Quelltext der Seite Wilhelm von Waldow

'''Wilhelm Hans August von Waldow''', auch ''Hans August Wilhelm von Waldow'' (* [[31. Oktober]] [[1856]] in [[Berlin]]; † [[27. Juli]] [[1937]] ebenda) war ein deutscher Verwaltungsjurist in Preußen.

== Leben ==
Wilhelm von Waldow wurde geboren als Sohn des königlich-preußischen [[Oberforstmeister]]s und [[Fideikommiß]]herrn auf Dannenwalde, Adolf (Friedrich August) [[Waldow (Adelsgeschlecht)|von Waldow]] (1820–1906) und dessen Frau Elisabeth geb. [[Rochow (Adelsgeschlecht)|von Rochow]]-Plessow (1826–1904).<ref>{{Literatur |Autor=Wilhelm Spatz, [[Willy Hoppe]] |Titel=Die Geschichte derer v. Waldow unter Benutzung des von dem Kammerherrn Franz v. Waldow u. d. Staatsminister a. D. Wilhelm v. Waldow gesammelten Materials |Verlag=Ernst Rohde |Ort=Berlin |Datum=1927 |Seiten=138 f. |Online=http://d-nb.info/362372438 |Abruf=2021-05-28}}</ref>

Seine ersten zwei Lebensjahre verbrachte Waldow in Berlin; dann zog die Familie infolge von Versetzungen des Vaters erst nach [[Frankfurt (Oder)]], dann nach [[Posen]] und schließlich nach [[Königsberg (Preußen)|Königsberg]]. Am 4.&nbsp;September 1874 legte Wilhelm als Zögling No. 372 an der [[Klosterschule Roßleben]] das Abitur ab.<ref>{{Literatur |Autor=Karl Jenrich |Titel=Album der Klosterschule Rossleben 1854-1904 |Hrsg=Selbstverlag |Verlag=Wilhelm Sauer |Ort=Rossleben |Datum=1904 |Seiten=105 |Online=http://kvk.bibliothek.kit.edu/view-title/index.php?katalog=STABI_BERLIN&url=http%3A%2F%2Fstabikat.de%2FDB%3D1%2FCHARSET%3DISO-8859-1%2FIMPLAND%3DY%2FLNG%3DDU%2FSRT%3DYOP%2FTTL%3D1%2FSID%3D8fab6ed0-0%2FSET%3D1%2FSHW%3FFRST%3D1&signature=P7GueQepDDO6lhdBfWaE-MQNZtFTs4lgeks4nBhFXhA&showCoverImg=1 |Abruf=2021-05-28}}</ref> Von 1874 bis 1877 studierte er [[Rechtswissenschaft| Rechts-]] und [[Staatswissenschaft]] an der [[Universität Straßburg| Kaiser-Wilhelms-Universität Straßburg]], der [[Georg-August-Universität Göttingen]] und der [[Humboldt-Universität zu Berlin|Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin]]. 1876 wurde er Mitglied des [[Corps Saxonia Göttingen]].<ref>[[Wolfgang von der Groeben]]: ''Verzeichnis sämtlicher Mitglieder des Corps Saxonia Göttingen 1844 bis 2006.'' Düsseldorf 2006.</ref><ref>Kösener Corpslisten 1930, 47/304</ref> Nach erfolgreichem Studienabschluss arbeitete Waldow am [[Appellationsgericht Frankfurt a. d. Oder]]. Er erhielt am 2.&nbsp;Januar 1878 die Ernennung zum Gerichtsreferendar, diente aber 1878/79 als [[Einjährig-Freiwilliger]] beim [[2. Garde-Regiment zu Fuß]] der [[Preußische Armee|Preußischen Armee]].

Am 1. April 1881 trat Waldow in den höheren Verwaltungsdienst und wurde Regierungsreferendar. Als solcher arbeitete er bei der [[Regierungsbezirk Danzig|Regierung in Danzig]]. Nachdem er 1884 die große Staatsprüfung bestanden hatte, wurde er zum Regierungsassessor ernannt und bei der [[Regierungsbezirk Bromberg|Regierung in Bromberg]] eingestellt. Es folgten Anstellungen im preußischen Ministerium des Innern in [[Berlin]], bei der [[Regierungsbezirk Frankfurt|Regierung in Frankfurt (Oder)]] und ein Jahr später wieder im Innenministerium in Berlin. 1886 übernahm er die kommissarische Verwaltung des Landratsamtes des [[Landkreis Fischhausen|Kreises Fischhausen]] im [[Regierungsbezirk Königsberg]]. Nachdem er am 3.&nbsp;November 1886 hier zum Landrat ernannt worden und in Königsberg sechs Jahre tätig gewesen war, übernahm er 1892 die kommissarische Verwaltung des [[Landkreis Niederbarnim|Kreises Niederbarnim]] im [[Regierungsbezirk Potsdam]]. Er förderte den Chaussee- und Kleinbahnbau und baute das Feuerlöschwesen aus.

Am 4. August 1890 heiratete Waldow in Königsberg Elisabeth [[Werder (brandenburgisches Adelsgeschlecht)|von Werder]] (1866–1950), Tochter des Generals [[Hans von Werder (General, 1834)|Hans von Werder]] und der Rose, geborene von Albrecht. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor, von denen zwei den Vater überlebten.<ref>[[Genealogisches Handbuch des Adels]]. [[Starke Verlag|C. A. Starke]], Limburg an der Lahn, ISSN 0435-2408. Bd. 87 (1985), S. 449–450.</ref>

Von 1894 bis 1898 war Waldow Mitglied des [[Preußischer Landtag|Preußischen Landtages]]. Am 2.&nbsp;Februar 1898 wurde er Oberpräsidialrat in Königsberg und daselbst am 9.&nbsp;Oktober 1899 [[Regierungspräsident (Deutschland)|Regierungspräsident]] des [[Regierungsbezirk Königsberg|Regierungsbezirks Königsberg]].

1903 wurde er zum [[Oberpräsident]]en der [[Provinz Posen]] ernannt. Dort übernahm er zugleich die Ämter des stellvertretenden Präsidenten der [[Preußische Ansiedlungskommission|Ansiedlungskommission]] für [[Westpreußen]] und Posen, des Kurators der [[Königliche Akademie zu Posen|Königlichen Akademie zu Posen]] und des Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft zu Posen. Als 1906 sein Vater starb, erbte Waldow die Güter [[Herrenhaus Dannenwalde|Dannenwalde]] und [[Gransee|Gramzow]]. In dieser Phase wirkte er auch als Testamentsvollstrecker<ref>{{Literatur |Titel=Herrschaftliches Gutsarchiv von Rochow-Plessow-Stülpe |Hrsg=[[Brandenburgisches Landeshauptarchiv|BLHA]] |Sammelwerk=Nachlassregulierung des Rochus v. Rochow († 30. August 1901) auf Stülpe (Handakten des Testamentsvollstreckers Oberpräsident Wilhelm v. Waldow); 1908-1910 (Akte) |Nummer=Rep. 37 Stülpe-Plessow Film 21 |Ort=Stülpe |Datum=1910 |Seiten=1 f. |Online=https://blha-recherche.brandenburg.de/detail.aspx?ID=1528117 |Abruf=2021-05-28}}</ref> für seinen Cousin Rochus von Rochow-Stülpe und erhielt dadurch Kontakt mit dem bekannten Saatzüchter [[Ferdinand von Lochow (Pflanzenzüchter)|Ferdinand von Lochow-Petkus]]. 1910 wurde er [[Charakter (Titel)|Wirklicher Geheimer Rat]]. 1911 wurde er zum Oberpräsidenten der [[Provinz Pommern]] mit Amtssitz in [[Stettin]] ernannt.

Am 6. August 1917 erhielt Waldow die Ernennung zum Staatsminister und wurde Staatssekretär des [[Reichsernährungsamt|Kriegsernährungsamtes]]. In der [[Novemberrevolution]] schied er aus dem Staatsdienst aus. Ab 1920 wirkte er als Abgeordneter und später zeitweise als Vorsitzender vom Landesverband [[Mecklenburg-Strelitz]] der [[Deutschnationale Volkspartei|Deutschnationalen Volkspartei]].

1936 wurde Wilhelm von Waldow [[Komtur (Amt)|Ehrenkommendator]] der Mecklenburgischen Genossenschaft des [[Johanniterorden]]s. Dieser anerkannten evangelischen Kongregation trat er als Anwärter und nachfolgend als Ehrenritter bereits 1893 bei, den Rechtsritterschlag erhielt er 1902.<ref>{{Literatur |Titel=Mecklenburgische Genossenschaft des Johanniterordens 1861-2011 |Hrsg=Mecklenburgische Genossenschaft des Johanniterordens |Verlag=Rudolf Otto |Ort=Berlin |Datum=2011 |Seiten=259 |Online=http://d-nb.info/1128093057 |Abruf=2021-05-28}}</ref> Waldows Schwestern Wilhelmine und Klara waren ebenso karitativ im Orden als Johanniterschwestern aktiv.<ref>{{Literatur |Autor=[[Hans Friedrich von Ehrenkrook|Hans Friedrich v. Ehrenkrook]] |Titel=Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser |Sammelwerk=Gesamtreihe [[Genealogisches Handbuch des Adels|GHdA]] |Band=Adelige Häuser A III |Nummer=15 |Verlag=C. A. Starke |Ort=Glücksburg/Ostsee |Datum=1957 |Seiten=496 |Online=http://d-nb.info/451802497 |Abruf=2021-05-30}}</ref> Und Sohn Franz (1894–1961), der auch das Gut Dannenwalde bis zur Bodenreform übernahm,<ref>{{Literatur |Autor=Christoph Franke, Moritz Graf Strachwitz v. Groß-Zauche u. Camminetz |Titel=Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser |Sammelwerk=Gesamtreihe GHdA |Band=Adelige Häuser A XXVIII |Nummer=138 |Verlag=[[Starke Verlag|C. A. Starke]] |Ort=Limburg an der Lahn |Datum=2005 |ISSN=0435-2408 |Seiten=467 |Online=http://d-nb.info/977722074 |Abruf=2021-05-30}}</ref> trat gleichfalls in die Tradition seines Vaters. Er promovierte 1929 an die Universität Göttingen mit einer Arbeit über Landwirtschaftsrecht<ref>{{Literatur |Autor=Franz von Waldow |Titel=Das Arbeitsrecht der Land- und Forstwirtschaft |Hrsg=Universität Göttingen |Sammelwerk=Bibliothek des Instituts für Arbeitsrecht, Platz der Göttinger Sieben 6, Juridicum |Band=Signatur |Nummer=23 VIII |Verlag=Präsenzbestand Uni Göttingen |Ort=Göttingen |Datum=1929 |Seiten=1-69 |Online=https://discovery.sub.uni-goettingen.de/id%7Bcolon%7D234584750 |Abruf=2021-05-30}}</ref> und wurde nach dem II. Weltkrieg Ehrenritter des Johanniterordens.<ref>{{Literatur |Titel=Gesamtliste der Mitglieder des Johanniter-Ordens nach dem Stand vom Juli 1953 |Verlag=Eigenverlag |Ort=Bonn |Datum=1953 |Seiten=125 |Online=https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/554GQTTCG36ICUG3E7KBMIMK6JCYVODC |Abruf=2021-05-30}}</ref>

== Ehrungen ==
* Roter Adlerorden II.&nbsp;Klasse mit Eichenlaub (1906)
* [[Kronenorden (Preußen)|Kronenorden]] II.&nbsp;Klasse (1909)
* Ehrenbürger von [[Posen]], [[Inowrocław|Hohensalza]], [[Piła|Schneidemühl]] und [[Bartoszyce|Bartenstein]] (1910/11)

Im damaligen Kreis Niederbarnim wurden einige heute zu Berlin gehörende Straßen nach Waldow benannt: 1900 in der von ihm genehmigten und mitgegründeten [[Berlin-Karlshorst|Colonie Carlshorst]] die Waldowallee,<ref>{{LuiseLexStr|art=a|bez=17|id=W69  |zlb98=2076|kaupert=Waldowallee-10318-Berlin|name=Waldowallee}}</ref> in [[Berlin-Oberschöneweide|Oberschöneweide]] der Waldowplatz<ref>{{LuiseLexStr|art=a|bez=16|id=W70|zlb98=2076|kaupert=Waldowplatz-12459-Berlin|name=Waldowplatz}}</ref> und zwei Waldowstraßen.<ref>{{LuiseLexStr|art=h|bez=16|id=W73|zlb98=2077|name=Waldowstraße (Oberschöneweide 1898–1858)|abk=Luise}}</ref><ref>{{LuiseLexStr|art=a|bez=16|id=W74|zlb98=2077|kaupert=Waldowstrasse-12459-Berlin|name=Waldowstraße (Oberschöneweide seit 1900)}}</ref> Weitere Waldowstraßen gibt es in [[Berlin-Alt-Hohenschönhausen|Hohenschönhausen]],<ref>{{LuiseLexStr|art=a|bez=22|id=W72|zlb98=2077|kaupert=Waldowstrasse-13053-Berlin|name=Waldowstraße (Hohenschönhausen)}}</ref>
[[Berlin-Niederschönhausen|Niederschönhausen]],<ref>{{LuiseLexStr|art=a|bez=19|id=W75  |zlb98=2077|kaupert=Waldowstrasse-13156-Berlin|name=Waldowstraße (Niederschönhausen)}}</ref>
[[Berlin-Mahlsdorf|Mahlsdorf]],<ref>{{LuiseLexStr|art=a|bez=23|id=W71|zlb98=2077|kaupert=Waldowstrasse-12623-Berlin|name=Waldowstraße (Mahlsdorf)}}</ref> und [[Berlin-Reinickendorf|Reinickendorf]].<ref>{{LuiseLexStr|art=a|bez=20|id=W76|zlb98=2077|kaupert=Waldowstrasse-13403-13407-Berlin|name=Waldowstraße (Reinickendorf)}}</ref>

== Literatur ==
* Die Geschichte derer v. Waldow unter Benutzung des von dem Kammerherrn Franz v. Waldow u. d. Staatsminister a. D. Wilhelm v. Waldow gesammelten Materials / bearb. von Willy Spatz, nach dessen Ableben vollendet von [[Willy Hoppe]], Verlag R. Rohde, Berlin 1927
* {{Literatur
   |Autor=Claudia Wilke
   |Titel=Die Landräte der Kreise Teltow und Niederbarnim im Kaiserreich
   |Ort=Potsdam
   |Jahr=1998
   |ISBN=3-930850-70-2}} Zufolge der Waldow-Post (Nachrichten- und Familienblatt derer v. Waldow) Nr. 32/ 33, 12. Dezember 1999, S. 4, bezüglich einer Aussage zu den Nachfahren mit einem Fehler behaftet.

== Weblink ==
* {{DNB-Portal|117561290}}

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Folgenleiste|ZEIT=1917–1918|AMT=Staatssekretär im Kriegsernährungsamt|VORGÄNGER=[[Adolf Tortilowicz von Batocki-Friebe]]|NACHFOLGER=[[Emanuel Wurm]]}}

{{NaviBlock
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{{SORTIERUNG:Waldow, Wilhelm von}}
[[Kategorie:Familienmitglied des Adelsgeschlechts Waldow|Wilhelm]]
[[Kategorie:Staatssekretär (Deutsches Kaiserreich)]]
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[[Kategorie:Mann]]

{{Personendaten
|NAME=Waldow, Wilhelm von
|ALTERNATIVNAMEN=Waldow, Hans August Wilhelm von (vollständiger Name)
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Politiker (DNVP)
|GEBURTSDATUM=31. Oktober 1856
|GEBURTSORT=[[Berlin]]
|STERBEDATUM=27. Juli 1937
|STERBEORT=[[Berlin]]
}}