Quelltext der Seite Wirmer-Flagge

{{Infobox Flagge
| Name=Wirmer-Flagge
| Bild=Proposed German National Flag 1944.svg
| Vexillologisches Symbol={{FIAV|proposal|1}} {{FIAV|historical}}
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| Offiziell angenommen=–
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Die '''Wirmer-Flagge''' (im Handel auch als ''Flagge Deutscher Widerstand 20. Juli'' oder ''Stauffenberg-Flagge'')<ref name="Spiegel">Christina Hebel: [http://www.spiegel.de/politik/deutschland/pegida-und-die-wirmer-fahne-ich-bin-entsetzt-a-1046072.html ''Pegida und die Wirmer-Flagge: „Ich bin entsetzt“''.] In: ''[[Spiegel Online]]'', 3. August 2015. Abgerufen am 19. Oktober 2015.</ref><ref>Tagesspiegel: [https://www.tagesspiegel.de/kultur/rechtspopulismus-warum-die-afd-keine-konservative-partei-ist/14520908.html ''Warum die AfD keine konservative Partei ist'', 9. September 2016], abgerufen am 15. März 2018.</ref> ist ein Entwurf [[Josef Wirmer]]s, [[Personen des 20. Juli 1944|Widerstandskämpfer des 20.&nbsp;Juli 1944]]. Sie sollte gemäß seiner Idee nach dem erfolgreichen [[Attentat vom 20. Juli 1944|Attentat gegen Hitler]] und dem Machtübergang auf die Verschwörer die neue [[Flagge Deutschlands]] werden. Vom [[Parlamentarischer Rat|Parlamentarischen Rat]] 1948/49 als Bundesflagge diskutiert, diente der Entwurf in modifizierter Form der [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]] von 1953 bis etwa 1970 als Parteifahne und der [[Freie Demokratische Partei|FDP]] als Vorbild für ihre Parteisymbole. Dann verschwand die Wirmer-Flagge aus der öffentlichen Wahrnehmung. 

1999 wurde die Flagge dann von [[Reinhold Oberlercher]], dem Vordenker des [[Neonazismus|neonazistischen]] ''[[Deutsches Kolleg|Deutschen Kollegs]],'' in seinem ''überarbeiteten Verfassungsentwurf vom 9. November 1999'' zur Flagge des vom ''Deutschen Kolleg'' angestrebten Vierten Reichs erklärt<ref>[https://books.google.de/books?id=_Qw2DwAAQBAJ&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false Andreas Speit (Hg.): ''Reichsbürger. Die unterschätzte Gefahr''], Berlin 2017, S.&nbsp;24.</ref><ref>[http://brd-ende.com/die-fahne-weht/ Die Fahne – weht!]</ref> und war fortan die Flagge des Deutschen Kollegs. Zum deutschen Kolleg gehört auch [[Horst Mahler]], der am 14. Dezember 2003 die ''Verkündigung der [[Reichsbürgerbewegung]]'' veröffentlichte.<ref>https://web.archive.org/web/20040602233745/www.aufstand-fuer-die-wahrheit.net/reichsbuergerbewegung.html</ref> Dadurch wurde die Fahne im damals medial und gesellschaftlich wenig beachteten Reichsbürgermilieu populär und somit verstärkt von [[Rechtsextremismus|rechtsextremen]] und [[Rechtspopulismus|-populistischen]] Gruppierungen verwendet, was auf Kritik von verschiedenen Seiten stieß.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/politik/wirmer-flagge-pegida-und-das-symbol-der-hitler-attentaeter-1.2593682 Wirmer-Flagge Pegida und das Symbol der Hitler-Attentäter], [[Süddeutsche Zeitung]] 3. August 2015 </ref><ref>[https://www.welt.de/geschichte/article136523616/Pegida-masst-sich-das-Erbe-des-20-Juli-an.html Geschichte Schwarz-Rot-Gold Pegida maßt sich das Erbe des 20. Juli an], von Sven Felix Kellerhoff, [[Die Welt]] 20. Januar 2015 </ref><ref> [http://www.spiegel.de/politik/deutschland/pegida-warum-in-dresden-die-kreuz-flagge-weht-a-1045600.html Symbolik bei Demos Warum bei Pegida die Kreuz-Fahne weht], von Christina Hebel, [[Der Spiegel]] 29. Juli 2015</ref> Wegen ihrer hohen Präsenz auf den Dresdner [[Pegida]]-Demonstrationen wurde die Flagge in einigen Medienberichten auch als „Pegida-Fahne“ bezeichnet.<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-143231598.html Ein rechtes Rätsel], [[Der Spiegel]] 20. Februar 2016</ref><ref>[https://www.mz-web.de/panorama/fernsehen/-auge-um-auge--mdr-schneidet-pegida-fahne-aus-dresden--tatort--28726124 „Auge um Auge“ MDR schneidet Pegida-Fahne aus Dresden-„Tatort“], [[Mitteldeutsche Zeitung]] 26. Oktober 2017</ref><ref>[https://www.focus.de/politik/deutschland/panne-beim-mdr-dresdner-tatort-zeigt-pegida-flagge-rollstuhlfahrer-regt-sich-ueber-anhaenger-auf_id_7776107.html Panne beim MDR Weil Pegida-Anhänger auftauchen: Dresdner „Tatort“ muss umgeschnitten werden] [[Focus]] 27. Oktober 2017</ref>

== Entstehung ==
=== Ottfried Neubeckers Entwurf ===
[[Datei:Proposed German National Flag 1919.svg|mini|{{FIAV|proposal|1}} Ottfried Neubecker zugeschriebener Vorschlag aus dem Jahr 1926]]

In der Broschüre ''Die Reichseinheitsflagge'' schlug der [[Vexillologie|Vexillologe]] [[Ottfried Neubecker]] 1926 als Kompromiss im [[Flaggenstreit#Deutschland: Weimarer Republik|Streit um die deutsche Nationalflagge]] eine Flagge in der Farbfolge Schwarz-Gold-Rot vor.<ref>Arnold Rabbow: [http://www.flaggenkunde.de/neues/2008-neubecker.html ''Ottfried Neubecker wird 100''.] flaggenkunde.de, 22. März 2008. Abgerufen am 3. November 2015.</ref> Dafür machte er zwei Vorschläge: zum einen eine [[Trikolore]] in dieser Farbfolge, zum anderen ein rotes [[Philippuskreuz]], goldumrandet, auf schwarzem Grund.<ref>[[Jan Schlürmann]] 2015, S. 333–334.</ref> Dieser Entwurf kursierte auch als [[Doppelstander]] als Vorschlag für eine neue [[Reichskriegsflagge]].<ref>[https://flagspot.net/flags/de!1919n.html ''Proposals for a German national flag 1919–1933 (page 5) – Perhaps the work of Ottfried Neubecker''.] In: [[Flags of the World]], abgerufen am 3. November 2015.</ref> Es wird vermutet, dass der Neubecker-Entwurf Wirmer später beeinflusst haben könnte.<ref>Jan Schlürmann 2015, S. 334.</ref>
{{Absatz}}

=== Josef Wirmers Entwurf ===
[[Datei:Flag De ewirmer.svg|mini|{{FIAV|proposal|1}} Vorschlag nach Angaben von Ernst Wirmer]]

Wie Neubecker entwarf auch Josef Wirmer die nach ihm benannte Flagge nach Vorbild der [[Liste von Flaggen mit skandinavischem Kreuz|skandinavischen Kreuzflaggen]]. Seine favorisierte Farbreihung entstand durch Herumprobieren mit den drei Grundfarben. Das christliche Kreuz war nach seiner Ansicht als Symbol des neuen Staates am besten geeignet.<ref name="S337">Jan Schlürmann 2015, S. 337.</ref> Die Flagge sollte nach dem [[Attentat vom 20. Juli 1944|Attentat auf Adolf Hitler]] durch [[Claus Schenk Graf von Stauffenberg]], dessen erfolgreiche Durchführung Wirmer erhoffte, und der Übernahme der Regierungsgewalt durch die beteiligten bürgerlichen [[Widerstand gegen den Nationalsozialismus|Widerstandsgruppen]] als neue [[Nationalflagge]] dienen, da man die [[Schwarz-Rot-Gold|schwarz-rot-goldene]] Trikolore der [[Weimarer Republik]] nicht übernehmen wollte. Die Farben sollten aber die demokratischen Kräfte einbinden, während durch die Anlehnung an die Flaggen der skandinavischen Länder und die christliche Symbolik auch die konservativen Kreise unter den Offizieren angesprochen werden sollten, denen die Weimarer Republik mit ihrer Flagge verhasst war. Ganz nebenbei behob der Wirmer-Entwurf den [[Heraldik|heraldischen]] Fehler in der Farbfolge der Trikolore. Diese verstieß gegen die [[Tingierung#Heraldische Farbregel|heraldische Regel]], dass zwischen „Farben“ (hier Schwarz und Rot) immer ein „Metall“ (Gold/Gelb oder Silber/Weiß) liegen muss. Nicht belegt ist, dass Wirmer seinen Entwurf den anderen Verschwörern jemals vorlegte.<ref name="S337" /> Das Scheitern des Attentats und der Machtübernahme verhinderte die Einführung der Flagge. Josef Wirmer wurde verhaftet, zum Tode verurteilt und am 8.&nbsp;September 1944 hingerichtet.

Dass die „Kreuzflagge“ eine Ähnlichkeit im Aufbau mit der Reichskriegsflagge hatte und so auch bei der [[Wehrmacht]] Akzeptanz finden sollte, ist spekulativ. Allerdings bekräftigt ein Bericht von [[Ernst Wirmer]], Josefs jüngerem Bruder, diese Vermutung. Demnach habe Josef Wirmer seinen Entwurf noch einmal überarbeitet und durch eine dünne, schwarze Linie zwischen Gold und Rot ergänzt, was dem [[Schwarzes Kreuz (Symbol)#Balkenkreuz|Balkenkreuz]] der deutschen Kriegsflaggen entspricht.<ref name="S337" /> Fälschlicherweise wird der zweite Entwurf immer wieder Ernst Wirmer selbst zugerechnet.<ref>[https://flagspot.net/flags/de!1949.html#res ''Josef Wirmer’s „Resistance Flag“ proposal 1944''.] In: Flags of the World, abgerufen am 19. Oktober 2015.</ref>

== Spätere Adaptionen ==
=== Vorschlag als Nationalflagge der Bundesrepublik Deutschland ===
[[Datei:Proposed German National Flag 1948.svg|mini|{{FIAV|proposal|1}} Endvorschlag der CDU von 1948]]

Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde auf dem [[Verfassungskonvent auf Herrenchiemsee]], der zwischen dem 10. und 25.&nbsp;August 1948 tagte, auch über die zukünftige Nationalflagge der [[Bundesrepublik Deutschland]] diskutiert. Die Teilnehmer einigten sich zwar auf die Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold, doch die Gestalt der Nationalflagge blieb ein Streitpunkt. Man betonte sogar, dass die Farbenwahl nicht mit einer Rückkehr zur [[Flagge Deutschlands#Weimarer Republik|alten Trikolore der Weimarer Republik]] gleichzusetzen sei. CDU, [[Christlich-Soziale Union in Bayern|CSU]] und [[Deutsche Partei]] befürchteten dadurch das Heraufbeschwören eines „verhängnisvollen Flaggenstreits“. Zudem hatte die [[Sozialistische Einheitspartei Deutschlands|SED]] bereits in ihrem Verfassungsentwurf vom 22.&nbsp;November 1946 die Trikolore von 1919 als [[Flagge der Deutschen Demokratischen Republik|Flagge der DDR]] vorgesehen. Ernst Wirmer, nun Mitglied des [[Parlamentarischer Rat|Parlamentarischen Rates]], brachte die Delegierten der Unionsparteien und der Deutschen Partei am 16.&nbsp;Oktober 1948 dazu, den zweiten Entwurf seines Bruders zu übernehmen und am 5.&nbsp;November vorzuschlagen, während die SPD die alte Trikolore der Weimarer Republik bevorzugte und sich damit schließlich durchsetzte.<ref name="S338">Jan Schlürmann 2015, S. 338.</ref><ref>Bundeszentrale für politische Bildung: [http://www.bpb.de/geschichte/deutsche-geschichte/grundgesetz-und-parlamentarischer-rat/39161/ernst-wirmer-cdu ''Ernst Wirmer (CDU)'']. Abgerufen am 10. September 2016.</ref>

Eine weitere Version der „Kreuzflagge“ wurde von der CDU eingereicht.<ref>''Flagmaster''. In: ''The Flag Institute Bulletin'', Nr.&nbsp;77, 1994, S.&nbsp;8/9.</ref> Der Entwurf zum Gesetzestext lautete: {{"|Die Flagge des Bundes zeigt auf rotem Grunde ein schwarzes liegendes Kreuz und auf dieses aufgelegt ein goldenes Kreuz.}} Das [[Institut für Demoskopie Allensbach]] befragte im Dezember 1948 rund 1000 Personen in den drei [[Trizone|Westzonen]] nach deren Präferenz für eine Nationalflagge. Die Trikolore der Weimarer Republik erhielt 35 Prozent der Stimmen, 15 Prozent sprachen sich für die „Kreuzflagge“ aus, 10 Prozent wollten keinen der beiden Vorschläge und 40 Prozent zeigten sich unentschieden oder desinteressiert.<ref name="S338" /> [[Theodor Heuss]] sah in der Kreuzflagge „graphisches Kunstgewerbe“ und eine „Verkünstelung“. Bei einer Umfrage im Parlamentarischen Rat stimmten 25 Prozent der Mitglieder für die Rückkehr zur schwarz-rot-goldenen Trikolore in der Tradition der Weimarer Republik, 35 Prozent hatten keine Meinung oder enthielten sich der Stimme. Der Unionsantrag wurde abgelehnt und die alte Trikolore mit großer Mehrheit zur neuen [[Flagge Deutschlands|Bundesflagge]] bestimmt.<ref>[[Peter Reichel (Politikwissenschaftler)|Peter Reichel]]: ''Schwarz – Rot – Gold. Kleine Geschichte deutscher Nationalsymbole nach 1945.'' C. H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-53514-3.</ref><ref name="Welt">Sven Felix Kellerhoff: [https://www.welt.de/geschichte/article136523616/Pegida-masst-sich-das-Erbe-des-20-Juli-an.html ''Pegida maßt sich das Erbe des 20. Juli an''.] In: ''[[Die Welt]]'', 20. Januar 2015. Abgerufen am 19. Oktober 2015.</ref>

=== Parteiflaggen von CDU und FDP ===
{{Anker|CDU-FDP}}
[[Datei:CDU Wahlkampfplakat - kaspl016.JPG|mini|links|hochkant|CDU-Wahlplakat von 1957 mit schwarz-rot-goldenem Wappenschild]]
[[Datei:FDP Flag 1950.svg|mini|FDP-Flagge ab 1952]]

Auf dem Parteitag vom 18. bis 22.&nbsp;April 1953 nahm die CDU als Parteiflagge und Wappenschild eine Kreuzflagge an, basierend auf dem Entwurf Josef Wirmers. Diese hatte das Kreuz nicht mehr im skandinavischen Stil zum [[Flagge#Bestandteile einer Flagge|Liek]] versetzt, sondern mittig mit gleich langen waagerechten Armen. Zudem überspannte ein ebenfalls zentrierter goldener Adler mit Blickrichtung ([[Blasonierung#Rechts/links und vorn/hinten in der Heraldik|heraldisch]]) nach rechts das Motiv. Bundestagspräsident [[Hermann Ehlers]] deutete das Abzeichen wie folgt:<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-25656253.html ''CDU-Parteitag. Sternstunde der Menschheit''.] In: ''[[Der Spiegel]]'', 29. April 1953. Abgerufen am 21. Oktober 2015.</ref>
{{Zitat| Text=Wir sehen auf ihm den Adler. Es ist der Adler des alten Reiches. Wir haben nicht die Absicht, diesen Adler in irgendeiner Form durchteilen zu lassen; es ist der Adler des ganzen Deutschlands! Sie sehen auf ihm das Kreuz. Wir werden auf diesem Parteitag keinen Augenblick davon ablassen, deutlich zu machen, dass das Kreuz (…) als das prägende Zeichen des [[Abendland]]es Inhalt und Kraft unserer Bewegung und Arbeit ist. Sie sehen, dass dieses Zeichen die Farben schwarz-rot-gold trägt. Wir wollen deutlich machen, dass wir uns mit diesem Parteitag sehr klar und eindeutig zu diesen Farben und Sinnbildern einer neuen und einer überein&shy;kommenen deutschen Demokratie bekennen.|Autor=|Quelle=| ref=<ref>Jan Schlürmann 2015, S. 339–340.</ref>}}

Die [[Junge Union]] nahm als Symbol ein Abzeichen mit Farbreihung wie bei Neubeckers Entwurf an: ein rotes, goldumrandetes Kreuz auf schwarzem Grund. Bis 1962 ist die Verwendung häufig nachzuweisen, dann verschwand das Kreuzsymbol und wurde wohl nur noch aus Kostengründen in Orts- und Kreisverbänden bis in die 1970er Jahre hinein verwendet.<ref name="S340">Jan Schlürmann 2015, S. 340.</ref><ref>[https://flagspot.net/flags/de%7Dcdu53.html ''Christian Democratic Union 1953–c1970 (Germany)''.] In: Flags of the World, abgerufen am 19. Oktober 2015.</ref>

Auch die FDP nahm auf ihrem Parteitag in [[Bad Ems]] 1952 eine von der Wirmer-Flagge abgeleitete Parteiflagge an. Ihr goldenes, schwarzumrandetes Kreuz auf rotem Grund behielt die skandinavische Verschiebung. Auf dem Kreuz ruhte ein Adler mit den Parteiinitialen und Blickrichtung nach (heraldisch) links. Ihr [[Saarland|saarländischer]] Ableger, die [[Demokratische Partei Saar]] (DPS), kehrte die Blickrichtung des Adlers nach (heraldisch) rechts um. Spekuliert wird darüber, ob die heraldisch falsche Blickrichtung des FDP-Adlers ein Vermächtnis ehemaliger [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP-Funktionäre]] ist, die sich zahlreich in der jungen Partei fanden. Auch der NSDAP-Adler blickte nach links&nbsp;– mit der Begründung, der Osten sei das geographische Ziel der „Bewegung“. Die DPS begründete den Blick nach rechts mit der Darstellung der „[[Die Wacht am Rhein|Wacht am Rhein]]“ gen Westen.<ref>Jan Schlürmann 2015, S. 340–341.</ref>

Mit dem Ende der Verwendung als Parteisymbol verschwanden die verschiedenen Kreuzflaggen in Schwarz-Rot-Gold aus dem Alltag. Bekannt blieb die Wirmer-Flagge in Kreisen von [[Vexillologie|Vexillologen]] und taucht in entsprechenden Veröffentlichungen auf.<ref name="S341">Jan Schlürmann 2015, S. 341.</ref> So befragte 1981 der Politikwissenschaftler [[Theodor Eschenburg]] Ernst Wirmer zu den Flaggenentwürfen seines Bruders.<ref name="S337" /> Im [[Preußische Allgemeine Zeitung|Ostpreußenblatt]] vom 31. Oktober 1987 wurde in der Serie „Deutsche Nationalflaggen“ die Wirmer-Flagge und ihre Geschichte von Harry S. Schurdel behandelt.<ref>Harry D. Schurdel: „Symbol der Freiheitsidee. Die geschichtliche Entwicklung der Farben in Deutschland“, Teil V der Serie „Deutsche Nationalflaggen“ in [[Preußische Allgemeine Zeitung|Ostpreußenblatt]] vom 31. Oktober 1987, S. 10. [http://archiv.preussische-allgemeine.de/1987/1987_10_31_44.pdf online-Ausgabe] (PDF, 13,5 MB)</ref>

=== Verwendung durch rechtsextreme und rechtspopulistische Gruppierungen ===
[[Datei:Pegida Fahnen 13.4.2015 Dresden.jpg|mini|Wirmer-Flaggen auf einer Pegida-Demonstration in [[Dresden]] (April 2015)]]

1999 proklamierte Reinhold Oberlercher als Vordenker des neonazistischen ''[[Deutsches Kolleg|Deutschen Kollegs]]'', zu dem die Rechtsextremisten Horst Mahler und [[Uwe Meenen]] gehören, die Wirmer-Flagge als die mögliche Nationalflagge des von ihnen angestrebten „[[Viertes Reich|Vierten Reiches]]“. Durch Horst Mahler, der am 14. Dezember 2003 seine Reichsbürgerbewegung ausrief, verbreitete sich die Flagge im Reichsbürgermilieu. Seitdem tauchte die Wirmer-Flagge in Deutschland immer häufiger bei Veranstaltungen rechtsextremistischer und rechtspopulistischer Gruppen auf, so bei der [[German Defence League]],<ref name="S342" /><ref>Christina Hebel: [http://www.spiegel.de/politik/deutschland/pegida-warum-in-dresden-die-kreuz-flagge-weht-a-1045600.html ''Symbolik bei Demos: Warum bei Pegida die Kreuz-Fahne weht''.] In: ''Spiegel Online'', 29. Juli 2015.</ref> [[Hooligans gegen Salafisten|Hogesa]],<ref name="SZ">[http://www.sueddeutsche.de/politik/wirmer-flagge-pegida-und-das-symbol-der-hitler-attentaeter-1.2593682 ''Pegida und das Symbol der Hitler-Attentäter''.] In: ''[[Süddeutsche Zeitung]]'', 3. August 2015. Abgerufen am 19. Oktober 2015.</ref> [[Bürgerbewegung pro NRW|pro NRW]]<ref>Carsten Stoffel: [http://solinger-bote.de/nachrichten/2014/05/04/solingen-pronrw-und-die-geheimnisvolle-flagge/ ''Solingen: ProNRW und die geheimnisvolle Flagge''.] In: ''Solinger Bote'', abgerufen am 19. Oktober 2015.</ref> und zahlreich bei den wöchentlichen [[Pegida]]-Demonstrationen in Dresden,<ref name="Welt" /> als „neo-konservatives Kampfzeichen“.<ref name="S342">Jan Schlürmann 2015, S. 342.</ref> Bei der Wirmer-Flagge gibt es keine rechtlichen Einschränkungen&nbsp;– anders als bei der ähnlich wirkenden Reichskriegsflagge, die selbst in der Version ohne Hakenkreuz von der Polizei wegen „Verstoß[es] gegen die öffentliche Ordnung“ sichergestellt werden kann.<ref>[http://www.verfassungsschutz.brandenburg.de/sixcms/media.php/4055/verbotene_kennzeichen_rechtsextremistischer_organisationen.pdf ''Verbotene Kennzeichen rechtsextremistischer Organisationen''] (PDF). [[Verfassungsschutz Brandenburg]], abgerufen am 22. Oktober 2015.</ref> Auf dem vom bayerischen Innenministerium als extremistisch und verfassungsfeindlich eingestuften Blog [[Politically Incorrect]] (PI)<ref>[http://www.sueddeutsche.de/bayern/einstufung-des-bayerischen-innenminsteriums-die-freiheit-und-pi-gelten-in-bayern-als-verfassungsfeindlich-1.1647727 ''„Die Freiheit“ und PI gelten in Bayern als verfassungsfeindlich''.] In: ''Süddeutsche Zeitung'', 12. April 2013. Abgerufen am 26. Oktober 2015.</ref> wird die Flagge als Symbol gegen angebliche Fremdherrschaft durch das Ausland angesehen. Das skandinavische Kreuz sei ein „Bekenntnis zu nordischer Kulturtradition“ und die „Antwort der Widerstandskämpfer auf einen unchristlichen Staat“.<ref name="SZ" /><ref name="NgN">[http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/service-was-ist-das-eigentlich-immer-f%C3%BCr-eine-fahne-mit-kreuz-bei-pegida-und-co-9970 ''Service: Was ist das eigentlich immer für eine Fahne mit Kreuz bei Pegida und Co.?''] In: [[Netz gegen Nazis]], 12. Januar 2015. Abgerufen am 19. Oktober 2015.</ref> Teile der [[Neue Rechte|Neuen Rechten]] sehen die Flagge als Zeichen des „Geheimen Deutschlands“.<ref>Christina Hebel: [http://www.spiegel.de/politik/deutschland/pegida-warum-in-dresden-die-kreuz-flagge-weht-a-1045600.html ''Symbolik bei Demos: Warum bei Pegida die Kreuz-Fahne weht''.] In: ''Spiegel Online'', 29. Juli 2015.</ref>

[[Sven Felix Kellerhoff]] nannte in der ''[[Die Welt|Welt]]'' die Verwendung der Flagge durch rechte [[Populismus|Populisten]] ein „Fehlurteil“, beruhend „auf fundamentaler historischer Unkenntnis“. „Entsetzt“ zeigte sich Josef Wirmers Sohn Anton. Es sei im Grunde die Verdrehung all der Ideen, welche die Flagge seines Vaters darstelle. Wichtig sei, „aufzuklären, welchen Ursprung die Fahne hat und welche Vorstellungen damit verbunden waren. Die Wirmer-Fahne steht nicht für einen abstrakten Widerstandsbegriff. Sie steht vor allem für eine freiheitliche und tolerante Gesellschaft.“<ref name="Spiegel" /> Die [[Frankfurter Allgemeine Zeitung]] zitiert Robert von Steinau-Steinrück, den Vorsitzenden der [[Stiftung 20. Juli 1944|Stiftung 20.&nbsp;Juli 1944]], mit der Bewertung, das Schwenken der Wirmer-Fahne auf extremistischen und fremdenfeindlichen Veranstaltungen verhöhne das, wofür Josef Wirmer gestanden habe: eine freiheitliche und tolerante Gesellschaft.<ref>Matthias Gafke: [http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/afd-instrumentalisiert-bewegung-des-20-juli-um-graf-stauffenberg-14423288-p2.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2 ''Wie sich Rechtspopulisten zu Widerstandskämpfern stilisieren''] In: [[Frankfurter Allgemeine Zeitung|F.A.Z.]], 7. September 2016, abgerufen am 7. September 2016.</ref> [[Jan Schlürmann]] schreibt in seinem Beitrag für die [[Konrad-Adenauer-Stiftung]] über die Wirmer-Flagge, hier geschehe eine „Enteignung eines ehrwürdigen und traditionsreichen Symbols der Christlichen Demokratie“.<ref name="S342" />

== Literatur ==
* Arnold Rabbow: ''A Flag Against Hitler. The 1944 National Flag Proposal of the German Resistance Movement'', in: The Flag Bulletin, XXII:3–4, No. 100 (Mai–August 1983), Ottfried Neubecker Festschrift, Hg. vom Flag Research Center, Winchester (Massachusetts), ISSN 0015-3370, S. 167–181.
* Arnold Rabbow: ''Christlich-Demokratische Union'', in: dtv-Lexikon politischer Symbole, München: 1970, S. 53–54.
* Arnold Rabbow: ''Visuelle Symbole als Erscheinung der nicht-verbalen Publizistik'' (= Arbeiten aus dem Institut für Publizistik der Universität Münster; Bd. 3), Münster: 1968, zugl. Phil. Diss., S. 267–291.
* [[Jan Schlürmann]]: [https://www.academia.edu/27248352/Die_Wirmer-Flagge_-_die_wechselhafte_Geschichte_eines_vergessenen_Symbols_der_deutschen_Christlichen_Demokratie_in_Historisch-Politische_Mitteilungen._Archiv_f%C3%BCr_Christlich-Demokratische_Politik_22_2015_S.331-342 ''Die „Wirmer-Flagge“ – die wechselhafte Geschichte eines vergessenen Symbols der deutschen Christlichen Demokratie''], in: Historisch-Politische Mitteilungen. Archiv für Christlich-Demokratische Politik 22 (2015), S. 331–342.
** [https://www.academia.edu/27491987/Farbtafeln_zum_Beitrag_Die_Wirmer-Flagge_._Die_wechselhafte_Geschichte_eines_vergessenen_Symbols_der_deutschen_Christlichen_Demokratie_in_der_Publikation_nicht_abgedruckt Die Wirmer-Flagge, ihre Vorläufer und Ableitungen 1926/44–2015] (zwei später hinzugefügte Farbtafeln zum Artikel).

== Weblinks ==
{{Commonscat|German flag proposed by Josef Wirmer|Wirmer-Flagge}}
* [[Flags of the World]]: [http://www.crwflags.com/fotw/flags/de!1949.html#res ''Josef Wirmer’s “Resistance Flag” proposal 1944'']
* Flags of the World: [http://www.crwflags.com/fotw/flags/de%7Dfdp50.html ''Free Democratic Party: Flags in the 1950s (Germany)'']

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Lesenswert|20. September 2016|158070460}}

[[Kategorie:Flagge (Deutschland)]]
[[Kategorie:Attentat vom 20. Juli 1944]]