Quelltext der Seite Privilegium Ottonianum

Das '''Privilegium Ottonianum''' (auch '''Pactum Ottonianum''') ist ein am [[13. Februar]] [[962]] von [[Papst]] [[Johannes XII.]] durch [[Römisch-deutscher Kaiser|Kaiser]] [[Otto I. (HRR)|Otto I.]] gewährtes [[Privileg#Mittelalter und Frühe Neuzeit|Privileg]]. Es bestätigte die [[Pippinische Schenkung]] und die Existenz des [[Kirchenstaat]]es sowie die Bestimmung, dass der Papst noch vor seiner Weihe dem [[Römisch-deutscher Kaiser|Kaiser]] einen [[Treueeid]] zu leisten habe.

== Inhalt ==
In der Erneuerung der [[Pippinische Schenkung#Pippinische Schenkung|Pippinischen Schenkungen]] verbriefte Otto I. zunächst die Besitzungen und Hoheitsrechte der römischen Kirche, angefangen mit Stadt und [[Dukat (Verwaltungsbezirk)|Dukat]] von Rom, dazu Stadt und [[Exarchat von Ravenna]], Emilia, [[Pentapolis (Italien)|Pentapolis]] und [[Sabina (Italien)|Sabina]], Besitzungen in [[Tuszien]], in der [[Campagna Romana|Campagna]] und südlich der Linie von Luni bis [[Istrien]], die Herzogtümer [[Herzogtum Spoleto|Spoleto]] und [[Herzogtum Benevent|Benevent]], aber auch Patrimonien in [[Benevento|Benevent]], [[Neapel]], [[Kalabrien]] und [[Sizilien]]. Wie in den älteren Pakten ging auch im Ottonianum das Anspruchsgebiet namentlich im byzantinischen, zum Teil von Sarazenen besetzten Süden Italiens weit über die damaligen Möglichkeiten des Apostolischen Stuhls hinaus. Im so umschriebenen Kirchenstaat werden dem Papst die dauernde Herrschaft und der Schutz des Kaisers garantiert.

Otto I. erneuerte damit jedoch – wie die teils wörtlichen Übernahmen aus karolingischen Vorurkunden deutlich machen – nicht mehr als die Versprechungen seiner [[Karolinger|karolingischen]] Vorgänger.<ref name="Althoff_115">Gerd Althoff: ''Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat''. 2. erw. Aufl. Stuttgart u.&nbsp;a. 2005, S.&nbsp;115.</ref><ref name="Beumann_93">Helmut Beumann: ''Die Ottonen.'' 3. erg. Aufl., Stuttgart 1994, S.&nbsp;93.</ref> Auch enthielt die Urkunde keine Verpflichtungen des Kaisers, die zwischenzeitlich zum Teil verloren gegangenen Gebiete aktiv für den Papst zurückzugewinnen.<ref name="Althoff_115" /> Nicht bestätigt wurde zudem die von päpstlicher Seite reklamierte Existenz der [[Konstantinische Schenkung|Konstantinischen Schenkung]].<ref name="Beumann_93" />

Ein zweiter Teil regelte die Papstwahl: Der Papst sollte kanonisch (nach Kirchenrecht) vom römischen Klerus und Volk gewählt, jedoch erst nach Ablegung eines [[Treueeid]]s vor kaiserlichen Gesandten geweiht werden, wie dies bereits in der ''[[Constitutio Romana]]'' geregelt worden war.

In der Gesamtbetrachtung kann daher das Privilegium Ottonianum als Versuch Otto I. gewertet werden, sich einen größeren Einfluss auf das Papsttum zu sichern.<ref>Peter Hilsch: ''Das Mittelalter – die Epoche.'' Konstanz 2006, S.&nbsp;94–95.</ref>

Otto I. wurde im gleichen Jahr (2. Februar 962) in Rom von Papst [[Johannes XII.]] zum Kaiser gekrönt. Damit restituierte er gleichzeitig das römische Kaisertum.

Das ''Ottonianum'' wurde im Jahr 1020 von [[Heinrich II. (HRR)|Heinrich II.]] weitgehend wortgleich im ''[[Privilegium Heinricianum|Heinricianum]]'' bestätigt.

== Literatur ==
* [[Theodor von Sickel|Theodor Sickel]]: ''Das Privilegium Ottos I. für die römische Kirche'', Innsbruck 1883. ([[iarchive:dasprivilegiumo00vatigoog|Digitalisat auf archive.org]].)

== Weblinks ==
* {{MGH|DD|12|322|327}}
* {{Webarchiv|url=http://asv.vatican.va/de/doc/962.htm#top|wayback=20110506005159|text=Faksimile des Privilegium Ottonianum auf der Seite des Vatikanischen Geheimarchivs}}

== Einzelnachweise ==
<references />

[[Kategorie:Geschichte des Papsttums]]
[[Kategorie:Rechtsgeschichte des Mittelalters (Deutschland)]]
[[Kategorie:Otto I. (HRR)]]
[[Kategorie:Religion 962]]
[[Kategorie:Kirchenstaat]]