Quelltext der Seite Schloss Murten

<!-- schweizbezogen -->
{{Infobox Burg
|Name = 
|Bild = Picswiss FR-14-25.jpg
|Bildbeschreibung = Blick von Südosten: im Vordergrund (ganz rechts) ein Stadtmauerturm, im Hintergrund der Donjon (rechts) sowie der südöstliche Eckturm der Burg
|Bilderwunsch =
|Alternativname = 
|Entstehungszeit = 13. Jahrhundert (heutiger Bau)
|Typologie n. geo. Lage = Höhenburg, Spornlage
|Erhaltungszustand = Erhalten
|Ständische Stellung = 
|Mauerwerksmerkmale = 
|Heutiger Ortsname = [[Murten]]
|Breitengrad = 46.927981
|Längengrad = 7.114971
|Unauffindbar = 
|Region-ISO = CH-FR
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|Höhenordinate = 
|Höhe-Bezug = 
}}

Das '''Schloss Murten''' ist der ehemalige Herrschaftssitz von [[Murten]] ({{FrS|''Morat''}}) im [[Seebezirk (Freiburg)|Seebezirk]] (französisch ''District du Lac'') im [[Schweiz]]er [[Kanton (Schweiz)|Kanton]] [[Kanton Freiburg|Freiburg]].

== Lage ==
Die [[Spornburg]] befindet sich oberhalb des Südostufers des [[Murtensee]]s auf einem bis zu 36 Meter hohen Sporn und westlich der historischen Altstadt an der nach ihr benannten Schlossgasse.<ref name="schoepfer74">Vgl. Schöpfer, S. 74.</ref>

== Vorgängerbauten ==
Durch die Lage an der wichtigen Verbindungsstrasse zwischen dem [[Römisches Reich|Römischen Reich]] und dem heutigen [[Deutschland]] gab es in Murten immer wieder befestigte Bauten. Die Bedeutung des Fernwegs ist unter anderem durch ein Stück einer römischen Strasse nachgewiesen, welches sich bei [[Schloss Löwenberg (Murten)]] fand.<ref>Vgl. {{HLS|1014|Murten. Ur- und Frühgeschichte|Autor=Denis Ramseyer}}</ref><ref>Vgl. Franz Ludwig von Haller: ''Historische und topographische Darstellung von Helvetien unter der römischen Herrschaft'', Band 2: ''Topographie von Helvetien.'' Leipzig 1817, S. 79, 244–45, 329.</ref> Murten soll schon im Jahr 515 ein befestigter Hof gewesen sein.<ref>Vgl. Knaurs, S. 253.</ref> Die Urkunde der [[Abtei Saint-Maurice]] stellt aber eine Fälschung aus [[Karolinger|karolingischer]] Zeit dar.<ref>Vgl. Schöpfer, S. 103–104.</ref> Der Name in der lateinischen Urkunde lautet ''muaratum'' und darf zumindest als Beleg für das [[Frühmittelalter]] gelten. Er bedeutet so viel wie ''Gemäuer'', ist also bereits ein Hinweis auf ein befestigtes Areal.<ref>Vgl. ''[[Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen]].'' Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der [[Universität Neuenburg]] unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, ISBN 3-7193-1308-5, S. 633–634.</ref>

Mit der Niederlage in der [[Schlacht von Autun]] im Jahr 532 kam das Burgundenreich an die [[Merowinger]] und wurde Teil des [[Fränkisches Reich|Fränkischen Reiches]]. Mit dem Frankenkönig [[Ludwig der Fromme]] wird der Legende nach die Gründung der Burg verknüpft, denn dieser soll sie im Jahr 814 fundiert haben. Dies ist aber durch keine Urkunde belegbar und hat seinen Ursprung in der Vermeldung durch Engelhard im Jahr 1828, der sich auf Chroniken beruft, die keine urkundlichen Beweise mitliefern.<ref>Vgl. Engelhard, 1828, S. 4.</ref> Murten gehörte als befestigter Platz zum Königreich [[Königreich Burgund#Königreich Hochburgund (ab 888)|Hochburgund]], das im Jahr 888 gegründet wurde, ab 930 zum vereinigten Königreich Burgund.

Im Jahr 1013 hielt König [[Rudolf III. (Burgund)|Rudolf III. von Burgund]] in Murten Hof. Der römisch-deutsche Kaiser [[Konrad II. (HRR)|Konrad II.]] beanspruchte Rudolfs Nachfolge, als dieser im Jahr 1032 verstarb. Konrad lieferte sich deshalb jahrelange Kämpfe mit [[Odo II. (Blois)|Odo II.]], der sich als Neffe Rudolfs als rechtmässigen Erben ansah. Dieser Konflikt betraf Murten direkt, denn Odo besetzte es neben anderen Orten sofort im Jahr 1032. Konrad liess sich hingegen am 2. Februar 1033 im [[Kloster Peterlingen]] zum König von Burgund krönen, wofür er einige der einflussreichsten burgundischen Grossen, darunter der Stammherr der [[Haus Savoyen|Savoyer]] [[Humbert I. (Savoyen)|Humbert Weisshand]], gewinnen konnte. Dennoch wehrte Odo erfolgreich die Belagerung durch Konrad ab, so dass dieser zum [[Landgericht (Mittelalter)|Landtag]] nach [[Zürich]] weiterzog und sich von weiteren Grossen huldigen liess.<ref>Vgl. {{NDB|12|492|495|Konrad II|[[Heinrich Appelt]]|118565079}}</ref>

Im Mai 1033 ging Konrad mit dem König [[Heinrich I. (Frankreich)|Heinrich I. von Frankreich]] ein Bündnis ein, da dieser sich ohnehin schon im Krieg gegen Odo (wegen [[Sens]]) befand. So konnten diese einen Mehrfrontenkrieg ausführen, in dem Heinrich Sens belagerte und Konrad die Champagne verwüstete, die zum Herrschaftsgebiet Odos gehörte, nachdem Graf Odo in [[Lothringen]] eingefallen war.<ref>Vgl. Egon Boshof: ''Heinrich I. (1031–1060).'' In: ''Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII., 888–1498.'', hrsg. von [[Joachim Ehlers]], [[Heribert Müller]], [[Bernd Schneidmüller]], C. H. Beck, München 1996, ISBN 3-406-40446-4, S. 102.</ref> Sie zwangen Odo noch im Jahr 1033 zum Verzicht auf die Königskrone Burgunds. Graf Odo gab daraufhin im Jahr 1034 Sens auf und hielt sich nicht an die Vereinbarung, sondern konzentrierte seine Kräfte in Murten. Kaiser Konrad und Graf Humbert vereinigten aber im Sommer 1034 ihre Heere mit italienischen Heertruppen von Erzbischof [[Aribert von Mailand]] und Markgraf [[Bonifatius von Canossa]], so dass sich einige Unterstützer Odos von ihm abwandten. Nach der erfolgreichen Belagerung wurde Murten im August 1034 erobert und weitgehend zerstört.<ref name="hs-hls">Vgl. Hermann Schöpfer: ''Murten. Mittelalter und Neuzeit. Herrschaft und Verwaltung.'' In: [[Historisches Lexikon der Schweiz]], [https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001014/2019-04-03/#HMittelalterundNeuzeit Onlineausgabe], Hrsg. von der Stiftung Historisches Lexikon der Schweiz, veröffentlicht am 3. April 2019, abgerufen am 31. Oktober 2020.</ref>

== Geschichte ==
[[Datei:Murten (Merian).jpg|mini|Stadtansicht von Merian<br />(Stich, 1654; Burg vorn rechts)]]
[[Datei:Expo 02 - Ausschnitt Panoramagemälde Schlacht bei Murten - Louis Braun.jpg|mini|Schlacht bei Murten 1476<br />(Gemälde, 1893/1894.; Burg hinten)]]
Im Jahr 1079 schenkte König [[Heinrich IV. (HRR)|Heinrich IV.]] Murten dem Bischof von [[Bistum Lausanne, Genf und Freiburg#Das ehemalige Bistum Lausanne|Lausanne]] [[Burkhard von Oltigen]], der ihn gegen Papst [[Gregor VII.]] unterstützt hatte und ihn auch auf dem [[Gang nach Canossa]] begleitete.<ref>Vgl. Schöpfer, S. 13.</ref> Die Bischöfe von Lausanne (mutmasslich [[Landri de Durnes]]), aber besonders der [[Zähringer]] [[Berthold IV. (Zähringen)|Berthold IV.]] waren wohl am Aufbau der regelmässig gegliederte Stadt neben der Burg in den 1170er und 1180er Jahren beteiligt, da der Grundriss typischen Städten des siedlungspolitischen Einflussgebietes der Zähringer entspricht. Erstmals erwähnt wurde eine Burg im Jahr 1228.<ref name="ebhardt613">Vgl. Ebhardt, S. 613.</ref> Im Jahr 1255 stellte sich die Stadt unter den Schutz von Graf [[Peter II. (Savoyen)|Peter II. von Savoyen]], der dem Schloss seinen heutigen Grundaufbau verlieh.<ref name="hs-hls" /><ref>Vgl. Hermann Schöpfer: ''Murten. Siedlungsentwicklung.'' In: [[Historisches Lexikon der Schweiz]], [https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001014/2019-04-03/#HSiedlungsentwicklung Onlineausgabe], Hrsg. von der Stiftung Historisches Lexikon der Schweiz, veröffentlicht am 3. April 2019, abgerufen am 31. Oktober 2020.</ref> Von ihm heisst es in der ''Chronique de Savoye'', dass er den [[Donjon]] erbauen liess, der bis heute erhalten ist. Auch die Einrichtung zweier bis heute erhaltener Säle wird ihm zugeschrieben. Spätestens mit der zeitweisen Übernahme Murtens durch Rudolf von Habsburg im Jahr 1283 endete diese savoyische Bauaktivität.<ref>Vgl. Schöpfer, S. 68 (er hat 1291 – das ist aber das Sterbejahr Rudolfs, nicht das Jahr der Übernahme); Engelhard, 1828, S. 28.</ref> Graf Peter II. prägte auch das Erscheinungsbild der Burgen in [[Martigny]] ([[Burg La Bâtiaz]]) und auf der île de Chillon bei [[Montreux]] ([[Schloss Chillon]]) wesentlich mit.<ref name="ebhardt613" /> Die Burg schützte in Murten die Landseite der Stadt.<ref>Vgl. Engelhard, 1828, S. 5.</ref>

Arbeitsnachweise (''opera castri'') aus dem 14. Jahrhundert belegen für diese Zeit bereits die Existenz eines Hauptturms und vier weiteren Türmen sowie von zwei [[Zugbrücke]]n. Sie zeigen Unterhaltungsarbeiten für die Jahre 1343–1349 (Zugbrücken ersetzt; Galerien von Hauptturm und Palas umgebaut), 1375–1379 (Wohnteil und Befestigung ausgebessert), 1404–1408 (Arbeiten an Dachstuhl und Mauern-Bedachung, Bau einer Tuffmauer) und 1444–1451 (Befestigung verstärkt, Artillerie-Ausrüstung ergänzt). Auch spätere Arbeiten lassen sich nachvollziehen, etwa 1476–1480, wo im Inneren Ausbauten und an den Fenstern Umbauten stattfanden.<ref>Vgl. Schöpfer, S. 68–70.</ref>

In der [[Schlacht bei Murten]] (1476) wurde die Stadtburg von den Auseinandersetzungen zwischen der [[Alte Eidgenossenschaft|Eidgenossenschaft]] und [[Karl der Kühne|Karl dem Kühnen]], Herzog von Burgund, scheinbar nicht beschädigt.<ref>Vgl. Schöpfer, S. 70.</ref> Murten wurde durch den [[Burgunderkriege#Kriegsende|Friedensschluss von Freiburg]] von den Savoyern an die Eidgenossenschaft abgetreten, aber von [[Bern]] und [[Freiburg im Üechtland|Freiburg]] allein beansprucht, was im Jahr 1484 schliesslich durch Entschädigungszahlungen besiegelt wurde. Die [[Schultheiß#Bedeutung und Funktion in der Schweiz|Schultheiss]] genannten Vertreter der beiden Städte residierten für je fünf Jahre in der Burg, die nun zum Schloss umgestaltet wurde. Der Einfluss Berns gilt hierbei als der Hauptgrund für die Durchführung der Reformation in Herrschaft und Stadt Murten.<ref name="dubler">Vgl. {{Internetquelle | url=https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/013097/2016-11-11/ | autor=Anne-Marie Dubler | titel=Murten (Vogtei) | hrsg= | datum=2016-11-11 | abruf=2020-10-31}}</ref> Das Prinzip der Verwaltung durch zwei Städte ([[Gemeine Herrschaft#Zweiörtige Vogteien|zweiörtige Vogteien]]) setzen diese beiden auch anderswo (z. B. [[Grandson]]) um.

Die Rechnungen für die Umbauten in den Jahren 1516 bis 1520 sind verloren gegangen. Bald darauf stürzte der westliche Zwingerturm ein und wurde wohl noch 1530 zurückgebaut. Mit dem Amtshaus (1539–1541) entstanden auch der Treppenturm sowie die Kreuzfenster am Saal des Wohnbaus. Hunderttausende Steine, Ziegel, Schindeln und Nägel wurden so im Laufe der Jahrhunderte hier verbaut. Im Jahr 1544 wurde das Archiv der „Gemeinen Herrschaft“ eingerichtet, 1550 folgte ein Kerker im Donjon. Weitere Unterhaltungsmassnahmen sind für die Jahre 1686–1687 (u. a. Latrinen), 1730–1731 (Wohnräume), 1752–1756 (Festungsanlagen reduziert) und 1776–1777 (Austausch Dachstuhl Amtshaus) belegt.<ref>Vgl. Schöpfer, S. 71, 68, 73–74.</ref>

Im Jahr 1798 marschierten die Franzosen ein, verwüsteten das Schloss und beendeten die Vogtei.<ref name="dubler" /> Die Stadt baute das Schloss daraufhin zur Kaserne um. Schon 1803 wurde es aber wieder Sitz der Obrigkeit (Oberamt, Wohnung des Präfekten).<ref>Vgl. Schöpfer, S. 68.</ref> Im Jahr 1832 verlegte die Regierung aus Sorge, es könne einen Aufstand gegen die bestehende Verfassung erfolgen, zwei Vierpfünderkanonen mit Munition sowie 5000 Flintenpatronen ins Schloss.<ref>Vgl. Engelhard, 1840, S. 143.</ref> Von 1907 bis 1912 wurde die Wohnlichkeit verbessert. Danach, am 5. Oktober 1912, wurde das Schloss unter Schutz gestellt. [[Albert Naef]] wurde als Experte hinzuberufen. Henri Broillet entwarf die konkrete Sanierung, die vorsah, alte Elemente wieder sichtbar zu machen, und die von 1916 bis 1920 umgesetzt wurde. Weitere Sanierungen und Umbauten folgten in den Jahren 1939 und 1940 (Restaurierung und neue Raumnutzungen – etwa wurde der „Große Saal“ in Büros unterteilt oder auch eine Küche im Südflügel ins Obergeschoss verlegt) sowie von 1971 bis 1972 (Saal zum Schlaftrakt gemacht, Treppen-Einbau von 1939 beseitigt).<ref name="schoepfer74" />

== Beschreibung ==
Der dreiflügelige [[Palas]] wird im Westen und Südosten durch halbrunde Ecktürme geschützt, wohingegen der [[Donjon]] den Nordosten flankiert. Ein vierter Turm ist der [[Treppenturm]] in der Südostecke und ermöglicht den Zugang vom Hof aus. Das Mauerwerk besteht aus rohen, mittelgrossen Quadersteinen. Früher befand sich gen Seeufer ein weiterer hoher Turm, den Ebhardt vermutlich meint, wenn er von einem „gezinnten, viereckigen [[Bergfried]]“ spricht.<ref name="ebhardt613" /> Auf der Ansicht von [[Matthäus Merian]] wirkt dieser Turm allerdings eher so, als habe er sich ausserhalb der Burg befunden. Er war von der Burg durch eine Mauer (mit [[Rundturm]] und Turm[[erker]]) abgegrenzt. Der Turm bestand aus einem quadratischen Unterbau mit [[Zinne]]n, auf dem ein breiter und runder Aufsatz mit Zinnen zu sehen ist, auf oder neben dem ein Rundturm mit [[Kegeldach]] stand. Dieser Turm könnte zum Zwinger der Burg oder zur Stadtmauer mit dem nahen „Mühlentor“ gehört haben. Es scheint zumindest ausgeschlossen, dass dieser Turm der Bergfried der Burg war, denn das war stets der Donjon, von dem keine Zinnen bekannt sind.<ref>Vgl. {{Internetquelle | url=https://www.mapandmaps.com/en/archived-maps/3159-castle-murten-lake-morat-canton-fribourg-switzerland-antique-print-merian-1654.html | autor= | titel=Switzerland Castle Murten Lake Morat Antique Print Merian | werk=mapandmaps.com | datum= | abruf=2020-10-31 | kommentar=Grössere und kolorierte Version der Merian-Ansicht.}}</ref><ref>Vgl. {{Internetquelle | url=http://www.burgenwelt.org/schweiz/murten_sm/object.php | autor= | titel=Stadtbefestigung Murten – Schweiz | werk=burgenwelt.org | datum= | abruf=2020-10-31 | kommentar=Grundriss der Stadtbefestigung mit Burg}}</ref> Heute befindet sich ungefähr dort, wo der Turm stand, an der Ryf ein Wohnhaus.<ref>Vgl. Ebhardt, S. 613, 615, 616 (Grundriss).</ref> Der massive Donjon ist viereckig mit [[Zeltdach]] und mit einer Reihe Fensteröffnungen direkt darunter versehen. Zudem finden sich Öffnungen verstreut an wenigen anderen Stellen des Turmes, wo sie eher schmal ausfallen. Sichtbar ist der obere Turmteil jünger als der untere. Diese Aufstockungen sind auch an anderen Gebäudeteilen zu beobachten. An seiner Ostseite befindet sich ein jüngerer Anbau, gen Nordosten schliesst der Nordflügel an, der früher Stall und Scheune war.<ref name="schoepfer74" />

Die Türme am gegenüberliegenden Palas werden als Westturm (auch Archivturm) und Südturm bezeichnet. Sie und der Treppenturm besitzen Kegeldächer.<ref name="knaurs254" /> Noch im Jahr 1734 befanden sich südlich der Burg zudem Zwingermauern, die wohl das nahe Stadttor („Obertor“) schützen sollten und zugleich den Zugang von diesem zur Burg verhinderten, denn sie zogen sich bis zum Hofeingang auch an der Westseite entlang.<ref>Vgl. Ebhardt, S. 615–616 mit Grundriss.</ref><ref name="dubler" /> Der Eingang zum Innenhof, in dem sich unter anderem eine Brunnenschale und eine Kanone befinden, erfolgt durch einen Renaissance-Torbogen am Amtshaus (erbaut 1539–1541), das an der Stadtseite zwischen dem Südturm und dem Donjon steht. Dort kann man noch die ehemalige [[Zisterne]] erkennen. Der Zugang erfolgte früher über eine Zugbrücke, die 1561 aus Stein aufgeführt wurde, nachdem zuvor aller 20–40 Jahre Arbeiten an dieser Brücke notwendig waren. Ganz verzichten wollte man damals noch nicht auf eine Zugbrücke, so dass sie für einen Teilabschnitt erhalten blieb und erst im Jahr 1868 komplett aus Stein entstand. Der Höhenunterschied des 20 mal 20 Meter messenden Hofes zur Rathausgasse hin beträgt 2,5 Meter.<ref>Vgl. Schöpfer, S. 75 sowie S. 447, Anm. 41 & 43: Erneuert bzw. ersetzt wurde diese Brücke 1343–44, 1392–1395, 1431–1434, 1477, 1502–03, 1541–42, 1561–62, 1573–74.</ref> Über dem Torbogen befindet sich ein Schlussstein sowie das Wappen des [[Fahne und Wappen des Kantons Freiburg|Kantons Freiburg]], flankiert von zwei Rittern, die je eine [[Streitaxt]] in der Hand halten.

Der Palas am Ostende des Südflügels soll noch aus der Mitte des 13. Jahrhunderts stammen. Zwischen dem Westturm und dem Südturm befindet sich zudem ein zweiter Wohnbau, der zum Teil noch aus dem 13. Jahrhundert stammt. Er steht leicht verwinkelt zum Palas, wodurch die Gesamtanlage fünfeckig wird, und besitzt an der Hofseite noch eine rundbogige, wohl [[Romanik|romanische]] Öffnung. Durch Umbauten haben die Gebäude unterschiedlichste Fenster- und Türformen, mehrheitlich sind sie aber rechteckig und der [[Barock]]zeit zuzuordnen. Der Palas selbst besitzt an der Südseite im Obergeschoss mehrere vermauerte ältere Fensteröffnungen. Die Dachlandschaft des Schlosses wird durch verstreute Schornsteine aufgelockert. Auch spätgotische Elemente finden sich an der Anlage.

<gallery class="center" caption="Ansichten Schloss Murten">
Schloss Murten.jpg|Ecktürme und Palas (links)
Murten, Switzerland.jpg|Stadt mit Burg (rechts) vom See
Murten, Switzerland - panoramio (12).jpg|Schlosshof mit Treppenturm
Picswiss FR-14-27.jpg|Donjon von Osten
Murten Burg.JPG|Palas (Südseite): vermauerte Fenster
Lac de Morat - panoramio (9).jpg|Blick zum Schloss von Seeufer
Picswiss FR-14-29.jpg|Kanone am Treppenturm im Schlosshof
CH-NB - Murten, Schloss, vue partielle extérieure - Collection Max van Berchem - EAD-6876.tif|Hauptportal zum Innenhof (1899)
</gallery>

== Nutzung ==
Heute beherbergt das Schloss die Präfektur.<ref name="knaurs254">Vgl. Knaurs, S. 254.</ref> Dazu gehören unter anderem das Oberamt des Seebezirks und das Zivilstandsamt See.<ref>Vgl. {{Internetquelle | url=http://www.murten-morat.ch/de/verwaltung/telnummer/ | autor= | titel=Verwaltungsstellen Kanton und Seebezirk | hrsg=Gemeinde Murten | datum= | abruf=2020-10-31}}</ref> Der Schlosshof ist zudem seit den späten 1980er Jahren Zentrum der Konzertreihe „Murten classics“.<ref>Vgl. {{Internetquelle | url=https://murtenclassics.ch/dt_ueber-uns.html | autor= | titel=Über uns | werk=murtenclassics.ch | hrsg=Murten Classics | datum= | abruf=2020-10-31}}</ref> Das [[Schweizerisches Inventar der Kulturgüter von nationaler und regionaler Bedeutung|Schweizerische Inventar der Kulturgüter von nationaler und regionaler Bedeutung]] führt das Schloss auf seiner [[Liste der Kulturgüter in Murten|Liste]] als B-Objekt mit der Nummer 2259.<ref>Vgl. {{Internetquelle | url=https://www.babs.admin.ch/content/babs-internet/de/aufgabenbabs/kgs/inventar/b-objekte/_jcr_content/contentPar/downloadlist_2109636742/downloadItems/38_1482842285281.download/b_fr.pdf | autor= | titel=Canton de Fribourg / Kanton Freiburg. Inventaire PBC, Objets B / KGS-Inventar, B-Objekte | hrsg=[[Bundesamt für Bevölkerungsschutz]] | datum=2018 | abruf=2020-10-31 | format=PDF}}</ref> Der Donjon (auch „Luegisland“ genannt) wurde im Jahr 2018 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In seinem Dachgeschoss befinden sich seit dem Jahr 1985 Brutkästen für die auf der [[Rote Liste gefährdeter Arten|Roten Liste]] stehenden [[Dohle|Turmdohlen]].<ref>Vgl. {{Internetquelle | url=https://www.freiburger-nachrichten.ch/see/kanton-will-den-murtner-turm-offnen | autor=Jean-Michel Wirtz | titel=Kanton will den Murtner Turm öffnen | werk=[[Freiburger Nachrichten]] | datum=2018-05-12 | abruf=2020-11-01}}</ref>

== Literatur ==
* Niklaus Flüeler (Hrsg.): ''Knaurs Kulturführer in Farbe. Schweiz.'' Ex Libris, Zürich 1982 (Lizenzausgabe: Weltbild Verlag, Augsburg 1998, ISBN 3-8289-0676-1).
* [[Bodo Ebhardt]]: ''Der Wehrbau Europas im Mittelalter.'' Band 1. Deutsche Verlagsgesellschaft, Berlin 1939 (Reprint, hrsg. von der [[Deutsche Burgenvereinigung|Deutschen Burgenvereinigung]], Adam Kraft Verlag, Würzburg 1999, Buch-Nr. 10476 0).
* [[Johann Friedrich Ludwig Engelhard]]: ''Der Stadt Murten Chronik und Bürgerbuch.'' Chr. Albr. Jenni, Bern 1828.
* Johann Friedrich Ludwig Engelhard: ''Statistisch-historisch-topographische Darstellung des Bezirks Murten.'' Verlag der Haller’schen Buchdruckerei, Bern 1840.
* Hermann Schöpfer: ''Die Kunstdenkmäler des Kantons Freiburg'', Band V: ''Der Seebezirk II'' (= ''[[Die Kunstdenkmäler der Schweiz]]''; 95.) Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Basel 2000.

== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* {{Internetquelle | url=https://www.regionmurtensee.ch/de/P8046/schloss-murten | autor= | titel=Schloss Murten | werk=regionmurtensee.ch | hrsg=Murten Tourismus | datum= | abruf=2020-10-30}}
* {{Internetquelle | url=http://www.burgenwelt.org/schweiz/murten/object.php | autor=Oliver Steimann & Peter Zeller | titel=Burg Murten | werk=burgenwelt.org | datum= | abruf=2020-10-30}}
* {{Internetquelle | url=http://www.swisscastles.ch/Fribourg/moratd.html | autor=André Locher | titel=Freiburg: Schloss Murten | werk=swisscastles.ch | datum= | abruf=2020-10-30}}
* {{Internetquelle | url=http://www.burgenseite.ch/schloss-murten.html | autor=Marcel & Jeremy Wagner | titel=Schloss Murten | werk=burgenseite.ch | datum=2012-09-09 | abruf=2020-11-01}}

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Navigationsleiste Burgen und Schlösser in Freiburg}}

[[Kategorie:Schloss im Kanton Freiburg|Murten]]
[[Kategorie:Kulturgut von regionaler Bedeutung im Kanton Freiburg]]
[[Kategorie:Murten]]
[[Kategorie:Schloss in Europa|Murten]]
[[Kategorie:Erbaut im 13. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Umgenutztes Bauwerk in der Schweiz]]