Benutzer:Eurydike13/Boudry Lorenz

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Vorlage:Pauline Boudry und Renate Lorenz

Pauline Boudry (* 1972 in der Schweiz ) studierte an der Kunstakademie in Genf und arbeitet seit 2010 an dem Kunstinstitut an der Universität in Zürich.

Renate Lorenz (*1963 in Deutschland ) studierte in Bonn und arbeitet an dem Kunsthistorischen Institut der Universität in Wien.

Seit 1998 arbeiten die Künstlerinnen, die beide wohnhaft in Berlin sind, zusammen an zahlreichen internationalen Projekten. Dabei setzen sie sich hauptsächlich mit dem Thema der Homosexualität auseinander, sowie dem wechselhaften Charakter der Geschlechterrollen. Mithilfe der Medien Videoinstallation, Fotografie und Literatur diskutieren sie die komplexe Darstellung von gesellschaftlich vorgeschriebenen Rollen von Männern und Frauen und ihre Wandelbarkeit.

Werkauswahl

Normal Work

Videoinstallation mit 13 Fotografien ( ca. 13 min)

Hintergründe

Während ihren Recherchen im Munby Archiv des Trinity College in Cambridge setzten sich die Künstlerinnen Pauline Boudry und Renate Lorenz mit zahlreichen Briefen aus dem 19. Jahrhundert auseinander, die die heimliche Beziehung zwischen Arthur Munby und seiner Angestellten Hannah Cullwick dokumentierten. Vier Darstellungen des Hausmädchen in Fotografien, die den Briefen beilagen, adaptierten die Künstlerinnen für ihr Werk " Normal Work". Die erste Fotografie, von 1867, zeigt Cullwick bei den Arbeiten des Hauses. Die 1861 aufgenommene Fotografie zeigt das Hausmädchen gekleidet als junger bourgeoiser Mann.1962 folgt eine Aufnahme aufgemacht als Sklave. Eine vierte nicht genau zu datierende Aufnahme, zeigt Cullwick als feine Dame der Bourgeoisie.

Boudry und Lorenz verarbeiten die Geschichte der Hannah Cullwick in ihrem Werk um indem sie eine Auswahl an Fotografien in ihren Videoinstallationen nachstellen und interpretieren. Dabei werden moderne Elemente in der Performance eingearbeitet, wie moderne Musik und Fotografie. Diese Elemente verbinden vergangenes mit gegenwertigen Themen, die dem der Homosexuelität. Dabei betonen die Künstlerinnen durch ihren HauptdarstellerIn Werner Hirsch, geboren als Frau, performend als Mann, besonders den wechselhaften Charakter der Geschlechter. Verschiedene Fragen über und Aspekte von Geschlechterrollenverteilung, gesellschaftlicher Hierarchie und die Grenzen im Arbeitsleben werden aufgeworfen und auf die heutige moderne Zeit projiziert. Boudrys und Lorenz Werke versuchen durch moderne Medien, diese existenten Tabuthemen aufzubrechen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen.

Salomania

Videoinstallation ( ca. 17 min)

Hintergründe

In ihrer 2009 konzipierten Videoinstalation "Salomania" setzen sich die Künstlerinnen zum einen mit der Geschichte der biblischen Prinzessin Salome auseinander. Desweiteren untersuchen sie jedoch auch den Wandel dieser Figur und ihrer Interpretation durch verschiedene andere Künstler, wie Oscar Wilde, Alla Nazimova und Yvonne Rainer. Oscar Wilde schrieb 1891 das gleichnamige Theaterstück auf Grundlage der biblischen Legende der Salome. Der Schriftsteller des 19. Jahrhunderts erregte jedoch vor allem durch das offene Ausleben seiner Homosexualität Aufsehen, aufgrund dessen er schließlich zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt worden war. Alla Nazimova setzte 1923 die Erzählung der Salome im schwarz-weißen Stummkino um. Nazimova fiel durch ihren offenen Umgang mit ihrer bipolaren Sexualität und ihrem unkonventionellen Auftreten als Femme fatale auf.

Für beide, Oscar Wilde und Alla Nazimova war die Auseinandersetzung mit dem Thema der Salome fatal. Wilde wurde aufgrund der Anstößigkeit seines Theaterstückes schließlich verhaftet.[1]. Nazimovas eigene Produktion des Filmes wurde von Kollegen harsch kritisiert und war ein Kinoflop [2].

In der Videoinstalation werden Figuren durch einen Prolog eingeleitet. Dem Stück geht ein kurzer Blick hinter den Kulissen vor. Der Film von Alla Nazimova wird projeziert und die/ der HauptdarstelerIn beginnt einen parallen Tanz. Schließlich wird der Betrachter mit ausenaufnahmen eines Pfaus konfrontiert und einer Frau im Morgenmantel. Abschließend studieren Yvonne Rainer und der/ die HauptdarstellerIn Wu Ingrid Tsang eine Neuinterpretation des Tanzes der Salome. Wu Ingrid Tsang geboren als Mann, bewegt sich ebenfalls zwischen den traditionellen Rollen der Geschlechter und ist Teil der Transgenderbewegung [3].

Boudry und Lorenz zufolge entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein regelrechter Kult um die Figur der Salome. Dabei identifizierten sich viele Frauen mit der Rolle des Vamp und der Femme Fatale, die Salome für sie zu personifizieren schien. Ausdruck fand diese beinahe kultische Verehrung des biblischen Vorbildes in der Adaption des Schleiertanzes den Salome für ihren Stiefvater aufführte. Aus der jugendlichen Figur entstand das Symbol der Dekadenz. Ihre entschlossene Grausamkeit und List verschwimmt zu einem Ideal von Schönheit und Erotik. Diese Erotik, die Verführung und Gier finden besonderen Ausdruck im Tanz.


Merkmale der Arbeiten

  • Großangelegte Recherchen zu den verschiedenen Hintergründen der jeweiligen Arbeiten und Themen
  • Durchbrechen des illusionistischen Raumes durch den Blick hinter die Kulissen
  • Betonung des Arbeitsprozesses
  • Variation der Geschlechterrollen, Aufbruch der Konvention ein bestimmtes Geschlecht, stellt sich durch bestimmte Attribute dar
  • Thematisierung des Phänomens der Travestie als neues Geschlecht und die Loslösung von dem Gedanken der zwei Geschlechter Mann und Frau


Film- und Fotoinstallationen

  • 2013: To Valerie Solanas and Marilyn Monroe in Recognition of their Desperation
  • 2012: Toxic
  • 2011: No Future/No Past
  • 2010: Contagious!
  • 2009: Charming for the Revolution
  • 2009: Salomania
  • 2008: N.O. Body
  • 2007: Normal Work


Weblinks


Literatur

  • G. Bordowitz, Repetition and Change. The Film Installations of Pauline Boudry and Renate Lorenz, 2012, pp. 15-25.
  • P. Boudry; R. Lorenz, Salomania, 2009.
  • J. Butler, Die Macht der Geschlechternormen und die Grenzen des Menschlichen, Frankfurt am Main, 2009.
  • R. Lorenz, Salomania. Trans ans Trans-temporal. A Queer Archaeology of Destructiveness in A. Lagaay; M. Lorber, Destruction in the Performative, Amsterdam, 2012, p. 111ff.
  • R. Lorenz, Queer Art. A Freak Theory, Bielefeld, 2012.


Einzelnachweise

  1. R. Lorenz, Salomania. Trans ans Trans-temporal. A Queer Archaeology of Destructiveness in A. Lagaay; M. Lorber, Destruction in the Performative, Amsterdam, 2012, p. 114.
  2. R. Lorenz, Queer Art. A Freak Theory, Bielefeld, 2012, pp. 95-96.
  3. R. Lorenz, Queer Art. A Freak Theory, Bielefeld, 2012, p.99.


Kategorie:Renate Lorenz Kategorie:Kunst Kategorie:Videokunst) Kategorie:Transgender