie]] und ist [[Amtssprache]] in [[Iran]], [[Afghanistan]] und [[Tadschikistan]].<ref name="Hakimi">Abdolazim Hakimi (Ph.D)
Comparative Phonetic Study of Frequently Used Words in Iranian Farsi versus Tajik Farsi // Journal of American Science 2012: 8(4)</ref> Persisch ist eine bedeutende Sprache in West- und Zentralasien und wird von 60 bis 70 Millionen Menschen als Muttersprache und von weiteren 50 Millionen als Zweitsprache gesprochen.

Im Persischen wird die Sprache ''Fārsi'' ({{fa|فارسی&lrm;}}) genannt. ''[[Dari-Persisch|Fārsī-yi Darī]]'' ({{fa|فارسى درى&lrm;}}) ist die offizielle heutige Bezeichnung in Afghanistan („afghanisches Persisch“<ref>[[Bozorg Alavi]] und [[Manfred Lorenz]]: ''Lehrbuch der persischen Sprache.'' Langenscheidt, Leipzig usw. 1967; 7. Auflage ebenda 1994, ISBN 3-324-00253-2, S. 5.</ref>). Die iranischen [[Zoroastrismus|Zarathustrier]] nennen ihre Sprache ''Darī''. Das [[Kyrillisches Alphabet|kyrillisch]] geschriebene [[Tadschikische Sprache|Tadschikisch]] ist die in Zentralasien gesprochene Varietät des Persischen, und [[Tatische Sprache|Tat]] eine Varietät in [[Aserbaidschan]] und [[Dagestan]] ([[Russland]]).

Das [[#Neupersisch|Neupersische]], vor allem über [[Lehnwort]]bildungen stark vom [[Arabische Sprache|Arabischen]] beeinflusst, entwickelte sich im Mittelalter zur bedeutendsten Gelehrten- und Literatursprache der östlichen islamischen Welt<ref>Bert G. Fragner: ''Die "Persophonie": Regionalität, Identität und Sprachkontakt in der Geschichte Asiens,'' Berlin (Charlottenburg), Das Arab. Buch, 1999, Kap.3.1.1 „Die arabische Schrift“, 3.1.2 „Das Persische – die erste‚islamisierte‘ Sprache der Geschichte“, und 3.1.3 „Persisch als Lingua franca“, S. 22–36.</ref> und hatte großen Einfluss auf die benachbarten [[Turksprachen]] (v.&nbsp;a. auf die [[Aserbaidschanische Sprache|aserbaidschanische]], [[Osmanische Sprache|osmanische]], [[Türkische Sprache|türkische]] und [[tschagataische Sprache]]), [[Armenische Sprache|Armenisch]]<ref>{{Internetquelle |url=http://www.iranicaonline.org/articles/armenia-iv |titel=Armenia and Iran iv. Iranian influences in Armenian language |abruf=2015-01-02 |sprache=en}}</ref> [[Georgische Sprache|Georgisch]],<ref>{{Internetquelle |url=http://www.iranicaonline.org/articles/georgia-v- |titel=Georgia v. linguistic contacts with iranian languages |abruf=2015-01-02 |sprache=en}}</ref> sowie auf die Sprachen Nordindiens, insbesondere auf [[Urdu]].<ref>Bert G. Fragner: ''Die "Persophonie": Regionalität, Identität und Sprachkontakt in der Geschichte Asiens,'' Berlin (Charlottenburg), Das Arab. Buch, 1999, Kap. 5.4 „Das Persische als Modell für weitere Prozesse der Entstehung von islamisierten Literatursprachen“, Mailand: Mimesis, 2009, S. 82–99.</ref> Über Jahrhunderte hinweg war das Persische die höhere Amts- und Bildungssprache im [[Mogulreich]] in Indien und anderen islamisch regierten Staatswesen des indischen Subkontinents.<ref>Herrmann Kulke und Dietmar Rothermund: ''Geschichte Indiens, Von der Induskultur bis heute,'' 3. Aufl. München: Beck, 2018, S. 260.</ref>

Viele persische Wörter wurden auch in europäische Sprachen übernommen. Im [[Deutsche Sprache|Deutschen]] kennt man unter anderem die Wörter „[[Basar]]“, „[[Karawane]]“, „[[Zauberer|Magier]]“, „[[Paradeisos|Paradies]]“, „[[Pistazie]]“, „[[Schach]]“, „[[Schal]]“ und „[[Scheck]]“. Die [[persische Literatur]] ist international mit Dichtern wie [[Rumi (Dichter)|Rumi]], [[Omar Chayyām]], [[Hafis]], [[Saadi]], [[Nezami]], [[Dschāmi|Dschami]], [[Firdausi]] und [[Sadegh Hedayat]] bekanntgeworden.

== Verbreitung ==
[[Datei:Persian Language Location Map.svg|mini|325px|Heutige Verbreitung des Persischen im Mittleren Osten. Aus der Karte wird deutlich, dass nicht alle Bewohner Irans persische Muttersprachler sind und andererseits Persisch die Muttersprache für einen Großteil der Bevölkerung Afghanistans und Tadschikistans ist.]]
[[Datei:Persian speaking world.svg|mini|325px|Die persische Sprache in der Welt<br /> <span style="background:lightblue">Blau</span>: Amtssprache (Iran, Afghanistan, Tadschikistan)<br /> <span style="background:yellowgreen">Grün</span>: persischsprachige Minderheiten]]

Persisch wird von 60 bis 70 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen und von weiteren 50 Millionen als Zweitsprache. Etwa 41 Millionen Muttersprachler leben in Iran,<ref>53 % der Bevölkerung laut [https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/ir.html „Iran“] im CIA Factbook 2011.</ref> weitere 15 Millionen in Afghanistan<ref>50 % der Bevölkerung laut [https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/af.html „Afghanistan: Population“], im CIA Factbook 2011.</ref> und 15 Millionen in Zentralasien (vor allem in Tadschikistan und in [[Usbekistan]]).
Persisch wurde vom 13. bis zum 18. Jahrhundert in Teilen Indiens als offizielle Sprache benutzt und war die einzige nichteuropäische Sprache, von der [[Marco Polo]] berichtete, dass sie am Hof des [[Kublai Khan]] (13. Jahrhundert) Verwendung fand.<ref>John Andrew Boyle: ''Some thoughts on the sources for the Il-Khanid period of Persian history.'' In: ''Iran. Journal of the British Institute of Persian Studies, British Institute of Persian Studies.'' Band 12, 1974, S. 175.</ref>
Heute gibt es bedeutende persischsprachige Gemeinden im [[Irak]] und in den [[Persischer Golf|Golfstaaten]] (vor allem in [[Bahrain]], den [[Vereinigte Arabische Emirate|Vereinigten Arabischen Emiraten]] und [[Kuwait]]). Weitere kleine [[Sprachinsel]]n gibt es unter anderem in [[Georgien]], in [[Aserbaidschan]], [[Russland]] und im [[Pamir (Gebirge)|Pamir]]-Gebirge. Auch in Europa und in den USA haben sich persischsprachige Gemeinden entwickelt.

== Bezeichnungen ==
Traditionell wird diese Sprache in den europäischen Ländern als ''Persisch'' bezeichnet – benannt nach der alten persischen Kernprovinz [[Fars|Fārs]] (Pārs) im Süden Irans.

Bezeichnungen im Persischen:
* In der [[Sassanidenreich|Sassaniden]]zeit lautete der Name der Sprache ''Pārsīk'' oder ''Pārsīg''.
* Etwa seit der [[Islamische Expansion|arabisch-islamischen Eroberung Persiens]] lautet der Name ''Fārsī'' ({{fa|فارسی&lrm;}}).<ref group="A">Sprachwissenschaftler führten dies zum Teil darauf zurück, dass die [[arabische Sprache]] bzw. [[Arabische Schrift|Schrift]] den p-Laut nicht kenne bzw. der [[Semitische Sprachen|ursemitische]] p-Laut im Arabischen zu f geworden sei. In Bezug auf das Persische ist diese These jedoch fragwürdig, da viele vormaligen (persischen) p-Laute bei der Übernahme ins Arabische zu b-Lauten umgewandelt wurden (zum Beispiel ''Iṣbahān'' aus mittelpers. ''Sepahān'') und ur-persische Begriffe, wie ''pedar'' („Vater“) oder ''panǧ'' („fünf“), weiterhin ihren p-Laut beibehielten. Demnach handelte es sich um eine zu jener Zeit stattfindende Lautverschiebung von p zu f, wie auch in anderen [[Indogermanische Sprachen|indogermanischen Sprachen]].</ref>
* Für die neupersische Schriftsprache kam zudem die Bezeichnung ''[[Dari-Persisch|Fārsī-e Darī]]'' ({{fa|فارسی دری&lrm;}})<ref group="A">Kurzform für {{fa|فارسى دربارى&lrm;|DMG=fārsī-ye darbārī|de=Hofsprache}}.</ref> auf. Die Kurzform Dari (درى) ist abgeleitet von Fārsī-ye Darbārī, „Persisch des königlichen Hofes“ (persisch دربار Darbār, ‚Königshof‘) und heute in Afghanistan gebräuchlich.
* Die neupersischen Dialekte Zentralasiens werden seit der Sowjet-Ära als [[tadschikische Sprache]] bezeichnet.

== Ältere Sprachstufen ==
Die Entwicklung des Persischen und der iranischen Sprachen überhaupt wird in drei Perioden gegliedert:
* altiranisch (bis 100 v.&nbsp;Chr.)
* mitteliranisch (100 v.&nbsp;Chr. bis etwa 900 n. Chr.)
* neuiranisch (ab 900 n.&nbsp;Chr.).
Alle drei können gemäß Windfuhr<ref>Gernot Windfuhr: ''New Iranian Languages: Overview.'' In: [[Rüdiger Schmitt (Indogermanist)|Rüdiger Schmitt]] (Hrsg.): ''Compendium Linguarum Iranicarum.'' Wiesbaden 1989, S. 248.</ref> als eine auf auf den Dialekten von Fars basierende soziolinguistische Einheit bezeichnet werden. Unter den neuiranischen Sprachen<ref>Vgl. etwa Windfuhr: ''New Iranian Languages: Overview.'' In: Rüdiger Schmitt (Hrsg.): ''Compendium Linguarum Iranicarum.'' 1989, S. 248.</ref> hat nur das Persische eine lange literarische Tradition.<ref>Carlo G. Cereti: ''Die iranischen Sprachen.'' 2001, S. 37.</ref>

=== Altpersisch ===
{{Hauptartikel|Altiranische Sprachen}}

Von den altiranischen Dialekten sind nur [[Altpersische Sprache|Altpersisch]] und [[Avestische Sprache|Avestisch]] ausreichend dokumentiert, die anderen Sprachen dieser Gruppe nur indirekt. Die Bezeichnung „Avestisch“ der nordöstlichen Sprache im [[antike]]n [[Perserreich]] kommt vom [[Avesta]], der heiligen Schrift des [[Zoroastrismus]]. Abgesehen von seiner religiösen Verwendung starb es aber schon Jahrhunderte vor dem Aufkommen des Islams aus; wahrscheinlich löste sich die Sprache im verwandten [[Baktrische Sprache|Baktrisch]] auf. Das Altpersische ist aus dem Südwesten des [[Achämenidenreich|Achämeniden]]reiches (um 550 bis 330 v.&nbsp;Chr.) in [[Keilschrift]]-Texten überliefert. Gesprochen wurde es dort länger, als Verwaltungssprache diente aber eher das [[Aramäische Sprachen|Aramäische]].

Altpersisch und Avestisch sind dem [[Sanskrit]] und damit dem [[Indogermanische Ursprache|Ur-Indogermanischen]] sehr nahe; sie gehören ebenso wie [[Griechische Sprache|Griechisch]] und [[Latein]] zu den flektierenden Sprachen und sind die Vorfahren des heutigen Neupersischen. Im Unterschied zu den jüngeren Sprachstufen hatte das Altpersische noch eine komplexere Grammatik mit bis zu sieben Kasus und drei Genera. Auch der [[Dual (Grammatik)|Dual]] ist neben Singular und Plural noch erhalten. Die für das Altpersische verwendete Keilschrift wurde eigens dafür erfunden und ist eine rechtsläufige gemischte Laut- und Silbenschrift (wie die indischen Schriften), die durch acht Wortzeichen und besondere Zahlzeichen ergänzt wird. Überliefert sind vor allem [[Monumentalinschrift]]en auf Felsen oder Gebäuden. Meist steht neben der altpersischen Version noch eine [[Elamische Sprache|elamische]] und eine [[Babylonische Sprache|babylonische]].

=== Mittelpersisch ===
{{Hauptartikel|Mitteliranische Sprachen|Mittelpersische Sprache}}

Mitteliranische Sprachen waren nicht nur [[Mittelpersische Sprache|Mittelpersisch]] und das ihm verwandte [[Parthische Sprache|Parthische]], sondern auch einige andere Sprachen [[Zentralasien]]s. So wurde in [[Baktrien]] (heute Nordafghanistan) zum Beispiel [[Baktrische Sprache|Baktrisch]] gesprochen, in [[Choresmien]] [[Choresmische Sprache|Choresmisch]], in [[Sogdien]] (siehe [[Samarkand]] und [[Buchara]]) [[Sogdische Sprache|Sogdisch]] und unter einigen [[Skythen]] (Saken) in Chinesisch-Turkistan [[Sakische Sprache|Sakisch]]. In sogdischer Sprache entstand neben weltlicher sowohl [[Christentum|christlich]]e als auch [[Buddhismus|buddhistische]] Literatur. Baktrisch ist in einigen Inschriften erhalten, die unlängst in Afghanistan und anderen Teilen Zentralasien entdeckt wurden; choresmische Texte entstanden auch noch nach der Islamisierung der Region.

Parthisch wurde vor allem im [[Parther]]reich (etwa 250 vor Christus bis 226 nach Christus) gesprochen. Es ist gut durch [[Inschrift]]en der ersten [[Sassanidenreich|Sassaniden]]-Könige dokumentiert, obwohl es damals schon an Bedeutung verlor und sich lediglich in Ostiran länger halten konnte. Es beeinflusste das Mittelpersische, die offizielle Sprache des Sassanidenreichs (226 bis 651 nach Christus). Mittelpersisch ist grammatisch einfacher als Altpersisch und wurde meist in aramäischer Schrift aufgezeichnet – also mit Buchstaben, die zum Teil mehrere Laute repräsentieren. Es verlor nach der [[Futūh|Eroberung Persiens durch die Araber]] (7. Jahrhundert) langsam an Bedeutung, doch wurde die mittelpersische Literatur teilweise ins Arabische übersetzt. Im Mittelalter gingen die meisten mittelpersischen Schriften verloren.

== {{Anker|Anker Neupersisch}} Neupersisch ==
=== Entwicklung ===
[[Datei:Judeo-Persian letter BLI7 OR8212166R1 1.jpg|mini|Jüdisch-Persisches Fragment aus [[Hotan]]]]
'''Neupersisch''' entwickelte sich ab dem 9. Jahrhundert zur internationalen Standardsprache Zentral- und Vorderasiens. Das in [[Hebräisches Alphabet|hebräischer Schrift]] geschriebene Persisch-Jüdisch (Inschriften von Tang-e Azao  von 752/753 n. Chr. in Afghanistan und Fragmente aus [[Dandan Oilik|Dandan-Uiliq]], Hotan<ref>Carlo G. Cereti: ''Die iranischen Sprachen.'' 2001, S. 37.</ref>) ist als frühestes Zeugnis der neupersischen Sprache von besonderer Bedeutung. Sie besitzt neben parthischen und mittelpersischen Anteilen (siehe oben) auch solche aus anderen iranischen Sprachen. In seiner Allgemeinheit ist das Neupersische eine Mischung der wichtigsten Sprachen des antiken Iran.

Auch wenn die Sprache heute ''Persisch'' heißt, sind ihre Ursprünge nicht ausschließlich dem aus der Provinz [[Fars]] stammenden Alt- oder Mittelpersischen zuzuordnen. Da sich die Sprache in [[Zentralasien]] entwickelte, ist es wahrscheinlich, dass die ostiranischen Sprachen ([[Baktrische Sprache|Baktrisch]], [[Sogdische Sprache|Sogdisch]]) diese Sprache erheblich beeinflusst haben. Die Anzahl [[Parthische Sprache|parthischer]] und sogdischer Lehnwörter im modernen Neupersisch (die parthischen waren allerdings schon in mittelpersischer Zeit eingedrungen, und Parthisch ist eine nordwestiranische Sprache) ist beträchtlich, aber im Kernbereich ist die ursprüngliche persische (südwestiranische) Basis immer noch erkennbar.

Zudem gilt Neupersisch als die Sprache des [[Sufismus]] und des mystischen Islams. Einige der größten Werke des Sufismus wurden auf Persisch verfasst, unter anderem die Werke der Dichter [[Dschalal ad-Din ar-Rumi|Rumi]] (Rūmī), [[Hafis]] (Ḥāfeẓ), [[Saadi]] (Sa‘dī), [[Omar Chayyām]] (‘Omar-e Ḫayyām), [[Unsuri]] (‘Onṣorī) und [[ʿAbdallāh al-Ansārī|Ansari]] (Ḫ<sup>w</sup>āǧa ‘Abdullāh Anṣārī). Als Musterwerk gilt das ''{{lang|fa-Latn|[[Schāhnāme]]}}'' (‚Buch der Könige‘) des Dichters [[Firdausi]]. 35 Jahre arbeitete der Dichter an diesem Werk, das eines der frühesten des Neupersischen ist und einen vergleichsweise nur sehr geringen Bestand an arabischen Fremdwörtern enthält. Bis heute ist Firdausis ''Schāhnāme'' die Basis des persischen Nationalbewusstseins in Iran, Afghanistan und Tadschikistan.

Neupersisch, von dem österreichischen Iranisten Fragner<ref>Bert G. Fragner: ''Die „Persophonie“: Regionalität, Identität und Sprachkontakt in der Geschichte Asiens'' (= ''ANOR.'' Band 5). Berlin 1999, S. 27–33.</ref> als „erste islamisierte Sprache der Geschichte“<ref>Gherardo Gnoli: ''Iran: Vorgeschichte und Entwicklung einer Idee.'' In: [[Wilfried Seipel]] (Hrsg.): ''7000 Jahre persische Kunst. Meisterwerke aus dem Iranischen Nationalmuseum in Teheran: Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien und des [[Iranisches Nationalmuseum|Iranischen Nationalmuseums]] in Teheran.'' Kunsthistorisches Museum, Wien 2001, S. 16–21, hier: S. 17.</ref> bezeichnet, hat eine regelmäßigere und daher einfachere Grammatik als Mittelpersisch, sowie ein einfaches Lautsystem und sehr viele, nach der Eroberung Irans durch die Araber ins Persische gekommene, arabische [[Lehnwort|Lehnwörter]] und [[Redewendung|Wendungen]].<ref>Alavi/Lorenz (1994), S. 15 und 179–197</ref> Viele altpersische [[Flexion]]en gingen verloren (etwa die Kasusflexion), ebenso wie das [[Genus|grammatische Geschlecht]]. Solche Sprachvereinfachungen (insbesondere bei Flexionen) treten in vielen modernen europäischen Sprachen auf – zum Beispiel im [[Englische Sprache|Englischen]] oder im [[Französische Sprache|Französischen]].

Neupersisch war lange Zeit die ''[[lingua franca]]'' (allgemeine [[Verkehrssprache]]) des Orients und dient auch heute als solche in vielen Teilen Zentral- und Südasiens. Neupersisch ist heute die [[Kultur]]- und [[Amtssprache]] in [[Iran]], [[Afghanistan]] und [[Tadschikistan]]. Ein Standardwerk der neupersischen Sprache ist [[Ali Akbar Dehchoda|Dehchodas]] [[Wörterbuch von Dehchoda|Lexikon]].

=== Schrift ===
[[Datei:Divan von Hafiz.jpg|mini|Neupersisch bedient sich der perso-arabischen Schrift]]
{{Hauptartikel|Persisches Alphabet}}

Persisch wird seit der [[Islamische Expansion|Islamisierung Persiens]] in [[Arabische Schrift|arabischer Schrift]] geschrieben. Um jene Laute wiedergeben zu können, die es im (mit dem Persischen nicht verwandten) Arabischen nicht gab, wurde das [[Arabisches Alphabet|arabische Alphabet]] allerdings um vier zusätzliche Buchstaben erweitert (siehe folgende Tabelle), so dass das [[Persisches Alphabet|persische Alphabet]] insgesamt 32 Buchstaben umfasst. (Zur lateinischen Umschrift bei Wikipedia siehe [[Wikipedia:Namenskonventionen/Arabisch#Persische Transkription|Persische Transkription]].)

{| class="wikitable" style="text-align:center"
|- class="hintergrundfarbe6"
! Aussprache
! Buchstabe
! Name
|-
| [p]
| {{fa|پ&lrm;}}
| pe
|-
| [tʃ]
| {{fa|چ&lrm;}}
| če
|-
| [ʒ]
| {{fa|ژ&lrm;}}
| že
|-
| [g]
| {{fa|گ&lrm;}}
| gāf
|}

Persischsprachige Minderheiten im [[Kaukasus]] (zum Beispiel [[Tat (Volk)|Tat]]) schreiben in [[Kyrillisches Alphabet|Kyrillisch]].

=== Schriftsprache – gesprochene Standardsprache – Dialekte ===
Auch die persische Sprache kennt eine Vielzahl von zum Teil recht unterschiedlichen [[Dialekt]]en.

==== Iran ====
Nachdem ein Kind naturgemäß zunächst eine lokale Mundart (etwa die von [[Isfahan]] oder die von [[Kerman (Provinz)|Kerman]]) verinnerlicht hat, erlernt es in der Schule das hochsprachliche, offizielle Persisch ({{fa|فارسی رسمی&lrm;}}, ''Fārsi-ye rasmi''). Da es sich hierbei aber um die stets textgebundene [[Standardvarietät|Schriftsprache]] ({{fa|فارسی کتابی&lrm;}}, ''Fārsi-ye ketābi'') handelt, muss zudem noch die sogenannte gesprochene Standardsprache gelernt werden, die ursprünglich der örtliche Dialekt von [[Teheran]] war ({{fa|لهجۀ تهرانی&lrm;}}, ''lahǧe-ye tehrāni''). Während des 20. Jahrhunderts verbreitete sich die „tehranische“ Mundart der Hauptstadt (''Tehruni'')<ref>Alavi/Lorenz (1994), S. 258–263.</ref> jedoch über das ganze Land und wird heute überall verstanden. Als normale und, im Gegensatz zu den Dialekten, überregionale Umgangssprache ({{fa|زبان محاوره&lrm;}}, ''zabān-e moḥāwere'') wird die gesprochene Standardsprache in Gesprächen des Alltags verwendet, aber auch in Reden, in Fernsehen und Radio usw.

Der Unterschied zwischen dem [[Teheran]]er Dialekt beziehungsweise der gesprochenen Standardsprache und der offiziellen Schriftsprache liegt in erster Linie in der Aussprache, wobei beispielsweise ''ān'' meist zu ''ūn'' wird<ref group="A">Beispiele: {{fa|تهرانی&lrm;}} (''tehruni'' ‚Teheranisch‘), {{fa|نان&lrm;}} (''nun'' ‚Brot‘).</ref> und zwei aufeinanderfolgende Vokale nicht selten mit einem sehr weichen Konsonanten überbrückt werden, den es in der Schriftsprache so nicht gibt. Unterschiedlich ausgesprochen werden neben einzelnen Wörtern vor allem auch einige [[Klitikon|enklitische]] Pronomen und Personalendungen sowie deren Anbindung an ein anderes Wort, zum Beispiel {{fa|پات&lrm;}} (''pā-t'') statt {{fa|پایت&lrm;}} (''pā-y-at'' ‚dein Fuß‘). Hiervon ist auch die Konjugation der Verben betroffen, bei denen es zudem zu Verkürzungen des Präsensstamms kommen kann, wie bei {{fa|می&zwnj;رم&lrm;}} (''miram'') statt {{fa|می&zwnj;روم&lrm;}} (''mirawam'' ‚ich gehe‘). Ferner weicht mitunter die Wortstellung von der der Schriftsprache ab.

==== Afghanistan ====
{{Hauptartikel|Dari-Persisch}}
Für die Amtssprache ''[[Dari-Persisch|Dari]]'' (offiziell: ''Fārsī-yi Darī'') ist in Afghanistan im Grunde der [[Kabul]]er Dialekt in seiner formellen Form maßgebend, welcher sich vom Teheraner Pendant in seinem Vokabular unterscheidet und sich im Gegensatz zu diesem in der Aussprache stärker an der literarischen Schriftsprache orientiert. Zumindest in Bezug auf Letzteres und jedenfalls bei Außerachtlassung von Fremdwörtern ist er ursprünglicher. De facto wird jedoch in Afghanistan nur in sehr wenigen Zusammenhängen wie beispielsweise der Verlesung der Nachrichten konsequent in diesem Dialekt gesprochen. Im Alltag hat sich eine deutlich abweichende und in ihrer Anwendung je nach Situation abgestufte Umgangssprache entwickelt. Dies führt dazu, dass der Begriff ''Dari'' von vielen sowohl als Bezeichnung für die formelle als auch für die Umgangssprache verwendet wird.

Ein weiterer in Afghanistan gesprochener Dialekt ist das [[Hazaragi]], welches von einem Teil der Angehörigen der Ethnie der [[Hazara]] gesprochen wird. Die Verbreitung dieses Dialekts nimmt jedoch ab, was unter anderem daran liegt, dass aus dem [[Hazaradschat]] abwandernde Hazaras sich sprachlich schnell assimilieren.

== Grammatik des Neupersischen ==
=== Satzbau ===
Der [[Wortstellung|Satzbau]] ist im Allgemeinen [[Subjekt (Grammatik)|Subjekt]]-[[Objekt (Grammatik)|Objekt]]-[[Prädikat (Grammatik)|Prädikat]]. Allerdings können sowohl Subjekt als auch Objekt wegfallen, wenn sie durch ein [[Pronomen]] dargestellt werden oder sich ihr Sinn aus dem Zusammenhang der Aussage ergibt, so dass im Ergebnis die Subjekt-Objekt-Struktur erst an der prädikativen [[Verb]]-Endung erkennbar wird. Dementsprechend kann der Satzbau auch als Objekt-Prädikat-Subjekt, ja sogar Prädikat-Subjekt-Objekt oder gar Prädikat-Objekt-Subjekt erscheinen. Grundsätzlich geht der Hauptsatz einem Nebensatz voraus, der häufig durch eine [[Konjunktion (Wortart)|Konjunktion]] eingeleitet wird. Da Bestimmungswörter beziehungsweise -partikel existieren, die Satzglieder identifizieren, ist die Satzstruktur in der persischen Sprache allerdings nicht sehr strikt und wird in Dialekten und in der Lyrik häufig verändert. Wie in anderen indoeuropäischen Sprachen tritt die [[Thema-Rhema-Gliederung]] hinter die Subjekt-Objekt-Prädikat-Struktur als primär strukturierendes Element des Satzbaus zurück.

=== Artikel, Pronomen, Nomen ===
Das Persische kennt keinen [[Artikel (Wortart)|Artikel]]. Die Bestimmtheit eines direkten [[Akkusativobjekt]]s kann jedoch gegebenenfalls mit Hilfe der [[Postposition]] ''rā'' wiedergegeben werden, während Unbestimmtheit vor allem durch das Anhängen des unbetonten Suffixes ''-i'' angezeigt wird. Im Falle eines Plurals wird Bestimmtheit durch Verwendung der Pluralform (s. u.) angegeben, wobei das Anhängen des Suffixes -''i'' oder das Fehlen der Postposition ''rā'' (im Falle eines direkten Objekts) wieder eine Unbestimmtheit bedeuten. Ein grammatisches [[Genus|Geschlecht]] existiert ebenfalls nicht. Anstelle von [[Possessiv]]pronomen wird entweder das [[Personalpronomen]] oder eine [[Personalendung]] an das [[Substantiv]] oder die [[Präposition]] angehängt.

Sowohl für die [[Genitiv]]-Verbindung zweier [[Nomen]] als auch für die Verbindung mit einem Adjektiv wird an das erste Nomen die Endung ''-e'' (nach Vokal ''-ye'', klassisch und tadschikisch ''-i'') angehängt. Diese Endung heißt [[Ezafe]] („Hinzufügung“). Adjektive werden nachgestellt und sind unveränderlich. Zum Beispiel bildet man die Genitivverbindung „Fatemes Apfel“ als ''sib-e Fāṭeme'' ({{fa|سیب فاطمه&lrm;}}). Mit dem Adjektiv ''sabz'' „grün“ entsteht „Fatemes grüner Apfel“ als ''sib-e sabz-e Fāṭeme'' ({{fa|سیب سبز فاطمه&lrm;}}). Diese Verbindungsphoneme werden ausgesprochen, aber meist nicht geschrieben. Das Erkennen der Ezafe ist für Lernende schwer, da die Ezafe als kurzer Vokal in der arabischen Schrift nicht geschrieben wird. Nur das ''y'' nach Vokalen erscheint in der Schrift, während das Hamze (''Hamze-ye Ye'') über dem Endungs-h (ـهٔ) ebenfalls oft nicht (mehr) geschrieben wird. Der Satz „Er aß Fatemes grünen Apfel“ (''Sib-e sabz-e Fāṭeme rā chord'' – {{fa|سیب سبز فاطمه را خورد&lrm;}}) könnte in persischer Schrift als „Der grüne Apfel aß Fateme“ (''Sib-e sabz Fāṭeme rā chord'' – {{fa|سیب سبز فاطمه را خورد&lrm;}}) missverstanden werden, wenn man die zweite Ezafe nicht mitdenkt bzw. wenn das Personalpronomen 3. Person Singular, „er/sie/es“ ({{faS|او&lrm;|DMG=ū}}), fehlt. Deshalb muss, um diesem Missverständnis vorzubeugen, dieser Satz mit ''u'' (er/sie) gebildet werden: ''u sīb-e sabz-e fāṭeme-rā ḫord'' – {{fa|او سیب سبز فاطمه را خورد&lrm;}}.

=== Plural ===
Der [[Plural]] wird meist regelmäßig durch das Anhängen eines Suffixes gebildet: Während sich der Einsatz von ''-ān'' auf Menschen ({{faS|آقایان&lrm;|DMG=āqāyān}} „Herren“ oder auch {{faS|آغایان&lrm;|DMG=āġāyān}} „Eunuchen“) und belebt gedachte Wesen (''asbān'' „Pferde“) beschränkt, wird ''-hā'' eigentlich bei unbelebten Dingen (''darhā'' „Türen“) gebraucht, kann in der heutigen Umgangssprache aber an fast alles angefügt werden (''irānihā'' „Iraner“) und selbst unregelmäßige [[Lehnwort|Lehnplurale]] aus dem Arabischen ersetzen (''ketābhā'' statt ''kotob'' „Bücher“). In einigen Fällen existieren die beiden Formen auf ''-ān'' und ''-hā'' nebeneinander und haben je eine spezielle Bedeutung (''sarān'' „Oberhäupter“ und ''sarhā'' „Köpfe“ zu ''sar'' „Kopf“).

=== Verben ===
Die persischen [[Verb]]en besitzen einen Präsens- und einen Präterital[[Lexem|stamm]]. Diese Stämme bilden die Grundlage für alle [[Tempus|Zeitformen]]. Da der Verbstamm innerhalb einer Zeitform nicht verändert wird (im Gegensatz zum Beispiel zu einigen Verben im deutschen Präsens: „du g<u>i</u>bst“, „wir g<u>e</u>ben“), ist die persische Verb[[Konjugation (Grammatik)|konjugation]] sehr regelmäßig. Der (unverkürzte) [[Infinitiv]] (''masdar'') hat als Formans ''-tan'' oder ''-dan'' und kann auch als Substantiv gebraucht werden. Ein verkürzter Infinitiv (Präteritalstamm) wird durch Weglassen von ''-an'' gebildet.<ref>Alavi/Lorenz (1994), S. 33 f.</ref>

[[Präsens]] und [[Präteritum]] werden gebildet, indem man an den entsprechenden Verbstamm eine Personalendung anfügt. Im Präsens wird noch die Vorsilbe ''mi-'' vor den Verbstamm gehängt, außer bei den Verben ''{{lang|fa-Latn|budan}}'' (‚sein‘) und ''{{lang|fa-Latn|dāschtan}}'' (‚haben‘). Allerdings: Das Präfix ''mi'' می wird nur ausgelassen, wenn „haben“ allein als Vollverb flektiert, hier konjugiert wird. Das Vollverb ''dāschtan'' (‚haben‘) behält sich die lexikalische Bedeutung, als Hilfsverb nicht. Die Verwendung des Präfix ''mi'' ist zum Beispiel bei zusammengesetzten Verben, in denen ''dāschtan'' als Hilfsverb fungiert, obligatorisch; Beispiele sind ''bar dāschtan'' (‚etw. aufheben, abheben‘), ''yād dāschtan'' (‚sich merken‘), ''bāz dāschtan'' (‚stoppen‘). Die grammatische Formel lautet: Wortarten z.&nbsp;B. Nomen+''mī''+ Präsensstamm von ''dāschten'' = ''dār'' + Zeichen Personalpronomen z.&nbsp;B. ''man bar midāram'' oder ''man bāz midāram'', ''man yād midāram'' oder ''man dust midāram'' (‚ich liebe‘) oder ''man negah midāram'' (‚ich bewahre auf‘).

Die lexikalische Bedeutung von ''dāschtan'' als Vollverb wird hier also aufgehoben. Es hat nun eine veränderte semantische Bedeutung und nur eine grammatikalische Hilfsfunktion.<ref>http://www.learn-persian.com/deutsch/Lektion_14.php</ref><ref>vgl. Mohammad-Reza Majidi 1990</ref> Bei Präsens in [[Verlaufsform]] (pers. ''ḥāl-e estemrāri'') zum Beispiel ''man dāram michoram'': „ich bin am Essen“, wörtlich ‚Ich habe esse‘. Auch bei zusammengesetzten Verben wird ''dāschtan'' ausgelassen: ''man dāram midāram'' ist vollkommen falsch, während ''man dāram miravam'' („ich bin am Gehen“) richtig ist. [[Perfekt]] und [[Plusquamperfekt]] werden ähnlich wie im Deutschen durch Verwendung des [[Partizip Perfekt|Partizips Perfekt]] gebildet.: ''rafte am'' = „ich bin gegangen“; ''rafte budam'' = „ich war gegangen“. Für das [[Futur]] wird eine Konstruktion mit dem Verbstamm ''{{lang|fa-Latn|chāh}}'' (‚wollen‘) und der kurze Infinitiv ohne ''-an'' benutzt: ''chāham raft'' = „ich werde gehen“. In der Umgangssprache wird wie im Deutschen statt Futur oft Präsens verwendet.

Als wichtige Zeitform ist der [[Durativ (Grammatik)|Durativ]] (entspricht der englischen ''{{lang|en|past continuous tense}}'') zu nennen, der eine fortdauernde oder wiederholte Tätigkeit (Form nur in der Vergangenheitsform erkennbar) ausdrückt. Der [[Konjunktiv]] wird in ähnlicher Art und Weise wie in [[Romanische Sprachen|romanischen Sprachen]] und häufiger als im Deutschen verwendet. Dabei werden zwei Formen benutzt: Zum einen dieselbe Form wie bei Durativ in Vergangenheit für „nicht mehr erfüllbare“ Bedingungen (''{{lang|fa-Latn|Agar u miāmad}}'' – ‚Wenn er gekommen wäre‘) und zum anderen durch die einfache Vergangenheitsform zur Darstellung einer „noch erfüllbaren“ Bedingung (''{{lang|fa-Latn|Agar u-rā didí}}'' – ‚Falls du ihn sehen solltest‘).

Außerdem gibt es den [[Subjunktiv]], der durch die Präsensform mit ''be-'' statt ''mi-'' als Vorsilbe gebildet wird, verneint mit ''na-'' statt ''mi-''. Diese Form wird in Verbindung mit Modalverben verwendet: ''{{lang|fa-Latn|Mī-chāham be-chābam}}'' (‚Ich möchte schlafen‘). außerdem steht sie nach ''agar'' = wenn, wenn der Satz eine erfüllbare Bedingung darstellt, wie im Satz „Wenn die Sonne scheint“ (''{{lang|fa-Latn|Agar chorschid be-tābad}}''), im Gegensatz zu nichterfüllbaren Bedingungen wie ''{{lang|fa-Latn|Agar schab chorschid mi-tābid}}'' (‚Wenn die Sonne nachts schiene‘). Außerdem kann der Subjunktiv als [[Jussiv]] eine Aufforderung ausdrücken und wird dann auf Deutsch mit „sollen“ übersetzt: ''Loṭfan beneschinand'' „Sie sollen sich bitte hinsetzen“. [[Indirekte Rede]] wird dagegen nicht mit dem Subjunktiv ausgedrückt: ''Goft ke sag rā nemibinad'' „Er sagte, dass er den Hund nicht sehe“ (wörtlich: „sieht“).

== Zugehörigkeit zur indogermanischen Sprachfamilie ==
Bestimmte Ähnlichkeiten im Grundwortschatz der persischen Sprache in Bezug zu anderen [[Indogermanische Ursprache|indogermanischen Sprachen]] bezeugen eine gemeinsame Herkunft, wobei ein Vergleich bei älteren Sprachstufen deutlicher ins Auge fällt. Dies gilt vor allem für das Altpersische und Avestische im Hinblick auf [[Sanskrit]].

Auf die indogermanische Verwandtschaft zahlreicher persischer Begriffe ist durch die komparative Methode sowie über die Gesetze der Lautverschiebung zu schließen. Beispiele:
{| class="wikitable"
|-
![[Altpersische Sprache|altpersisch]]||[[Mittelpersische Sprache|mittelpersisch]]||[[neupersisch]]||[[Altgriechische Sprache|altgriechisch]]||[[Latein|lateinisch]]||[[Deutsche Sprache|deutsch]]||[[Englische Sprache|englisch]]||[[Schwedische Sprache|schwedisch]]||[[Polnische Sprache|polnisch]]||[[Litauische Sprache|litauisch]]
|-
| pitar || pidar || pedar {{fa|پدر&lrm;}} || patḗr {{lang|grc|πατήρ}} || pater || Vater || father || fa(de)r || ojciec || tėvas
|-
| mātar || mād(ar) || mādar {{fa|مادر&lrm;}} || mḗtēr {{lang|grc|μήτηρ}} || mater || Mutter || mother || mo(de)r || matka || motina
|-
| brātar || brād(ar) || barādar {{fa|برادر&lrm;}} || adelphós {{lang|grc|ἀδελφός}} || frater || Bruder || brother || bro(de)r || brat || brolis
|-
| (nicht bezeugt) || ducht(ar) || dochtar {{fa|دختر&lrm;}} || thygatḗr {{lang|grc|θυγατήρ}} || filia || Tochter || daughter || dotter || córka || dukra
|-
| nāman || nām || nām {{fa|نام&lrm;}} || ónoma {{lang|grc|ὄνομα}} || nomen || Name || name || namn || imię || vardas
|-
| martiya („Sterblicher“) || mard || mard („Mann“) {{fa|مرد&lrm;}} || anḗr {{lang|grc|ἀνήρ}} || mortalis || Mord || murder || mord || martwy („tot“) || mirtingas („Sterblicher“)
|-
| dadā-tanaiy || dādan || dādan {{fa|دادن&lrm;}} || dídōmi {{lang|grc|δίδωμι}} || dare || geben || give || giva, ge || dać || duoti
|-
| hischta-tanaiy || awischtadan || istādan {{fa|ایستادن&lrm;}} || hístēmi {{lang|grc|ἵστημι}} || sistere || stehen || stand || stå || stać || stoti
|-
| manā (mich) || man (ich, mich) || man (ich) {{fa|من&lrm;}} || emé {{lang|grc|ἐμέ}} || me || mich || me || mig || mnie || mane
|-
| pantscha || pandsch || pandsch {{fa|پنج&lrm;}} || pénte {{lang|grc|πέντε}} || quinque || fünf || five || fem || pięć || penki
|-
| hafta || haft || haft {{fa|هفت&lrm;}} || heptá {{lang|grc|ἑπτά}} || septem || sieben || seven || sju || siedem || septyni
|-
| rāsta || rāst || rāst {{fa|راست&lrm;}} || orthós {{lang|grc|ὀρθός}} || rectus || recht, richtig || right || rätt, riktig || prawy || dešinė
|}
Da Zeichen zur Darstellung von Alt- und Mittelpersisch fehlen, werden nur Neupersisch und Altgriechisch in Originalschrift angegeben.

Morphologischer Vergleich:

'''sein''' (Präsens):
{| class="wikitable"
|-
![[Indogermanische Ursprache|urindogermanisch]]||[[Sanskrit]]||[[Altpersische Sprache|altpersisch]]||[[Neupersisches Reich|neupersisch]]||[[Altgriechische Sprache|altgriechisch]]||[[Latein|lateinisch]]||[[Deutsche Sprache|deutsch]]||[[Polnische Sprache|polnisch]]||[[Schwedische Sprache|schwedisch]]||[[Litauische Sprache|litauisch]]
|-
| *esmi || asmi || amiy || hastam {{fa|هستم&lrm;}} || eimí {{lang|grc|εἰμί}} || sum || ich bin || jestem || jag är || esu
|-
| *essi || asi || (nicht bezeugt) || hasti {{fa|هستی&lrm;}} || eî {{lang|grc|εἶ}} || es || du bist || jesteś || du är || esi
|-
| *esti || asti || astiy || hast / ast {{fa|هست&lrm;}} || estí {{lang|grc|ἐστί}} || est || er ist || jest || han är || yra (esti)
|-
|-
| *smesi / *smosi || smas || amahiy || hastim {{fa|هستیم&lrm;}} || esmén {{lang|grc|ἐσμέν}} || sumus || wir sind || jesteśmy || vi är || esame
|-
| *stes || stha || (nicht bezeugt) || hastid {{fa|هستید&lrm;}} || esté {{lang|grc|ἐστέ}} || estis || ihr seid || jesteście || ni är || esate
|-
| *senti || santi || hatiy || hastand {{fa|هستند&lrm;}} || eisín {{lang|grc|εἰσίν}} || sunt || sie sind || są || de är || yra (esa)
|}

'''gebären'''<ref>Siehe ''Duden. Das Herkunftswörterbuch'', Mannheim 1989, S. 220 („gebären“), S. 105 („Bürde“), ISBN 3-411-20907-0.</ref> (Präsens):
{| class="wikitable"
|-
![[Indogermanische Ursprache|urindogermanisch]]||[[Sanskrit]]||[[Altpersische Sprache|altpersisch]]||[[Neupersisches Reich|neupersisch]]||[[Griechische Sprache|griechisch]]||[[Latein|lateinisch]]||[[Altkirchenslawische Sprache|altslawisch]]||[[Althochdeutsche Sprache|ahd.]]||[[Deutsche Sprache|deutsch]]
|-
| *bhero || bharami || baramiy || mi-baram {{fa|می برم&lrm;}} || phérō φέρω || fero || berǫ || biru || ich gebäre
|-
| *bheresi || bharasi || (nicht bezeugt) || mi-bari {{fa|می بری&lrm;}} || phéreis φέρεις || fers || beresь || biris || du gebierst
|-
| *bhereti || bharati || baratiy || mi-barad {{fa|می برد&lrm;}} || phérei φέρει || fert || beretъ || birit || er, sie, es gebiert
|-
|-
| *bheromes || bharamas || baramahiy || mi-barim {{fa|می بریم&lrm;}} || phéromen φέρομεν || ferimus || beremъ || berames || wir gebären
|-
| *bherete(s) || bharatha || (nicht bezeugt) || mi-barid {{fa|می برید&lrm;}} || phérete φέρετε || fertis || berete || beret || ihr gebärt
|-
| *bheronti || bharanti || barātiy || mi-barand {{fa|می برند&lrm;}} || phérusin φέρουσιν || ferunt|| berǫtu || berant || sie gebären
|}

Andere Beispiele:
* ''{{lang|fa-Latn|do}}'' – französisch ''{{lang|fr|deux}}'' ‚zwei‘ – litauisch ''{{lang|lt|du}}'' ‚zwei‘
* ''{{lang|fa-Latn|schesch}}'' – polnisch ''{{lang|pl|sześć}}'' ‚sechs‘ – litauisch ''{{lang|lt|šeši}}'' ‚sechs‘
* ''{{lang|fa-Latn|morde}}'' – lateinisch ''{{lang|la|mors, mortis}}'' ‚Tod‘
* ''{{lang|fa-Latn|setāre}}'' – ‚Stern‘
* ''{{lang|fa-Latn|zamin}}'' – polnisch ''{{lang|pl|ziemia}}'' ‚Erde‘
* ''{{lang|fa-Latn|to}}'' – litauisch ''{{lang|lt|tu}}'' ‚du‘
* ''{{lang|fa-Latn|pā}}'' – lateinisch ''{{lang|la|pes}}'' ‚Fuß‘
* ''{{lang|fa-Latn|tārik}}'' – englisch ''{{lang|en|dark}}'' ‚dunkel‘
* ''{{lang|fa-Latn|bordan}}'' – ‚bürden‘ (tragen)
* ''{{lang|fa-Latn|gereftan}}'' – ‚greifen‘
* ''{{lang|fa-Latn|na}}'' – litauisch ''{{lang|lt|ne}}'' ‚nein‘
* ''{{lang|fa-Latn|yugh}}'' – ‚Joch‘
* ''{{lang|fa-Latn|dschawān}}'' – lateinisch ''{{lang|la|iuvenis}}'' ‚jung‘
* ''{{lang|fa-Latn|garm}}'' – ‚warm‘
* ''{{lang|fa-Latn|musch}}'' – ‚Maus‘
* ''{{lang|fa-Latn|nav}}-''&nbsp; – lateinisch ''{{lang|la|navis}}'' ‚Schiff‘
* altpersisch ''{{lang|fa-Latn|upari}}-''&nbsp; – altgriechisch ''{{lang|grc-Latn|hyper}}'', lateinisch ''{{lang|la|super}}'' ‚über‘

Eine Besonderheit besteht im Persischen darin, dass ursprüngliche Konsonantengruppen im Anlaut durch einen Vokal aufgebrochen wurden, zum Beispiel bei ''{{lang|fa-Latn|b[a]rādar}}'' ‚Bruder‘, ''{{lang|fa-Latn|g[e]reftan}}'' ‚greifen‘, ''{{lang|fa-Latn|s[e]tāre}}'' ‚Stern‘. Diese Entwicklung dürfte (jedoch nicht mit Sicherheit) unter dem Einfluss des Arabischen geschehen sein, da sie erst im Neupersischen zu finden ist, das während und nach der arabischen Herrschaft entstand. Die [[Wortakzent|Betonung]] persischer Wörter liegt meist auf der letzten Silbe.<ref>Alavi/Lorenz (1994), S. 16</ref>

== Lehnwörter ==
=== Lehnwörter im Neupersischen ===
Seit der Islamisierung Persiens ist mehr als 50 % des heutigen persischen Wortschatzes aus dem Arabischen entlehnt.<ref>Encyclopaedia of Islam, XII (Supplementband), Leiden 2004, S. 446b: {{" |Sprache=en |Text=''Loan words from Arabic constitute more than 50 % of the contemporary Persian vocabulary, but in elevated styles it may exceed even 80 %.''}}</ref> Statistisch betrachtet beträgt die Zahl arabischer Lehnwörter ungefähr 8.000 unter 20.000 alltäglich benutzten literarischen Vokabeln oder, anders ausgedrückt, etwa 40 % des alltäglichen Wortschatzes (wenn man zusätzliche Ableitungen und Wortverbindungen nicht mitzählt)<ref>Vgl. auch {{Internetquelle |url=https://discoverdiscomfort.com/farsi-persian-vs-arabic-similarities-and-differences/ |titel=Persian vs Arabic — All the Similarities and Differences |datum=2019-10-12 |sprache=en-US |abruf=2022-09-11}}</ref>. In der persischen Literatur variiert der Anteil arabischer Lehnwörter je nach Stil, Thema oder Diskurs, wobei der Gebrauch im Laufe der Geschichte ständig zugenommen hat. Daher beinhaltet ein Abstrakt aus dem [[Schāhnāme]] des Dichters [[Firdausi]] nur etwa 9 % arabische Lehnwörter bei einer Anwendungsfrequenz von circa 2,4 %, während es in den Eulogien des Dichters [[Unsuri]] schon etwa 32 % Lehnwörter bei einer Frequenz von 17 % sind.<ref>{{Literatur |Autor=J.R. Perry |Titel=[http://www.iranicaonline.org/articles/arabic-v Arabic elements in Persian] |Sammelwerk=Encyclopaedia Iranica, Online Edition |Datum=}}</ref>

In jüngster Zeit gab es auch eine bedeutsame Anzahl von Entlehnungen aus den Turksprachen und Neologismen aus Sprachen wie Englisch, Französisch und Russisch.<ref>{{Literatur |Autor=Éva M. Jeremiás |Titel=Stichwort: Iran iii. Languages (Supplement) |Sammelwerk=Encyclopaedia of Islam |Verlag=Leiden |Datum=2004}}</ref> Der Anteil türkischer und mongolischer Wörter beträgt schätzungsweise 2–3 % des Gesamtvokabulars.<ref>{{Literatur |Autor=Ehsan Yarshater |Titel=[http://www.iranica.com/articles/iran-i-lands-of-iran LANDS OF IRAN – Turko-Iranian symbiosis] |Sammelwerk=[[Encyclopaedia Iranica]], Online Edition |Datum=}}</ref> Bei arabischen Lehnwörtern hält man sich trotz angepasster Aussprache exakt an die ursprüngliche arabische Orthographie, zumindest im Wortstamm; die Pluralbildung kann abweichen. Für viele dieser Wörter gibt es persische Entsprechungen, die aber zum Teil einer anderen Stilebene zuzuordnen sind oder schlicht seltener verwendet werden. Besonders deutlich wird der Einfluss des Arabischen bei den zusammengesetzten Verben, die oft aus einem arabischen Substantiv und einem persischen Verb mit vergleichsweise unspezifischer Bedeutung (etwa „machen“ oder „geben“) bestehen.

=== Persische Lehnwörter in anderen Sprachen ===
Umgekehrt hat auch das Arabische Wörter aus dem Persischen übernommen, die hauptsächlich während der ersten vier Jahrhunderte des Islams entlehnt wurden – sowohl direkt als auch indirekt. Die meisten dieser Wörter stammen aus dem [[Mittelpersische Sprache|Mittelpersisch]]en, der offiziellen Sprache des [[Sassanidenreich]]es, das bis zu einem bestimmten Grad in den frühen Jahrhunderten der islamischen Ära als Verwaltungssprache diente.<ref>{{Literatur |Autor=A. Tafażżolī |Titel=[http://www.iranicaonline.org/articles/arabic-ii Iranian Loanwords in Arabic] |Sammelwerk=Encyclopaedia Iranica, Online edition |Datum=}}</ref> Auch [[Turksprachen]], vor allem die osmanische und die tschagataische Sprache, haben viele persische Lehnwörter. Aufgrund der Dominanz persischsprachiger Dynastien in Indien, vor allem der [[Mogulreich|Mogulen]], haben auch die indischen Sprachen, ganz besonders aber [[Urdu]], zahlreiche persische Wörter entlehnt.

==== Persische Lehnwörter im Deutschen ====
Sämtliche Lehnwörter aus dem Persischen sind nicht ''unmittelbar'' in die deutsche Sprache gelangt, sondern nahmen Wege über Nachbarsprachen, mit denen das Persische im Laufe der Geschichte in Berührung stand. In der historischen Reihenfolge sind dies das [[Griechische Sprache|Griechische]] mit der westlichen Nachfolgesprache [[Latein|Lateinisch]] (Bsp.: ''[[Paradeisos]]'' aus dem [[Avestische Sprache|avestischen]] ''pairi-daēza'', neupersisch {{fa|فردوس&lrm;}} /''firdaus'', „Tiergarten“), dann das [[Arabische Sprache|Arabische]], in das bei der Eroberung des [[Sassanidenreich]]es durch die Araber viele persische Kulturwörter aufgenommen wurden und das dann vor allem über die Sprachbrücke [[Andalusien]] die Begriffe ans [[Französische Sprache|Französische]] weitergab (Beispiel: ''bazar'' aus neupersisch {{fa|بازار&lrm;}} /''bāzār'', „Markt“, aber auch ''Schach matt'' über das neupersische {{fa|شاه&lrm;}} /''šāh'', „Herrscher“, und {{arS|مات&lrm;|DMG=māt}}, „(er) starb“).<ref group="A">Für diesen zusammengesetzten Begriff gibt es [[Schachmatt|hier]] noch eine weitere Theorie.</ref> Während der sog. „[[Türkenkriege]]“ im 16. und 17. Jahrhundert wurden über das [[Osmanische Sprache|Osmanisch-Türkische]] weitere persische Lehnwörter ins Deutsche übernommen (Bsp.: ''Muselman'' aus dem [[Osmanische Sprache|osmanisch-türkischen]] ''müslüman'', das wiederum auf neupersisch {{fa|مسلمان&lrm;}} /''mosalmān'', „Muslim“, zurückgeht) und seit dem 19. Jahrhundert das [[Hindustani]]sche, das persische Begriffe ans [[Englische Sprache|Englische]] (Beispiel: ''jungle'' aus neupersisch {{fa|جنگل&lrm;}} /''ǧangal'', „Wald“, oder ''Pijama'' aus neupersisch {{fa|پی جامه&lrm;}} / ''peyǧāma'', wörtlich „Beinkleid“) weitervermittelte. In allgemeinen Wörterbüchern des Deutschen konnten 194 Wörter persischen Ursprungs ([[Iranismus|Iranismen]]) nachgewiesen werden. Für 68 dieser Entlehnungen kann angegeben werden, wann sie ins Deutsche übernommen wurden. Der Verlauf ihrer Zunahme vom 8. bis 20. Jahrhundert entspricht dem [[Piotrowski-Gesetz]].<ref>[[Karl-Heinz Best]]: ''Iranismen im Deutschen.'' In: ''Glottometrics'' 26, 2013, Seite 1–8 (PDF [https://www.ram-verlag.eu/wp-content/uploads/2018/08/g26zeit.pdf#page=5 Volltext]).</ref>

== Persische Literatur ==
{{Hauptartikel|Persische Literatur}}

Das im Westen wohl bekannteste Werk der persischen Literatur ist die Geschichtensammlung ''[[Tausendundeine Nacht]]'', eine Nacherzählung vieler [[Iranische Völker|iranischer]] Volkssagen und Märchen. Geprägt wurde das heutige Persisch vor allem durch die persische Dichtkunst. Zwei bekannte Dichter Persiens waren [[Saadi]] und [[Hafis]]. Auch [[Johann Wolfgang von Goethe]] ließ sich im ''[[West-östlicher Divan|West-östlichen Divan]]'' von Hafis inspirieren. Andere bekannte Dichter sind [[Rumi (Dichter)|Rumi]], [[Omar Chayyām]], [[Rudaki]], [[Firdausi]] (mit dem persischen Nationalepos ''[[Schāhnāme]]'') oder [[Dschāmi|Dschami]]. Auch viele Werke persischer Wissenschaftler – wie zum Beispiel der Mathematiker [[al-Chwarizmi]] oder der Arzt Ibn Sina ([[Avicenna]])&nbsp;– sind hier zu erwähnen.

Da Persisch im frühen osmanischen Reich, in den islamisch beherrschten Gebieten Indiens ab 1200, und im südlichen Zentralasien als Bildungs- und Diplomatiesprache galt, war die Literatur in diesen Gebieten entscheidend von der persischen Literatur mitgeprägt. Besonders in Indien wurde viel persische Literatur verfasst.<ref>[http://www.iranicaonline.org/articles/india-xiv-persian-literature-in-india INDIA xiv. Persian Literature], auf www.iranicaonline.org, abgerufen am 24. Oktober 2018</ref> Die Formen persischer Lyrik und die Themen der Epik wurden in die anderen Sprachen dieser Regionen übernommen.<ref>[http://www.iranicaonline.org/articles/iran-viii2-classical-persian-literature IRAN viii. PERSIAN LITERATURE (2) Classical], auf www.iranicaonline.org, abgerufen am 24. Oktober 2018</ref> Dies gilt besonders für die [[Urdu]]-Literatur,<ref>[http://www.iranicaonline.org/articles/urdu URDU], auf www.iranicaonline.org, abgerufen am 24. Oktober 2018</ref> die [[Frühe Neuzeit|frühneuzeitliche]] [[Tschagataische Sprache|Literatur Zentralasiens]].<ref>[http://www.iranicaonline.org/articles/chaghatay-language-and-literature CHAGHATAY LANGUAGE AND LITERATURE], auf www.iranicaonline.org, abgerufen am 24. Oktober 2018</ref> und die [[Türkische Literatur#Osmanische Zeit|osmanische Literatur]]<ref>Stefan Sperl; Christopher Shackle (Hrsg.): ''Qaṣīda Poetry in Islamic Asia and Africa'', vol. 1: ''Classical Traditions and Modern Meaning'', Leiden: Brill, 1996, S. 281–300.</ref> Teile persischer Poesieformen und Motive finden sich auch weit darüber hinaus. So wurde in Bosnien als Teil des osmanischen Reiches die persische Literatur gepflegt und Poesieformen übernommen, jedoch entwickelte sich die bosnische Literatur größtenteils in Abgrenzung von den osmanischen Formen.<ref>Hamid Algar: “Persian literature in Bosnia-Herzegovina”, in: ''The Journal of Islamic Studies'' 5/2 (1994), S. 254–67.</ref> Über den Seehandel gelangte der persische Heldenroman [[Hamzanama]] im 16. Jahrhundert auf die indonesische Insel [[Lombok]], wo er als [[Serat Menak Sasak|Schattenspiel]] aufgeführt wird. Die georgische Übersetzung des persischen Liebesepos [[Gorgani#Wīs und Rāmīn|Wis und Ramin]] gilt als ein Höhepunkt der mittelalterlichen georgischen Literatur<ref>[http://www.iranicaonline.org/articles/visramiani VISRAMIANI], auf www.iranicaonline.org, abgerufen am 24. Oktober 2018</ref> und wird vom georgischen Nationalepos [[Der Recke im Tigerfell]] als vorbildlich zitiert.

Als osmanische Bildungssprache war Persisch wichtig für die Diplomatie mit dem osmanischen Reich, weswegen an der 1754 gegründeten [[K.k. Akademie für Orientalische Sprachen]] in Wien auch Persisch unterrichtet wurde. Dort wurde [[Joseph von Hammer-Purgstall]] ausgebildet, dessen Übersetzung der Gedichte von [[Hafis]] Goethe zum West-östlichen Diwan anregte. Jedoch konnten sich Versuche, die persische Gedichtform des [[Ghasel]] zu übernehmen, nicht durchsetzen, weil Deutsch anders als Persisch schwer zu reimen ist und ein Gedicht mit nur einem Reim auf Deutsch gekünstelt wirkt. Im englischen Sprachraum werden vor allem [[Omar Chayyām]]<ref>Übersetzungen der [https://www.omarkhayyamnederland.com/bibliography/the-rubaiyat-1/index.html Omar Chayyām zugeschriebenen skeptischen Vierzeiler]</ref> und im beginnenden 21. Jahrhundert [[Rumi (Dichter)|Rumi]] gelesen.<ref>Zur zeitgenössischen Rezeption von Rumis ''Masnavi'' in den USA unter Vernachlässigung seines islamischen Hintergrunds vgl. den Artikel von Rozina Ali “The Erasure of Islam from the Poetry of Rumi” im ''New Yorker'' vom 5. Januar 2017, [http://www.newyorker.com/books/page-turner/the-erasure-of-islam-from-the-poetry-of-rumi].</ref>

== Literatur ==
* [[Bozorg Alavi]], [[Manfred Lorenz]]: ''Lehrbuch der persischen Sprache.'' Verlag Enzyklopädie, Leipzig 1967; 7., durchgesehene (und mit einem Glossar versehene) Auflage, Langenscheidt · Verlag Enzyklopädie, Leipzig/ Berlin/ München u.&nbsp;a. 1994. ISBN 3-324-00253-2.
* Asya Asbaghi: ''Großes Wörterbuch Persisch-Deutsch''. Buske, Hamburg 2007, ISBN 978-3-87548-401-4.
* Asya Asbaghi: ''Persisch für Anfänger''. Buske, Hamburg 2010, ISBN 978-3-87548-517-2.
* Carlo G. Cereti: ''Die iranischen Sprachen.'' In: [[Wilfried Seipel]] (Hrsg.): ''7000 Jahre persische Kunst. Meisterwerke aus dem Iranischen Nationalmuseum in Teheran: Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien und des Iranischen Nationalmuseums in Teheran'' (Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH, Bonn. Skira editore, Milano, Kunsthistorisches Museum Wien). Kunsthistorisches Museum, Wien 2001, S. 30–37.
* [[Gerhard Doerfer]]: ''Türkische und mongolische Elemente im Neupersischen, unter besonderer Berücksichtigung älterer neupersischer Geschichtsquellen, vor allem der Mongolen- und Timuridenzeit'' Band I-IV, Wiesbaden 1963–1975
* Bert G. Fragner: ''Die "Persophonie": Regionalität, Identität und Sprachkontakt in der Geschichte Asiens,'' Berlin (Charlottenburg), Das Arab. Buch, 1999.
* [[Wilhelm Geiger (Sprachwissenschaftler)|Wilhelm Geiger]]: ''Ostiranische Kultur im Altertum.'' Erlangen 1882.
* {{cite book | author=[[Heinrich Junker (Sprachwissenschaftler)|Heinrich F. Junker]], Bozorg Alavi | title=Persisch-Deutsch. Wörterbuch | publisher=Harrassowitz Verlag | location=Wiesbaden| year=2002| id= ISBN 978-3-447-04561-2}}
* Mohammad-Reza Majidi: ''Laut- und Schriftsystem des Neupersischen''. Buske, Hamburg 2000, ISBN 978-3-87548-206-5
* Mohammad-Reza Majidi: ''Einführung in die arabisch-persische Schrift''. Buske, Hamburg 2006, ISBN 978-3-87548-470-0
* Mohammad-Reza Majidi: Strukturelle Grammatik des Neupersischen (Fārsi). Band 2, Morphologie : Morphonologie, grammatische und lexikalische Wortbildung, Abriss der Syntax, Buske, 1990, ISBN 3-87118-949-9
* [[Fritz Wolff (Iranist)|Fritz Wolff]]: ''Glossar zu Firdosis Schahname.'' Hrsg. von der [[Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft]] in Verbindung mit der [[Deutsche Morgenländische Gesellschaft|Deutschen Morgenländischen Gesellschaft]], Berlin 1935; Nachdruck: Georg Olms Verlagsbuchhandlung, Hildesheim 1965 (und Teheran 1377/1998) mit (eingebundenem) Supplementband ''Verskonkordanz der Schahname-Ausgaben von [[Turner Macan|Macan]], [[Johann August Vullers|Vullers]] und [[Julius Mohl|Mohl]]'', ISBN 964-5960-55-X.

== Weblinks ==
{{Wikibooks|Persisch}}
{{Wikibooks|Wikijunior Sprachen/ Persisch}}
{{Wikiquote|Iranische Sprichwörter}}
* [http://persianlanguage.ir/ Persische Sprache] (persisch)
* [http://farsi.free-dict.de/ Wörterbuch Deutsch-Persisch (120.000 Einträge)]
* [http://www.loghatnameh.de/index.jsp Deutsch-Persisches Online-Wörterbuch]
* [http://www.ethnologue.com/show_family.asp?subid=90035 Persische Sprache (Ethnologue.com)]
* [http://farhang.im/ Open Source deutsch-persisches Lexikon]

== Einzelnachweise ==
<references />

== Sonstige Anmerkungen ==
<references group="A" />

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[[Kategorie:Einzelsprache]]
[[Kategorie:Perserreich]]
[[Kategorie:Persische Sprache| ]]
[[Kategorie:Iranistik]]
[[Kategorie:Westiranische Sprachen]]