Quelltext der Seite Vereinigte Ville

{{Infobox Bergwerk
 |BILD= 
|BILDBESCHREIBUNG1= 
|NAME= Vereinigte Ville
|ALTERNATIVNAME= 
|ROHSTOFF1= [[Braunkohle]]
|UNTERNEHMEN= Gewerkschaft Vereinigte Ville;<br />später [[Roddergrube]];<br />später [[Rheinbraun]]
|BESCHÄFTIGTE= 1231 (Okt. 1936)
|ABBAUTECHNIK= Tagebau
|BETRIEBSJAHRE_VON= 1901<ref name="ECC" />
|BETRIEBSJAHRE_BIS= 1988<ref name="ECC" />
|NACHFOLGENUTZUNG= teilweise als [[Mülldeponie]]
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|BREITENGRAD= 50.841449
|LÄNGENGRAD= 6.842251
|REGION-ISO= DE-NW
|STANDORT= Knapsack
|GEMEINDE= Hürth
|NUTS3_1= Rhein-Erft-Kreis
|NUTS3_BEZEICHNUNG= Kreis
|REVIER= Rheinisches Braunkohlerevier
}}

Die Grube '''Vereinigte Ville''' ist ein ehemaliger [[Braunkohle]]-[[Tagebau]] in der [[Ville (Rheinland)|Ville]] zwischen [[Liblar]] und [[Knapsack (Hürth)|Knapsack]] im [[Rheinisches Braunkohlerevier|Rheinischen Revier]]. Die Grube diente der Versorgung der gleichnamigen [[Brikettfabrik]]en und des [[Kraftwerk Goldenberg]].

Seit 1988 ist die Förderung eingestellt. Bereits seit 1970 wird ein Großteil des ausgekohlten [[Tagebaurestloch]]es als [[Mülldeponie]] genutzt.<ref name="AVG">[http://www.avgkoeln.de/deponie/ AVG Abfallentsorgungs- und Verwertungsgesellschaft Köln mbH: ''Deponie Vereinigte Ville'']</ref> Das ''Ville-Restfeld'' wurde [[Rekultivierung|rekultiviert]]; das zuletzt abgebaute ''Ville-Nordfeld'' wurde sich selbst überlassen und soll sich zu einem [[Naturschutzgebiet (Deutschland)|Naturschutzgebiet]] entwickeln.

== Geschichte ==
=== Braunkohleabbau ===
[[Datei:Rheinisches Braunkohlerevier DE.png|mini|links|Tagebau Vereinigte Ville im Rheinischen Braunkohlerevier]]

Die ''[[Bergrechtliche Gewerkschaft|Gewerkschaft]] Vereinigte Ville'' entstand um 1900 als Zusammenschluss von sieben kleineren, bisher ungenutzten Abbau[[konzession]]en im ''Königlichen Staatsforst Ville'' unter Führung von [[Friedrich Eduard Behrens]],<ref>[[Dirk Böttcher]]: [http://books.google.de/books?id=ShneE5mxmEUC ''Hannoversches biographisches Lexikon: von den Anfängen bis in die Gegenwart.''] Schlütersche, 2002, ISBN 3-87706-706-9.</ref> dem Vorstandsvorsitzenden und Hauptgewerken der [[Brühl (Rheinland)|Brühler]] [[Roddergrube]]. Die Gewerkschaft schloss unter technischer Leitung des Bergwerksdirektors [[Albrecht Konrad Piatscheck]]<ref>[{{MBL|ID=0115|Linktext=nein}} ''Piatscheck, Albrecht Konrad''] auf: ''www.uni-magdeburg.de''</ref> die neue ''Grube Vereinigte Ville'' auf und erbaute 1901 eine erste Brikettfabrik, die 1902 in Betrieb genommen<ref>Volker H.W. Schüler, Manfred Coenen: [http://www.dbhverlag.de/brikettherstelung.html ''Die Brikettherstellung im Rheinischen Braunkohlenrevier.''] auf: ''www.dbhverlag.de''</ref> und von der Grube mit Kohle versorgt wurde.

Der Tagebau war zu dieser Zeit die zweitgrößte Grube des Reviers. Das [[Flöz]] hatte eine Mächtigkeit von bis zu 75 Metern unter einer [[Deckgebirge|Deckschicht]] von nur 12 Metern<ref>Walter Buschman: [http://www.rheinische-industriekultur.de/objekte/huerth/huerth_golden.htm ''Das Goldenberg-Werk in Hürth.''] auf: ''www.rheinische-industriekultur.de''</ref> – im Vergleich zu heutigen Werten ein extrem günstiges Verhältnis von [[Abraum (Bergbau)|Abraum]] zu Kohle.

Aufgrund von Absatzschwierigkeiten und entsprechend finanzieller Probleme des Hauptgewerken Behrens wurden 1906 alle [[Kux]]e der ''Gewerkschaft Vereinigte Ville'' von der Brühler [[Roddergrube]] übernommen. Die Grube wurde als ''Abteilung Vereinigte Ville'' weitergeführt. Die Roddergrube schloss 1912 einen langfristigen Kohleliefervertrag mit dem [[RWE|Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerk]] (RWE) ab, die damit die Brennstofflieferung für ihr [[Kraftwerk Berggeist]] und das neu projektierte Kraftwerk [[Vorgebirgszentrale]] (später umbenannt in ''Kraftwerk Goldenberg'') absicherte.
[[Datei:Brikettpresse Ville I der Brikettfabrik Knapsack.JPG|mini|Brikettpresse Ville I der Brikettfabrik Ville I in Knapsack Baujahr 1915]]
Bis 1914 wurden direkt bei der Grube neben der 1901 gebauten Brikettfabrik vier weitere Fabriken ''(Vereinigte Ville II bis V)'' errichtet. Die Brikettfabriken der Vereinigten Ville hatten <!-- wohl ohne Grubenarbeiter --> am 1. Oktober 1936 eine Belegschaft von 1231 Personen.<ref>Helmut Enkler: ''Die Vereinigte Ville 1901–1976 (zweiter Teil).'' In: ''Hürther Heimat'' 39/40 (1977) S. 11, zitiert in: Helmut Neßeler: ''Die Geschichte.'' S. 85.</ref> Daran anschließend entstand ab 1906 ein komplexes Industriegebiet, in dem sich neben dem Kraftwerk ''Vorgebirgszentrale.'' von 1914 als wichtiger Kohleabnehmer als erstes Chemieunternehmen eine Kalkstickstoff-Fabrik der ''Deutschen Carbid-Aktiengesellschaft.'' Vorläuferin der ''Aktiengesellschaft für Stickstoffdünger.'' (später [[Hoechst AG]], heute mit anderen Firmen der [[Chemiepark Knapsack]]) ansiedelte.

Im Norden, vor [[Berrenrath]], entstand kurz vor dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] eine sechste Brikettfabrik, die [[Kohleveredlungsbetrieb Ville/Berrenrath|Brikettfabrik Berrenrath]]. Das nördliche an die Vereinigte Ville anschließende Grubenfeld, der [[Tagebau Berrenrath]], war schon frühzeitig von der Roddergrube erworben worden.<ref>Karl-Günter Flohr: {{Webarchiv |url=http://www.karl-guenter-flohr.homepage.t-online.de/musik34.html |archive-is=20120905163249 |text=''Betriebsgeschichte des Tagebaus Berrenrath.''}}</ref>

Über viele Jahre lieferte der Tagebau Ville seine Kohle über zwei [[Schrägaufzug|Schrägaufzüge]], bis 1924 noch mit [[Kettenbahn]]en, deren [[Güterlore|Loren]] vom Bagger aus beladen wurden, direkt an die genannten Kraftwerke und Fabriken. Seitdem wurden über die Schrägaufzüge A und B Großraumwagen hochgezogen. Der Absatz der Briketts und die Belieferung in die weitere Region, beispielsweise auch aufbereitete Kohle für das [[Union Rheinische Braunkohlen Kraftstoff AG|Hydrierwerk Wesseling]], erfolgte über den Eisenbahnanschluss zur [[Villebahn]].<ref name="Neßeler">Helmut Neßeler: [http://www.bahnen-im-rheinland.de/wb/ville83.htm ''RBW-Schmalspurbahn Ville – Schmalspurbahnen im Versteck – Ein Besuch im Industriegebiet Knapsack.''] 1983.</ref>

Ab 1970 wurde ein ausgekohlter Teil des Tagebaus als Mülldeponie genutzt (siehe unten).

1975 wurde der Abbau im Hauptfeld gestundet und vier der fünf Brikettfabriken, die nach der Stilllegung der Grube ''Vereinigte Ville'' ihre Kohle aus anderen Tagebauen des Reviers erhalten hatten, wurden zeitweise gestundet und stellten die Produktion schließlich ein.<ref name="ECC">Stadt Hürth: {{Webarchiv |url=http://www.ecc-knapsack.de/infothek/Projektantrag%20der%20Stadt%20Hrth.pdf |wayback=20141111203601 |text=''Energie- und Chemie-Centrum – ECC KNAPSACK.'' |archiv-bot=2019-05-21 06:08:55 InternetArchiveBot}} (PDF; 2,1&nbsp;MB)</ref> Die Gebäude wurden ab Herbst 1991 abgerissen.<ref name="Neßeler" /> Aus der letzten verbleibenden wurde der [[Kohleveredlungsbetrieb Ville/Berrenrath]], in dem heute Braunkohle für die großindustriellen [[Staubfeuerung]]en gemahlen wird.<ref>RWE Power AG: [http://www.rwe.com/web/cms/de/60158/rwe-power-ag/standorte/braunkohle/fabriken/ville-berrenrath/ ''Fabrik Ville/Berrenrath'']</ref>

1983 wurde die Kohleförderung im ''Ville-Restfeld'' kurzzeitig wieder aufgenommen.<ref name="Neßeler" /> 1988 erfolgte dann die abschließende Stilllegung.<ref name="ECC" />

=== Nachfolgenutzung als Mülldeponie ===
[[Datei:Villeabbau02.JPG|mini|Sonderabfalldeponie Knapsack, im Hintergrund ehemalige Hausmülldeponie]]

Ab 1970 übernahm die Stadt [[Köln]] einen Teil des ausgekohlten Hauptfelds, um dort eine Deponie für [[Hausmüll|Haus-]] und [[Sperrmüll]] anzulegen. Über 30 Jahre war dies die primäre Deponie für den Kölner Siedlungsabfall, bis 1998 in Köln aufgrund gesetzlicher Bestimmungen eine [[Müllverbrennungsanlage]] gebaut wurde.<ref name="AVG" />

Die Deponie wurde danach von der ''Abfallentsorgungs- und Verwertungsgesellschaft Köln'' (AVG), einer Tochter der [[Stadtwerke Köln]], übernommen, die hier nun vor allem Gewerbe- und Industrieabfälle einlagerte.

Diese Nutzung endete 2005 aufgrund einer Novelle der [[TA Siedlungsabfall]]. Seitdem wird auf der Deponie nur noch geringfügig organisch belasteter mineralischer Abfall wie Erde, Bauschutt, Asche etc. (Deponieklasse II) eingelagert.<ref name="AVG" />

Das in der ehemaligen Deponie entstehende [[Deponiegas]] wird über 220 „Gasbrunnen“ gesammelt und dem benachbarten [[Kraftwerk Goldenberg]] zugeführt, wo es in [[Gasmotor]]en zur Stromerzeugung genutzt wird.

== Literatur ==
* [[Walter Buschmann]], Norbert Gilson, Barbara Rinn: ''Braunkohlenbergbau im Rheinland.'' hrsg. vom [[Landschaftsverband Rheinland|LVR]] und [[Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen|MBV-NRW]], 2008, ISBN 978-3-88462-269-8.
* Helmut Neßeler: ''Die Geschichte der Brikettfabriken Vereinigte Ville in Knapsack.'' In: ''Hürther Heimat.'' 76 (1997) S. 79 ff.

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Navigationsleiste Tagebaue im Rheinischen Revier}}

[[Kategorie:Ehemaliger Tagebau im Rheinischen Braunkohlerevier]]
[[Kategorie:Deponie]]
[[Kategorie:Bauwerk in Erftstadt]]
[[Kategorie:Bauwerk in Hürth]]
[[Kategorie:Bauwerk im Rhein-Erft-Kreis]]