Quelltext der Seite Ph. Ant. Fauler

[[Datei:Eisengiesserei Ph. A. Fauler - Freiburg - Beispiel Plakette 01.jpg|miniatur|hochkant=1|Gussstempel der Firma Ph. Ant. Fauler]]
'''Ph. Ant. Fauler''' war eine Eisenhütte und Stahlbaubetrieb von 1838 bis 1919 in [[Buchenbach|Falkensteig]] und [[Freiburg im Breisgau]].

== Gründung ==
[[Philipp Anton Fauler]] war Pächter eines Hüttenwerks in [[Thiergarten (Beuron)|Thiergarten]]. Im Jahr 1838 kaufte er für seine Söhne [[Eduard Fauler|Eduard Johann Anton]] (1819–1882) und Hermann Georg (1821–1882) das Eisenwerk Falkensteig {{Coordinate|NS=47.952152|EW=7.991996|type=landmark|name=Eisenwerk Falkensteig|region=DE-BW|text=ICON2|mapsize=300x300|dim=45}}, das in der Folge unter „Ph. Ant. Fauler“ handelte. Eduard Fauler wohnte in Freiburg, wo er einen Eisenhandel und den Verkauf der Erzeugnisse des Eisenwerks betrieb. Von 1859 bis 1871 war er auch Bürgermeister der Stadt. Hermann leitete zunächst den Betrieb in Falkensteig.

1859 kauften die Brüder Fauler in Falkensteig auch das Hofgut Himmelreich, eines der ältesten Hofgüter im Dreisamtal. Es wird schon 1397 im Dingrodel, der Ortsverfassung, von Zarten erwähnt.<ref name="Walter Fauler">Walter Fauler: ''Geschichte der Fauler-Familien''. Bad Krozingen 1994, S. 118</ref>

== Betrieb Falkensteig ==
[[Datei:Falkensteig.jpg|mini|Das Eisenwerk in Falkensteig. Gemälde von 1854]]
In Falkensteig befand sich das ursprüngliche Eisenwerk, das in der Vergangenheit „Obere Blechschmiede“ genannt worden war.<ref name="Heimatbuch" /> Es lag östlich des Bahnhofs Himmelreich, im jetzigen Wohngebiet „Blechschmiede“. Dort wurde ein [[Walzwerk]] und ein [[Eisenhammer|Großhammerwerk]] mit drei Hämmern betrieben. Als Brennmaterial dienten [[Torf]] aus Hinterzarten und Breitnau sowie [[Holzkohle]] von Köhlern aus dem Schwarzwald. Zu diesem Betriebsteil gehörte ein [[Frischen|Frischfeuer]], in dem [[Barren (Metall)|Masseln]] unter anderem vom Eisenwerk [[Kandern]] sowie Alteisen in [[Luppe (Metallurgie)|Luppen]] umgewandelt wurden, die ausgeschmiedet und zu Stabeisen verarbeitet wurden. Anfang der 1840er-Jahre wurde das Walzwerk durch das Unternehmen Bernoulli, Rowlandson & Comp. aus Immendingen umgebaut und erweitert. Zusätzlich wurde 1853 ein [[Kupolofen]] mit einer Eisengießerei errichtet.

1858 entstand weiter oben im [[Höllental (Schwarzwald)|Höllental]] als zweiter Betriebsteil eine [[Draht]]zieherei, in der unter Ausnutzung von Wasserkraft auch Stifte hergestellt wurden.<ref name="Fauler" />

[[Datei:Eisenwerk Himmelreich 1860.jpg|mini|Lageplan des Eisenwerks von 1860. Die Karte ist gesüdet]]
Die auf dem Lageplan dargestellte dritte Betriebsstätte wurde 1860 an der Landstraße gegenüber dem Wohnhaus des Hermann Fauler eingerichtet. Dabei handelte es sich um ein Kleinhammerwerk, bei dem drei Hämmer durch ein [[Wasserrad|oberschlächtiges Wasserrad]] und das Gebläse durch ein zweites angetrieben wurden. Hier wurden Achsen und Pflugteile produziert.

Zeitweise beschäftigte das Unternehmen auf diese Weise bis zu 400 Arbeiter mit der Herstellung von Walz-, Schmiede- und Gusseisen.<ref name="Trenkle">[[Johann Baptist Trenkle]]: ''Geschichte der Schwarzwälder Industrie von ihrer frühesten Zeit bis auf unsere Tage'', 1874, bei Fußnote 197 [http://g-boll.de/Geschichte/Literatur/Geschichte_der_Schwarzwaldindustrie.pdf online]</ref>

Die frühindustrielle Produktionsweise der Firma Fauler konnte mit der rasanten Entwicklung der Eisenindustrie nicht Schritt halten. 1872 waren nur noch 41 Arbeiter tätig, die 300 Tonnen Eisen und 150 Tonnen Eisendraht herstellten.<ref name="Trenkle" /> Im selben Jahr musste der Walzwerkbetrieb wegen der unrentablen Produktion unter Verwendung von Holzkohle eingestellt werden. An dieser Situation hatte zuletzt auch der Einsatz von Steinkohle nichts ändern können, die der neu entstandenen Konkurrenz im Rheinland viel günstiger zur Verfügung stand. Die Fabrikgebäude wurden zwischen 1924 und 1928 niedergerissen. Ein Gebäude ist aber erhalten, das „Haus zum Hammer“ an der Höllentalstraße.<ref name="Heimatbuch">Ursula Huggle, Ulrike Rödling: ''Unsere Heimat Buchenbach: Vom Kirchspiel zur Gemeinde''. ISBN 978-3-922675-63-1, Seite&nbsp;308–311</ref> Die Drahtzieherei musste in den 1890er-Jahren abgebrochen werden. An ihrer Stelle entstand eine Sägemühle. Schon vorher war 1866 die Eisengießerei abgebrannt.<ref name="Fauler" />

== Betrieb Freiburg ==
[[Datei:Fauler Freiburg 2.jpg|miniatur|Gebäude des Eisenwerks in Freiburg, Aufnahme 1912. Im Vordergrund sind noch Reben zu sehen]]
[[Datei:Eisengiesserei Ph. A. Fauler - Freiburg - Beispiel 01.jpg|mini|hochkant|Eisensäulen von Fauler am Eingang zu einem Haus in der Freiburger Guntramstraße]]
[[Datei:Parkbank Fauler.jpg|mini|hochkant|Parkbank mit Gusseisenteilen von Fauler]]
[[Datei:Rosskopfturm Detail.jpg|mini|Detail am [[Roßkopfturm]]]]

Bereits 1864/65 war die Eisengießerei allerdings nach Freiburg verlegt worden, sodass die Produktion ohne Unterbrechung weitergeführt werden konnte. Beide Betriebe zusammen beschäftigten zu diesem Zeitpunkt 120 Mitarbeiter. Hermann Fauler siedelte 1866 ebenfalls nach Freiburg um, um dort den erweiterten Betrieb einschließlich einer mechanischen Werkstätte zu führen. Die Betriebsstätten in Falkensteig wurden in der Folge von einem Verwalter geleitet. 1869 waren allein in Freiburg 100 Arbeiter tätig.<ref>Willi A. Boelcke: ''Die Freiburger waren erfinderisch'', Schau-Ins-Land 1991, S. 162 [http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1991/0164 online]</ref>

Die Fabrik befand er sich mit den dazugehörigen Wasserrechten am südlichen Arm des Gewerbekanals mit der Anschrift Wilhelmstraße 5. Sie war günstig in die Nähe des 1845 errichteten [[Freiburg (Breisgau) Hauptbahnhof|Bahnhofs]] gelegen,<ref>Iso Himmelsbach: ''Bachabschlag.'' Eigenverlag 2005, S. 118.</ref> und zwar in dem Bereich zwischen der heute nach Eduard Fauler benannten Faulerstraße, vormals Grünstraße, und dem Weg „Alte Gießerei“{{Coordinate|NS=47.992614|EW=7.840959|type=landmark|name="Ph. Ant. Fauler Giesserei Standort Freiburg"|region=DE-BW|text=ICON2|mapsize=300x300|dim=45}}.<ref>Himmelsbach, S. 140</ref> Das Gebiet, in dem sich zu dieser Zeit neben der Firma Fauler noch zahlreiche weitere Gewerbebetriebe ansiedelten, trug die Bezeichnung „Im Grün“. Es war ursprünglich ein Teil des freien Feldes vor der Befestigung der Stadt gewesen. Die Geschäftsräume von Ph. Ant. Fauler befanden sich in der Kaiserstraße. Sie wurden 1881 mit der Betriebstätte durch die erste Telefonleitung Freiburgs verbunden.<ref name="Walter Fauler" />

Das Angebot bestand aus Straßenlaternen, Wendeltreppen, Öfen, Rädern, Pflügen und Haushaltsgegenständen wie Waffeleisen oder Töpfen,<ref>Musterbuch Ph. Ant. Fauler von 1878 [http://www.lot-tissimo.com/de/i/340172/fauler-eisen-u-guswaren-musterbuecher-und-reklame-eisenwaren-abbildungen-der-eisen-gusswaren-von-ph=false lot-tissimo.com]</ref> sowie aus Parkbänken, Wegweisern, Jauchepumpen und Wasserrädern.<ref name="Walter Fauler" />

In Freiburg finden sich von Ph. Ant. Fauler noch Straßenlaternen, Parkbänke und zahlreiche Portale aus Gusseisen an den Fassaden von Geschäften, etwa Löwenstraße 4, Schusterstraße 25 und 44, Salzstraße 35, Gerberau 6 und 7 oder Rathausgasse 24. Auch im Umkreis sind Produkte des Betriebs zu sehen, etwa in Form der Säulen in der Eingangshalle des Schlosses von [[Ebringen]]. 1871 nahm Ph. Ant. Fauler den Aufbau der [[Gusseisenbrücke Staufen (Breisgau)|Gusseisenbrücke]] in [[Staufen im Breisgau|Staufen]] vor.

Nach dem Tod der beiden Brüder Hermann und Eduard 1882 wurde der Betrieb von dem Schwiegersohn Eduards, Arthur Pfeilsticker, und den Söhnen Hermann Georgs, nämlich Hermann Eduard und zunächst Anton geführt (nach dessen Ausscheiden etwa 1890: Alfred, Verfasser der ''Notizen über das Eisenwerk Falkensteig'').<ref name="Fauler" /> Das Unternehmen konzentrierte sich nun auf den Stahlbau und stellte Brücken und Aussichtstürme her wie
* den [[Roßkopfturm]] in Freiburg (1889),
* den Aussichtsturm auf dem [[Blauen (Badenweiler)|Hochblauen]] oberhalb [[Badenweiler]] (1895),
* den [[Tour du Belvédère]] bei [[Mulhouse]] im linksrheinischen französischen [[Elsass]] (1898),
* den [[Lembergturm]] auf der höchsten Erhebung der [[Schwäbische Alb|Schwäbischen Alb]] („Die Fa. Fauler aus Freiburg/Breisgau führte die Arbeiten mit 12 Mann 1899 in einer Bauzeit von nur 3 Monaten aus“).<ref>Bertold Zisterer: ''Lembergturm in neuem Glanz'' in: [[Blätter des Schwäbischen Albvereins]], 1999</ref>

Die häufige Darstellung in der Region Freiburg, diese Bauwerke seien von „dem Ingenieur Philipp Anton Fauler“ konstruiert worden, ist falsch. Hersteller aller Bauwerke war die „Firma Ph. Ant. Fauler“, zumal Philipp Anton Fauler selbst bereits 1850 verstorben war.

Nach dem Tod Arthur Pfeilstickers 1911 wurde Ph. Ant. Fauler von dessen Sohn Johannes geleitet. Dieser konnte aber wohl nur noch die Abwicklung vornehmen. 1913 ging die Eisengießerei an die Firma Raimann in [[Sankt Georgen (Freiburg im Breisgau)|St. Georgen]]. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges musste der restliche Betrieb erheblich eingeschränkt werden, nach dessen Ende wurde er sowohl in Falkensteig wie auch in Freiburg liquidiert.<ref>Alfred Fauler gibt den Vornamen dieses Sohnes nicht an. Da der weitere Sohn Joseph jedoch Mediziner war, kann es sich nur um Johannes gehandelt haben.</ref>

== Einzelnachweise ==
<references>
<ref name="Fauler">
Alfred Fauler: ''Notizen über das Eisenwerk Falkensteig'', Schreibmaschinenmanuskript, 4 (unpaginierte) Seiten, 1936, Stadtarchiv Freiburg, B1 Handschriften 291
</ref>
</references>

== Weblinks ==
{{Commonscat|Ph. Anton Fauler}}
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[[Kategorie:Ehemaliges Unternehmen (Freiburg im Breisgau)]]
[[Kategorie:Ehemaliges Unternehmen (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald)]]
[[Kategorie:Ehemaliges Hüttenwerk in Baden-Württemberg]]
[[Kategorie:Buchenbach]]
[[Kategorie:Produzierendes Unternehmen (Metall)]]
[[Kategorie:Gegründet 1838]]
[[Kategorie:Aufgelöst 1919]]
[[Kategorie:Produzierendes Unternehmen (Freiburg im Breisgau)]]
[[Kategorie:Produzierendes Unternehmen (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald)]]