Quelltext der Seite Sao Paulo (Schiff, 1922)

{{Infobox Schiff
| Schiffskategorie     = Handelsschiff
| Name                 = ''Sao Paulo''
| Bild                 = Alrich NDL.jpg
| Bildtext             = Die spätere ''Sao Paulo'' als ''Alrich''
|{{Infobox Schiff/Basis
 | Land                = {{DEU-H-1919}}
 | Flagge              =
 | andere Schiffsnamen = ''Glücksburg'', ''Alrich''
 | Schiffstyp          = [[Frachtschiff]]
 | Schiffsklasse       =
 | Rufzeichen          = LNRG, <small>ab ´34:</small>DOCG
 | Heimathafen         = Flensburg<br />[[Bremen]]
 | Eigner              = [[Flensburger Dampfercompagnie]]<br />[[Roland-Linie]]<br />[[Norddeutscher Lloyd]]<br />[[Hamburg-Süd]]
 | Bauwerft            = [[Schichau-Werke]], [[Danzig]]
 | Baunr               = 1109
 | Stapellauf          = 14. Dezember 1921
 | Indienststellung    = 10. Mai 1922
 | Dienstzeit          =
 | Verbleib            = 10. April 1940 nach Minentreffer gesunken
 }}
|{{Infobox Schiff/Daten
 | Lüa         = 110,3
 | Lpp         =
 | Breite      = 15,7
 | Tiefgang    =
 | Seitenhöhe  =
 | Verdrängung =
 | Vermessung  = 4977 BRT<br />3027 NRT
 | Besatzung   = 39
 }}
|{{Infobox Schiff/Antrieb
 | Antrieb           = [[Dreifach-Expansionsmaschine]]
 | Maschinenleistung = 2600
 | Geschwindigkeit_M = 10
 | Propeller         = 1
 }}
|{{Infobox Schiff/Transport
 | Tragfähigkeit     = 7874
 | Container         =
 | Rauminhalt        =
 | RoRo              =
 | PaxPlätze         = 10
 | Fahrzeugkapazität =
 | Tiere             =
 }}
}}
Die zweite '''''Sao Paulo''''' der [[Hamburg Süd|Hamburg-Südamerikanischen Dampfschiffahrts-Gesellschaft]] (HSDG) kam 1934 vom [[Norddeutscher Lloyd|Norddeutschen Lloyd]] als ''Alrich'' in die Flotte der Reederei.

1940 wurde die ''Sao Paulo'' als Transporter für das [[Unternehmen Weserübung]] eingesetzt. Sie gehörte zur [[Beteiligte deutsche Schiffe des Unternehmens Weserübung#Ausfuhr-Staffel|"Ausfuhrstaffel"]] und sollte schwere Ausrüstungsteile und Versorgungsgüter den für die Eroberung von [[Trondheim]] eingesetzten Truppen bringen und den Hafen möglichst früh nach der Besetzung erreichen. Das allein fahrende Schiff lief gegen Mitternacht am 9. April 1940 vor [[Bergen (Norwegen)|Bergen]] auf eine vom norwegischen [[Minenleger]] [[HMNS Tyr|''Tyr'']] ausgebrachte Sperre und sank.

== Geschichte des Schiffes ==
Die ''Sao Paulo'' lief am 14. Dezember 1921 als '''''Glücksburg''''' bei den [[Schichau-Werke]]n in [[Danzig]] vom Stapel und wurde am 11.&nbsp;Mai 1922 an die [[Flensburger Dampfer Compagnie]] von Harald Schuldt abgeliefert.<ref name="HSüd">A. Kludas: ''Die Schiffe der Hamburg-Süd 1871–1951.'' 1976, S. 110.</ref> Das Schiff war als Spekulationsbau von der Bauwerft begonnen worden.

Die ''Glücksburg'' war 110,26 m lang und 15,68 m breit. Vermessen war das Schiff mit 4977 BRT bei einer Tragfähigkeit von 7874 tdw. Sie war ein herkömmliches Drei-Insel-Schiff mit zwei Masten.<ref name="HSüd" />
Der Antrieb erfolgte über eine [[Getriebe-Turbine]] von 1300 PSw zur Verfügung, die der ''Glücksburg'' eine Dienstgeschwindigkeit von 9 [[Knoten (Einheit)|Knoten]] ermöglichte.<ref name="NDL">A. Kludas: ''Die Seeschiffe des Norddeutschen Lloyd 1920–1970.'' Band 2, 1992, S. 44.</ref> Das im Mittelamerikadienst eingesetzte Schiff hatte eine 39-köpfige Besatzung und Platz für zehn Kajütpassagiere.

1925 wurde die nicht befriedigende Turbinenanlage durch eine Dreifach-Expansionsmaschine von 2600 PSi ersetzt.<ref name="NDL" />, wodurch die Dienstgeschwindigkeit sich auf 10 kn erhöhte<ref name="HSüd" />

=== Einsatz bis zum Zweiten Weltkrieg ===
Die ''Glücksburg'' war nur ein gutes Jahr im Dienst der Flensburger Reederei nach Mittelamerika.<ref name="HSüd" />
Im Juli 1923 wurde das Schiff von der Bremer [[Roland-Linie]] angekauft und in '''''Alrich''''' umbenannt.<ref name="HSüd" /> Sie wurde im Fahrtgebiet der Reederei zur Westküste Südamerikas eingesetzt. Im Dienst des Roland erfolgte die Änderung der Antriebsanlage bei [[Blohm & Voss]]. Ab dem 1.&nbsp;Januar 1926 gehörte das Schiff dann dem Norddeutschen Lloyd, der die Roland-Linie eingegliedert hatte.<ref name="NDL" /> Anfangs weiter zur Westküste eingesetzt, kam sie ab 1933 vorrangig nach Brasilien zum Einsatz.

Im Zuge der staatlichen Neugliederung der deutschen Schifffahrt und ihrer Fahrtgebiete vercharterte der NDL die ''Alrich'' 1934 an die Hamburg-Süd,<ref name="HSüd" /> die es schließlich auch erwarb. Insgesamt musste der NDL zehn Schiffe zwischen 4565 und 8777 BRT der Baujahre 1911 bis 1923 abgeben.<ref>A. Kludas: ''Die Schiffe der Hamburg-Süd 1871–1951.'' 1976, S. 109–115.</ref>
Die Hamburger Reederei benannt das Schiff im Dezember 1937 dann in '''''Sao Paulo''''' um; Heimathafen blieb allerdings Bremen.<ref name="NDL" />
Bei Kriegsbeginn 1939 befand sich die ''Sao Paulo'' auf der Fahrt zum [[Río de la Plata|La Plata]] im Mittelatlantik und lief dann [[Pernambuco]] an.

=== Kriegseinsatz ===
Mitte November 1939 verlegte das Schiff in Brasilien nach [[Cabedelo]], wo sie vorläufig verblieb. Anfang 1940 versuchte eine Reihe deutscher Schiffe, die in Brasilien auflagen, doch nach Deutschland zu entkommen. Zu ihnen gehörte auch die ''Sao Paulo'', die am 8.&nbsp;Januar Brasilien verließ und nach dem erfolgreichen Blockadedurchbruch über Norwegen am 3.&nbsp;März 1940 in Hamburg eintraf.<ref name="HSüd" />

Die ''Sao Paulo'' wurde sofort als Transporter für die [[Operation Weserübung]]&nbsp;– die deutsche Besetzung Norwegens&nbsp;– herangezogen. Sie wurde der [[Beteiligte deutsche Schiffe des Unternehmens Weserübung#Ausfuhr-Staffel|„Ausfuhrstaffel“]] zugeteilt, die das schwere Gerät der ersten Landungseinheiten transportieren sollte.

Am späten Abend des 4. April verließ die ''Sao Paulo'' allein etliche Stunden vor den beiden anderen für Trondheim vorgesehenen Transportern [[Main (Schiff, 1927)|''Main'']] (7624 BRT) und [[Levante (Schiff, 1939)|''Levante'']] (4769 BRT) [[Brunsbüttel]], um ihr Ziel rechtzeitig zu erreichen. Die drei alleinfahrenden Transporter sollten acht tschechische [[10-cm houfnice vz. 30|10-cm-Haubitzen]] für zwei motorisierte Artilleriebatterien, acht [[8,8-cm-FlaK 18/36/37|8,8-cm-Flugabwehrgeschütze]] für zwei Batterien sowie 18 [[2-cm-Flak 38|20-mm-Flakgeschütze]] für eine motorisierte Einheit sowie eine Flugplatzkompanie neben weiteren militärischen Gütern transportieren.
[[Datei:Norwegian 2. class gunboat.jpg|mini|Kanonenboot 2. Klasse wie ''Tyr'']]
Aus technischen Gründen lief die ''Sao Paulo'' am 7. April in [[Kristiansand]] ein. Da mit einem pünktlichen Eintreffen in Trondheim nicht mehr gerechnet werden konnte, wurde der Dampfer nach Bergen umgeleitet. Am 9. lief die ''Sao Paulo'' kurz vor Mitternacht nahe [[Brattholmen (Øygarden)|Brattholmen]] auf eine von norwegischen Minenlegern ''Uller'' (Bj. 1876) und ''Tyr'' (Bj. 1887) gelegte Minensperre und erhielt zwei Minentreffer.<ref name="HSüd" /> Das Schiff sank in einer halben Stunde auf der Position {{Coordinate|text=/|article=DMS|NS=60/20/08/N|EW=05/11/30/E|type=waterbody|region=XA|name=Versenkung der ''Sao Paulo''}}. Sieben Mann starben; die Überlebenden wurden vom Fischdampfer ''Cremon'' gerettet und nach Bergen gebracht.<ref>[http://www.historisches-marinearchiv.de/projekte/weseruebung/ausgabe.php?where_value=180 Fischdampfer ''Cremon'' (1923, 235 BRT) auf Ausreise zum Fischfang in der Barentssee, am folgenden Tag bei der Suche nach der norwegischen Sperre durch Navigationsfehler in ein deutsches Minenfeld geraten und gesunken, nur fünf Überlebende]</ref>

== Einzelnachweise ==
<references />
== Weblinks ==
* [http://www.historisches-marinearchiv.de/projekte/weseruebung/ausgabe.php?where_value=20 Einsatz der ''Sao Paulo'']
* [http://www.wrecksite.eu/wreck.aspx?152110 Versenkung der ''Sao Paulo'']
* [http://dykkepedia.com/wiki/Sao_Paulo Wrack der ''Sao Paulo'']
* T. K. Derry: [http://www.ibiblio.org/hyperwar/UN/UK/UK-NWE-Norway/ THE CAMPAIGN IN NORWAY]
* [http://www.naval-history.net/xDKWW2-4004-13APR02.htm NAVAL EVENTS, APRIL1940 (Part 2 of 4)]
* {{Webarchiv | url= http://niehorster.orbat.com/011_germany/40-04_scandinavia/navy_ausfuhr.html | wayback= 20131110231702 | text=Equipment Transport Echelon}}

== Literatur ==
* [[Arnold Kludas]]: ''Die Schiffe der Hamburg-Süd 1871–1951.'' Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg 1976, ISBN 3-7979-1875-5.
* Arnold Kludas: ''Die Seeschiffe des Norddeutschen Lloyd 1920–1970.'' Koehlers Verlagsgesellschaft, Herford 1992, ISBN 3-7822-0534-0.
* [[Jürgen Rohwer]], [[Gerhard Hümmelchen]]: ''Chronik des Seekrieges 1939–1945.'' Verlag Manfred Pawlak, Herrsching 1968, ISBN 3-88199-009-7.
* Reinhardt Schmelzkopf: ''Die deutsche Handelsschifffahrt 1919–1939.'' Band 1: ''Chronik und Wertung der Ereignisse in Schiffahrt und Schiffbau.'' Gerhard Stalling, Oldenburg 1974, ISBN 3-7979-1847-X.
* Trygve Sandvik: ''Krigen i Norge 1940 – Operasjonene til lands i Nord-Norge 1940.'' 2 Bände. Forsvarets Krigshistoriske Avdeling/Gyldendal Norsk Forlag, Oslo 1965.
* Erik Anker Steen: ''Norge sjøkrig 1940–1945 – Sjøforsvarets kamper og virke i Nord-Norge 1940.'' Forsvarets Krigshistoriske Avdeling/Gyldendal Norsk Forlag, Oslo 1958.


[[Kategorie:Schiff (Hamburg-Süd)]]
[[Kategorie:Schichau]]
[[Kategorie:Dampfmaschinenschiff]]
[[Kategorie:Frachtschiff (Deutschland)]]
[[Kategorie:Schiffsverlust im Zweiten Weltkrieg]]
[[Kategorie:Schiffsverlust 1940]]