Diskussion:Edward Gibbon

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In der deutschen Wikipedia heißt es: "In stark übersteigerter und vergröberter Form wirkten seine Thesen bis in die faschistischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts hinein, obwohl Gibbon selbst sicher kein Faschist war."

Es wird der tatsächlichen geistesgeschichtlichen Bedeutung von Edward Gibbon in keiner Weise gerecht, ihn als präfaschistisch abzuqualifizieren. Dies steht auch im Widerspruch zum nachfolgenden Satz, nachdem sein Gedankengut "in der westlichen Öffentlichkeit weiterhin weit verbreitet" sei.

1. Die tatsächliche Bedeutung von Gibbon liegt m. E., und heute mehr als je, in seiner brillianten Absage an jegliche Art von religiösem Fanatismus:

"In der Tat hatte Origenes eine zu große Neigung, den alten Philosophen nachzustreben. Seine gemäßigten Ansichten waren dem Eifer der Kirche zu widersetzlich, und er wurde der Ketzerei der Vernunft für schuldig befunden." [Kapitel 47, Fußnote 95]

"...und Innozenz [III.] kann sich der beiden bezeichnendsten Triumphe über den Verstand und die Menschlichkeit rühmen, der Einführung der Transsubstantiation und des Beginns der Inquisition." [Kap 59]

"Unter den arabischen Philosophen ist Averroes angeklagt worden, die Religion der Juden, der Christen und der Mohammedaner zu verachten. Jede dieser Sekten würde zustimmen, dass seine Geringschätzung in zwei der drei Fälle angemessen sei." [Kap 52, Fußnote 72]

"Es mag etwas seltsam anmuten, dass Bernhard von Clairvaux, der so viele Wunder seines Freundes St. Malachi aufzeichnet, niemals Notiz von den eigenen nimmt, welche ihrerseits aber sorgfältig von seinen Gefährten und Schülern berichtet werden. Gibt es in der langen Abfolge der Kirchengeschichte ein einziges Beispiel eines Heiligen, der behauptet, selbst die Gabe der Wundertätigkeit zu besitzen?" [Kapitel 15, Fußnote 81]

[Über die Fügsamkeit der Mönche] "Eine blinde Unterwerfung unter die Befehle des Abts, wie absurd oder gar kriminell sie auch erscheinen mochten, war der vorherrschende Grundsatz, die erste Tugend des ägyptischen Mönches; und ihre Geduld wurde häufig mit den überspanntesten Versuchungen geübt. Sie wurden angewiesen, einen riesigen Felsen zu entfernen; emsig einen toten Stock zu bewässern, der in den Boden gepflanzt war, bis er nach drei Jahren wie ein Baum austreiben und blühen würde; in ein glühendes Feuer zu laufen oder ihr Kind in einen tiefen Brunnen zu werfen; und mehrere Heilige oder Verrückte wurden in der mönchischen Geschichte durch ihren gedankenlosen und furchtlosen Gehorsam unsterblich. Die Freiheit des Geistes, die Quelle aller großmütigen und rationalen Einstellungen wurde von den Sitten der Leichtgläubigkeit und der Unterwerfung zerstört; und der Mönch, mit den Lastern eines Sklaven infiziert, folgte hingebungsvoll dem Glauben und den Leidenschaften seines kirchlichen Tyrannen. Der Frieden der östlichen Kirche wurde von einem Schwarm von Fanatikern heimgesucht, die weder zu Furcht, noch zu Vernunft oder zu Humanität fähig waren; und ohne Scham bekannten die kaiserlichen Truppen, dass sie eine Begegnung mit den grimmigsten Barbaren weniger fürchteten." [Kapitel 37]

Die Reihe solcher Zitate ließe sich beliebig verlängern; und sie bezieht sich durchaus nicht nur auf die christlichen Religionen.

2. Die Formulierung von "noch naturhaft-gesunden jungen Reiche(n) des mittelalterlichen Nord- und Westeuropa" die im Gegensatz zur römischen Dekadenz stünden, findet sich weder explizit noch implizit in seinem Werk. Gibbon ist meilenweit davon entfernt, den Status der Germanen als "naturhaft-gesund" i. S. Rousseaus zu empfinden:

[Über die britischen Inseln:] "Die eingeborenen Kaledonier verblieben am Nordende der Insel in ihrer wilden Unabhängigkeit, die sie nicht weniger ihrer Armut als ihrer Tapferkeit verdankten. ... Die Herren der angenehmsten und wohlhabendsten Klimata des Erdballs wandten sich mit Verachtung ab von den trüben, von winterlichen Stürmen umtosten Hügeln, von Seen, die in blauem Nebel verschwanden, und von kalten und einsamen Heiden, über die die Tiere des Waldes von Trupps nackter Barbaren gejagt wurden." [Kapitel 1]

" ...und der Gebrauch der Buchstaben ist der grundlegende Umstand, der ein zivilisiertes Volk von einer Horde zu Wissen und Überlegung unfähiger Wilder unterscheidet." [Kapitel 9]

Wo von Kelten, Galliern, Goten, Germanen, Hunnen, Sarmaten usw. die Rede ist, spricht er durchgängig von "rohen", "abgehärteten" Barbaren. Nirgends ist auch nur andeutungsweise der Gedanke zu finden, dass Kultur per se verweichliche; wenn, dann meint er stets von einer konkreten Entwicklung in einer Kultur, dass sie ungünstige Auswirkungen hätte. Darin liegt nichts Präfaschistisches.

3. Natürlich gibt es in einem wissenschaftlichen Werk, welches über 200 Jahre alt ist, nicht nur Details, sondern auch Grundgedanken, über die die Zeit hinweggeschritten ist. So berichtet er, dass die Schwarzafrikaner fauler und einfältiger als die Europäer sind. Selbst in dieser Passage aber ist er nicht wirklich faschistoid, da er den Unterschied nicht auf einen "erbbedingte" Eigenschaft, sondern auf das drückend-heiße Klima südlich der Sahara zurückführt (ich gebe aus dem Gedächtnis wieder, da ich die Stelle nicht mehr finde)

4. Zeitgenössische Autoren, von denen Gibbon mit Zustimmung oder Hochachtung spricht, sind Hume, Montesquieu, Grotius oder, mit gewissen Einschränkungen, Voltaire. In diese Reihe, und nicht in die von Nietzsche, Clemenceau oder Rosenberg, gehört er.

RomFan

Danke für die ausführlichen Informationen. Wäre nett, wenn du den Text entsprechend korrigierst. :-) --webmaster@sgovd.org (Diskussion) 22:43, 20. Sep 2005 (CEST)
Ich habe diesen absurden Halbsatz rausgenommen. Plehn 18:10, 18. Mär 2006 (CET)


Bezeichnung "Byzantinisches Reich"

Im Artikel heißt es, Gibbon habe diese Bezeichnung geprägt. Fakt jedoch ist, dass Hieronymus Wolf diesen Begriff bereits 1557 in seinem Corpus Historiae By­zantinae, also rund 200 Jahre früher prägte.
Außerdem, das allerdings weiß ich nicht mit letzter Bestimmtheit, benutzte Gibbon selbst diesen Begriff ("Byzantinisches Reich") überhaupt nicht. Er nannte auch das Oströmische Reich (bis 1453) Römisches Reich. Entsprechend heißt es im englischen Wiki-Artikel über das Buch The History of the Decline and Fall of the Roman Empire:

"The books cover the period of the Roman Empire after Marcus Aurelius from just before AD 180 to 1453 and beyond, concluding in 1590. They take as their material the behavior and decisions that led to the decay and eventual fall of the Roman Empire in the East and West, offering an explanation on why the Roman Empire fell."

In der deutschsprachigen Übersetzung (Verfall und Untergang des römischen Imperiums. Bis zum Ende des Reiches im Westen) wurde die Geschichte des Oströmischen Reiches weggelassen, womit der Eindruck entsteht, Gibbon nenne nur das Weströmische Reich Roman Empire, was allerdings nicht der Wahrheit entspricht. --Dai 00:06, 21. Feb 2006 (CET)

Seit 6 1/2 Jahren reagiert niemand auf diesen Einwand, die völlig unbelegte Behauptung, Gibbon habe die Bezeichnung "Römisches Reich" dem Byzantinischen Reich verweigert, steht nach wie vor im Artikel. Was soll man von einem solchen enzyklopädischen Lexikon halten?--13Peewit (Diskussion) 21:41, 27. Jul. 2012 (CEST)
Ich glaube, das ist richtig, und lösche das deshalb jetzt einfach mal. RomFan (Diskussion) 21:19, 15. Jan. 2014 (CET)

Einfluss auf die Verbreitung

Den Satz "Es gipfelte darin, dass das Buch 1783 indiziert wurde, was dadurch jedoch letztlich einen beträchtlichen Einfluss auf die Verbreitung hatte." halte ich für ungenau. Positiver oder negativer Einfluss? --Ootmann 00:13, 19. Aug. 2010 (CEST)

Online verfügbare deutsche Übersetzungen

Es gibt bei Google-Books deutsche Übersetzungen. Brauchbar ist zum Beispiel http://books.google.de/books?id=4L8YAAAAYAAJ&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false usw. Eine Überssetzung von Merck. --13Peewit (Diskussion) 22:25, 27. Jul. 2012 (CEST)

Es gibt weitere gedruckte Übersetzungen in die deutsche Sprache, die ebenfalls keine Erwähnung finden. Findet man in Katalogen wie KVK. --13Peewit (Diskussion) 03:03, 24. Mär. 2013 (CET)