Diskussion:Water-Newton-Schatz

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Bei dem Water- Newton- Schatzfund handelt es sich um einen frühchristlichen Silberschatz, der 1975 bei Water- Newton (bei Peterborough in Zentralengland) gefunden wurde. Er besteht aus einem Gold- und 27 Silberobjekten. Heute befindet sich der Schatz im British Museum in London. Der Water- Newton- Schatz ist der frühste bekannte christliche Silberschatz aus dem römischen Reich.


Fundgeschichte und Fundort

Während eines Spaziergangs über ein gepflügtes Feld sah ein Hobbyarchäologe verschlissene Metallfragmente, die sich als Teil eines Schatzes herausstellten. Der Finder beschrieb ausführlich wie die einzelnen Objekte sorgfältig ineinander lagen. Am 10.09.1975 erklärte das Gericht, dass der Schatz Besitz des Staates ist. Seitdem befindet er sich im British Museum in London. Das Feld, auf dem der Silberschatz gefunden wurde, ist Teil der altrömischen Stadt Durobrivae. Durobrivae lag an einer Straße, die einige der wichtigsten römischen Städte Britanniens, wie York und Lincoln im Norden und Colchester und London im Süden, miteinander verknüpfte. Zudem lag die Stadt im Zentrum eines der landesweiten wichtigen Industriekomplexe, wie Metall- und Keramikmanufakturen (besonders im 3. und 4. Jahrhundert). Da der Schatz sorgfältig hinterlegt aufgefunden wurde, geht man davon aus, dass er aus den verschiedensten Gründen vergraben wurde, wie zum Beispiel antichristliche Verfolgungen oder Überfälle.

Zusammensetzung des Schatzes

Der Schatz beinhaltet neun Gefäße und 18 Täfelchen. Einige Objekte sind durch das Pflügen des Ackers oder das Bergen des Schatzes leicht bis stark beschädigt. Zu den Gefäßen gehören: ein dekorierter Silberkrug, eine dekorierte Silberschale oder Hängelampe, eine Silberschale, zwei beschriftete Silberschalen, ein Kantharos, ein großer Silberteller, Fragmente eines Silberkruges, ein Silbersieb.

Dekorierter Silberkrug

Der Krug hat eine Höhe von 20,3 cm, einen Durchmesser von 11,6 cm und ein Gewicht von 534 g. Anhand von Lotmarken am Krug ist anzunehmen, dass dieser ursprünglich mit einem Griff versehen war, der nun fehlt. Das Gefäß hat einen umgestülpten, hochstehenden Rand und einen hohen fein säuberlich profilierten Fußring. Der Hals des Kruges besteht aus drei dekorierten Zonen. Die oberste Zone zeigt ein Gehänge aus Blattformen. Die zweite hat einen schmalen Rand mit S- gewundenem Zierband. Die unterste Zone besteht aus aufrechtstehenden akanthusähnlichen Blättern. An der Schulter des Kruges befindet sich eine schmale einfache Zone. Drei weitere Zonen folgen auf dem Körper. Die oberste Zone besteht aus einer Leiste von Akanthusblätter und neun bis zehn Rosenblüten. Im Zentrum sind die Blumen und die Akanthusknospen mit sehr kleinen Ringen verziert. Unterhalb dieser Zone befindet sich ein schmaler Rand, der dem am Hals sehr ähnlich ist. Die unterste und letzte Zone ist ca. 7,5 cm hoch. Sie besteht aus Akanthusknospen und vollständig geöffneten Blättern, die mit einigen kleinen einfachen Rosen durchsetzt sind. Der Krug kann der Gruppe zugeordnet werden, die eine deutliche Abgrenzung zwischen dem Hals und dem eiförmigen Körper aufweist und über keinen separaten Fuß verfügt.

Dekorierte Silberschale (Hängelampe)

Die dekorierte Silberschale oder auch Hängelampe hat eine Höhe von ca. 10 cm und einen Durchmesser von 18-19 cm. Zudem wiegt sie ca. 220,4 g. Das Gefäß ist sehr beschädigt und es gibt über 50 Fragmente. Der untere Bereich der Schale ist aus dünnem Silber und kunstvoll verziert. Die Basis ist leicht gewölbt und die Profilkurve geht leicht nach oben. Vermutlich endet sie in einer kleinen Ebene senkrecht oder in einem umgestülpten Rand. Zwei Ringe und Teile einer Kette gehören ebenfalls zu der Schale. Die Ringe haben überlappende Enden und der kleinere Ring ist zum Teil mit dem Rand befestigt. Einer der Ringe ist mit einer siebenblütigen Rose geschmückt und mit einem Abschnitt des Randes vernietet. Das Dekor der Schale ist in neun Zonen gegliedert: (1) ein Blattrand aus Astragalus zwischen gepunkteten Linien, (2) eine Zone aus vier Blattreihen, (3) Astragalus zwischen zwei gepunkteten Linien, (4) eine Zone aus Kreisen mit gepunktetem Rand und fünf Punkten im Zentrum, (5) Astragalus zwischen gepunkteten Linien, (6) wie 4, (7) drei Astragalususreihen (8)Fischgrätenmuste,(9)Astragalus. Die Lampe wurde durch häufiges Aufglühen gefertigt. Die Oberfläche wurde abgeschabt und unter Verwendung einer Drehbank von unterschiedlichen Seiten gestanzt. Die Kette wurde aus Draht hergestellt, der möglicherweise durch Hämmern gezogen oder aus einem Streifen gemacht wurde, welcher mit Hilfe von Nieten befestigt wurde. Die Schüssel hatte vermutlich drei Ösen. Die Ringe und Ketten deuten daraufhin, dass sie von der Außenseite betrachtet werden sollten.

Silberschale

Hierbei handelt es sich um eine undekorierte Schale mit einem leicht umgestülpten Rand und einem gewölbten Boden. Sie ist ca. 16 cm lang, 9 cm breit und hat ein Gewicht von 258,3 g. Unterhalb des Randes wurden einige Linien gezogen

Beschriftete Silberschale

Die tiefe, beckenförmige Schale mit leicht gewölbtem Boden aus dünnem Metall (unter 1 mm) weist eine Höhe von 12,4 cm auf, einen Durchmesser von ca. 15 cm und ein Gewicht von ca. 260,5 g. Der Rand der Silberschale ist ausladend und enthält eine Inschrift. Die Schale ist stark beschädigt und nur etwa die Hälfte ist erhalten. Ein Fragment gehört zum Rand und enthält einen Teil der Inschrift. Deren Buchstaben sind Doppellinien und haben eine Höhe von ca. 1,3 cm. Außerdem wurden sie mit einem scharfen Werkzeug eingraviert. Die Aufschrift lautet wie folgt: RVNT (es sind die letzten Buchstaben eines Verbs) (Chi- Rho mit Alpha und Omega) INNOCENTIAETVIVENTIA. Es ist eine Widmung an Gott und kann folgendes bedeutet: Innocentia und Viventia übergeben das Gefäß an Christus. Christus ist durch das Monogramm anwesend.

Beschriftete Silberschale

Die zweite beschriftete Silberschale hat eine Höhe von ca. 11,5 cm, einen Durchmesser von 17 cm und wiegt etwa 662,9 g. Auch sie ist tief und hat einen leicht gewölbten Boden und Rand. Eine Seite und ein Teil des Bodens sind zerstört. An dem äußeren Boden ist ein Name in ordentlichen Buchstaben, ca. 7 cm hoch, geschrieben. Um den Rand herum befindet sich eine längere Inschrift in den gleichen Buchstaben. Die Aufschrift am Boden zeigt den Namen PVBLIANVS. Der längere Schriftzug lautet wie folgt: (Chi- Rho mit Alpha und Omega) SANVM ALTARE TVVM D (Chi- Rho mit Alpha und Omega) OMINE SVBNIXVS HONORO. Dies ist eine Verszeile, ein Daktylus Hexameter, und kann folgende Bedeutung haben: „O Herr, ich, Publianus, der sich auf dich verlässt (oder „ dir unterliegt/ dein Knecht), ehrt dein größtes Heiligtum“. SVBNIXVUS bedeutet das Verbeugen der Zelebrierenden über dem Altar oder die Knienden. Vielleicht ist dies eine vergessene Form einer Messe.

Kantharos

Das Gefäß ist 12,5 cm hoch, hat einen Durchmesser von 11 cm und wiegt mit den Griffen ca. 315,7 g. Zu dem Kantharos gehören zwei spitzbögige Griffe, die abgelöst aufgefunden wurden. Es ist undekoriert und die Oberfläche wurde poliert. Das Innere des Gefäßes zeigt Hammerschläge. Die Position der Griffe wird durch Lotmarkierungen angedeutet. Der Rand ist verdickt und sehr gut ausgearbeitet. Der niedrige konische Fuß hat einen verdickten Rand und ist durch eine quadratische Niete mit dem Körper verbunden. Die Verbindung zwischen Fuß und Körper zeigt einige grüne Korrosionen. Die Griffe sind aus einfachen flachen Abschnitten, in Tropfenform gefertigt und erheben sich über den Rand.

Silberteller

Der Silberteller ist mit einer Höhe von 5,3 cm, einem Durchmesser von ca. 27 cm (der Durchmesser mit dem Rand ist ca. 33,5 cm) und einem Gewicht von 1304,7 g das größte Objekt des Schatzes. Als der Schatz gefunden wurde, befanden sich wahrscheinlich die anderen Objekte in diesem Teller. Es gibt eine zentrale Vertiefung (ø 3mm), die durch das Drehen des Tellers entstand und einen zweiten kleinen Punkt. Innerhalb des inneren Ringes befindet sich ein großen Chi- Rho, welches nur leicht eingeschnitten ist. Das Rho hat einen gebogenen Ausläufer.

Silberkrug

Der Silberkrug ist nur noch in Fragmenten erhalten, wobei der Körper ganz verloren gegangen ist. Der Mund und der Hals wurden aus einem gemeinsamen Guss gemacht. Mehrere horizontale Linien umschließen den Hals und es befinden sich Löcher am Rand, die vielleicht für die Befestigung eines Deckels bestimmt waren. Die Fragmente haben eine Gesamthöhe von 10,5 cm, einen Durchmesser von 6,3 cm und ein Gewicht von 151 g.

Silbersieb

Der Löffel ist 20,2 cm lang und besitzt einen „Behälter“, dessen Durchmesser 6 cm beträgt. Insgesamt wiegt der Löffel 64,4 g. Der sog. „Behälter“ des Siebes ist von zwei Kreisen und zwölf strahlenförmigen Linien aus kleinen Löchern durchbohrt. Jede strahlenförmige Linie endet ebenfalls in einer Gruppe von Löchern. Es gibt einen separaten silbernen Ring mit einem segmentierten Muster auf der Oberfläche, die zum Rand passt. Der Griff war abgebrochen und wurde in der damaligen Zeit mit drei größeren Nieten repariert. Den Abschluss bildet eine Scheibe von ca. 1,9 cm Durchmesser. Die Scheibe trägt in gestanzten Punkten das Chi- Rho, Alpha und Omega in einem Kreis. Zudem hat das Silbersieb eine Stielbefestigung mit eingraviertem Dekor.

Silbertäfelchen

Alle Täfelchen sind Dreiecke und besitzen ein Muster, welches an Blätter oder Federn erinnert. Viele von ihnen sind mit einem Chi- Rho mit Alpha und Omega geschmückt. Ein Täfelchen hat auch eine Inschrift. Sie sind zwischen 3,8 und 7,8 cm groß. Einige sind vergoldet. Zwei dieser Täfelchen sind besonders auffällig. In einem der beiden befindet sich im obersten Teil ein Medaillon, welches von kleinen Perlen abgegrenzt wird. In dem Medaillon sind Chi- Rho und Alpha und Omega im Relief eingearbeitet. Das Chi- Rho ist vergoldet. Im Zentrum ist ein kleines Loch, welches von vorne ausgestanzt wurde. Zu dem Täfelchen gehört eine goldene Scheibe, die einen Durchmesser von ca. 4,9 cm und ein Gewicht von 4,5 g misst. Die Scheibe besteht aus sehr dünnem Gold. Sie hat im Zentrum ein Loch mit einem Durchmesser von 2 mm. Das Rho hat einen gebogenen Ausläufer und das Omega ist verkehrt herum. Um das Monogramm verläuft ein einfacher Kreis. Der Rand des Medaillons besteht aus ausgestanzten Punkten. Das zweite Täfelchen, welches nur noch als Fragment erhalten ist, hat neben dem Chi- Rho eine Inschrift. Es ist ca. 10 cm breit und 8,7 cm hoch. Das Medaillon dieses Objekts hat einen Durchmesser von 5,5 cm. An der Kante des Fragments verläuft die Inschrift im Relief. Die Buchstaben sind nicht einheitlich und einige sind spiegelverkehrt. Unter diesen befindet sich ein Loch, welches von vorn durchbohrt wurde und ein einfacher Kreis im Relief, in dem ein Chi- Rho enthalten ist. Das Rho zeigt einen deutlichen Ausschwung. Das Omega befindet sich links und ist geformt wie ein „M“. Das Alpha ist abgebrochen. Der Schriftzug lautet folgendermaßen: ANICILLA VOTVM QUO(D) PROMISIT CONPLEVIT und kann übersetzt werden mit: „ Anicilla hat das Gelübde, welches sie versprach, erfüllt“. Dies ist eine typische Widmungsinschrift. Die Täfelchen erscheinen sehr ungewöhnlich und sind aus dem heidnischen römischen Kontext bereits bekannt. Jene vom Water- Newton- Schatzfund sind die ersten mit einem christlichen Kontext. Die Täfelchen waren Weihungsobjekte und wurden in der Nähe von Tempelanlagen gefunden. Das Chi- Rho- Monogramm auf den Täfelchen des Water- Newton- Schatzfundes tritt an die Stelle der beschriebenen oder genannten Gottheiten aus dem heidnischen Kult. Einige haben kleine Löcher in der Mitte, was daraufhin deutet , dass die Täfelchen mit kleinen Nieten an Wänden befestigt wurden. Sie wurden bis ins 6./7. Jh. verwendet und waren als Votivgabe von großem Wert.

Datierung und Einordnung

Es gibt Vermutungen, dass die Handwerker die Objekte aus einem festen Repertoire nahmen und sie je nach den Wünschen des Kunden und der Verwendung umgestalteten. Der Teller ist ein gutes Beispiel dafür. In der Regel wurde er für Wohnzwecke genutzt und für den Einsatz in der Kirche mit einer Inschrift versehen. Man kann nur vermuten, dass nicht alle Gefäße in dieser Art für religiöse Zwecke produziert wurden. Die Verwendung des Chi- Rho- Monogramms und der griechischen Buchstaben Alpha und Omega, als auch die Aufschriften der Silberschalen und des Täfelchens machen deutlich, dass es sich um einen religiösen, wenn nicht sogar einen kirchlichen Schatz handelt. In den Objekten sind keine Inschriften von Besitz oder Gewicht eingraviert, so dass man davon ausgehen kann, dass der Schatz nicht Eigentum einer Person oder Familie war, sondern sich im Besitz einer Christengemeinde befand, die ihn für liturgischen Zwecken verwendete. Ob der Schatz zu einer Christengemeinde in Durobrivae gehörte ist nicht bekannt.

Die Datierung des Silberschatzes ist nicht einfach, da die archäologischen Datierungen auf Vergleichen basieren. Die Objekte zeigen nur wenig Ähnlichkeit mit dem bisher bekannten römischen Silber. Die Gefäße sind jedoch mit Gefäßen aus Glas vergleichbar, die aus dem 3. Jh. stammen. Die Verwendung des Chi- Rho- Monogramms selbst gibt einen Hinweis auf die Datierung, da es vermutlich erst mit Konstantin I. 312 n. Ch. als christliches Symbol eingeführt wurde. Eine frühere Verwendung durch Christen kann aber nicht widerlegt werden. Aber auch Ereignisse können den Zeitraum eingrenzen, da Schätze oft aufgrund von Krieg, Verfolgung oder Plünderung von nichtchristlichen Kulturen vergraben wurden. Wegen dieser Hinweise liegt die Vermutung nahe, dass die Datierung des Water- Newton- Schatzes auf das 4. Jh. die wahrscheinlichste ist. Somit stellt er den frühsten bekannten christlichen Silberschatz in der Geschichte der Archäologie dar.

Literatur

E. Hartley u. a. (Hrsg.): Constantine the Great :York‘s Roman Emperor.York. 2006. S. 210-222

M. M. Mango: Silver from early Byzantium: The Kaper Koraon and Related Treasure. 1986. S. 155- 157

K. S. Painter: In: Journal of the British Archaeological Association.The Water Newton silver. 1999. S. 1- 23

K. S. Painter: Wealth of the Roman world gold and silver AD 300- 700. 1977. S.29- 33

K. S. Painter: A fourth- century Christian silver treasure found at Water Newton. England. 1975. S. 333- 345

J. Spier: Picturing the Bible. The Earliest Christian Art, Ausstellungskat. Fort Worth (New Haven u.a. 2007). S. 200-203

Weblinks

http://www.britishmuseum.org