Quelltext der Seite Woiwodschaft Schlesien (1920–1939)

{{Infobox Verwaltungseinheit
| NAME               = Woiwodschaft Schlesien
| AMT-NAME           = Województwo śląskie
| BILD-LAGE          = Woiwodschaft Schlesien 1931.svg
| BILD-LAGE-BESCHREIBUNG   = Woiwodschaftsgrenzen von 1931
| WAPPEN             = POL województwo śląskie II RP COA.svg
| STAAT              = [[Zweite Polnische Republik|Polen]]
| HAUPTSTADT         = [[Katowice|Kattowitz (Katowice)]]
| FLÄCHE             = 1931: 4216 km²
| EINWOHNER          = 1.295.027 (1931)
| ISO-CODE           = 
| ANMERKUNGEN        = Gebietskörperschaft mit gewähltem Landtag und Selbstverwaltung im Rahmen der [[Zweite Republik Polen|Zweiten Republik Polen]].
| BILD1              = 
| BILD1-BESCHREIBUNG = 
}}
Die '''Woiwodschaft Schlesien''' ({{PlS|Województwo śląskie}})<ref>Ustawa z dnia 18. Oktober 192, Änderung des Art. 36 Ustawy Konstytucyjnej vom 15. Juli 1920 ({{Webarchiv|url=http://isip.sejm.gov.pl/DetailsServlet?id=WDU19210850608+1945%2405%2407&min=1 |wayback=20140907192055 |text=Dziennik Urzędowy 1921, nr 85, poz. 608}})</ref> war eine Verwaltungseinheit, in der Teile [[Oberschlesien]]s zusammengefasst waren, die nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] 1920 von [[Österreich-Ungarn]] und 1922 vom [[Deutsches Reich|Deutschen Reich]] an [[Polen]] abgetreten worden waren. Sie war von 1922 bis 1939 eine autonome [[Woiwodschaft]] in der [[Zweite Polnische Republik|Zweiten Polnischen Republik]] mit der Hauptstadt [[Katowice]].

== Geografie ==
Die Woiwodschaft Schlesien war flächenmäßig die kleinste Woiwodschaft der Zweiten Republik Polen, ihre Fläche betrug im Jahr 1921 4216&nbsp;km² und ab 1938, nachdem das von Polen besetzte [[Olsagebiet]] der Woiwodschaft angeschlossen wurde, kurzzeitig 5021&nbsp;km².

== Geschichte ==
Die Autonomiegrundlagen bestimmte das [[Gründungsstatut der Woiwodschaft Schlesien]] vom 15. Juli 1920. Sie bestand damals nur aus dem zu Polen gekommenen Teil des ehemaligen [[Österreichisch-Schlesien|österreichischen]] [[Teschener Schlesien]]. Bei dessen Teilung wurde die Stadt Teschen in einen [[Cieszyn|polnischen]] und einen [[Český Těšín|tschechischen Teil]] gespalten. In ihren späteren Grenzen existierte die Woiwodschaft erst zwei Jahre später ab Juni 1922, als [[Ostoberschlesien]] kraft des [[Friedensvertrag von Versailles|Versailler Vertrags]] unter der Berücksichtigung der [[Volksabstimmung in Oberschlesien]] an Polen abgetreten und an die Woiwodschaft angeschlossen wurde. In der Zeit der [[Sanacja]] gab es kontroverse Pläne der Angliederung der Powiate Częstochowski mit [[Częstochowa]], Zawierciański mit [[Zawiercie]] und Będziński (siehe [[Zagłębie Dąbrowskie]]) aus der [[Woiwodschaft Kielce (1919–1939)]] und der westlichen Teile der Powiate Chrzanowski mit [[Jaworzno]] und Oświęcimski mit [[Oświęcim]], sowie die ganzen Powiate Bialski mit [[Biała Krakowska]] und Żywiecki mit [[Żywiec]] aus der [[Woiwodschaft Krakau (1920–1939)]]. Die Pläne wurden bis zum Zweiten Weltkrieg in der Presse angestrengt debattiert und teilten die öffentliche Meinung (sie wurden ''de facto'' zum großen Teil im Jahr 1998 verwirklicht).<ref>Dariusz Majchrzak: [https://kurierhistoryczny.pl/artykul/slaska-autonomia-dla-zaglebia-dabrowskiego-sprawa-wlaczenia-zaglebia-dabrowskiego-do-wojewodztwa-slaskiego-w-ii-rp,411 ''Śląska autonomia dla Zagłębia Dąbrowskiego? Sprawa włączenia Zagłębia Dąbrowskiego do województwa śląskiego w II RP''] (polnisch)</ref> Am 3. September 1939 wurde die Woiwodschaft mit dem Beginn der deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg abgeschafft. Das Gebiet der Woiwodschaft wurde an den [[Regierungsbezirk Kattowitz]] angeschlossen, der wurde auch mit dem neuen „Ostoberschlesien“ (die Landkreise Blachstädt, Warthenau, Ilkenau, Krenau, Bielitz und Saybusch) erweitert. Formell wurde die Woiwodschaft am 6. Mai 1945 vom kommunistischen [[Krajowa Rada Narodowa]] (Nationaler Staatsrat) aufgelöst, der auch die Autonomie aufhob.

== Woiwoden der Woiwodschaft Schlesien ==
: 1922{{0|–9999}}: [[Józef Rymer]]
: 1922–1923: [[Zygmunt Żurawski]]
: 1923–1924: [[Antoni Schultis]]
: 1923–1924: [[Tadeusz Koncki]]
: 1924–1926: [[Mieczysław Bilski]]
: 1926–1939: [[Michał Grażyński]]

== Bevölkerung ==
Die [[Bevölkerungsdichte]] war mit 299 Personen pro km² die höchste aller Woiwodschaften im Polen der Zwischenkriegszeit. Bei der [[Volkszählung]] von 1931 gaben 92,3 % der Bevölkerung Polnisch und 7 % [[Deutsche Sprache|Deutsch]] als ihre [[Muttersprache]] an. Der Anteil der [[Polen (Ethnie)|Polen]] war auf dem Lande mit 95,6 % der Bevölkerung überdurchschnittlich hoch, während [[Deutsche Minderheit in Polen|Deutsche]] mit 12,9 % der Stadtbevölkerung dort fast doppelt so stark vertreten waren wie in der Woiwodschaft insgesamt.<ref>Drugi Powszechny Spis Ludności z dnia 9 grudnia 1931 (''2. Volkszählung vom 9. Dezember 1931''), Herausgeber: Główny Urząd Statystyczny Rzeczypospolitej Polskiej</ref>

== Wirtschaft ==
Die Woiwodschaft Schlesien zählte zu den höchstentwickelten und reichsten Woiwodschaften der Zweiten Republik Polen. Ihre Wirtschaft basierte auf dem Bergbau und der Metallindustrie. 1923 stammte von dort 73 % der [[Steinkohle]]n-, 87,7 % der [[Zink]]-, 71 % der [[Stahl]]- und 99,7 % der [[Blei]]produktion Polens.<ref>Popiołek: ''Śląskie dzieje.'' Seite 376.</ref> Die Schienennetzdichte war die höchste in Polen und betrug 18,5&nbsp;km pro 100&nbsp;km². In der Wirtschaft der Autonomen Woiwodschaft war stark ausländisches Kapital engagiert, vor allem deutsches, da viele Unternehmen schon vor der neuen [[Oberschlesien#Volksabstimmung und Teilung 1922|Grenzziehung]] in dem Gebiet präsent und danach in beiden Nachbarländern aktiv waren. Später kam auch verstärkt französisches, belgisches und amerikanisches Kapital hinzu, die deutschen Unternehmen hingegen zogen sich aufgrund der angespannten deutsch-polnischen Beziehungen, die ab 1925 im [[Deutsch-Polnischer Zollkrieg|Zollkrieg]] ihren vorläufigen Höhepunkt erreichten, zurück. Erklärtes Ziel deutscher Außenpolitik dieser Zeit war es, Polen wirtschaftlich und politisch zu destabilisieren oder gar zum Bürgerkrieg zu drängen und so die Revision der Grenzen zu erreichen.<ref>[https://www.zeit.de/1991/04/mit-den-waffen-der-wirtschaft/komplettansicht ''Mit den Waffen der Wirtschaft.''] vom Wolfgang Zank</ref> Die wirtschaftlichen Sanktionen trafen die Wirtschaft der Autonomen Woiwodschaft besonders hart und hätten beinahe ihren Zusammenbruch herbeigeführt. Die Lage konnte dank Subventionen aus Warschau, dem Streik der englischen Bergleute und der amerikanischen Investitionen in die Stahlindustrie wieder etwas stabilisiert werden.

== Verwaltungsgliederung ==
{| class="wikitable sortable" | style="width: 75%"
! style="width: 32%" | [[Powiat]]
! style="width: 8%" | Fläche (km²)
! style="width: 11%" | Einwohner.³
! style="width: 32%" | Kreisstadt
! style="width: 11%" | Einwohner
|-
| Powiat bielski¹
| align="right" | 314
| align="right" | 84.916
| [[Bielsko]] ¹
| align="right" | ³ 22.332
|-
| Powiat cieszyński
| align="right" | 664
| align="right" | 81.087
| [[Cieszyn]]
| align="right" | 15.324
|-
| Powiat katowicki¹
| align="right" | 170
| align="right" | 341.203
| [[Katowice]] ¹
| align="right" | ³ 126.058
|-
| Powiat królewskohucki¹, ²
| align="right" | 6
| align="right" | 101.977
| [[Królewska Huta]] ²
| align="right" | ³ 101.977
|-
| Powiat lubliniecki
| align="right" | 706
| align="right" | 45.232
| [[Lubliniec]]
| align="right" | 5.566
|-
| Powiat pszczyński
| align="right" | 1072
| align="right" | 162.015
| [[Pszczyna]]
| align="right" | 7.660
|-
| Powiat rybnicki
| align="right" | 893
| align="right" | 212.829
| [[Rybnik]]
| align="right" | 19.268
|-
| Powiat świętochłowicki
| align="right" | 83
| align="right" | 201.176
| [[Świętochłowice]]
| align="right" | 26.706
|-
| Powiat tarnogórski
| align="right" | 250
| align="right" | 64.592
| [[Tarnowskie Góry]]
| align="right" | 13.582
|-
| colspan=5 align="left" bgcolor="#F2F2F2" | ¹ <small> Kreisfreie Städte, davon Bielsko und Kattowitz ab 1930</small>
|-
| colspan=5 align="left" bgcolor="#F2F2F2" | ² <small>1934 umbenannt in [[Chorzów]] bzw. Powiat chorzowski</small>
|-
| colspan=5 align="left" bgcolor="#F2F2F2" | ³ <small> Stand 1931 </small>
|}

== Literatur ==
* F. Serafin (Redaktion): ''Województwo Śląskie.'' [[Schlesische Universität]], Kattowitz 1996.

== Fußnoten ==
<references/>

{{Navigationsleiste Woiwodschaften der Zweiten Polnischen Republik}}

[[Kategorie:Woiwodschaft Schlesien]]
[[Kategorie:Woiwodschaft der Zweiten Polnischen Republik|Schlesien]]
[[Kategorie:Geschichte (Schlesien)]]