Quelltext der Seite Rheinecker Verbindungsbahn

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Die '''Rheinecker Verbindungsbahn''' war eine [[Straßenbahn|Strassenbahn]], die von 1909 bis 1958 zwischen dem [[Bahnhof Rheineck]] und der Talstation [[Rheineck SG|Rheineck]] der [[Bergbahn Rheineck–Walzenhausen]] (RhW) verkehrte. Sie war die einzige [[normalspur]]ige Strassenbahn der [[Schweiz]] und mit 672&nbsp;Metern Betriebslänge auch eine der kürzesten Strassenbahnlinien weltweit.<ref name="SM 3/11 78">Zimmer: ''Die Kleinste der Kleinen''. 2011, S. 78.</ref> Betreiber war die RhW.

== Geschichte ==

Die Gemeinde [[Walzenhausen]] beabsichtigte Ende des 19.&nbsp;Jahrhunderts einen Bahnanschluss zur Nachbargemeinde [[Heiden AR|Heiden]]. Da das Vorhaben als zu aufwendig erschien, wurde stattdessen eine [[Wasserballastbahn]] nach Rheineck errichtet, die 1896 den Betrieb aufnahm. Aus topographischen Gründen konnte diese nicht bis zum Bahnhof Rheineck durchgeführt werden, sondern endete etwa 700&nbsp;Meter davor an einer Talstation. Die nach Walzenhausen reisenden Kurgäste mussten diesen Weg daher zu Fuss zurücklegen. 1899 wurde mit einem Fuhrunternehmer ein Vertrag abgeschlossen, so dass in der Sommersaison ein [[Pferdeomnibus]] für die Verbindung zur Verfügung stand.<ref name="Geschichte RhW">{{Internetquelle | hrsg = Tram Museum Zürich | url = http://www.tram-museum-archiv.ch/Seiten_Zeitreise/Schweiz/RhW_gesch-D.shtml | titel = Die Geschichte der RhW, 1909–1958 | archiv-url=https://web.archive.org/web/20110604063452/http://www.tram-museum-archiv.ch/Seiten_Zeitreise/Schweiz/RhW_gesch-D.shtml | archiv-datum=2011-06-04 | zugriff = 2011-05-22 }}</ref>

Um einen ganzjährigen Anschluss zur Bergbahn herzustellen, beschloss die RhW die Errichtung einer Strassenbahn zwischen dem Bahnhof und der Talstation. Der hierfür benötigte Platz stand mit der [[Rheinregulierung (Alpenrhein)|Rheinbegradigung]] und der Verlegung der [[Bahnstrecke Chur–Rorschach]] zur Verfügung.<ref name="Geschichte RhW" /> Die Gesellschaft besichtigte bei verschiedenen Betrieben die dort eingesetzten Benzintriebwagen, in der Absicht, solche [[Fahrzeug]]e auf der Verbindungsbahn einsetzen zu können.<ref name="Geschichte RhW" /> Sie bevorzugte jedoch die Einrichtung eines elektrischen Betriebes.

Nachdem die Kraftwerkgesellschaft Bodensee–Thurtal eine elektrische Leitung ins Rheintal verlegt hatte, fiel die Entscheidung zu Gunsten einer elektrischen Strassenbahn. Da der Lieferant allerdings ankündigte, die Stromzufuhr bei Revisionsarbeiten zu unterbrechen, erwarb die RhW zusätzlich einen Benzin-[[Triebwagen]] zur Reserve.<ref name="Geschichte RhW" />

Im Frühjahr 1909 begannen die Bauarbeiten an der 816&nbsp;Meter langen eingleisigen Strecke, die nach wenigen Wochen abgeschlossen werden konnten. Engpässe beim Wagenhersteller verzögerten die Lieferung der Fahrzeuge und führten zur Verschiebung des Eröffnungstermins auf den 2.&nbsp;Oktober 1909.<ref name="Geschichte RhW" /> Die Baukosten beliefen sich auf 184.810&nbsp;[[Schweizer Franken|Franken]], hiervon entfiel rund ein Drittel auf den Fuhrpark.<ref name="Geschichte RhW" /><ref name="ViaStoria">{{Internetquelle | hrsg = ViaStoria | url = http://www.bahndaten.ch/content/bahnen-detail/2053/rheinecker-verbindungsbahn | titel = Rheinecker Verbindungsbahn | zugriff = 2011-05-22}}</ref> 23&nbsp;Prozent der Kosten wurden für den Grundstückserwerb aufgebracht.<ref name="ViaStoria" />

Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] kam es zu einer Verlagerung vom Fremden- auf den Lokalverkehr. Da das [[Kraftstoff|Benzin]] stark rationiert wurde, stellten die umliegenden, teilweise konkurrierenden Autobusbetriebe ihren Betrieb vorübergehend ein. Die RhW, deren benzinbetriebener Triebwagen&nbsp;1 ebenfalls nicht verkehren konnte, hatte somit enorme Zuwächse im [[Personenverkehr|Personen-]] und [[Güterverkehr]] zu verzeichnen.<ref name="Geschichte RhW" /> Eine ähnliche Entwicklung ist auch für die Zeit des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] belegt.<ref name="Geschichte RhW" />

Nach dem Krieg häuften sich die Ausfälle an beiden Wagen zunehmend. Störungen am Motor des Wagens&nbsp;1 bei gleichzeitiger Untersuchung des Wagens&nbsp;2 erforderten 1946 den Einsatz von [[Omnibus|Autobussen]] auf der Verbindung.<ref name="Geschichte RhW" /> Im Folgejahr hatte die große Trockenheit des Sommers 1947 eine Stromknappheit zur Folge und 1949 kam es zum Achsbruch am elektrischen [[Triebwagen]].<ref name="Geschichte RhW" /> Gleichzeitig auftretende Probleme mit der Bergbahn führten am 1.&nbsp;Mai 1958 zur kompletten Einstellung des Betriebs auf beiden Bahnen und den Ersatz durch [[Postauto]]s. Gleichzeitig begann der Umbau zu einer durchgehenden Bahn, die im Bereich der ehemaligen Seilbahn als [[Zahnradbahn]] und im Bereich des ehemaligen Trams als [[Adhäsionsbahn]] verkehrt. Die Spurweite von 1200&nbsp;Millimetern entsprach jener der Seilbahn, der Antrieb erfolgt seitdem über eine 500-Volt-[[Gleichstrom]]-[[Oberleitung|Fahrleitung]].<ref name="SM 3/11 79">Zimmer: ''Die Kleinste der Kleinen''. 2011, S. 79</ref> Die Streckenführung wurde beibehalten.

== Betrieb ==
=== Fahrplan und Tarif ===

Die Bahn verkehrte meist im Anschluss an die Bergbahn, ein [[Taktfahrplan]] bestand nicht. Die einfache Fahrt kostete im letzten vollen Betriebsjahr 30&nbsp;Rappen.<ref name="SM 3/11 78" />

=== Strecke ===

Die insgesamt 816&nbsp;Meter lange [[Eisenbahnstrecke|Strecke]] war [[Mehrgleisigkeit#Eingleisige Strecken|eingleisig]] ausgeführt. Eine zunächst vorgesehene Ausweiche auf halber Streckenlänge wurde nicht verwirklicht, da die Wagen imstande waren, einen kompletten Umlauf einschliesslich Güterumschlag durchzuführen, während die Wassertanks der Bergbahn befüllt wurden.<ref name="Geschichte RhW" /> Die [[Schiene (Schienenverkehr)|Schienen]] wurden gebraucht von verschiedenen Betrieben gekauft, die unterschiedlichen Profile führten daher zu einem unruhigen Lauf der Fahrzeuge.<ref name="Geschichte RhW" /> Die [[Fahrleitung]]sanlagen lieferte [[Brown, Boveri & Cie.|BBC]].<ref name="Geschichte RhW" />

Das Streckengleis begann an einem Güterschuppen der [[Schweizerische Bundesbahnen|SBB]] nordwestlich des Rheinecker Bahnhofsgebäudes. Die Bahn führte anschliessend zwischen den SBB-Gleisen und der Bahnhofstrasse zur Talstation Rudenbach der Bergbahn. Das [[Depot (Verkehr)|Depot]] befand sich vermutlich auf einem Gelände zwischen den SBB-Gleisen und der Bahnhofstrasse am südöstlichen Ende der Bahn.

=== Wagen ===

Die RhW setzte auf der Strassenbahn zwei im Antrieb verschiedene Triebwagen ein. Im wagenbaulichen Teil waren die beiden von [[Schweizerische Wagons- und Aufzügefabrik AG Schlieren-Zürich|SWS]] konstruierten Fahrzeuge weitgehend identisch. Die Länge betrug 11,40&nbsp;Meter, die Breite von 2,96&nbsp;Metern.<ref name="SM 3/11 79" /> Durch das Überschreiten des [[Lichtraumprofil]]s war ein Einsatz auf den Strecken der SBB ausdrücklich untersagt.<ref name="Geschichte RhW" /><ref name="SM 3/11 79" /> Der Innenraum war zweigeteilt und umfasste ein Personen- sowie ein Gepäckabteil. Beide Wagen verfügten über Zug- und Stossvorrichtungen zur Beförderung von [[Güterwagen]] der [[Eisenbahn]].<ref name="SM 3/11 79" /> Aus den Bestimmungen der RhW geht jedoch hervor, dass nur Wagen&nbsp;1 für diesen Transport vorgesehen war, da man ein Überhitzen der [[Transformator]]en in Wagen&nbsp;2 vermeiden wollte.<ref name="Geschichte RhW" />

[[RhW CFm 1/2|Wagen&nbsp;1]] wurde von einem [[Adolph Saurer AG|Saurer]]-Benzinmotor angetrieben, [[RhW CFe 1/2|Wagen&nbsp;2]] verkehrte dagegen elektrisch.<ref name="SM 3/11 79" /> Die Stromversorgung erfolgte über eine zweipolige 500-Volt-[[Dreiphasenwechselstrom|Drehstromfahrleitung]], zur Abnahme standen zwei paar [[Stromabnehmer|Rollenstromabnehmer]] zur Verfügung.

Beide Wagen wurden mit der Vereinigung beider Bahnen ausrangiert und vor Ort zerlegt.<ref>{{Internetquelle | autor = Josef Pospichal | url = http://www.pospichal.net/lokstatistik/98598-rhw.htm | titel = Rheinecker Verbindungsbahn | zugriff = 2011-05-22}}</ref>

== Literatur ==

* {{Literatur
| Autor = Jörg Zimmer
| Titel = Die Kleinste der Kleinen. Die Straßenbahn in Rheineck am Bodensee
| Sammelwerk = [[Straßenbahn Magazin]]
| Band = Heft 3
| Jahr = 2011
}}

== Weblinks ==

* {{Internetquelle
| hrsg = Tram Museum Zürich
| url = http://www.tram-museum-archiv.ch/Seiten_Zeitreise/Schweiz/RhW-D.shtml
| titel = Rheinecker Verbindungsbahn (RhW), 1909–1958
| archiv-url=https://web.archive.org/web/20090611192112/http://www.tram-museum-archiv.ch/Seiten_Zeitreise/Schweiz/RhW-D.shtml
| archiv-datum=2009-06-11
| zugriff = 2011-05-22
}}
* {{Internetquelle
| hrsg = Tram Museum Zürich
| url = http://www.tram-museum-archiv.ch/Seiten_Zeitreise/Schweiz/RhW_gesch-D.shtml
| titel = Die Geschichte der RhW, 1909–1958
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| archiv-datum=2011-06-04
| zugriff = 2011-05-22
}}
* {{Internetquelle
| hrsg = ViaStoria
| url = http://www.bahndaten.ch/content/bahnen-detail/2053/rheinecker-verbindungsbahn
| titel = Rheinecker Verbindungsbahn
| zugriff = 2011-05-22
}}
* {{Internetquelle
| autor = Josef Pospichal
| url = http://www.pospichal.net/lokstatistik/98598-rhw.htm
| titel = Rheinecker Verbindungsbahn
| zugriff = 2011-05-22
}}

== Einzelnachweise ==
<references />

{{NaviBlock
|Navigationsleiste Drehstromelektrifikationen
|Navigationsleiste Strassenbahnen und U-Bahnen in der Schweiz
}}

[[Kategorie:Straßenbahnsystem (Schweiz)|Rheineck]]
[[Kategorie:Verkehr (Kanton St. Gallen)]]
[[Kategorie:Rheineck SG|Bahn]]
[[Kategorie:St. Margrethen|Bahn]]
[[Kategorie:Verkehr (Alpenrheintal)]]