Quelltext der Seite St. Martin (Niederkirchen bei Deidesheim)

{{Infobox Kirchengebäude
| Name               = St. Martin
| Bild               = 015 2015 10 11 Kulturdenkmaeler Niederkirchen.jpg
| Bildunterschrift    = Ansicht von Südosten
| Konfession         = katholisch
| Patrozinium        = [[Martin von Tours]]
| Diözese            = Speyer
| Ort                = Niederkirchen bei Deidesheim
| Bauherr            = 
| Architekt          = Lochner ([[Ludwigshafen am Rhein]]) (Erneuerung des Langhauses 1955/56)
| Baubeginn          = 
| Fertigstellung     = 
| Einweihung         = 
| Widmungen          = 
| Profanierung       = 
| Profaniert         = 
| Baustil            = Querhaus und Vierungsturm: [[Romanik#Frühromanik|Frühromanisch]];<br />Chor: [[Gotik|Gotisch]]
| Ausstattungsstil   = 
| Bautyp             = [[Chorturmkirche]]
| Funktion und Titel = 
| Breitengrad        = 49.41189
| Längengrad         = 8.21511
| Region-ISO         = DE-RP
}}

Die katholische [[Kirche (Bauwerk)|Kirche]] '''St. Martin''' im [[Pfalz (Region)|pfälzischen]] [[Niederkirchen bei Deidesheim]] ist dem Heiligen [[Martin von Tours]] geweiht. Das Gotteshaus ist in der [[Denkmalliste des Landes Rheinland-Pfalz]] als [[Denkmal (Zeugnis)#Nach dem Umfang des Denkmals|Einzeldenkmal]] geführt<ref>{{KulturdenkmälerRP |Kreis=Bad Dürkheim |Stand=2021 |Seiten=81 |Kommentar=siehe: ''Kath. Pfarrkirche St. Martin Hauptstraße 21''}}</ref> und als eine der wenigen erhaltenen Dorfkirchen des 11.&nbsp;Jahrhunderts in der [[Pfalz (Region)|Pfalz]] von besonderer kunsthistorischer Bedeutung.

== Lage ==
Das Gebäude befindet sich in der Ortsmitte, seine Adresse ist Hauptstraße 21.

== Geschichte ==
Der Bau hatte wohl einen Vorgänger aus [[Karolinger|karolingischer]] Zeit, der auf einem Friedhof errichtet wurde, von diesem sind jedoch keine Reste mehr erhalten. Die Kirche wurde im Jahr 1235 erstmals urkundlich erwähnt, erbaut wurde sie jedoch bereits früher, vermutlich von Handwerkern, die aus einer [[Bauhütte]] des [[Speyerer Dom]]s oder der [[Kloster Limburg|Klosterkirche Limburg]] kamen. Niederkirchen war damals Pfarrsitz der [[Amt Deidesheim|Mark Deidesheim]], bis dieser in der Mitte des 15.&nbsp;Jahrhunderts nach [[Deidesheim]] verlegt wurde; etwa zur selben Zeit wurde dort mit dem Bau der [[St. Ulrich (Deidesheim)|Ulrichskirche]] begonnen. 1750 wurde Niederkirchen wieder zur eigenständigen Pfarrei erhoben. In den [[Revolutionskrieg]]en erlitt die Kirche 1794 bei Plünderungen durch französische Truppen beträchtlichen Schaden. Der Neubau des Langhauses 1955/56 förderte dekorierte romanische Fundstücke zutage, die eingehend untersucht wurden und danach ihren Weg in das [[Historisches Museum der Pfalz|Historische Museum der Pfalz]] ([[Speyer]]) fanden. Von 2006 bis 2015 bildete die Niederkirchener Pfarrei St. Martin mit der Pfarrei St. Ägidius in [[Meckenheim (Pfalz)|Meckenheim]] eine Pfarreiengemeinschaft, und seit dem 1. Januar 2016 gehört Niederkirchen als Gemeinde (Pfarrbezirk) zur Pfarrei St. Michael mit Sitz in Deidesheim.

== Baubestand ==
[[Datei:St. Martin (Niederkirchen) (11).jpg|mini|hochkant|Vierung von Süden]]
Die ältesten Teile der Kirche, der [[Vierungsturm]] und das [[Querhaus]], wurden in der zweiten Hälfte des 11.&nbsp;Jahrhunderts errichtet. In ihrer ursprünglichen Form erfüllte die „Vierung“ die Funktion eines [[Chorraum]]s, weswegen man die Kirche auch als [[Chorturm|Chorturmanlage]] bezeichnen kann. Um das Jahr 1300 wurde im Osten, anstelle der romanischen [[Apsis]], der hochgotische Chor angebaut und in den nördlichen Winkel zwischen Querbau und dem Chor eine [[Sakristei]].

Der den Ort dominierende mächtige Vierungsturm ist aus kleinen Bruchsteinen geschaffen, die unter dem Putz verschwunden sind. Der Turm ist dreigeschossig, seine beiden unteren Geschosse weisen auf jeder Seite ein vertieftes Feld mit einem wellenförmigen [[Bogenfries]] auf. Das obere Stockwerk, das Glockengeschoss, ist auf jeder Seite mit zwei Zwillings&shy;[[schallfenster]]n versehen. Darüber befindet sich ein wohl aus dem Spätmittelalter stammender, [[zinne]]nförmiger Aufbau, der ein [[Walmdach]] trägt.

Das Innere des Turmraums, die querrechteckige [[Vierung]], bildet den Mittelpunkt der Kirche. Vier [[Arkade]]n, die alternierend mit roten und gelben Sandsteinquadern besetzt sind, trennen den Vierungsraum von den angrenzenden Räumen. Im südlichen Seitenschiff findet sich ein heute vermauertes romanisches Portal mit einem reich verzierten [[Tympanon (Architektur)|Tympanon]], am Nordquerarm gibt es ein romanisches Rundbogenfenster. An der östlichen Außenwand des südlichen Seitenquerarms ist ein [[Kriegerdenkmal]] für die Gefallenen des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]].

Das alte einschiffige [[Langhaus (Kirche)|Langhaus]] wurde 1955/56 abgerissen und durch einen modernen, dreischiffigen Neubau aus Beton ersetzt.

== Ausstattung ==
[[Datei:Katholische Kirche in Niederkirchen 07.JPG|mini|hochkant|Heiliger Sebastian]]
Viele Ausstattungsstücke der Martinskirche stammen aus der [[St. Paulus (Worms)|Pauluskirche]] in [[Worms]]. Sie wurden zu Anfang des 19.&nbsp;Jahrhunderts hergebracht, nachdem die Kirche mit ihrer [[barock]]en Ausstattung von französischen Revolutionstruppen verwüstet worden war; dazu zählen die Figuren des Heiligen [[Wendelin]] und des Heiligen [[Sebastian (Heiliger)|Sebastian]], Jesus Christus als [[Guter Hirte]], ein heiliger Josef und eine heilige Barbara.

Die Figur des Heiligen [[Pantaleon (Heiliger)|Pantaleon]], der in Niederkirchen besonders verehrt wird, stammt dagegen aus einer späteren Epoche, und die Plastik der [[Anna selbdritt]] stammt aus der Zeit um 1500, das Jesuskind, das sie auf dem Arm trägt, wurde später dazugefügt.

== Bedeutung ==
Die Martinskirche ist der bedeutendste Sakralbau der [[Verbandsgemeinde Deidesheim]].<ref>Schnabel: ''Kunsthistorischer Führer ...''. S. 46</ref> Wegen ihrer stilistischen Ähnlichkeit zur nahegelegenen [[Kloster Limburg|Klosterkirche Limburg]] ([[Bad Dürkheim]]), sowie zum ebenfalls nicht weit entfernten [[Speyerer Dom]], und als eine der ältesten erhaltenen Dorfkirchen aus der Zeit des 11.&nbsp;Jahrhunderts in der Pfalz ist sie von hervorragender kunsthistorischer Bedeutung.<ref>Weis: ''Kunst und Architektur ...''. S. 165, 166</ref> Ihr monumentaler Vierungsturm ist einer der ältesten erhaltenen in Deutschland.<ref>Karn, Mertzenich: ''Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz''. S. 226</ref>

== Name ==
An „Martin“ als Kurzname für die Martinskirche bzw. für den Ortsheiligen Niederkirchens erinnern heute noch das Flurstück „Am Martinsweg“ östlich von Deidesheim („Martenweg“/„Martinsweg“ hieß früher die Verbindungsstraße zwischen Deidesheim und Niederkirchen), das [[Martental (Haardt)|Martental]] (im Volksmund fälschlicherweise Madental genannt), sowie der Martenberg ([[Kirchberg (Haardt)|Kirchberg]]) im [[Pfälzerwald]], wo Niederkirchen – später gemeinsam mit Deidesheim – bereits seit [[Franken (Volk)|fränkischer]] Zeit Waldeigentum vorweisen konnte.<ref>{{Literatur |Autor=[[Arnold Siben]] |Titel=Geschichte des Deidesheimer Stadtwaldes |Verlag=Verlag G. Braun |Ort=Karlsruhe i. B. |Datum=1948 |Seiten=197–198}}</ref>

== Literatur ==
* {{BibISBN|9783884621196|Seiten=226–227}}
* {{Literatur
   |Autor=Markus Weis
   |Hrsg=Kurt Andermann, Berthold Schnabel
   |Titel=Kunst und Architektur in Deidesheim
   |Sammelwerk=Deidesheim – Beiträge zu Geschichte und Kultur einer Stadt im Weinland
   |Verlag=Jan Thorbecke Verlag
   |Ort=Sigmaringen
   |Datum=1995
   |ISBN=3-7995-0418-4
   |Seiten=165-166}}
* {{Literatur
   |Autor=[[Berthold Schnabel]]
   |Titel=Kunsthistorischer Führer durch die Verbandsgemeinde Deidesheim
   |Ort=Deidesheim
   |Datum=1976
   |Seiten=46–47}}

== Weblinks ==
{{Commonscat|St. Martin (Niederkirchen)|St. Martin (Niederkirchen bei Deidesheim)}}
* [https://www.pfarrei-deidesheim.de/pfarrei-gemeinden/kirchen-kapellen/st-martin-niederkirchen/ St. Martin - Niederkirchen] auf pfarrei-deidesheim.de

== Einzelnachweise ==
<references />

{{SORTIERUNG:Niederkirchen bei Deidesheim, Martin}}
[[Kategorie:Kirchengebäude im Landkreis Bad Dürkheim]]
[[Kategorie:Kulturdenkmal im Landkreis Bad Dürkheim]]
[[Kategorie:Niederkirchen bei Deidesheim|Martin]]
[[Kategorie:Martin-von-Tours-Kirche (Patrozinium)]]
[[Kategorie:Kirchengebäude im Bistum Speyer]]
[[Kategorie:Chorturmkirche]]
[[Kategorie:Romanische Kirche]]
[[Kategorie:Gotische Kirche]]
[[Kategorie:Bauwerk der Romanik in Rheinland-Pfalz]]
[[Kategorie:Gotisches Bauwerk in Rheinland-Pfalz]]
[[Kategorie:Erbaut im 11. Jahrhundert]]