Diskussion:Ethnomethodologie

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Präzisierungen

Ich würde mal die neu hinzugekommenen Punkte unter "Ethnomethodologie nach Garfinkel" zu präzisieren versuchen (irgendwann); da ist noch etwas leicht schief dargestellt und vermischt m.E. den (fraglosen) Standpunkt der Interaktanten mit einer nichtethnomethodologischen soziologistischen Grundhaltung. So würde ich die Änderungen begründen:

  1. Die Sprache ist unpräzise, da sie von so genannten okassionellen oder indexikalen Ausdrücken durchzogen ist.
Jein, ist nicht richtig, zumindest ungenau. "Okassionelle Ausdrücke" ist ein Begriff mit IMHO (zu) starker soziolinguistischer Prägung, der nach "grammatisch inkorrekt" klingt und evtl. sogar Normabweichungen zuschreiben will - so etwa "okassionell ist, was eigtl. so nicht im Duden steht" (korrigiert mich bitte). "Indexikalische Ausdrücke" dagegen trifft voll zu - aber davon leben wir alle. Sprache ist unpräzise, aber das macht im Alltag überhaupt nichts. Problemfrei wird sie durch den Gebrauch und im Gebrauch, eigtl. ist Sprache-in-Verwendung nur unpräzise, wenn man einen weltfremden, apraktischen, allzu sozialwissenschaftlichen Standpunkt einnimmt. Genau den vermeidet die Ethnomethodogie, und braucht entsprechend nur zu würdigen, wie die Leute alltäglich, unauffällig und nonchalant mit Sprache umgehen - ohne problematisieren zu müssen, dass eigentlich Sprache ja was total schwammiges oder per se mißverständliches ist. Genau das zeigen ja auch die Krisenexperimente: gewöhnlich geht alles gut, und wir sind hervorragend in der Lage, Sprache zu verstehen, und "alles was gesagt wird macht immer Sinn".
  1. Diese indexikalen Ausdrücke werden von den Teilnehmern im Interaktionsverlauf ständig interpretiert.
Jawoll. Hier würde ich nur interaktiv oder besser intersubjektiv ergänzen wollen.
  1. Damit Interaktion flüssig verläuft, müssen die Teilnehmer auf Grundlage von Vertrauen in korrekte Interpretationsleistungen der anderen Teilnehmer handeln.
Das zeigen die Krisenexperimente auch: wie weit das Vertrauen tatsächlich reicht. Und das klappt sogar kontextfrei sehr gut. Es gibt eine Anekdote, wie der Ethnomethodologie Edward Rose vom Flughafen abgeholt wird, und auf der Fahrt äußert "Hat sich alles ganz schön verändert hier, ne?". Der Fahrer (egal ob es nun ein befreundeter Ethnomethodologe war oder nicht) weiß sofort etwas zu sagen und fühlt sich nicht auf die Probe gestellt.
  1. Die Teilnehmer an der Interaktion versuchen die Phänomene so zu interpretieren, dass für sie nachvollziehbar Sinn entsteht - es findet ständig eine sinnhafte Normalisierung statt.
"Versuchen" klingt schwach auch nach "vergeblich" - besser wäre evtl. "Die Teilnehmer an der Interaktion interpretieren die Phänomene so, dass für sie nachvollziehbar Sinn entsteht - es findet ständig eine sinnhafte Normalisierung statt." Sinnhafte Normalisierung klingt nach Alfred Schütz, sehr gut.

Ich bitte um weitere Verbesserungen und Ergänzungen. Dann wird der Abschnitt besser. :) --Vintagesound 12:16, 14. Okt 2005 (CEST)

Ach ja, und der Beitrag von Durkheim kommt von hier (obwohl auch anderen Quellen genannt worden sind: The Rules of Sociological Method, ed. Steven Lukes (New York, Free Press 1895), S.45): "Very often the disagreements were due to the refusal to admit at all, or to admit with reservations, our basic principle, that of the objective reality of social facts. It is therefore upon this principle that in the end everything rests, and everything comes back to." --Vintagesound 12:49, 14. Okt 2005 (CEST)

Fein, fein - hört sich doch gut an: frisch ans Werk! --Ozean 16:05, 14. Okt 2005 (CEST)

Ergänzung: Auf den zweiten Blick finde ich das mit dem "versuchen" gar nicht so schlecht, weil das auf die damit verbundene aktive Anstrengung verweist, d.h. dass das nicht eine Selbstverständlichkeit ist. Insbesondere in der Konversationsanalyse sieht man ja immer wieder, dass die Interpretation tatsächlich kontingent ist und immer wieder verändert und verworfen werden kann. Also von daher würde ich vorschlagen, entweder wieder das versuchen rein zu nehmen oder die kontingente Prozesshaftigkeit anders gesondert zu betonen. --Ozean 16:14, 14. Okt 2005 (CEST)

Eigentlich ist das ein guter Punkt, dass es eben keine Selbstverständlichkeit ist - aber eben das ist nicht nur Ausgangspunkt der Forschung, sondern gerade (außer in den beschworenen Krisen) für die Interaktanten kontingent ist bzw. gehalten wird. Vielleicht fällt mir dazu ja eine Formulierung ein... --Vintagesound 10:31, 17. Okt 2005 (CEST)

  • Hm, da ist irgendwie in den letzten zwei Jahren das Attribut der 'handlungstheoretischen' irgendwas prominent in den ersten Absatz reingeraten. Würde der/diejenige/r der wo das eingetragen hat das bitte wieder entfernen und v.a. verstehen, dass genau das bei allem, was ethnomethodologische Forschung sein will, allerbestens eine ungeliebte Fremdzuschreibung sein kann? Danke. (Dem vorgreifend hab ich das mal versucht zu erklären. Verbesserungen immer willkommen.) --Vintagesound 23:16, 13. Sep. 2007 (CEST)

Und was sind nun diese dubiosen Krisenexperimente?

"Krisenexperimente sind weniger Experiment als vielmehr "Hilfestellung für eine nachlässige Erinnerung". In den Krisen wird gezeigt, dass die Stabilität sozialer Normen in der Interaktion in beständig geleisteter Arbeit der Interaktanten besteht. Kann das jemand mal auf Normaldeutsch umschreiben, ich weiß nämlich immer noch nicht was diese Krisenexperimente nun eigentlich gewesen sein sollen. (Beim Rest des Lemmas geht es mir nicht viel besser, aber Omatauglichkeit will ich bei so einem Thema garnicht erhoffen.)--Heebi (Diskussion) 15:49, 18. Nov. 2014 (CET)