Quelltext der Seite Reru

{{Infobox Ort in Indien
 | Name= Reru
 | Unionsterritorium= [[Ladakh]]
 | Distrikt= [[Kargil (Distrikt)|Kargil]]
 | Breitengrad = 33.331945
 | Längengrad  = 76.968115
 | Höhe= 3790
 | Fläche= 1.862
 | Einwohner= 329
 | Zensus= 2009
 | Website= 
 | Bild1= 
 | Bild1_Beschreibung= 
}}
'''Reru''' (auch '''Raru''') ist ein kleines, zum Verwaltungszentrum [[Padum]] gehöriges Dorf im [[Tehsil]] [[Zanskar]]. Zanskar gehört zum Distrikt [[Kargil (Distrikt)|Kargil]] und liegt im [[Indien|indischen]] Unionsterritorium [[Ladakh]].

== Geographie ==
Reru liegt auf dem Westufer des Flusses [[Lungnak]] etwa 24&nbsp;km südlich von Padum.<ref name="OSM" /> Teilweise wird der Lungnak hier auch noch als [[Tsarap]] bezeichnet.<ref name="GM" /> Von Padum nach Reru führt die Padum-Reru-Road, die sich hinter Reru als Reru-Darcha-Road nach [[Darcha]] über den [[Shingo La]] fortsetzt.<ref name="OSM" /> Die gesamte Straße wird auch Tsarap-Road genannt.<ref name="GM" /> Sie ist von Padum bis Reru für [[Geländewagen]] befahrbar.<ref name="LZ" /> Von Padum nach [[Kargil]] gibt es eine von Bussen und LKW befahrene Straße.<ref name="LZ" /> Eine weiterführende Straße von Reru nach Darcha ist geplant.

Östlich von Reru erhebt sich der 5809 m hohe Cha.<ref name="LZ" /> Reru liegt zwischen der Zanskarkette im Nordosten und der [[Himalaya]]-Hauptkette im Südwesten.<ref name="LZ" />

== Dorf und Bevölkerung ==
Reru hat etwa 20 Häuser und wird hauptsächlich von Zanskaris [[Tibet|tibetischer]] Herkunft bewohnt, deren Religion der [[Buddhismus in Tibet|Tibetische Buddhismus]] ist. Die Muttersprache der Dorfbewohner ist [[Ladakhische Sprache|Zanskari]]. Die Amtssprache ist [[Urdu]].<ref name="LZ" />

Im Winter, von November bis Mai, ist das Dorf durch heftige Schneefälle von der Außenwelt abgeschnitten.<ref name="LZ" />

Reru und Mune werden zusammen betrachtet. Sie gehören zur lokalen Region Lungnak. Das Gebiet von Reru und Mune erstreckt sich über 186,2 ha. 2009 gab es dort 60 Haushalte mit insgesamt 329 Einwohnern.<ref name="Zensus" />

In Reru und Mune werden Erbsen und Gerste angebaut. In Handarbeit werden Schals gefertigt. Strom wird über [[Photovoltaik]] erzeugt und steht für die privaten Nutzer im Sommer 12 Stunden und im Winter 7 Stunden zur Verfügung.<ref name="Zensus" />

== Religion ==
Die überwiegende Mehrheit der Bewohner Rerus sind Buddhisten, wie die Bewohner Zanskars allgemein. Reru (zusammen mit ganz Zanskar) gehört aber zum rein moslemischen Distrikt Kargil. Dies führt zu Konflikten. Die buddhistischen Bewohner Rerus möchten ihre Kinder nicht auf moslemische Schulen schicken und auch moslemische Lehrer sind nicht besonders willkommen. Allgemein fühlen die buddhistischen Bewohner Zanskars ihre Interessen durch die moslemische Regierung Kargils nicht gut vertreten.<ref name="LZ" />

{{All Coordinates|pos=inline|text=der erwähnten Orte}}
== Kloster Mune ==
Ungefähr 3 km nördlich von Reru liegt das Kloster Mune-[[Gönpa|Gompa]]{{Coordinate|NS=33.351493|EW=76.938633|region=IN-JK|type=waterbody|name=Kloster Mune|text=ICON0}} (auch: Deskit-Ling Gompa). Das Kloster wurde vor 300 Jahren gegründet und wird von 20 [[Gelug|Gelbmützen]]-Mönchen bewohnt. Das Kloster befand sich zunächst auf dem steilen Felsen und wurde vor 200 Jahren auf den Platz neben dem Felsen verlegt.

Im Kloster gibt es einen kleinen Gebetsraum mit dem [[Buddha]] [[Maitreya]], begleitet von [[Tsongkhapa]] und [[Avalokiteshvara]]. Außerdem befinden sich im Gebetsraum der [[Buddhistischer Kanon|buddhistische Kanon]], zwei 500 Jahre alte Figuren, die Tsongkhapa darstellen, einige [[Thangka]]s und aus Lehm und Asche hergestellte [[Tsa-Tsa]]-Tafeln. Diese Gegenstände wurden teilweise 1950 von Mönchen auf Eseln aus Tibet nach Mune gebracht. An den Gebetsraum schließt sich ein [[Gonkhang]] an. Der Gonkhang enthält als Hauptfigur den [[Dharmapala|Beschützer]] [[Mahakala]].<ref name="LZ" /> Beim Kloster gibt es einen Zeltplatz und ein einfaches Guest House, das vom Kloster betreut wird.<ref name="LZ" />

== Schule Jamyang Ling ==
Es hatte schon früher eine Schule in Reru gegeben, deren Lehrer jedoch so schlecht bezahlt wurden, dass sie nur unregelmäßig zur Arbeit erschienen und schließlich ganz wegblieben. Vom alten Schulgebäude mitten im Dorf war nur noch ein Steinhaufen übrig. An den Schulen im Bezirk Kargil wird normalerweise nur Urdu gelehrt und kein Zanskari.

Die [[Analphabetismus|Analphabetenquote]] der Gegend lag bei 90 bis 95 %.<ref name="ZC2018" /><ref name="ZC2008" />

Im Jahr 1993 wurde auf Anregung von Bernd Balaschus und seinen Freunden zusammen mit den Bauern von Reru und der Lungnak Youth Association mit dem Bau der Schule Jamyang Ling in Reru begonnen. Die Bauern aus Reru spendeten das Land für das Schulgelände und die Mönche der Mune-Gompa legten in einer buddhistischen Zeremonie den Grundstein.<ref name="ZC2003" />

Bereits 1994 wurde das erste Schulgebäude {{Coordinate|NS=33.332411|EW=76.965025|region=IN-JK|type=waterbody|name=Schule Jamyang Ling, Schulhaus|text=ICON0}} eingeweiht und der Unterricht konnte beginnen. Sehr viele Kinder und Erwachsene aus Reru und aus dem gesamten Lungnaktal wollten in der neuen Schule Lesen und Schreiben lernen. Deshalb mussten die Gebäude ausgebaut und erweitert werden. Für die Lehrer wurde ein Wohngebäude gebaut. {{Coordinate|NS=33.332474|EW=76.964536|region=IN-JK|type=waterbody|name=Schule Jamyang Ling, Lehrergebäude|text=ICON0}}
Zusätzlich wurde ein Hostel{{Coordinate|NS=33.332551|EW=76.963769|region=IN-JK|type=waterbody|name=Schule Jamyang Ling, Hostel|text=ICON0}} errichtet, in dem die Kinder, die von weiter her kommen, wohnen können.<ref name="ZC2003" /><ref name="ZC2015vonOben" />
Etwa 400 m südlich der Schule wurde eine [[Stupa]]{{Coordinate|NS=33.328285|EW=76.962698|region=IN-JK|type=waterbody|name=Schul-Stupa|text=ICON0}} errichtet.<ref name="ZC2016" />

Ihren Namen „Jamyang Ling“ {{boS|འཇམ་དབྱངས་གླིང།|WYLIE=’jam dbyangs gling}} erhielt die Schule vom [[Tenzin Gyatso|Dalai Lama]]. „Jamyang Ling“ bedeutet „Ort der sanften Harmonie“ ({{boS|འཇམ་|WYLIE=’jam}} = sanft, {{boS|དབྱངས་|WYLIE=dbyangs}} = Harmonie, {{boS|གླིང་|WYLIE=gling}} = Ort).
Der Name leitet sich vom [[Bodhisattva]] der Weisheit [[Manjushri]] ({{boS|འཇམ་དཔལ་དབྱངས།|WYLIE=’jam dpal dbyangs}}) ab.

2018 gab es 105 Schüler in 8 Klassen und 4 Vorschulklassen. Sie wurden von 10 Lehrern unterrichtet. 85 Schüler wohnten im Hostel. 20 Schüler kamen aus Reru und Mune.<ref name="ZC2018" />

Die Schule, ihre Lehrer und das Hostel für die Schüler werden aus Spenden finanziert. Die Lehrer sind teilweise Flüchtlinge aus [[Tibet]], teilweise Inder aus [[Manali]], teilweise Einheimische.<ref name="ZC2008" /> Manche Lehrer kommen auch aus Deutschland oder England für einige freiwillige Monate.<ref name="ZC2016" /> An der Schule wird [[Urdu]] mit [[Persisches Alphabet|persischer Schrift]], Englisch mit lateinischer Schrift, [[Ladakhische Sprache|Zanskari]] (Alttibetisch) mit [[Tibetische Schrift|tibetischer Schrift]] und [[Hindi]] mit [[Devanagari]]-Schrift gelehrt.<ref name="ZC2008" /> Außerdem gibt es Unterricht in Sozialkunde (Geschichte und Politik), Erdkunde, Mathematik und Naturwissenschaften.<ref name="ZC2008" /> Bernd Balaschus gründete den Verein Shambala e.&nbsp;V., der Reisen und Treks in die Gegend organisiert und Spenden für die Schule sammelt.<ref name="ZC2003" />

Die Schule in Reru bietet nur Unterricht für die Klassen 1 bis 8. Um einen Hochschulabschluss zu erwerben, gehen die Schüler für die Klassen 9 bis 12 nach [[Jammu]] in die Privatschule Kotwal National Institute of Teaching (KNIT){{Coordinate|NS=32.737834|EW=74.828550|region=IN-JK|type=waterbody|name=KNIT|text=ICON0}} von J.L. Kotwal.<ref>[http://www.knitjmu.in/ KNIT] Homepage. Abgerufen am 3. Dezember 2018.</ref><ref name="ZC2017" />
In Jammu hat der Verein Shambala e.&nbsp;V. ein Hostel{{Coordinate|NS=32.756503|EW=74.795829|region=IN-JK|type=waterbody|name=Hostel in Jammu|text=ICON0}} gekauft und renoviert, in dem diese Schüler wohnen können. Einige dieser Schüler kehren in den Ferien oder nach Abschluss ihrer Ausbildung nach Reru zurück, um hier an der Schule zu unterrichten.<ref name="ZC2008" />

== Trek Lamayuru – Padum – Darcha ==
Reru liegt am 2. Abschnitt des Treks [[Lamayuru]]{{Coordinate|NS=34.2829|EW=76.7734|region=IN-JK|type=waterbody|name=Lamayuru|text=ICON0}} - Padum - Darcha von Padum nach Darcha.
Von Padum{{Coordinate|NS=33.468223|EW=76.878056|region=IN-JK|type=waterbody|name=Padum|text=ICON0}} gibt es Bus- und LKW-Verbindungen nach [[Kargil]]{{Coordinate|NS=34.5557|EW=76.1332|region=IN-JK|type=waterbody|name=Kargil|text=ICON0}}.
Bis nach Purne folgt der Trek dem Tsarap-Fluss, von Purne bis hinter Kargyak dem Kardyak Chu, nach dem Shingo La folgt er dem Jankar Nala bis nach Darcha.
Der Trek verläuft von Padum über Kloster Bardang{{Coordinate|NS=33.39829|EW=76.91935|region=IN-JK|type=waterbody|name=Bardang|text=ICON0}}, Mune-Gompa nach Reru.
Von Reru geht es weiter zum Campingplatz Pepula, Tsetang, Kyalbok{{Coordinate|NS=33.2371|EW=77.11|region=IN-JK|type=waterbody|name=Kyalbok|text=ICON0}}, Purne{{Coordinate|NS=33.2342|EW=77.1441|region=IN-JK|type=waterbody|name=Purne|text=ICON0}}, Abstecher nach Kloster Phuktal{{Coordinate|NS=33.2685|EW=77.1803|region=IN-JK|type=waterbody|name=Phuktal|text=ICON0}}, Jal (Yal){{Coordinate|NS=33.2095|EW=77.1505|region=IN-JK|type=waterbody|name=Yal|text=ICON0}}, Kuru{{Coordinate|NS=33.1645|EW=77.1838|region=IN-JK|type=waterbody|name=Kuru|text=ICON0}}, Tangze{{Coordinate|NS=33.1383|EW=77.2096|region=IN-JK|type=waterbody|name=Tangze|text=ICON0}}, Table{{Coordinate|NS=33.1135|EW=77.2214|region=IN-JK|type=waterbody|name=Table|text=ICON0}}, Kargyak{{Coordinate|NS=33.0625|EW=77.2276|region=IN-JK|type=waterbody|name=Kargyak|text=ICON0}}, Shingo La{{Coordinate|NS=32.907332|EW=77.201020|region=IN-JK|type=waterbody|name=Shingo La|text=ICON0}}, Ramjak-Camp, Chikka{{Coordinate|NS=32.7165|EW=77.17|region=IN-JK|type=waterbody|name=Chikka|text=ICON0}}, Darcha{{Coordinate|NS=32.6735|EW=77.2163|region=IN-HP|type=waterbody|name=Darcha|text=ICON0}}.
Von Darcha gibt es Bus- und LKW-Verbindungen nach [[Manali]]{{Coordinate|NS=32.2415|EW=77.1896|region=IN-HP|type=waterbody|name=Manali|text=ICON0}}.<ref name="LZ" />

== Einzelnachweise ==
<references>
<ref name="Zensus">
[http://www.censusindia.gov.in/2011census/dchb/DCHB.html Village Amenities.] ([[MS Excel]]) censusindia.gov.in; abgerufen am 6. Dezember 2018.
</ref>
<ref name="OSM">
[https://www.openstreetmap.org/search?query=33.328285%2C%2076.962698#map=15/33.3294/76.9678 Reru] bei [[openstreetmap|OSM]]; abgerufen am 2. Dezember 2018.
</ref>
<ref name="GM">
[https://www.google.de/maps/place/33%C2%B019'41.8%22N+76%C2%B057'45.7%22E/@33.3289842,76.9602733,16z/data=!4m5!3m4!1s0x0:0x0!8m2!3d33.328285!4d76.962698 Reru] bei GoogleMap; abgerufen am 2. Dezember 2018.
</ref>
<ref name="LZ">
Jutta Mattausch: ''Ladakh und Zanskar'', Reise Know-How VerlagPeter Rump GmbH, 1996, ISBN 3-89416-176-0, S. 335, 360, 361, 412 – 424
</ref>
<ref name="ZC2003">
[https://www.shambhala.de/de/schule/zeitschrift/ Schule, zc-2003] (PDF) bei Shambhala; abgerufen am 2. Dezember 2018.
</ref>
<ref name="ZC2008">
[https://www.shambhala.de/de/schule/zeitschrift/ Schule, zc-2008] (PDF) bei Shambhala; abgerufen am 2. Dezember 2018.
</ref>
<ref name="ZC2015vonOben">
[https://www.shambhala.de/de/schule/zeitschrift/ Schule, zc-2015] (PDF) bei Shambhala; abgerufen am 2. Dezember 2018.
</ref>
<ref name="ZC2016">
[https://www.shambhala.de/de/schule/zeitschrift/ Schule, zc-2016] (PDF) bei Shambhala; abgerufen am 2. Dezember 2018.
</ref>
<ref name="ZC2017">
[https://www.shambhala.de/de/schule/zeitschrift/ Schule, zc-2017_6] (PDF) bei Shambhala; abgerufen am 2. Dezember 2018 (PDF).
</ref>
<ref name="ZC2018">
''Zanskar Connection'', Zeitschrift des Shambala e.&nbsp;V., Ausgabe 2018.
</ref>
</references>

[[Kategorie:Ort in Ladakh]]
[[Kategorie:Distrikt Kargil]]