Benutzer:Marcus Cyron/Wikigedanken

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Nummer Eins

Eigentlich hatte ich gar nicht vor, so schnell wieder hier aufzutauchen. Für die, die mich mögen, schätzen, respektieren oder froh sind, dass ich hier was beisteuere (also meine Anwesenheit etwas mehr nutzt als schadet), bleibt nur die Erkenntnis, dass es gut war, dass Frank Schulenburg meine Telefonnummer hatte. Die anderen müssen diesen Umstand eben verfluchen, man kann es nicht allen recht machen. Er hat so eine Art an sich, die es einem nahezu unmöglich macht, nach einer Stunde des Gesprächs nicht wieder zu kommen.

Eigentlich bin ich nicht wankelmütig und es wäre nicht das erste Mal, dass ich einen Abschied aus einem Projekt durchgezogen hätte, so leid es mir auch getan hätte, und eigentlich hatte ich mit der Wikipedia schon abgeschlossen – und ich denke auch, dass ich sie heute anders sehe. Distanzierter und kritischer, was nicht heißt, dass ich nicht schon immer auch kritisch auf das Projekt geblickt hätte. Aber ich muss sagen, dass das Projekt in meinen Augen ein massives Strukturproblem hat. Die Mehrheit denkt allen Ernstes, man könne heute, nach 500.000 Artikeln und einer hohen sechsstelligen Anzahl angemeldeter Benutzer, so weiter werkeln wie bisher – „es ist ja noch immer gut gegangen...“. Aber das wird es nicht. Für mich steht das Projekt am Scheidepunkt, kurz vor dem Kollaps. Wenn die Community nicht endlich mal ihren fetten Arsch hoch bekommt und Strukturreformen einleitet, geht das so wichtige und tolle Projekt den Bach runter.

Ob es nun so ist, dass die pseudodemokratischen Strukturen in der Wikipedia dazu führen, dass sich hier mittlerweile Leute tummeln, denen nichts am Projekt liegt, oder dass mit dem Wachstum des Projektes Leute nach oben gespült werden, die weder einen Sinn dafür haben, noch Ahnung von Artikeln oder gar Autoren sind. Aber darum geht es hier. Nicht um die Verwaltung. Es ist immer wieder faszinierend, es passiert in der Menschheitsgeschichte immer wieder dasselbe. Es gibt Leute, die sich den Arsch aufreißen. Und das tun sie gern. Aber dann fällt ein wenig Verwaltungskram nebenher an. Dann finden sich Leute, die das übernehmen. Manche machen es nur nebenher, aber für manche wird dieses dann zur Berufung. Schon das sollte es nicht sein. Aber irgendwann werden dann Verwalter hochgespült und ehe man es sich versieht, wird das Projekt von Leuten verwaltet, die mit dem Projekt doch gar nichts mehr am Hut haben. Interessanterweise erdreisten sich häufig die Leute, über andere Artikel zu urteilen, die selbst kaum etwas hier beisteuern. Das Projekt muss endlich wieder von denen übernommen werden, die die Substanz beisteuern: von den Autoren. Es muss Schluss sein mit der Babelmanie und anderen Nebenprodukten, die mit dem Projekt doch nichts mehr zu tun haben. Und es kann nicht sein, dass die Leute, die nichts beisteuern, nur aufgrund ominöser Editregeln genauso viel zu sagen haben, wie Autoren, die hier zum Teil wunderbare Artikel verfasst haben.

Und wenn ich solche Schwachsinnswörter wie Relevanz höre, platzt mir fast der Kragen. Was ist Relevanz? Sie liegt immer im Auge des Betrachters. Ein Artikel ist nicht schlecht oder irrelevant, weil ihn womöglich in 100 Jahren nur 5 Leute lesen werden. Ein Artikel kann nur dann irrelevant sein, wenn das Topic schlecht geschrieben ist, Werbung ist oder in dem Sinne irrelevant, wie es beispielsweise Personen sind, die nur mal irgendwann für 3 Monate ältester Deutscher waren, oder Sohn von X, Vater von Y, selbst aber nur Kartoffelpuler (wobei ich nichts gegen Kartoffelpuler gesagt haben will, aber sie gehören eben als Einzelperson nicht in ein Lexikon).

Es kann auch nicht angehen, dass die willigen Mitarbeiter den unwilligen – ich nenne hier mal in erster Linie kindische IPs – hinterher räumen müssen. Das muss unterbunden werden. Und sei es am Ende so, dass man hier nur noch mitarbeiten kann, wenn man sich mit Mailadresse angemeldet hat. Das ist nicht mein Ziel, aber wenn es am Ende die einzige Möglichkeit wäre, das Projekt zu retten, müsste man es tun. Viel zu viele Leute denken immer noch, das Ganze wäre hier nur eine Spielerei. Dabei scheinen sie die Tragweite des Projektes noch nicht verstanden zu haben. Das hier gesammelte Wissen ist frei. Das darf jeder Mensch benutzen, ohne dafür zahlen zu müssen (ja, ich weiß, es setzt immer voraus, dass man Internet hat, oder ähnliches, aber die WP kann einfach nicht alles leisten). Das ist umso wichtiger in einer Zeit, in der Wissen immer teurer wird. Studiengebühren, Patente sogar auf Leben und Buchpreise, die offenbar keine Höhenbegrenzung haben. Und da ist das Licht in der Dunkelheit – zumindest könnte es ein Licht sein. Die Wikipedia. Klar kann man viel kritisieren. Aber das Projekt ist doch auch noch "Work in Progress". Warum wird allenthalben immer wieder gefordert, das Projekt müsse heute schon fertig sein? Wir arbeiten immer noch am Grundbestand und haben da noch für Jahre genug zu tun.

Ein großes Problem ist die Diskussionskultur. Ich habe ehrlich gesagt nicht so sehr das Problem wie viele, dass es mir zu unfreundlich wäre. Mir ist es lieber, ich kann jemandem die Meinung sagen – und der jemand mir – als dass alles hintenrum abläuft. Manchmal ist wie etwas gesagt wird wichtiger, als was gesagt wird. Streit ist gut – wenn man wieder zusammen kommt. Ich habe mich schon oft in der WP gestritten. Später habe ich mittlerweile schon mehrfach gemerkt, dass viele Leute überrascht waren, dass ich danach völlig normal mit ihnen umgegangen bin, sie hier oder da sogar intensiv unterstützt habe. Ich finde das ehrlich gesagt erschreckend. Man hat in der WP offenbar Angst vor offenen Worten – dafür werden die Worte, die offen fallen, persönlich genommen, lange nachgetragen und Grundlage für längere Streitigkeiten. Sowas liegt beispielsweise mir fern. Ich streite mich in der Sache – nicht mit einer Person, die kann ich durchaus schätzen oder mögen. Und nach einem Streit sollte das Ganze gegessen sein. Klar, Ausnahmen gibt es immer und ein halbes Dutzend Leute in der WP haben bei mir auch schon verschissen.

Größtes derzeitiges internes Problem sind wohl die Problembereiche in Sachen Ethnowarrior, Religionskrieger und Politextremisten. Hier müssen wir endlich eine scharfe Linie fahren.

Damit komme ich zum Punkt der Außenwirkung. Oft wird darauf geschielt, was denn nun Außenstehende, allen voran die Presse, von uns denkt. Ich sage: Das ist egal. Wen schert das? Sollen sie meckern. Kritik von Leuten, die nicht mitarbeiten, sollte an uns abperlen. Kritik ohne konstruktive Änderungsvorschläge ist irrelevant. Das heißt aber nicht, dass wir Fehler, auf die wir extern aufmerksam gemacht werden, nicht abstellen sollten.

Es muss endlich dazu kommen, dass sich die Willigen zusammenschließen. Der Status Quo ist auf keinen Fall haltbar. Es müssen neue – die ja nicht immer wirklich neu sind – Grundsätze her:

  • Es gibt nur einen Gott in der Wikipedia, das ist der Autor.
  • Relevanz ist relativ und liegt immer im Auge des Betrachters.
  • Lieber einen vermeintlich irrelevanten Artikel in gutem Zustand haben, als einen relevanten in einem Unzustand.
  • Wer im Projekt nicht mitzieht – immer unter dem Gesichtspunkt, dass wir an einer Enzyklopädie schreiben – muss gehen. Gern auch schnell, ab und an braucht es auch mal Mut zur Willkür.
  • Reden ist gut – aber irgendwann ist alles zerredet. Mehr Taten.
  • Es ist nicht immer wichtig, was gesagt wurde, sondern wie und in welchem Zusammenhang. Lieber einmal ein "Arschloch" durchgehen lassen, als zersetzendes, unterschwelliges Generve und Gepöbel.

Unsere Probleme sind hausgemacht – warum machen wir dann nicht einfach mal einen Hausputz?

22. Januar 2007

Nummer Zwei: Wikipedia Inside

Da ich nicht blogge, aber einfach auch mal Frust ablassen muss, werfe ich mal eine neue Runde meiner Wikipedia-Gedanken ein. Gerade ist ein schon lang erwartetes Buch erschienen: Wikipedia inside von Günter Schuler, der hier auch Mitglied ist. Wenn man einfach mal das Theater im Vorfeld verdrängt, bleibt zumindest bei den Teilen, die ich bisher kenne, die Erkenntnis: Inside ist der Mann nicht wirklich. Es ist eine oberflächliche, zum Teil schlichtweg falsche Darstellung. Aber Wikipedia inside wäre doch interessant. Was hätte man da nicht alles reinschreiben können?

Etwa, dass die Community unglaublich stur und konservativ ist. Kopf in den Sand ist die Devise in weiten Teilen dieser Gemeinschaft. Es ist für viele schlichtweg nicht möglich, mal ein wenig in die Zukunft zu blicken. Was hier auf uns zu kommt. Dafür wird sich gern an ominösen Grundsätzen und Richtlinien festgehalten, ja dahinter verbarrikadiert. Es werden Dinge zu Regeln gemacht, die nachweislich keine sind. Ironischerweise wird aber der Versuch, wirklich dringende Probleme anzugehen, behindert, um nicht zu sagen sabotiert.

Da haben wir die Bürokratenwahl. Es wird behauptet, es solle nur 2 Bürokraten geben. Dabei ist das an keiner Stelle fixiert. Es wird behauptet, Wahlen sollten als Stichwahlen abgehalten werden. „Warum?“ frage ich mich. Auch das ist nirgends festgehalten. NIRGENDS finden sich solche Passus in irgendwelchen Wikipediarichtlinien. Im Gegenteil, die sechs Bürokratenwahlen vor Raymond und Aka liefen ganz normal nach dem Schema von Adminwahlen ab. Anstatt einfach zu sagen „Nein, ich bin der Meinung, wir brauchen keinen dritten Admin“ und einfach gegen den Kandidaten zu stimmen, wird diskutiert und irgendwelcher Nonsens erzählt, die Wahl gar wegen Verfahrensfehlern abgelehnt. Dabei ist alles strikt nach Wikipediaregeln gelaufen. Aber es macht vielen richtig Spaß, an solchen Stellen Demokratie zu spielen (auch wenn das, was sie machen mit Demokratie auch rein gar nichts zu tun hat). Weiterdenken tun diese Leute nicht. Dass, wenn das Single-Login kommt, hier eine große Umbenennungsaktion anstehen wird, geht nicht in die Schädel. Mit fünf oder gar mehr Bürokraten, die eh kaum nennenswerte Funktionen haben, würde das Projekt nicht schlechter fahren. Zumal in keinem anderen Projekt in dieser Frage so rumgesponnen wird. Leute – dann werden eben externe Stewarts auf unserem Projekt arbeiten müssen. Eine peinliche Vorstellung für das qualitative Flaggschiff der Wikipedias, und nur, weil die Community zu phlegmatisch und unbeweglich ist. Interessant auch, das hier auf einmal Personen ihre demokratische Ader entdecken, die zuvor bei der Installation anderer Ämter und der Nominierung von Personen für diese Ämter auf solche Nebensächlichkeiten nicht geachtet haben.

Lustig ist auch, dass es ernsthaft Leute gibt, die meinen, Meyers sei kein Problem, oder gar Pierer. Man stelle sich vor, in dem Projekt, das das aktuellste Lexikon sein möchte – die Wikipedia – stehen Artikel, die aus dem Pierer kommen. Nur mal zur Info: 1857 war Frankreich noch eine Monarchie. Es gab kein vereinigtes Deutschland. Es gab in den USA noch Sklaverei, der Bürgerkrieg hatte noch nicht begonnen. Afrika war eine riesige Kolonie. Ebenfalls Teile Asiens und Amerikas. Und ich will gar nicht mit Darwin anfangen, sonst kommen mir noch die Tränen. Und es gibt ernsthaft Leute, die sowas in dieses Projekt werfen. Es gibt Leute, die auf die Selbstheilung vertrauen. Leute, wacht auf, macht die Augen auf. Das funktioniert nicht. Seit vier Jahren ist das Problem bekannt, es hat sich nichts verbessert. Und das Argument „lieber einen Artikel aus dem Meyers als gar nichts“ ist schlichtweg keines. Wer damit bei den Löschkandidaten argumentieren würde, würde ganz schön was um die Ohren bekommen. Lustig auch, dass es Leute gibt, die behaupten, es gäbe hier kein Problem. Das sind entweder Leute, die das nicht sehen wollen, die von Projekt keine Ahnung (mehr?) haben oder einfach nicht sehen wollen, dass sehr wohl sehr viele Leute ein Problem damit haben. Im übrigen verstehe ich nicht, warum alles dort so polemisch abgehen muaa. Das Meinungsbild gibt beiden Seiten, den Befürwortern und den Gegnern, die Möglichkeit zur Stimmabgabe. Es ist in keiner Weise einseitig. Ich habe natürlich ein Anliegen dabei – aber kann damit auch gut auf die Nase fallen. Bei dem Problemunbewusstsein, das hier zum Teil an den Tag gelegt wird, ist das nicht so unwahrscheinlich. Auch lustig ist, dass offenbar absichtlich falsch interpretiert wird. Da werden seltsame Beispiele gebracht, von wegen „manchmal ist das Meyers die einzige Quelle für bestimmte Biografien“ – was ich erstmal nicht glaube, die ADB ist da sicher weiter. Na schön. Dann nutzt das Meyers als Sekundärliteratur. Abtippen ist nicht! Jeder Meyers-Artikel muss definitiv vor oder während der Nutzung inhaltlich überprüft werden. Wenn man sich ansieht, was da zum Teil für Mist wegen dieses alten Schinkens in der WP rumschwirrt, ist das beschämend.

Jetzt soll auch die Arbeit des Schiedsgerichtes evaluiert werden. Leider weiß ich vor allem aus Gesprächen, dass meine Sicht auf das, was da bisher war, von vielen Personen geteilt wird. Ich bin nur immer der Depp, der so dämlich ist und auch all seine Gedanken preisgibt. Manchmal denke ich Idiot wirklich, dass so etwas in diesem Projekt möglich ist. Na, irren ist menschlich. Wo liegt das Problem eigentlich? Es gibt zwei Interpretationsmöglichkeiten. In der Allmachtsversion wurde bei der Installierung des SG schlicht vergessen, die Kompetenzen des SG richtig zu fixieren. In der Schiedsrichterfassung ist das SG schlicht nur dazu da, Probleme zu schlichten, die anders nicht gelöst werden können. Mit anderen Worten, das SG muss den Schiedsrichter in den Fällen spielen, in denen etwa Vermittlungsausschüsse nichts mehr nützen. Was ist nun aber geschehen? Vor etwa einem Jahr hat die Community in einem recht eindeutigen Votum den Ausschluss von Roman Czyborra beschlossen. Soweit so gut. Nun wollte er jetzt wieder zurück. Mal davon abgesehen, dass ich dafür keine Grundlage sehe, müsste nun wieder die Community darüber entscheiden, denn die ist der Souverän dieses Projektes. Nun wendete sich aber Roman an das Schiedsgericht, das ihm hinten rum die Wiederkehr ermöglichen sollte. Dass das nicht passieren würde, war von Beginn an klar. Nur – das Schiedsgericht hätte auch von Anfang an sagen müssen, dass es für so etwas gar nicht zuständig ist, immerhin geht es hier a) um eine Entscheidung einer großen Communitymehrheit und b) um etwas, das vor der (probeweisen) Installation des SG passiert war. Aber nein – das SG nahm diesen Fall allen Ernstes an. Damit hat es seine Kompetenzen definitiv überschritten und die Einrichtung als solche diskreditiert und dem System Schiedsgericht schon am Anfang alle Lebenschancen genommen. Einen Beigeschmack hat auch, dass außer einer Schiedsrichterin, die aus Befangenheit nicht mitgestimmt hat, auch Schiedsrichter ihr Votum abgaben, die beim Czyborra-Ausschluss abstimmt hatten. Man kann doch nicht den Bock zum Gärtner machen. Und wofür haben die Schiedsrichter dem SG am Ende den Rest gegeben? Für eine Entscheidung, die nichtmal eine war, nur die Feststellung, dass sie nicht zuständig sind. Aber dazu hätten sie den Fall gar nicht anzunehmen brauchen, das habe ich ihnen von Anfang an gesagt. Paradox? Nein! Wikipedia!

Es ist immer wieder frustrierend mit anzusehen, wie Kleingeister und Besitzstandswahrer alle Fortschritte in diesem Projekt blockieren wollen. Nun haben wir uns bei der mittlerweile zweiten Academy in Mainz an Wissenschaftler gewandt, deren Hilfe wir in diesem Projekt so dringend brauchen. Nur wie sollen wir denen denn bitteschön Pierer-Artikel erklären? Auch sonst gibt dieses Projekt derzeit ein miserables Bild ab. Das Internet ist ein so dynamisches Medium – aber in diesem Projekt kommt bald alles zum Erliegen. Klar wird das Artikelwachstum weitergehen. Nur wird man dem riesigen Gebilde Wikipedia, dessen Artikel zu lesen mittlerweile Jahre in Anspruch nehmen würde, mit den alten Strukturen kaum noch Herr. Klar funktioniert hier an vielen Stellen das kreative Chaos. Vor allem im eigentlichen Bereich, dem Artikelbereich. Aber auf der Metaebene hängt und drückt es an so vielen Stellen. Es ist traurig – und zum verzweifeln. Es wäre wohl Stoff für ein Buch. Aber für einen großen Roman.

13. September 2007

Nummer Drei: Wikipedia – Geschichten wie aus 1001 Nacht

Wie mir die Statistik mitteilt, bin ich heute seit 1001 Tagen angemeldeter Mitarbeiter dieses Projektes. Schon komisch. Wenn ich bedenke, was mich dieses Chaos hier schon an Nerven gekostet hat. Ironischerweise war der 1000. Tag einer der miesesten. Es ist zwar nur die deutschsprachige Wikipedia, aber letztlich ist sie durch und durch deutsch. Ob das an der numeralen Mehrheit der Deutschen liegt, oder ob Österreicher, Schweizer und Südtiroler schlichtweg ebenfalls tief im Inneren einfach nur deutsch sind oder deutsch sein einfach nur eine menschliche Regung ist – ich weiß es nicht. Aber deutsch sein ist, sich immer zig mal abzusichern. Steht es nicht in den heiligen Schriften der Wikipedia geschrieben (= Regelwerk) oder wurde es nicht als Gottesurteil (= Meinungsbild) erlassen, ist alles verboten. Man kann in diesem Projekt mehrere Jahre um den heißen Brei reden und ums Wasser tanzen und zig mal verfluchen, dass nichts vorangeht – wenn dann mal was gemacht wird, kann man sicher sein, dass diese Personen gesteinigt werden. Man hätte ja, es kann nicht sein, da kann ja jeder kommen … Lieber labern wir noch mal mehrere Jahre und bedauern, dass nichts passiert und niemand was macht. Im Meckern ist dieses Projekt wirklich ganz groß. Da schlagen wir nicht nur den Brockhaus, auch den Spiegel, die Bild, die Süddeutsche und die FAZ. Und das mit links.

Nun könnte man sich natürlich zurückziehen und sich dem widmen, das ja der Mittelpunkt dieses Projektes sein sollte. Zumindest war es mal angedacht, dass hier eine Enzyklopädie geschrieben werden sollte. Neuen Stils sogar. Aber das ist schon lange nicht mehr das Ziel derer, die hier meinen, das Sagen zu haben. Und das hat nichts mit Admins oder Nichtadmins zu tun. Das zieht sich durch alle Mitgliederschichten, ob mit oder ohne zusätzlichem Amt. Seitdem ein Regelapparat geschaffen wurde, haben wir natürlich auch die Apparatschiks. Die fühlen sich da sichtlich wohl. Wo die einen die sogenannte Eingangspatrouille machen, um Müll auszusieben, suchen sie schlichtweg nach löschbarem. Und wenn das nicht reicht, nimmt man sich unliebsame Kategorien und „mistet aus“ oder sucht einfach so. Irgendwo findet sich immer etwas, das nach Meinung unserer Apparatschiks nicht in dieses Projekt gehört. Da werden aus Vorlagen zur Arbeitshilfe auf einmal verbotene Themenringe. Schön, wenn man für alles einen Löschgrund findet. Dass diese Regel nur deshalb besteht, damit es nicht zu solchen Unglücken wie der Vorlage zum Nahost-Konflikt auf der en-WP kommt, ist dabei völlig egal. Auch die ständige Anpassung der „Relevanzkriterien“ an das, was die Löschpolizei für richtig erachtet, ist immer wieder nur mit Brechreiz anzusehen. Oder Löschbegründungen mit Dingen, die die Wikipedia angeblich nicht ist. Wikipedia soll keine Datenbank sein? Mittlerweile sind schon größere Mengen strukturierter Daten böse – früher waren es mal unstrukturierte. Man kommt gar nicht mehr mit, wie schnell die Löschpolizei die Regeln an ihre Bedürfnisse anpasst. Und wenn man irgendwann mal nicht mit dem eigenen Kopf durchkommt, macht man es als Antragsteller schlicht doch noch selbst und löscht, was einem nicht genehm ist. Denn man hat ja immer recht. Komischerweise ist hier dieser kurze, ja kürzeste, Dienstweg erlaubt. Aber wehe, irgendjemand versucht, irgendwo verkrustete Strukturen aufzubrechen. Womöglich versucht, einen Bürokraten zu nominieren. Oder inaktive Admins abzuwählen.

Das Projekt wird nur noch dadurch regiert, dass diejenigen mit der größten Chuzpe bei der Durchsetzung ihrer Wünsche die dafür nötige Gewalt an den Tag legen. Klar – demokratisch auf Konsens ausgerichtet kann man dieses Projekt nicht mehr handlen, wie es gestern schon Markus Mueller so schön auf der Diskussionsseite zur Aglarech-Abwahl dargelegt hat. Aber das Gegenteil einer Basis-Demokratie ist weder eine Diktatur noch eine Anarchie. Und auch hier sei es nochmal gesagt – das ist kein Problem zwischen Admins und Nichtadmins. Dazu sind die Admins viel zu inhomogen. Ironischerweise fallen nicht so sehr diejenigen auf, die sich gewählt ausdrücken und machen was sie wollen, sondern Deppen wie ich, die sich an Regeln halten, aber nicht immer nett sind. Lustig finde ich auch, dass ein Teil der Belegschaft nach größtmöglicher Basisdemokratie schreit, die am besten alles Getrolle erlaubt, andere wiederum verlangen die harte Hand des Wikimedia-Staates, der doch bitte alles richten soll. Wikipedia schizophren. Oder einfach nur menschlich? Chaotisch? Wie im Märchen? Doch 1001 Nacht?

30. Dezember 2007

Nummer Vier: Die Schwarze Gefahr

Behauptung - "Wikipedia wird von den Rechten unterwandert". Stimmt das? Antwort: Jein. Natürlich versuchen wie in allen anderen Bereichen alle Seiten und Interessengruppen ihre Sichtweise einzubringen und Tendenzen zu ihrer Seite zu verschieben. Bei den Rechten äußert sich das weniger in kompletten Fälschungen als in Relativierungen. Eigentlich war Xyz ja gar kein Nazi. Er war doch nur in die Rolle gerutscht, weil die Umstände so unglücklich waren.... Glücklicherweise haben diese Geschichtsklitterungen kaum noch eine Chance auf Erfolg. Ob man von Mord oder Hinrichtung an Naziopfern spricht ist ebenfalls stark umkämpft. Und nicht selten absurdes Theater, da beide Begriffe nachweislich richtig sind. Aber mit all dem kann man Leben. Was einem das Leben hier versaut sind die von Schuler aufgestachelten Diskutierer, die einen Rechtsruck erkennen wollen. Absurdes Theater. Fängt schon damit an, daß das nun wirklich keines der großen Schlachtfelder ist. Geht damit weiter, daß dort ein Haufen linker Gerechtigkeitssocken unterwegs ist. Ja was ist denn das für ein Verhalten? Man ist so moralisch, moralin-sauer, von sich überzeugt, aber traut sich nichtmal mit dem eigenen Nick dorthin. Feiges Gehabe. Kaum ein Mitarbeiter ist so verzichtbar, wie die Diskussionssocke. Diese Typen vergrätzen einem wirklich das Leben hier. Und das nicht nur in dem Bereich. Obwohl das nicht nur für die Socken zutrifft. Es gibt Admins, die vier Jahre beim Projekt sind, sie trotzdem seitdem kaum Substantielles beigetragen haben. Der Vorteil dieses Projektes, die Diskussion zur Verbesserung der Inhalte, verkehrt sich hier ins Gegenteil. Der Diskutant des Modells Brumfuss, der aus einer Warte der vermeintlich moralischen Überlegenheit heraus alle anderen Abwertet, ist wenn man nichts gegen diese Stillosigkeit unternimmt eines Tages der Ende dieses freien Projektes.

21. Juni 2008

Orwellesk

Und man bekommt es immer wieder serviert. Es gibt hier Leute die gleicher sind als gleich. Manch ein Admin kann es sich leisten die Regeln auszulegen wie er will, sie zu strecken, beugen und mißachten - er kommt immer wieder davon. Jedes Adminproblem verläuft im Sande oder wird ausgesessen. Wenn ich bedenke, was einzelne Fehler von manchen Leuten hier so für Theater nachziehen, was dafür Andere hier mit dauerhaftem Unsinn durchkommen, erschreckt es mich. Marcus Cyron 18:18, 27. Aug. 2008 (CEST)