Benutzer:Götz Wehberg/Logistik 4.0

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Definition == Logistik 4.0 kennzeichnet die Entwicklung, Gestaltung, Lenkung und Realisierung veränderungsorientierter, d.h. hoch komplexer Netzwerke von Objektflüssen, die durch den Einsatz neuer Technologien eine sehr hohe Flexibilität und/oder neue, intelligente Services bieten (Wehberg 2015).

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Industrie 4.0 und Logistik 4.0

In den letzten 20 Jahren entwickelte sich eine Vielzahl neuer technologischer Möglichkeiten, Lieferketten zu organisieren. Unter der Überschrift „Industrie 4.0“ will Deutschland diese Möglichkeiten zur Sicherung des Standortes und Wohlstands, der Wettbewerbsfähigkeit sowie Ressourcen nutzen. Die ersten Industrierevolutionen führten die Mechanisierung, Massenfertigung und Automation ein. Dabei stand gewissermaßen die Entlastung und Mobilisierung des Menschen im Vordergrund. Die vierte Revolution zielt auf die cyberphysische Vernetzung der Wertschöpfungskette und Fertigungstechnik im besonderen, d.h. auf die Mobilisierung von Maschinen und Objekten. Dies birgt große Chancen für das Management von Objektflüssen in Gestalt einer Logistik 4.0.

Neue Technologien der Logistik 4.0 == Die im Sinne einer Logistik 4.0 angesprochenen neuen Technologien umfassen unter anderem die vorausschauende Datenanalytik (Predictive Data Analytics) und cyber-physikalische Systeme. Die vorausschauende Datenanalytik erlaubt die Wahrnehmung von Komplexität über die Identifikation wahrscheinlicher Verhaltensmustern mittels der Analyse großer Datenmengen. Ein cyberphysisches System ist durch die Einbettung informatischer, software-technischer mit mechanischen und elektronischen Komponenten gekennzeichnet, welche über eine Dateninfrastruktur kommunizieren. Cyberphysik stellt mit anderen Worten die Verschmelzung von virtuellen und realen Welt dar. (Broy 2010, acatech 2011) Das sogenannte Cloud Computing, d.h. das Bereitstellen von Infrastruktur, Plattformen und/oder Software-Anwendungen in entfernten, virtuellen Rechenzentren, erlaubt es in diesem Zusammenhang, die Intelligenz des Logistiksystems dezentral bzw. verteilt vorzuhalten und gleichzeitig eine effiziente Kommunikation vorzunehmen. Erfolgt die Kommunikation dabei speziell über das Internet, so wird auch von dem „Internet der Dinge und Dienste“ gesprochen. Entsprechende cyberphysische Anwendungen werden umgangssprachlich in der Regel auch mit dem Attribut „smart“ versehen.

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Hohe Lieferflexibilität und Logistik 4.0 == Die Logistik 4.0 bietet eine sehr hohe Flexibilität. Diese sehr hohe Flexibilität des Lieferservice meint die Möglichkeit, durch den Einsatz cyberphysischer Systeme (Groß-)Serien in Form einer Losgröße im Extremfall bis zu N = 1 zu individualisieren, idealerweise bei gleichbleibenden oder sogar niedrigeren Kosten. Hierzu ist eine hohe Beweglichkeit (qualitativ) der Logistikprozesse und Skalierbarkeit (quantitativ) der Logistikkapazitäten erforderlich.

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Intelligente Services der Logistik 4.0 == Die Logistik 4.0 bietet neue, intelligente Services. Mit neuen Services sind sowohl neue Service-Versprechen (Service Level) als auch neue Dienstleistungen an sich gemeint. Deutlich wird, dass die Logistik 4.0 u.a. eine geeignete digitale Infrastruktur braucht, welche die folgenden Schichten abdeckt (acatech 2015):

• Smart Spaces • Smart Products • Smart Data • Smart Services • Smart Talents

Letztere können auch als erforderliche Rahmenbedingung für digitale Ökosysteme bzw. die Logistik 4.0 im speziellen verstanden werden.

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Logistik 4.0 und der Mensch == Ten Hompel (2015) beschreibt, welche Rolle der Mensch innerhalb solch digitaler Öko-Systeme spielt: „Der Mensch ist über einen Avatar mit der virtuellen Welt verbunden. Dieser Software-Stellvertreter kommuniziert mit der sozialen Gemeinschaft der CPS und mit der Cloud.“

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Logistik 4.0 als Managementkonzeption ==Die Konzeption der Logistik 4.0 ist ganzheitlich zu verstehen und nicht auf ausgewählte Technologien zu begrenzen. Logistik 4.0 ist ohne cyberphysische Lösungen zwar nicht allumfassend machbar. Sie ist jedoch ohne eine insgesamt konsistente Gesamtkonzeption nicht nachhaltig von Vorteil (Wehberg 2015).

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Logistik 4.0 und Logistik-Verständnis == Die Logistik 4.0 basiert auf einem evolutionsorientierten Logistikverständnis und der Netzwerkspezialisierung im besonderen (Warnecke 1992 und Wehberg 1997): Aufgrund des insgesamt gestiegenen und weiter ansteigenden Niveaus der Dynamik und Kompliziertheit ihres Umsystems zeichnet sich auch in der Logistik eine Entwicklung zu einer hohen mittleren Komplexität ab. Berücksichtigt man dabei, dass sich Logistiksysteme, wie jedes System, aus einer geordneten Gesamtheit von Systemelementen und -beziehungen verstehen lassen, so ist anzunehmen, dass es vor allem die Systembeziehungen sind, die eine hohe Veränderung begründen. Insbesondere die Außenbeziehungen spielen hier eine große Rolle, definiert sich doch die Komplexität eines Systems im Generellen auch und gerade über sein Umsystem. Ebenso bereitet die Wahrnehmung von Beziehungsgefügen dem Logistikmanagement große Schwierigkeiten, vor allem wohl, weil ihnen ein oftmals immaterieller Charakter zukommt. Insofern ist ihnen besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Dieser allgemein unter dem Stichwort der Netzwerkspezialisierung zusammengefasste Trend der Betriebswirtschaftslehre kommt insbesondere in der zunehmenden Anzahl von Publikationen zum Netzwerkgedanken in der Logistik zum Ausdruck. (etwa Freichel 1992) Der in diesem Zusammenhang oftmals betonte Übergang 'von Logistikketten zu Logistiknetzen' bedeutet allerdings nicht, dass einzelne operative Prozesse der Logistik nunmehr nicht flussgerecht zu gestalten seien und sich aufgrund zahlreicher Verknüpfungen, aber auch Engpässe quasi im 'Netz' verfangen würden. Vielmehr deutet die Betonung des Netzwerkgedankens auf ein neues Muster der Strukturgestaltung hin. Komplexe Netzstrukturen der Logistik sind dadurch gekennzeichnet, dass sie eine Vielzahl von Relationen verschiedenartig bedienen können. Ten Hompel (2015) fasst dies wie folgt zusammen: „Das logistische Netzwerk und seine Knoten müssen sich kontinuierlich den Gegebenheiten anpassen. Daher sollten logistische Knoten in Zukunft umzugsfähig sein. Das verbietet viele Formen klassischer, technischer Infrastruktur.“

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Quellennachweis == acatech, 2015: acatech / Arbeitskreis Smart Service Welt (Hrsg): Smart Service Welt – Umsetzungs-empfehlungen fur das Zukunftsprojekt Internetbasierte Dienste fur die Wirtschaft. Abschluss-bericht, Berlin 2015. acatech, 2011: acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, Hrsg., Cyber Physical Systems. Innovationsmotor für Mobilität, Gesundheit, Energie und Produktion, München, Berlin 2011. Broy, 2010: Broy, M., Hrsg., Cyber-Physical Systems: Innovation durch softwareintensive eingebettete Systeme, Heidelberg u.a. 2010. ten Hompel, 2015: ten Hompel, M., Logistik 4.0, in: Bauernhansl, T., M. ten Hompel, B. Vogel-Heuser, Hrsg., Industrie 4.0 in Produktion, Automatisierung und Logistik, Wiesbaden 2014, S. 615 - 624. Warnecke, 1992: Warnecke, H.-J., Die Fraktale Fabrik, Revolution der Unternehmenskultur, Berlin u.a. 1992. Wehberg, 2015: Wehberg, G., Logistik 4.0 - Komplexität managen in Theorie und Praxis, Wiesbaden 2015 (im Erscheinen). Wehberg, 1997: Wehberg, G., Ökologieorientiertes Logistikmanagement, Ein evolutionstheoretischer Ansatz, Wiesbaden 1997.

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