Quelltext der Seite Quod licet Iovi, non licet bovi

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'''Quod licet Iovi, non licet bovi''' (Iovi auch ''Jovi,'' [[Deutsche Sprache|deutsch]]: „Was dem [[Jupiter (Mythologie)|Jupiter]] erlaubt ist, ist dem [[Ochse]]n nicht erlaubt“) ist eine [[Latein|lateinische]] [[Sentenz]] ungeklärter Herkunft.

== Bedeutung ==
[[Datei:Jupiter cameo Louvre Bj1820.jpg|mini|left|90px|Jupiter <small>(römische [[Kamee]]</small>)]] [[Datei:Bad Windsheim Ochsen.jpg|mini|170px|Ochsen mit Stirnjoch]]
Der Spruch stellt das Handeln [[Jupiter (Mythologie)|Jupiters]], des höchsten römischen Gottes, dem eines Rindviehs oder [[Ochse]]n gegenüber und spricht die aus ihrem jeweiligen [[Sozialer Status|Status]] resultierenden unterschiedlichen Befugnisse an. Folglich soll zum Ausdruck gebracht werden, dass bei der Bewertung von Handlungen nicht diese selbst, sondern der Handelnde im Vordergrund stehe.<ref>siehe auch Hubertus Kudla: ''Lexikon der lateinischen Zitate: 3500 Originale mit deutschen Übersetzungen.'' 2., überarbeitete Auflage. Beck, München 2001, S. 216 Nr. 1303.</ref> Die Bedeutung entspricht der deutschen Redewendung "mit zweierlei Maß messen".<ref>[https://de.m.wiktionary.org/wiki/mit_zweierlei_Maß_messen Wiktionary: mit zweierlei Maß messen]</ref>

Manche Deutungsversuche interpretieren das Bild anders<ref>[https://books.google.ch/books?id=Gm-9BQAAQBAJ&pg=PA435&dq=Quod+licet+Bovi&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwioyKuq0YzZAhUPfFAKHQv5AO0Q6AEISzAH#v=onepage&q=Quod%20licet%20Bovi&f=false DUDEN Zitate und Aussprüche: Herkunft und aktueller Gebrauch 2011]</ref> oder verwenden andere Assoziationen, wie etwa den Vergleich von „Reichen“ (= Jupiter) und „Armen“ (= Ochsen).<ref>[https://books.google.ch/books?id=HYEoCwAAQBAJ&pg=PA587&dq=Quod+licet+Bovi&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwioyKuq0YzZAhUPfFAKHQv5AO0Q6AEIOzAE#v=onepage&q=Quod%20licet%20Bovi&f=false Werner Scholze-Stubenrecht, Wolfgang Worsch: Redewendungen: Wörterbuch der deutschen Idiomatik DUDEN Bibliografisches Institut 2015]</ref><ref>[https://books.google.ch/books?id=NljJUnzDpLQC&pg=PA48&dq=Quod+licet+Iovi,+non+licet+bovi&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiIhoqQraPZAhUO0VMKHTNsA9k4ChDoAQgyMAI#v=onepage&q=Quod%20licet%20Iovi%2C%20non%20licet%20bovi&f=false Klaus Schmeh: Das trojanische Pferd:] klassische Mythen erklärt. Haufe-Lexware, 2007</ref>
{{Absatz}}

== Herleitung ==
Die ursprüngliche Herkunft der Sentenz ist nicht nachweisbar. Häufig wird der Spruch dem lateinischen Komödiendichter [[Terenz]] (ca. 195/184 v. Chr. bis ca. 159/158 v. Chr.) zugeschrieben,<ref>Dudenredaktion (Hrsg.): ''Zitate und Aussprüche.'' 4., überarbeitete und erweiterte Auflage. Dudenverlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-411-04124-4, S. 460. (= Der [[Duden]] in zwölf Bänden - Band 12; Herkunft, Bedeutung und Gebrauch von 7.500 Zitaten von der Antike bis heute)</ref> in dessen Werk er nicht nachweisbar ist. Allerdings stammt von Terenz das Zitat ''aliis si licet, tibi non licet'' („wenn es anderen erlaubt ist, so doch nicht dir“),<ref>Terenz, ''Heauton timorumenos'' 797.</ref> das bisweilen ebenso als Grundlage angesehen wird<ref>Muriel Kasper: ''Reclams lateinisches Zitaten-Lexikon.'' Reclam, Stuttgart 2014, S. 300.</ref> wie die Terenzsentenz ''duo quom idem faciunt saepe, ut possis dicere ›hoc licet impune facere huic, illi non licet‹'' („wenn zwei – wie oft – dasselbe tun, daß du dann sagen kannst: ›Das darf dieser hier, der andre nicht“) aus den ''[[Adelphoe]]''.<ref>Terenz, ''Adelphoe'' 5,3,37–38; Annette Pohlke, Reinhard Pohlke: ''Alle Wege führen nach Rom: deutsche Redewendungen aus dem Lateinischen.'' Artemis & Winkler, Düsseldorf 2001, S. 166.</ref> Doch wird der Spruch auch mit [[Seneca]]s ''quod Iovi hoc regi licet'' („was dem Jupiter erlaubt, ist dem König erlaubt“)<ref>Seneca, ''Hercules furens'' 2,489</ref> und [[Marcus Tullius Cicero|Ciceros]] ''aliud homini, aliud bovi'' („eines dem Menschen, ein anderes dem Rindvieh“)<ref>Cicero, ''De finibus bonorum et malorum'' 5,9,26.</ref> in Verbindung gebracht.<ref>Vergleiche Ernst Lautenbach: ''Latein–Deutsch: Zitaten-Lexikon. Quellennachweise.'' Lit-Verlag, Münster/Hamburg/London 2002, S. 412, der als gereimte deutsche Variante „Was ist erlaubt dem Leu, steht nicht dem Ochsen frei“ anführt.</ref>

Da in der Antike [[Binnenreim]]e als Stilmittel unbekannt waren, ist das Latein der Sentenz nachantik. Belege für die Sequenz finden sich ab dem späten 18.&nbsp;Jahrhundert, etwa bei [[Joseph Friedrich von Keppler]] im Jahr 1784<ref>Joseph Friedrich von Keppler: ''Der Fasan.'' Frankfurt am Main und Leipzig 1784, S. 102.</ref> oder im Libretto ''Die böse Frau'' von [[Karl Alexander Herklots]] aus dem Jahr 1791.<ref>Karl Alexander Herklots: ''Operetten.'' Voss, Berlin 1893, S. 327.</ref> [[Joseph von Eichendorff]]s Novelle ''[[Aus dem Leben eines Taugenichts]]'' (1826) legt die Sentenz Prager Studenten in den Mund.<ref>Joseph von Eichendorff: ''[[:s:Aus dem Leben eines Taugenichts]]'', S. 112.</ref>

In einer Darstellung aus dem Jahr 1829 wird die Sentenz einmal zur Erläuterung der gleichbedeutenden Sentenz ''Duo cum faciunt idem, non est idem'' (wenn zwei dasselbe tun, ist's nicht dasselbe) verwendet,<ref>[[Wilhelm Traugott Krug]]: ''Allgemeines Handwörterbuch der philosophischen Wissenschaften, nebst ihrer Literatur und Geschichte'', Bd. 5, Supplemente von A bis Z, Leipzig, F. A. Brockhaus 1829, S. 77</ref> dann auch selbst erläutert: „… ein Grundsatz, den höfische Schmeichelei zu Gunsten der großen Herren erfunden hat. Er will nämlich sagen, daß sich diese Herren über die gemeine Moral, nach der wir uns zu richten haben, wohl hinwegsetzen dürften, wenn es ihnen so beliebte.“<ref>Wilhelm Traugott Krug: ''Allgemeines Handwörterbuch der philosophischen Wissenschaften, nebst ihrer Literatur und Geschichte'', Bd. 5, Supplemente von A bis Z, Leipzig, F. A. Brockhaus 1829, S. 202</ref>

== Literatur ==
* „Quod licet Iovi, non licet bovi“ in: ''Der Neue Herder, Von A bis Z, Zweiter Halbband: M bis Z'', Herder: Freiburg im Breisgau 1949, Spalte 3453

== Weblinks ==
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== Einzelnachweise ==
<references></references>

{{DEFAULTSORT:Quod Licet Iovi Non Licet Bovi}}
[[Kategorie:Lateinische Phrase]]
[[Kategorie:Geflügeltes Wort]]
[[Kategorie:Gleichnis]]
[[Kategorie:Jupiter (Mythologie)]]
[[Kategorie:Rind in der Kultur]]