Diskussion:Containing

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Urvertrauen, Vernichtungsangst und Containing?

In diesem Artikel scheint mir der Psychologe Thomas Pehl das Konzept des Containing sehr plausibel darzustellen: Kindliche Reaktion als Reparaturversuch

  • "Im Grunde mache ich bei den Jugendlichen etwas, das eine gute Mutter bei einem Säugling oder Kleinkind tut: Ich nehme die Gefühle der Jugendlichen in mich auf, verstehe, ordne, beruhige und strukturiere sie, um sie ihnen dann, in jetzt symbolisierter Form, wieder zur Verfügung zu stellen"
  • Es sei besonders wichtig, dem Sprössling kontinuierlich eine empathische, haltende, strukturierende und liebevolle Fürsorge zu geben, damit sich Urvertrauen entwickeln kann. Diese Basis psychischer Stabilität, die den Gegenpol zur Vernichtungsangst darstelle, entwickle sich beim Säugling aus der Erfahrung mit den Eltern als den wichtigsten Bezugspersonen. Da sich die Welt jedoch in ständiger, zumeist unbewusster Auseinandersetzung zwischen den Polen Angst und Vertrauen, Nähe und Distanz oder Abhängigkeit und Autonomie bewege, gelte es im späteren Leben häufig, ambivalente Gefühle auszuhalten. Um diesen Ambivalenzen standzuhalten, entwickelt und übt das Kleinkind im Verhältnis mit den Eltern und an ihrem Vorbild seelische Fähigkeiten - wie etwa Entscheidungen zu treffen und zu den Konsequenzen zu stehen -, die der Therapeut auch als Ich-Funktionen bezeichnete.

Was aber passiert, wenn dieser hochsensible Entwicklungsprozess durch Verlusterfahrungen wie Tod eines Elternteils, Trennung der Gatten oder ihre dauerhafte Unfähigkeit, dem Kind liebevolle Fürsorge zu geben, unterbrochen wird? Kinder nähmen diese konflikthaften Bilder in sich auf, machten sie zur Grundmelodie ihrer Gefühle und dabei würden sie von Angst überflutet, die die noch unfertige Psyche erstarren lasse. Zudem reagierten sie auf diese Situation mit der Ausbildung eines Phänomens, das der englische Psychoanalytiker Donald Winnicott (1896 bis 1971) als "falsches Selbst" bezeichnete und das eine Art Überlebenshilfe durch Anpassung und problemloses Funktionieren in der Notsituation darstelle. "Das ist der Versuch, sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen", so der Therapeut, der die kindliche Reaktion auch als Reparaturversuch, Notreife, oder Schutz des Selbst bezeichnete. Aber: "Während die Kinder oder Jugendlichen in der Krise über sich hinaus wachsen, findet in ihrem Inneren ein Stillstand der seelischen Entwicklung statt", betonte der Psychoanalytiker, der von einem "Einfrieren" der konflikthaften Situation bei gleichzeitiger Entwicklungsstagnation sprach. Anhand zahlreicher Fälle - auf einen davon nimmt der fiktiv verwendete Name Julia Bezug - verdeutlichte der Kinder- und Jugendpsychotherapeut, wie schwerwiegend die Konsequenzen für die Jugendlichen, die beispielsweise den Zugang zu ihrer Gefühlswelt verlieren können, sind. In der Therapie komme es schließlich zur Regression zu diesen eingefrorenen Prozessen mit dem Ziel, sie zu beleben, zu verarbeiten und durchzuarbeiten, um die entstandenen Blockaden zu lösen. Pehl verglich seine Rolle dabei mit der von empathischen Eltern. Denn der Licher nutzt nicht nur das in der Psychoanalyse zentrale Instrument der "Übertragung", bei der der Patient auch die gefühlte Dimension der unbewussten Beziehungserfahrung - etwa mit den Eltern - auf den Analytiker projiziert. Auch das der so genannten Gegenübertragung: Der Therapeut erlebt das Verhalten seines Klienten mit den eigenen Gefühlen, ordnet die Eindrücke, fasst sie in Worte und spiegelt sie dem Behandeltem, der so Zugang zur seiner Emotionalität erhalten soll, wider. "Das ist bei Jugendlichen mit schweren Störungen besonders wichtig, weil sie oft nicht in der Lage sind, ihre Gefühle zu formulieren", resümierte der Analytiker.

Quelle: Kreisanzeiger (Gießen), 13.12.2012

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