Quelltext der Seite Roschtschino (Kaliningrad, Prawdinsk)

{{Infobox Ort in Russland
|Status                 = Siedlung
|deutscher Name         = Roschtschino/Georgenau
|Name in Landessprache  = Рощино
|Art des Gebietes       = Rajon
|Gebiet                 = Prawdinsk
|frühere Namen          = Georgenau, (Kr. Bartenstein) (bis 1947)
|lat_deg = 54 | lat_min = 26 | lat_sec = 16
|lon_deg = 20 | lon_min = 54 | lon_sec = 42
|OKATO                  = 27233819017
}}
'''Roschtschino''' ({{RuS|Рощино}}), deutsch ''Georgenau'', Kreis Friedland (ab 1927 Kreis Bartenstein) ist ein Ort in der [[Russische Föderation|russischen]] [[Oblast Kaliningrad]] (Gebiet ''Königsberg (Preußen)''). Er liegt im [[Rajon Prawdinsk]] (Kreis ''Friedland (Ostpr.)'') und gehört zur [[Domnowo|Domnowskoje selskoje posselenije]] (Landgemeinde Domnowo ''(Domnau)'').

== Geographische Lage ==
Roschtschino liegt sieben Kilometer südwestlich von [[Prawdinsk]] ''(Friedland)'' im Kreuzungspunkt zweier Nebenstraßen, die beide von der Straße Prawdinsk–[[Schönbruch|Schirokoje]] ''(Schönbruch)'' (ehemalige deutsche [[Reichsstraße 142]]) nach [[Domnowo]] ''(Domnau)'' bzw. zur [[A196 (Russland)|Fernstraße A 196]] (frühere [[Reichsstraße 131]]) beim jetzt erloschenen Ort Perewalowo ''(Schwönau)'' führen. Bis 1945 war [[Snamenskoje (Kaliningrad, Prawdinsk)|Preußisch Wilten]] (russisch: Snamenskoje) die nächste Bahnstation an der [[Bahnstrecke Königsberg–Angerburg|Strecke von Königsberg nach Angerburg]], die heute nicht mehr betrieben wird.

== Geschichte ==
Das frühere Gutsdorf ''Georgenau'' bildete am 11. Juni 1874 mit dem Gutsbezirk [[Prudy (Kaliningrad, Prawdinsk)|Abbarten]] (russisch: Prudy) und der Landgemeinde [[Jermakowo (Kaliningrad)|Deutsch Wilten]] den neu errichteten [[Amtsbezirk (Preußen)|Amtsbezirk]] Abbarten<ref>[http://territorial.de/ostp/bart/dwilten.htm Rolf Jehke, Amtsbezirk Abbarten/Deutsch Wilten]</ref>. Er lag im [[Kreis Friedland]] im [[Regierungsbezirk Königsberg]] der [[Preußen|preußischen]] [[Provinz Ostpreußen]]. 

Im Jahre 1910 lebten in Georgenau 261 Menschen<ref>[http://www.ulischubert.de/geografie/gem1900/ostpreussen/friedland.htm Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Friedland]</ref>. Am 30. September 1928 wurde der [[Gutsbezirk]] Georgenau in eine [[Landgemeinde (Preußen)|Landgemeinde]] umgewandelt. Am 4. Mai 1930 erhielt der Amtsbezirk Abbarten die Umbenennung in „Amtsbezirk [[Jermakowo (Kaliningrad)|Deutsch Wilten]]“, jetzt zum [[Landkreis Bartenstein (Ostpr.)]] gehörig.

Im Jahre 1945 kam Georgenau infolge des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] mit dem nördlichen Ostpreußen zur [[Sowjetunion]] und erhielt 1947 die russische Bezeichnung „Roschtschino“.<ref>Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte des Gebiets Kaliningrad" vom 17. November 1947)</ref> Seit 2009 ist Roschtschino aufgrund einer Struktur- und Verwaltungsreform<ref>Nach dem ''Gesetz über die Zusammensetzung und Territorien der munizipalen Gebilde der Oblast Kaliningrad'' vom 25. Juni/1. Juli 2009, nebst Gesetz Nr. 476 vom 21. Dezember 2004, präzisiert durch Gesetz Nr. 370 vom 1. Juli 2009</ref> eine als „Siedlung“ (russisch: possjolok) eingestufte Ortschaft innerhalb der [[Domnowo|Domnowskoje selskoje posselenije]] (Landgemeinde Domnowo ''(Domnau)'') im [[Rajon Prawdinsk]] der [[Oblast Kaliningrad]].

== Kirche ==
=== Kirchengebäude ===
Die Georgenauer Kirche<ref>[http://www.ostpreussen.net/ostpreussen/orte.php?stadt=831 Roschtschino-Georgenau]</ref> stammt aus der [[Deutscher Orden|Ordenszeit]] und wurde im 19. Jahrhundert unter [[Karl Friedrich Schinkel|Schinkeleinfluss]] verändert. Heute existiert nur noch der beschädigte Turm. Die Mauern des Kirchenschiffs wurden abgetragen und die Steine für anderweitige Bauten verwendet. Die vorhandenen Gebäudereste sind von fast undurchdringbarer Wildnis umgeben und nicht mehr zugänglich.

=== Kirchengemeinde ===
Georgenau ist ein altes Kirchdorf, in dem die [[Reformation]] schon früh Fuß fasste. Bis 1684 waren der jeweils zweite Pfarrer („Diakonus“) von [[Domnowo|Domnau]] (russisch: Domnowo) Pfarrer in Georgenau. Ursprünglich gehörte es zur Inspektion des [[Kaliningrad|Königsberg]]er [[Hofprediger|Oberhofpredigers]]. Georgenau war bis 1945 eine selbständige Kirchengemeinde, auch wenn es ab 1779 durch den Wechsel des Pfarrers ''Christian Ludwig Dörfer'' von Georgenau nach [[Jermakowo (Kaliningrad)|Deutsch Wilten]] (dort war bis dahin sein Vater ''Daniel Ludwig Dörfer'' als Pfarrer tätig) eine Filialgemeinde von Deutsch Wilten und von dort von den Pfarrern betreut wurde<ref>Friedwald Moeller, ''Altpreußisches Evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945'', Hamburg, 1968, Seite 31 u. 41</ref>. Mit Deutsche Wilten war bereits die Kirchengemeinde [[Ostre Bardo (Sępopol)|Klingenberg]] (heute polnisch: Ostre Bardo) pfarramtlich verbunden. Bis 1945 gehörte dann der Pfarrverbund Deutsch Wilten-Georgenau-Klingenberg zum [[Kirchenkreis]] [[Prawdinsk|Friedland]] (heute russisch: Prawdinsk), später zum Kirchenkreis [[Bartoszyce|Bartenstein]] (heute polnisch: Bartoszyce) innerhalb der [[Kirchenprovinz Ostpreußen]] der [[Kirche der Altpreußischen Union]].

Heute liegt Roschtschino im Einzugsbereich der Kirchengemeinde Domnowo ''(Domnau)'', die eine Filialgemeinde der [[Auferstehungskirche (Kaliningrad)|Auferstehungskirche]] in  [[Kaliningrad]] ''(Königsberg)'' ist. Sie ist der [[Propstei Kaliningrad]]<ref>{{Webarchiv|url=http://www.propstei-kaliningrad.info/ |wayback=20110829063946 |text=Ev.-luth. Propstei Kaliningrad |archiv-bot=2019-05-10 20:16:35 InternetArchiveBot }}</ref> in der [[Evangelisch-Lutherische Kirche Europäisches Russland|Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland]] zugeordnet.

=== Kirchspielorte ===
Zum [[Kirchspiel]] Georgenau gehörten bis 1945 die Ortschaften: [[Prudy (Kaliningrad, Prawdinsk)|Abbarten]] (russisch: Prudy), Ferdinandshof, Georgenau (Roschtschino), Klein Georgenau und Ludwigshof<ref>{{Webarchiv|url=http://www.hkg-bartenstein.de/images/Ortsverzeichnis.htm |wayback=20151127125138 |text=Ortsverzeichnis/Kirchspiele Kreis Bartenstein |archiv-bot=2019-05-10 20:16:35 InternetArchiveBot }}</ref>.

=== Pfarrer ===
An der Georgenauer Kirche amtierten zwischen 1684 und 1779 insgesamt 12 evangelische Pfarrer, die in Georgenau ihren Amtssitz hatten und die zwischenzeitlich auch von Nachbarpfarrern vertreten wurden<ref>Friedwald Moeller (wie oben), Seite 41</ref>:

* Georg Porsch, 1684–1695
* Johann Christoph Friese, 1696–1703
* Johann Friedrich Schneider, 1713–1720
* Carl Friedrich Natius, bis 1722
* Johann Tobias Henne, 1723–1729
* Carl Christian Suchland, 1735–1748
* [[Friedrich Boltz]], 1750–1754
* Johann Gottlieb Petrecius, 1756–1757
* Johann Daniel Krantz, 1760–1763
* Ludwig Franck, 1763–1769
* Gottwald Bindhoff, 1771–1772
* Christian Ludwig Dörfer, 1773–1779

=== Kirchenbücher ===
Die [[Kirchenbuch|Kirchenbücher]] der Kirchengemeinde Georgenau sind in großem Umfang erhalten geblieben und werden heute im [[Evangelisches Zentralarchiv in Berlin|Evangelischen Zentralarchiv]] in [[Berlin-Kreuzberg]] aufbewahrt<ref>Christa Stache, ''Verzeichnis der Kirchenbücher im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin'', Teil I: ''Die östlichen Kirchenprovinzen der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union'', Berlin, 1992³, Seite 32–33</ref>:
* Taufen: 1671 bis 1944
* Trauungen: 1684 bis 1943
* Beerdigungen: 1684 bis 1944
* Konfirmationen: 1838 bis 1944
* Abendmahlsteilnehmer: 1767 bis 1812

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Navigationsleiste Domnowskoje selskoje posselenije}}
[[Kategorie:Ort im Rajon Prawdinsk]]